Beitrag von Mohammed Ghith al Haj Hossin
Essen ist Heimat – das weiß niemand besser als Menschen, die ihre Heimat verloren und Sehnsucht haben. Mohammed Ghith al Haj Hossin erklärt in seinem Artikel, warum Weinblatt-Diebinnen nur auf ihren Bauch hören und wie sehr vertraute Speisen durch den Magen bis ins Herz gehen.
In der letzten Woche berichteten deutsche Medien über einen komischen Diebstahl: “Ungewöhnliche Beute in Südhessen: Die Polizei hat in Alsbach Weinblatt-Diebe geschnappt. Das Frauen-Trio hatte massenhaft in Weinbergen die Weinblätter von frei zugänglichen Rebstöcken abgerissen.”
Natürlich fragt man sich, worum es geht. Es geht um eine orientalische Spezialität: gefüllte Weinblätter. Auch manche arabische Medien haben es berichtet als lustiges Thema, weil sie indirekt vermuteten, dass es sich bei dem angeklagten Frauen-Trio um Syrerinnen handelt.
Es ist nicht verwunderlich, dass viele deutsche Frauen wurden von ihren syrischen Freundinnen gefragt werden: “Wo können wir frische Weinblätter herbekommen? Oder weißt du irgendwelche Weinberge in der Nähe?”
Ein Koffer voll von Gerüchen und Geschmäckern
Diese Leidenschaft zum Essen hat ihre Grundlage in der Sehnsucht nach allem, was im Herzen steckt. Die Beziehung zwischen Menschen und Essen ist sehr alt und stark verbunden. In diesem Sinne hat es sich durch die Zeiten vom grundlegenden menschlichen Bedürfnis zu einer Kunst entwickelt, die unterschiedliche Gesellschaften bezeichnet.
Der Geruch des Essens bringt manche geflüchtete Menschen zurück zu ihrer Heimat, wo die vermessene Zeiten mit der Familie und Freunde in der Erinnerung bleiben. Jeder hat in seinem Kopf einen Koffer voll von den Gerüchen und Geschmäckern des Essen, die ihn mit seinem Herkunftsort verbinden.
Man kann sich nicht von solchen starken Gefühle befreien. Im Gegenteil solche Gefühle verstärken sie sich Jahr für Jahr. Deswegen hängen sich die geflüchtete Menschen, vor allem Frauen an die Kulinarik in zu Hause oder in der Arbeit als Beruf um Geld zu verdienen. Sie versuchen ihre Beziehungen mit der Vergangenheit zu schützen um der Gegenwart zu ertragen.
Die orientalische Spezialität Yaprak
Gefüllte Weinblätter Yaprak ist ein berühmtes orientalisches Essen im Nahen Osten und in der Türkei. Man braucht viel Erfahrung und Tüchtigkeit um es zuzubereiten. Deswegen wird es gekocht zu wichtigen Anlässen für besondere Gäste. Es ist für gewöhnlich am Anfang jedes Sommers, wie in Syrien zum Beispiel, dass viele Frauen frische Weinblätter zu sammeln beginnen, um es im gesalzen Wasser zu lagern.
So es kann bis nächstes Jahr seinen Geschmack halten, ohne Konservierungsstoffe zu benutzen. Es gibt viele Quellen um Weinblätter zu kaufen. Eine ist, sie auf dem Markt der Saison zu kaufen oder die Frauen bekommen sie von ihren eigenen Rebstock oder als Geschenk von den Nachbarn oder Freunden. Oder aber, und das ist das schlimmste, Diebstahl vom Weinberg.
Aber hier in Deutschland haben diese Frauen gedacht, dass die letzte Quelle die einzige Quelle ist, ohne sich zu beschäftigen, ob das legal oder nicht. Natürlich muss man die Erlaubnis vom Besitzer haben, sonst gilt es als illegales Verfahren, das bestraft wird. Eine Sache, die das Frauen-Trio nicht gewusst hat, wie ich denke.
Die antike Welt kannte Weinblätter gut. Nicht nur als Lebensmittel sondern auch für die medizinische Nutzung. So spielen sie eine wichtige Rolle in der Mythologie. Zum Beispiel glaubten die alten Griechen an Dionysos als der Gott des Weins, der es zur Welt gebracht hat. In der arabischen Welt wurden die Träume aus Weinblättern als Reichtum und Segen für den Träumer gedeutet. Das ist kein Wunder, wenn wir wissen, welchen Stellenwert Weinblätter im Nahen Osten haben.