Am Donnerstag fegte “Ignatz” über Deutschland hinweg. Auch in der Johannstadt barst Holz, flogen Töpfe und Untertassen, ging Glas hernieder, wirbelten Blätter-Tornados. Im Stadtgebiet kam der Straßenbahnverkehr zum Erliegen. Was der Sturm allerdings auch brachte war ein spektakulärer Abendhimmel.
Wie sieht Sturm aus? Nach verwehten Gehwegen, umgekippten Autos und Blaulicht. Mit den Böen fegten am Donnerstag auch Feuerwehrautos und Krankenwagen durch die Stadt. Äste knickten, Blumentöpfe fielen und Wäsche verabschiedete sich in die Luft.
Der Sturm tobte nur Stunden
In den Notrufzentralen klingelten die Telefone, berichtet die Polizei in ihrer Bilanz. Rund zusätzliche 200 Anrufe gingen aufgrund des Unwetters ein. Stämme und Äste blockierten Straßen und Radwege. Der Wind riss sich das Herbstgold von den Bäumen. Was er allerdings auch vollbrachte, waren eilig vorbeiziehende Wolken-Fantasmen an einem stahlblauem Himmel, feinster Sprühregen und ein Abendhorizont wie auf einem meisterlichen Gemälde.
Licht und Schatten wechselten sich ab an diesem atemlosen Donnerstag, an dem Menschen nach möglichst baumlosen Verbindungen durch die Stadt suchten und ihre Hüte und Mützen festhalten mussten. Auch Bodenständige wurden angelupft. Der Wind überprüft den Bestand und wirbelt auf, was nicht verankert ist. Mutige ließen sich auf freier Fläche durchpusten und maßen ihre Kräfte mit dem unsichtbaren Gegner. Die gute Nachricht: Der Sturm tobte nur Stunden und niemand wurde durch ihn verletzt. Am Abend lag die Elbe glatt und still wie ein Silberspiegel, als hätte die scharfe Luft sie gestriegelt.
Derweil sammeln die Menschen Äste und Scherben ein, zählen Kratzer und Beulen. Wie kam die Blume auf den Balkon? Und warum liegen hier fremde Socken? Der Sturm ist ein Unruhestifter, den niemand fassen kann. Bei der Bewältigung hilft, gelegentlich zu schmunzeln und zu staunen.