Unvergessen: Frau Schuch

eingestellt am 07.11.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Doris Schuch. Foto: Torsten Birne

Vielen war sie wohl aufgefallen in den letzten Wochen: die klaffende Lücke, die das gelbe Auto von Doris Schuch neben der Konsum-Halle hinterließ. Sie wird sich nicht schließen. Wir trauern um eine starke Frau, tüchtige Gärtnerin und seltene Blume.

Frau Doris Schuch aus Weinböhla gehörte mit ihrem gelben Verkaufsauto zur Johannstadt wie die vier Jahreszeiten. Bei Wind und Wetter stand sie, die Hände rau und erdgefärbt, zwischen Konsum und Hochhaus an der Pfotenhauerstraße und reichte selbst angebautes Obst und Gemüse über den Tresen. Eine tatkräftige, bodenständige Frau, wacker und zuversichtlich. Nie um einen kessen Spruch verlegen, zugewandt, auf das Wesentliche besonnen. Eine Frau, der das Wachsen am Herzen lag, die von ihrer reichen Ernte abgab und nie versäumte, die Blumen am Wegesrand zu würdigen.

Am Freitag erreichte die Stadtteilredaktion nun die traurige Kunde: Frau Schuch ist verstorben. Sie hatte sich nach langer Krankheit zurück  gekämpft und es grünte Hoffnung. In Anteilnahme war ihre Kundschaft ihr verbunden, als sie an ihren letzten Markttagen vom erneuten Ausbruch ihrer schweren Krankheit berichtete. Dann blieb ihr Fleckchen leer.

Doris Schuch in ihrem Marktauto. Foto: Philine Schlick

Wie viele Zwiebelchen von ihr ruhen jetzt in der Erde und warten auf den Frühling? Wie viele Azaleen, Primeln und Alpenveilchen werden in ihrem Namen wieder erblühen? Frau Schuch als Pflanzenflüsterin wusste um die Wichtigkeit von Wurzeln, die Kraft der unscheinbaren Knollen, die Mühe, die einzelne Blüten kosten. Sie überreichte nicht nur Obst und Gemüse, sondern die Früchte ihrer Arbeit, Wissen, Stärke, Gesundheit und große Stücke kleinen Glücks. Werte, die unvergesslich sind.

Frau Schuch, die Johannstadt wird sie vermissen. Wir sind traurig und schmerzerfüllt, wir senden unsere Klagen in den kalten Novemberwind. Aber wir wollen auch im Frühling Ihrer gedenken, wenn sich mit neuerlicher Kraft die Schneeglöckchen durch die Eiskruste stemmen. Wir wollen Ihrer gedenken im Sommer, wenn die Kirschen prall werden und die Äpfel rote Backen bekommen. Im Herbst, wenn die Erde Kartoffeln schenkt und im Winter, wenn der Grünkohl auf den Tellern dampft. Wir gedenken mit Ihnen den Schätzen des Lebens und danken Ihnen für alle, die sie mit uns geteilt haben.

2 Gedanken zu „Unvergessen: Frau Schuch“

  1. Wir werden sie so vermissen. Für uns war sie “die liebe Frau”, also wir noch nicht ihren Namen kannten. Immer im Gespräch mit ihr kannten wir ihre Sorgen und Nöte und haben mit ihr um ihre Gesundung gebangt. Der leere Platz wird an sie erinnern. Wir bewahren sie in unseren Herzen.
    Elke und Günter Birninger

Kommentare sind geschlossen.