Am 6. Juni 2013 stand die Elbe in Dresden 878 Zentimeter hoch. Es war der Scheitelpunkt des Elbe-Hochwassers. In jeder Sekunde flossen damals rund 3.800 Kubikmeter Wasser die Elbe hinab – das entspricht in etwa dem Inhalt von etwa 25.000 Badewannen.
Dresden war von einem großräumigen Hochwasserereignis betroffen, das auch in Tschechien, Österreich und Polen Überschwemmungen verursachte. Dazu führten intensive, langdauernde Starkniederschläge, besonders in den Staulagen der Alpen und den Mittelgebirgen. Seit Ende Mai 2013 regnete es hier über den Zeitraum etwa einer Woche. Am stärksten traf es damals neben der Donau die Elbe und ihre großen Nebenflüsse.
An der Elbe in Dresden war es das zweitgrößte Ereignis seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1776. Das Volumen der Hochwasserwelle am Pegel Dresden überstieg hingegen mit 2.569 Millionen Kubikmeter beträchtlich die des Elbe-Hochwassers vom August 2002 (2.034 Millionen Kubikmeter). Der Wasserstand war vergleichbar mit dem Winterhochwasser von März 1845, das einen Scheitelwasserstand von 877 Zentimeter erreichte.
Die im Jahr 2011 fertiggestellten Schutzanlagen für die linkselbische Innenstadt und Friedrichstadt sowie Siedlungsgebiete nördlich der Kaditzer Flutrinne bestanden ihre erste Bewährungsprobe. Jedoch waren Häuser, Straßen und Felder zwischen Stetzsch und Cossebaude sowie im linkselbischen Dresdner Osten erneut überschwemmt.
Weißeritz bestand Belastungsprobe, Lockwitzbach trat in Niedersedlitz über die Ufer
Die Weißeritz führte ebenfalls Hochwasser im Stadtgebiet. Es war mit einem Scheitelabfluss von 150 Kubikmeter je Sekunde das viertgrößte Hochwasser der Weißeritz in Dresden seit Beobachtungsbeginn 1882. Trotzdem kam es hier zu keinen Überflutungen. Nach dem Augusthochwasser 2002 wurde das Gewässerbett so umgebaut, dass auch großflächige Überschwemmungen abfließen können sollen. Obwohl die Ertüchtigungsmaßnahmen noch nicht abgeschlossen waren, bestand die Weißeritz diese Belastungsprobe.
Auch am Lockwitzbach bildete sich in der der Nacht vom 2. zum 3. Juni 2013 der Hochwasserscheitel aus mit einem Abfluss von knapp 30 Kubikmeter je Sekunde oberhalb des Abzweiges des Niedersedlitzer Flutgrabens. Überschwemmt wurden Siedlungsflächen im Stadtteil Dresden-Niedersedlitz.
An zahlreichen kleineren Gewässern im Stadtgebiet traten infolge der Starkniederschläge vom 1. bis zum 3. Juni 2013 deutlich erhöhte Abflüsse auf, die jedoch überwiegend zu keinen Überschwemmungen führten. Dazu haben wesentlich die Vielzahl von Maßnahmen zur Renaturierung und Wasserrückhaltung beigetragen, die seit 2002 realisiert wurden. Großflächige Überflutungen gab es lediglich am Maltengraben sowie am Kaitzbach, wodurch auch der Große Garten überschwemmt wurde.
Grundwasserstände übertrafen Maximalwerte von 2002
Im Grundwasser bestand zum Frühjahr 2013 die besondere Ausgangssituation, dass alle Messstellen im Stadtgebiet aufgrund der hohen Niederschlagsmengen in Winter und Frühjahr bereits Grundwasserstände von etwa ein bis zwei Meter über den mittleren Werten aufwiesen. Der zusätzliche Grundwasseranstieg infolge des Elbe-Hochwassers erreichte maximale Anstiegsgeschwindigkeiten von deutlich über einem Meter pro Tag. An einigen Messstellen wurden Maximalwerte bis zu einem Meter höher als 2002 gemessen.
Die Grundwasserabsenkungsanlagen in der Innenstadt verhinderten zuverlässig den Einstau der historischen Gebäude der Dresdner Innenstadt. Das städtische Grundwassermessnetz hat die Öffentlichkeit während des Grundwasseranstieges und des langsamen Rückganges der Grundwasserstände mit detaillierten Informationen versorgt. Die Rubrik „Aktuelle Grundwasserstände“ im Themenstadtplan wurde fast 55.000-mal aufgerufen und war damit das bei weitem gefragteste Thema während und nach dem Hochwasser 2013.
Hochwasserpumpwerk Johannstadt verhinderte Rückstau aus dem Kanalnetz
Das Elbe-Hochwasser 2013 wirkte sich auch auf das abwassertechnische System aus. Um das Kanalnetz bei Hochwasser und Starkregen funktionsfähig zu erhalten, sind Hochwasserpumpwerke notwendig, wofür die Stadtentwässerung Dresden GmbH rund 18 Millionen Euro investierte. Das im Jahr 2010 fertiggestellte Hochwasserpumpwerk Johannstadt wurde während des Elbe-Hochwasser 2013 erstmalig in Betrieb genommen und bewies über die gesamte Dauer des Ereignisses seine Leistungsfähigkeit. Es wurden Fördermengen von bis zu zehn Kubikmeter je Sekunde aus dem Abwassersystem in die Elbe geleitet. Dadurch konnten nicht überflutete Gebiete im Dresdner Osten und die Innenstadt vor Rückstau geschützt werden.
Hochwasservorsorge und -schutz bleiben Daueraufgabe
Wolfgang Socher, Leiter des Dresdner Umweltamts: „Der berechtigte Stolz auf das bislang Erreichte darf nicht den Blick darauf verstellen, dass noch viele schwierige Aufgaben zu lösen sind. Der Schutz vor Elb-Hochwasser beispielsweise für Laubegast oder der Leipziger Vorstadt ist eine solche Herausforderung. An den kleinen städtischen Gewässern sind Fragen des Hochwasserschutzes mit denen eines längeren Trockenfallens verbunden. Darüber hinaus liegen erste wichtige Erkenntnisse zu Gefahren durch Starkregen vor, die erweitert und schrittweise für die ganze Stadt verfügbar gemacht werden müssen. Aber einen vollständigen Schutz vor Hochwasser wird es nicht geben. Die Planungen zur Hochwasserabwehr und die Informationen für die Öffentlichkeit müssen ständig aktuell gehalten werden. Wir müssen das Bewusstsein wachhalten, dass private Eigenvorsorge ein wichtiger Bestandteil des Hochwasserschutzes ist. Insgesamt bleibt es eine von Generation zu Generation zu bewältigende Daueraufgabe, die Widerstandskraft unserer Stadt gegenüber Hochwassersituationen zu stärken.“
Eine ausführliche Untersuchung und Bewertung der Hochwasserereignisse von Juni 2013 sind in der Ereignisanalyse unter www.dresden.de/hochwasser, Veröffentlichungen nachzulesen. Zum Stand und den Perspektiven der Hochwasservorsorge in Dresden 20 Jahre nach den Hochwasserereignissen von 2002 gibt es ebenfalls online den Fachbericht „20 Jahre nach der Flut“.
Mehr zum Thema
§ sämtliche Informationen zum Thema Hochwasser für Dresden: www.dresden.de/hochwasser
§ Informationen zu Fördermitteln für private Hochwassereigenvorsorge: https://lsnq.de/phwev2021
§ Überschwemmungsgebiete bei unterschiedlichen Pegeln in Dresden: Themenstadtplan Dresden, Thema Umwelt, Hochwasser
Quelle: Pressemitteilung Landeshauptstadt Dresden
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