Hier folgt Teil 2 der Dokumentation: Schulbesuch am Schulstandort Pfotenhauerstraße.
Drei auf einen Streich. Im Rahmen seiner 100-Schulen-in-100-Tagen-Tour besuchte der neue Kultusminister am 27. Januar auch den Schulstandort Pfotenhauerstraße mit der 101. Oberschule “Johannes Gutenberg”, dem Gymnasium Dresden-Johannstadt (GDJ) und dem Abendgymnasium.
Eng wurde es in der Bibliothek der 101. Oberschule beim Termin des neuen Kultusministers Conrad Clemens (CDU) am Schulstandort Pfotenhauerstraße. Nicht nur die drei Schulen waren mit Schulleitung, Schülervertretung, Schulsozialarbeit und Lehrkräften vertreten, auch die Leiterin des Amtes für Schulen, Frau Dr. Düring, und Landtagsabgeordnete von SPD und GRÜNEN waren mit von der Partie. Die Atmosphäre des gut einstündigen Gesprächs blieb stets zugewandt und lösungsorientiert, auch als die drei Schulleiterinnen von den Herausforderungen im Schulalltag und den Problemen durch die Verzögerungen beim Schulneubau berichteten und den neuen Staatsminister um Unterstützung baten.
Schulleiterin der 101. Oberschule Juliana Dressel-Zagatowski: Innovativer Schulneubau orientiert sich vorbildlich am Schulkonzept
Juliana Dressel-Zagatowski, Schulleiterin der 101. Oberschule, hob nicht nur die Besonderheiten des jetzigen Standortes hervor, sondern schwärmte auch von der modernen Ausrichtung der Planungen für den Neubau an der Cockerwiese mit eigenem Werkstatttrakt für die Berufsorientierung. Sie bedankte sich beim Schulträger für die intensive Beteiligung der Schulgemeinde an der Planung des Neubaus. Sehr viele Anliegen der Schule seien in die Planung eingeflossen. Damit erhalte die Oberschule nicht nur eine neue Wertigkeit, sondern zum ersten Mal sei ein Schulneubau dem Konzept der Schule angepasst worden und nicht umgekehrt. Dies ermögliche eine völlig neue Qualität des Unterrichts. Mit Blick auf die drohende Verzögerung warnt Dressel-Zagatowski: Die Schulen halten viel aus, aber drei Jahre Verzögerung, das halten die Schulen nicht aus. Schon jetzt könnten weder Oberschule noch Gymnasium so wachsen, wie ursprünglich gewünscht und geplant (Oberschule dreizügig, Gymnasium vierzügig).
Schulamtsleiterin Dr. Düring zur OB-Vorlage: Schulneubau an der Cockerwiese kommt, wenn auch verzögert
Frau Dr. Düring, Leiterin des Amtes für Schulen, betonte, dass die Stadt Dresden die drei Schulen weiterhin besonders unterstützen wolle. Die Schulen seien wichtig und hätten nicht nur besondere Funktionen, sondern auch einen herausragenden Platz im Stadtraum verdient. Der Vorschlag des Oberbürgermeisters, Schulden für die kommunale Infrastruktur Straßen und Brücken aufzunehmen, bedeute auch, dass der Neubau der 101. Oberschule umgesetzt werde. Es müsse allerdings mit einer Verzögerung von zwei Jahren gerechnet werden, da für 2025/26 noch keine Finanzierung für die Planung darstellbar sei. Erst 2027/28 könne mit der Planung begonnen werden. Die Zeit bis zum neuen Einzugstermin 2030 müsse also überbrückt werden. Düring zeigte sich aber zuversichtlich, dass dies auch gelingen werde. Für die Zeit nach dem Auszug der 101. Oberschule sei ein Standortentwicklungskonzept für das GDJ notwendig. Wichtig bleibe die Schulbauförderung des Freistaates und das entsprechende Stadtbudget für die Landeshauptstadt Dresden, appellierte Düring abschließend an den Kultusminister.
Sonja Hannemann, Schulleiterin des Gymnasiums Dresden-Johannstadt: Verzögerungen beim Schulneubau stellen Schulgemeinschaften vor große Herausforderungen
Sonja Hannemann, Schulleiterin des Gymnasiums Dresden-Johannstadt (GDJ), betonte, dass für die zwei Jahre, die die Oberschule länger am Standort verbleibt, noch keine räumliche Lösung in Sicht sei. Sie mahnte an, dass die Schulgemeinschaften die kommenden fünf Jahre zusätzliche Unterstützung bräuchten, um die Herausforderungen zu meistern. Bereits ab dem kommenden Schuljahr müssten wieder vermehrt Räume für den Physik- und Biologieunterricht gemeinsam mit der Oberschule genutzt werden. Auch die Kapazität der Dreifeldsporthalle werde ab dem kommenden Schuljahr zu gering sein, um angemessenen Sportunterricht für alle Klassen anbieten zu können.
Kultusminister Conrad Clemens: Stärkung der Oberschulen ist eine der wichtigsten Aufgaben
Kultusminister Clemens betonte mit Blick auf die Schulbauförderung, dass er die Not in Dresden kenne und verwies auf die anstehende Aufstellung des Doppelhaushaltes 2025/26. Mit dem Regierungsentwurf sei Ende März zu rechnen. Mit Blick auf den Schulneubau der 101. Oberschule an der Cockerwiese betonte Clemens, wie wichtig dessen Qualität als Wertschätzung für die Schülerinnen und Schüler und letztlich für deren Selbstbewusstsein sei. Die Stärkung der Oberschulen sei derzeit eine der wichtigsten Aufgaben, damit sich Ungerechtigkeiten nicht verfestigen. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Oberschule seien in Sachsen schließlich noch alle Bildungswege möglich – zum Beispiel über das Abendgymnasium.
Landtagsabgeordneter Thomas Löser: 3 Millionen für 2025/26 müssen jetzt gefunden werden
Der GRÜNE Landtagsabgeordnete Thomas Löser mahnte, weitere Verzögerungen zu vermeiden. Die fehlenden 3 Millionen Euro für 2025/26 müssen jetzt gefunden und in den städtischen Haushalt eingestellt werden, damit die Planungen ohne weiteren Zeitverlust fortgesetzt werden können.
Landtagsabgeordnete Sophie Koch: Projekt muss vorangetrieben werden
Auch die Landtagsabgeordnete Sophie Koch (SPD) betonte, dass das Projekt vorangetrieben werden müsse. Man werde sehen, was im Haushalt für den Schulbau verhandelt werden könne.
Neue Wege gegen Lehrermangel
Um dem Lehrermangel zu begegnen, mahnte Uta Reichel, Lehrerin an der 101. Oberschule, in Richtung Politik, müsse die Anerkennung von ausgebildeten Fachkräften aus dem Ausland deutlich schneller gehen und dürfe nicht wie bisher teilweise 5 ½ Jahre dauern. Hier werde enormes Potenzial verschenkt. Dem stimmte auch der Kultusminister zu, auch wenn sich die Anerkennungsdauer bereits verbessert habe. Nach wie vor sei die Verfahrensdauer eine Katastrophe: Monate seien ok, aber nicht Jahre. Zum 1. März wolle er den Einstellungserlass für Lehrkräfte anpassen, so dass u. a. für Schwimm-, Sport-, Kunst- und Musikunterricht auch Menschen ohne Studium als Lehrerkräfte eingestellt werden können. In Sachsen werden 1.400 Lehrerinnen und Lehrer gebraucht, wobei Dresden im Vergleich zum ländlichen Raum noch gut dasteht.
Schüler*innen fühlen Kultusminister auf den Zahn
Zum Abschluss stellten sowohl die Schülersprecherin der 101. Oberschule als auch kurz darauf eine fünfte Klasse des Gymnasiums Fragen an den Minister:
Wie kann man das Schulsystem verbessern?
Clemens: Eine große Reform würde uns überfordern. Die Initiative Bildungsland 2030 ist sehr gut, um gemeinsam die schulische Bildung in Sachsen weiterzuentwickeln. Das größte Problem ist derzeit die Unterrichtsversorgung, Schwerpunkt Oberschulen und ländlicher Raum.
Welche Pläne gibt es, Schülerinnen und Schüler aus anderen Ländern stärker zu fördern?
Clemens: Die DaZ-Struktur (Deutsch als Zweitsprache) gelingt nicht überall gut. Kinder würden Sprache von anderen Kindern schneller lernen, als von Lehrern. DaZ sollte nicht abgeschafft, aber ggf. reformiert werden.
Was war Ihr Lieblingsfach? Geschichte
Was ist ihr Lieblingsessen? Nudeln – mit Wurstgulasch
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- Das Gymnasium Dresden-Johannstadt wird, aufgrund der vorübergehenden Unterbringung in einem in Container-Modulbauweise errichteten Gebäude, von den Schüler*innen liebevoll “Würfelburg” genannt. ↩︎