Elblounge “johann”: Hoffen auf 2021

eingestellt am 24.11.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Laura Girke vom Restaurant "johann". Foto: Philine Schlick

Im Mai eröffnet, im November geschlossen: Der “johann” steht dieser Tage leer. Wann wieder geöffnet werden kann, ist derzeit unklar. Es gibt Absagen und Verschiebungen. Laura Girke ist dennoch zuversichtlich, denn der Kalender 2021 ist gut gefüllt. “Wir schaffen das. Aber es wird hart”, sagt die Chefin.

Ein wenig gespenstisch wirken die weitläufigen Räume des im Mai neu eröffneten “johann” an diesem blassen Nachmittag. Die Stühle sind hoch gestellt, kein Licht brennt, es ist still und kein Essensduft ist zu erschnuppern. Mit der Schließung der Gastronomie seit Anfang November bleiben auch die Türen des lang herbei gesehnten Restaurants mit Elbblick geschlossen. Kein Tagesgeschäft, keine Hochzeiten – und der Weihnachtsbetrieb steht in den Sternen. Alle 25 Mitarbeiter*innen sind in Kurzarbeit. Wie verkraftet der junge Betrieb diese Härteprobe?

“Ich weiß genauso viel wie Sie”

Laura Girke empfängt trotz aller Widrigkeiten mit einem zuversichtlichen Lächeln. “Es war gut, dass wir im Sommer öffnen konnten”, sagt sie. Zwar erforderten die Umstände mehr Personal und damit mehr Kosten, aber Terrasse und Säle waren gut besucht. Auch Hochzeiten fanden statt. “Eigentlich werden solche Feiern ja lange voraus geplant, aber manche waren wirklich entspannt. Dann haben wir innerhalb von drei Wochen eine Hochzeit gezaubert”, sagt Laura Girke.

Im Gastraum des “johann” sind wegen des Teil-Lockdown die Stühle hochgestellt. Foto: Philine Schlick

Die letzten Tage vor dem Teil-Lockdown nutzen etliche Besucher*innen für ein Essen im “johann”. “Aber viele Gesellschaften kamen in der aufgrund der Bestimmungen anstatt mit den 30 angekündigten Gästen eben nur zu zehnt”, sagt Laura Girke. Planungssicherheit sei nicht möglich in dieser Zeit. Dazu kommen die sich schnell ändernden Regeln. “Wenn Gäste bei mir anrufen und sich nach der Lage erkundigen, kann ich immer nur sagen: ‘Ich weiß genauso viel wie Sie.”

Derzeit nicht im Fluss

Das große Martinsgans-Essen konnte nicht stattfinden, aber ein Großteil der Gäste, die reserviert hatten, nahmen das Angebot der “Gans to go” an. “Wir haben die Portionen in Vakuumbeutel verpackt, damit man sie gut erwärmen kann und noch was Süßes aus der Patisserie dazu gelegt”, erzählt Girke. Viele Gäste hätten aus Gründen der Solidarität nicht storniert, das habe sie zu schätzen gewusst. Auch zu Weihnachten soll ein Menü zum Abholen kreiert werden. Weitere Aktionen sind nicht geplant.

Im Sommer soll auf der Terrasse des “johann” wieder Betrieb sein. Foto: Philine Schlick

“Ich möchte nicht aus Aktionismus heraus handeln”, erklärt die Chefin. “Das würde mich platt machen.” Kosten und Nutzen müssen gut abgewogen werden. Schließlich müsse man dafür den ganzen Betrieb wieder hoch fahren. “Wir sind zur Zeit nicht im Fluss”, stellt sie fest. Nicht nur die Kasse, auch Kopf und Herz spielen da eine Rolle. Immer wieder planen und hoffen und dann absagen – das schlaucht. Bevor sie halbe Sachen beginne, wolle sie das Restaurant lieber geschlossen lassen.

Die Hoffnung liegt im neuen Jahr

Laura Girke nutzt die verordnete Betriebsruhe um die Buchhaltung zu erledigen, Pläne zu schmieden, zu koordinieren. Sie ist überzeugt: “Wir schaffen das. Aber es wird hart.” Der Dezember sei ein Monat, in dem man für das Frühjahr einen Puffer erarbeite. Auch seien mit dem Stillstand die hart erarbeiteten Errungenschaften des ersten halben Jahres passé. Sie versuche das Positive zu sehen: Es bleibt mehr Zeit für die Familie – ein wirklich ungewöhnlicher Zustand für eine Gastronomin in der nahenden Weihnachtszeit.

Die Hoffnung liegt auf einer Entspannung der Lage 2021. Foto: Philine Schlick

Auch sei der Gebäude-Eigentümer verständnisvoll und am Fortbestehen des “johann” interessiert. Von dieser Seite sei kein Druck zu befürchten. Außerdem, sagt Girke, sei sie überzeugt, dass nach dieser Krisen-Prüfung ihr Team so schnell nichts mehr erschüttern kann.

Das Telefon klingelt. Laura Girke ruft aus: “Vielleicht ist es ein Gast!” Die Kundin am anderen Ende der Leitung wünscht eine Verschiebung. Schon jetzt, sagt Girke bedauernd, würden etliche ihre Feierlichkeiten vom Frühling in den Herbst verlegen. Das bereite ihr Bauchschmerzen. Aber dann sagt sie: “Heute Nachmittag kommen noch zwei Pärchen, die an einer Hochzeitsfeier im nächsten Jahr interessiert sind.” Es gibt also einen Lichtstreifen am Horizont.

johann – Elblounge & Restaurant