Oft abseits der Trasse ergeben sich Augenblicke, in denen plötzlich etwas auftaucht, mit dem man nicht rechnen konnte.
Unter der Rubrik ‘Fundstück’ hielten Schreibende der ZEILE solche Momente des überraschten Innehaltens fest. Einige Schätze der Johannstadt sind dabei geborgen worden. Es sind Geschichten entstanden, die eine Verbindung herstellen mit Erinnertem, Altem und beinahe Vergessenen.
In den Fundamenten des inzwischen zum Stadtteilbild gehörenden Aldi-Marktes auf der Ecke Pfotenhauer-/Pfeifferhannsstraße wurde ein spektakulärer Fund gemacht.
///// Da das Fortbestehen der ZEILE weiterhin ungesichert ist und es keine Aussicht auf weitere Hefte des Johannstädter Stadtteilmagazins gibt, werden bis zum Jahresende 2023 Beiträge aus den vergangenen Ausgaben in loser wöchentlicher Folge nun auch online veröffentlicht, im Versuch, aktuell Aufmerksamkeit und evtl. einen Ausweg für die unbestrittene Qualität der Arbeit der Stadtteilredaktion in Johannstadt zu erzeugen. /////
Wie ein Gang entlang des Bauzauns
zum archäologischen Abenteuer wurde
Als ich ein kleiner Junge war…und natürlich auch noch später, träumte ich davon, Archäologe zu werden. Z.B. an den Ausgrabungen bei den Pyramiden in fernen Ländern oder auch an markanten Punkten hierzulande. Wie das im Leben sich häufig darstellt, sind bekanntlich viele Träume nur Schäume. Doch manchmal spielt das Schicksal einem zumindest für einen kurzen Moment das Glück zu.
So sollte es also sein, dass an einer Großbaustelle in meinem oft schon beschriebenen Stadtteil Johannstadt, die Geschichte mir wieder so nahe kam. Natürlich weiß ich (meiner Leidenschaft folgend), was hier früher einmal an Gebäuden stand. Und damit meine ich nicht die Gebäude, welche ich aus der jüngeren Zeit kenne, sondern jene, welche der Krieg davon spülte. Punkte werden überbaut, dann kommt die nächste Zeit und alles wird abgerissen.
Doch je tiefer man die nächste Baugrube aushebt, desto mehr kommen meistens Dinge zum Vorschein, welche wir nur noch aus Überlieferungen oder von Bildern her kennen.
Ein rostiges Gefäß als Schatzkiste
Wer mich kennt, der weiß, dass ich mich weder scheue, Menschen anzusprechen und gleich gar nicht, mich vielleicht schmutzig zu machen. So sprach ich also die Bauleute an, da mir am Rand der Absperrung ein gar seltsames Gefäß, welches stark verrostet war, auffiel. Ich schilderte den Bauleuten mein Interessengebiet und es stand nichts im Wege, dass diese es mir aushändigten. Ja nun stand ich da mit meinem Fundstück. Verrostet, zum Teil durch Hitze versengt und mit allerlei Kies „ausgeschmückt“.
Fürsorglich nahm ich das „corpus delicti“ auseinander. Mehrere Porzellanteller, welche sicher einst darinnen ordentlich übereinander standen, waren zerborsten. Dann brach auch noch ein Stück der rostigen Seitenwand, aber auch das war zu erwarten. Und welch ein Wunder, ich habe meinen Schatz gefunden. Zwei Teilstücke eines Tellers der berühmten „Blumensäle“ in Johannstadt.
Glanzvolle Vergangenheit
Es muss, wie ich auf alten Ansichten gesehen habe, ein gigantisches schillerndes Restaurant gewesen sein. Archiviert und konserviert habe ich es mit Bildern von Tag und Fundstätte.
Es ist nur ein Scherbe aus vergangenen Tagen, doch für mich ein Stück Geschichte in der Hand. Der Herr Ernst Binder (E.B.) würde sicher stolz darauf sein. Die „Blumensäle“ auf der Blumenstraße in Dresden- Johannstadt. Bis 1945 alles in Schutt und Asche verschwand. Leider.
/// Beitrag von Gerd Hammermüller,
ZEILE 1 “Auf gute Nachbarschaft”, Herbst/Winter 2020, S.29 ///
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