Schaukeln ins Frühlings-Himmelblau

eingestellt am 19.04.2020 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Magisches Geschenk an Ruhe und Glückseligkeit: Die selbstgebaute Schaukel am Elbestrand. Foto: Anja Hilgert

 

Erfindung macht die Meister*in! In Zeiten, da Spielplätze gesperrt und bewacht sind und jeglicher Zutritt untersagt, ja, Spielen auf Spielplätzen streng verboten ist, streunen und stromern kleine und große Menschen vom Drang nach Spiel und Bewegung angetrieben draußen in den Gefilden der Natur. Vor allem die Lust zum Spielen lässt sich nicht so einfach deckeln, sie bricht sich an unvorhergesehenen Stellen neue Wege.

 

Spielen erlaubt in Wind und Sonne am Elbestrand

Nicht nur, dass sich breit lagernde und vom Biber abgebissene Bäume zum Klettern und Balancieren anbieten. Betreuende Väter machen ihre Klimmzüge an Bäumen, entspannte Mütter lehnen an Stämmen und Junggebliebene spannen bunte Hängematten in der Obstbaumwiese auf.

Großzügig wie sie ist, bietet die große Mutter Natur variantenreiche Möglichkeiten an.
Manch eine*r wird darüber erfinderisch, spannt slaglines und Kletterseile. Andere werden dabei sogar selbst großzügig und stiften ihrerseits Spiel-Möglichkeiten, die offen für alle sind.

In der Elbaue auf dem Johannstädter Ufer hängt ein liebevoll handgemachtes Geschenk für alle, die der Spieltrieb noch nicht im Stich gelassen hat: Eine Schaukel!

Aus hohem Ast einer Weide abgelassen, hängt noch an Land und bald schon über Wasser ein Tau. Daran, mit fachmännischem Knoten gesichert, ein Stück Holz, das lang und stabil genug ist, um jeglichem Po einen Sitz zu bieten. Es kann losgehen, an den Verbotsauflagen vorbei, täglich, ohne Einschränkung und Unterlass. Jetzt darf in der Johannstadt geschaukelt werden! Wer sich bei Tage noch scheut, probiere es unter Sternen!

 

Zum Schaukeln braucht es nicht viel: Ein Strick und ein Stock und beides miteinander verbunden
Foto: Anja Hilgert

Schaukeln erzeugt ein Wohlbehagen, das unergründlich tief im Körper wachgerufen wird und dort eine Menge Glücksgefühl freisetzt – schwerelos werden, sich im Wind wiegen und fliegen, lässt einen die Zeit vergessen und die Dimensionen des Raums überwinden – astronautisch, völlig losgelöst vom Boden und von irdischen Sorgen und Nöten, dem Himmel entgegen. Der lockt derzeit in seinem strahlenden Blau in grenzenloser Weite.
Blau ist weitend. Blau ist himmlisch, Blau ist königlich und Blau ist tröstlich. Eine wunderbare Wirkungsweise, sich einfach da hinein zu schwingen

Den Frühlingsgefühlen die Bahn brechen – das gelingt beim Schaukeln allemal

Die Schaukelbewegung erzeugt Wohlbefinden im ganzen Körper:
Arme und Beine ausholen lassen, alles im Körper lang strecken und wieder beugen, die Fußspitzen voraus in den weiten Raum schieben bis sie kribbeln, den Kopf in den Nacken hängen und die Haare fliegen lassen!
Das ist Freude, der sich nicht nur Kinder, sondern genauso Erwachsene freiwillig gern hingeben, bis es die Kehle zum Jauchzen öffnet, vor Lust und Vergnügen!

Ein uraltes, uns alle verbindendes Gefühl ist das Schaukelgefühl.
Vom Gang der Mutter mitbewegt, auf dem Arm geschaukelt, als Wiegenlied gesungen, im Kinderwagen gewippt, auf dem Schaukelpferd erprobt, im eigenen ersten Gehen schwankend erlebt – das Schaukelgefühl ist eines der ältesten und ersten, das der menschliche Körper kennt.

 

Schwingende Einladung, für Momente vom Boden der Tatsachen abzuheben
Foto: Anja Hilgert

Eine Schaukel kennt keinen Stillstand

Sobald Gewicht auf ihr sitzt, fängt sie schon an, sich zu bewegen.
Dies Schwingen in tändelndem unbestimmten Hin und Her, leise kreiselnd, aufzunehmen, wird dem Menschen von Kindesbeinen an beigebracht: Jedes Kind will es gern lernen.

Und welcher Jubel, wenn es irgendwann, ganz von selbst, den Kniff heraus hat und vor, zurück, vor, zurück, wie von selbst und ohne Mühe ins Schwingen kommt. Solche Leichtigkeit!

Die streifende Luftströmung durchspült den ganzen Körper und schickt ihn in einen Kanal von Unendlichkeit – Schaukeln macht frei, Schaukeln macht glücklich, Schaukeln wirkt ganzkörperlich beruhigend und entspannend. Schon nach wenigen Minuten auf einer Schaukel kehrt innerlich Ruhe ein, in Körper und Geist.

 

In Nepal z.B., wo zu einem hohen Fest riesige Schaukeln aus langen Bambusstäben und Kokosseilen, oft nah an Abgründen im Gebirge aufgestellt werden, sagt man, dass beim Abschwingen mit der Schaukel alle schlechten Gefühle fortgenommen und durch neue, lebenspendende Gefühle ersetzt werden.

Mögen noch viele Schwung mit Dir aufnehmen, Du feine Schaukel ins Himmelblau an der Elbe!

 

 

 

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Trost bei Urgroßmutter Weide – Ein Weidenlied

eingestellt am 14.03.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Wie eine in der Drehung erstarrte Tänzerin: Die betagte Weide am Johannstädter Elbufer. Foto: Philine Schlick

Jeder Mensch hat in schwierigen Zeiten seine Trostpflaster. Etwas, das Hoffnungen wach kitzelt und genug Raum für Klagen bietet. Das kann ein Lied sein, ein Genussmittel, eine Person, ein Ort. Ich habe einen Baum. Er steht am Johannstädter Elbufer, ist eine Weide und zwischen 80 und 120 Jahren alt. Mit viel Glück bleiben uns noch zehn gemeinsame Jahre. 

Wenn alle anderen Bäume noch schlafen, kündet die Weide mit einer Ahnung von Grün vom Frühling. Foto: Philine Schlick

Wenn die Elbwiesen noch zerzaust und ausgeblichen daliegen, alle Baumkronen blattlos und monochrom braun sind, leuchtet oberhalb des Elbstrandes zwischen Bootshaus und Waldschlösschenbrücke ein ockergelber Fleck am Käthe-Kollwitz-Ufer. Das ist das Haar von Urgroßmutter Weide. Ihr Haupt kündet vor allen anderen vom Gelb der Osterglocken, vom klebrigen Puder der Kätzchen, von platzenden Knospen, vom neuen Frühling.

Die Weide hat so einige Vögel im Oberstübchen. Foto: Philine Schlick

Die Weide steht wie eine in der Drehung erstarrte Tänzerin. Je nach Perspektive ändert sie ihre Dramatik. Von Weitem aus betrachtet ist sie ein mächtiger, kraftstrotzender Baum. Bei näherer Betrachtung offenbart sie ihre Verletzlichkeit: Sie ist innen hohl. So leer, dass sich ein Mensch ganz hineinstellen kann. Die Energie, mit der sie ihre tausenden grünen Blättchen entfaltet, erscheint wie ein Wunder.

Die mächtige Weide ist innen hohl. Wenn niemand mehr zündelt, bringt sie es noch auf zehn Lebensjahre, schätzt das Umweltamt. Foto: Philine Schlick

Zweimal fühlten sich im vergangenen Jahr Menschen bemüßigt, in ihrem Kern Feuer zu entfachen. Seitdem ist ihr Inneres schwarz verkohlt und riecht nach Brand. Bäume, so haben Forscher*innen herausgefunden, senden bei Schmerz akustische Signale aus. Ich wünsche den Menschen, die einen lebenden Baum anzünden, einen nächtlichen Tinnitus mit diesen Schmerzensschreien.

Das Umweltamt sagt: Ohne Pflege bleiben der Hängeweide noch zehn Jahre – wenn sich wieder jemand an ihr vergreift, noch nicht einmal das. Mit einer regelmäßigen Sicherungspflege wären es zwanzig.

Blick durch die brüchige Borke in Richtung Elbe. Foto: Philine Schlick

Namen stehen in ihre Rinde geritzt, Beschimpfungen, Liebesbekundungen. Zerknüllte Verpackungen liegen in ihrem Schoß und Scherben. Abgeworfener Ballast. Die Weide steht und schweigt. Sie trotzt Sabrina, Xaver, Eberhard, Mortimer und wie sie alle heißen, die schneidenden Stürme, ihr bleibt ja nichts anderes übrig.

Sie steht in den Bruchstücken ihrer eigenen Borke und hält ihr Haupt den Meisen zugeneigt, die zwischen den Blattknospen Käferchen picken. Sie steht, als lausche sie dem Fluss. Als habe sie Sehnsucht nach anderen Orten. Der Wind spielt mit ihren Ästen wie mit seidigem Haar. Zu ihren Füßen knabbert der Biber nachstrebendes Holz. Das ihre ist zu morsch, zu trocken – sie bleibt verschont.

Die Hängeweide entstand 1815 in Frankreich – dieses Exemplar wurde gepflanzt oder aber angespült. Foto: Philine Schlick

Und sie hält auch meine Klagen noch aus, macht sie klein, steckt sie in die Tiefen ihrer Runzeln und Risse, schwitzt sie durch die Wurzeln. Ich muss lange sitzen, damit sie mich überhaupt bemerkt. Gemessen an ihren Jahren sind meine Minuten flüchtig, so wie meine Sorgen.

Die Weide lehrt mich etwas – ich kann nicht sagen, was. Eine Mischung aus Geduld, Ertragen, Widersetzen, Träumen. In zehn Jahren wird die Weide 90 sein, oder 100, möglicherweise auch 130 Jahre alt. Die Differenz ihrer geschätzten Jahre entspricht meiner derzeitigen Lebensdauer. Ich kann mich nicht in sie hineinver-, nur daneben setzen und staunen. Und meine Sorgen zu Käfern werden lassen, die die Meisen picken.

Schräg steht sie, doch sie steht: Die Weide am Johannstädter Ufer. Foto: Philine Schlick

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Biberpaar baut neue Burg zwischen Fährstelle und Elbstrand

eingestellt am 05.12.2019 von Philine Schlick, Headerbild: Baum fällt! Der Biber baut an. (Quelle: Philine Schlick)

Die Johannstädter Biber bauen an: Nur wenige Meter neben der alten Adresse entsteht eine neue Biber-Burg. Grund dafür ist der niedrige Elbpegel. Das Holz dafür fällen die Tiere unweit des Johannstädter Elbstrandes.

Sie zeugen von kräftigen Zähnen, die kegelförmigen Abnagespuren an den Bäumen neben dem Elberadweg auf Höhe des Johannstädter Elbstrandes. Das Johannstädter Biber-Paar knabbert wieder.

Biber bauen nicht nur mit Weichholz, sie ernähren sich auch davon. (Quelle: Philine Schlick)

Über fünf junge Bäume haben die eifrigen Tiere an dieser Stelle im Landschaftsschutzgebiet “Dresdner Elbwiesen und -altarme” gefällt. Ein Grund zur Besorgnis ist das nicht, erklärt Diana Petters vom Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Dresden, da ältere Baumbestände mit “Drahthosen” oder einem sandhaltigen Schutzanstrich geschützt werden.

Junges Weichholz und Weidentriebe seien den nagenden Handwerkern gegönnt. “Der Bau der zweiten Burg unweit der ersten ist mit der Trockenheit und dem gesunkenen Elbpegel zu begründen”, heißt es. Die Biber bauen neu, um dem Wasser näher zu sein.

Die Lage der neuen Biberburg unweit der Fährstelle. (Quelle: Philine Schlick)

Die alte Burg wurde zuvor von einem Frühjahrshochwasser weggespült und deshalb neu errichtet. Auch diese wurde wieder bei einem nächsten kleineren Hochwasser weggespült. Folglich machten sich die Biber an eine neue Biber-Butze.

Hundehalter*innen aufgepasst!

Derzeit ist das Baugeschehen dank der frisch abgenagten Stämmchen und deren Schleifspuren über den Sand gut zu beobachten. Hundehalter*innen sollten darauf achten, dass ihre Vierbeiner die Biber nicht stören. Eine unliebsame Begegnung mit den bis zu 30 Kilogramm schweren Nagern kann für Pfiffi schmerzhaft, wenn nicht sogar bedrohlich ausgehen. Besonders wenn die Biber Ende April, Anfang Mai Junge haben, sind sie sensibel.

Kein schnöder Treibholzhaufen, sondern Biber-Eigenheim. (Quelle: Philine Schlick)

Biber halten im Übrigen keine Winterruhe und sind auch in den kalten Monaten aktiv. Sie ernähren sich ausschließlich pflanzlich. Hat sich ein Biberpaar einmal gefunden, bleibt es lebenslang zusammen.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.