eingestellt am 18.05.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Blick auf die DRK-Kita "Claras Abenteuerland": Geöffnet, aber streng geregelt. Foto: Philine Schlick
eingestellt am 09.01.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Um- und Wegzug bedeutet neue Nachbar*innen. Foto: Philine Schlick
Das neue Jahr bringt für das geschäftliche Klima in der Johannstadt einige Veränderungen. Mit dem Küchen Team verlässt ein traditionsreiches Familienunternehmen das Viertel. Die Netto-Filiale wird vor allem den Bewohner*innen der Seniorenresidenz zum Fehlen kommen. Betroffen von der Schließung auf der Arnoldstraße ist auch das Blumenhaus.
Wer in diesen Tagen den Anschluss des “Küchen Teams” von der Pfotenhauerstraße 73 wählt, erreicht den Inhaber Oliver Notzon in Mecklenburg-Vorpommern. Telefonisch nimmt er noch Anfragen für Abkäufe entgegen. Sein Geschäft – 20 Jahre am Platz – hat er aufgegeben.
Problem: Keine Kundenparkplätze
Er fühlt sich verprellt: Die Zeiten seien durch Internet und billige Großkonkurrenten ohnehin schwer – durch Auflagen sei ihm seine Situation unhaltbar gemacht worden. “Unser Vormieter hatte vor dem Geschäft eine Anlieferzone gemeldet”, führt Oliver Notzon aus. “Er ist 1990 ausgezogen und es führte kein Weg rein, diese wieder aufzuheben.”
Notzon hätte vor seinem Geschäft Kundenparkplätze gebraucht, da Beratungsgespräche bis zu 1,5 Stunden dauern können. “Durch die Be- und Entladezone konnten meine Kunden sicher sein, einen Strafzettel zu bekommen.”
Die Parksituation erschwert nun auch die Weitervermietung. “Wenn Interessenten hören, dass es hier nur Anwohnerparkplätze gibt und sich die Situation durch die geplante Straßenbahn nicht verbessern wird, erhalte ich Absagen”, so Notzon. Für andere Geschäfte wie z.B. das Aslan-Dönerhaus sei, räumt Notzon ein, sei Lauf- und Radlerpublikum lukrativer. Sein Klientel allerdings wäre auf Parkplätze angewiesen.
Ein weiteres Problem sei, dass der Denkmalschutz ihm seine Außenwerbung untersagt habe. Notzon durfte die Fassade des Hauses, das ihm gehört, nicht farblich gestalten und auch keine Fahnen aufhängen, die auf sein Geschäft aufmerksam gemacht hätten. “Es ist schade. Ich dachte, ich mache das bis zur Rente. Schon die Deutschen Werkstätten Hellerau haben in diesen Räumen Möbel verkauft”, weiß Notzon zu berichten. Wie es für ihn weitergeht, weiß er noch nicht. Nur, dass es nicht in der Johannstadt sein wird.
Netto zieht zum 18.1. aus
Den Beginn hatte der Foto- und Lottoladen Sauer im vergangenen Jahr gemacht, nun zieht der Discounter Netto nach und löst seinen Standort auf der Arnoldstraße 18 zum 18. Januar auf. “Für die Kunden aus der Umgebung werden wir die Nahversorgung durch unsere Netto-Märkte am Tatzberg 8 sowie in der Dürerstraße 51 aufrechterhalten. Wir werden die betroffenen Mitarbeiter weiter in den umliegenden Filialen beschäftigen”, heißt es von Seiten des Unternehmens.
Zu den Gründen gibt es keine Stellungnahme. Besonders Kund*innen aus der benachbarten Seniorenresidenz zeigen sich geknickt: Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen stellen die weiteren Wege zu Diska oder Konsum/Aldi über Gehwegplatten und Kopfsteinpflaster eine Herausforderung dar.
Blumenhaus & Drahtesel2000
Betroffen von dem Umzug ist auch das Blumenhaus. Die Inhaberin war erst vor vier Jahren vom Bönischplatz auf die Arnoldstraße gezogen. “Wäre wieder ein Lebensmittelladen hierher gekommen, wäre ich geblieben”, sagt sie. Die Zukunft der Räume sei jedoch ungewiss, sodass sie sich zu Anfang Februar 2020 einen neuen Standort im Hochhaus Pfotenhauerstraße 5 gesucht hat. Der “Fisch und Käse Basar Zimmermann” bleibt am gewohnten Platz.
Der Fahrradladen Drahtesel2000 startete bereits vor Weihnachten seinen Ausverkauf “wegen Umzugs.” Das Wohin bleibt jedoch unklar. Auf eine Nachfrage folgte keine Antwort. Noch sind die Räume nicht restlos leer geräumt, die Türen sind jedoch wie angekündigt geschlossen.
Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.
eingestellt am 17.12.2019 von Philine Schlick, Headerbild: Bernd Hartwig als Nachwuchsleiter des SSV Turbine e.V. (Quelle: Anja Hilgert)
Gastbeitrag von Anja Hilgert.
Als Ende vergangenen Monats einer der großen, engagierten Wegbereiter und langjährigen Freunde und Förderer des SSV Turbine e.V. verstorben ist, gab dies den Anlass, einerseits einen Nachruf zu verfassen für Bernd Hartwig, Nachwuchsleiter, Organisator, Hauptverantwortlicher, Netzwerker und Ehrenmitglied des SSV Turbine e.V. , der doch zu plötzlich nun nicht mehr da ist, und damit andererseits das Augenmerk zu richten auf den unvergleichlichen Quartiersbeitrag des SSV Turbine e.V. als größtem aktiven Sportverein in der Johannstadt.
Die in eigener Chronik herausgegebene Vereinsgeschichte des SSV Turbine e.V. liest sich als spannendes Zeugnis zu hundert Jahren bewegter Geschichte im Stadtteil. Aus der Perspektive gegenwärtiger Stadt(teil)entwicklung ist es interessant, die Gestaltung sozialen Lebens über den Vereins-Sport würdigend zu betrachten.
Turbine bringt die Johannstadt auf Touren
„Der SSV Turbine e.V. war immer schon ein Mehrsparten- und ein Freizeitsportverein“, betont Harald Werner, langjähriger Abteilungsleiter für Fußball, der mit Bernd Hartwig zusammen über 26 Jahre lang die Vereinsspitze bekleidete. Heute zählt Turbine 764 Mitglieder, davon 730 aktive in sechs sportlichen Disziplinen, wovon Kinder und Jugendliche 32 Prozent Anteil im Verein einnehmen. Fußball ist mit 60 Prozent die größte Abteilung: „Turbine ist das sportliche Fußballzentrum der Johannstadt“, bringt es Harald Werner auf den Punkt.
Dresdner Traditionsverein seit der Jahrhundertwende
Die Johannstadt, die weder Arbeiterviertel, noch Wohlstandsviertel, sondern geplantes Wohnviertel mit vielen heterogenen Facetten und multikulturellem Gefüge ist, braucht Ankerpunkte wie den SSV Turbine, die sich langjährig vor Ort etabliert haben.
Turbine als Dresdner Traditionsverein in der Johannstadt geht in seinen Anfängen zurück bis in die Zeit der Jahrhundertwende. Damit darf man die Formulierung wagen: Die Wiege für Dresden als Fußballhochburg wurde aufgestellt in der Johannstadt. Insofern spielt man heute selbstbewusst in den leuchtenden Vereinsfarben blau-weiß unter dem energiegeladenen Vereins-Wappen blitzzuckender Kraftumsetzung.
Im Jahr 1902 als Dresdner Sportverein GutsMuts gegründet, entwickelte sich die junge Initiative nach dem Ersten Weltkrieg zum größten Sportverein Sachsens mit etwa 1500 Mitgliedern in zwölf sportlichen Abteilungen, zu denen auch Hockey, Tennis, Turnen und Paddeln zählte.
In dieser Blüte-Zeit wurden in der Johannstadt auch internationale Fußballkämpfe ausgetragen wie gegen die Ägyptische Olympiaauswahl und Galatasray Konstantinopel. Unglaublich genug, dass solch großen Ereignisse einst den Platz zierten und dem Verein im Rücken stehen, der in der nördlichen Johannstadt, neben Kleingartensparte und unweit den Elbwiesen, in durchlüfteter Randlage und doch im Verkehrsknoten an der Waldschlösschenbrücke zentral und gut erreichbar gelegen ist.
Das seit 1912 durch den erstgegründeten Fußballverein in der Johannstadt genutzte Gelände auf der Fläche Ecke Neubert/Pfotenhauerstraße geht zurück auf die ehemalige alte Radrennbahn an der Pfotenhauerstraße.
Der damals angelegte Hartplatz blieb über lange Zeit Spielfläche, auch dann noch, als andere Vereine in der Stadt schon längst Kunstrasen hatten. Die Spieler hielten dem Verein dennoch die Treue und standen die wortwörtlichen Härtezeiten durch, was nicht zuletzt der umsichtigen und nachhaltigen Vereinsführung zugute zu halten und damit ein Zeichen für starke verlässliche Vereinsbindung ist. Der Umbau kam 2009 mit aufwändig neu verlegtem Kunstrasen und modernen Sportgebäuden, in denen Tischtennisräume, Umkleidekabinen mit großzügigen Mannschaftsduschräumen sowie das neue Sportcasino mit Kiosk je nach Klientel wechselnd wichtige Rollen spielen und auch anzumieten sind.
Vereinsleben als Chefsache des Stadtbezirks
Im Jahr 1945 kam es zur Neugründung des SG Johannstadt nach dem drastischen Einschnitt der Kriegsjahre. Zu der Zeit waren nicht mehr Vereine die Träger des Sports, sondern die neu gegründeten Stadtbezirke. Als 374. Bezirk Johannstadt erstarkte der Fußballverein und zeichnete Erfolge als Pokalsieger, bei der Stadtmeisterschaft, der Stadt-Bezirksklasse, (Bezirks)Liga- und Kreismeisterschaft sowie als „Ostzonen-Meister“ und Fußball-Städtekampfsieger, die „Knaben-Meisterschaften“ nicht zu vergessen.
Mit dem Jahr 1949 wurde das „Gebiet der Körperkultur und des Sports“ neu erschlossen und erhielt neue Organisationsstrukturen. Die „Sportfreunde und Sportfreundinnen“ vereinten sich im Kommunalen Wirtschafts Unternehmen, KWU Dresden. Neben Fußball und Abteilungen wie Eishockey, Wasserball, Langlauf ging nicht zuletzt eine Schach-Großmeisterin in die Vereinsgeschichte ein.
„Was geht ab wie eine Maschine? Turbine, T u r b i n e, TURBINE!“
Der hitzige Ruf schallt wie aus einer Kehle über den Platz, aus der Mitte vorgebeugter, sich im Kreis berührender Köpfe von heutigen Nachwuchsteams. Die namengebende Gründung der Betriebssportgemeinschaft BSG Turbine Dresden erfolgte 1951 in der Zeit der Energien, Chemien, Rotationen, von Dynamos, Lokomotiven und Turbinen: Die Politik gab dem Sport Auftrieb. Das auf der Pfotenhauerstraße eingeweihte Stadion wurde nach dem von den Nazis ermordeten Widerstandskämpfer Karl Stein benannt.
Vor gut 50 Jahren, am 7. Juli 1963, wurde im Karl-Stein-Stadion gegen Chemie Pirna mit einem 1:0 Sieg der Aufstieg in die Bezirksliga errungen. Dieses Spiel sahen legendäre 1000 Zuschauer! Heute spielt die 1. Männer-Mannschaft die 10. Saison in der Bezirksklasse.
Um Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Werktätigen zu fördern, sorgte die Entwicklungskonzeption des Energiekombinates Ost als Trägerbetrieb im Stadtbezirk Johannstadt für den Ausbau des Freizeit- und Erholungssports: Die BSG Turbine Dresden organisierte Sportfeste auf allen Ebenen. Durch die intensivierte Zusammenarbeit von Deutscher Sportbund (BRD) und Deutscher Sportausschuss (DDR) wurden sportliche Aktivitäten über die innerdeutsche Zonengrenze hinaus gefördert. Somit konnten auf Vereinsebene Begegnungen über politische Grenzen hinweg stattfinden.
Spielsaison für Ehrenamt und Nachwuchsförderung
Im organisierten Fußball auf Vereinsebene geht es immer auch um Trainings-Erfolge, Saisonergebnisse, um vordere Plätze, Ehrungen, Siegertreppchen, Pokalsiege, Meisterschaften. Manches klimpernde Bündel an Medaillen ist der Stolz im Kinderzimmer, und wer den Pokal mit nach Hause nehmen darf, ist König.
Als es nach dem Mauerfall 1990 zur nochmaligen Vereinsneugründung kam, legten die Vorsitzenden Gewicht auf Erhalt und Förderung der Freude am Sport-Spielen, nannten in diesem Sinne die Vereinigung Spielsportverein SSV Turbine Dresden.
Auf dem Platz wird gekämpft und gespielt, gewetteifert, geweint und gejubelt. Den Emotionen ist beim Fußballspielen freier Raum gegeben. Im aktiven Spielbetrieb befinden sich bei Turbine derzeit sechs Männermannschaften und 12 Nachwuchsmannschaften, die Bandbreite reicht von A (U19)-B (U17)-C (U15)-D (U12 u U13)-E (U11 u U10)-F (U8 u U9)-G (U7)-Jugend über 1./2./3. Männer bis zu Senioren und zwei Freizeitmannschaften, die auf Klein- und Großfeld, auf dem Platz und in der Halle trainieren, spielen, einander treffen und an Turnieren und Meisterschaften teilnehmen.
Aus dem bescheidenen Rahmen der Anfangsjahre auf der Pfotenhauerstraße ist in der Dresdner Johannstadt eine beeindruckende Geschichte des Sporttreibens, insbesondere des Fußballspielens, und eine ausgeprägte Kinder- und Jugendarbeit gewachsen.
Puzzlestein Bernd Hartwig
Als Bernd Hartwig, selbst als Neustadtkind aufgewachsen, in den 80er Jahren in die neuen Bauten auf der Pfotenhauerstraße umgezogen war, begann er gleich, sich ins Viertel zu integrieren und legte durch seinen Beitritt zum Verein den Grundstein seines über 40Jahre gewachsenen Engagements vor allem für den Vereinsnachwuchs und die Trainerfortbildung.
Über Bernd Hartwig zu reden, heißt, über viele andere auch zu reden, die Teil des großen Puzzles sind. Schließlich wird der gesamte Trainingsbetrieb rein durch Ehrenamtliche abgesichert: „Wir haben rund 40 Trainer und davon 21 Trainer mit Lizenz. Schiedsrichter sind immer Mangelware. Wir erfüllen aber die Vorgaben der Verbände. Bei den Mannschaftsleitern ist es so, dass viele Eltern eingebunden sind“, meldet der Vorstandsvorsitzende Maik Diersche. Die Mitnahme und gute Betreuung der Elternschaft ist ein lebendiges Kernstück der Vereinsphilosophie: „Das Innere muss funktionieren und das ist der soziale Zusammenhalt, die gegenseitige Unterstützung.“ Eine starke Basis, die breit aufgestellt die klare Pyramide des Vereins trägt, sei das Erfolgsrezept.
„Hier wachse ich mit hinein“
Wenn der Verein als gewachsene Einheit neu dazu Kommenden das Gefühl geben kann, in ein Gebilde mit hineinzuwachsen, dann funktioniert Integration: „Hier wachse ich mit hinein“, formuliert Harald Werner die Signalwirkung, die er besonders für die Migration der Kinder im Blick hat.
Im Verein wird das nicht an die große Glocke gehängt, dass verschiedene Nationalitäten unter blau-weiß spielen, dass auch die Trainerschaft international aufgestellt ist. Dem Alleinstellungsmerkmal als einzigem Sportverein in Johannstadt gerecht zu werden, sei eine Riesenaufgabe, der man sich bewusst sei.
Maik Diersche klingt bescheiden: „In wie weit die SSV Turbine Dresden für Johannstadt wichtig ist, müssen andere beurteilen. Andererseits haben wir viele Migranten im Verein. Ich denke das wir für die Integration für Johannstadt schon wichtig sind.“
Allmählich mit Ende des Jahres gehen die Mannschaften in die Trainings- und auch Spielpause, Ruhe kehrt ein. Die tragenden Verbindungen werden entlastet, und es entsteht Raum für Neues.
Die Sonderausgabe des Turbine-Kickers “100 Jahre Sport in der Johannstadt”, von Ehrenmitglied Lothar Döhler als Vereinschronik verfasst, kann als Broschüre im Sportcasino oder in der Geschäftsstelle des SSV Turbine Dresden e.V. erworben werden.
1. Weihnachtssingen 2019
Der SSV Turbine lädt am 21. Dezember zum 1. Weihnachtssingen ins Stadion Pfotenhauerstraße ein
Einlass 17 Uhr, Beginn 18 Uhr
Tickets im Vorverkauf 5 Euro (Erwachsene) / 2,50 Euro (Kinder) bzw. an der Abendkasse 7 Euro / 4,50 Euro
Es gibt groovige Adventslieder von Gospelstreet
Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.