Eine Zerr-Eiche (Quercus cerris) auf dem Trinitatisplatz ist jetzt neues Naturdenkmal. Damit hat die Untere Naturschutzbehörde der Landeshauptstadt Dresden ein besonders ausgeprägtes Exemplar dieser Baumart unter Schutz gestellt.
متابعة قراءة Johannstadt hat ein neues Naturdenkmal: Zerr-Eiche auf dem Trinitatisplatz
الوسم: StadtNatur
Eingeigelt durch den Winter – Igelhilfe in Johannstadt
Ein Bedürfnis, das die beharrlich nasskalte Jahreszeit hervorruft, ist bei vielen, zuhause zusammengerollt wie die Katze am Ofen durch den Tag zu schlummern. Die verhältnismäßig warmen Temperaturen halten aber geschäftig und die Leute sind trotz Regen und Zugluft beständig weiter auf den Beinen.
So geht es auch denjenigen Tieren, die fürs Einrollen vorbildlich stehen: Igel, die ihren ganzen Körper zur warmen Mitte hin zusammenziehen, wenn’s von aussen gefährlich für sie wird. Laut verbreitetem Schulbuchwissen sollten die stachligen Freunde derzeit bereit für den Winterschlaf sein und kommen doch nicht so leicht zur Ruhe, wie Mensch sich das vorstellt.
In der Johannstadt wird durch den Stadtteilfonds ein Projekt gefördert, das den Igeln zu Hilfe kommt, die aus unterschiedlichen Gründen nicht schaffen, gut durch den Winter zu kommen. Bereits im vergangenen Jahr war aus der Bewohnerschaft der Nördlichen Johannstadt eine Initiative für Igel-Pflegestellen in Privathaushalten des Stadtteils gestartet worden. Überproportional viele Igel, vor allem kleine, junge oder verletzte, kranke und unterernährte Tiere waren im Stadtgebiet gefunden und bei der Igel-Kita Dresden abgegeben worden.
Das Findelheim für Igel kam an Grenzen, die vielen Tiere zu versorgen und stieß im Johannstädter Projekt Igelhilfe auf das Engagement aus der Bewohnerschaft, Pflegeaufenthalte in private Haushalte, besonders Familien mit Kindern zu vermitteln.
Wir waren einer der Haushalte, die im vergangenen Winter einen solchen vom Stadtteilfonds 2020 geförderten Stall auf dem Balkon stehen hatten, in dem zwei jugendliche Igelburschen Quartier bezogen, sich kugelrund gefressen und letztlich auch ihren Winterschlaf vollzogen haben. Letzten Endes ging alles gut. Aber so einfach wie vorgestellt, war das Unternehmen nicht gewesen. Wie wenig wir bekannt sind mit den Stachelhäutern, war die erste Feststellung, die wir uns eingestehen mussten.
Wer möchte in der Haut eines Igels stecken
Als dieses Jahr nun wieder alles Laub von den Bäumen gefallen und die Zeit der grauen Tage eingezogen war, hatte ich eines Morgens ein Erlebnis, das mich an die Geschichte mit den Igeln wieder erinnerte. Ich hatte mich mit dem Fahrrad gerade vom Bordstein abgestoßen, um das Käthe-Kollwitz-Ufer zu kreuzen, als mich etwas, das auf dem Mittelstreifen lag, jäh stoppen ließ: Was da lag, war eine leere Igelhaut!
Nur die Haut, mit all ihren Stacheln daran, war übrig vom Tier und lag mitten auf der vielbefahrenen Straße. Wie war sie dahin gekommen? Nur die Haut und keine Spur vom Körper, kein Kampf, kein Blut, nichts sonst war zu sehen. Offenbar war die stachelbesetzte Haut der ungenießbare Überrest eines vollzogenen Festmahls. Ich mutmaßte, dass es die Krähen gewesen sein mussten, die den Igel erbeutet und alles für sie Verwertbare gefressen und den Rest fallen gelassen hatten. Aber hier auf der Straße? Oder war doch gar ein Fuchs der Fressfeind gewesen? Ich kenne mich nicht genügend aus unter den Tieren, war meine Einsicht. Die Igelhaut blieb ein Rätsel und ich trug sie mitsamt vieler offener Fragen zurück ins Gebüsch.
Fett gepolstert und kugelrund
Der Winter, der jetzt eigentlich herrschen sollte, ist zu warm als dass ein Igel, der für die wirklich kalte Zeit fett gepolstert und kugelrund gefressen sein muss, in seinem Rückzug bliebe. Solange sich die Gelegenheit bietet, und Temperaturen bis 7 Grad den Körper warm halten, wird er weiter fressen, Würmer, Insekten, Sämereien suchen wollen und dafür aufs unverdeckte offene Feld hinaus pirschen. Da mag es sein, er bringt sich selbst in tödliche Gefahr, noch dazu an nahe gelegenen, viel befahrenen Straßen.
Anpassungsleistung Winterschlaf
Doch nicht um Tiere, die gesund im natürlichen Kreislauf stehen, geht es in dem Projekt der Johannstädter Igelhilfe, sondern um solche, die zum Überleben zu schwach sind und Hilfe benötigen.
Ohne nötige Fettreserven und ohne Quartier, das die Bedingungen für einen gut geschützten Rückzug ermöglicht, kann sich das Tier nicht in den Winterschlaf begeben, d.h. sich mit seinem Organismus nicht der Umgebung hingeben. Voraussetzung für diese Vertrauensleistung ist je nach Körpergröße des Igels ein Gewicht von mindestens 500 bis 1300 Gramm. Manche Tiere, die im späten Herbst gefunden werden, haben nur 200/300 Gramm Körpergewicht. Damit würden sie im Winter erfrieren.
Um zu überleben, passt sich der Organismus des Tiers seiner Umgebung an: Der ganze Stoffwechsel des Igels senkt sich im Winterschlaf auf ein Minimum des Überlebensnotwendigen ab: Der Herzschlag geht von 180 bis 260 Schlägen auf zwei bis zehn Schläge pro Minute, der Atem von durchschnittlich 50 Atemzügen auf 5 bis 10 pro Minute und die Körpertemperatur verringert sich von 35°/36°C auf ca. 4°C.
Das lebende Tier erstarrt zu einer kompakten kalten Kugel, die nicht zu öffnen ist.
Wie für Menschen der Schlaf und die Ruhe Erholung und Regeneration bringen, so ist für den Igel der Winterschlaf die von der Natur gut eingerichtete lebenserhaltende Maßnahme, die Zeit der ärgsten Gefahren zu überbrücken und gesund durchzuschlafen.
Der Winter ist die Zeit der Pflege
In unseren städtischen Gartenanlagen und den Hinterhöfen nach städtischem Verschnitt, bepflastert, mit Carport und Müllstellplätzen, vielleicht einer Sandkiste, fehlt es an Gebieten, die sich für Igel zur Überwinterung eignen. Mit dem letzten Rasenschnitt im Herbst wird meistens der Garten so aufgeräumt und winterfest gemacht, dass nichts übrig bleibt an Gestrüpp, Fallholz, Totholz und Unterholz. Selbst Stein- oder Tonziegelhaufen und Brennholzstapel sind eine Seltenheit und damit bleibt kein geeignetes Terrain für Igel, um sich über Winter einzukugeln.
Deshalb werden nach Beschluss des Stadtteilbeirats in seiner 13. Sitzung am 30.9.2021 auch dieses Jahr im Stadtteil die zehn wohnraumnahen Igel-Unterkünfte weiter betrieben. Dabei handelt es sich um Kleintierställe, die gestopft mit Stroh und Laub sich zur Einigelung eignen.
Gesucht und gefunden wurden Johannstädter Einzelpersonen und Familien mit Kindern, die die Ställe bei sich aufstellen und ausgestattet mit allem Notwendigen für den Winterschlaf der anvertrauten Igel Sorge tragen. Während der Pflegeaufenthalte werden neben der Fütterung Gewicht und Ausscheidung kontrolliert sowie für Auslauf gesorgt. Die Pat*innen erhalten dazu eine fachliche Einweisung sowie eine Grundausstattung an Einstreu, Futter und Medikamenten.
Staunen und Lernen an den Pflegekindern
Als Edgar und Borger bei uns auf dem Balkon wohnten, bekamen wir sie fast nie zu sehen. Tagsüber schliefen sie und verhielten sich ruhig, kamen aber nachts in Aktivität und rumpelten und räumten in ihrem Strohkokon. Morgens war der Futternapf mit dem feinen Katzenfutter leer gefressen und täglich war es nötig, den Stall von Kot und Urin zu reinigen. Es schneite, aber es fiel nur mal der Eine und mal der Andere, nachtweise in Schlaf. Wir warteten, wann das Futter gänzlich unangerührt stehen würde und fragten uns, ob wohl und wann wohl die Igelburschen bereit seien für den erwarteten Winterschlaf. Es hat lange gedauert, bis sie endlich im Februar und März für lange Strecken durchschliefen. Umso schöner war es dann, sie wohlbehalten hervorkommen zu sehen, aus ihrer Einigelung. Und als sie vom Igelkitateam abgeholt wurden, zur Entlassung in die Freiheit, waren es zwei prächtige Kolosse, die an Gewicht gut zugenommen hatten und kräftig zum Loslaufen waren.
Weitere Informationen
- Projekt Igelhilfe im Stadtteilfonds Johannstadt
- Der Verlag für Rechtsjournalismus ist auf die Stadtteilredaktion zugekommen und stellt vor dem Hintergrund des Projektes Igelhilfe einen kostenfreien Ratgeber zum Thema “Igel und die Hilfe für die kleinen Säugetiere” zur Verfügung. Hier finden interessierte Bürger*innen einen transparenten Überblick sowie umfangreiche Informationen zu den folgenden Aspekten:
- Stehen Igel unter Naturschutz?
- Igel zugelaufen: Hilfe, aber wie?
- Bußgeld Igel nach Bundesländern
Hier geht es zum kostenfreien Ratgeber:
https://www.bussgeldkatalog.org/tierschutz-igel/
Interkultureller Tag der StadtNatur: Spazieren durch Johannstadt
Am Sonnabend und Sonntag feiert der BUND auch in Dresden den interkulturellen Tag der StadtNatur. Gemeinsam mit Wir sind Paten veranstaltet der Verein Willkommen in Johannstadt einen Spaziergang mit Natur-Kunst und Picknick – auch in Arabisch und Farsi.
Stadt, das steht für viele Menschen, hohe Häuser, belebte Straßen, aktives Kulturleben, einkaufen und kurze Wege. Kurzum: Für Lebendigkeit und Vielfalt. Aber was wäre die Stadt ohne ihre Natur? Parks, Grünflächen, Wiesen, Wälder und Brachen bedeuten Erholung, Rückzugsort und Artenschutz. Niemand weiß das besser als die Johannstädter*innen, die mit den Elbwiesen ihre Oase direkt vor der Haustür genießen.
Ein Feiertag für die Natur in der Stadt
Der Tag der StadtNatur feiert mit vielen kleinen Einzelveranstaltungen im Stadtgebiet die wertvolle Flora und Fauna, die die Stadt grün und lebendig machen. In Dresden findet er seit 2015 statt. Er wurde nach dem Vorbild der Langen Nacht der Museen angelegt. Seinen Ursprung fand er 2007 in Berlin und entwickelt sich seitdem zusehends weiter. Workshops, Kräuterwanderungen, Vogelerkundungen: Die Palette der Veranstaltungen ist breit gefächert.
“Durch das Programm ‘RefLAct’ begegneten sich viele junge Menschen aus unterschiedlichen Kulturen indem sie sich gemeinsam für unsere Umwelt einsetzten. Wir hoffen, dass auch Familien beim Interkulturellen Tag der StadtNatur dabei sind, in denen nicht hauptsächlich deutsch gesprochen wird,” so Hannes Herrmann, Projektreferent beim BUND. Die Veranstaltung ist der Abschluss des Projekts “Refugees Lead Action”, bei dem interkulturelle Begegnung durch Umweltbildungsseminare ermöglicht wurde. Gefördert wurde es durch die Aktion Mensch und die GLS Treuhand.
Kulturelle Vielfalt in Dresden trifft also auf die Artenvielfalt der Dresdner Natur. “Wir freuen uns über die vielen Partner, die zum Programm beitragen,” so Herrmann.
Ein vielsprachiger Spaziergang
In Johannstadt veranstaltet der Verein Willkommen in Johannstadt gemeinsam mit Wir sind Paten am Sonnabend und Sonntag einen Familienspaziergang durch’s Viertel, bei dem aus Naturmaterialien ein Kunstwerk gestaltet wird. Zum Abschluss winkt ein gemeinsames Picknick. “Die Tour kann man mit Hilfe einer App auch alleine absolvieren”, erklärt Marie-Charlotte Lukas. “Sowohl die digitale als auch die geführte Tour werden auf Arabisch und Farsi angeboten. Samstag mit einer arabischen Dolmetscherin, Sonntag dann auf Farsi.”
Familien-Spaziergang zum Interkulturellen Tag der StadtNatur
- am 5. und 6. Juni je von 11 bis 13 Uhr
- Treffpunkt: Haltestelle Permoser Straße, vor der Post
Mitzubringen: gute Laune, Kreativität, wetterfeste Kleidung & eine Kleinigkeit zum Essen - Link zur Veranstaltung mit allen Informationen
- Zur Anmeldung