eingestellt am 18.08.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Im Johanngarten flimmern immer mittwochs Filme für Jugendliche. Foto: Plattenwechsel
Im Rahmen der jährlichen Sommerferienaktion “Johannstars” werden im Johanngarten jeden Mittwoch Filme für junge Menschen ab 16 Jahren gezeigt. Der Eintritt ist kostenfrei.
Nach der Krise locken frische Luft und Kultur ganz besonders. Im Sommerkino unter freiem Himmel im Johanngarten an der Hopfgartenstraße kann beides verbunden werden. Jeden Mittwoch ab 20 Uhr wird ein Film gezeigt, der sich besonders an Jugendliche ab 16 Jahren richtet. Noch zweimal findet das Event dieses Sommer statt.
Luisa Kolb von Streetwork City: “Das Sommerkino wurde bisher sehr gut angenommen, an jedem Mittwochabend waren ca. 30 Zuschauer*innen vor Ort.”
Der Eintritt ist frei, zudem gibt es ab ca. 19 Uhr kostenlos Popcorn. Eigene Sitzgelegenheiten können gern mitgebracht werden.
Die Veranstaltung ist ein Kooperationsprojekt von Streetwork City, Jugendhaus Eule, Jugendzentrum Trini, Wir sind Paten, DRK YoCo und Johannstädter Kulturtreff. Das Sommerkino ist Teil der jährlich stattfinden Sommerferienaktion Johannstars und wird finnanziert von Utopolis – Soziokultur im Quartier.
Sommerkino im Johanngarten
19. August: “Der Junge und die Wildgänse”, FR/NOR 2019
eingestellt am 18.08.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Maik Fabisch (zweiter von rechts) mit einem Teil der NachtSport-Fußballgruppe. Foto: Beate Diederichs
Beitrag von Beate Diederichs
Beim NachtSport, der jeden Freitagabend in der Johannstadt stattfindet, können Interessierte Volleyball, Fußballund Badminton spielen. „Das Angebot ist für alle zwischen 14 und 27 Jahren offen undkostenfrei nutzbar. Unsere bunt gemischte Teilnehmerschaft treibt aber nicht nur Sport, sondern lernt nebenher auch andereKulturen kennen, deren Eigenheiten zu verstehen und sich sowohl als Team untereinander als auch sportliche Regeln miteinander zu respektieren“, sagt Maik Fabisch, KoordinatorNachtSport beim Veranstalter, der Sportjugend Dresden.
NachtSport ist nicht neu – aber erfolgreich. „Ähnliche Konzepte haben andere deutsche Großstädte, wie zum Beispiel Frankfurt a.M. oder Hannover auch, wir als Sportjugend Dresden haben NachtSport 2017 für die Johannstadt als Modellprojekt angepasst und etabliert“, berichtet Maik Fabisch. Er koordiniert das Angebot gemeinsam mit seiner Kollegin Melanie Berg beim Veranstalter, der Sportjugend Dresden.
Gefördert durch Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF), des Freistaates Sachsen und der Landeshauptstadt Dresden existiert es hier nun seit fast vier Jahren. 2019 kam mit Dresden-Nord ein weiteres ESF-Fördergebiet hinzu. In diesem Jahr folgte – aufgrund einer Hallensperrung am BSZ für Technik – die Seevorstadt-Ost als Ausweichstandort für Volleyball. Auch hier lief das Angebot sofort gut an und wird von den Teilnehmenden auch für andere Stadtteile nachgefragt. „Wir möchten, perspektivisch gesehen, den NachtSport stadtweit etablieren und noch viel besser innerhalb Dresdens vernetzen“, fügt Maik Fabisch hinzu.
Jeden Freitagabend können Interessierte beim NachtSport aus derzeit vier Sportarten auswählen: Volleyball, Tischtennis, Fußball und Badminton. „Wir können uns vorstellen, unser Angebot an Sportarten zu erweitern. Aber nicht jede Disziplin ist für unser Konzept geeignet. Es sollte eine Mannschaftssportart sein, die populär und leicht erlernbar ist. Individualsportarten fördern weniger das Miteinander, passen also auch weniger gut in unser integratives Konzept“, erläutert der Koordinator. Und letztendlich wachen auch die Förderer des Projektes zu Recht darüber, ob die angebotenen Sportarten dem Förderziel entsprechen.
Die Ziele des NachtSports sind durchaus ambitioniert: „Es geht uns um interkulturelle Verständigung, Toleranz, Integration, Partizipation, gesellschaftliches Miteinander und um die Vermittlung von sportlich-demokratischen Werten wie Fairplay, Respekt und Teamgeist. Das gelingt über den Sport als gemeinsame, ungezwungene Basis erstaunlich gut“, berichtet Maik Fabisch weiter.
NachtSport – auch als Einstieg in Vereine
Und die Zahlen können sich sehen lassen: Über 4000 Teilnehmer haben seit 2017 beim NachtSport trainiert. Manche probieren dabei unterschiedliche Sportarten aus, andere bleiben bei einer. Einige entdecken dabei sogar ihre Leidenschaft und wollen bei einem Verein weitertrainieren. „Das freut uns natürlich sehr und ist ebenso ein Ziel unserer Arbeit. Wir drängen die jungen Leute nicht, aber wenn jemand einen passenden Verein sucht, können und wollen wir gern vermitteln. Als größter Jugendverband in Dresden und Expertin für die Jugendarbeit im Sport nutzen wir als Sportjugend im Stadtsportbund Dresden e.V. die guten Kontakte zu den Dresdner Sportvereinen“, beschreibt Maik Fabisch die Situation.
Sportliche und soziale Schule für internationale Teilnehmerschaft
Der Koordinator, der bereits selbst als Übungsleiter in NachtSport-Gruppen tätig war, erzählt mit einem Beispiel davon, wie man dort mit Konflikten umgeht: „Manchmal gibt es durchaus unterschiedliche Meinungen, beispielsweise im Umgang mit Entscheidungen und Regeln. Hier hilft es, wenn diejenigen, die mit dem Schiedsrichter schimpfen, beim nächsten Spiel selbst dessen Rolle übernehmen. Sie sehen so, wie schwierig es ist, ein Spiel gerecht zu leiten“, erzählt Maik Fabisch, der auch schon als Übungsleiter in NachtSport-Gruppen tätig war. Er blättert in den Teilnehmerlisten und zählt die Nationen auf, zu denen die Teilnehmer gehören: Indien, Syrien, Afghanistan, Somalia, Iran, Taiwan, Italien, Litauen, Chile, Frankreich, Brasilien, Mexiko, China…. Und natürlich Deutschland. Rund die Hälfte aller Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Projekt sind Deutsche.
Soumya Barai nicht. Der Student aus Indien, der regelmäßig in der freitäglichen Fußballgruppe in der Sporthalle des Bertolt-Brecht-Gymnasiums spielt, ist eher kein Kandidat für Vereinssport: „Neben dem Training hier betreibe ich mehrmals in der Woche Individualsport, laufe und schwimme. Eigentlich habe ich nur sonntags Ruhetag. Da bliebe keine Zeit für einen Verein“, sagt er. Beim NachtSport in der Johannstadt stieß er im letzten Jahr zunächst auf Badminton, was er ebenfalls hier spielt, dann kam Fußball hinzu. Was motiviert ihn denn hierherzukommen, auch an einem so heißen Freitag wie diesem Ende Juli, an dem es der Sportgruppe nicht schwerfällt, die Hygieneauflage von maximal 18 Spielern zu unterschreiten? „Natürlich finde ich es gut, dass das Angebot kostenlos ist. Aber da ist noch mehr: Ich kann einen Sport ausüben, den ich mag, interessante Leute dabei treffen. Und mich beeindruckt immer wieder, wie begeisternd unser Übungsleiter Tobias das Training durchführt.“
In der Johannstadt wird derzeit Fußball und Badminton gespielt, am Ausweichstandort 10. Grundschule wird auch Volleyball angeboten. NachtSport ist offen für alle zwischen 14 und 27, wobei laut Maik Fabisch die Altersgruppe zwischen 15 und 21 am aktivsten ist.
NachtSport Dresden
www.sportjugend-dresden.de oder via Facebook/Instagram unter sportjugend.dresden
Fußball wird jeden Freitag zwischen 17 und 19 Uhr in der Turnhalle des Bertolt-Brecht-Gymnasiums, Thomaestraße 60, 01307 Dresden / Badminton jeden Freitag von 21 bis 22.30 Uhr in der Turnhalle des Martin-Andersen-Nexö-Gymnasiums, Haydnstraße 49, 01309 Dresden
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Aufgrund der aktuellen Hygienebestimmungen bitte rechtzeitig und in Sportsachen erscheinen, da der Zugang begrenzt ist und die Umkleiden derzeit noch nicht wieder uneingeschränkt nutzbar sind
Lust auf Engagement und sportliche Betätigung? Die Sportjugend Dresden sucht immer ehrenamtliche Übungsleiter/-innen für das Projekt NachtSport. Bei Fragen hierzu oder für alle Informationen rund um das Angebot stehen Melanie Berg oder Maik Fabisch gern als Ansprechpartner zur Verfügung. E-Mail: info@sportjugend-dresden.de oder Mobil unter: 0176/87730608 (WhatsApp)
eingestellt am 01.08.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Das Marwa Elsherbiny Kultur- und Bildungszentrum in der Johannstadt. Foto: Philine Schlick
Am Freitag hat zum ersten Mal in diesem Jahr das interreligiöse Treffen “Coexist” mit Gästen der jüdischen, evangelisch-lutherischen und muslimischen Gemeinde stattgefunden. Gastgeber Saad Elgazar, Imam in Johannstadt, nutzte die Gelegenheit zur wiederholten Distanzierung von den Vorwürfen des Verfassungsschutzes.
“Ibrahim, Habibi!” – mit diesen Worten betritt der Rabbiner Akiva Weinstein das Gelände des Marwa-Elsherbiny Kultur- und Bildungszentrum e.V. an der Marschnerstraße. Der Angesprochene, Sami Ibrahim von der muslimischen Gemeinde, strahlt. Man begrüßt sich herzlich. Auf Tischen stehen Getränke und Kekse, auf den Stühlen sitzen an die 25 Gäste. Gesprochen wird arabisch, hebräisch, englisch, deutsch und russisch.
Vorn steht der heutige Gastgeber, Imam Saad Elgazar, und macht sich Notizen zu der Begrüßungsrede, die er gleich halten wird. Er hat an diesem Abend bereits etliche Fragen von Journalist*innen beantwortet. Pfarrer Tobias Funke geht umher, begrüßt Gäste und stellt sie einander vor. Kinder fahren mit Rollern über den gepflasterten Platz vor dem hellgrün gestrichenen Flachbau Marschnerstraße 2.
Es ist das erste Mal in diesem Jahr, dass das interreligiöse Treffen “Coexist” zwischen jüdischer, muslimischer und Johannes-Kreuz-Lukas-Gemeinde stattfindet. Zwei vorhergehende Treffen in 2020 mussten wegen Corona entfallen. Aus demselben Grund stehen heute nur gekauftes Gebäck und keine selbst gemachten Speisen auf den Tischen, wie bedauernd erklärt wird. Ein Kaffeekränzchen mit Gespräch und Gesang in der Abendsonne, auf das immer noch Schatten fallen.
Sieben Seiten im Verfassungsschutzbericht
Das Thema des heutigen Abends ist “Gotteshäuser – Bau-Steine des Glaubens” – es betrifft die Moschee in der Johannstadt auf besondere Weise. Die muslimische Gemeinde möchte den umgenutzten Flachbau seit Jahren durch eine richtige Moschee ersetzen. Dass das Vorhaben stagniert, hängt mit dem Besitzer des Geländes zusammen: Dr. Saad Elgazar.
Dr. Saad Elgazar, geboren 1967 in Ägypten, lebt seit 20 Jahren in Deutschland. Der Doktor der Physik und vierfacher Familienvater ist Vorsitzender des Marwa Elsherbiny Kultur- und Bildungszentrum Dresden e.V. und Geschäftsführer der Sächsischen Begegnungsstätte (SBS) gUG. Er steht unter Beobachtung des Verfassungsschutzes.
Saad Elgazar nutzt die Einleitung, um die freundschaftliche Verbindung zwischen den Gemeinden zu betonen, die seit 2018 gemeinsam zu interreligiösen Themenabenden einladen. Elgazar spricht auf arabisch, seine Worte werden von Sami Ibrahim übersetzt. Er nennt Akiva Weingarten und Tobias Funke seine Brüder.
Er sagt: “Israel, Palästina – das ist doch nur ein Stück Land.” Wichtiger sei die gelebte Freundschaft. Diese Sätze sollen seinen Facebook-Post vor vier Jahren entkräften: Saad Elgazar teilte ein Video, in dem eine geografische Landkarte Landkarte Palästinas gezeigt wird – ohne Israel. Laut Bericht des Verfassungsschutzes kommentierte Elgazar das Video wie folgt: „Es gab für uns ein Land mit dem Namen Palästina – und wird es [wieder] werden.“ Einer von vielen Vorwürfen.
Eine Fotomontage führender Vertreter der Muslimbrüderschaft (kurz MB) als Profilbild, Äußerungen hinsichtlich einer jüdischen Weltverschwörung, als jugendgefährdend eingestufte Broschüren, ausgelegt beim Tag der offenen Moschee am 3. Oktober 2016, öffentlichkeitswirksame Auftritte von Vertretern der MB, das Logo von MB und Islamischer Gemeinschaft Deutschland (kurz IGD, seit 2018 umbenannt in Deutsche Muslimische Bruderschaft, kurz DMG) auf einem Flyer – insgesamt sieben Seiten widmet der Verfassungsschutz in seinem Bericht den Verwicklungen der SBS in islamistische Entwicklungen in Sachsen.
“Die Menschen beten draußen – auch im Winter”
Saad Elgazar wirkt müde, als das Thema darauf kommt, gerät aber schnell in Wallung. Er habe, sagt er, aufgehört mit der Presse zu sprechen. Alle seien gegen ihn – die Medien, die Stadt, der Verfassungsschutz. Er zeigt mit ausgestrecktem Arm in Richtung Rathaus. Keiner habe mit ihm geredet – weder die Stadt, noch der Verfassungsschutz. Dass er unter Verdacht stehe, habe er aus der Zeitung erfahren. Er fühle sich allein gelassen. “Nur Pfarrer Funke und Akiva Weinstein haben mich unterstützt.”
Mit einem Zeitungsartikel sei er zufrieden gewesen, nämlich dem der FAZ, sagt Saad Elgazar. Das mag daran liegen, dass es der einzige ist, der die Stellung Elgazars im Wortlaut beinhaltet. Das wiederum mag daran liegen, dass von Seiten Elgazars auf Presseanfragen keine Reaktion erfolgte.
Der Bericht des Verfassungsschutzes sei an allem Schuld, sagt Saad Elgazar. Dem Marwa-Elsherbiny-Verein wurde die Gemeinnützigkeit entzogen. Gehälter für die Imame, Hausmeister- und Nebenkosten müsse die Gemeinde selbst finanzieren. Das Misstrauen in der Gesellschaft sei gewachsen, Spenden rarer geworden.
“Ein Widerspruch gegenüber den Vorwürfen ist Herrn Elgazar verschiedentlich ans Herz gelegt worden”, berichtet Pfarrer Tobias Funke. Für eine Klage vor dem Amtsgericht verfüge er nicht über die nötigen finanziellen Mittel, argumentiert Saad Elgazar.
Die mittlerweile 3500 Mitglieder starke muslimische Gemeinde muss sich mit den beengten Räumen an der Marschnerstraße arrangieren. “Die Menschen beten draußen, auch im Winter!”, sagt Saad Elgazar mit deutlicher Empörung und zeigt auf seinem Telefon Bilder, die einen mit Menschen gefüllten Vorplatz zeigen. Die Gemeinde strebt seit Jahren einen Neubau an der Marschnerstraße an. Die Chancen dafür standen gut. Baubürgermeister Schmidt-Lamontain habe sich für die Pläne eingesetzt, sagt Elgazar. “Dann, plötzlich, nichts mehr!” Er hebt die Hände.
Vorwürfe und Bestrebungen
Saad Elgazar bemüht sich um Erklärungen: Er habe auf der Suche nach Spenden und Unterstützung muslimische Gemeinden und Verbände im gesamten Bundesgebiet kontaktiert, darunter eben auch die Muslimbruderschaft und die Islamische Gemeinde Deutschland. Aber dies seien eben nur zwei unter vielen. Eine ideologische Beeinflussung bestehe nicht, versichert er. Vielmehr setze er sich mit Projekten für einen religionsübergreifenden Dialog, setze sich mit der SBS für die Integration von Flüchtlingen ein. “Woanders hätte ich einen Preis bekommen”, sagt er. “Aber nicht in Sachsen.”
Und die antisemitischen Aktivitäten auf Facebook?
Verfassungsschutz: “Doppelstrategie der Islamisten”
Der Rabbiner Akiva Weingarten ist seit einem Jahr mit Saad Elgazar bekannt: “Er ist damals zusammen mit Herrn Ibrahim zu mir gekommen, um mich kennenzulernen und mir zu meinem neuen Amt zu gratulieren. Seitdem habe ich sowohl Herrn Elgazar und Herrn Ibrahim mehrmals bei Veranstaltungen getroffen, sie sind auch zu der Solidaritätsbekundung nach Halle zur Synagoge gekommen. Unsere Gespräche waren immer sehr positiv und ich habe ihn nicht als Antisemiten erlebt.”
Der Verfassungsschutz sieht das anders: Dr. Saad Elgazar sei auch nach 2016 durch antisemitische Äußerungen aufgefallen. Pressesprecherin Patricia Vernhold führt aus: “Legalistische Islamisten verfolgen eine Doppelstrategie: Sie sind bestrebt, mittels Lobbyarbeit ihre auf islamistischer Ideologie basierenden Vorstellungen zum gesellschaftlichen und individuellen Leben auf legalem Weg sowie unter Inanspruchnahme der Möglichkeiten des deutschen Rechtsstaates durchzusetzen.
Repräsentanten dieser Organisationen gäben sich in der Öffentlichkeit offen, tolerant und dialogbereit u.a. auch gegenüber anderen Religionen. Auf diesem Wege versuchten sie, Einfluss auf Politik und Gesellschaft zu erlangen. Nach innen bzw. in den Gemeinden verfolgten sie jedoch das Ziel, insbesondere junge Muslime von ihren islamistischen Positionen für ein scharia-konformes Leben zu überzeugen. Dabei würden auch solche Prinzipien und Werte vermittelt, die nicht mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung vereinbar sind und die Entwicklung islamistisch geprägter Parallelgesellschaften unterstützen.
Dialog im politischen Spannungsfeld
Zum Coexist-Abend anwesend ist auch Hildegard Stellmacher von der ev.-lutherischen Kirchgemeinde: “Wir haben Herrn Elgazar auf seine Position gegenüber Juden und Jüdinnen angesprochen. Daraufhin hat er Stellung bezogen.” Zugunsten des Dialogs wolle man nach vorne blicken, nicht zurück.
Sie war vor Ort, als im August 2018 die rechte Gruppe “Wellenlänge” aus Heidenau eine Woche lang gegen die Moschee demonstrierten. “Sie wollten die Moschee mit Glockengeläut beschallen”, erinnert sie sich. “Als ich fragte, welche Glocken sie den nutzen wollten, meinten die: ‘Gar keine. Wir sind Atheisten. Wir nehmen Lautsprecher.’ Da haben wir als Gemeinde protestiert.”
Pfarrer Tobias Funke: “Wir haben uns als interreligiöse Gruppe dafür entschieden, mit den Vertretern der religiösen Gemeinschaften in unserem Stadtteil zusammenzuarbeiten, um einer Abschottung entgegenzuwirken und einander zu kennen. Wir haben auch Kontakt zu anderen Muslimen, die auch zum Treffen eingeladen waren, aber eben in der Johannstadt keine Moschee haben.”
Islamistische Organisationen versuchten, so der Verfassungsschutz, “Einfluss auf eine islamische Gemeinde in organisatorischer oder ideologischer Hinsicht zu gewinnen und hierbei aus taktischen Gründen auf erkennbare Bezüge zur MB absichtsvoll zu verzichten.” Diese Gefahr bestehe durch die Person Saad Elgazar auch bei der SBS, obwohl die Kontakte seit etlichen Jahren rückläufig seien.
“Es ist kompliziert”
Saad Elgazar führt durch das Zentrum: Lehr- und Beträume sind klein, die meisten dunkel. Büros und Klassenzimmer in Containern. Im Sommer heiß, im Winter kalt. Die muslimische Gemeinde ist gewachsen, ein neues Gotteshaus würde Erleichterung bringen.
“Es ist kompliziert”, fasst Pfarrer Tobias Funke die Lage zusammen. Die muslimische Gemeinde hatte bereits Baupläne bei einem Stuttgarter Büro in Auftrag gegeben. Das Bauaufsichtsamt sah im Juli 2019 die Pläne als nicht vollständig an und setzte die Bearbeitung nicht fort.
“Die Stadt fordert von der muslimischen Gemeinde ein Brandschutzkonzept. Diese wiederum möchte die Kosten nicht investieren, solange sie nicht weiß, ob dem Bau stattgegeben wird”, so Funke. Vor über einem Jahr hat der Stadtrat eine Veränderungssperre für das Gelände beschlossen (die DNN berichteten). Sie endet im August.
Coexist bemüht sich um Verbindungen
Die interreligiöse Gemeinschaft indessen unterstützt sich gegenseitig in ihren Anliegen und sucht den Kontakt zueinander. Beim ersten Treffen 2020 gibt Hildegard Stellmacher einen Überblick über die historische Entwicklung von Kirchgemeinden in Dresden – ihr Wachsen und Zusammenwachsen.
Elena Tanaeva, Referentin der jüdischen Gemeinde, erzählt von der großen Semper-Synagoge in Dresden, die von einer kurzen Zeit der Akzeptanz jüdischen Lebens in der Landeshauptstadt zeugte, bevor sie 1938 in der “Kristallnacht” niedergebrannt wurde und ihre Besucher*innen erniedrigt, verletzt, getötet wurden.
Bewegt ist die Geschichte der Gemeinden, wie auch die Gesichter der Zuhörenden. An diesem Donnerstag sitzen Vertreter*innen verschiedener Religionen uns zeugen von Hoffnung auf eine Koexistenz in Frieden.
Coexist – Nächste Treffen
10. September im Evangelischen Gemeindehaus, Fiedlerstraße 2, um 19 Uhr
26. November voraussichtlich in der Synagoge zu Dresden, Hasenberg 1, um 19 Uhr
eingestellt am 28.07.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Wolfgang und Stephanie Stumph sind auch im neuen "Stubbe"-Krimi Vater und Tochter. Foto: ZDF
Die TV-Krimi-Serie “Stubbe” mit Wolfgang Stumph wird im ZDF neu aufgelegt. Am Donnerstag finden dazu Dreharbeiten auf der Pfotenhauerstraße in der Johannstadt statt. Anwohner*innen werden gebeten, ihre Autos umzuparken.
Film ab in der Johannstadt! Für die neue Stubbe-Folge mit dem Arbeitstitel “Abendlicht” wird in der Johannstadt gedreht. Stubbe ist mittlerweile Opa und im Ruhestand – das Ermitteln kann er jedoch nicht lassen. Seine Tochter (Stephanie Stumph) wird in ihrer Tätigkeit als Journalistin in die dunklen Machenschaften eines Pflegedienstes verwickelt.
Damit der Fuhrpark des Filmteams auf der Pfotenhauerstraße Platz hat, wurden in Abstimmung mit der Stadt Dresden Halteverbotszonen festgelegt.
Halteverbote zwischen 6.30 und 20.30 Uhr
Am Donnerstag, dem 30. Juli, wird es zwischen 6.30 Uhr und 20.30 Uhr zu Einschränkungen kommen. Fahrzeughalter*innen werden gebeten, einen Zettel mit ihrer Telefonnummer hinter die Scheibe zu legen, um erreichbar zu sein, falls das Auto in einer der Zonen steht.
“Sie können uns gerne kontaktieren, wenn Ihnen spezielle Fragen auf dem Herzen liegen”, heißt es in einem Info-Schreiben von Motivaufnahmeleiter Mirco Zurek der Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft. “Sollten Sie sich in irgendeiner Weise durch uns gestört fühlen, sprechen Sie uns bitte vor Ort an, wir werden Ihnen dann umgehend Auskunft über die Abläufe geben.”
Dreharbeiten in Dresden bis 13. August
Dass die Dreharbeiten die regulären Vorgänge im Viertel durcheinanderbringen, sei dem Filmteam bewusst. “Trotzdem bitten wir Sie um Unterstützung bei den Dreharbeiten”, so Zurek. Die Dreharbeiten für die neue Folge dauern in Dresden noch bis zum 13. August an. Ein Sendetermin steht laut ZDF bislang noch nicht fest.
Unerwartet viel Beteiligung brachte die achte Stadtteilbeiratssitzung am vergangenen Donnerstag. Es kamen mehr Beirät*innen als angekündigt und beschieden nahezu einstimmig sechs neue Projekte für die Johannstadt. Darunter Mosaik-Sitzbänke für den Bönischplatz, Gymnastikkurse für muslimische Frauen und einen ungewöhnlichen Videodreh zu einem besonderen Anlass. Den Auftakt gab eine gute Botschaft.
Lange währten sie, die Planungen für das Bönischplatzfest alias Bundschuhstraßenfest. Corona grätschte dazwischen, dann wurde ein neuer Organisator gesucht. Stadtteilbeirat Lutz Hoffmann übernahm das Zepter von Katja Hilbert und machte sich an die Partyplanung: Am 26. September wird das Straßenfest nun gefeiert. Zwischen 12 und 22 Uhr wird die Bundschuhstraße bespielt mit einem Programm, das sich insbesondere dem Tanz verschrieben hat.
Tanz, Tanz, Tanz zum Bundschuhstraßenfest
Neben Musik der Banda Internationale wird es einen Tanzauftritt der 102. Grundschule geben. Selbst getanzt werden kann bei einem Latin-Tanzkurs ab 18 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt werden die Stände bereits wieder abgebaut, um die Straße freizugeben. Im Anschluss darf frei getanzt werden. Einstimmend für den Tanz-Tag wird Aga Becker ab 12 Uhr zum Yoga anleiten. Um 22 Uhr ist Zapfenstreich.
Gymnastik für Muslimas
“In Bewegung” sollen muslimische Frauen mit einem gleichnamigen Gymnastikkurs bleiben. Die Soziale Dienste und Jugendhilfe gGmbH mit ihrem Projekt Wir sind Paten stellten den Antrag. Das Bestreben ist, acht muslimischen Teilnehmerinnen einen Schutzraum frei von Ressentiments zu bieten, um sich sportlich zu betätigen.
Eine Ergotherapeutin wird den einmal pro Woche angebotenen Kurs anleiten. Die monatliche Gebühr beträgt zwei Euro. Im Anschluss an die geförderten drei Monate soll der Kurs in Eigenregie weiter laufen und sich nach Möglichkeit auch für andere weibliche Interessierte öffnen.
Mosaik-Bänke für den Bönischplatz
Die Bauarbeiten am Bönischplatz, so konnte Anke Ostermeyer vom Stadtplanungsamt bestätigen, verlaufen immer noch nach Plan und werden pünktlich zum 31.10.2020 abgeschlossen sein.
Für das Wohlgefühl auf dem Platz sollen Sitzbänke mit Keramik-Mosaiken von Bürger*innen gestaltet werden. Der Johannstädter Kulturtreff e.V. plant hierfür einen offenen Workshop an zwei Terminen. Zum ersten Termin werden die Keramiken nach eigenem Gusto geformt. Bis zum zweiten Termin werden sie im Töpfer-Ofen gebrannt, um schließlich glasiert und an den Sitz-Bänken angebracht zu werden. Platz ist für sechs bis acht Teilnehmer*innen, willkommen sind Jung und Alt.
johannstadt.de berichtet weiter – gedruckt und online
Fördergelder aus dem Stadtteilfonds wurden dem Online-Stadtteilmagazin johannstadt.de für das zweite Halbjahr 2020 beschieden. Die bewilligten Gelder werden für Honorare – also Artikel wie diesen -, den Umbau der Internetseite und die Bewerbung des Portals eingesetzt. Beispielsweise sollen die Artikel auf der Startseite künftig mit Beitrags-Bildern angezeigt werden. Tipps und Hinweise für eine bessere Lesbarkeit sind stets unter redaktion@johannstadt.de willkommen.
In diesem Zusammenhang wurde bei der Sitzung die Idee einer Druck-Version des Stadtteilmagazins vorgestellt. Die Fördermittel für die kostenlose Zeitung kommen aus dem Projekt Utopolis, das sich mit künstlerischen Initiativen wie dem Plattenchor oder der Postkartenwerkstatt “Komm’ rum” für die soziokulturelle Belebung der Johannstadt einsetzt.
Das Print-Magazin soll bestehende Artikel – insbesondere Porträts von Menschen und Orten – angereichert mit vielen Bildern, Rätseln und Mitmach-Aktionen für Bürger*innen analog lesbar machen. Die erste Ausgabe soll schon im Dezember im Stadtteil ausliegen.
Holzbau für Jugendliche und ein Gottesdienst für Menschen mit Handicap
Der Gottesdienst soll dazu dienen, Berührungsängste abzubauen und Ideen für mehr Teilhabe zu sammeln. Eingeladen sind Menschen mit Handicap, ihre Angehörigen, Lobby-Vertreter*innen, Pädagog*innen, Bewohner*innen und alle sonstigen Interessierten. Sollten die dann geltenden Abstandsregeln nicht allen Besucher*innen eine Teilnahme ermöglichen, soll der Gottesdienst mit einem digitalen Streaming übertragen werden.
Pfarrer Tobias Funke stellte auch noch einen zweiten Antrag der Gemeinde vor: Er möchte einen Holzworkshop für Jugendliche anbieten, um mit den erlangten Kenntnissen den Gemeinschaftsgarten des Gemeindehauses zu verschönern. Entstehen sollen Sitzbänke, Beschattungen und schützende Zäune für spielende Kinder.
Film ab für Lasse Reinstroem zum Parking Day
Zu erleben wird im September ein weiteres Projekt der Kirchgemeinde in Aktion sein: Die Generationen-Rikscha. Christian Bähler ist Musiker der Band “Lasse Reinstroem” und möchte auf besondere Weise Werbung für Lebensqualität in der Johannstadt machen. Er beantragte Fördermittel für einen Videodreh zum neuen Song “Ferry of the common man”. Das Lied ist eine Hymne an das Fahrrad, das auch im Fokus des alljährlichen Parking Day steht. Für das Video sucht Lasse Reinstroem Johannstädter*innen mit emissionsfreien Zwei- und Dreirädern aller Art, um einen Tross von Albertbrücke bis Hertelstraße zu sammeln. Die Generationen-Rikscha soll auch dabei sein.
Der Parking Day wird am 18. September auf der Hertelstraße gefeiert, indem drei bis vier Parkplätze frei von Autos geräumt werden. An ihre Stelle rücken Sofas, Spiele und Picknicks. Es soll gezeigt werden, wie sich die Atmosphäre einer Straße wandelt, wenn auf ihr Platz für Freizeit und Geselligkeit ist. Der Aktionstag wird gestaltet vom Projekt NaJo2025, das sich mit zahlreichen Initiativen wie einem Tauschschrank, sicheren Fußgängerquerungen, Fahrrad-Bügeln und Fair-Teilern für Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Viertel einsetzt.
eingestellt am 16.07.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Juliana Dressel-Zagatowski, Schulleiterin der 101. Oberschule Johannes Gutenberg. Foto: Philine Schlick
Die 101. Oberschule Johannes Gutenberg ist “in”: international, inklusiv, integrativ. Schulleiterin Juliana Dressel-Zagatowksi sieht in ihrer Schülerschaft wegweisendes Potential und kämpft für dessen Anerkennung. Die Cockerwiese als exponierter neuer Standort für die Oberschule wäre ein “politisches Signal für Dresden”, so die Schulleiterin. Doch es könnte eine unliebsame Planänderung geben.
Der Schulhof ist leer an diesem späten Sommernachmittag. Einsam hallen die Schritte auf den als Einbahnstraßen gezeichneten Schulfluren. Nur aus dem Büro der Schulleiterin dringen noch Stimmen. Auf einer schwarzen Tafel neben der Tür stehen in geschwungener Kreide-Schrift Willkommensgrüße in verschiedenen Sprachen. “Kommen Sie rein!”, ruft Juliana Dressel-Zagatowski munter, obwohl es ein langer Tag gewesen sein muss. Gerade hat der vorherige Gesprächspartner ihr Büro verlassen.
“Ohne Kreativität geht man baden”
“Mir war es wichtig kreativ zu werden. Viele meinen, dafür müsse man malen oder zeichnen können”, sagt Juliana Dressel-Zagatowski, die als studierte Kunsterzieherin in der Tat beides kann. Ihre kreative Erfüllung hat sie allerdings als Schulleiterin gefunden.
Bevor sie in die Johannstadt kam, leitete sie für drei Jahre eine private Schule in Dresden. Angestellt wurde Juliana Dressel-Zagatowski in der 101. Oberschule als Kunst- und Russisch-Lehrerin. Dann bewarb sie sich erfolgreich als Leiterin. Rund 430 Schüler*innen aus dem ganzen Stadtgebiet besuchen die Schule. Vertreten sind über 35 Nationen.
“Jeder Schüler, der ohne Sprachkenntnisse nach Deutschland kommt, wird an eine Oberschule eingeschult”, berichtet Dressel-Zagatowski. Hier sollen die nötigen Sprachkenntnisse vermittelt werden. Sprachanfänger*innen treffen auf Muttersprachler*innen – und alle müssen mit dem vorgegebenen Lehrplan mithalten: “An dieser Schule muss man kreativ sein, sonst geht man baden”, fasst Leiterin zusammen.
Adé Cockerwiese?
Juliana Dressel-Zagatowksi und ihre Kolleg*innen sehen die jungen Menschen an ihrer Schule nicht als Sorgenkinder, sondern als Persönlichkeiten mit einem Anspruch auf Entwicklung und Verwirklichung. “Dass unsere Schule zu 65 bis 75 Prozent Migrant*innen besuchen, ist eine Riesenchance. Wir sind ein großes lernendes System”, sagt Dressel-Zagatowski über ihre Schule, die sich an dem neuen Projekt der Kinder- und Jugendstiftung “Vielfalt entfalten – Gemeinsam für starke Schulen” beteiligt.
Eine Schule mit visionären Ansätzen – dazu würde der exponierte Standort an der Blüherstraße gut passen. Die Johannstadt wird ein Gymnasium bekommen. Dafür, so beschloss der Stadtrat im Juli 2019, soll die 101. Oberschule Johannes Gutenberg an der Pfotenhauerstraße Platz machen und an die Bürgerstraße ziehen.
“Der Standort Cockerwiese hätte Symbolcharakter für Dresden. Es wäre ein politisches Signal”, ist die Schulleiterin überzeugt.
Neue Variante stößt auf wenig Begeisterung
Nun bestätigte das Schulverwaltungsamt neue Pläne: “Der bisher geplante Doppelstandort Cockerwiese ist kompromissbehaftet”, heißt es. Eine neue Variante sieht den Neubau der Oberschule auf dem Gelände des Bertolt-Brecht-Gymnasiums vor, welches ebenfalls einen Neubau erhalten wird. Die “städtebauliche Einordnung” sei möglich und auf diese Weise könne der ebenfalls neu geplanten Grundschule an der Cockerwiese mehr Platz eingeräumt werden.
Diese Idee wurde den beiden Schulen von der Stadt noch nicht offiziell mitgeteilt – sie stößt auf wenig Begeisterung. “Wir sind keine Verschiebemasse”, kommentiert Dressel-Zagatowski. “Wir wollen Gegenstand einer solchen Entscheidung sein, kein Beiwerk.”
Marcello Meschke, Schulleiter des BB-Gymnasiums, hätte ein zentrales, exponiertes Gebäude für die 101. Oberschule ebenfalls als positiv angesehen. Zudem fürchtet er, dass es für zwei Schulen auf dem Gelände Lortzingstraße 1 zu eng wird: “Wir sind Klimaschule und haben dementsprechend viele Projekte auf dem Außengelände”, sagt er. Durch ein zusätzliches Schulgebäude und weitere Sportanlagen sehe er diese gefährdet.
Reibungen sieht er zudem in den unterschiedlichen Konzepten – vom Pausenplan bis zur Nachmittagsgestaltung, die dann abgestimmt werden müssten. Hinzu komme das Problem des Transports: “Die Busse und Bahnen zu unserer Schule sind jetzt schon mit 1000 Schülern überfüllt”, äußert er seine Bedenken.
Eine abschließende Entscheidung, welche Option weiter verfolgt wird, werde durch den Stadtrat getroffen, so das Schulverwaltungsamt.
Über 430 Bildungsbiografien
Die Schüler*innen der 101. Oberschule Johannes Gutenberg kommen aus ganz Europa von Schulen, in denen andere Standards gelten. Sie kommen aus Kriegsländern wie Syrien, Libanon und Jemen und müssen Anschluss finden, nachdem sie jahrelang die Schule nicht besuchen konnten. Sie kommen aus Akademiker- gleichwohl wie aus Arbeiter- und Bauernfamilien. Sie kommen nicht nur mit ihren Rucksäcken, sondern mit ihren Päckchen, mit ihren Hoffnungen und Träumen. Sie bleiben nur für Monate – oder gründen Familien hier.
“Jeder hat seine ganz individuelle Bildungsbiografie”, sagt Dressel-Zagatowksi. “Wir hatten mal einen Jungen an der Schule, der kam aus Lettland. In seiner Schule dort wird auf Englisch unterrichtet. Die Digitalisierung ist viel weiter voran geschritten. Er hat uns wie ein Relikt wahrgenommen und zwei Jahre nicht mit uns gesprochen. Irgendwann kam das Initial.”
Die Schule setze alles daran, dem Spektrum der Schüler*innen, ihren individuellen Anforderungen und Bedürfnissen gerecht zu werden. Das bedürfe in erster Linie viel Zeit. “Das geht nicht zack, zack, zack”, sagt die Schulleiterin, die sich um Fördermittel und – programme bemüht, um Personal aufzustocken. “Wir betreten täglich Neuland.”
Nicht vor den Karren spannen lassen
Die Schulleiterin sagt “wir”, wenn sie über die Schule spricht. Denn hier sitzen sprichwörtlich alle in einem Boot: Lehrende und Schüler*innen sind in Prozessen miteinander verbunden. “Kein Tag ist wie der andere”, sagt Dressel-Zagatowski. “Nichts passt hier in vorgefertigte Kategorien.”
Die Schere sei groß, der Druck auf die Kinder und Jugendlichen teilweise hoch: Zu kulturellen Unterschieden und individuellen Verfassungen kommen die Leistungsanforderungen – Spannungen bleiben da nicht aus.
Empört hat die Schulleiterin kürzlich die kleine parlamentarische Anfrage der AfD zu Gewalt an Schulen aufgenommen. Schnell hätte ein Zeitungsartikel die 101. Oberschule als negatives Beispiel zitiert. “Der Artikel war unreflektiert und diskriminierend”, sagt Dressel-Zagatowski.
Vor den eindeutig gefärbten Karren will sie ihre Schule nicht spannen lassen. Dass für die Anfrage der AfD Einblick in sensible Daten gegeben wird, macht die Schulleiterin fassungslos. Besondere Vorfälle an ihrer Schule in einem Meldebogen zu erfassen, ist für sie im Sinne der Transparenz und zum Wohl ihrer Schützlinge selbstverständlich. “Aber wenn ich weiß, dass die AfD diese Daten benutzt, verwende ich zukünftig ein anderes Sortiersystem.”
Konflikte haben Ursachen: Sozialer Druck, Diskriminierung, traumatische Erfahrungen, Angst, Verzweiflung, Hilflosigkeit. “An jeder Schule gibt es Gewalt”, sagt Dressel-Zagatowski. “Nicht alle gehen offen damit um.”
Das schönste Erlebnis
Auf Juliana Dressel-Zagatowskis Schreibtisch blüht ein draller Strauß aus den vietnamesischen Gärten.”Mut, meine Liebe, Mut” sagt eine Karte vor der meerblauen Wand des Büros. Was war heute ihr schönstes Erlebnis, Frau Dressel-Zagatowski? “Ich hatte heute zwei, drei schöne Gemeinschaftskunde-Prüfungen, wo Schüler, die nach Deutschland zugezogen sind, verstanden hatten, was Demokratie ist. Das war … toll!”
Für das Projekt “Goldene Kassette der Kinderrechte” zum Weltkindertag am 20. November werden alte Radios, Ghettoblaster und Walkmen gesucht. mit den ungewöhnlichen Mitteln der analogen Kassettentechnik soll das Thema Kinderrechte verknüpft sein.
Die Kinder- und Jugendbeauftragte der Landeshauptstadt Dresden Anke Lietzmann bittet die Dresdnerinnen und Dresdner um Technikunterstützung für ein Mitmach-Projekt zum Weltkindertag.
Mit dabei: coloRadio Dresden
Der jährlich am 20. November begangene Jahrestag der Unterzeichnung der UN Kinderrechtskonvention soll gefeiert werden. Viele Träger der Jugendhilfe planen für Kinder und Jugendliche Aktionen zum Thema Kinderrechte, so auch das Büro der Kinder- und Jugendbeauftragten. Gemeinsam mit „Junges Radio“ von coloRadio soll die „Goldene Kassette der Kinderrechte“ entstehen. Dazu benötigen die Initiatoren Technik aus „alten Zeiten“.
Anke Lietzmann freut sich auf dieses besondere Projekt: „Für viele ist die Zukunft digital. Die Corona-Pandemie beschleunigt diesen Prozess. Wir aber machen für unser Projekt zum Weltkindertag einen Schritt zurück – zunächst! Mit den ungewöhnlichen Mitteln der analogen Kassettentechnik wollen wir das Thema Kinderrechte verknüpfen.”
Historisches ausprobieren
Kinder und Jugendliche sollen sich mit ihren Rechten im Rahmen der UN Kinderrechtskonvention auseinander setzen. Gleichzeitig bestehe die Möglichkeit, ein quasi historisches Aufnahmeverfahren ausprobieren.
“Das Ergebnis ist eine produzierte Kassette, die ‚Goldene Kassette der Kinderrechte‘, die wir in unterschiedlichen öffentlichen Einrichtungen mit dem dazugehörigen Abspielgerät zum Anhören bereitlegen wollen. Interessierte können so ganz analog erfahren, was für Rechte Kinder und Jugendliche haben und wie sie diese umsetzen wollen”, so Anke Lietzmann.
Das Büro der Kinder- und Jugendbeauftragten will die Technik für das Projekt nicht neu anschaffen. Im Sinne der Nachhaltigkeit sollen gebrauchte Geräte zum Einsatz kommen.
Möglich sind:
Kassettenaufnahmegeräte mit Mikrofoneingang
Kassettenabspielgeräte mit eingebautem Lautsprecher (Ghettoblaster)
Walkmen
Weiterführende Informationen
Wer ein Gerät kostenfrei für dieses Projekt zur Verfügung stellen möchte, wende sich bitte an die Kinder- und Jugendbeauftragte der Landeshauptstadt Dresden, Telefon: 0351-4882150 oder E-Mail: kinderbeauftragte@dresden.de
eingestellt am 28.06.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Gefüllte Weinblätter machen viel Arbeit und sind in Syrien eine Festtagsspeise. Foto: Mohammed Ghith Al Haj Hossin
Beitrag von Mohammed Ghith al Haj Hossin
Essen ist Heimat – das weiß niemand besser als Menschen, die ihre Heimat verloren und Sehnsucht haben. Mohammed Ghith al Haj Hossin erklärt in seinem Artikel, warum Weinblatt-Diebinnen nur auf ihren Bauch hören und wie sehr vertraute Speisen durch den Magen bis ins Herz gehen.
In der letzten Woche berichteten deutsche Medien über einen komischen Diebstahl: “Ungewöhnliche Beute in Südhessen: Die Polizei hat in Alsbach Weinblatt-Diebe geschnappt. Das Frauen-Trio hatte massenhaft in Weinbergen die Weinblätter von frei zugänglichen Rebstöcken abgerissen.”
Natürlich fragt man sich, worum es geht. Es geht um eine orientalische Spezialität: gefüllte Weinblätter. Auch manche arabische Medien haben es berichtet als lustiges Thema, weil sie indirekt vermuteten, dass es sich bei dem angeklagten Frauen-Trio um Syrerinnen handelt.
Es ist nicht verwunderlich, dass viele deutsche Frauen wurden von ihren syrischen Freundinnen gefragt werden: “Wo können wir frische Weinblätter herbekommen? Oder weißt du irgendwelche Weinberge in der Nähe?”
Ein Koffer voll von Gerüchen und Geschmäckern
Diese Leidenschaft zum Essen hat ihre Grundlage in der Sehnsucht nach allem, was im Herzen steckt. Die Beziehung zwischen Menschen und Essen ist sehr alt und stark verbunden. In diesem Sinne hat es sich durch die Zeiten vom grundlegenden menschlichen Bedürfnis zu einer Kunst entwickelt, die unterschiedliche Gesellschaften bezeichnet.
Der Geruch des Essens bringt manche geflüchtete Menschen zurück zu ihrer Heimat, wo die vermessene Zeiten mit der Familie und Freunde in der Erinnerung bleiben. Jeder hat in seinem Kopf einen Koffer voll von den Gerüchen und Geschmäckern des Essen, die ihn mit seinem Herkunftsort verbinden.
Man kann sich nicht von solchen starken Gefühle befreien. Im Gegenteil solche Gefühle verstärken sie sich Jahr für Jahr. Deswegen hängen sich die geflüchtete Menschen, vor allem Frauen an die Kulinarik in zu Hause oder in der Arbeit als Beruf um Geld zu verdienen. Sie versuchen ihre Beziehungen mit der Vergangenheit zu schützen um der Gegenwart zu ertragen.
Die orientalische Spezialität Yaprak
Gefüllte Weinblätter Yaprak ist ein berühmtes orientalisches Essen im Nahen Osten und in der Türkei. Man braucht viel Erfahrung und Tüchtigkeit um es zuzubereiten. Deswegen wird es gekocht zu wichtigen Anlässen für besondere Gäste. Es ist für gewöhnlich am Anfang jedes Sommers, wie in Syrien zum Beispiel, dass viele Frauen frische Weinblätter zu sammeln beginnen, um es im gesalzen Wasser zu lagern.
So es kann bis nächstes Jahr seinen Geschmack halten, ohne Konservierungsstoffe zu benutzen. Es gibt viele Quellen um Weinblätter zu kaufen. Eine ist, sie auf dem Markt der Saison zu kaufen oder die Frauen bekommen sie von ihren eigenen Rebstock oder als Geschenk von den Nachbarn oder Freunden. Oder aber, und das ist das schlimmste, Diebstahl vom Weinberg.
Aber hier in Deutschland haben diese Frauen gedacht, dass die letzte Quelle die einzige Quelle ist, ohne sich zu beschäftigen, ob das legal oder nicht. Natürlich muss man die Erlaubnis vom Besitzer haben, sonst gilt es als illegales Verfahren, das bestraft wird. Eine Sache, die das Frauen-Trio nicht gewusst hat, wie ich denke.
Die antike Welt kannte Weinblätter gut. Nicht nur als Lebensmittel sondern auch für die medizinische Nutzung. So spielen sie eine wichtige Rolle in der Mythologie. Zum Beispiel glaubten die alten Griechen an Dionysos als der Gott des Weins, der es zur Welt gebracht hat. In der arabischen Welt wurden die Träume aus Weinblättern als Reichtum und Segen für den Träumer gedeutet. Das ist kein Wunder, wenn wir wissen, welchen Stellenwert Weinblätter im Nahen Osten haben.
eingestellt am 22.06.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Zum siebten Mal tagte am vergangenen Donnerstag der Stadtteilbeiratrat. Es handelt sich um ein Modellprojekt. Foto: Philine Schlick
Am Donnerstag hat der Johannstädter Stadtteilbeirat zum siebten Mal getagt: Acht Projekten wurde finanzielle Unterstützung beschieden. Die Bürger*innen bewiesen mit ihren Anträgen Kreativität: Gesund Händewaschen mit grüner Seife, Nachbarschaftlichkeit durch Gärtnern, ziemlich beste Baumfreunde auf Kalenderblättern … Die Ideen überzeugten, wenngleich einige noch eines Feinschliffs bedürfen.
Vier intensive Stunden lang wurde auf der 7. Beiratssitzung am vergangenen Donnerstag angehört, diskutiert und entschieden. Die JohannStadthalle stellte ihre Räume zur Verfügung, um ausreichend Abstand zu gewährleisten.
Neben einem Rückblick auf erfolgreich verlaufene Projekte wie den zweiten Teil der Hochhausmelodien, galt es mit Beschlüssen über neue Anträge in die Zukunft zu blicken. Die sieht grün bis rosig aus.
Die “Eule” feiert 33. Geburtstag mit Tag der offenen Tür
Mit einem Sommerfest möchte das Jugendhaus Eule am 24. Juli 2020 an der Marschnerstraße seinen 33. Geburtstag feiern. “Es soll ein Tag der offenen Tür zum gegenseitigen Kennenlernen sein”, sagt Anne Gruner vom Jugendhaus.
Am Nachmittag wird es Musik, Sport und Spiele geben. Mit dabei sind u.a. der Jugendtreff Trini, der LeihLaden und der Kindertreff JoJo. Abends rocken Bands die “Johann-Stage” im Club. Bis zum 26. Juni muss das Team des Jugendhauses noch entscheiden, ob und wie das Fest in Einklang mit aktuellen Corona-Schutzverordnungen stattfinden kann.
Der Wohnhof Pfotenhauer-/Elisen-/Hopfgartenstraße ist ein interkulturelles Pflaster: Über zwölf verschiedene Sprachen werden hinter den 28 Eingängen gesprochen, die zu je 40 Wohnungen führen. Das fanden Anne Richter und Gabriele Feyler heraus, indem sie 56 Interviews durchführten. Sie fragten, was Bewohner*innen mögen und was nicht. Es stellte sich heraus, dass in vielen Problemen bereits eine Lösung liegen könnte.
Bewohner*innen bemängelten fehlenden Kontakt zwischen Nachbarn, Lärm (der fällt derzeit vermehrt durch die Rekonstruktion des Gebäudes an) oder herumliegenden Müll. Viele wohnen schon lang hier, mögen die Umgebung und sind bereit sich zu engagieren, entnahmen die Antragstellerinnen den gesammelten Daten.
Nun ist ein Workshop geplant, um die Nachbarschaft miteinander zu vernetzen. Eine Idee ist z.B. Kinder und Senior*innen in Großeltern-Patenschaften zu vermitteln. Auch könnten sich Engagierte zum Gärtnern, Hausaufgaben erledigen oder gemeinsamem Aufräumen zusammentun.
Die Fördermittel aus dem Verfügungsfonds fließen in die Begleitung von Arbeitsgruppen, die sich der Realisierung von Mini-Projekten widmen. Nachbar*innen sollen als Kulturmittler und Ansprechpartner für die einzelnen Vorhaben fungieren und so dauerhaft einen Dialog im Haus schaffen.
TSV Rotation Dresden 1990 e.V. denkt schon im Juni an Weihnachten
Ein alter (Un-)Bekannter ist das Weihnachtsturnen des TSV Rotation. Seit vielen Jahren stellt der Turnverein ein zweistündiges Weihnachtsprogramm mit Tanz, Kostümen und Beleuchtung auf die Beine. Kerstin Illner vom 90-köpfigen Verein denkt schon jetzt an Weihnachten und stellte einen Antrag zur Förderung der Veranstaltung, die zusehends aufwendiger wird.
Dargeboten wird das Schauturnen alljährlich in der Turnhalle 102. Grundschule “Johanna”. Aufgrund des anstehenden Neubaus steht diese vermutlich im nächsten Jahr nicht zur Verfügung. “Unser Repertoire eignet sich aber auch für jede andere Bühne”, bot Kerstin Illner an. “Wir sind offen für neue Auftrittsorte.” Neben der Förderung des Events über rund 350 Euro aus dem Verfügungsfonds ergab sich im Gespräch für den TSV Rotation die Möglichkeit, eine Tonanlage aus dem Bestand der 101. Oberschule Johannes Gutenberg zu leihen. Die vereinseigene Tonanlage war bei einem Einbruch gestohlen worden, berichtete Kerstin Illner.
Grün ja, grün … Grüne Seife und Grüne Pfote 66
Die Corona-Isolation hat Anzhelika Dementyeva gemeinsam mit ihrer Familie genutzt, um sich mit einem Thema zu beschäftigen, das während der Krise an Bedeutung gewonnen hat: flüssige Handseife.
Sie möchte aus Pflanzenölen und selbst angebauten Kräutern Seife herstellen, die freundlich zu Haut und Umwelt ist. Frei von Erdöl, künstlichen Farben und Aromen. Der Beirat sah großes Potential in der Idee, allein war die Idee noch nicht ganz ausgereift, befanden einige Beiratsmitglieder.
Die Sinnfälligkeit und das Engagement wurden jedoch gelobt, die Förderung gewährt. Anzhelika Dementyeva kann sich mit rund 1500 Euro aus dem Stadtteilfonds an die Umsetzung von Rezepturen und Workshops machen.
Inspirierend hat die Coronakrise trotz allen Drucks auch auf die Hausgemeinschaft der Pfotenhauerstraße 66 gewirkt. “Wir sind durch Corona näher zusammen gerückt und haben uns gegenseitig geholfen”, berichten Lars Hauptmann und Marthy Lehmann. Das sei durch kleine Handreichungen wie z.B. Paketannahmen für Nachbar*innen geschehen.
Dieses zarte Pflänzchen wollen die Antragsteller*innen weiter pflegen: Zwei Hochbeete, ein Regenwasserspeicher und Pflanzungen sollen den gemeinsamen Innenhof zu einem Ort machen, an dem man sich gern trifft und um den man sich gemeinschaftlich kümmert. Zur Verfügung stehen dafür jetzt rund 990 Euro aus dem Stadtteilfonds.
Mein Freund, der Baum – porträtiert in einem Jahreskalender
Daran geknüpft ist die Organisation eines Fotowettbewerbs. Die 13 schönsten Baummotive werden in einem Jahreskalender abgedruckt, so das Ziel. “Vielleicht entwickeln sich aus dem gemeinsamen Interesse Baumpatenschaften”, hofft Marie Engelin.
Corona bremst nicht nur “Café für alle” aus
Die Kontaktbeschränkungen und der Wegfall von zahlreichen Veranstaltungen hat das mobile “Café für alle” schwer getroffen. Um wieder an den Start gehen zu können, hat das 4-köpfige Team um Uwe Tröger die fahrbare Kaffeeküche mit Spuckschutz und Hygienespendern versehen.
Die Kosten für die erforderlichen Umbauten über rund 320 Euro bekommen die Kaffeeköche aus dem Stadtteilfonds gefördert, damit das Café wieder rollen kann.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie kamen nicht nur beim Café zum Tragen. Anke Ostermeyer vom Stadtplanungsamt musste mitteilen, dass die Gestaltung des Bönischgartens vor dem geplanten Stadtteilhaus aufgrund der verhängten Haushaltssperre nach 2025 verschoben werden muss.
Ebenso verschoben werden muss der Ausbau der ehemaligen Blumenstraße. “Das wird dann in aller Ruhe gemeinsam mit dem Stadtteilhaus passieren”, versuchte Anke Ostermeyer das Positive daran zu sehen.
Infos zu Stadtteilbeiratssitzungen in der Johannstadt
Die 8. Sitzung findet öffentlich am 15. Juli zwischen 17.30 und 21 Uhr statt Gemeindezentrum Fiedlerstraße der evangelisch-lutherischen Johannes-Kreuz-Lukas-Gemeinde statt. Alle Unterlagen zu den Sitzungen können hier eingesehen werden.
In Stadtteil- und Verfügungsfonds stehen noch Gelder für Projekte zur Verfügung. Anträge für die Beiratssitzung am 15. Juli werden bis allerspätestens 28. Juni noch entgegengenommen.
eingestellt am 18.06.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Gemeinsam Schönes schaffen: Die Frauen des Strick-Kurses verständigen sich mit Nadel und Faden. Foto: Annelie Gunkel
Beitrag von Mohammed Ghith Al Haj Hossin
Selbstgemachtes erlebt derzeit eine Rennaissance. Dass Stricken nicht nur Hände und Füße, sondern auch Herz und Seele wärmen kann, hat unser Autor Mohammed Ghith Al Haj Hossin bei seiner Frau beobachtet. Sie lernte durch das Stricken eine neue Sprache und neue Freundinnen kennen.
Stricken als Medizin
In unseren heutigen Zeiten suchen wir nach Hilfsmitteln, die uns ein gesundes Leben geben. Wir treiben Sport, meditieren und machen Yoga, um unseren Körper und unsere Seele von den negativen Auswirkungen des Alltags zu befreien. Aber können Sie sich vorstellen, dass ein Pullover oder ein Paar Socken stricken wie ein magisches Rezept gegen Alzheimer und Stress ist? Es gibt noch viel mehr Vorteile dieser besonderen Handarbeit, zum Beispiel: es fördert das Erinnerungsvermögen und man kann das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mindern.
Es war üblich in den siebziger und achtziger Jahren in Syrien, dass Frauen, während des Besuches, in der Tasche Wollknäule und Stricknadeln hatten. Sie saßen, unterhielten sich, tranken Kaffee und strickten. Es ging um Gespräche, Konzentration und Freundschaft.
Vom Hobby zum Lebensunterhalt
In dieser Zeit waren die Nächte des Winters lang und kalt. Man musste etwas gegen die Langeweile machen, vor allem auf dem Land. Deswegen befanden Frauen das Stricken als gute Sache, die sie ihren Töchtern als Tradition beibringen sollten.
Später in den folgenden Jahren ging das Stricken zurück wegen der Strickmaschinen, die die Kleidung schneller und günstiger produzierten. Aber sie waren weniger schön, weil ihnen die sanften Hände und Blicke von Frauen fehlten. Als wir kleine Kinder waren, waren wir stolz auf die farbigen Pullover, die unsere Mütter gestrickt hatten.
Nach dem Krieg in Syrien in 2011 begann das Stricken wieder, aber dieses Mal nicht als Unterhaltung sondern als Arbeit, die vielen syrischen Familien in Syrien, Libanon, Jordanien und in der Türkei geholfen hat die Lebenskosten zu tragen.
Stricken als Brücke
Im Jahr 2013 wurde Annelie Gunkel vom Ausländerrat Dresden gefragt, ob sie ein Projekt für geflüchtete Frauen entwickeln und durchführen möchte. Sie fragte sich, wie sie den Frauen bei der Integration helfen könnte? Übrigens wusste sie gut, dass die Frauen die deutsche Sprache nicht sprechen konnten.
“Meine Idee war, über eine kreative Initiative den Frauen die Teilnahme zu vereinfachen und das gemeinsame Stricken und Häkeln als ‘Brückenbauer’ für alle Frauen mit und ohne Deutschkenntnisse zu sehen”, sagt Annelie Gunkel.
Es ist eine kreative Idee! Nach diesem mutigen Anfang entwickelte sich das Projekt zu Freundschaften und Hilfe bei Fragen zu Schule, Kindergarten, Ämtern, Wohnungssuche usw. Das neu geborene Projekt heißt Integrationsprojekt „Stricken Interkulturell“, der Träger ist der Johannstädter Kulturtreff e.V.
Internationale Familie
Als wir in Dresden angekommen sind, ging meine Frau zum Kulturtreff. Damals konnte sie kein Wort Deutsch. Ich erinnere mich daran, wie sie begeistert war, als sie über das Stricken sprach. Ich fragte sie: “Warum bist du so glücklich, wenn du doch die deutsche Sprache nicht reden kannst?” – “Wir haben die Körpersprache (Mimik, Gestik) genutzt als Medium zum Verstehen und es funktioniert sehr gut”, antwortete meine Frau.
Danach hat sie sich mit vielen Frauen angefreundet, darunter Frau Gunkel. Frauen, die aus 15 Nationen stammen stricken hier, wie ein Bienenkasten voll von Bewegung und Begeisterung. “Manche Frauen stricken sehr gerne und viel, andere möchten sich unterhalten und Unterstützung in Fragen des täglichen Lebens bekommen. Wir haben uns als internationale Familie gesehen und das ist bis heute geblieben”, so Frau Gunkel.
Aber man kann sich vorstellen wie schwierig es ist, wenn man aus seiner Heimat geflohen ist, um sich selbst und seine Familie zu schützen. Deswegen leiden diese Frauen unter vielen Problemen. Heimweh, Sprachschwierigkeiten, Arbeitssuche und vielem mehr.
Frau Gunkel gab sich viel Mühe, um diese komplizierten Probleme zu lösen. Sie hat heraus gefunden, dass das Familienkonzept in diesem Bereich sehr hilfreich sein konnte. “Ich versuche so gut es mir möglich ist zu helfen und zu vermitteln. Und auch hier hilft das Gefühl Mitglied einer Familie zu sein. Ich wünsche mir sehr, dass ich mit meinem Projekt dazu beitrage, die Frauen ein bisschen glücklicher zu machen.”
Masche für Masche
Nach sieben Jahren geht es nicht nur um Stricken sondern auch um Beratung, Reisen, und Deutschkurse. Heute gibt es viele Frauen beim Stricken, die sehr gut Deutsch sprechen, arbeiten und studieren. In diesem Sinne hat Frau Gunkel geschafftt, dass ihr Projekt nicht nur sein Ziel erreicht hat, sondern auch ein Teil ihres Lebens wurde.
Frau Gunkel fügt hinzu: “Ich persönlich habe sehr wertvolle Freundschaften geschlossen, ich respektiere und schätze alle Frauen und freue mich, dass ich dieses Glück habe, mit all diesen Frauen gemeinsame Wege in die Zukunft gehen zu können.”
Stricken Interkulturell
jeden Mittwoch zwischen 14 und 17 Uhr im Begegnungsraum des Johannstädter Kulturtreffs
eingestellt am 12.06.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Herr Brömsel, Konzertmeister der 1. Violinen, gab am Freitag ein 1:1-Konzert in der ehemaligen Schokofabrik. Foto: Philine Schlick
Für klassische Musik braucht man eine teure Garderobe, einen Konzertsaal, Taxi und Häppchen? Von wegen! Die Dresdner Philharmoniker beweisen mit ihrer Idee der 1:1-Konzerte, dass Musik an allen Orten berühren kann. Am Freitag war es die marode Halle der ehemaligen Schokofabrik in der Johannstadt, aus der zarte Violinentöne klangen.
Ralph-Carsten Brömsel, Konzertmeister der ersten Violinen, steht, elegant schwarz gekleidet, auf Sand. Er wiegt sich in den Klängen seiner Violine zu einer Partita von Bach. Er steht innerhalb eines aus Kordeln gelegten Rechtecks. Ein Stuhl steht ihm gegenüber. Auf dem sitze ich. Durch die Löcher des Daches des östlichen Gebäudeteils der alten Schokofabrik fallen Sonnenkleckse und wärmen mir den Scheitel.
Mehr Vanitas hätte Bach sich nicht zu träumen gewagt
Glassplitter und bunte Schriftzüge, ein Taubenkadaver und Getränkeverpackungen zieren diesen außergewöhnlichen Konzertsaal. Von mehr Vanitas hätte Meister Johann Sebastian kaum zu träumen gewagt. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die sich langsam nach oben schraubenden Töne das alte Dach so angehoben haben, dass mehr Licht hineinströmt.
Ich bin traurig und fröhlich zu gleich, wie der Raum und die Musik, wie das Werden und das Vergehen. Bach, Brömsel und seine Violine werden zu einem Spiegel, in dem ich mich hören kann. Dicht an der bloßen Backsteinwand schiebt sich ein Schößling aus dem Sand. Noch mehr als diese Tatsache ergreift mich in diesem Moment der entrückte Gesichtausdruck von Konzertmeister Brömsel, aus dem die Töne strömen, als erdenke er sie beim Spielen.
Klassikkonzerte in Autowerkstätten und Wohnzimmern
Es ist die Faszination der Gegensätze, wegen der sich Matthias Greß besonders über die Bewerbung des Deutschen Kinderschutzbundes Dresden gefreut hat. Er organisiert die außergewöhnliche Konzertreihe, die für die prekäre Lage von Musiker*innen in der Coronakrise sensibilisieren soll.
“Genau nach solchen Orten haben wir gesucht, als wir das Konzept erdacht haben”, sagt er über die ehemalige Schokofabrik. “Ich habe mir auch Autowerkstätten und Wohnzimmer vorgestellt.”
Andreas Blume vom Kinderschutzbund ist froh, die alte Fabrik so in den Fokus zu rücken und schon vor dem geplanten Ausbau zum integrativen Familienzentrum zu beleben.
Seit etwa vier Wochen geben 20 Musiker*innen der Philharmonie die kostenlosen 1:1-Konzerte – 78 davon gab es bereits. “Ich bin froh, dass sie sich dazu bereit erklärt haben”, sagt Matthias Greß. Für Ralph-Carsten Brömsel gab es zwei Gründe für seine Teilnahme: “Erstens hat es ein Format, bei dem einzelne Personen so individuell und intim ansprechen kann, so in Dresden noch nicht gegeben”, sagt er. “Und zweitens bin ich seit Mitte März ohne Publikum. Das ist für mich nicht auszuhalten.”
Bei den 1:1-Konzerten gehe er in einen punktgenauen Austausch, den es so in einem großen Konzertsaal nicht gebe, berichtet er. “Ich kann mich innerlich und mental ganz auf die eine Person ausrichten.” Das, was in dem kleinen Rechteck aus Kordeln passiert, bezeichnet er als “persönliches Geschenk.”
Noch einmal wird eine Mini-Reihe der 1:1-Konzerte am kommenden Dienstag in der Schokofabrik zu erleben sein. Matthias Greß und die Dresdner Philharmoniker*innen können sich vorstellen, das Konzept kleiner, individueller Konzerte ab Herbst beizubehalten. “Es könnten stadtweite Aufführungen in kleinen Gruppen parallel stattfinden”, sinniert Matthias Greß. Er und die Philharmoniker*innen haben bewiesen, dass alte Musik niemals Staub ansetzt.
1:1-Konzerte von Musiker*innen der Dresdner Philharmonie in der ehemaligen Schokofabrik
Hopfgartenstraße 1a, Eingang an der Stirnseite des baufälligen Teils
Dienstag, 16. Juni um 16 Uhr, 16.15 Uhr, 16.30 Uhr und 16.45 Uhr
eingestellt am 11.06.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Der Klimawandel bringt Trockenheit und Hitze. Foto: Philine Schlick
Dresdens oberirdische Gewässer führen nach dem zu trockenen Frühling so wenig Wasser, dass das Umweltamt am Wochenende verboten hat, Wasser aus Bächen zu entnehmen. Das Frühjahr gilt eigentlich als “Trinkphase” für die Natur vor der Sommerhitze. Die vergangenen heißen Sommer haben den Pegeln stark zugesetzt. Der Niederschlag im Mai konnte den Mangel nicht ausgleichen.
Gefühlt war der Frühling nach einem hitzigen Osterhoch bislang bewölkt und feucht. Die Eisheiligen kamen pünktlich Mitte Mai und schienen sich mit nasskaltem Wetter ungewöhnlich lang zu halten. Die allgemeine Trockenheit konnten sie aber nicht ausgleichen. Der Frühling war der trockenste seit 1961, berichtet das Umweltamt. In den vergangenen drei Monaten fielen insgesamt nur 70,1 Millimeter Regen. Dies ist nicht der einzige auffällige Wert.
– 6,3 Grad Celsius im März
Zwischen dem 22. und dem 23. März zeigte das Thermometer unter Hoch “Jürgen” frostige 6,3 Grad Minus an. So kalt war es im ganzen Winter nicht geworden. Diesem Wert stehen 177 Sonnenstunden im März gegenüber. Verglichen mit dem Klimareferenzwert zwischen 1961 und 1990 bedeutet das 61 Prozent mehr Sonne – und mit 25 Millilitern Niederschlag an 13 Tagen 40 Prozent weniger Regen verglichen mit 41,8 Millilitern an 14 Tagen im Referenzzeitraum. Noch im Mai sanken die Temperaturen in den Minusbereich: Das war am 12., wo es mit – 0,2 Grad Celsius einen Frosttag gab.
Nur zwei Regentage im April
Der April 2020 zählt gerade einmal zwei Regentage und lieferte statt Aprilwetters Sonne satt. Insgesamt fielen in diesem Monat nur 1,9 Milliliter Niederschlag. Das macht den April zum sonnigsten seit 1961 – an Trockenheit überboten wird er laut Messungen der Wetterstation Klotzsche nur vom April 2007 mit 0,9 Millilitern. Die sonnige und trockene Wettersituation sorgte dafür, dass der April 2020 die größte Temperaturabweichung gegenüber 1961 bis 1990 erreichte. Mit 11,0 statt 8,0 Grad Celsius war es der neuntwärmste April seit Aufzeichnungsbeginn an der Station Dresden-Klotzsche.
Seit 2017 überwiegen die Niederschlagsdefizite in Dresden. Von November 2017 bis Ende Mai 2020 beträgt das aufsummierte Niederschlagsdefizit etwa 500 Millimeter. Der Mittelwert der Jahresniederschlagssumme 1961 bis 1990 misst 669 Millimeter. Damit fehlt also allein in den letzten zweieinhalb Jahren schon fast ein ganzer Jahresniederschlag. Ein Anzeiger für die Trockenheit ist besonders der Elbpegel.
Im Einzugsbereich der Elbe in Tschechien fehlt es seit Jahren an kräftigen Niederschlägen, die die Elbe speisen. Wenn dort Dürre herrscht, ist das hier in der Stadt zu sehen. Am 10. und 11. Mai 2020 wurde am Pegel Dresden der niedrigste Tagesmittelwert in einem Mai seit der Inbetriebnahme der Moldaukaskaden im Jahr 1964 registriert: Der Pegelwert erreichte nur 68 Zentimeter. Da im Winter nahezu kein Schnee fiel, blieb auch das Wasser der Schneeschmelze aus.
Zur Folge hat der Wassermangel auch einen bedenklich niedrigen Grundwasserstand: Im Durchschnitt liegen die Grundwasserstände an den städtischen Messstellen etwa 90 Zentimeter unter dem Monatsmittelwert der letzten elf Jahre. Die weitere Entwicklung wird vom Niederschlags- und Temperaturverlauf der nächsten Monate abhängen. Allerdings ist selbst bei ergiebigen Niederschlägen nicht mit einer zügigen Wiederauffüllung des Grundwasserleiters zu rechnen.
„Das fehlende Wasser in den lokalen Grundwassersspeichern konnte nicht ausgeglichen werden,“ erklärt Wolfgang Socher, Leiter des Umweltamtes Dresden. „Im Vergleich zu den langfristig gemessenen Monatsmittelwerten des Deutschen Wetterdienstes für Dresden hat sich seit 2013 ein Niederschlagsdefizit von rund 470 Liter pro Quadratmeter summiert. Das entspricht der Regenmenge, die in Dresden durchschnittlich in einem dreiviertel Jahr fällt“, sagt Socher.
Umweltamt ordnet Entnahme-Stopp bis zum 15. Oktober 2020 an
„Verschärft und mitverursacht wird die Situation durch die Dürrejahre 2018 und 2019. Die ungewöhnlich starken Niedrigwasserphasen dieser Jahre ließen zahlreiche Dresdner Bäche und Flüsse vollständig oder über weite Strecken austrocknen“, erklärt Wolfgang Socher, und ergänzt: „Dazu zählte auch die Prießnitz, einer der größten Bäche im Stadtgebiet.“
Alle 40 Fließgewässer in Dresden führen zu wenig Wasser. Deshalb hat das Umweltamt einen Entnahme-Stopp bis zum 15. Oktober 2020 angeordnet. Wasser darf weder geschöpft noch gepumpt werden – ausgenommen ist die Elbe und in punkto Wasserentnahme mit Handgefäßen die Vereinigte Weißeritz sowie der Lockwitzbach. Werden bei Gewässerkontrollen Verstöße festgestellt, kann dies als Ordnungswidrigkeit geahndet werden. Das Bußgeld beträgt mindestens 50 Euro.
Klimawandel bringt weitere Trockenheit
Vom Wassermangel besonders betroffen sind die Fische. Bei Austrocknung des Fließgewässers sterben sie oder wandern ab. Im Stadtgebiet besiedeln Fische die ausgetrockneten Abschnitte wegen mangelnder Rückzugsräume – wenn überhaupt – oft nur langsam.
Das Dresdner Umweltamt hat bereits an vielen Stellen Stadtgewässer renaturiert. Ufergehölze sorgen für mehr Abkühlung und weniger Verdunstung. Die begonnenen Projekte müssen in den kommenden Jahren fortgesetzt werden. Langfristig soll es gelingen, die natürlichen Gewässer und ihre Einzugsgebiete widerstandsfähiger gegen klimabedingte Veränderungen zu machen.
Prognosen des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie sagen in den nächsten Jahren klimawandelbedingt weiter steigende Temperaturen, spürbar geringere Niederschläge und die Zunahme extremer Wetterereignisse voraus. Damit ist auch zukünftig häufiger mit Niedrigwasserphasen zu rechnen.
Aktuelle Informationen
im Themenstadtplan unter stadtplan.dresden.de: Im Themenfeld Umwelt, Kategorie Wasser lassen sich Daten aktuell einsehen und Hintergrundinformationen zu einzelnen Gewässern aufrufen.
Fragen beantwortet das Umweltamt unter Telefon 0351-4886241
eingestellt am 10.06.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Luftbild der ehemaligen Schokofabrik. Quelle: Stadt Dresden
Lange mussten Konzert-Liebhaber*innen darben. Mit den Lockerungen sprießen die ersten zarten Versuche der Wiederbelebung von Sälen und Bühnen. In der Johannstadt stehen Konzerte besonderer Natur an: Musiker*innen der Dresdner Philharmonie bespielen je eine*n Zuhörerin für 15 Minuten. Von Angesicht zu Angesicht – kostenlos. An einem ungewöhnlichen Ort.
Noch ist der östliche Teil der ehemaligen Schokofabrik an der Hopfgartenstraße eine Brache. Das soll sich ändern: Vergangenes Jahr beschloss der Stadtrat auf Antrag des Stadtplanungsamtes hin, aus dem Industriebau ein integratives Zentrum des Deutschen Kinderschutzbundes zu verwandeln. Dieser hat sich nun als ungewöhnlicher Konzertsaal für die ebenso ungewöhnliche 1:1-Konzertreihe der Dresdner Philharmonie beworben. Streicher und bröselnder Putz – in der alten Schokofabrik erleben die Besucher*innen einen intimen Musikgenuss in unvergleichlichem Ambiente.
Kinderschutzbund hat sich als Gastgeber beworben
“Wir haben uns vor einer Woche als Gastgeber bei der Philharmonie beworben”, erzählt Andreas Blume vom Deutschen Kinderschutzbund Dresden. “Der Intendant war begeistert bei der Besichtigung.” Zum einen biete die ehemalige Schokofabrik eine spannungsreiche Umgebung, zum anderen sei der Auftrittsort regensicher und ausreichend vor Lautstärke geschützt.
So werden am kommenden Freitag und dem folgenden Dienstag je vier Mini-Konzerte am Stück stattfinden. Welches Instrument die/den Zuhörer*in erwartet, bleibt eine Überraschung. “Das kann alles sein: Vom Horn zur Violine, Tuba oder Oboe …”, macht Andreas Blume neugierig.
Intime, kostenfreie Konzerte als Zeichen der Solidarität
In Wohnzimmern, Hinterhöfen, Arbeitsräumen: Je eine*e Musiker*in sitzt einem Konzertgast im angemessenen Sicherheitsabstand gegenüber und gibt ein privates Konzert. Bewerbungen sind jederzeit willkommen. Die Plätze sind streng limitiert: Interessierte müssen ein kostenloses Ticket buchen, um sich anzumelden. Das ist auf der Webseite der Philharmonie möglich. Die Musiker*innen verzichten auf ihr Honorar, sodass die Konzerte kostenfrei angeboten werden. Spenden sind gern gesehen.
Erdacht hat sich das Konzert der 1:1-Konzert die Dresdner Philharmonie. Die intimen Auftritte sollen ein Zeichen der Solidarität mit der freischaffenden Musikszene setzen, die durch die Corona-Krise schwere finanzielle Verluste erlitten hat. Die Philharmonie möchte, dass “Dresdens Kulturlandschaft wieder erstrahlt wie zuvor.”
Konzerte mit Musiker*innen der Philharmonie Dresden in der Johannstadt
jeweils in der Industriebrache ehemalige Schokofabrik an der Hofgartenstraße (nicht barrierefrei, tragen Sie festes Schuhwerk)
Freitag, 12. Juni um 11 Uhr, 11.15 Uhr, 11.30 Uhr und 11.45 Uhr
Dienstag, 16. Juni um 16 Uhr, 16.15 Uhr, 16.30 Uhr und 16.45 Uhr
eingestellt am 07.06.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Leiterin Cornelia Raeuber an ihrem neuen Schreibtisch im TUI-Reisebüro Gerokstraße. Foto: Philine Schlick
Cornelia Raeuber ist Leiterin der TUI-Filiale in der Johannstadt und vereint zwei offensichtliche Gegensätze in sich: Standorttreue und die Lust an der Fahrt ins Ferne. Vergangenen Montag brachten sie und ihr Team den Umzug vom Bönischplatz an den neuen Standort Güntzareal über die Bühne. Es ist nicht die einzige Neuerung für das Team.
Normalerweise ist die Überwindung von Distanzen der berufliche Alltag von Cornelia Raeuber und dem Team der nunmehr einzigen TUI-Filiale Dresdens. Nach dem Shutdown der Coronakrise war ihre Hauptaufgabe die Absage und Rückabwicklung von Reisen. Traurig erzählt Cornelia Raeuber das. Aber gerade in solchen Fällen, sagt sie, ist ein Reiseveranstalter Gold wert: Ein Anruf genügt und Stornierungen nehmen ihren Lauf. “Es macht einen großen Unterschied, ob man selbst in der Warteschleife der Hotline hängt oder das abgeben kann”, weiß Cornelia Raeuber.
25 Jahre Arbeit im Reisebüro
Sie sitzt an ihrem neuen Arbeitsplatz an der Gerokstraße. Durch die großen Glasfenster lässt sich das Treiben im Innenhof des neuen Güntzareals und auf der Straße beobachten. Seit Anfang der 90er Jahre war die TUI-Filiale am Bönischplatz ansässig. “Das war der Start der Reisebüros im vereinten Deutschland”, erinnert sich Cornelia Raeuber zurück. In diese Zeit fällt auch ihr beruflicher Start. Festgelegt hat sich ihr Berufswunsch ganz klassisch nach einem Praktikum, erzählt sie.
“Nach einer Woche Kita wusste ich: Das ist es auf gar keinen Fall. Und nach zwei Wochen Reisebüro wusste ich: Das will ich machen!” Das Praktikum absolvierte sie damals auf der Schießgasse bei Euro Lloyd. Seit nunmehr 25 Jahren arbeitet Cornelia Raeuber für TUI. Ein Vierteljahrhundert. Das sei “eher ungewöhnlich in der Branche”. Die Chefin liebt ihren Beruf und ist überzeugt von der Firmenphilosophie. Das macht ihr die Treue leicht.
Kundenstamm im Viertel
“Diese Freude, die man anderen mit der Gestaltung eines Urlaubs macht”, schwärmt sie. Das Reiseunternehmen TUI hat in den letzten Jahren Aufwind bekommen. Das liege, räumt Raeuber ein, natürlich auch am Wegbrechen von Konkurrenten wie Thomas Cook. Ihr gefalle, dass das Unternehmen sich quantitativ eher einschränke, als Qualität einzubüßen. “Lieber nur ein Hotel und das dann gut”, sagt sie. Das Unternehmen galt viele Jahre als das preisintensivste unter den Reiseveranstaltern. Mittlerweile sei das Angebot breiter gefächert und auch erschwinglicher.
“In Dresden gibt es noch zwei weitere TUI Reisecenter. Aber die sind privat geführt. Wir gehören direkt zur TUI. Wer auf tui.com bucht, wird von uns betreut”, sagt Cornelia Raeuber nicht ohne Stolz.
Ihren Kundenstamm aufgebaut hat das Team um Raeuber mit Johannstädter Bürger*innen. Viele von ihnen sind dem Büro bis heute treu geblieben, aber der Hauptteil der Kund*innen kommt zum Arbeiten in die Johannstadt. “Das erfährt man natürlich im Gespräch”, so Raeuber. Sie sei froh, am neuen Standort präsenter und besser sichtbar zu sein. Um den Platz im Güntzareal hatte sie sich bereits vor vier Jahren bemüht und entsprechend viel Zeit, um das Ganze vorzubereiten.
Bella geht in den Hundekindergarten
Eigentlich sei eine Eröffnungsfeier geplant gewesen. “Mit Luftballons und einer Tombola. Der Hauptgewinn war eine Reise”, sagt Raeuber wehmütig. So sei der Neustart etwas gedämpfter verlaufen als erwartet. Gute Wünsche und Blumensträuße haben die Chefin trotz Krise erreicht.
Mit den Einschränkungen der Coronakrise sei vor allem eins sehr wichtig gewesen: Geduld. Lange Ketten vom Flughafenmitarbeiter bis zum Hotelpagen seien unterbrochen gewesen. Es gehört zu Cornelia Raeubers Ethos, auch in turbulenten Zeiten eine gute Betreuung zu bieten. Auch wenn das hieß, abzusagen, zu vertrösten und Rückzahlungen einzuleiten. So langsam rege sich bei den Menschen aber wieder der Reisewille.
“Wer bis zum 30. Juni bucht, kann kann bis 14 Tage vorab kostenlos umbuchen oder stornieren. Das könnte vielen die Unsicherheit nehmen”, wirbt Cornelia Raeuber.
Cornelia Raeubers persönlicher Urlaub sei erfreulicherweise für dieses Jahr nicht ins Wasser gefallen, denn die Leiterin selbst bleibt für den Jahresurlaub im Land. Der Grund dafür hat vier Beine und heißt Bella.
Im alten Büro hatte die Bürohündin einen eigenen Hinterraum und war bekannt – nun ja – wie ein bunter Hund eben. Das neue Büro ist für den versteckte tierische Mitarbeiterin nicht geeignet, weswegen sie jetzt in den “Kindergarten für Hunde” geht.
Zuwachs bekommt das Reisebüro zum Ende des Jahres: Ein Azubi soll zum Team stoßen. In diesem Sinne geht sie also ungebrochen weiter, die Reise in Richtung Zukunft.
TUI Reisebüro
Gerokstraße 11, im Güntzareal gegenüber Rewe
derzeit aufgrund von Corona eingeschränkte Öffnungszeiten von 11 bis 17 Uhr wochentags, Samstag von 10 bis 13 Uhr. Bitte vereinbaren Sie für Ihr Anliegen einen Termin!
eingestellt am 01.06.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Bis zur Öffnung müssen alle Wirbelwinde noch ein wenig Geduld haben. Foto: Philine Schlick
Die Hoffnung, der neue Spielplatz an der Ecke Pfeifferhannsstraße/Florian-Geyer-Straße könne pünktlich zum Kindertag am 1. Juni eröffnen, wird leider enttäuscht. Julia Grotjahn von der WGJ vertröstet auf das Ende des Monats. Von Seiten der Stadt kommt zum Kindertag ein großes Danke und eine Mitmachaktion, um Kindern und Jugendlichen eine Stimme zu geben.
Im März gab es großen Wirbel um gefällte Bäume im Innenhof der Pfeifferhanns-/Florian-Geyer-Straße. Bürger*innen hatten in Initiative der Anwohnerin Angela Schubert eine Petition gestartet, um die Baumfällungen zu verhindern. Die WGJ ihrerseits setzte ein lang vorbereitetes Bauvorhaben zur Modernisierung der Hauseingänge um, um die Zugänge barrierefrei und sicher zu gestalten.
Sandkasten und Bocciabahn
Als Reaktion auf den Unmut plante die WGJ schließlich einen neuen kleinen Spielplatz gleich gegenüber. Ebenfalls schattig gelegen, soll er die gefällten “Spielbäume” ersetzen. Auf dem Spielplatz haben im Normalfall 10 bis 12 Kinder Platz, doch derzeit gelten natürlich Hygiene- und Abstandsvorschriften.
Der Spielplatz bietet einen Sandkasten, eine Balancierstrecke und eine Boccia-Bahn und wird von Sträuchern und Sitzgelegenheiten umgeben sein. Momentan ist er noch abgesperrt. WGJ-Sprecherin rechnet mit einer Öffnung Ende Juni.
“Als Wohnungsgenossenschaft möchten wir, dass sich die Menschen im Viertel wohlfühlen. Dazu gehört natürlich auch entsprechende Freizeitmöglichkeiten”, so Alrik Mutze von der WGJ. Die Modernisierungsmaßnahmen am Wohnhaus Pfeifferhannsstraße werden voraussichtlich 2023 abgeschlossen sein. Dann ist auch der dortige Spielplatz wieder benutzbar.
Kinder- und Jugendbeauftragte sagt Danke zum Kindertag
Der Kindertag ist für Dresdens Kinder- und Jugendbeauftrage Anke Lietzmann Anlass, um in einem Brief Danke zu sagen. Das Schreiben wird am 1. Juni auf der städtischen Facebookseite veröffentlicht. Sie möchte auf Kinderrechte aufmerksam machen. Dies sei besonders im Angesicht der Corona-Krise von großer Wichtigkeit.
„Die Bedürfnisse der Kinder kamen dabei zu kurz.“ Das untermauert auch die bundesweite Studie JuCo zu Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen. Der Befragung zufolge beklagen Kinder und Jugendliche ein großes Defizit an Einbeziehung in der Zeit der Pandemie.
Sorgen und Nöte von Kindern und Jugendlichen zu wenig wahrgenommen
Jugendliche wollen demnach nicht nur auf die Rolle als „Homeschooler“ reduziert werden. Ihr veränderter Lebensalltag und ihre Sorge werden kaum wahrgenommen. Die Jugendlichen sehen nicht, dass sie mit ihren Anliegen Gehör finden, die Beteiligungsformate von jungen Menschen scheinen nicht krisenfest. Die jungen Menschen hätten den Eindruck, dass gegenwärtig die Erwachsenen allein entscheiden, wie sie in der Corona-Krise ihren Alltag zu gestalten haben.
Ideen und Vorschläge an die Kinder- und Jugendbeauftragte senden
Anke Lietzmann ruft Kinder und Jugendliche auf, sich mitzuteilen: „Um eure Wünsche ging es selten. Trotzdem habt ihr durchgehalten und mitgemacht, was von euch verlangt wurde. Ich bin mir sicher, dass das nicht immer leicht war. Dafür zolle ich euch großen Respekt und sage DANKE! Und ich möchte euch ermutigen, den Erwachsenen zu sagen, was euch bedrückt oder was ihr wollt! Viel wurde in den letzten Wochen über euch gesprochen. Aber kaum jemand hat mit euch gesprochen.”
Kinder und Jugendliche sollen ihre Ideen und Verbesserungsvorschläge zum Umgang mit der Krise einsenden und Vorschläge machen, z.B: wie man die Bedingungen in Schule, Kita, auf dem Hof, in der Freizeit ändern kann. Anke Lietzmann appelliert, dass dies auch die Eltern für ihre Kinder tun können.