Weniger Barrieren und mehr Aufenthaltsqualität: An diesen Johannstädter Straßen wird kurz- oder mittelfristig gebaut

eingestellt am 02.02.2023 von Matthias Kunert (QM Johannstadt), Headerbild: Holperpflaster auf der Gerokstraße (Foto: Matthias Kunert)

In einem Beitrag für die fünfte Ausgabe des Stadtteilmagazins ZEILE informiert Matthias Kunert, Quartiersmanager für das Fördergebiet “Nördliche Johannstadt”, über laufende oder geplante Straßenbaumaßnahmen in der Johannstadt. Auf Johannstadt.de finden Sie den Beitrag online.

Laut kommunaler Statistik waren im März 2022 rund 29% der Bewohner*innen von Johannstadt-Nord älter als 60 Jahre, in Johannstadt-Süd waren es sogar mehr als 45% – ein Spitzenwert aller Dresdner Stadtteile. Mit dem Alter wächst der Bedarf nach Barrierefreiheit, Sitzgelegenheiten und Aufenthaltsqualität. Die Schaffung eines attraktiven und barrierefreien Wohnumfelds ist daher auch ein wichtiges Entwicklungsziel sowohl im Integrierten Entwicklungskonzept für das Fördergebiet Nördliche Johannstadt des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt / Sozialer Zusammenhalt“, als auch im neuen gebietsbezogenen Handlungskonzept Johannstadt / Pirnaische Vorstadt, mit dem sich die Stadt um Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) bewerben will. Im Beitrag werden zehn laufende oder geplante Straßenbaumaßnahmen in Johannstadt vorgestellt, die alle darauf abzielen, Barrieren zu reduzieren und die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Dabei gehen auch viele Bürgerwünsche in Erfüllung.

  1. Laufende oder kurzfristig geplante Maßnahmen

Ehemalige Stephanienstraße / Lili-Elbe-Straße und südliche Pfeifferhannsstraße

Seit Februar 2022 wird auf der ehemaligen Stephanienstraße gebaut. Aus dem rustikalen Schlammpfad zwischen ehemaligem Plattenwerk und Schokofabrik entsteht eine attraktive und barrierefreie Wegeverbindung. Sie wird zukünftig den Namen Lili-Elbe-Straße tragen, wie der Stadtrat am 24.3.2022 auf Vorschlag des Stadtbezirksbeirats Altstadt beschlossen hat. Während der Abschnitt von der Gerokstraße bis zur ehemaligen Schokoladenfabrik als Anliegerstraße ausgebaut wird, entsteht in der Fortführung bis zur Pfeifferhannsstraße ein Geh- und Radweg mit Spiel-, Sport- und Aufenthaltsmöglichkeiten. Als Anliegerstraße saniert wird schließlich auch der südliche Abschnitt der Pfeifferhannsstraße bis zur Einmündung in die Pfotenhauerstraße.

Lili-Elbe-Straße von der Gerokstraße in Richtung Schokofabrik, 1.11.2022 (Foto: Matthias Kunert)

Den Baumaßnahmen vorausgegangen war eine Bürgerbefragung, an der sich 2020 mehr als 260 Personen beteiligten. Von den knapp 500 eingebrachten Vorschlägen und Ideen gehen viele jetzt in Erfüllung: So entstehen eine Brunnenanlage mit Wasserspiel, verschiedene Sport- und Spielgeräte, darunter eine Wippe, ein Reck und ein Bodentrampolin, 50 Fahrradständer, 17 Sitzbänke, eine schatten­spendende Pergola und eine in Blau-, Lila- und Gelbtönen gehaltene Bepflanzung. Der gesamte Straßenverlauf erhält eine zweireihige Baumallee mit 58 großkronigen Eschen. Dabei wird erstmals in Dresden eine Bewässerungsmöglichkeit durch unterirdische Zisternen errichtet, in denen Regenwasser gesammelt und nach Bedarf an die Bäume abgegeben wird. Am südlichen Ende der Pfeifferhannsstraße entsteht ein Wendehammer, in dessen Bodenbelag Schach- und Mühlespielfelder eingelassen sind. Die ursprünglich für Dezember 2022 geplante Fertigstellung verschiebt sich aufgrund von Lieferengpässen auf März 2023.

  1. Lea-Grundig-Straße / Florian-Geyer-Straße / Arnoldstraße

Mit der Verlängerung der Elisenstraße zwischen Florian-Geyer-Straße und Käthe-Kollwitz-Ufer erhält die Johannstadt 2023 noch eine weitere, wenn auch deutlich kürzere neue Straße. Sie soll auf Vorschlag des Stadtbezirksbeirats und Beschluss des Stadtrats den Namen Lea-Grundig-Straße tragen und die Erschließung der im Entstehen begriffenen Wohnungen der FLÜWO Bauen Wohnen eG sowie der gegenüber geplanten Wohnungen der städtischen WiD Wohnen in Dresden GmbH & Co. KG gewährleisten. In diesem Zusammenhang soll auch die Florian-Geyer-Straße im Abschnitt Elsasser Straße bis Durchgang Elisenstraße einen neuen Belag erhalten.

Blick über die Florian-Geyer-Straße in die zukünftige Lea-Grundig-Straße, 1.11.2022 (Foto: Matthias Kunert)

Auch auf der Arnoldstraße zwischen Thomas-Müntzer-Platz und Pfotenhauerstraße ist 2023 ein Ersatz des holprigen Pflasters durch eine Asphaltdecke geplant, um die Barrieren und den Verkehrslärm auf dieser intensiv genutzten Nord-Süd-Verbindung zu reduzieren. Auf Höhe der Senioreneinrichtung ProSeniore prüft die Stadt dabei auch die Schaffung einer barrierefreien Querungsmöglichkeit, um den Bewohner*innen der Senioreneinrichtung und Besucher*innen der ansässigen Gesundheitsdienste Erleichterung zu verschaffen.

Mit der Erneuerung des Straßenbelags auf Florian-Geyer- und Arnoldstraße gehen lange gehegte Bürgerwünsche in Erfüllung, die bereits 2017 in einen entsprechenden Beschluss des damaligen Quartiersbeirats (heutiger Stadtteilbeirat) gemündet waren.

Schwierige Querung über die Arnoldstraße, 1.11.2022 (Foto: Matthias Kunert) 
  1. Mittelfristig geplante Straßenbaumaßnahmen

Ehemalige Blumenstraße

Aktuell in Planung ist der Bau der ehemaligen Blumenstraße zwischen Pfeifferhanns- und Bundschuhstraße. Man muss heute schon genau hinsehen oder geschichtsbewandert sein, um zu erkennen, dass diese historische Verbindung der Grund für die Dreiecksform des Bönischplatzes ist. Bis Anfang der 1970er Jahre verlief die Blumenstraße über den Platz bis zum Güntzplatz. Mit dem Bau der Wohnblocks an der Pfeifferhannsstraße wurde die Straße geteilt und der westliche Teil in Elsasser Straße umbenannt.

Im Zusammenhang mit dem Neubau des Stadtteilhauses will die Stadt nun den Abschnitt zwischen Pfeifferhannsstraße und Bundschuhstraße wiederherstellen. Die Vorplanung sieht vor, die äußeren Abschnitte als Ortsstraßen auszubauen, um die Erschließung des Hochhauses Pfotenhauerstraße 5 und des geplanten Stadtteilhauses sicherzustellen. Im mittleren Bereich zwischen Stadtteilhaus und Pfotenhauerstraße 5 ist ein Geh- und Radweg geplant. Die am Bönischplatz bereits bestehende nördliche Baumreihe soll bis zur Pfeifferhannsstraße weitergeführt werden. Der Realisierung kann erst mit der Fertigstellung des Neubaus Stadtteilhaus und somit frühestens im Herbst 2025 beginnen. Auch die angrenzende Grünfläche wird dann neu gestaltet. Hierzu ist im ersten Halbjahr 2023 eine Bürgerbeteiligung geplant. Über den aktuellen Planungsstand informierte das Amt für Stadtplanung und Mobilität auf der Sitzung des Stadtteilbeirats Johannstadt am 15.9.2022.

Blick von der Bundschuhstraße in die ehemalige Blumenstraße, 1.11.2022 (Foto: Matthias Kunert)

Gerokstraße und Trinitatisplatz

Je größer die Straßen werden, desto umfangreicher und langwieriger sind leider auch die Planungen. Für die Gerokstraße, deren aktueller Zustand einer Holperpiste für alle Verkehrsteilnehmenden unbefriedigend ist, wurde bereits 2018 die Vorplanung vom Stadtrat bestätigt. Derzeit läuft das Planfeststellungsverfahren. Mit einem Baubeginn wird für 2026 gerechnet. Ziel der Planung ist neben der Sanierung bzw. dem Neubau von Gleisinfrastruktur, Fahrbahnen und Geh- und Radwegen auch die Herstellung sicherer und behindertengerechter Haltestellen und die Verringerung der Lärmbelastung. Die Alleenpflanzung soll erhalten bzw. wiederhergestellt werden.

Damit im Zusammenhang steht auch die städtebauliche Aufwertung des Trinitatisplatzes und seines Umfelds. Die Maßnahme ist Teil des am 15.9.2022 vom Stadtrat beschlossenen integrierten Handlungskonzepts „Johannstadt/Pirnaische Vorstadt“. Wenn das Konzept auch vom Fördermittelgeber bestätigt wird, soll hier ein neuer Quartierstreffpunkt für Johannstadt-Süd entstehen und die Angebote der Jugendkirche und des Trinitatisfriedhofs in den öffentlichen Raum einbinden.

Blick über die Gerokstraße in Richtung Trinitatisplatz, 1.11.2022 (Foto: Matthias Kunert)

Güntzstraße, Pillnitzer und Striesener Straße

Die Güntzstraße ist der am weitesten fortgeschrittene Abschnitt der neuen Straßenbahnlinie 5, die die Johannstadt einmal mit Plauen verbinden soll. Nachdem die Vorplanung für diesen Bereich bereits abgeschlossen ist, könnte ab 2026 hier gebaut werden. Das Handlungskonzept „Johannstadt/Pirnaische Vorstadt“ sieht hier auch eine Begrünung und Verbesserung der Nutzbarkeit der Seitenbereiche nebst barrierefreier Gestaltung vor. Sollten die erhofften EU-Mittel fließen, ist im Abschnitt zwischen Straßburger Platz und St. Benno-Gymnasium die Schaffung eines promenadenartigen Straßenraums mit Aufenthaltsqualität, Spielmöglichkeiten und breiten Rad- und Gehwegen als Verbindung zwischen den Stadtteilen angedacht.

Blick über die Güntzstraße in Richtung Güntzplatz, 1.11.2022 (Foto: Matthias Kunert)

Ebenfalls im Zusammenhang mit der neuen Straßenbahnlinie steht der Ausbau der Pillnitzer- und Striesener Straße, der allerdings noch einen sehr viel längeren Planungsvorlauf von voraussichtlich mehr als 10 Jahren benötigt. Vorbehaltlich des Erfolgs der Bemühungen um EFRE-Mittel sollen auch hier ab 2024 die Seitenräume der Achse freiraumplanerisch betrachtet werden und kleinere Abschnitte bereits im Vorgriff der eigentlichen Straßenbaumaßnahme eine Aufwertung erfahren. Im Mittelpunkt steht dabei der Bereich Hans-Grundig- bis Thomaestraße.

Pfotenhauerstraße

Auch der Ausbau der Pfotenhauerstraße ist an die Planung der Straßenbahnlinie 5 geknüpft, die einmal vom Güntzplatz über die Elsasser in die Pfotenhauerstraße führen und dort die stark genutzte Buslinie 62 ersetzen soll. Für den Abschnitt Pfotenhauerstraße lässt die Stadt derzeit eine städtebauliche Ideenstudie erarbeiten, um im Vorfeld der Vorplanung verschiedene mögliche Lösungsansätze für eine Neuordnung der Straße aufzuzeigen. In diesem Zusammenhang ist 2023 auch eine Bürgerbeteiligung geplant. Im zweiten Halbjahr 2023 soll dann voraussichtlich mit der Vorplanung begonnen werden. Mit einem Baubeginn ist nicht vor 2030 zu rechnen. Um dennoch bereits vorher eine Verbesserung der Barrierefreiheit und Verkehrssicherheit zu erreichen, wurden 2022 ausgewählte Maßnahmen im Bestand realisiert, darunter die Errichtung von Verkehrsinseln und Querungshilfen sowie der barrierefreie Ausbau der Bushaltestelle Pfeifferhannsstraße. Geprüft wird aktuell auch die Einrichtung eine Radwegs oder eines Schutzstreifens für Radfahrer.

Kreuzung Elsasser, Elisen- und Pfotenhauerstraße, 1.11.2022 – hier soll langfristig mal die Straßenbahnlinie 5 entlangführen. (Foto: Matthias Kunert)
  1. Fazit: Beeinträchtigungen unvermeidbar, aber ein lohnendes Ziel vor Augen

Unvermeidbar ist, dass mit der Vielzahl geplanter Baumaßnahmen Beeinträchtigungen durch Schmutz und Baulärm verbunden sind, die die Bewohnerschaft der Johannstadt wegen der Vielzahl der Baustellen schon lange ertragen muss. Aber ein lohnendes Ziel ist in Sicht: Weniger Barrieren mehr Aufenthaltsqualität – nicht nur, aber auch für die ältere Bevölkerung.

Weitere Informationen:

Zu den Schwerpunktmaßnahmen im Programm „Soziale Stadt / Sozialer Zusammenhalt“: www.johannstadt.de/soziale-stadt/schwerpunktmassnahmen

Zu den Maßnahmen des gebietsbezogenen Handlungskonzepts Johannstadt / Pirnaische Vorstadt: https://ratsinfo.dresden.de/vo0050.asp?__kvonr=23686