Wie geeignet ist mein Hausdach für eine Solaranlage? Dresden könnte mit Photovoltaik bis zu 20 Prozent seines Stromverbrauchs selbst erzeugen

eingestellt am 14.04.2023 von Andrea Schubert (Stadtteilverein), Headerbild: Dresden 3D-Solarpotential: Quelle Landeshauptstadt Dresden

Wer sich mit dem Gedanken trägt, eine Photovoltaik-Anlage auf seinem Gebäude zu installieren, kann jetzt im Themenstadtplan prüfen, wie gut die Dachfläche dafür geeignet ist.

Die Landeshauptstadt Dresden hat in Kooperation mit dem Leibnitz-Institut für ökologische Raumentwicklung Dresden (IÖR) die Solarpotenziale für Gebäude auf Dächern und Fassaden mit einem 3D-Modell neu berechnen lassen und stellt die Ergebnisse nun online zur Verfügung.

Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen: „Die in Dresden vorhandenen Potenziale zur kostengünstigen, klimafreundlichen und zukunftssicheren Energieerzeugung sind größer als bisher angenommen. Die effektiven Nutzungsmöglichkeiten von Dächern und Fassaden sind groß und können in den nächsten Jahren von Unternehmen und Gewerbetreibenden, Hausbesitzern und allen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt erschlossen werden. Damit stellt Dresden sich auch dem Wettbewerb mit anderen Städten.“

Das in der Studie ermittelte theoretische Erzeugungspotenzial durch Photovoltaik-Anlagen beträgt ca. 1.900 Gigawattstunden (GWh) in Dresden pro Jahr, davon 400 GWh auf Fassaden. Dieses theoretische Potenzial beinhaltet jedoch auch Gebäude unter Denkmalschutz, mit baulichen Einschränkungen oder geringer Wirtschaftlichkeit und kann wegen des zeitlichen Versatzes von Erzeugung und Verbrauch nicht vollständig in Dresden genutzt werden.

„Ein großer Teil des gut und zügig erschließbaren Ertragspotenzials liegt jedoch mit ca. 500 Gigawattstunden pro Jahr auf großen, wirtschaftlich attraktiven Flachdächern, die in der Regel nicht denkmalgeschützt sind. Der Stromverbrauch in Dresden liegt bei rund 2500 Gigawattstunden pro Jahr. Der Beitrag von Solaranlagen kann daher bis zu 20 Prozent des Stromverbrauchs in Dresden sein“, so Jähnigen weiter.

Die Solarpotentialanalyse des IÖR ist realistisch angelegt, wie Dr. Martin Behnisch, Projektleiter Leibnitz-Institut für ökologische Raumentwicklung, erläutert: „Zur Berücksichtigung von Verschattungseffekten haben wir das bestehende 3D-Stadtmodell mit einem 3D-Baummodell und einem Geländemodell angereichert. Grundlage für die Berechnung der solaren Einstrahlung ist ein Punktgitter, das mit einem Punktabstand von zwei Metern auf allen Dach- und Fassadenflächen erzeugt wurde. Für jeden dieser Punkte haben wir unter Berücksichtigung möglicher Verschattung und atmosphärischer Bedingungen die im Jahresverlauf auftreffende Strahlung berechnet.“

Interessierte Bürger, Gebäudeeigentümer, Unternehmen oder Planer können sich mit der Dachteil- und Fassadenpotenzialkarte im Themenstadtplan oder im 3D-Stadtmodell von Dresden schnell einen Überblick über ertragreiche Gebäudeteile oder Gebäudeensembles verschaffen. Die 3D-Darstellung und die Visualisierung von Fassadenpotenzialen sind ein Novum. Auch wenn das solare Potenzial an Fassaden geringer als auf Dächern ist, kann es eine sinnvolle Ergänzung zur Energieversorgung in Dresden und damit zur Treibhausgasminderung und Erhöhung der Versorgungssicherheit sein.

Die Modellierung der solaren Einstrahlung für den gesamten Gebäudebestand der Stadt Dresden ist im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderten Verbundvorhabens Standard-BIPV-System entstanden. Das IÖR bearbeitet das Teilvorhaben „Geodatenbasiertes Solarflächenpotenzial an Gebäuden“ mit dem Ziel einer Quantifizierung des deutschlandweiten Potenzials. Die Modellierung wurde mit dem am Lehrstuhl für Geoinformatik an der TU München entwickelten Werkzeug zur Solarpotentialanalyse für alle 135.583 Gebäude des virtuellen 3D-Stadtmodells Dresden aus dem Jahr 2019 durchgeführt.

Die ermittelten und räumlich aufgelösten Daten fließen beispielsweise in das Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept und helfen bei der Dachflächen-Priorisierung für die PV-Potenzialerschließung generell in Dresden, aber auch auf kommunalen Gebäuden der Landeshauptstadt. Seit Sommer 2022 stellt sich Dresden dazu auch dem „Wattbewerb“. Dabei handelt es sich um eine private Initiative von Fossil Free Karlsruhe mit Unterstützung der For-Future-Germany Gruppen als Wettbewerb für Städte und Gemeinden. Ziel ist, die Energiewende in Deutschland durch exponentiellen Ausbau von Photovoltaik zu beschleunigen. Innerhalb des „Wattbewerbs“ werden Daten zur Nutzung von Solarenergie in deutschen Städten gesammelt und auf einer Webseite zur Verfügung gestellt.

Themenstadtplan: https://stadtplan.dresden.de/?permalink=2HSP4RWx
3D-Stadtmodell von Dresden: https://arcg.is/1Obb1X0

Quelle: Pressemitteilung der Landeshauptstadt Dresden

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4 Gedanken zu „Wie geeignet ist mein Hausdach für eine Solaranlage? Dresden könnte mit Photovoltaik bis zu 20 Prozent seines Stromverbrauchs selbst erzeugen“

  1. Vielen Dank für diesen Artikel. Der Themenstadtplan war auch für mich mit Grundlage für mein geplantes Balkonkraftwerk.
    Mein Vermieter baut mir leider riesige Hürden auf, die ich nicht in der Lage (und auch nicht gewillt bin) zu überwinden.
    Deshalb würde ich mich gern mit Gleichgesinnten über diese Thematik austauschen.
    Gibt es sowas schon in Johannstadt ? Oder haben Sie Ideen wie ich diese Menschen finde ?
    Ich bin auch gern bereit in dieser Sache ehrenamtlich mitzuwirken und mein bisher gesammeltes Wissen und Erfahrungen zu teilen.
    Viele Grüße
    Jürgen Eisfeld

  2. Die energetische Hauptaufgabe ist nicht die vorrangige und teilweise Nutzung billigen Stroms aus der Eigenversorgung mit billigen Photovoltaik-Kollektoren. Zumal er in den Wintermonaten weitgehend ausfällt, wenn nicht teure Stromspeicher dazukommen.
    Die Hauptaufgabe liegt bei der Heizung inkl. der Warmwasserbereitung. Dort ist der Energiebedarf (als Wärme) ca. 6 mal höher. Und noch viel höher sind die Kosten, die die Mieter zu tragen haben mit steigender Tendenz. Zumal das Gas für die Fernwärme als Flüssiggas voraussichtlich importiert werden muss. Die Wärme hat die Priorität, nicht der Strom. Die Eigenerzeugung von Strom hat keine Eile. Weitere Preissenkungen bei den Kollektoren sind voraussehbar.

    Die Hauptaufgabe ist die energetische Sanierung der Gebäude. Mit Passivhaus-Elementen kann der Wärmebedarf für die Heizung auf unter 20 % gesenkt werden. Das ist praktisch ausreichend erprobt. Bitte lesen Sie meinen Artikel, der beim Verein Johannstadt vorliegt. Mit thermischen Solarkollektoren kommt der Wärmebedarf auf ca. 10 % und der Bedarf für die WW-Bereitung auf ca. 50 %.
    Der wenige momentan so heiß diskutierte Haushaltstrom kann nebenbei günstig in sogenannten PVT-Kollektoren erzeugt werden, ohne dass die Wärmeerzeugung beeinträchtigt wird. Sie enthalten einen thermischen und einen elektrischen Teil, die sich gegenseitig ergänzen.

    Was jetzt gebraucht wird, ist eine komplexe Vorbereitung eines Modellprojektes durch die WGJ. Und dabei alles im Blick haben: Die Versorgungssicherheit, die Abhängigkeiten von anderen, den Komplex der Techniken, die Kosten für die Mieter, die absehbaren Entwicklungen, die Förderungen, die Attraktivität der Genossenschaft, das, was die Genossenschaft zusammenhält oder die Mitglieder anderen sog. “Wohltätern” ausliefert etc.
    Dipl.-Ing. Dieter Brandt.

    1. Lieber Herr Brandt, nachdem die Nutzungsrechte übertragen wurden, komme ich hiermit Ihrem Wunsch nach, Ihren uns zugesandten Beitrag “Energie-Einsparung und Klimaschutz bei der Gebäudeheizung” vom 30.6.2023 auch der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Sie finden den Artikel unter Dieter Brandt: Energie-Einsparung und Klimaschutz bei der Gebäudeheizung. Sehr gern können Sie diesen auch in einem eigenen Beitrag für Johannstadt.de verarbeiten und dort gut auffindbar zum Download anbieten. Freundliche Grüße aus dem Quartiersmanagement,
      Matthias Kunert

  3. Vielen Dank Herr Brandt für die Klarstellung der Prioritäten. Mein Eindruck ist, das der Vorrang der Wärmegewinnung “vor Ort” bei gleichzeitiger Stromerzeugung vielen Menschen, welche sich mit Solarenergie beschäftigten gar nicht so klar zu sein scheint.
    Ein paar Gedanken zum Stichwort “Balkonkraftwerk”: So weit mir bekannt ist, sind die Bedingungen für den elektrischen Teil der sog. Steckdosen PV Anlage seit diesem Jahr so gelockert, das man so ein (inzwischen auch in Baumärkten erhältliches) Modul bei Vorhandensein einer Balkonsteckdose einfach per Schukostecker anschließen kann. Es ist lediglich dem Netzbetreiber anzuzeigen. Der wechselt dann, falls notwendig, auf seine Kosten den Stromzähler. Damit entsteht dann die folgende Situation: Scheint die Sonne auf das Modul, wird der Strom in das Netz eingespeist. Dieser “sucht sich” dann den kürzesten Weg zu den Verbrauchern, d.h. zunächst jenen in der eigenen Wohnung. Wird mehr erzeugt als die eigenen Verbraucher benötigen, geht der Strom (ohne den Zählerstand zu verändern) ins Netz. Also zunächst zu den Nachbarn. Der Knackpunkt ist dabei, das deren Zähler diesen Strom nicht von dem, welcher aus dem Kraftwerk kommt unterscheidet. Dh. der Stromanbieter rechnet diesen Strom dem Nachbarn an.
    Ich persönlich habe deshalb einen anderen Ansatz gewählt: Eine sog. “Inselanlage” mit einen 2kWh Stromspeicher; d.h. ich kann die elektr. Energie entnehmen, wenn ich es will UND falls der Strom mal ganz ausfallen sollte habe ich wenigstens einen kleinen Vorrat für Beleuchtung, IT etc.
    Bleibt noch der “mechanische”Teil – das Befestigen am Balkon. Da kommt man um eine Genehmigung seitens de Vermieters nicht herum. Dahingehend gibt es wohl bereites Gespräch (z.B. mit WGJ und Vonovia), allerdings sind mir bisher keine konkreten Ergebnisse bekannt.
    Einladung an alle, die sich damit beschäftigen wollen: Zunächst mal Donnerstags zwischen 15 und 17 Uhr im ZEILE Büro im JoKT in der Elisenstr. 35 vorbeischauen – vielleicht lässt sich ja da eine Interessengemeinschaft “Solarenergie in der Johannstadt” entwickeln…

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