Messe “Fokus Förderung” am Mittwoch in der JohannStadthalle

eingestellt am 24.01.2020 von Philine Schlick

Ob Nachbarschaftsfeste, Vortragsreihen, interkulturelle Veranstaltungen oder Antirassismustraining – Projekte, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern, brauchen Geld. Wie ehrenamtlich Engagierte ihre Projektideen finanzieren können, erfahren sie auf der Messe „Fokus Förderung“.

Förderer stellen sich vor

Am Mittwoch, dem 29. Januar, stellen sich lokale, regionale und bundesweite Fördermittelprogramme ab 17 Uhr in der JohannStadthalle Dresden vor. Mit dabei sind das Sächsische Sozialministerium, die Bürgerstiftung Dresden, die Ostsächsische Sparkasse Dresden, die Sächsische Jugendstiftung und zahlreiche andere Fördermittelgeber, die sowohl spezielle Programme für Dresden, als auch sachsen- bzw. bundesweite Projekte fördern.

Messe als Kontakt-Ort

In diesem Jahr liegt der inhaltliche Schwerpunkt der Messe auf Demokratieförderung und integrativem Engagement. Ziel ist es, den persönlichen Kontakt zwischen Fördermittelgebern und potenziellen Antragstellern zu ermöglichen und konkrete Fragen gleich vor Ort besprechen zu können. Organisiert wird die jährlich stattfindende Fördermesse vom House of Resources des Kulturbüros Dresden (Büro für freie Kultur- und Jugendarbeit e.V.). Die Auftaktveranstaltung im vergangenen Februar besuchten 180 Interessierte

Das House of Resources unterstützt das gesellschaftliche Engagement von Migrantinnen und Migranten durch Beratung, Weiterbildung und Vernetzung und durch einen Mikroprojektefonds auch finanzielle Förderung für integrativ wirkende Projekte.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Die Fetscherstraße

eingestellt am 18.01.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Fetscherstraße in Blickrichtung Norden. Foto: Alexandra Jentsch

Gastbeitrag von Alexandra Jentsch

Dresden ist keine Großstadt. Eher eine Ansammlung mehrerer kleinerer Städte, die sich für ein gediegenes Stelldichein im Elbtal getroffen haben. Wenn einmal so etwas wie ein Gefühl von Großstadt aufkommt, ist es auf den großen Straßen. Auf der Fetscherstraße zum Beispiel. Ein kommentierter Spaziergang. 

Als gut zwei Kilometer langer, präziser Schnitt trennt sie die Johannstadt von Striesen. Als eine der Hauptadern des östlichen Dresdens verbindet sie den Großen Garten mit der Waldschlösschenbrücke und dem jenseitigem Elbufer. Auf ihren gedachten Nullpunkt, das Palais, wies auch die einstige Benennung als Fürstenstraße hin, die sich heute noch in der Fürstenallee des Großen Gartens wiederfindet. 1946 erfolgte die Umbenennung nach dem im Vorjahr ermordeten Rainer Fetscher, dessen Biographie zwischen Eugenik und antifaschistischem Widerstand zu einer tiefergehenden Auseinandersetzung einlädt.

Lückenschließung Nummer 33 bis 37. Foto: Alexandra Jentsch

Bebauung als Spiegel der Geschichte

Gegenwärtig empfindet man zumindest den Lautstärkepegel als sehr urban, wenn man sich aus der Fürstenallee kommend in den fließenden Autoverkehr einreiht und durch das gescheckte Spalier der Platanen schnurstracks gen Elbe radelt. Die vorüber ziehende Bebauung durchmisst die Dekaden weniger gradlinig. In unmittelbarer Nähe des Platzes, der passenderweise nach dem tschechischen Pädagogikreformer Johann Amos Comenius benannt ist, steht ein Gebäude, welches heute die 6. Grundschule beherbergt. Der 1957/58 errichtete Bau steht als ein frühes Beispiel der Pavillonschule, deren offene Bauweise eine Abkehr vom einschüchternden Kasernencharakter gründerzeitlicher Schulgebäude darstellt, unter Denkmalschutz.

Wirkt die Bebauung in diesem südlichen Bereich noch nach dem verhältnismäßig einheitlichen Prinzip der Sachlichkeit errichtet, beginnt je weiter man Richtung Fetscherplatz vordringt ein Zickzackkurs durch die Zeit. Auf der Striesener Seite ducken sich gründerzeitliche Villen vor den konfettibunten Neunziger Jahren der Johannstadt in den Schatten der Baumkronen. Etwas weiter stehen sich mit dem Arthushof und dem Wohngebäude der Nummern 33 bis 37 wiederum zwei recht unterschiedliche Protagonisten gegenüber, die jedoch beide der Zeit der Jahrhundertwende entstammen. Bei der Wohnzeile handelt es sich allerdings bereits um eine Reinkarnation aus Nachkriegszeiten.

Herbst an der Fetscherstraße. Foto: Alexandra Jentsch

Brodelnde Kreuzungen, stille Wiesen

An der brodelnden Kreuzung Blasewitzer Straße knickt die Straße nach Norden ab. Hier eröffnet sich der charakteristische Blick gen Waldschlösschenbrücke. Im Sommer flirrt die Luft in der Ferne über dem Asphalt und lässt die silbrig graue Blechkarawane am Horizont wie eine Fata Morgana aus einem Hollywoodstreifen wirken, der die Freiheit der Straße besingt. Man radelt dem Blick hinterher, vertieft sich in das Bild und kann erst im letzten Moment einer sich vom Parkstreifen her plötzlich öffnenden Fahrertür ausweichen. Man flucht leise und fährt, nun wieder aufmerksamer, weiter Richtung Pfotenhauerstraße. Hier finden sich drei Institutionen, in deren Ballung, wer mag, mehr als nur räumliche Zusammenhänge hinein interpretieren kann.

Der Artushof. Foto: Alexandra Jentsch

Rechterhand liegt die weitläufige Anlage des traditionsreichen Universitätsklinikums Carl Gustav Carus, welches seit 1901 hier untergebracht ist. Linkerhand folgt auf den Jüdischen Friedhof, dessen Außenmauern sich von der Straße abkehren und mit dessen Innerem sich ein anderer Artikel beschäftigt, der Ostflügel des Pflege- und Seniorenheimes Clara-Zetkin, als denkmalgeschütztes Überbleibsel eine wesentlich größeren Komplexes, dessen Nordflügel komplett zerstört wurde.

Einen versöhnlichen, kreierenden Abschluss bildet der Standort der Hochschule für bildende Künste an der Pfotenhauerstraße, wo sich seit 1910 der Bildhauerei gewidmet wird und wo man entscheiden kann, ob man dem Sog der Großstadt auf die Brücke und über die Elbe folgt oder sich von ihr abwendet und in die ruhigen Elbwiesen flüchtet.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Kleine Leute, großes Theater – Die Theater-AG der 102. “Johanna”

eingestellt am 16.01.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Hendrik Müller und Torsten Brysch leiten die Theater-AG der 102. Grundschule "Johanna". Foto: Philine Schlick

Erstaunlich schnell ist es Hendrik Müller und Gregor Brysch gelungen, Ruhe in die aufgekratzten elf Schüler*innen zu bekommen – und das nach Unterrichtsschluss, wenn schon der freie Nachmittag winkt. Doch die Theater-AG der 102. Grundschule “Johanna” ist bei der Sache. Nur noch wenige Proben, dann hat ihr modernes Märchen Premiere: Eine Stimmung aus Lampenfieber und Übermut liegt in der Luft.

Wo ist die Fee? Hat jemand einen Rabenschnabel? Wie siehst du aus, wenn du lange auf etwas gewartet hast? Das sind essentielle Fragen bei den Probenachmittagen der Theater-AG in der “102. Johanna“. Eine Stunde ist nicht lang, wenn in ihr Texte geprobt, Kostüme besprochen und Schauspiel unterrichtet werden soll. Durch den Türspalt des Theatersaales lugen schon die Köpfe der Nachfolger. “Wir haben noch fünf Minuten!”, ruft Gregor Brysch. Jede Minute zählt – und wird genutzt.

Aufwärmübungen helfen zu fokussieren. Foto: Philine Schlick

Teach First als Räuberleiter

Gregor Brysch ist studierter Theologe und im Rahmen des Bildungsprogrammes Teach First Deutschland an die Grundschule in der Johannstadt gekommen. Das Programm bildet Akademiker*innen als sogenannte Fellows aus, die mit ihren Fähigkeiten an ausgewählten Schulen das Lehrpersonal unterstützen.

Die Fellows helfen Schützlingen, in der Schule nicht abgehängt zu werden. Unterstützung kann von Nöten sein, wenn Kinder dem Lehrplan hinterher hinken, aber auch, wenn sie ihm voraus sind. Während Lehrer*innen den Unterrichtsstoff voranbringen, können die Fellows in enger Absprache mit der/dem Lehrer*in auf einzelne Schüler*innen eingehen. Sie geben so eine Räuberleiter – besonders in kritischen Phasen wie beim Übergang von Grundschule in Mittelschule oder Gymnasium. Teach First setzt sich auf diese Weise für Chancengleichheit im Bildungssystem ein.

Der Weihnachtsmann muss warten. Foto: Philine Schlick

Superkraft: Theater

Menschen, die sich als Fellow bewerben möchten, brauchen dazu einen Universitätsabschluss, nachgewiesenes soziales, politisches oder kulturelles Engagement und einen Berufsabschluss oder eine besondere Fähigkeit.

Gregors “Superkraft” ist Theater. In Hendrik Müller hat er für die Leitung der Theater-AG einen würdigen Partner gefunden: Hendrik hat wie er Theatererfahrung und ist neben seiner Tätigkeit als Schulsozialarbeiter als Schul-Clown an der “Johanna” tätig.

In Zusammenarbeit mit den Schüler*innen gingen im Herbst 2019 die Vorbereitungen los: Welches Genre soll das neue Stück haben? Wer spielt wen? Den kleinen Darsteller*innen wurden ihre Rollen mit kleinen Anpassungen auf den Leib geschrieben. “Wir hatten jetzt schon die ersten Einzelproben”, berichtet Gregor. Klare Sprache, das Einfühlen in die Rolle, Textbüffeln – viele der Nachwuchstalente aus der ersten und zweiten Klasse machen das nicht zum ersten Mal, sondern sind schon Theater-AG-erfahren.

Erst wird das Textbuch gelesen, dann auswendig gelernt. Foto: Philine Schlick

Die Bühne macht fit für’s Leben

Heute arbeitet die Gruppe zweigeteilt: Während die eine im Bühnenraum Szenen probt, wühlt sich die andere durch den Theater-Fundus. Gebraucht werden Kronen, Besen, Gewänder. Das Märchen erzählt die Geschichte eines Prinzen, der verflucht wird. Kein Recke, Ritter oder Riese kann ihn befreien, sondern nur ein kleines Mädchen. Davon muss das ungläubige Königspaar erst einmal überzeugt werden.

Mit Gregors Hilfe ersteht vor den Augen der Kinder das Stück: An dieser Stelle wird ein Vorhang sein, hier warten die nächsten Darsteller*innen auf ihren Auftritt – ruhig erklärt er den Kindern die Abläufe und bringt ihnen mit Fragen das Schauspiel näher. “Wie siehst du aus, wenn du keine Geduld mehr hast?” Auf der Bühne sackt der König mit muffeliger Miene zusammen und schaut auf eine unsichtbare Uhr. “Prima!”

Das Königspaar sitzt noch auf den Thronen, da kommt schon die Fundus-Gruppe durch die Tür gepurzelt. Fliegender Wechsel! Nun steht Hendrik mit der zweiten Personal-Hälfte des Stückes auf den Brettern, die die Welt bedeuten.

Gruppensitzung der Theater-AG, in der Wandfolie gespiegelt. Foto: Philine Schlick

Premiere im Februar

Zum Schluss kommt die ganze Gruppe zusammen. Gemeinsam wird im Sitzkreis gegrübelt, wie alle zu kostümieren sind. “Ich habe vielleicht Katzenohren zuhause!”, ruft ein Mädchen. Ein anderes Kind möchte eine Schürze beisteuern – wenn Mama ja sagt, natürlich. Dann flitzen alle aus dem Zimmer.

“Die Kinder lernen hier etwas Essentielles”, wissen Gregor und Hendrik aus Erfahrung. In eine fremde Haut schlüpfen, laut, klar, präsent sein, im wahrsten Sinne des Wortes im Rampenlicht stehen, bilden Empathie und Selbstbewusstsein aus.

In der ersten Februarwoche ist es so weit: Dann hat das moderne Märchen Premiere vor den älteren Schüler*innen und den Eltern. Ein zweites, längeres Stück ist geplant mit der Aussicht, dieses in einem “richtigen” Theater aufzuführen. Gern auch mehrmals.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Küchen Team geschlossen, Netto schließt, Drahtesel2000 zieht um

eingestellt am 09.01.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Um- und Wegzug bedeutet neue Nachbar*innen. Foto: Philine Schlick

Das neue Jahr bringt für das geschäftliche Klima in der Johannstadt einige Veränderungen. Mit dem Küchen Team verlässt ein traditionsreiches Familienunternehmen das Viertel. Die Netto-Filiale wird vor allem den Bewohner*innen der Seniorenresidenz zum Fehlen kommen. Betroffen von der Schließung auf der Arnoldstraße ist auch das Blumenhaus.

Wer in diesen Tagen den Anschluss des “Küchen Teams” von der Pfotenhauerstraße 73 wählt, erreicht den Inhaber Oliver Notzon in Mecklenburg-Vorpommern. Telefonisch nimmt er noch Anfragen für Abkäufe entgegen. Sein Geschäft – 20 Jahre am Platz – hat er aufgegeben.

Der Denkmalschutz hat sein Veto gegen die Werbe-Fahne an der Hauswand ausgesprochen. Foto: Philine Schlick

Problem: Keine Kundenparkplätze

Er fühlt sich verprellt: Die Zeiten seien durch Internet und billige Großkonkurrenten ohnehin schwer – durch Auflagen sei ihm seine Situation unhaltbar gemacht worden. “Unser Vormieter hatte vor dem Geschäft eine Anlieferzone gemeldet”, führt Oliver Notzon aus. “Er ist 1990 ausgezogen und es führte kein Weg rein, diese wieder aufzuheben.”

Notzon hätte vor seinem Geschäft Kundenparkplätze gebraucht, da Beratungsgespräche bis zu 1,5 Stunden dauern können. “Durch die Be- und Entladezone konnten meine Kunden sicher sein, einen Strafzettel zu bekommen.”

Die Parksituation erschwert nun auch die Weitervermietung. “Wenn Interessenten hören, dass es hier nur Anwohnerparkplätze gibt und sich die Situation durch die geplante Straßenbahn nicht verbessern wird, erhalte ich Absagen”, so Notzon. Für andere Geschäfte wie z.B. das Aslan-Dönerhaus sei, räumt Notzon ein, sei Lauf- und Radlerpublikum lukrativer. Sein Klientel allerdings wäre auf Parkplätze angewiesen.

Ein weiteres Problem sei, dass der Denkmalschutz ihm seine Außenwerbung untersagt habe. Notzon durfte die Fassade des Hauses, das ihm gehört, nicht farblich gestalten und auch keine Fahnen aufhängen, die auf sein Geschäft aufmerksam gemacht hätten. “Es ist schade. Ich dachte, ich mache das bis zur Rente. Schon die Deutschen Werkstätten Hellerau haben in diesen Räumen Möbel verkauft”, weiß Notzon zu berichten. Wie es für ihn weitergeht, weiß er noch nicht. Nur, dass es nicht in der Johannstadt sein wird.

Das Unternehmen Netto erreichen Kund*innen zukünftig auf der Dürer und der Kaitzer Straße. Foto: Philine Schlick

Netto zieht zum 18.1. aus

Den Beginn hatte der Foto- und Lottoladen Sauer im vergangenen Jahr gemacht, nun zieht der Discounter Netto nach und löst seinen Standort auf der Arnoldstraße 18 zum 18. Januar auf. “Für die Kunden aus der Umgebung werden wir die Nahversorgung durch unsere Netto-Märkte am Tatzberg 8 sowie in der Dürerstraße 51 aufrechterhalten. Wir werden die betroffenen Mitarbeiter weiter in den umliegenden Filialen beschäftigen”, heißt es von Seiten des Unternehmens.

Zu den Gründen gibt es keine Stellungnahme. Besonders Kund*innen aus der benachbarten Seniorenresidenz zeigen sich geknickt: Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen stellen die weiteren Wege zu Diska oder Konsum/Aldi über Gehwegplatten und Kopfsteinpflaster eine Herausforderung dar.

Im Dezember 2019 erfolgte der Ausverkauf des “Drahtesel2000”. Foto: Philine Schlick

Blumenhaus & Drahtesel2000

Betroffen von dem Umzug ist auch das Blumenhaus. Die Inhaberin war erst vor vier Jahren vom Bönischplatz auf die Arnoldstraße gezogen. “Wäre wieder ein Lebensmittelladen hierher gekommen, wäre ich geblieben”, sagt sie. Die Zukunft der Räume sei jedoch ungewiss, sodass sie sich zu Anfang Februar 2020 einen neuen Standort im Hochhaus Pfotenhauerstraße 5 gesucht hat. Der “Fisch und Käse Basar Zimmermann” bleibt am gewohnten Platz.

Der Fahrradladen Drahtesel2000 startete bereits vor Weihnachten seinen Ausverkauf “wegen Umzugs.” Das Wohin bleibt jedoch unklar. Auf eine Nachfrage folgte keine Antwort. Noch sind die Räume nicht restlos leer geräumt, die Türen sind jedoch wie angekündigt geschlossen.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Frohe Müllnachten und ein recyceltes neues Jahr – Ein Kommentar

eingestellt am 02.01.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Müllstern in der Elbwiese. Foto: Philine Schlick

Weihnachten und Silvester sind die Zeit der Geschenke, des Schlemmens und des Feierns – und damit die Hoch-Zeit des Mülls. Die “orangefarbenen Engel” der Stadtreinigung bringt ihn für die Haushalte um die Ecke. Alles können sie jedoch nicht bereinigen. Eine schmutzige Auseinandersetzung mit einem leidigen Thema.

Grün, braun und schwarz sind die Tonnen, die regelmäßig von der Stadtreinigung Dresden geleert werden. Seinen Sitz hat das Unternehmen in der Johannstadt und ist damit ein Lokalmatador.

Wenn der Großteil der Stadt sich zu Neujahr von der Nacht erholt, räumt die Stadtreinigung mit 40 Mitarbeiter*innen das Schlachtfeld auf. Foto: Philine Schlick

Susanne Kirsch, Pressesprecherin der Stadtreinigung, bestätigt, was angesichts überquellender Müllbehälter naheliegt: Zu Weihnachten und Silvester hat das Entsorgungspersonal besonders viel zu tun. Essen, Verpackungen und Gegenstände landen nicht nur massenweise auf dem Gabentisch, sondern auch in der Tonne. Oder daneben. In der Johannstadt, in der sich zahlreiche Ein- und Mehrfamilienhäuser finden, ist das Müllaufkommen höher als in anderen Stadtteilen, so Kirsch.

Auf die richtige Tonne kommt’s an

Probleme ergeben sich, wenn Autos den Zugang zu Mülltonnen versperren oder Tonnen mit “falschem” Müll befüllt sind. In diesem Fall wird der Behälter markiert und muss vom jeweiligen Eigentümer sortiert werden: Metall in der Gelben Tonne, Plastik im Biomüll, Elektronik im Restmüll: Solche Fehler behindern das umweltfreundliche Recyceln des Abfalls.

Müll oder nicht Müll? Die Frage kann für unterhaltsame analoge Chatverläufe sorgen. Foto: Philine Schlick

Der Inhalt der schwarzen Restmülltonnen wird von den orangefarbenen Lastern der Stadtreinigung zur Biologisch-Mechanischen Abfallaufbereitungsanlage (BMA) am Hammerweg verbracht. Dort wird der Inhalt sortiert und entwässert. Das Endprodukt der Prozesse ist Trockenstabilat, ein Ersatzbrennstoff, der alternativ zu fossilen Brennstoffen in Zement- und Kraftwerken verwendet wird. Der Heizwert des Stabilats, das lose oder als Pellet ausgeliefert wird, ist mit 12 bis 14 MJ je Kilo doppelt so hoch wie der von Braunkohle.

Der Rest vom großen Fest

Eine Extraportion Müll muss die Stadtreinigung am Ende des Jahres bewältigen. Für die ausrangierten Tannenbäume stehen Container bereit.

Der Weg ins neue Jahr ist gepflastert mit Unrat. Foto: Philine Schlick

Das Aufsammeln der Raketen- und Böllerreste bleibt  Besen und Kehrmaschinen überlassen. Diese rollen über Pflaster und Asphalt – was vorerst liegen bleibt, sind die Müllnester auf den Elbwiesen. Die Radwege an der Elbe werden nicht anlassgebunden, sondern zu ihren regulären Terminen gereinigt.

Am Neujahrsmorgen war zu beobachten, wie sich Spaziergänger*innen mit Mülltüten am Großreinemachen beteiligten. Eine sinnige Idee. Was allerdings kleinteilig im Gras, in Gebüschen oder auch im Fluss landet, bleibt ungezählt. So sehr  die Johannstädter*innen ihre Elbwiesen, Tiere und Kinder und vor allem die Stille lieben – zum Silvesterabend wird das über Bord geworfen und einiges aufs Spiel gesetzt.

Verwunderlich ist besonders, dass volle Verpackungen und Flaschen enthusiastisch zu den Knallplätzen geschleppt werden – das Leergut jedoch regelmäßig an Ort und Stelle verbleibt, als wäre auf dem Heimweg eine Hand weniger frei.

Böllerreste und Scherben bilden nur die sichtbaren Überreste des Silvesterfestes. Foto: Philine Schlick

Was übrig bleibt vom großen Rausch ist ein gehöriges Maß an Müll. Am Neujahrstag hatte die Stadtreinigung allein in der Innenstadt 25 Tonnen gesammelt – bis zum Mittag. Insgesamt wird mit bis zu 45 Tonnen gerechnet. Same procedure as every year. Von den Knalltraumata der heimischen Fauna ganz abgesehen.

Ein Johannstädter Feuerwerk …?

“Es ist ja der Witz am Rausch, dass er gegen die Vernunft ist”, stellt Elisabeth Raether richtig fest. “Für wenige Momente erscheint das Menschsein wunderbar und mühelos.” Nun, von allen Rauschzuständen ist die Böllerei wohl die fragwürdigste. Ein Feuerwerk bietet wenigstens einen Augenschmaus – aber dumpfes Knallen? Das liebe Geld …

Verfechter*innen der alljährlichen Böllerei berufen sich auf die Tradition, böse Geister zu vertreiben. Böse Geister haben nur dort Platz, wo der Mensch von allen guten verlassen ist.

Dass nun gerade diese unnachhaltigste aller Traditionen beibehalten werden soll, erscheint mir unverständlich. Alternativ böte sich ein Neujahrsgesang an. Ein Blaskonzert, Pauken und Trompeten. Eine Feuershow, eine Lampion-Lichterkette. Eine bunt angestrahlte Waldschlösschenbrücke.

Der Himmel hat es zum Jahresende vorgemacht: Nachhaltige, stille, unvergleichliche Pracht. Foto: Philine Schlick

Oder, um der pyrotechnischen Kunst zu frönen: Ein zentrales Johannstädter Feuerwerk, finanziert vom Stadtteil, gezündet vom Profi. Herzchen und das Logo des SSV Turbine, ein dickes “JO!”, Kleeblätter und den Elbebiber könnte man in den Himmel schießen, dreißig fantastische Minuten lang und sich dafür feiern.

Es bliebe Zeit, den Blick zum Himmel zu richten und in aller Ruhe zu staunen ohne die ständige Furcht, eine verirrte Rakete in den Kragen zu bekommen. Das Gefummel an der Lunte unterbliebe und beide Hände wären frei – für die Liebsten, das Smartphone oder um sie lässig in die Jackentaschen zu stecken. Sauberes Neues!

Tanne adé!

Folgende Container-Standplätze zur Weihnachtsbaumabgabe befinden sich vom 30. Dezember bis 11. Januar kostenfrei in der Johannstadt:

    • Blumenstraße/Arnoldstraße
    • Bönischplatz
    • Hopfgartenstraße/Gerokstraße
    • Holbeinstraße (Nähe Permoserstraße)
    • Marschnerstraße/Dinglingerstraße

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

O du friedliche? Nachdenkliches zu den Festtagen

eingestellt am 24.12.2019 von Philine Schlick, Headerbild: Worte können Brücken sein. Foto: Thomay Bay

Gastbeitrag von Thomas Bay

Jetzt ist wieder die Zeit, in der es früh dunkel wird. Wenn ich abends durch die Johannstadt gehe, kann ich die festlich geschmückten Fenster sehen und Weihnachtslieder hören, deren Thema nicht selten Frieden ist. Die Feiertage sind wie jedes Jahr schneller da als gedacht und man wünschte sich im Rahmen von Familie und Freunden gerne auch ein friedliches Weihnachtsfest. Bei den Messen wird aus dem Lukasevangelium eine der wichtigsten Botschaften Christi vorgetragen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“.

Bei Geld für Rüstung herrscht Einigkeit

Aber wie sieht die Welt um uns herum aus? Inzwischen hört man praktisch täglich in den Medien das immer lauter werdende Säbelrasseln, die ununterbrochenen Rufe nach höheren Militärausgaben, nach mehr und noch tödlicheren Waffen sowie weiteren Militäreinsätzen. Während die Koalition in Berlin an 1,5 Milliarden Euro für arme Rentner fast zerbricht und man in den Medien widerstreitende Standpunkte lesen bzw. hören konnte, herrscht bei mehr Geld für Rüstung eine seltene Einigkeit von Grün bis Blau. Auch in den Medien ist kaum ein gegenteiliger Standpunkt zu finden. Von immer neuen Rüstungsprojekten, über den Aufbau einer europäischen Armee, um zukünftig auch ohne Unterstützung der USA eigenständig Krieg führen zu können, bis zu immer neuen Militäreinsätzen – demnächst werden wir wohl auch vor der chinesischen Küste verteidigt – gibt es zu allem kaum noch Widerspruch. Im Gegenteil: Jeder noch so widersinnige Vorschlag, wie deutsche Marineschiffe im Pazifik, findet breite Zustimmung in der Politik, der Presse und den dort auftretenden Expert*innen. Und ich frage mich: Wo soll das hinführen?

Haben mehr Waffen mehr Frieden gebracht?

Hat das Mehr an Waffen und militärischen Interventionen in den letzten Jahren und Jahrzehnten die Welt um uns herum sicherer gemacht? Oder hat es zu den vielen Konflikten in unserer Nachbarschaft beigetragen, diese verschärft und zum Teil nicht sogar erst verursacht? Inzwischen werden Abrüstungsverträge wie der INF-Vertrag, der zur Vernichtung aller landgestützten Mittelstreckenraketen der USA und UdSSR führte, gekündigt. Die Diplomatie besteht praktisch nur noch aus gegenseitigen Vorwürfen, um auf Biegen und Brechen die eigene Position durchzusetzen oder Ultimaten aufzustellen, um den Gegner mit Sanktionen zu überziehen, unter denen in der Regel die Bevölkerung im jeweiligen Land am meisten zu leiden zu hat.

Wer sich dafür einsetzt, die Position des Opponenten und seine Gründe zumindest nachzuvollziehen und zu verstehen, sich mit ihm zusammenzusetzen und zu verhandeln, wird ganz schnell als Wen-auch-immer-Versteher diskreditiert, wenn nicht gleich zum Sympathisanten und Unterstützer erklärt, um jede Diskussion darüber mittels Kontaktschuld im Keim zu ersticken. Dieser Trend ist auch in Deutschland zu beobachten: Die verschiedenen politischen Lager reden fast nur noch übereinander und kaum noch miteinander, was zu einer immer tieferen Spaltung der Gesellschaft und Eskalation der Gewalt führt. Selbst zur Hochzeit des Kalten Krieges schafften es die amerikanischen und sowjetischen Kontrahenten sich an einen Tisch zu setzen, miteinander zu reden und vertrauensbildende Maßnahmen sowie Abrüstungsverträge zu vereinbaren. Warum ist das heute nicht mehr möglich? Wo sind die Politiker*innen und Medienschaffenden, die diese Position vertreten? Wo sind die Menschen, die ihren Wunsch nach einer solchen Politik lautbar werden lassen?

Was könnte alles erreicht werden …?

1800 Milliarden Dollar haben die Staaten der Welt im letzten Jahr für Rüstung ausgegeben. Dieses Jahr werden es noch mehr gewesen sein und bald 2 Billionen erreicht. Jahr für Jahr für Jahr. Der deutsche Verteidigungshaushalt wird 2020 die Rekordsumme von über 50 Milliarden Euro betragen und wenn in den kommenden Jahren das Zwei-Prozent-Ziel der Nato erreicht wird, werden es rund 70 Milliarden sein. Was könnten die Menschen mit diesem Geld alles erreichen, wenn wir es für sinnvollere Dinge als Waffen ausgeben würden? Mit einem Bruchteil des Geldes ließe sich ein Großteil der ökonomischen, sozialen und ökologischen Probleme, vor denen die Menschheit heute steht, lösen oder zumindest deutlich mildern und dadurch die Ursachen vieler Konflikte der heutigen Zeit beseitigen oder wenigstens stark verringern. Was ließe sich nicht alles damit finanzieren? Zugang zu ausreichend sauberen Trinkwasser und Nahrung, funktionierende Bildungs- und Gesundheitssysteme, Bekämpfung der wachsenden sozialen Spaltung, zukunftsfähige Verkehrs- und Informationsinfrastruktur, Erhalt und Schutz der Natur …

Wir leben in keiner perfekten Welt. Waffen und die Fähigkeit sich zu verteidigen werden vorerst weiterhin notwendig sein. Wie wir an den Beispielen Jemen und Nordsyrien sehen, ist es jederzeit möglich, dass ein Land seinen Nachbarn überfällt und dort Krieg führt. Und es muss noch nicht einmal die Ächtung der Weltgemeinschaft oder auch nur der westlichen Wertegemeinschaft fürchten. Doch wäre es für unser aller Sicherheit und Wohlergehen nicht sinnvoller, mehr miteinander und auch mit dem (geo)politischen Gegner zu sprechen, anstatt immer weiter rhetorisch zu eskalieren?

Lasst uns die kommenden Tage und das nächste Jahr nutzen, um wieder mehr einander zu reden und einander zuzuhören, im Kleinen wie im Großen. Ich wünsche uns allen ein friedliches 2020.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Der LeihLaden: Waren ohne Preisschild

eingestellt am 19.12.2019 von Philine Schlick, Headerbild: Katja Hilbert, Sindy Berndt und Bertil Kalex, der für den LeihLaden die Bewerbung übernimmt. Foto: Philine Schlick

Anfang des Monats ist der LeihLaden ein Jahr alt geworden. Der LeihLaden, das sind Sindy Berndt, Katja Hilbert, etliche Helfer*innen und ein Lager, das just von der Dürerstraße in die Pfotenhauerstraße 66 umgezogen ist. Sein Sortiment umfasst 50 Produkte – vom Dörrautomaten bis zum Moskitonetz.

Als 2018 offenbar wurde, dass das Projekt “LeihLaden” im Rahmen des Zukunftsstadt-Projekts nicht gefördert wird, waren Sindy und Katja schon zu verliebt in die Idee, um sie aufzugeben. “Wir machen das jetzt!”, stand für beide fest. Ohne Fördermittel dann eben in der Low-Budget-Version.

Sehnsucht nach einer Gegenwelt

Doch der Reihe nach: Vor nunmehr sechs Jahren muss es gewesen sein, als Sindy Berndt die Idee durch den Kopf geisterte. “Damals war ich im Veranstaltungsmanagement tätig”, erinnert sie sich. Das bedeutete Kongresse und für diese stets ein neues, schickes Outfit. “Nach einem Kongress gelten schicke Schuhe als abgelaufen. Ich war mittendrin in der Konsumgesellschaft”, sagt Sindy.

Sie sehnte sich nach einer Gegenwelt und erträumte sich einen Laden, in dem die Waren ausgeliehen, nicht verkauft werden. Einen Leihladen! Sie googelte das Wort und stellte fest, dass sie nicht die Erste mit dieser Idee war. In Berlin funktionierte das Konzept bereits. Sie nahm Kontakt auf und tauschte sich aus. Ihr Zutrauen war allerdings gering: “Ich dachte nicht, dass so etwas in Dresden funktioniert.”

Es sollte bis zur “Ladeneröffnung” tatsächlich noch dauern, bis Sindy im Rahmen ihres Studiums auf Katja Hilbert traf. In einem Seminar sollte eine Projektidee entwickelt werden. Nur welche …? Sindy kramte den LeihLaden wieder hervor und beide gingen mit so viel Esprit ans Werk, dass es schließlich nicht zur Debatte stand, die außergewöhnliche Geschäftsidee wieder in einer Schublade verschwinden zu lassen.

Das Team vom LeihLaden. Foto: Philine Schlick

Laden ohne Laden

2018 war es dann so weit: Der LeihLaden entstand, allerdings ohne Ladenfläche. “Wir hatten ein Lager auf der Dürerstraße. Da ich die ganze Woche dort arbeite, konnte ich für den Verleih immer schnell rüberhuschen”, erzählt Katja. Seit vergangener Woche befindet sich das neue Lager im Keller der Pfotenhauerstraße 66, der Adresse des Büros Nachhaltige Johannstadt 2025.  Dort ist in den Hinterräumen auch ein Regal mit Baby-, Koch-, Campingsutensilien und Werkzeug gefüllt.

Das Sortiment umfasst 50 Artikel. Sein Umfang richtet sich auch nach der Nachfrage. “Wir haben auf Facebook eine Umfrage gestartet, was wir noch anschaffen sollen”, erzählen Katja und Sindy. Seither ist der LeihLaden um den im Herbst begehrten Dörrautomaten, einen Glühweinaufbereiter, eine Sofortbildkamera und einen Einmachtopf reicher. Der erste und in seiner Beliebtheit nicht gesunkene Artikel ist eine Heizplatte. Bald folgt eine Lötstation vom Repaircafé.

Wir sind kein Schrottplatz!

Spenden und Ideen sind jederzeit willkommen im LeihLaden, aber: “Wir sind kein Schrottplatz!”, betonen Sindy und Katja. Ihnen liegt das nachhaltige Konzept am Herzen. Gegenstände auszuleihen richtet sich gegen die Konsumflut, spart Platz in den eigenen Räumlichkeiten und schafft Kontakt. Doch dafür müssen diese intakt und gebrauchsfertig sein.

Kaputt kam bislang noch kein Teil zurück – nur eines verspätet, berichten die Gründerinnen. Die Ausleihdauer wird individuell und sinnhaft abgesprochen. “Ein Lauflernwagen muss natürlich nicht nach zwei Wochen wieder hier sein”, sagt Katja lachend. Um für den Wert der Gegenstände zu sensibilisieren, bezahlen Nutzer*innen eine Kaution. Rück- und Übergabe werden dann abgesprochen.

Neben dem Verleih organisieren die Frauen Workshops zum Thema Nachhaltigkeit. Am 2. Februar findet in der JohannStadthalle ein Nachhaltigkeitsnachmittag statt, wo die Herstellung von Bienenwachstüchern, Kerzenziehen aus Wachsresten und ein Stoffwindel-Workshop stattfinden werden. Vom LeihLaden gehen nicht nur Heizplatten, sondern auch weitergegebenes Wissen aus.

Und was ist der größte Geburtstagswunsch? Ein richtiger Laden natürlich, mit Auslage und Schaufenster – und dafür ganz viele Spenden, sagen Sindy und Katja.

LeihLaden

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Frieden muss nicht leise sein

eingestellt am 18.12.2019 von Philine Schlick, Headerbild: Wie bestellt fielen zögerlich die ersten Schneeflocken. Foto: Philine Schlick

… das bewies das 5. Fest des Friedens am vergangenen Freitag. Flitzende Kinder, klingende Saiten, ein rappelvolles Café Halva und der erste Auftritt des Dresdner Plattenchores zeigten, dass Besinnlichkeit durchaus vital sein kann.

Ich habe mich gerade von einem Hasen in eine Spinne verwandelt, jetzt greife ich nach den Sternen. Nein, ich habe keine Fieberträume, sondern bin Teilnehmerin einer Klang-Yoga-Runde beim Fest des Friedens des Johannstädter Kulturtreffs.

Die Yoga-Position “Spinne” trainiert auch die Lachmuskeln. Foto: Philine Schlick

Große und kleine Partnerinnen bilden mit verschränkten Händen oder Rücken an Rücken die Tiere in einer erzählten Geschichte nach, dass es wohlig in den Sehnen zieht. Im Anschluss finden wir uns liegend zu einer Traumreise ein, die uns von warmen Licht durchflutet im Tiefschnee versinken lässt. Ein Bild, das sich jeder Braunbär zum Einschlafen wünscht.

Widerstand zwecklos: Das Kuchenbuffet des Café Halva. Foto: Philine Schlick

Das Paradies ist ein interkulturelles Buffet

Apropos Braunbär, ich habe Bärenhunger. Ich breche also aus dem Sportraum ins Café Halva auf, das mit dem prächtigsten Kuchenbuffet seit dem Schlaraffenland kulinarisch den Beweis erbringt, dass das Paradies interkulturell sein muss: Muffins und Sahnekuchen, Früchtchen und Hörnchen kommen auf immer neuen Platten aus der Küche angeschwebt. Das Wunder: Die Kuchenberge werden aufgrund ihrer Zierde so ehrfürchtig behandelt, dass kaum ein Krümel daneben geht.

Das Kurbeltheater bebilderte und vertonte die “Bremer Stadtmusikanten”. Foto: Philine Schlick

Ebenerdig geht es weiter im Seminarraum I, wo das Kurbeltheater die Bremer Stadtmusikanten zeigt. Auf eine seidene Stoffbahn gemalte Bilder illustrieren das Grimm’sche Märchen. Sie ziehen über eine Walze in einem hölzernen Kasten vorüber – ein Kinoerlebnis der besonderen Art. Der Sitzsack unter mir hat noch größeren Hunger als ich, und um nicht im Halbdunkeln in ihm zu versinken, lasse ich die vier Tiere nach Bremen ziehen und bewege mich selbst in die obere Etage.

Vor dem Kuschel-Kamin-Zimmer des Kindertreffs JoJo diskutieren drei Jungen, ob das hinter der Tür cool oder was für Babys ist. Nachdem ich nachgeschaut habe, komme ich zu dem Schluss, dass beides zutrifft. Die Jungen vor der Tür sind mittlerweile zu einer Einigung gekommen: Das Zimmer mit dem Kaminfeuer auf dem Flachbildschirm ist für Babys, aber das JoJo ist cool. Sie stürmen auf Socken davon.

Johannes Gerstengarbe beim Gitarrenspiel. Foto: Philine Schlick

Singende, klingende Platte

Aus dem Veranstaltungsraum klingt Musik. Johannes Gerstengarbe entlockt seiner Gitarre verträumte Töne, bevor sich Viktor und Friedrich die Bühne für den Sketch “Welche Feinde hat Deutschland?” erobern. Für dessen Verständlichkeit wäre der Verzicht auf das Textbuch zuträglich gewesen. So bleibt die Antwort auf die Frage, die der Beitragstitel stellt, für mich offen. Aber das ist in diesem Fall durchaus tröstlich.

Die Bühne wird frei für den internationalen Kinderchor.

Weihnachtsbeleuchtung an Johannstädter Balkonen. Foto: Philine Schlick

Ein Blick aus dem Fenster rückt durch die herab gesunkene Dunkelheit die nächsten Hauptakteure ins richtige Licht: Die bunt leuchtenden Johannstädter Balkone. Der Dresdner Plattenchor hat ab 17 Uhr alle Gäste in den Innenhof zum gemeinschaftlichen Singen eingeladen. Nächste Nachbarn können ihr Organ vom heimatlichen Balkon aus erschallen lassen – eine famose Idee!

Mich tragen die ersten Klänge auf dem Fahrrad davon, zur nächsten Station. Aber die liegt nicht auf der Elisenstraße. Hektik? Ach nö, Advent!

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Drewag-Bauarbeiten Blumenstraße: Sperrung noch bis Freitag

eingestellt am 17.12.2019 von Philine Schlick, Headerbild: Bagger ohne Personal auf der Blumenstraße. Foto: Philine Schlick

Seit dem 9. Dezember ist die Blumenstraße an der Kreuzung Gutenbergstraße halbseitig gesperrt. Grund dafür sind Bauarbeiten der Drewag Netz. Diese führt unterirdische Kontrollen eines Fernwärmekanals durch, die bis zum 13. Dezember behoben worden sind.

Noch ist der Bauzaun vorhanden und auch der kleine Bagger ist noch am Platz. Das Loch ist schon zugeschüttet, die Pflastersteine noch nicht eingesetzt. Auf Nachfrage gab die Drewag an, die Wiederherstellung der Oberfläche solle bis zum 20. Dezember andauern.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Verdienste im hundertjährigen Verein: Nachruf für Bernd Hartwig im SSV Turbine

eingestellt am 17.12.2019 von Philine Schlick, Headerbild: Bernd Hartwig als Nachwuchsleiter des SSV Turbine e.V. (Quelle: Anja Hilgert)

Gastbeitrag von Anja Hilgert.

Als Ende vergangenen Monats einer der großen, engagierten Wegbereiter und langjährigen Freunde und Förderer des SSV Turbine e.V. verstorben ist, gab dies den Anlass, einerseits einen Nachruf zu verfassen für Bernd Hartwig, Nachwuchsleiter, Organisator, Hauptverantwortlicher, Netzwerker und Ehrenmitglied des SSV Turbine e.V. , der doch zu plötzlich nun nicht mehr da ist, und damit andererseits das Augenmerk zu richten auf den unvergleichlichen Quartiersbeitrag des SSV Turbine e.V. als größtem aktiven Sportverein in der Johannstadt.

Die in eigener Chronik herausgegebene Vereinsgeschichte des SSV Turbine e.V. liest sich als spannendes Zeugnis zu hundert Jahren bewegter Geschichte im Stadtteil. Aus der Perspektive gegenwärtiger Stadt(teil)entwicklung ist es interessant, die Gestaltung sozialen Lebens über den Vereins-Sport würdigend zu betrachten.

Seit 1951 geführtes Vereinswappen des SSV Turbine Dresden e.V. Quelle: SSV Turbine

Turbine bringt die Johannstadt auf Touren

„Der SSV Turbine e.V. war immer schon ein Mehrsparten- und ein Freizeitsportverein“, betont Harald Werner, langjähriger Abteilungsleiter für Fußball, der mit Bernd Hartwig zusammen über 26 Jahre lang die Vereinsspitze bekleidete. Heute zählt Turbine 764 Mitglieder, davon 730 aktive in sechs sportlichen Disziplinen, wovon Kinder und Jugendliche 32 Prozent Anteil im Verein einnehmen. Fußball ist mit 60 Prozent die größte Abteilung: „Turbine ist das sportliche Fußballzentrum der Johannstadt“, bringt es Harald Werner auf den Punkt.

Dresdner Traditionsverein seit der Jahrhundertwende

Die Johannstadt, die weder Arbeiterviertel, noch Wohlstandsviertel, sondern geplantes Wohnviertel mit vielen heterogenen Facetten und multikulturellem Gefüge ist, braucht Ankerpunkte wie den SSV Turbine, die sich langjährig vor Ort etabliert haben.

Turbine als Dresdner Traditionsverein in der Johannstadt geht in seinen Anfängen zurück bis in die Zeit der Jahrhundertwende. Damit darf man die Formulierung wagen: Die Wiege für Dresden als Fußballhochburg wurde aufgestellt in der Johannstadt. Insofern spielt man heute selbstbewusst in den leuchtenden Vereinsfarben blau-weiß unter dem energiegeladenen Vereins-Wappen blitzzuckender Kraftumsetzung.

Im Jahr 1902 als Dresdner Sportverein GutsMuts gegründet, entwickelte sich die junge Initiative nach dem Ersten Weltkrieg zum größten Sportverein Sachsens mit etwa 1500 Mitgliedern in zwölf sportlichen Abteilungen, zu denen auch Hockey, Tennis, Turnen und Paddeln zählte.

In dieser Blüte-Zeit wurden in der Johannstadt auch internationale Fußballkämpfe ausgetragen wie gegen die Ägyptische Olympiaauswahl und Galatasray Konstantinopel. Unglaublich genug, dass solch großen Ereignisse einst den Platz zierten und dem Verein im Rücken stehen, der in der nördlichen Johannstadt, neben Kleingartensparte und unweit den Elbwiesen, in durchlüfteter Randlage und doch im Verkehrsknoten an der Waldschlösschenbrücke zentral und gut erreichbar gelegen ist.

Das seit 1912 durch den erstgegründeten Fußballverein in der Johannstadt genutzte Gelände auf der Fläche Ecke Neubert/Pfotenhauerstraße geht zurück auf die ehemalige alte Radrennbahn an der Pfotenhauerstraße.

Der damals angelegte Hartplatz blieb über lange Zeit Spielfläche, auch dann noch, als andere Vereine in der Stadt schon längst Kunstrasen hatten. Die Spieler hielten dem Verein dennoch die Treue und standen die wortwörtlichen Härtezeiten durch, was nicht zuletzt der umsichtigen und nachhaltigen Vereinsführung zugute zu halten und damit ein Zeichen für starke verlässliche Vereinsbindung ist. Der Umbau kam 2009 mit aufwändig neu verlegtem Kunstrasen und modernen Sportgebäuden, in denen Tischtennisräume, Umkleidekabinen mit großzügigen Mannschaftsduschräumen sowie das neue Sportcasino mit Kiosk je nach Klientel wechselnd wichtige Rollen spielen und auch anzumieten sind.

Sportplatz, der zu Tages- und Nachtzeiten an allen Wochentagen bespielt wird. Quelle: SSV Turbine Dresden e.V.

Vereinsleben als Chefsache des Stadtbezirks

Im Jahr 1945 kam es zur Neugründung des SG Johannstadt nach dem drastischen Einschnitt der Kriegsjahre. Zu der Zeit waren nicht mehr Vereine die Träger des Sports, sondern die neu gegründeten Stadtbezirke. Als 374. Bezirk Johannstadt erstarkte der Fußballverein und zeichnete Erfolge als Pokalsieger, bei der Stadtmeisterschaft, der Stadt-Bezirksklasse, (Bezirks)Liga- und Kreismeisterschaft sowie als „Ostzonen-Meister“ und Fußball-Städtekampfsieger, die „Knaben-Meisterschaften“ nicht zu vergessen.

Mit dem Jahr 1949 wurde das „Gebiet der Körperkultur und des Sports“ neu erschlossen und erhielt neue Organisationsstrukturen. Die „Sportfreunde und Sportfreundinnen“ vereinten sich im Kommunalen Wirtschafts Unternehmen, KWU Dresden. Neben Fußball und Abteilungen wie Eishockey, Wasserball, Langlauf ging nicht zuletzt eine Schach-Großmeisterin in die Vereinsgeschichte ein.

„Was geht ab wie eine Maschine? Turbine, T u r b i n e, TURBINE!“

Der hitzige Ruf schallt wie aus einer Kehle über den Platz, aus der Mitte vorgebeugter, sich im Kreis berührender Köpfe von heutigen Nachwuchsteams. Die namengebende Gründung der Betriebssportgemeinschaft BSG Turbine Dresden erfolgte 1951 in der Zeit der Energien, Chemien, Rotationen, von Dynamos, Lokomotiven und Turbinen: Die Politik gab dem Sport Auftrieb. Das auf der Pfotenhauerstraße eingeweihte Stadion wurde nach dem von den Nazis ermordeten Widerstandskämpfer Karl Stein benannt.

Vor gut 50 Jahren, am 7. Juli 1963, wurde im Karl-Stein-Stadion gegen Chemie Pirna mit einem 1:0 Sieg der Aufstieg in die Bezirksliga errungen. Dieses Spiel sahen legendäre 1000 Zuschauer! Heute spielt die 1. Männer-Mannschaft die 10. Saison in der Bezirksklasse.

Um Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Werktätigen zu fördern, sorgte die Entwicklungskonzeption des Energiekombinates Ost als Trägerbetrieb im Stadtbezirk Johannstadt für den Ausbau des Freizeit- und Erholungssports: Die BSG Turbine Dresden organisierte Sportfeste auf allen Ebenen. Durch die intensivierte Zusammenarbeit von Deutscher Sportbund (BRD) und Deutscher Sportausschuss (DDR) wurden sportliche Aktivitäten über die innerdeutsche Zonengrenze hinaus gefördert. Somit konnten auf Vereinsebene Begegnungen über politische Grenzen hinweg stattfinden.

Spielsaison für Ehrenamt und Nachwuchsförderung

Im organisierten Fußball auf Vereinsebene geht es immer auch um Trainings-Erfolge, Saisonergebnisse, um vordere Plätze, Ehrungen, Siegertreppchen, Pokalsiege, Meisterschaften. Manches klimpernde Bündel an Medaillen ist der Stolz im Kinderzimmer, und wer den Pokal mit nach Hause nehmen darf, ist König.

Als es nach dem Mauerfall 1990 zur nochmaligen Vereinsneugründung kam, legten die Vorsitzenden Gewicht auf Erhalt und Förderung der Freude am Sport-Spielen, nannten in diesem Sinne die Vereinigung Spielsportverein SSV Turbine Dresden.

Das fleißige Maskottchen. Quelle: SSV Turbine

Auf dem Platz wird gekämpft und gespielt, gewetteifert, geweint und gejubelt. Den Emotionen ist beim Fußballspielen freier Raum gegeben. Im aktiven Spielbetrieb befinden sich bei Turbine derzeit sechs Männermannschaften und 12 Nachwuchsmannschaften, die Bandbreite reicht von A (U19)-B (U17)-C (U15)-D (U12 u U13)-E (U11 u U10)-F (U8 u U9)-G (U7)-Jugend über 1./2./3. Männer bis zu Senioren und zwei Freizeitmannschaften, die auf Klein- und Großfeld, auf dem Platz und in der Halle trainieren, spielen, einander treffen und an Turnieren und Meisterschaften teilnehmen.

Aus dem bescheidenen Rahmen der Anfangsjahre auf der Pfotenhauerstraße ist in der Dresdner Johannstadt eine beeindruckende Geschichte des Sporttreibens, insbesondere des Fußballspielens, und eine ausgeprägte Kinder- und Jugendarbeit gewachsen.

Puzzlestein Bernd Hartwig

Als Bernd Hartwig, selbst als Neustadtkind aufgewachsen, in den 80er Jahren in die neuen Bauten auf der Pfotenhauerstraße umgezogen war, begann er gleich, sich ins Viertel zu integrieren und legte durch seinen Beitritt zum Verein den Grundstein seines über 40Jahre gewachsenen Engagements vor allem für den Vereinsnachwuchs und die Trainerfortbildung.

Bernd Hartwig im Gehen. Quelle: Anja Hilgert

Über Bernd Hartwig zu reden, heißt, über viele andere auch zu reden, die Teil des großen Puzzles sind. Schließlich wird der gesamte Trainingsbetrieb rein durch Ehrenamtliche abgesichert: „Wir haben rund 40 Trainer und davon 21 Trainer mit Lizenz. Schiedsrichter sind immer Mangelware. Wir erfüllen aber die Vorgaben der Verbände. Bei den Mannschaftsleitern ist es so, dass viele Eltern eingebunden sind“, meldet der Vorstandsvorsitzende Maik Diersche. Die Mitnahme und gute Betreuung der Elternschaft ist ein lebendiges Kernstück der Vereinsphilosophie: „Das Innere muss funktionieren und das ist der soziale Zusammenhalt, die gegenseitige Unterstützung.“ Eine starke Basis, die breit aufgestellt die klare Pyramide des Vereins trägt, sei das Erfolgsrezept.

„Hier wachse ich mit hinein“

Wenn der Verein als gewachsene Einheit neu dazu Kommenden das Gefühl geben kann, in ein Gebilde mit hineinzuwachsen, dann funktioniert Integration: „Hier wachse ich mit hinein“, formuliert Harald Werner die Signalwirkung, die er besonders für die Migration der Kinder im Blick hat.
Im Verein wird das nicht an die große Glocke gehängt, dass verschiedene Nationalitäten unter blau-weiß spielen, dass auch die Trainerschaft international aufgestellt ist. Dem Alleinstellungsmerkmal als einzigem Sportverein in Johannstadt gerecht zu werden, sei eine Riesenaufgabe, der man sich bewusst sei.

Sportplatz, der zu Tages- und Nachtzeiten an allen Wochentagen bespielt wird. Quelle: SSV Turbine Dresden e.V.

Maik Diersche klingt bescheiden: „In wie weit die SSV Turbine Dresden für Johannstadt wichtig ist, müssen andere beurteilen. Andererseits haben wir viele Migranten im Verein. Ich denke das wir für die Integration für Johannstadt schon wichtig sind.“

Allmählich mit Ende des Jahres gehen die Mannschaften in die Trainings- und auch Spielpause, Ruhe kehrt ein. Die tragenden Verbindungen werden entlastet, und es entsteht Raum für Neues.

Die Sonderausgabe des Turbine-Kickers “100 Jahre Sport in der Johannstadt”, von Ehrenmitglied Lothar Döhler als Vereinschronik verfasst, kann als Broschüre im Sportcasino oder in der Geschäftsstelle des SSV Turbine Dresden e.V.  erworben werden.

1. Weihnachtssingen 2019

  • Der SSV Turbine lädt am 21. Dezember zum 1. Weihnachtssingen ins Stadion Pfotenhauerstraße ein
  • Einlass 17 Uhr, Beginn 18 Uhr
  • Tickets im Vorverkauf 5 Euro (Erwachsene) / 2,50 Euro (Kinder) bzw. an der Abendkasse 7 Euro / 4,50 Euro
  • Es gibt groovige Adventslieder von Gospelstreet

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Fair klicken: Die selbst verlötete Zuckerrohrmaus

eingestellt am 14.12.2019 von Philine Schlick, Headerbild: Mein ganzer Stolz: Eine selbst gebaute faire PC-Maus. Foto: Philine Schlick

Der Advent ist nicht nur die Zeit der inneren Einkehr, sondern auch der technischen Herausforderungen. Pyramiden-Konstruktion, Beleuchtungs-Installation, Lebkuchenhaus-Errichtung: Alles kein Zuckerschlecken. Mein persönliches Feinmototrik-Erlebnis ist das 12. Türchen des Johannstädter Adventskalenders. Die selbstgebaute Computer-Maus!

Beim Löten ist Fingerspitzengefühl gefragt. Foto: Philine Schlick

Im Büro des Projektes “Nachhaltige Johannstadt 2025” (kurz: NaJo 2025) rauchen an diesem Abend nicht die Köpfe, sondern Lötkolben. Kleine Dampfwölkchen steigen auf und kriechen in gerümpfte Nasen. Es riecht nach Opas Eisenbahnplatte. “Hat jemand die Lupe gesehen? Kann ich noch mehr Lötzinn haben? Wie herum muss ich die LED anlöten?” Der Hinterraum des Büros hat sich in eine Elektrowerkstatt verwandelt.

Heimeliges Löten im Advent. Foto: Philine Schlick

Mehr Smartphones als Menschen

Unser Anleiter heißt Thomas Peterberns und ist Maschinenbauingenieur. Die PC-Maus, die wir heute aus einem Bausatz der Firma Nager IT zusammenbauen werden, ist zu zwei Dritteln fair. “Die haben wirklich Pionierarbeit geleistet seit der Gründung 2009”, sagt Thomas. Das fehlende Drittel Fairness ist den unaufgeschlüsselten Lieferketten geschuldet. Thomas erklärt es am Beispiel Smartphone, von denen es mittlerweile 7,5 Milliarden auf der Welt gibt. Mehr als Menschen.

Eine der Lötstationen geht im Anschluss an den Workshop an den LeihLaden über. Foto: Philine Schlick

Damit weltweit Finger über immer neue Mobiltelefone gleiten, atmen in China Fließbandarbeiter bis zu 80 Stunden pro Woche giftige Dämpfe ein, schuften im Kongo Kinder in Kobaltminen, sterben vor der indonesischen Küste Korallenriffe. Eigentlich verbieten Verträge großen Abnehmern, Rohstoffe wie Gold, seltene Erden, Lithium, Kupfer, Aluminium, Silicium aus “Konfliktregionen” zu beziehen. Den menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und den fatalen Umweltverschmutzungen wird damit kein Riegel vorgeschoben.

Im Gegenteil: Der Schmuggel gedeiht. Offiziell kommt Kobalt dann eben aus Nigeria …. Einsichtbare Lieferketten schützen Menschen und Umwelt vor Ausbeutung. Diese aufzudröseln erfordert einen langen Atem und viel Kooperation. Nager IT haben mit zwei Dritteln also schon einiges bewegt, urteilt Thomas.

Fairness durch Transparenz

Thomas hat sich mit dem Thema beschäftigt und umgedacht. Er ist nicht der einzige. Das bayrische Unternehmen Nager IT stellt PC-Mäuse her, deren Gehäuse aus Zuckerrohr besteht. Mit transparenten Lieferwegen nehmen sie Anbieter in die Verantwortung und sorgen so für fairere Produktionsbedingungen. Ebenso wie die Hersteller von Fairphone liefern sie Ersatzteile und Bauanleitungen und sorgen damit für Nachhaltigkeit, weil die Geräte leichter vom Verbraucher repariert werden können.

Thomas schaut den Teilnehmer*innen helfend über die Schulter. Foto: Philine Schlick

Das zweite Verbrechen nach der Gewinnung der Rohstoffe ist nämlich der Umgang mit Elektroschrott. Der landet zu 76 Prozent in China, Ghana, Indien oder Brasilien, wo er von den ärmsten der Armen mit archaischen Methoden wieder in seine wertvollen Einzelteile zerlegt und verschachert wird. In Deutschland fallen pro Kopf rund 23 Kilo Elektroschrott pro Jahr an.

"Die dritte Hand" hilft hitzeunempfindlich. Foto: Philine Schlick
“Die dritte Hand” hilft hitzeunempfindlich. Foto: Philine Schlick

Eine Maus ist eine Maus, aber ein Anfang. Die Polizei in Niedersachsen, weiß Thomas zu berichten, bestellte 20.000 Stück in der Farbe schwarz. Wir können beim Workshop zwischen verschiedenen rot-schwarz-Kombinationen unterscheiden.

So ein Lötzinn!

Die Frage der Fragen lautet “Hast du schon mal gelötet?” Die stellt Thomas nach dem einleitenden Vortrag. Einige heben die Hand, die anderen sind schon ganz kribbelig. Die Motivation zur fairen PC-Maus ist deutlich zu spüren. Das Lötzinn liegt bereit, ebenso “die dritte Hand” – eine Halterung mit zwei Klemmen -, die Lötstationen sind angeschaltet. Jetzt geht’s löt!

Du musst doch nur den Nippel durch die Lasche zieh’n … Foto: Philine Schlick

An einer Modellplatine dürfen wir, die sechs Teilnehmer*innen, Probe-Löten. Die Platine ist zusammengebastelt aus Elektroschrottteilen, die aus Werkstätten der Lebenshilfe stammen. Dort wurden sie aus anderen Geräten ausgebaut. “Zwei Mikrochips, vier LEDs, zwei Quarze”, bestimmt Bastler Eric. Für mich sieht das aus wie ein winziges Siedler-Spielbrett.

Die Übungsplatine. Foto: Philine Schlick

Das Lötzinn der Marke Stannol – ein im Sinne der transparenten Lieferkette faires Produkt – schmilzt auf der Spitze des Lötkolbens, der an den zu verlötenden Draht gepresst wird. Von der anderen Seite hält das Lötzinn dagegen und mit Geschick – schwupp! – fließt eine winzige Silber-Lache in das Löchlein auf der Platine und erkaltet glänzend.

“Das klickt sich super!”

Mit einer Bauanleitung, Thomas und den zwei studierten Helferlein Friedrich und Matthias löten sich Giacomo, der Mäusesammler, Eric, der Hobbyreparateur und seine interessierte Begleitung Jenny, Tobias, die Lötstation, Luise, die Bühnenbildnerin und ich auf der Jagd nach “positiven Erlebnissen mit Technik” (und Weihnachtsgeschenken) durch den Abend, regelmäßig unterbrochen vom Ploppen der Entlötungs-Pumpe.

Fertig zum ersten Funktionstest! Foto: Philine Schlick

Doch am Ende winkt das Erfolgserlebnis: Die ersten Mäuse huschen über den PC-Bildschirm. Letzte Korrekturen, doch letztendlich klappt es. “Das klickt sich super!” Alle Teilnehmer*innen verewigen sich mit mit dem Malprogramm auf dem Bildschirm. Heureka-Stimmung macht sich breit. Nach Hause nehme ich nicht nur eine Maus, sondern auch einen anderen Blick auf Technik und Nachhaltigkeit.

Interesse an weniger Schrott? Hier geht es zum RepairCafé.

Filmtipp: Welcome to Sodom

Der diesjährige Adventskalenderbeitrag des Vereins “Willkommen in Johannstadt e.V.“, wurde in Kooperation mit NaJo 2025 organisiert und über den Stadtteilfonds Johannstadt unterstützt.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Biberpaar baut neue Burg zwischen Fährstelle und Elbstrand

eingestellt am 05.12.2019 von Philine Schlick, Headerbild: Baum fällt! Der Biber baut an. (Quelle: Philine Schlick)

Die Johannstädter Biber bauen an: Nur wenige Meter neben der alten Adresse entsteht eine neue Biber-Burg. Grund dafür ist der niedrige Elbpegel. Das Holz dafür fällen die Tiere unweit des Johannstädter Elbstrandes.

Sie zeugen von kräftigen Zähnen, die kegelförmigen Abnagespuren an den Bäumen neben dem Elberadweg auf Höhe des Johannstädter Elbstrandes. Das Johannstädter Biber-Paar knabbert wieder.

Biber bauen nicht nur mit Weichholz, sie ernähren sich auch davon. (Quelle: Philine Schlick)

Über fünf junge Bäume haben die eifrigen Tiere an dieser Stelle im Landschaftsschutzgebiet “Dresdner Elbwiesen und -altarme” gefällt. Ein Grund zur Besorgnis ist das nicht, erklärt Diana Petters vom Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Dresden, da ältere Baumbestände mit “Drahthosen” oder einem sandhaltigen Schutzanstrich geschützt werden.

Junges Weichholz und Weidentriebe seien den nagenden Handwerkern gegönnt. “Der Bau der zweiten Burg unweit der ersten ist mit der Trockenheit und dem gesunkenen Elbpegel zu begründen”, heißt es. Die Biber bauen neu, um dem Wasser näher zu sein.

Die Lage der neuen Biberburg unweit der Fährstelle. (Quelle: Philine Schlick)

Die alte Burg wurde zuvor von einem Frühjahrshochwasser weggespült und deshalb neu errichtet. Auch diese wurde wieder bei einem nächsten kleineren Hochwasser weggespült. Folglich machten sich die Biber an eine neue Biber-Butze.

Hundehalter*innen aufgepasst!

Derzeit ist das Baugeschehen dank der frisch abgenagten Stämmchen und deren Schleifspuren über den Sand gut zu beobachten. Hundehalter*innen sollten darauf achten, dass ihre Vierbeiner die Biber nicht stören. Eine unliebsame Begegnung mit den bis zu 30 Kilogramm schweren Nagern kann für Pfiffi schmerzhaft, wenn nicht sogar bedrohlich ausgehen. Besonders wenn die Biber Ende April, Anfang Mai Junge haben, sind sie sensibel.

Kein schnöder Treibholzhaufen, sondern Biber-Eigenheim. (Quelle: Philine Schlick)

Biber halten im Übrigen keine Winterruhe und sind auch in den kalten Monaten aktiv. Sie ernähren sich ausschließlich pflanzlich. Hat sich ein Biberpaar einmal gefunden, bleibt es lebenslang zusammen.

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Johannstädter Advent: Das erste Türchen öffnet sich am Sonntag

eingestellt am 30.11.2019 von Philine Schlick, Headerbild: Jeden Adventstag eine neue Geselligkeit (Quelle: Philine Schlick)

Alle Jahre wieder … öffnet sich seit 2016 jeden Adventstag in der Johannstadt ein Türchen. Dieses Jahr leiht die 101. Oberschule “Johannes Gutenberg” die Scheiben ihres Foyers für die großformatige Bewerbung des Ereignisses aus.

Ein Adventskalender versüßt das Warten auf Weihnachten. Der Johannstädter Advent kann mehr als Schokolade: Seine 24 Türchen öffnen sich als Haustüren und gewähren einen Blick hinter die Kulissen des Viertels. Dieses Jahr wird die Aktion besonders groß-artig beworben.

Das Glasfoyer der 101. Oberschule verwandelt sich in einen Adventskalender mit 24 Türchen

Der Adventskalender ist Teil der Johannstadt

Knapp, aber noch rechtzeitig kam er, der Beschluss des Stadtteilbeirats zum Druck von 24 großformatigen Plakaten. Diese zieren nun die Scheiben des Foyers in der 101. Oberschule “Johannes Gutenberg”. Die Idee ging von Schulleitung und Schüler*innen aus und konnte mit Fördergeldern des Verfügungsfonds Nördliche Johannstadt realisiert werden, die aufgrund des Abbruchs eines anderen Projektes zur Verfügung standen.

Das Motiv des Adventskalenders entwarf die 2017 die Künstlerin Grit Koalick.

“Die Organisation des Adventskalenders, der Druck des 2017 von Grit Koalick gestalteten bunten Kalenders sowie der Aushang in Geschäften und Einrichtungen des Stadtteils wird in diesem Jahr erstmals über den Stadtteilfonds gefördert, da sich die Angebote auf die gesamte Johannstadt und nicht nur auf das Soziale-Stadt-Gebiet ‘Nördliche Johannstadt’ beziehen”, führt Matthias Kunert vom Quartiersmanagement aus.

Torsten Görg, der den Adventskalender seit zwei Jahren für den Stadtteilverein Johannstadt e.V. zusammenträgt, betont die Bedeutung des Adventskalenders im Stadtteil: “Der Adventskalender ist zu einem Teil der Johannstadt geworden.” Das schließt er aus der regen Teilnahme. Erste Anfragen zur Mitgestaltung des “Johannstädter Advents” erreichten ihn schon im März.

Fensterscheiben werden zu 24 Türchen

Eine weithin sichtbare Idee zur Bewerbung brachte die 101. Oberschule “Johannes Gutenberg” ein: An den Fensterscheiben des gläsernen Foyers kleben seit Freitag 24 großformatige Plakate. Sie stellen die 24 Türchen und ihre Aktionen vor: Vom Kerzenziehen bis zur Beobachtung des nächtlichen Winterhimmels. Der Schriftzug darüber wurde von Schüler*innen im Kunstunterricht gestaltet und weist auf den lebendigen Adventskalender im Viertel hin.

Bereits zum vierten Mal vermittelt er in der Adventszeit nachbarschaftliche Begegnungen, praktische Fähigkeiten, Zeit zum Innehalten und außergewöhnliche Erlebnisse. Zum Beispiel das Basteln einer umweltfreundlichen Computermaus.

Hier geht es zum Online-Adventskalender.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Johannstädter Menschen im Porträt

eingestellt am 29.11.2019 von Philine Schlick

Mit zwei neuen Porträtserien möchte die Redaktion von johannstadt.de die neu gestaltete Rubrik “Menschen” dieser Internetplattform beleben. Ein Herzensprojekt ist die Serie „Memento“, mit der wir in den kommenden Wochen die Schicksale von Johannstädter Senior*innen vorstellen wollen. Den Auftakt gab bereits ein Johannstädter Urgestein

Mit einer zweiten Porträtserie “Frei & schaffend” stellen wir Ihnen Menschen vor, die in der Johannstadt freischaffend tätig sind. Auch hier ist mit dem BierButler bereits ein erstes Porträt online.

Für beide Porträtserien freut sich die Redaktion über Ihre Vorschläge für weitere Interviewpartner*innen! Das Projekt wird gefördert durch den Stadtteilfonds Johannstadt aus Mitteln des Stadtbezirksbeirats Altstadt im Rahmen des Projekts Zukunftsstadt Dresden.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Gelungenes Wagnis: Das erste Hofflohmarkt-Fest im Hof der Tenza-Schmiede

eingestellt am 26.11.2019 von Philine Schlick, Headerbild: Einladungsschild auf der Pfotenhauerstraße. (Quelle: Philine Schlick)

Gastbeitrag von Anja Hilgert.

Die Novembersonne hat an ihrem letzten Sonntag mit viel Licht und blauem Himmel ihr Bestes gegeben, um das erste nachbarschaftlich initiierte „Hofflohmarkt-Fest“ im Hinterhof der TENZA schmiede auf die gute Bahn zu schicken.

Zwei Flohmärktler vertreiben sich die Zeit beim Schachspiel. (Quelle: Philine Schlick)

Freifläche statt Parkfläche

Auf der sonst mit Anwohner-Pkws besetzten Parkfläche des Hinterhofs Ecke Hertel-/Pfotenhauerstraße fand zur besten Sonnenzeit zwischen elf und 16 Uhr das „Hofflohmarkt-Fest“ statt: Ein reges Getümmel aus privaten Markttreibenden und einer neugierig in sonntäglichen Wellen durchs Tor strömenden Besucherschar. Der ordinäre Hof zeigte sich für den verabredeten Zeitraum ungewöhnlich detailreich, wie verwandelt.

Auf nebenan.de inseriert und per Flyer beworben, wurde die Ankündigung Tür-und Angelgespräch und Schwatz auf der Gasse. So kam der Funk in den Haushalten an und sprang schließlich über: Als Funke und Initialzündung, doch noch Schränke, Schubladen und das Kellerabteil durchzugehen und locker zu machen, was die eigenen vier Wände verlassen kann.

Familien, alt bekannte und nie gesehene Paare, Einzelne, kniehohe Kinder, ein bunt gescheckter Hund, Jungjugendliche, Erwachsene und eine vom Sohn herangeführte Rollatorfahrerin kamen aus der nahen und weiteren Nachbarschaft, um diese selbst, in der sie seit Langem oder Kurzem wohnen, einmal anders und vom üblichen Alltag befreit in Erfahrung zu bringen.

Die Brotbäcker vom Projekt Kornkreise des BewusstSinn e.V. luden dazu ein, selbst vegane Flammkuchen zuzubereiten. (Quelle: Philine Schlick)

Tragkraft der Gemeinschaftlichkeit

Vom Stadtteilfonds Johannstadt per Projektantrag und Beschluss des Stadtteilbeirats gefördert, hatten die Organisatoren, unter ihnen federführend Tobias Kronauer, eine Infrastruktur aus Tischen, Bänken, Pavillons zur kostenfreien kreativen Nutzung bereitgestellt. Erste Mitstreitende, wie die TENZA schmiede, stellten den Zugang zu Toiletten und Wasserkocher und öffneten die morgendlichen Pforten für ein noch unbekanntes Publikum. Kornkreise Dresden war mit einer mobilen Flammkuchenbäckerei vor Ort und sorgte nicht nur für leckeres, wärmendes Wohl, sondern in Kooperation mit dem Dresdner Tafel e.V. zudem für nachhaltige Essenszubereitung.

Als Projekt nachhaltigen Lebens, führte das Hofflohmarkt-Fest lebendig, lustig und festlich den Kreislauf der Dinge und alltäglichen Bedürfnisse vor und machte die Tragkraft und pure Freude von verbundener Gemeinschaftlichkeit erfahrbar.

Verkäuferin Emma berichtete ihrer Mutter am Telefon von gut laufenden Geschäften. (Foto: Philine Schlick)

Magie des Anstoßes

Zum Gelingen der Veranstaltung waren Anwohner*innen zu eigenen Beiträgen und kreativem Mitwirken eingeladen. Wer dabei war, konnte das Geheimnis erfahren. Die Magie des ersten Anstoßes, das Elixier der Wirksamkeit. Es ist offen und unbekannt, was folgt.

Wild breitete sich die ganze Welt des neu wieder Möglichen aus: Ein zweites Leben für die Fellmütze von einst beim Huskyrennen in Bad Füssen oder Original Stiefel und Helm von Vati, als er sein altes Motorrad noch fuhr, damals zu DDR-Zeiten. Da lockten die fliegenden Gänse vom dunkelgrünen Kleid, die schillernde Teekanne und ein kaum benutzter Schlittensitz um die Wette mit einem alten Metronom.

Der Märchenerzähler Frank Ole Haake mischte sich mit seiner Zauberflöte unters Volk und sammelte eine Hörerschaft aus Kleinen und Großen, die Geschichten lieben. Neben denen, die ohnehin unter den Leuten selbst getauscht wurden, erzählte er für ungezählte Zeit Märchen aus dem Reich der Mäuse und Katzen und glockenläutenden Blumen.

Märchen von Menschen und Mäusen: Frank-Ole Haake. (Quelle: Philine Schlick)

Wiederholung im Sommer …?

Beachtlich, dass selbst und sogar an einem solchen letzten Novemberwochenende, wo die Sonne schon tief hinter den Häusern stand, so viele Interesse an Beteiligung und Lust hatten, dabei zu sein.

Am Ende dieses Sonntags steht der Blick auf ein gelungenes Wagnis. Auf kalt gewordene Hände und Füße, auf zufriedene Gesichter, Grinsen, Lachen und einen rundum geglückten Tag. Die größte Überraschung aber, und das konnte keiner und kann niemals einer ahnen, ist die Aussicht auf neue Anfänge:

In den Begegnungen, Beziehungen, Freundschaften, in weiteren Projekten. Die zweite Auflage der Veranstaltung ist angedacht. Im nächsten Jahr, in der warmen Jahreszeit, am selben Ort soll es ein ähnlich buntes Gewebe mit weiteren Verknüpfungen geben, vielleicht gar mit Musik?, in einer sich selbst anerkennenden, lebens- und liebenswerten Nachbarschaft.

Die Back-Zutaten stammten von der Tafel. (Quelle: Philine Schlick)

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.