Beitrag von Torsten Birne, 2016
Günter Gonschorek kennt beides: die Johannstadt und die Welt. Seit er 2005 in Rente gegangen ist, hat er viele Ordner angelegt zur Geschichte des Viertels: Er weiß, wann die Häuser in der Pfotenhauerstraße gebaut worden sind, und hat jedes einzelne fotografiert. Er sammelt die Medaillen zu den Festspielen, die zwischen 1973 und 1989 jährlich am Johannstädter Elbufer stattfanden. Er recherchiert nach Künstlern, die die Skulpturen an der Sparkasse am Güntzplatz entworfen haben. Er dokumentiert die Gebäude des alten Umspannwerks vor dem Abriss. Er kennt sich mit der Geschichte der Bahn- und Buslinien aus. Mobilität und Elektrizität – dieses Interesse kommt wohl noch vom Beruf. Beim Fernmeldezentrum am Postplatz hat er gearbeitet, und von dort aus ging es für fast zehn Jahre in den Irak und nach Syrien, um fast 1.000 Kilometer Bahnstrecke zu elektrifizieren: von Bagdad nach Basra und Mossul, von Homs nach Aleppo und Damaskus, oder in Palmyra. Er hat noch Fotos von den antiken Stätten dort und verzierte Schalen, Krummdolche und Wandteppiche. Ab 1976 war er unterwegs. Zwei Jahre vorher war er in die Elsasser Straße gezogen:
„Das Gute an diesen Häusern war ja nicht nur, dass die Ausstattung so viel besser war als die Häuser in der Neustadt, wo es bei uns schon angefangen hatte reinzuregnen. Wir hatten ja mit den 3- bis 5-Raumwohnungen viele Familien im Haus, das war ja geregelt, wie viele Personen wie viele Räume bekommen. Da waren zeitweise bis zu 60 Kinder nur hier in der Elsasser 1, da war eigentlich immer richtig Stimmung im Haus, besonders zu Fasching oder Silvester. Das kommt jetzt langsam wieder, hier hat sich ja bei den Mietern viel verändert. Es gibt nur noch 9 Altmieter bei über 40 Parteien. Mit den ‚Alten‘ gibt es natürlich engere Verbindungen, wenn man sich so lange kennt. Aber jetzt kommen auch wieder vor allem Familien mit Kindern dazu, das ist gut.“