Beitrag von Torsten Birne, 2016
Man sollte denken, dass da schon früher jemand hätte draufkommen können: Menschen, die Zeit und Lust haben, anderen Menschen in ihrem Alltag zu helfen, kommen mit Menschen zusammen, die irgendwo Hilfe brauchen. Seit 2015 gibt es das bei der Wohnungsgenossenschaft Johannstadt. René Iljinskij ist gelernter Betriebsinformatiker, vor 16 Jahren aus dem Erzgebirge in die Fetscherstraße gezogen und seitdem Genossenschaftler. Er hat sich gemeldet, weil er etwas Sinnvolles tun und unter Leute kommen wollte. Vier Mal im Monat trifft er sich seit Anfang 2016 mit Elisabeth Friedrich in der Nördlichen Johannstadt, immer für vier Stunden. Die 16 Stunden sind die Hälfte dessen, was man als „Alltagsbegleiter“ höchstens machen kann. Alle drei Monate treffen sich die BegleiterInnen zur Schulung, René Iljinskij ist der einzige Mann. Elisabeth Friedrich freut sich jede Woche auf den Besuch:
„Es geht natürlich erstmal darum, dass ich bei bestimmten Sachen tatsächlich Hilfe brauche. Also zum Beispiel gehen wir auf den Friedhof und pflegen zusammen das Grab meiner Mutter, René hat den neuen Drucker angeschlossen, bei Bestellungen im Online-Shop geholfen und kennt sich generell mit Computern aus. Aber fast wichtiger noch ist, dass wir uns gut unterhalten können. Da geht es ums Reisen, was ich nicht mehr so gut kann. Als Fan hat er mich an Dynamo rangeführt, so verfolge ich jetzt immer die Spiele, die wesentlich besser sind als früher, und wir sprechen darüber. Dazu gibt es meist Kaffee und Kuchen. Das sind einfach schöne Stunden, wir können selbst bestimmen, wie oft und wie lange wir uns treffen, wohin es geht und was wir machen, also eine sehr gute Sache, die uns beiden nützt.“
Das Porträt wurde 2016 von Torsten Birne im Rahmen der Erstellung des Stadtteilführers “Menschen – Orte – Angebote. Wege durch die Nördliche Johannstadt” erstellt. Für den Inhalt des Beitrags ist der Autor verantwortlich.