Was tun mit 30.000 Euro? Die Ideenwerkstatt am Donnerstag

eingestellt am 07.09.2020 von Philine Schlick

Die Ideenwerkstatt am Donnerstag ist eine der wichtigsten Veranstaltungen des Jahres, wenn es um die Verwirklichung von Projekt-Ideen geht. Hier erklären Stadtteilverein, Quartiersmanagement und Zukunftsstadt, wie Anträge gelingen. Die Teilnahme lohnt sich auch ohne eigene Projekt-Idee. Zur Verfügung stehen noch 30.000 Euro. 

Marthy und Lars vom Stadtteilfondsprojekt "Grüne Pfote 66" (Foto Torsten Görg)
Marthy und Lars vom Stadtteilfondsprojekt “Grüne Pfote 66” (Foto Torsten Görg)

Ein Kinderzirkus auf den Elbwiesen, ein Hochbeet im Hinterhof? Bunt gestaltete Papierkörbe, Bienenwiesen, Reparatur-Workshops…? Es sind die kleinen Ideen, die Menschen zusammenbringen und das Viertel lebenswerter machen. Sie zu haben ist eine Sache, sie umzusetzen eine andere. Wie das geht, erklären Macher*innen der Johannstadt am Donnerstag von 18 bis 21 Uhr in der JohannStadthalle an der Holbeinstraße.

Eine Zukunftsidee ist nur einen Antrag weit entfernt

Vertreter*innen der Zukunftsstadt, des Stadtteilvereins und des Quartiersmanagements geben Einblicke helfen dabei, eigene Ideen zu verwirklichen. Bereits 15 externe Teilnehmer*innen sind angemeldet, so Torsten Görg vom Projekt Zukunftsstadt.

Die Stadtteilbeiräte lauschen den Antragsteller*innen. Foto: Philine Schlick
Die Stadtteilbeiräte lauschen den Antragsteller*innen. Foto: Philine Schlick

Um eine Förderung für Ideen zu erhalten, sind ein Kostenplan und ein Projektantrag nötig. Wie diese erstellt und ausgefüllt werden, wird in der Ideenwerkstatt erklärt. In seinen nächsten Sitzungen am 8. Oktober und 12. November entscheidet dann der Stadtteilbeirat in seinen öffentlichen Sitzungen über die Förderung. Je vier Wochen vor der nächsten Sitzung müssen die Anträge eingereicht sein.

NaJo2025: Das Bönischplatzfest 2019. Foto: E.Heinke
NaJo2025: Das Bönischplatzfest 2019. Foto: E.Heinke

In der letzten Sitzung im Juli waren z.B. ein Gymnastikkurs für muslimische Frauen, Mosaik geschmückte Sitzbänke für den Bönischplatz, ein Holzbauworkshop für Jugendliche und ein Videodreh mit der Band Lasse Reinstroem zum Parking Day am 18. September beschlossen worden. Zum Parking Day verwandelt das Projekt Nachhaltige Johannstadt 2025 die Hertelstraße für einige Stunden in einen autofreien Lebensraum.

Zwei Euro pro Einwohner können frei verwaltet werden

Mit Geld aus dem Stadtteilfonds wurden seit 2019 bereits 27 Projekte zur Verbesserung der Lebensqualität in der Johannstadt gefördert. Rund 37.000 Euro wurden im Januar per Beschluss aus dem Budget des Stadtbezirks Altstadt zur Verfügung gestellt. Das entspricht einem Anteil von 2 Euro pro Einwohner, die selbst verwaltet werden können.

Darüber hinaus hat die Wohnungsgenossenschaft Johannstadt (WGJ) 12.000 Euro gespendet, die abzüglich einer Verwaltungspauschale ebenfalls in den Stadtteilfonds fließen. Zudem hält der Verfügungsfonds “Nördliche Johannstadt” weitere 3.700 Euro bereit. Aktuell stehen für das Jahr 2020 insgesamt noch reichlich 30.000 Euro zur Verfügung und warten auf mutige Macher*innen.

Ideenwerkstatt am 10. September

  • JohannStadthalle, Holbeinstraße 68, 18 bis 21 Uhr
  • Anmeldung unter stadtteilfonds@johannstadt.de, für Getränke und Snacks ist gesorgt
  • Link zum Facebook-Event
  • Alle Infos zur Veranstaltung finden Sie hier

Das Schadstoffmobil kommt am Freitagabend in die Johannstadt

eingestellt am 07.09.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Schadstoffe können dem Schadstoffmobil bis zu einer Menge von 25 Litern kostenfrei übergeben werden. Foto: Philine Schlick

Am Freitag, den 11. September, macht das Schadstoffmobil Halt in der Johannstadt. Zwischen 18.15 Uhr und 19 Uhr können Batterien, Lackdosen, Frittieröle, flüssige Farben und Co. an der Kreuzung Marschner-/Striesener Straße abgegeben werden. Arzneimittel gehören übrigens nicht zu den Schadstoffen … 

Das Schadstoffmobil ist zwischen dem 7. und dem 26. September auf Herbsttour im Stadtgebiet. Am 11. September macht es auch Station in der Johannstadt. Zwischen 18.15 Uhr und 19 Uhr können Schadstoffe bis zu einer Menge von bis zu zehn Litern unentgeltlich abgegeben werden.

Gefahr für Mensch und Umwelt

Wichtig dabei ist, die Schadstoffe unvermischt, möglichst in den Originalbehältern direkt dem Annahmepersonal zu übergeben. Es ist nicht erlaubt, die Stoffe vor dem Eintreffen des Mobils am Straßenrand abzustellen, da Schadstoffe schädlich für Menschen, Tiere und die Umwelt sind. Aus diesem Grund sind sie mit einem orangefarbenen oder rot umrandeten Gefahrensymbol gekennzeichnet.

Schadstoffe sind unter anderem:

  • Haushaltsreiniger, Entkalker, Desinfektionsmittel, Nagellackentferner
  • Spraydosen mit Restinhalt
  • flüssige Farben, Lacke, Lösungsmittel, Klebstoff
  • Insektenspray, Unkraut- und Schädlingsbekämpfungsmittel,Düngemittel
  • Imprägnier- und Abbeizmittel, PUR-Montageschaumdosen
  • mineralisches Öl wie Motor- und Getriebeöl, Kraftstoffe
  • quecksilberhaltige Abfälle wie Thermometer
  • Batterien, Akkus, Autobatterien
  • größere Mengen Speiseöle und -fette, Frittieröle

Medikamente nicht in die Toilette werfen

Abgelaufene Arzneimittel und Medikamentenreste sind keine Schadstoffe. Sie können in die Restabfalltonne geworfen werden. Sie sollten beim Öffnen der Tonne jedoch möglichst nicht sicht- und greifbar sein.

Flüssige Medikamente können in der verschlossenen Flasche in die Restabfalltonne. Medikamente können aber auch weiterhin am Schadstoffmobil oder auf den Wertstoffhöfen abgeben werden. Auf keinen Fall gehören Medikamente jedoch in die Toilette, da sie in der Kläranlage nur teilweise aus dem Abwasser entfernt werden können. Die Folge: Medikamentenrückstände gelangen in die Elbe und wirken sich negativ auf die Umwelt aus. So führen zum Beispiel Hormonpräparate zur Verweiblichung des Fischbestandes.

Bei der Abgabe ist als Schutzmaßnahme gegen das Corona-Virus der Mindestabstand von 1,50 Metern zum Annahmepersonal sowie zu anderen Bürgerinnen und Bürgern zu beachten.

Herbsttour des Schadstoffmobils

  • am 11. September zwischen 18.15 und 19 Uhr in der Johannstadt
  • Kreuzung Marschnerstraße/Striesener Straße

Corona-Fall am St. Benno-Gymnasium

eingestellt am 03.09.2020 von Philine Schlick

Wie die Stadt am Mittwoch mitteilte, liegt am St. Benno-Gymnasium in der Johannstadt ein Corona-Fall vor. Nun sind 100 Personen von einer 14-tägigen Quarantäne betroffen.

Am St. Benno-Gymnasium in Dresden gibt es einen Corona-Fall in der 11. Jahrgangsstufe. Derzeit ermittelt das Gesundheitsamt der Landeshauptstadt die Kontaktpersonen. Nach aktuellem Stand sind ca. 100 Personen betroffen, die einen Quarantänebescheid bekommen und damit die Schule für 14 Tage nicht besuchen dürfen.

Gegenwärtig gibt es keine weiteren Corona-Fälle in Dresden, die im Zusammenhang mit Schulen stehen. Die Ansteckung im vorliegenden Fall erfolgte außerhalb der Schule.

Das neue Möhrchenheft für die Grundschule ist da

eingestellt am 03.09.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Das kostenfreie Hausuafgabenheft für Grundschüler namens Möhrchenheft. Foto: Stadt Dresden

Das “Möhrchenheft”, ein kostenfreies orangefarbenes Hausaufgabenheft, soll Dresdner Grundschüler zum Schulstart begleiten und täglich beim Klimaschutz helfen. Ein Umwelt-Quiz im Heft lockt mit einem klimafreundlichen Gewinn: Einer Fahrt mit der Kinderstraßenbahn “Lottchen”. 

“Tu mal lieber die Möhrchen”, mahnte schon die singende Herrentorte Helge Schneider. Möhren gelten als gesund und praktisch – nicht nur als Wurzelgemüse in der Brotbüchse, auch als Hausaufgaben-Planer begleitet die Möhre als “Lotti Karotte” Dresdner Schüler*innen in ihre Grundschulzeit und gibt Tipps für den alltäglichen Schutz des Klimas.

Kostenfrei und kindgerecht

Das kostenfreie Heft soll über Nachhaltigkeit informieren und zu einem umweltfreundlichen Leben motivieren. Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen: „Das neue Möhrchenheft bringt die Themen Energie und Klimaschutz spielerisch und kindgerecht in die Klassenzimmer.“

Projektkoordinatorin Christine Mantu von der Lokalen Agenda Dresden erläutert: „Die Anregungen und praktischen Tipps beziehen sich konkret auf die Lebenswelt der Kinder in unserer Stadt und sind sofort umsetzbar. Weil das nachhaltige Hausaufgabenheft im letzten Jahr gut angekommen ist, haben wir jetzt die Auflage erhöht.“

Das Konzept des Möhrchenheftes stammt aus Weimar, regionale Ausgaben gibt es inzwischen auch in anderen Städten Thüringens sowie in Leipzig, Berlin und Hannover. Die beiden ersten Dresdner Ausgaben sind zum Thema Klimaschutz erschienen.

Eine Fahrt mit dem „Lottchen“ zu gewinnen

Das Maskottchen Kiki Karotte führt die Kinder durch das Heft. Neben vielen Infos, Tipps und Anregungen für den Alltag enthält das Möhrchenheft auch Geschichten und Bastelanleitungen. Es regt die Kinder auf zehn illustrierten Themenseiten zum Ausprobieren und Nachfragen an.

Mit seiner Hilfe können die Kinder sogar ganz praktisch etwas für das Klima tun. Dafür müssen sie nur das Umwelt-Quiz im Heft ausfüllen und die Lösung an die Lokale Agenda Dresden senden. Mit etwas Glück gewinnt eine Schulklasse eine Fahrt mit der Kinderstraßenbahn „Lottchen“.

DVB, DREWAG, Stadtreinigung, Stadtentwässerung und die Landeshauptstadt Dresden haben das Dresdner Möhrchenheft inhaltlich gefüttert und finanziert. Ein Heft kostet rund fünf Euro, die von den Projektpartnern übernommen werden. Die Projektleitung sowie die Redaktion und Gestaltung lagen in den Händen der Kreativetage in Weimar. Die Annahme der Bestellungen und die Auslieferung haben die DVB übernommen.

Möhrchenheft mit Lotti Karotte

  • kostenfrei erhältlich an 37 Grundschulen in Dresden
  • für Exemplare bitte folgende Mailadresse der DVB kontaktieren: marktbearbeitung@dvbag.de
  • www.moehrchenheft.de

Singend zwischen den Platten – Der Plattenchor der Johannstadt

eingestellt am 01.09.2020 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Der Plattenchor hatte den Sommer über seinen Proberaum im Stadtviertel unter freiem Himmel

Aus Gehwegunterführungen, Stadtgärten und an verschiedenen Orten zwischen den hochgeschossigen Häusern war in den vergangenen Wochen in der Johannstadt unvorhersehbar und doch regelmäßig wiederkehrend ein gewisser vielstimmiger Gesang zu hören. Anwohner*innen öffneten Dachfenster, traten irritiert auf ihre Balkone und Passanten hielten erstaunt inne, wunderten sich über den unerwarteten Klang. Auflösung des Rätsels: Über die Zeit des Sommers hat der Plattenchor im öffentlichen Außenraum geprobt und dabei seine unverkennbare Klangspur in die Johannstadt getragen.

 

Singen im Grünen und nach Gehör Foto: Anja Hilgert

Der Plattenchor

Auf einmal waren sie da: Zwei junge Frauen, die eine Menge Sympathie und Energie verströmten und mit ihrem Auftreten Menschen wie zum Mitsingen entführten. Meine Wangen glühen immer nach diesem Singen und mir ist wie ausgewechselt, durchwärmt und beschwingt zu Mute, wenn ich aus dem Chor nach Hause gehe. Etwas Verwandelndes passiert da. Ellen Muriel und Karoline Friedländer sind die Chorleiterinnen, die es verstehen, Menschen zu ihren Stimmen zu bringen, um sie im Herz zu erreichen.

Singen ohne Noten

Das Tolle am Singen ist, daß es als universelle Sprache funktioniert. Man braucht keinerlei Sprachkenntnisse. Beim Johannstädter Plattenchor auch keine Notenkenntnis, denn alles wird nach Gehör und mit der Präsenz und dem Gedächtnis des Körpers erlernt.
Ein Aus- und Abschütteln des Tagesgeschehens aus Beinen, Armen und Gelenken eröffnet die wöchentliche Probe. Die Gesichtsmuskulatur wird flattern gelassen, die Kiefer fallen und es wird ausgiebig in allen Tonlagen gesummt, bis wie von innen heraus der Körper musikalisch wird. Jede*r verliert für einen Augenblick die Fassung und lässt sich gehen im angeleiteten Gähnen und Seufzen. Sich ein Stück weit hinter sich selbst zurückzulassen und sich nicht gar so ernst zu nehmen, ist Ziel der Aufwärmübungen, die auf ganzer körperlicher Ebene Lockerung, Entspannung und damit Aufnahmefähigkeit herbeiführen.

Kreisbewegung

Eine eröffnende Vorstellungsrunde macht mit vielen schön klingenden Namen bekannt: Irina, Fatima, André, Sanzid, Gabi, Tobi – die Menschen kommen aus entgegengesetzten Teilen der Erde, sprechen unterschiedliche Sprachen, manche wenig oder gar kein Deutsch, einige Englisch, andere nicht und alle lernen miteinander die Sprachen von Liedern, deren Worte keine*r wirklich versteht. Auf Swahili, in Pidgin oder Roma – gesungen werden Lieder der Weltmusik aus slawischer, keltischer, ozeanischer und anderer weltweiter Tradition.

Die Melodien erzählen meist Alltägliches aus den kulturellen Kontexten, aus denen sie stammen: z.B. „Što j pa moru… Am Meer…blaues Meer, da waren schwimmende weiße Schwäne…“ Der Sinn erschließt sich kollektiv auf mitfühlender, mitschwingender Ebene. Gemeinsam werden die Liedtexte nachgesprochen. Stück für Stück. Vorsichtig, sich der Laute vergewissernd und bemüht um die gemeinsame exakte Aussprache. Man tastet sich voran, nähert sich Gehalt und Klang allmählich an. Bis schließlich alle eingeweiht sind, das Gemeinsame entsteht.

Chorleitung im Freien Foto: Meike Weid

Call and reponse

Im Mitsingen dieser Art von Liedern, in der Art und Weise, sie zu singen, wie Ellen Muriel und Karo Friedländer das in die Johannstadt einbringen, geschieht etwas, das wirkt wie einen Blinden zu führen, im selben Vertrauen. Und da ist etwas, was in neue Möglichkeiten versetzt.

Ich hätte nicht gedacht, in der Lage zu sein, einen Ton zu halten, wenn um mich herum ganz andere Höhen und Tiefen in Bewegung sind. „Ich kann nicht singen“, war auch meine festgefügte Überzeugung, nachdem schulischer Singunterricht über mich hinweg gegangen und meine Stimme eher im Hals stecken geblieben war.
Im Nachahmen entsteht Sicherheit. Call and response, eine*r singt vor, die anderen antworten, ist eine tradierte Art, eine Gruppe in die Musik mitzunehmen. Ein Lied entsteht in Teilen, wird stückweise angeleitet, wiederholend zusammengesetzt, bis es schließlich ganz da ist. Die Hauptmelodie nimmt alle gemeinsam ins Klangbild auf. Diese Arbeit am Zusammenkommen ist ein Gemeinschaftsprozess, den Ellen und Karo im Chor pflegen. Immer geht es vom Kreis aus und wieder in den Kreis zurück.

Sommerliche Chorprobe im Bürger*innengarten der Vietnamesinnen  Foto: Anja Hilgert

Offen für alle

„Der Plattenchor ist offen für alle, jede*r kann mitsingen“, sagt Meike Weid von UTOPOLIS, dem Projektrahmen für soziokulturelle Initiativen, durch den der Chor ins Viertel gelangt ist. Es ist ein offenes Angebot zum Mitmachen, bietet aber mehr: Nämlich mit der ersten Überwindung („Ich kann nicht singen…“) einen wirklichen Schwellenschritt zu erfahren: Wenn zum Einstieg spielerische Lockerungsübungen den Alltag und seine Prägungen zurückstellen, tritt wie natürlich das Miteinanderdasein in den Vordergrund.
Im Kreis stehen alle auf derselben Höhe, sind wir untereinander verbunden. Wahrscheinlich geht es beim Singen sowieso mehr ums Einanderhören. Wenn die eigene, aus dem Körper entlassene Stimme wie eine Auflagefläche den Klangteppich aller Stimmen berührt und sich mit ihnen frei setzt, ist das ein unglaubliches Erlebnis.

Ein Chor für alle Lagen

Um das ins Erleben zu heben, gibt es ein Zeichen: Wenn Karo den Zeigefinger in der Luft dreht, darf einzeln der Kreis verlassen und durch die Mitte gegangen werden, mit der Einladung, im Klang aller zu baden und zu genießen.
Gesungen wird mehrstimmig, in allen vier Lagen. Der Chor teilt sich je nach Selbsteinschätzung in die zwei, manchmal drei oder vier Gruppen. Auf die Stimmlagen ist niemand für immer festgelegt. Jedes Lied ist eine neue Einladung, sich zu versuchen. Es kann sein, an manchen Tagen passt es einem besser, Tenor zu singen oder die Bassstimme oder Alt und Sopran. Auf Professionalität kommt es nicht an. Stattdessen auf Freude und Spaß am gemeinsamen Singen. Da kann es mal gut passen, lieber in der Tiefe den Ton behäbig und breit durchzutragen als in den Höhen zu tanzen in akrobatischen Sprüngen. Eine schöne Einladung im mehrstimmigen Singen ist es, sich mit der eigenen Stimme durch den Kreis zu bewegen und so umeinander laufend immer wieder anderen Stimmen zu begegnen.

Mit Gesang aus dem Schlaf geholt

Bereits im Dezember 2019, im Garten des Johannstädter Kulturtreff e.V. hatte das singende, schwingende neue Projekt des Plattenchors seine Geburtsstunde. Mit zahlreichen spontan versammelten großen und kleinen Besucher*innen-Stimmen war der Auftakt im Hinterhof der großen WGJ-Wohnhofsiedlung klangstark. Fenster der umliegenden Wohnungen öffneten sich, Anwohner*innen genossen ein Freiluftkonzert von ihren Fenstern und Balkonen aus.

Eine Mitsängerin der ersten Stunde ist Ida, ein 10jähriges Mädchen, das schon zu Bett gebracht im Zimmer lag, als der Chor zum zweiten Mal im selben Hinterhof sang. Das Singen klang zu ihr hinein und war wie ein Weckruf, der sie wieder aufstehen ließ. Sie ging zu ihren Eltern und verlangte, wissen zu dürfen, wer da singe. Ihr Drang war so energisch, dass ihr Vater sie zum Lauschen nach unten in den Hof brachte. Beim nächsten Mal wurde Ida dann pünktlich zur Probe gebracht, diesmal zum Mitsingen. Und auch zum ersten kleinen Konzert des Chors war Ida als Sängerin dabei.

Viruserkrankung eines Chors

Wenn man den Frühling mit der Phase der Kindheit und des Heranwachsens vergleichen kann, dann hatte der Plattenchor eine erschwerte Kindheit. Das Virus brach aus.
Menschen verbrachten Wochen und Monate im lockdown in ihren Wohnungen. Atemluft durfte nicht mehr frei verströmt werden, nicht öffentlich und schon gar nicht zum Singen. Der Anfang des Chors stand nicht gerade auf leichten Füßen.

Doch Ellen Muriel und Karoline Friedländer wären nicht die beiden außergewöhnlichen Chorleiterinnen, die sie sind, wenn sie nicht auch durch diese harten Startbedingungen hindurch das Projekt Plattenchor mit Phantasie und Vertrauen geleitet und alternative Wege eingeschlagen hätten: Sie retteten das junge Johannstädter Chorbaby, indem sie die einzelnen Mitsingenden über Wochen stetig dienstags einluden zu online-Chorproben: Gesungen wurden in die Zeit passende, zuversichtlich stimmende kurze, einfach erlernbare Songs, zu denen man sich dazuschalten konnte.

Row fisherman row
Keep on rowing your boat
Row fisherman row
We’ve got to keep on higher ground

Die eingespielte Methode von Vorsingen-Nachsingen bewährte sich auch im virtuellen Raum. Es war eine neue Erfahrung, die eigene Stimme allein und voll hörbar im Raum zu vernehmen, ohne die anderen mitzuhören. Humor und Experimentiercharakter retteten auch diese Situation. Mit Kopfhörern am Fenster, tanzend in der Küche oder allein im Schrank oder unter der Dusche zu singen, waren kreative Erweiterungen für den Plattenraum. Und mit Ellen als Schaltstelle alle dieser Leitungen kam sogar das kleine bisschen Chorgefühl auf.

 

Meike Weid mit dem kreativen Markenzeichen des Chors, das für Buntheit im Abstand sorgt   Foto: Anja Hilgert

Abstandschor ohne Grenzen

Mit Einführung der offiziellen Abstands- und Hygieneregeln wurde das Singen in der Gruppe wieder möglich: Der Plattenchor erfand für sich das Markenzeichen bunter Hoolahoop-Reifen.  Die farbigen Reifen markierten für jede*n einen geschützten Radius und verliehen, auf ihre Art in pink, blau, gelb und mit Glitzer im Kreis ausgelegt, einen sicheren Rahmen. So fand Marie-Louise zum Chor, die eigentlich HoolaHoop tanzen wollte, aber dann trotzdem zum Singen mitkam.

Unterwegs in den Abstand – Plattenchor trifft sich im Proberaum des Stadtviertels    Foto: Anja Hilgert

Der Chor nutzte die Gunst der Stunde, sich an verschiedenen Orten draußen im Viertel zu treffen und seine Lieder mit den Anwohner*innen zu teilen. Der Stadtteil wurde zum Proberaum. Dem Singen waren keine Grenzen gesetzt: Wenn schon die Menschen nicht zu Konzerten und Veranstaltungen durften, so konnte die Musik nun zu den Leuten getragen werden. In der Johannstadt gab es den ganzen Sommer über auf diese Weise Gesangseinlagen frei zugänglich für alle im Viertel.

Chorprobe mit Abstand und unter dem Dach der Kaufhallen Foto: Anja Hilgert

Singen macht schön

Spielerisch Grenzen aufzulösen ist eine Kunst dieses Chors. Mehr und mehr wird er zum Plattenchor, der das Singen einspeist in die Fluchten der Häuser, in die Freiflächen der Parkplätze und der Grünanlagen. Wo singt es sich am besten? Schwer zu sagen. Das Vordach der Kaufhalle hat vorm Regen geschützt und überzeugte mit erstaunlich guter Akkustik. Mal überraschte ein Durchgangsweg mit klaren Tönen und selbst unter Bäumen kann es klingen wie im Raum einer Kathedrale. Beflügelnd, wenn alle Töne miteinander an den Raum abgegeben sind und der Klang sich über dem Chor modelliert.

Der Plattenchor ist ein künstlerischer Impuls, der in die Johannstadt hineinreicht, um Menschen in Verbindung zu bringen, mit sich, untereinander und rückverbunden mit einer Schönheit, die sie nach Hause und weiter tragen.

Alles in der Welt, in der wir leben, ist Schwingung. Beim Sprechen, Weinen, Heulen oder Jubeln und ganz besonders beim Singen ist die menschliche Stimme die Membran, durch die es aus dem eigenen Inneren ins Außen, in die Welt geht.
Die Stimme von Neugeborenen ist Begrüßung und Empörung über die Schwelle, die mit der Geburt überwunden worden ist. Wir entladen unser Dasein über die Stimme. Der erste Laut und Schrei gibt das Zeichen, lebendig und am Leben zu sein. Singen ist wie eine fortwährende Bestätigung dieses Grundgefühls: Lebendig und bejahend mitten im Leben zu sein. Und im Chor ist das eine gemeinschaftliche Erfahrung. Singen antwortet auf die Welt als Klang.

Zwei, die harmonieren Foto: Anja Hilgert

Weiterwachsen

Nun, wo es geregelt wieder wöchentlich Proben gibt und sich allmählich ein fester beweglicher Stamm im Chor gebildet hat, der zu wachsen beginnt, ereilt den Chor quasi in seiner Pubertät die nächste Schwelle.
Ellen wird nach England zurückgehen. Ein geplanter Auftritt des Plattenchors zum Parking Day am 18. September auf der Hertelstraße wird somit auch ein Abschiedskonzert. Und ein nächster Schritt: Karo wird mit weiterer Unterstützung den Chor weiterleiten und der Chor freut sich über weitere Sänger*innen und Klangbegeisterte!
Zum Ende, da seien sich alle gewiss, ist man durchströmt von Wärme und einer besonderen, ausgewogenen Kraft im Körper, in der alles mitströmt, was vorher nicht im Fluss war. Irgendwie geweitet und offener, gelöster, glücklicher geworden und gewachsen, innerlich, setzen sich Pfade und Wege des Lebens nach dem Singen lebhafter fort.

Danke für die wunderbare Chorzeit.

 

 

Der Plattenchor – ein Projekt von UTOPOLIS

  • Der Chor ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
    Der Chor ist offen für alle zum Mitsingen. Jede*r von 0-99 Jahren ist herzlich willkommen!
  • Treffpunkt: Dienstags 19h vor dem Johannstädter Kulturtreff e.V. , Elisenstraße 35
  • Hygieneregeln zum Infektionsschutz werden eingehalten.
  • Für Infos und Rückfragen: kontakt@johannstaedterkulturtreff.de oder telefonisch 0351-447 28 23

Am Montag öffnet das Gymnasium Johannstadt seine Pforten

eingestellt am 29.08.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Das Gymnasium Johannstadt. Foto: Philine Schlick

Genau genommen ist es die 101. Oberschule an der Pfotenhauerstraße, die ihre Pforten für das neue Gymnasium öffnet. In den Sommerferien wurde saniert, jetzt teilen sich die Schulen das Gebäude, bis die Oberschule an einen neuen Standort zieht. Das kann dauern.

Am Montag startet das Gymnasium Johannstadt mit drei fünften Klassen und acht Lehrer*innen an der Pfotenhauerstraße. Der entsprechende Gebäudeteil wurde über die Sommerferien renoviert. Nach dem Umzug der 101. Oberschule sollen hier vier Klassenzüge pro Jahrgang aufgenommen werden. Der Umzug war für 2025 angedacht, könnte sich aber auf 2027 verschieben.

Kooperation mit Akteur*innen im Stadtteil

Schulleiterin Sonja Hannemann freut sich auf den Schulstart: „Lernende sowie deren Eltern haben insbesondere in den ersten Jahren die Möglichkeit, die Schule aktiv mitzugestalten und werden dabei von dem hochmotivierten Kollegium im Gründungsprozess angeleitet.“

Um sich im Stadtteil zu etablieren, will die Schulgemeinschaft eng mit den Institutionen und Vereinen der Johannstadt zusammenarbeiten und sich aktiv in die Stadteilgemeinschaft einbringen. Damit interkulturelles Lernen und das Erlernen von Fremdsprachen lebensnah geübt werden können, soll es nationale und internationale Kooperationen sowie Schüleraustausche geben. Das Gymnasium Johannstadt bietet Englisch als erste Fremdsprache an und Französisch oder Spanisch als zweite Fremdsprache. Das schulspezifische Profil, das in Klasse 8 beginnt, wird im Laufe des Aufbaus festgelegt.

Neuer Standort für die 101. Oberschule wird diskutiert

Das Gymnasium teilt sich das Gebäude mit der 101. Oberschule. Die soll in einigen Jahren umziehen. Ihr wurde erst ein exponiertes Gebäude an der Cockerwiese zugesichert. Allerdings sind mittlerweile Pläne laut geworden, die Oberschule gemeinsam mit dem Bertolt-Brecht-Gymnasium an der Lortzingstraße unterzubringen – eine Neuerung, die Kritik hervorruft (johannstadt.de berichtete).

Nicht nur die Schulleiter*innen sind gegen eine Zusammenlegung. Auch im Stadtrat regt sich Widerstand (die DNN berichteten am 21. August).

Inzwischen hat es Gespräche mit Bildungsminister Jan Donhauser gegeben, sagt die Schulleiterin der 101. Oberschule, Juliana Dressel-Zagatowksi. Man wolle auch weiterhin im Dialog bleiben. Am Montag wird Oberbürgermeister Dirk Hilbert zugegen sein, um die Schüler*innen der fünften Klassen an der Pfotenhauerstraße zu begrüßen. “Es tut sich was in der Kommunikation”, so Dressel-Zagatowksi. Erst sollte der OB nur die Schülerschaft des Gymnasiums willkommen heißen – nun begrüße er auch die neuen Oberschüler*innen.

Printmagazin über die Johannstadt geht an den Start – Ideen gesucht!

eingestellt am 28.08.2020 von Philine Schlick, Headerbild: In Entstehung: Die Printausgabe eines Stadtteilmagazins für die Johannstadt ist ein Mitmach-Magazin

Wie in der 8. Stadtteilbeiratssitzung angekündigt, laufen die Planungen für ein gedrucktes Magazin über die Dresdner Johannstadt auf Hochtouren. Im Dezember soll die erste Ausgabe zum Thema “Nachbarschaft” erscheinen. Die Initiator*innen richten sich mit einem Aufruf an das Viertel.

Die Johannstadt ist nicht nur lebens-, sondern lesenswert. Auf der Internetseite johannstadt.de erscheinen regelmäßig Berichte, Porträts und Nachrichten. Die geplante Druckausgabe soll dafür sorgen, dass Leser*innen ein ansprechend gestaltetes Magazin in den Händen halten können.

Gut lesbar, bildreich, vielfältig

Anja Hilgert von der Stadtteilreaktion hat das Projekt gemeinsam mit Meike Weid von UTOPOLIS ins Leben gerufen. Das kostenfreie Stadtteil-Magazin soll zweimal jährlich erscheinen, frei zugänglich für alle Bewohner*innen des Viertels und als Leseexemplar in Geschäften, Vereinsräumen und Gaststätten ausliegen.

“Die ganze Vielfalt des Stadtteillebens soll im Magazin präsentiert werden”, sagen die Frauen. Bauliche Veränderungen, historische Funde, besondere Persönlichkeiten werden für den Inhalt des Heftes gesucht. Unterhaltsam und bunt soll das Layout sein – gleichermaßen ansprechend für junge und ältere Leser*innen.

Thema der nächsten Ausgabe: “Nachbarschaft”

Zum Thema “Nachbarschaft” gehören Menschen ebenso wie Bäume und Bienen. Wie stelle ich mir Nachbarschaft vor? Wie hat sich Nachbarschaft für mich während der Krise gestaltet? Was ist nötig für eine gute Nachbarschaft? “Wir suchen Anekdoten, Skurriles, Kurioses in Text und Bild, um die Ausgabe zu gestalten”, so Anja Hilgert. Gesucht werden z.B. Kinder-Reporter*innen, die über das Bönischplatz-/Bundschuhstraßen-Fest und das Wohnhof-Fest am 26. September berichten.

Menschen jeden Alters können sich mit ihren Ideen, Statements und Wünschen einbringen. Am 15. September ist Einsendeschluss, damit die Ausgabe von einem Grafiker gestaltet werden und anschließend in den Druck gehen kann.

Im Rahmen des Projektes Plattenwechsel – Wir in Aktion wird das Printmagazin zunächst finanziert. Auf lange Sicht soll es jedoch finanziell auf eigene Beine gestellt werden. Das kann beispielweise über Anzeigen funktionieren, wenn sich entsprechend Unterstützer*innen finden. Zukünftig wird dann die Möglichkeit bestehen, Werbeanzeigen im Magazin einzubringen.

Das nächste Heft soll im Sommer 2021 zum Thema “Wohnen” erscheinen.

Ein Printmagazin für die Johannstadt

  • Einsendungen können bis zum 15. September an redaktion@johannstadt.de getätigt werden

Waldschlößchenbrücke am Sonntag wegen Bauarbeiten gesperrt

eingestellt am 27.08.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Die defekte Schildbrücke an der Waldschlößchenbrücke. Foto: Philine Schlick

Die Waldschlößchenbrücke wird am Sonntag, den 30. August, wegen Bauarbeiten gesperrt sein. Im Februar hatte sich der Deckel eines Müllcontainer-Lasters gelöst und eine Schildbrücke verbogen. Diese wird nun repariert. Auch weitere Arbeiten werden an diesem Tag vorgenommen. 

Für Sonntag kündigt die Stadt Waldschlösschenbrücke und -tunnel  zwischen 7 und 17 Uhr erhebliche Verkehrseinschränkungen an.

Der Verkehr wird auf der Brücke einspurig pro Richtung auf den beiden östlichen Fahrstreifen an der Baustelle vorbeigeführt. Im Tunnel wird in der Weströhre einspurig Gegenverkehrsprinzip gefahren. Der Nebentunnel Ost mit der Ausfahrt auf die Bautzner Straße in Richtung Bautzen und Radeberg ist voll gesperrt. Die Auffahrt auf die Brücke in Richtung Johannstadt ist möglich.

Der Linienverkehr des VVO fährt planmäßig, die Haltestelle Waldschlößchen (Steig 4) wird etwa 50 Meter in Richtung Brücke verlegt. Alle Busse der DVB fahren planmäßig.

Im Februar hatte sich der Deckel eines Müllcontainer-Lasters gelöst und eine Schild-Halterung demoliert. Womöglich war an dem Unfall der an diesem Tag starke Wind schuld. Geplant sind außerdem Arbeiten an der Brandmeldeanlage im Haupt- und Nebentunnel Ost und die Erneuerung eines zerstörten Geländers.

Gesucht: Betreiber für Skate-Park an der Lingnerallee

eingestellt am 24.08.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Der Skate-Park an der Lingnerallee. Foto: Stadtplanungsamt

Seit dem vergangenen Aufruf im Juni hat sich niemand gemeldet, deshalb versucht es das Amt für Hoch- und Tiefbau noch einmal: Der Skate-Park an der Lingnerallee sucht einen gemeinnützigen Verein als Betreiber. In einem barocken Torhaus soll ein Verleih für Skate-Ausrüstung entstehen.

Zwei Torhäuser wurden Ende des 17. Jahrhunderts am Blüherpark erbaut, erhalten geblieben ist nur eines. In dessen Schatten liegt an der Lingnerallee ein viel genutzter Skate-Park. Ein Ort des Austausches und der Bewegung. Bislang war die Nutzung der Anlage Menschen vorbehalten, die ihre eigene Ausrüstung mitbrachten – das soll sich ändern. Die derzeitige Sanierung soll das Torhaus nicht nur vor Vandalismus und Verfall schützen, sondern es wieder nutzbar machen.

Barocke Historie, sportliche Zukunft

In das 1888 erbaute Torhaus soll ein Verleih für Skate-Equipment einziehen. Dafür sucht die Stadt nach einem gemeinnützigen Verein, der als Betreiber fungieren möchte. Bislang hat sich noch kein Interessent gemeldet, weswegen die Stadt ihren Aufruf wiederholt.

„Mit der denkmalgerechten Sanierung erhalten wir ein wertvolles Gebäude im Barockstil, das städtebaulich den Auftakt zum Blüherpark bildet. Gleichzeitig wollen wir als Stadtplaner einen Impuls setzen, der den sozialen Zusammenhalt in der Johannstadt und der Pirnaischen Vorstadt stärkt“, informiert Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain über das Projekt.

Derzeit wird das kleine Kulturdenkmal saniert und mit einer kostenfreien öffentlichen Toilette ausgestattet. Unterstützt wird das Vorhaben mit EFRE-Geldern sowie den Mitteln der Projektförderung für den Stadtbezirk Altstadt.

Ausleihe sehr günstig oder sogar kostenfrei geplant

Der Skatepark Lingnerallee sei ein beliebter Magnet am östlichen Innenstadtrand, so die Stadt. Er ziehe vor allem zahlreiche junge Menschen an, die hier bei Sport und spielerischer Bewegung ihre Freizeit verbringen. Der damit einhergehende Austausch von Menschen unterschiedlicher Herkunft und sozialer Lagen trägt seit Jahren viel zur sozialen Inklusion im Stadtgebiet bei.

„Die Nutzung der Skateanlage ist derzeit Menschen vorbehalten, die eine persönliche Skate- und Schutzausrüstung besitzen. Um zur Inklusion und zur Minderung von Armutsfolgen beizutragen, soll im sanierten Torhaus künftig die benötigte Skate-Ausrüstung kostenlos oder preisgünstig ausgeliehen werden können“, erläutert Schmidt-Lamontain das Ziel der Stadtplaner.

Rund 60 Quadratmetern stehen für Verleih, Werkstatt und Lager zur Verfügung. Der Betreiber zahlt eine Miete von 300 Euro zuzüglich Nebenkosten. Die Gesamtkosten für die Sanierung betragen rund 440.000 Euro, davon sind 307.000 Euro EFRE-Fördermittel, 102.450 Euro werden aus Mitteln der Landeshauptstadt Dresden gedeckt und 30.550 Euro kommen aus der Projektförderung für den Stadtbezirk Altstadt.

Knorrige Senioren: Baumspaziergänge und ein Fotowettbewerb würdigen Bäume in der Johannstadt

eingestellt am 21.08.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Diese Stieleiche: mein Lieblingsbaum, ist im Herbst ein Traum. Foto: Karla Lenkeit - ausgewählt für den Wandkalender (Deckblatt)

“Der Wert einer Gesellschaft zeigt sich an ihrem Umgang mit den Alten”, lautet ein Sprichwort. Die Spaziergänge von Marie Engelien und Bertil Kalex führen zu ganz besonderen, knorrigen Senioren der Johannstadt: altehrwürdigen Bäumen. Ihre Bedeutung soll in Baumspaziergängen nähergebracht werden. Zudem lockt ein Baum-Fotowettbewerb.

“Zeig mir deinen Lieblingsbaum!” – unter diesem Motto erdachten und planten Marie Engelien und Bertil Kalex Spaziergänge zu betagten Bäumen in der Dresdner Johannstadt. Ihr Anliegen? “Wir möchten ein Bewusstsein für die Bedeutung von Bäumen schaffen und Bürger*innen für ihren Schutz sensibilisieren.”

Bertil Kalex und Marie Engelien wollen Bürger*innen für Bäume sensibilisieren. Foto: Philine Schlick
Bertil Kalex und Marie Engelien wollen Bürger*innen für Bäume sensibilisieren. Foto: Philine Schlick

Rundgang mit Expert*innen

An altehrwürdigen Bäumen mangelt es nicht in der Johannstadt. Sie sind Zeugen historischer Ereignisse, fächeln frische Luft zu, begrünen die Umgebung. Sie stehen omnipräsent an Verkehrsadern wie der Sachsenallee, schmücken Parks mit Exotik und verstecken sich in Hinterhöfen. Die letzten trockenen Sommer haben vielen Stadtbäumen stark zugesetzt. “Im besten Fall sind Menschen so begeistert von den Bäumen, dass sie sich in Gießgemeinschaften zusammentun”, war bereits im Vorfeld der Planungen Marie Engeliens Vision.

Blick vom Thomas-Müntzer-Platz auf die Johannstädter Elbwiesen, Foto: Bertil Kalex

Insgesamt drei Baum-Spaziergänge sollen in etwa zwei Stunden der Identität von Johannstädter Bäumen auf die Spur gehen. Mit dabei ist jeweils ein*e Expert*in. Der erste am 5. September führt durch das Areal zwischen Sachsenallee, Pfeifferhannsstraße, Bönischplatz und Elisenstraße. Fachreferent Dipl.-Ing. Andreas Köhler, selbstständiger Fachagrarwirt für Baumpflege arbeitet seit fast 20 Jahren in seinem Fachgebiet und wird an diesem Tag wissenswerte Ausführungen zum Thema beitragen und für Fragen zur Verfügung stehen.

Seine Expertise wird auch den zweiten Baum-Spaziergang am 19. September begleiten. Dieser führt vom Thomas-Müntzer-Platz über die Streuobstwiesen an der Elbe und damit in den Themenkomplex „Bäume in der Kulturlandschaft, Naherholung, Gartenkultur, Obstbäume und Wildobst“ ein.

Blick in Baumkrone, Hertelstraße, Foto: Bertil Kalex
Blick in Baumkrone, Hertelstraße, Foto: Bertil Kalex

Der dritte Spaziergang am 10. Oktober führt in die Stille des Gedenkens auf den Trinitatisfriedhof. Begleitet wird er von der Fachreferentin Brigitte Heyduck von der Ortsgruppe Radebeul und Moritzburger Land des BUND sowie von der Organisation Wilderness International.

Johannstädter Baum-Kalender in Planung

Weitere Lieblingsbäume können dem Projektteam gern mitgeteilt werden. Die Reihe der Baum-Spaziergänge wird entsprechend fortgesetzt. Ebenfalls von Marie Engelien und Bertil Kalex initiiert wird ein Fotowettbewerb zum Thema Lieblingsbäume. Die schönsten Bilder werden in einem DIN-A4-Kalender versammelt. “Vielleicht ist das der Beginn eines Johannstadt-Themen-Kalenders”, hoffen die Organisator*innen.

Fotos von Lieblingsbäumen, egal ob jung oder alt, können bis zum 2. Oktober eingesendet werden. Parallel dazu werden Bürger*innen gesucht, die als Jury-Mitglieder fungieren möchten. Diese können dann allerdings keine Fotos für den Wettbewerb einreichen.

Damit die Bilder für den Druck des Kalenders ausgewählt werden können, ist eine als Druckvorlage geeignete Bildauflösung erforderlich sowie ein gängiges Bilddateiformat. Aufnahmen im Hochformat wären von Vorteil. Die Fotos sollten mit einem Titel und dem Ort der Aufnahme versehen werden.

Baum-Spaziergänge / Baum-Fotowettbewerb

  • Baum-Spaziergänge in der Johannstadt: 5. September (Treffpunkt Sachsenallee), 19. September (Treffpunkt Thomas-Müntzer-Platz), 10. Oktober (Treffpunkt Trinitatisfriedhof) jeweils um 14 Uhr
  • Es gilt der gängige Abstand von 1,50 Metern, um Anmeldung wird gebeten: baumprojekte@johannstadt.de
  • Für den Fotowettbewerb werden sowohl Foto-Einsendungen als auch Jury-Mitglieder gesucht: baumprojekte@johannstadt.de
  • Der Wettbewerb läuft während des gesamten Septembers und endet am 2. Oktober 2020

Noch zweimal: Sommer-Kino unter freiem Himmel im Johanngarten

eingestellt am 18.08.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Im Johanngarten flimmern immer mittwochs Filme für Jugendliche. Foto: Plattenwechsel

Im Rahmen der jährlichen Sommerferienaktion “Johannstars” werden im Johanngarten jeden Mittwoch Filme für junge Menschen ab 16 Jahren gezeigt. Der Eintritt ist kostenfrei.

Nach der Krise locken frische Luft und Kultur ganz besonders. Im Sommerkino unter freiem Himmel im Johanngarten an der Hopfgartenstraße kann beides verbunden werden. Jeden Mittwoch ab 20 Uhr wird ein Film gezeigt, der sich besonders an Jugendliche ab 16 Jahren richtet. Noch zweimal findet das Event dieses Sommer statt.

Luisa Kolb von Streetwork City: “Das Sommerkino wurde bisher sehr gut angenommen, an jedem Mittwochabend waren ca. 30 Zuschauer*innen vor Ort.”

Der Eintritt ist frei, zudem gibt es ab ca. 19 Uhr kostenlos Popcorn. Eigene Sitzgelegenheiten können gern mitgebracht werden.

Die Veranstaltung ist ein Kooperationsprojekt von Streetwork City, Jugendhaus Eule, Jugendzentrum Trini, Wir sind Paten, DRK YoCo und Johannstädter Kulturtreff. Das Sommerkino ist Teil der jährlich stattfinden Sommerferienaktion Johannstars und wird finnanziert von Utopolis – Soziokultur im Quartier.

Sommerkino im Johanngarten

  • 19. August: “Der Junge und die Wildgänse”, FR/NOR 2019
  • 26. August: “Homevideo”, D 2011

NachtSport – ein Johannstädter Modellprojekt für ganz Dresden?

eingestellt am 18.08.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Maik Fabisch (zweiter von rechts) mit einem Teil der NachtSport-Fußballgruppe. Foto: Beate Diederichs

Beitrag von Beate Diederichs

Beim NachtSport, der jeden Freitagabend in der Johannstadt stattfindet, können Interessierte Volleyball, Fußball und Badminton spielen. „Das Angebot ist für alle zwischen 14 und 27 Jahren offen und kostenfrei nutzbar. Unsere bunt gemischte Teilnehmerschaft treibt aber nicht nur Sport, sondern lernt nebenher auch andere Kulturen kennen, deren Eigenheiten zu verstehen und sich sowohl als Team untereinander als auch sportliche Regeln miteinander zu respektieren“, sagt Maik Fabisch, Koordinator NachtSport beim Veranstalter, der Sportjugend Dresden.

NachtSport ist nicht neu – aber erfolgreich. „Ähnliche Konzepte haben andere deutsche Großstädte, wie zum Beispiel Frankfurt a.M. oder Hannover auch, wir als Sportjugend Dresden haben NachtSport 2017 für die Johannstadt als Modellprojekt angepasst und etabliert“, berichtet Maik Fabisch. Er koordiniert das Angebot gemeinsam mit seiner Kollegin Melanie Berg beim Veranstalter, der Sportjugend Dresden.

Volleyball ist eine von vier Sportarten, die beim NachtSport angeboten werden. Foto: NachtSport Dresden
Volleyball ist eine von vier Sportarten, die beim NachtSport angeboten werden. Foto: NachtSport Dresden

Gefördert durch Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF), des Freistaates Sachsen und der Landeshauptstadt Dresden existiert es hier nun seit fast vier Jahren. 2019 kam mit Dresden-Nord ein weiteres ESF-Fördergebiet hinzu. In diesem Jahr folgte – aufgrund einer Hallensperrung am BSZ für Technik – die Seevorstadt-Ost als Ausweichstandort für Volleyball. Auch hier lief das Angebot sofort gut an und wird von den Teilnehmenden auch für andere Stadtteile nachgefragt. „Wir möchten, perspektivisch gesehen, den NachtSport stadtweit etablieren und noch viel besser innerhalb Dresdens vernetzen“, fügt Maik Fabisch hinzu.

Toleranz, Integration, Partizipation, gesellschaftliches Miteinander

Jeden Freitagabend können Interessierte beim NachtSport aus derzeit vier Sportarten auswählen: Volleyball, Tischtennis, Fußball und Badminton. „Wir können uns vorstellen, unser Angebot an Sportarten zu erweitern. Aber nicht jede Disziplin ist für unser Konzept geeignet. Es sollte eine Mannschaftssportart sein, die populär und leicht erlernbar ist. Individualsportarten fördern weniger das Miteinander, passen also auch weniger gut in unser integratives Konzept“, erläutert der Koordinator. Und letztendlich wachen auch die Förderer des Projektes zu Recht darüber, ob die angebotenen Sportarten dem Förderziel entsprechen.

Die Volleyballmannschaft in Aktion. Foto: NachtSport Dresden
Die Volleyballmannschaft in Aktion. Foto: NachtSport Dresden

Die Ziele des NachtSports sind durchaus ambitioniert: „Es geht uns um interkulturelle Verständigung, Toleranz, Integration, Partizipation, gesellschaftliches Miteinander und um die Vermittlung von sportlich-demokratischen Werten wie Fairplay, Respekt und Teamgeist. Das gelingt über den Sport als gemeinsame, ungezwungene Basis erstaunlich gut“, berichtet Maik Fabisch weiter.

NachtSport – auch als Einstieg in Vereine

Und die Zahlen können sich sehen lassen: Über 4000 Teilnehmer haben seit 2017 beim NachtSport trainiert. Manche probieren dabei unterschiedliche Sportarten aus, andere bleiben bei einer. Einige entdecken dabei sogar ihre Leidenschaft und wollen bei einem Verein weitertrainieren. „Das freut uns natürlich sehr und ist ebenso ein Ziel unserer Arbeit. Wir drängen die jungen Leute nicht, aber wenn jemand einen passenden Verein sucht, können und wollen wir gern vermitteln. Als größter Jugendverband in Dresden und Expertin für die Jugendarbeit im Sport nutzen wir als Sportjugend im Stadtsportbund Dresden e.V. die guten Kontakte zu den Dresdner Sportvereinen“, beschreibt Maik Fabisch die Situation.

Das badminton-Team. Foto: NachtSport Dresden
Das badminton-Team. Foto: NachtSport Dresden

Sportliche und soziale Schule für internationale Teilnehmerschaft

Der Koordinator, der bereits selbst als Übungsleiter in NachtSport-Gruppen tätig war, erzählt mit einem Beispiel davon, wie man dort mit Konflikten umgeht: „Manchmal gibt es durchaus unterschiedliche Meinungen, beispielsweise im Umgang mit Entscheidungen und Regeln. Hier hilft es, wenn diejenigen, die mit dem Schiedsrichter schimpfen, beim nächsten Spiel selbst dessen Rolle übernehmen. Sie sehen so, wie schwierig es ist, ein Spiel gerecht zu leiten“, erzählt Maik Fabisch, der auch schon als Übungsleiter in NachtSport-Gruppen tätig war. Er blättert in den Teilnehmerlisten und zählt die Nationen auf, zu denen die Teilnehmer gehören: Indien, Syrien, Afghanistan, Somalia, Iran, Taiwan, Italien, Litauen, Chile, Frankreich, Brasilien, Mexiko, China…. Und natürlich Deutschland. Rund die Hälfte aller Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Projekt sind Deutsche.

Ein Teil des Fußballteams (der der Hitze trotzte) mit dem Übungsleiter. Foto: Beate Diederichs
Ein Teil des Fußballteams (der der Hitze trotzte) mit dem Übungsleiter. Foto: Beate Diederichs

Soumya Barai nicht. Der Student aus Indien, der regelmäßig in der freitäglichen Fußballgruppe in der Sporthalle des Bertolt-Brecht-Gymnasiums spielt, ist eher kein Kandidat für Vereinssport: „Neben dem Training hier betreibe ich mehrmals in der Woche Individualsport, laufe und schwimme. Eigentlich habe ich nur sonntags Ruhetag. Da bliebe keine Zeit für einen Verein“, sagt er. Beim NachtSport in der Johannstadt stieß er im letzten Jahr zunächst auf Badminton, was er ebenfalls hier spielt, dann kam Fußball hinzu. Was motiviert ihn denn hierherzukommen, auch an einem so heißen Freitag wie diesem Ende Juli, an dem es der Sportgruppe nicht schwerfällt, die Hygieneauflage von maximal 18 Spielern zu unterschreiten? „Natürlich finde ich es gut, dass das Angebot kostenlos ist. Aber da ist noch mehr: Ich kann einen Sport ausüben, den ich mag, interessante Leute dabei treffen. Und mich beeindruckt immer wieder, wie begeisternd unser Übungsleiter Tobias das Training durchführt.“

In der Johannstadt wird derzeit Fußball und Badminton gespielt, am Ausweichstandort 10. Grundschule wird auch Volleyball angeboten. NachtSport ist offen für alle zwischen 14 und 27, wobei laut Maik Fabisch die Altersgruppe zwischen 15 und 21 am aktivsten ist.

NachtSport Dresden

  • www.sportjugend-dresden.de oder via Facebook/Instagram unter sportjugend.dresden
  • Fußball wird jeden Freitag zwischen 17 und 19 Uhr in der Turnhalle des Bertolt-Brecht-Gymnasiums, Thomaestraße 60, 01307 Dresden / Badminton jeden Freitag von 21 bis 22.30 Uhr in der Turnhalle des Martin-Andersen-Nexö-Gymnasiums, Haydnstraße 49, 01309 Dresden
  • Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Aufgrund der aktuellen Hygienebestimmungen bitte rechtzeitig und in Sportsachen erscheinen, da der Zugang begrenzt ist und die Umkleiden derzeit noch nicht wieder uneingeschränkt nutzbar sind

  • Lust auf Engagement und sportliche Betätigung? Die Sportjugend Dresden sucht immer ehrenamtliche Übungsleiter/-innen für das Projekt NachtSport. Bei Fragen hierzu oder für alle Informationen rund um das Angebot stehen Melanie Berg oder Maik Fabisch gern als Ansprechpartner zur Verfügung. E-Mail: info@sportjugend-dresden.de oder Mobil unter: 0176/87730608 (WhatsApp)

Das erste Coexist-Treffen 2020 bei der Muslimischen Gemeinde: Frieden und schwelende Vorwürfe

eingestellt am 01.08.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Das Marwa Elsherbiny Kultur- und Bildungszentrum in der Johannstadt. Foto: Philine Schlick

Am Freitag hat zum ersten Mal in diesem Jahr das interreligiöse Treffen “Coexist” mit Gästen der jüdischen, evangelisch-lutherischen und muslimischen Gemeinde stattgefunden. Gastgeber Saad Elgazar, Imam in Johannstadt, nutzte die Gelegenheit zur wiederholten Distanzierung von den Vorwürfen des Verfassungsschutzes.

“Ibrahim, Habibi!” – mit diesen Worten betritt der Rabbiner Akiva Weinstein das Gelände des Marwa-Elsherbiny Kultur- und Bildungszentrum e.V. an der Marschnerstraße. Der Angesprochene, Sami Ibrahim von der muslimischen Gemeinde, strahlt. Man begrüßt sich herzlich. Auf Tischen stehen Getränke und Kekse, auf den Stühlen sitzen an die 25 Gäste. Gesprochen wird arabisch, hebräisch, englisch, deutsch und russisch.

Dr. Saad Elgazar und Sami Ibrahim von der muslimischen Gemeinde. Foto: Philine Schlick
Dr. Saad Elgazar und Sami Ibrahim von der muslimischen Gemeinde. Foto: Philine Schlick

Vorn steht der heutige Gastgeber, Imam Saad Elgazar, und macht sich Notizen zu der Begrüßungsrede, die er gleich halten wird. Er hat an diesem Abend bereits etliche Fragen von Journalist*innen beantwortet. Pfarrer Tobias Funke geht umher, begrüßt Gäste und stellt sie einander vor. Kinder fahren mit Rollern über den gepflasterten Platz vor dem hellgrün gestrichenen Flachbau Marschnerstraße 2.

Es ist das erste Mal in diesem Jahr, dass das interreligiöse Treffen “Coexist” zwischen jüdischer, muslimischer und Johannes-Kreuz-Lukas-Gemeinde stattfindet. Zwei vorhergehende Treffen in 2020 mussten wegen Corona entfallen. Aus demselben Grund stehen heute nur gekauftes Gebäck und keine selbst gemachten Speisen auf den Tischen, wie bedauernd erklärt wird. Ein Kaffeekränzchen mit Gespräch und Gesang in der Abendsonne, auf das immer noch Schatten fallen.

Sieben Seiten im Verfassungsschutzbericht

Das Thema des heutigen Abends ist “Gotteshäuser – Bau-Steine des Glaubens” – es betrifft die Moschee in der Johannstadt auf besondere Weise. Die muslimische Gemeinde möchte den umgenutzten Flachbau seit Jahren durch eine richtige Moschee ersetzen. Dass das Vorhaben stagniert, hängt mit dem Besitzer des Geländes zusammen: Dr. Saad Elgazar.

Dr. Saad Elgazar war Gastgeber des ersten Coexist-Treffens 2020. Foto: Philine Schlick
Dr. Saad Elgazar war Gastgeber des ersten Coexist-Treffens 2020. Foto: Philine Schlick

Dr. Saad Elgazar, geboren 1967 in Ägypten, lebt seit 20 Jahren in Deutschland. Der Doktor der Physik und vierfacher Familienvater ist Vorsitzender des Marwa Elsherbiny Kultur- und Bildungszentrum Dresden e.V. und Geschäftsführer der Sächsischen Begegnungsstätte (SBS) gUG. Er steht unter Beobachtung des Verfassungsschutzes.

Saad Elgazar nutzt die Einleitung, um die freundschaftliche Verbindung zwischen den Gemeinden zu betonen, die seit 2018 gemeinsam zu interreligiösen Themenabenden einladen.  Elgazar spricht auf arabisch, seine Worte werden von Sami Ibrahim übersetzt. Er nennt Akiva Weingarten und Tobias Funke seine Brüder.

 Akiva Weingarten (Mitte) ist Rabbi in Dresden und Teilnehmer der Coexist-Treffen. Philine Schlick
Akiva Weingarten (Mitte) ist Rabbi in Dresden und Teilnehmer der Coexist-Treffen. Foto: Philine Schlick

Er sagt: “Israel, Palästina – das ist doch nur ein Stück Land.” Wichtiger sei die gelebte Freundschaft. Diese Sätze sollen seinen Facebook-Post vor vier Jahren entkräften: Saad Elgazar teilte ein Video, in dem eine geografische Landkarte Landkarte Palästinas gezeigt wird – ohne Israel. Laut Bericht des Verfassungsschutzes kommentierte Elgazar das Video wie folgt: „Es gab für uns ein Land mit dem Namen Palästina – und wird es [wieder] werden.“ Einer von vielen Vorwürfen.

Eine Fotomontage führender Vertreter der Muslimbrüderschaft (kurz MB) als Profilbild, Äußerungen hinsichtlich einer jüdischen Weltverschwörung, als jugendgefährdend eingestufte Broschüren, ausgelegt beim Tag der offenen Moschee am 3. Oktober 2016, öffentlichkeitswirksame Auftritte von Vertretern der MB, das Logo von MB und Islamischer Gemeinschaft Deutschland (kurz IGD, seit 2018 umbenannt in Deutsche Muslimische Bruderschaft, kurz DMG) auf einem Flyer – insgesamt sieben Seiten widmet der Verfassungsschutz in seinem Bericht den Verwicklungen der SBS in islamistische Entwicklungen in Sachsen.

“Die Menschen beten draußen – auch im Winter”

Saad Elgazar wirkt müde, als das Thema darauf kommt, gerät aber schnell in Wallung. Er habe, sagt er, aufgehört mit der Presse zu sprechen. Alle seien gegen ihn – die Medien, die Stadt, der Verfassungsschutz. Er zeigt mit ausgestrecktem Arm in Richtung Rathaus. Keiner habe mit ihm geredet – weder die Stadt, noch der Verfassungsschutz. Dass er unter Verdacht stehe, habe er aus der Zeitung erfahren. Er fühle sich allein gelassen. “Nur Pfarrer Funke und Akiva Weinstein haben mich unterstützt.”

Mit einem Zeitungsartikel sei er zufrieden gewesen, nämlich dem der FAZ, sagt Saad Elgazar. Das mag daran liegen, dass es der einzige ist, der die Stellung Elgazars im Wortlaut beinhaltet. Das wiederum mag daran liegen, dass von Seiten Elgazars auf Presseanfragen keine Reaktion erfolgte.

Blick auf die Bet- und Lehrräume des Marwa-Elsherbiny-Zentrums. Foto: Philine Schlick
Blick auf die Bet- und Lehrräume des Marwa-Elsherbiny-Zentrums. Foto: Philine Schlick

Der Bericht des Verfassungsschutzes sei an allem Schuld, sagt Saad Elgazar. Dem Marwa-Elsherbiny-Verein wurde die Gemeinnützigkeit entzogen. Gehälter für die Imame, Hausmeister- und Nebenkosten müsse die Gemeinde selbst finanzieren. Das Misstrauen in der Gesellschaft sei gewachsen, Spenden rarer geworden.

“Ein Widerspruch gegenüber den Vorwürfen ist Herrn Elgazar verschiedentlich ans Herz gelegt worden”, berichtet Pfarrer Tobias Funke. Für eine Klage vor dem Amtsgericht verfüge er nicht über die nötigen finanziellen Mittel, argumentiert Saad Elgazar.

Büros in Containern. Im Sommer heiß, im Winter kalt. Foto: Philine Schlick
Büros in Containern. Im Sommer heiß, im Winter kalt. Foto: Philine Schlick

Die mittlerweile 3500 Mitglieder starke muslimische Gemeinde muss sich mit den beengten Räumen an der Marschnerstraße arrangieren. “Die Menschen beten draußen, auch im Winter!”, sagt Saad Elgazar mit deutlicher Empörung und zeigt auf seinem Telefon Bilder, die einen mit Menschen gefüllten Vorplatz zeigen. Die Gemeinde strebt seit Jahren einen Neubau an der Marschnerstraße an. Die Chancen dafür standen gut. Baubürgermeister Schmidt-Lamontain habe sich für die Pläne eingesetzt, sagt Elgazar. “Dann, plötzlich, nichts mehr!” Er hebt die Hände.

Vorwürfe und Bestrebungen

Saad Elgazar bemüht sich um Erklärungen: Er habe auf der Suche nach Spenden und Unterstützung muslimische Gemeinden und Verbände im gesamten Bundesgebiet kontaktiert, darunter eben auch die Muslimbruderschaft und die Islamische Gemeinde Deutschland. Aber dies seien eben nur zwei unter vielen. Eine ideologische Beeinflussung bestehe nicht, versichert er. Vielmehr setze er sich mit Projekten für einen religionsübergreifenden Dialog, setze sich mit der SBS für die Integration von Flüchtlingen ein. “Woanders hätte ich einen Preis bekommen”, sagt er. “Aber nicht in Sachsen.”

Blick in den großen Saal der Moschee an der Marschnerstraße. Foto: Philine Schlick
Blick in den großen Saal der Moschee an der Marschnerstraße. Foto: Philine Schlick

Und die antisemitischen Aktivitäten auf Facebook?

Verfassungsschutz: “Doppelstrategie der Islamisten”

Der Rabbiner Akiva Weingarten ist seit einem Jahr mit Saad Elgazar bekannt: “Er ist damals zusammen mit Herrn Ibrahim zu mir gekommen, um mich kennenzulernen und mir zu meinem neuen Amt zu gratulieren. Seitdem habe ich sowohl Herrn Elgazar und Herrn Ibrahim mehrmals bei Veranstaltungen getroffen, sie sind auch zu der Solidaritätsbekundung nach Halle zur Synagoge gekommen. Unsere Gespräche waren immer sehr positiv und ich habe ihn nicht als Antisemiten erlebt.”

Der Verfassungsschutz sieht das anders: Dr. Saad Elgazar sei auch nach 2016 durch antisemitische Äußerungen aufgefallen. Pressesprecherin Patricia Vernhold führt aus: “Legalistische Islamisten verfolgen eine Doppelstrategie: Sie sind bestrebt, mittels Lobbyarbeit ihre auf islamistischer Ideologie basierenden Vorstellungen zum gesellschaftlichen und individuellen Leben auf legalem Weg sowie unter Inanspruchnahme der Möglichkeiten des deutschen Rechtsstaates durchzusetzen.

Repräsentanten dieser Organisationen gäben sich in der Öffentlichkeit offen, tolerant und dialogbereit u.a. auch gegenüber anderen Religionen. Auf diesem Wege versuchten sie, Einfluss auf Politik und Gesellschaft zu erlangen. Nach innen bzw. in den Gemeinden verfolgten sie jedoch das Ziel, insbesondere junge Muslime von ihren islamistischen Positionen für ein scharia-konformes Leben zu überzeugen. Dabei würden auch solche Prinzipien und Werte vermittelt, die nicht mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung vereinbar sind und die Entwicklung islamistisch geprägter Parallelgesellschaften unterstützen.

Dialog im politischen Spannungsfeld

Zum Coexist-Abend anwesend ist auch Hildegard Stellmacher von der ev.-lutherischen Kirchgemeinde: “Wir haben Herrn Elgazar auf seine Position gegenüber Juden und Jüdinnen angesprochen. Daraufhin hat er Stellung bezogen.” Zugunsten des Dialogs wolle man nach vorne blicken, nicht zurück.

Sie war vor Ort, als im August 2018 die rechte Gruppe “Wellenlänge” aus Heidenau eine Woche lang gegen die Moschee demonstrierten. “Sie wollten die Moschee mit Glockengeläut beschallen”, erinnert sie sich. “Als ich fragte, welche Glocken sie den nutzen wollten, meinten die: ‘Gar keine. Wir sind Atheisten. Wir nehmen Lautsprecher.’ Da haben wir als Gemeinde protestiert.”

Pfarrer Tobias Funke: “Wir haben uns als interreligiöse Gruppe dafür entschieden, mit den Vertretern der religiösen Gemeinschaften in unserem Stadtteil zusammenzuarbeiten, um einer Abschottung entgegenzuwirken und einander zu kennen. Wir haben auch Kontakt zu anderen Muslimen, die auch zum Treffen eingeladen waren, aber eben in der Johannstadt keine Moschee haben.”

Blick auf die Runde des ersten Coexist-Treffens 2020. Foto: Philine Schlick
Blick auf die Runde des ersten Coexist-Treffens 2020. Foto: Philine Schlick

Islamistische Organisationen versuchten, so der Verfassungsschutz, “Einfluss auf eine islamische Gemeinde in organisatorischer oder ideologischer Hinsicht zu gewinnen und hierbei aus taktischen Gründen auf erkennbare Bezüge zur MB absichtsvoll zu verzichten.” Diese Gefahr bestehe durch die Person Saad Elgazar auch bei der SBS, obwohl die Kontakte seit etlichen Jahren rückläufig seien.

“Es ist kompliziert”

Saad Elgazar führt durch das Zentrum: Lehr- und Beträume sind klein, die meisten dunkel. Büros und Klassenzimmer in Containern. Im Sommer heiß, im Winter kalt. Die muslimische Gemeinde ist gewachsen, ein neues Gotteshaus würde Erleichterung bringen.

“Es ist kompliziert”, fasst Pfarrer Tobias Funke die Lage zusammen. Die muslimische Gemeinde hatte bereits Baupläne bei einem Stuttgarter Büro in Auftrag gegeben. Das Bauaufsichtsamt sah im Juli 2019 die Pläne als nicht vollständig an und setzte die Bearbeitung nicht fort.

“Die Stadt fordert von der muslimischen Gemeinde ein Brandschutzkonzept. Diese wiederum möchte die Kosten nicht investieren, solange sie nicht weiß, ob dem Bau stattgegeben wird”, so Funke. Vor über einem Jahr hat der Stadtrat eine Veränderungssperre für das Gelände beschlossen (die DNN berichteten). Sie endet im August.

Elena Tanaeva und Hildegard Stellmacher referierten über sakrale Bauten in Dresden. Foto: Philine Schlick
Elena Tanaeva und Hildegard Stellmacher referierten über sakrale Bauten in Dresden. Foto: Philine Schlick

Coexist bemüht sich um Verbindungen

Die interreligiöse Gemeinschaft indessen unterstützt sich gegenseitig in ihren Anliegen und sucht den Kontakt zueinander. Beim ersten Treffen 2020 gibt Hildegard Stellmacher einen Überblick über die historische Entwicklung von Kirchgemeinden in Dresden – ihr Wachsen und Zusammenwachsen.

Elena Tanaeva, Referentin der jüdischen Gemeinde, erzählt von der großen Semper-Synagoge in Dresden, die von einer kurzen Zeit der Akzeptanz jüdischen Lebens in der Landeshauptstadt zeugte, bevor sie 1938 in der “Kristallnacht” niedergebrannt wurde und ihre Besucher*innen erniedrigt, verletzt, getötet wurden.

Bewegt ist die Geschichte der Gemeinden, wie auch die Gesichter der Zuhörenden. An diesem Donnerstag sitzen Vertreter*innen verschiedener Religionen uns zeugen von Hoffnung auf eine Koexistenz in Frieden.

Coexist – Nächste Treffen

  • 10. September im Evangelischen Gemeindehaus, Fiedlerstraße 2, um 19 Uhr
  • 26. November voraussichtlich in der Synagoge zu Dresden, Hasenberg 1, um 19 Uhr

Stubbe dreht am Donnerstag auf der Pfotenhauerstraße

eingestellt am 28.07.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Wolfgang und Stephanie Stumph sind auch im neuen "Stubbe"-Krimi Vater und Tochter. Foto: ZDF

Die TV-Krimi-Serie “Stubbe” mit Wolfgang Stumph wird im ZDF neu aufgelegt. Am Donnerstag finden dazu Dreharbeiten auf der Pfotenhauerstraße in der Johannstadt statt. Anwohner*innen werden gebeten, ihre Autos umzuparken.

Film ab in der Johannstadt! Für die neue Stubbe-Folge mit dem Arbeitstitel “Abendlicht” wird in der Johannstadt gedreht. Stubbe ist mittlerweile Opa und im Ruhestand – das Ermitteln kann er jedoch nicht lassen. Seine Tochter (Stephanie Stumph) wird in ihrer Tätigkeit als Journalistin in die dunklen Machenschaften eines Pflegedienstes verwickelt.

Damit der Fuhrpark des Filmteams auf der Pfotenhauerstraße Platz hat, wurden in Abstimmung mit der Stadt Dresden Halteverbotszonen festgelegt.

Halteverbote zwischen 6.30 und 20.30 Uhr

Am Donnerstag, dem 30. Juli, wird es zwischen 6.30 Uhr und 20.30 Uhr zu Einschränkungen kommen. Fahrzeughalter*innen werden gebeten, einen Zettel mit ihrer Telefonnummer hinter die Scheibe zu legen, um erreichbar zu sein, falls das Auto in einer der Zonen steht.

“Sie können uns gerne kontaktieren, wenn Ihnen spezielle Fragen auf dem Herzen liegen”, heißt es in einem Info-Schreiben von Motivaufnahmeleiter Mirco Zurek der Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft. “Sollten Sie sich in irgendeiner Weise durch uns gestört fühlen, sprechen Sie uns bitte vor Ort an, wir werden Ihnen dann umgehend Auskunft über die Abläufe geben.”

Dreharbeiten in Dresden bis 13. August

Dass die Dreharbeiten die regulären Vorgänge im Viertel durcheinanderbringen, sei dem Filmteam bewusst. “Trotzdem bitten wir Sie um Unterstützung bei den Dreharbeiten”, so Zurek. Die Dreharbeiten für die neue Folge dauern in Dresden noch bis zum 13. August an.  Ein Sendetermin steht laut ZDF bislang noch nicht fest.

Die 8. Stadtteilbeiratssitzung bringt Geld für sechs neue Projekte

eingestellt am 23.07.2020 von Philine Schlick

Unerwartet viel Beteiligung brachte die achte Stadtteilbeiratssitzung am vergangenen Donnerstag. Es kamen mehr Beirät*innen als angekündigt und beschieden nahezu einstimmig sechs neue Projekte für die Johannstadt. Darunter Mosaik-Sitzbänke für den Bönischplatz, Gymnastikkurse für muslimische Frauen und einen ungewöhnlichen Videodreh zu einem besonderen Anlass. Den Auftakt gab eine gute Botschaft. 

Lange währten sie, die Planungen für das Bönischplatzfest alias Bundschuhstraßenfest. Corona grätschte dazwischen, dann wurde ein neuer Organisator gesucht. Stadtteilbeirat Lutz Hoffmann übernahm das Zepter von Katja Hilbert und machte sich an die Partyplanung: Am 26. September wird das Straßenfest nun gefeiert. Zwischen 12 und 22 Uhr wird die Bundschuhstraße bespielt mit einem Programm, das sich insbesondere dem Tanz verschrieben hat.

Gastgeber der achten Stadtteilbeiratssitzung war die Kirchgemeinde Johannes-Kreuz-Lukas. Sie stellte das Gemeindezentrum an der Fiedlerstraße zur Verfügung. Foto: Philine Schlick
Gastgeber der achten Stadtteilbeiratssitzung war die Kirchgemeinde Johannes-Kreuz-Lukas. Sie stellte das Gemeindezentrum an der Fiedlerstraße zur Verfügung. Foto: Philine Schlick

Tanz, Tanz, Tanz zum Bundschuhstraßenfest

Neben Musik der Banda Internationale wird es einen Tanzauftritt der 102. Grundschule geben. Selbst getanzt werden kann bei einem Latin-Tanzkurs ab 18 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt werden die Stände bereits wieder abgebaut, um die Straße freizugeben. Im Anschluss darf frei getanzt werden. Einstimmend für den Tanz-Tag wird Aga Becker ab 12 Uhr zum Yoga anleiten. Um 22 Uhr ist Zapfenstreich.

Gymnastik für Muslimas

“In Bewegung” sollen muslimische Frauen mit einem gleichnamigen Gymnastikkurs bleiben. Die Soziale Dienste und Jugendhilfe gGmbH mit ihrem Projekt Wir sind Paten stellten den Antrag. Das Bestreben ist, acht muslimischen Teilnehmerinnen einen Schutzraum frei von Ressentiments zu bieten, um sich sportlich zu betätigen.

Antragsteller*innen für "In Bewegung - Gymnastikkurs für muslimische Frauen." Foto: Philine Schlick
Antragsteller*innen für “In Bewegung – Gymnastikkurs für muslimische Frauen.” Foto: Philine Schlick

Eine Ergotherapeutin wird den einmal pro Woche angebotenen Kurs anleiten. Die monatliche Gebühr beträgt zwei Euro. Im Anschluss an die geförderten drei Monate soll der Kurs in Eigenregie weiter laufen und sich nach Möglichkeit auch für andere weibliche Interessierte öffnen.

Mosaik-Bänke für den Bönischplatz

Die Bauarbeiten am Bönischplatz, so konnte Anke Ostermeyer vom Stadtplanungsamt bestätigen, verlaufen immer noch nach Plan und werden pünktlich zum 31.10.2020 abgeschlossen sein.

Anke Ostermeyer: "Wir haben die richtige Baufirma für den Bönischplatz gewählt." Foto: Philine Schlick
Anke Ostermeyer: “Wir haben die richtige Baufirma für den Bönischplatz gewählt.” Foto: Philine Schlick

Für das Wohlgefühl auf dem Platz sollen Sitzbänke mit Keramik-Mosaiken von Bürger*innen gestaltet werden. Der Johannstädter Kulturtreff e.V. plant hierfür einen offenen Workshop an zwei Terminen. Zum ersten Termin werden die Keramiken nach eigenem Gusto geformt. Bis zum zweiten Termin werden sie im Töpfer-Ofen gebrannt, um schließlich glasiert und an den Sitz-Bänken angebracht zu werden. Platz ist für sechs bis acht Teilnehmer*innen, willkommen sind Jung und Alt.

Blick auf den Bönischplatz. Foto: Christina Eppers

johannstadt.de berichtet weiter – gedruckt und online

Fördergelder aus dem Stadtteilfonds wurden dem Online-Stadtteilmagazin johannstadt.de für das zweite Halbjahr 2020 beschieden. Die bewilligten Gelder werden für Honorare – also Artikel wie diesen -, den Umbau der Internetseite und die Bewerbung des Portals eingesetzt. Beispielsweise sollen die Artikel auf der Startseite künftig mit Beitrags-Bildern angezeigt werden. Tipps und Hinweise für eine bessere Lesbarkeit sind stets unter redaktion@johannstadt.de willkommen.

In diesem Zusammenhang wurde bei der Sitzung die Idee einer Druck-Version des Stadtteilmagazins vorgestellt. Die Fördermittel für die kostenlose Zeitung kommen aus dem Projekt Utopolis, das sich mit künstlerischen Initiativen wie dem Plattenchor oder der Postkartenwerkstatt “Komm’ rum” für die soziokulturelle Belebung der Johannstadt einsetzt.

Anja Hilgert (Stadtteilredaktion) präsentierte gemeinsam mit Meike Weid (Utopolis) die Idee eines gedruckten Stadtteilmagazins für die Johannstadt. Foto: Philine Schlick
Anja Hilgert (Stadtteilredaktion) präsentierte gemeinsam mit Meike Weid (Utopolis) die Idee eines gedruckten Stadtteilmagazins für die Johannstadt. Foto: Philine Schlick

Das Print-Magazin soll bestehende Artikel – insbesondere Porträts von Menschen und Orten – angereichert mit vielen Bildern, Rätseln und Mitmach-Aktionen für Bürger*innen analog lesbar machen. Die erste Ausgabe soll schon im Dezember im Stadtteil ausliegen.

Holzbau für Jugendliche und ein Gottesdienst für Menschen mit Handicap

Menschen, die von einer gesellschaftlich konstruierten Norm abweichen, werden “Menschen mit Behinderung” genannt. Doch ist es nicht die Gesellschaft, die diese behindert? Der Gottestdienst zum Thema “Wer behindert mich?” der ev.-luth. Kirchgemeinde Johannes-Kreuz-Lukas soll dieser Frage nachgehen.

Blick in die Runde bei der 8. Stadtteilbeiratssitzung am 15. Juli an der Fiedlerstraße. Foto: Philine Schlick
Blick in die Runde bei der 8. Stadtteilbeiratssitzung am 15. Juli an der Fiedlerstraße. Foto: Philine Schlick

Der Gottesdienst soll dazu dienen, Berührungsängste abzubauen und Ideen für mehr Teilhabe zu sammeln. Eingeladen sind Menschen mit Handicap, ihre Angehörigen, Lobby-Vertreter*innen, Pädagog*innen, Bewohner*innen und alle sonstigen Interessierten. Sollten die dann geltenden Abstandsregeln nicht allen Besucher*innen eine Teilnahme ermöglichen, soll der Gottesdienst mit einem digitalen Streaming übertragen werden.

Pfarrer Tobias Funke stellte auch noch einen zweiten Antrag der Gemeinde vor: Er möchte einen Holzworkshop für Jugendliche anbieten, um mit den erlangten Kenntnissen den Gemeinschaftsgarten des Gemeindehauses zu verschönern. Entstehen sollen Sitzbänke, Beschattungen und schützende Zäune für spielende Kinder.

Film ab für Lasse Reinstroem zum Parking Day

Zu erleben wird im September ein weiteres Projekt der Kirchgemeinde in Aktion sein: Die Generationen-Rikscha. Christian Bähler ist Musiker der Band “Lasse Reinstroem” und möchte auf besondere Weise Werbung für Lebensqualität in der Johannstadt machen. Er beantragte Fördermittel für einen Videodreh zum neuen Song “Ferry of the common man”. Das Lied ist eine Hymne an das Fahrrad, das auch im Fokus des alljährlichen Parking Day steht. Für das Video sucht Lasse Reinstroem Johannstädter*innen mit emissionsfreien Zwei- und Dreirädern aller Art, um einen Tross von Albertbrücke bis Hertelstraße zu sammeln. Die Generationen-Rikscha soll auch dabei sein.

Esther Heinke zeigte die Ziele und Pläne des Projektes "Nachhaltige Johannstadt", das Klimaschutz und Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen vorantreibt. Foto: Philine Schlick
Esther Heinke präsentierte die Ziele und Pläne des Projektes “Nachhaltige Johannstadt”, das Klimaschutz und Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen vorantreibt. Foto: Philine Schlick

Der Parking Day wird am 18. September auf der Hertelstraße gefeiert, indem drei bis vier Parkplätze frei von Autos geräumt werden. An ihre Stelle rücken Sofas, Spiele und Picknicks. Es soll gezeigt werden, wie sich die Atmosphäre einer Straße wandelt, wenn auf ihr Platz für Freizeit und Geselligkeit ist. Der Aktionstag wird gestaltet vom Projekt NaJo2025, das sich mit zahlreichen Initiativen wie einem Tauschschrank, sicheren Fußgängerquerungen, Fahrrad-Bügeln und Fair-Teilern für Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Viertel einsetzt.

Bernd Sauer vom Copy Shop Sauer bei der Stadtteilbeiratsszung. Foto: Philine Schlick
Bernd Sauer vom Copy Shop Sauer bei der Stadtteilbeiratsszung. Foto: Philine Schlick

 

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