Während der Juli 2023 Rekordtemperaturen verzeichnet, legt Dresden das deutschlandweit erste Hitze-Handbuch vor. Die Fachbroschüre informiert über das Klima in Dresden, gibt eine kurze Einführung in die gesundheitlichen Folgen von hohen Temperaturen und zeigt am Beispiel des Stadtteils Dresden-Gorbitz, welche Faktoren die Hitzebelastung beeinflussen. Dresden legt erstes Hitze-Handbuch Deutschlands vor weiterlesen
Schlagwort: Klima
Schüler*innen gestalten Lern- und Erlebnisräumen im Grünen
Mit Blick in die Zukunft macht die Dinglingerschule einen weiteren Schritt in Richtung Klimaresilienz. Nachdem die Umgestaltung des Schulhofs im Rahmen von „Schul-Klima im Fokus“ mit dem „Grünen Klassenzimmer“ bereits im Juni 2022 angestoßen wurde, folgte im Dezember die Gestaltung von Lern- und Erlebnisräumen im Grünen.
Ziel war es, dass Schüler*innen unter Anleitung des Ateliers für Holzgestaltung Grasemann in einer ruhigen Ecke des Schulhofs eine Sitzgruppe aus Holzbalken bauen. Zudem sollte die beschattete Fläche der Pergola im Grünen Klassenzimmers deutlich vergrößert und mit mobilen Sitzwürfeln aus Holz ausgestattet werden. Darüber hinaus war geplant, jede Menge Frühblüher in die Erde bringen und weitere Sträucher zu pflanzen, damit im Frühjahr auf dem Schulgelände viele farbenfrohe Blüten bewundert werden können und den Insekten erste Nahrung bieten.
Nachdem die Schule am 25. November 2022 die Mitteilung erhielt, dass der Stadtteilbeirat Johannstadt im Umlaufverfahren beschlossen hat, das Projekt mit Mitteln des Stadtteilfonds zu fördern, ging es zügig an die Umsetzung. Schüler*innen der Klassenstufe 9 hoben zwei tiefe Löcher für die Pfosten der Pergola aus. Es war kalt, nass und anstrengend noch dazu. Sehr hilfreich waren die von der Fa. Grasemann bereitgestellten Werkzeuge. Mit den Doppelspaten hatte bisher noch niemand gearbeitet.
Anfang Dezember startete dann die große Bauaktion. Die Spielplatzbauer brachten jede Menge Holz mit. Für einige Schüler*innen der 4., 6. und 7. Klassen begann ein aufregender Tag. Die großen und sehr schweren Holzstämme mussten vom Anhänger bis zu den Löchern getragen werden. Die zwei längsten wurden dort gemeinsam mit den Arbeitern aufgestellt. Später wurden noch die Querbalken montiert und die Löcher mit Beton verfüllt. Nun fehlen nur noch die Sonnensegel und dann ist die Pergola fertig.
Im östlichen Teil des Schulhofes entstand unter Mitwirkung von Schüler*innen eine Sitzecke aus Holzbalken. In einer ruhigen Ecke unter Bäumen soll sie zukünftig unter anderem in den Hofpausen als Rückzugsbereich dienen. Auch hier mussten vor allem erst einmal die schweren Holzbalken an Ort und Stelle gebracht werden. Da waren die Jungs eine große Hilfe. Mit der Erfahrung der Spielplatzbauer wurden die Balken dann so angeordnet, dass die Konstruktion funktional und vor allem auch sicher für die Nutzung durch die Kinder ist. Damit nichts verrutscht, haben die Bauarbeiter die Balken dann noch verschraubt.
Ein großer Dank der Schule und des Fördervereins gilt den Mitarbeitern des Ateliers für Holzgestaltung und insbesondere Herrn Grasemann persönlich für die verlässliche Zusammenarbeit und die Möglichkeit der Einbeziehung der Schüler*innen in dieses tolle Bauprojekt. Alle waren mit Eifer bei der Sache und danach sehr stolz auf das Ergebnis. Und wer nicht mitbauen konnte, hat während der Hofpause die Arbeiten hinter der Absperrung neugierig verfolgt.
Das Ergebnis Pflanzaktion wird erst in einigen Wochen bzw. Monaten zu bestaunen sein. Schüler*innen der 5. und 6. Klassen haben sowohl im Grünen Klassenzimmer als auch auf den Pflanzflächen des Schulhofs jede Menge Blumenzwiebeln in die Erde gebracht. Die Schulgemeinschaft und ganz sicher auch die Insekten auf der Suche nach Nahrung freuen sich schon jetzt auf die bunten Tulpen und Narzissen auf dem Schulgelände.
In einer weiteren Aktion haben die Schüler*innen Sträucher gepflanzt: Ein großer Mispelstrauch sowie mehrere Winter-Jasmin-Sträucher haben einen neuen Standort in unserem Schulgelände erhalten. Auch hier ist die Vorfreude groß, zukünftig auch im Winter Blüten auf dem Schulhof bestaunen können.
Beim Ausheben der Pflanzgrube für den Mispelstrauch musste erst einmal eine alte große Wurzel überwältigt werden. Es war ganz schön schwierig, diese durchzusägen. Aber nun hat der neue Strauch ausreichend Platz zum Wachsen. Die Schule dankt Frau Böttcher-Steeb für die Spende des Mispelstrauchs, den Schulhoftransformern für die große Unterstützung bei diesem Projekt sowie beim Förderverein der Schule für die Projektbegleitung und Finanzierung der Winter-Jasmin-Sträucher.
In dem kurzen Zeitraum von Ende November bis Ende Dezember 2022 haben Schüler*innen und Lehrkräfte in über 70 Stunden Eigenleistung mit tatkräftiger Unterstützung durch die Schulhoftransformer und das Atelier für Holzgestaltung Grasemann GmbH dazu beigetragen, dass das Schulgelände bunter, schöner und lebenswerter wird und auch im Sommer bessere Lernbedingungen vorzufinden sind. Ein großer Dank geht an alle, die mitgeholfen haben!
Das Projekt wurde gefördert durch den Stadtteilfonds Johannstadt aus Mitteln des Stadtbezirksbeirates Altstadt. Haben auch Sie eine Idee, die unseren Stadtteil lebenswerter und nachhaltiger macht? Infomieren Sie sich unter www.johannstadt.de/geld-fuer-mein-projekt.
Das Team NaJo sucht Mitstreiter*innen beim Stadtradeln
Die Nachhaltige Johannstadt (NaJo) hat sich als Team beim Stadtradeln 2021 angemeldet und sucht Mit-Strampler*innen. Über die Dauer von 21 Tagen werden mit dem Fahrrad zurück gelegte Kilometer gesammelt – für Fitness und Klima.
Pünktlich zur Sommersonnenwende ist auch in Dresden das Stadtradeln gestartet. Für 21 Tage können Menschen sich an der deutschlandweiten Kampagne beteiligen und ihre zurück gelegten Fahrrad-Kilometer sammeln. Ein Wettbewerb, der nicht nur Vorteile für Körper und Geist, sondern auch für Klima und Umwelt birgt.
Auf den Drahtesel, fertig, los!
In Dresden sind knapp 3800 Menschen in rund 490 Teams an der sportlichen “Sammelaktion” beteiligt. In der Johannstadt beteiligt sich die NaJo an der Aktion – und sucht noch nach Mitstreiter*innen. Das Ziel ist es, nicht nur von Veränderungen zu reden, sondern sich aktiv in den Sattel zu schwingen und sie in Angriff zu nehmen. Auf der Internetseite von Stadtradeln sind stets aktuell die insgesamt eingesparten CO2-Emmissionen abzulesen. Die meisten gesammelten Kilometer kommen am 11. Juli auf’s Siegertreppchen.
Gewinne winken
Neben sauberer Luft und Wadenmuskeln gibt es auch Sachpreise zu gewinnen. Sie werden von namhaften deutschen Fahrradhersteller*innen gesponsert. Neben Zubehör winken Fahrräder und Pedelecs. Zur Teilnahme ist die Beteiligung in einem Team notwendig. Die NaJo radelt unter dem Namen “CO2 Schrubber” und hat mit der Band Lasse Reinström bereits prominente Unterstützung erhalten. Das Team hatte am Donnerstag schon beachtliche 188 Kilometer zurückgelegt.
Die gefahrenen Strecken können online in ein Kilometer-Tagebuch eingetragen oder mit der speziellen Stadtradeln-App getrackt werden. Auf der Webseite von Stadtradeln erfolgt die Registrierung, die eine Teilnahme ermöglicht.
Stadtradeln 2021 in Johannstadt
- Team der NaJo: “CO2 Schrubber”
- Zur Registrierung
Klimawandel: 2020 war in der Bilanz wieder zu warm
In der Wahrnehmung vieler war das Jahr 2020 kühler und feuchter als 2019. Das lag an dem regnerischen Herbst und dem vergleichsweise nicht so heißen Sommer. Doch in der Bilanz war auch das vergangene Jahr zu warm und zu trocken. Für Dresden besteht besonders die Gefahr von Hochwasser, teilt die Stadt in einer Pressemitteilung mit.
Nach 2018 und 2019 war das Jahr 2020 für Dresden das drittwärmste Jahr seit 1961, berichtet das Dresdner Umweltamt. Mit 11,03 Grad Celsius habe die Jahresmittel-Temperatur an der Station Dresden-Klotzsche zum dritten Mal in Folge die 11-Grad-Marke überstiegen und den Klimareferenzwert 1961 bis 1990 um 2,1 Grad.
„Die zurückliegende Dekade 2011 bis 2020 war so warm wie nie“, stellt Franziska Reinfried, Meteorologin im Dresdner Umweltamt fest. Weiter erklärt sie: „Fünf der wärmsten Jahre lagen in dieser Periode. Das Zehnjahresmittel liegt 1,5 Grad über dem Klimareferenzwert 1961 bis 1990. Damit ist das 1,5-Grad-Ziel, auf die die Erderwärmung laut Pariser Abkommen von 2015 beschränkt bleiben sollte, in Dresden schon erreicht.“
Kälte und Frost fehlen vor allem den Pflanzen
Alle Monate im vergangenen Jahr waren erheblich zu warm – die einzige Ausnahme stellt der Mai dar. In den Monaten Januar, Februar, April und August überstiegen die Monatsmittel-Temperaturen den langjährigen Vergleichswert um drei bis über fünf Grad.
Es fehlte besonders am Frist. 2020 wurde die geringste Anzahl an Eistagen (Tage, an denen die Tagesmaximum-Temperatur unter dem Gefrierpunkt bleibt) seit 1961 gemessen. Es gab nur einen einzigen Eistag, den 25. Januar 2020. An diesem kältesten Tag im letzten Jahr betrug die Tagesmaximum-Temperatur – 0,6 Grad Celsius.
Im Zeitraum 1961 bis 1990 traten durchschnittlich 27 solcher Eistage auf. Auch die Anzahl der Frosttage (Tage, an denen die Tagesminimum-Temperatur unter 0 Grad fällt) lag 2020 mit 50 deutlich unter dem Klimamittelwert von 81 Frosttagen. Die fehlende Kälte kann sich negativ auf die Pflanzenwelt auswirken. Pflanzenarten, die an die kalte Jahreszeit angepasst sind, benötigen eine durchaus frostige Winterruhe. Bei zu milden Temperaturen bestehe die Gefahr eines zu frühen Austriebs. Bei Spätfrosten können Blüten oder Fruchtansätze abfrieren.
Der Sommer 2020 war nicht so heiß wie in den beiden Vorjahren, aber es gab eine deutlich spürbare Hitzewelle im August. Zwischen dem 7. und 21. August 2020 stiegen die Tageshöchsttemperaturen fast täglich über 30 Grad Celsius. Der heißeste Tag 2020 war der 9. August mit einer Maximum-Temperatur von 34,4 Grad Celsius, gemessen an der Station Dresden-Klotzsche.
Außergewöhnlich viel Regen im Februar, August und Oktober
Die seit 2017 feststellbare Trockenheit dauerte auch 2020 an. Über die vergangenen drei Jahre (November 2017 bis Oktober 2020) hat sich ein Niederschlagsdefizit von 480 Millimetern auf den Quadratmeter aufgebaut. Das entspricht etwa zwei Drittel eines durchschnittlichen Jahresniederschlages.
Das Jahr 2020 allein betrachtet, fiel die Bilanz etwas positiver aus: Während in den beiden Vorjahren nur 63 bzw. 75 Prozent der durchschnittlichen Niederschlagsmenge gemessen wurden, erreichte die Regensumme im Jahr 2020 mit 536 Millimeter immerhin 80 Prozent des Klimareferenzwertes.
Immer wieder blockierten Wetterlagen über Mitteleuropa den Durchzug regenbringender Tiefdruckgebiete. Dadurch ergaben sich erhebliche Niederschlagsdefizite im Januar (- 62 Prozent), April (- 96 Prozent), Juli (- 75 Prozent), November (- 88 Prozent) und Dezember (- 64 Prozent). 2020 verzeichnete Dresden den bisher trockensten Frühling seit 1961.
In den meisten Dresdner Bachläufen war über das Frühjahr und den Sommer kein Tropfen Wasser mehr zu sehen.
Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 30 niederschlagsfreie Tage mehr im Vergleich zur Klimareferenzperiode 1961 bis 1990. Trotz dieser geringeren Anzahl an Niederschlagstagen regnete es außergewöhnlich hohe Mengen im Februar (+ 127 Prozent), August (+ 57 Prozent) und Oktober (+ 131 Prozent).
Jetstream wird langsamer
Diese extremen Unterschiede von Defiziten und Überschüssen in Folge beständiger Wetterlagen treten seit einigen Jahren immer häufiger auf. Sie stehen im engen Zusammenhang mit der Erwärmung der Arktis und der damit verbundenen Ausprägung des Jetstreams. Der Jetstream, ein wellenförmiges Starkwindband über den mittleren Breiten, ist wetterbestimmend für Mitteleuropa.
Durch dieses Starkwindband werden die Hoch- und Tiefdrucksysteme in einer Westströmung über unsere Breiten hinweggeführt. Antrieb für den Jetstream ist der Temperaturunterschied zwischen Arktis und Äquator. Durch die stark ansteigenden Temperaturen in der Arktis verringert sich dieser Temperaturunterschied und damit der Energie-Input für den Jet. Er wird langsamer. Daher dehnen sich die Wellen des Starkwindbandes stärker nach Norden und Süden aus. Sie bleiben länger stabil. Wir spüren dies durch anhaltende, beständige Witterungsabschnitte.
Bodenwasser bis in tiefe Schichten ausgeschöpft
Besonders deutlich wurden diese Bedingungen in den letzten drei Jahren. Geringe Niederschlagssummen, durchgängig hohe Temperaturen und intensive Sonnenstrahlung sorgten für Wassermangel. Bei hohen Temperaturen und viel Sonnenschein herrscht eine hohe potentielle Verdunstung. Das bedeutet, es besteht ein großes Sättigungsdefizit in der Atmosphäre. Die Atmosphäre ist bestrebt, dieses Defizit auszugleichen, wird in der Pressemitteilung des Umweltamtes erklärt.
Demzufolge werde das Wasser aus dem Boden gesaugt. Aufgrund des Niederschlagsdefizits in den letzten Monaten wurde das Bodenwassers bis in tiefe Schichten ausgeschöpft. Hinzu komme, dass durch den Wassermangel kaum tatsächliche Verdunstung stattfinden kann und es somit an Verdunstungskühle fehle. Wo kein Wasser, da keine Verdunstung. Somit erwärmt sich die bodennahe Luft zusätzlich, da über den fehlenden Verdunstungsprozess keine Energie der Atmosphäre entzogen wird.
Neue Werte beinhalten den Klimawandel
Mit Vollendung des Jahres 2020 steht nun die neue Klimareferenzperiode von 1991 bis 2020 zur Verfügung. Klimatologische Kenngrößen – also die Klimadaten eines Ortes, einer Region oder global – werden nach den Vorgaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) über einen solchen 30-Jahreszeitraum bestimmt. Diese Klimawerte dienen als Referenz. Sie werden vor allem für Temperatur, Niederschlag, Sonnenscheindauer, aber auch Eis-, Frost-, Sommertage und heiße Tage berechnet. Anhand dieser Mittelwerte können z. B. aktuelle Witterungsereignisse in Bezug gesetzt, Abweichungen oder Anomalien bestimmt werden.
Die Verschiebung des aktuellen Klimareferenzwertes 1961 bis 1990 zur neuen Referenzperiode 1991 bis 2020 wird sich in den Auswertungen deutlich zeigen. Monats- oder Jahreswerte, die bisher als erheblich oder extrem zu warm eingestuft wurden, werden im Vergleich zum neuen Klimamittel 1991 bis 2020 als eher „normal“ gewertet. Denn die stärkste und auch schnellste Erwärmung fand genau in der Zeit seit den 1990er Jahren bis heute statt.
So liegt das Klimamittel der Lufttemperatur für den Zeitraum 1991 bis 2020 bei 9,8 Grad Celsius, also 0,9 Grad über dem bisherigen Referenzwert 1961 bis 1990. Die Jahresniederschlagssumme hat gegenüber der Periode 1961 bis 1990 um fünf Prozent abgenommen. Die Sonne schien im Durchschnitt des Zeitraums 1991 bis 2020 14 Prozent länger im Vergleich zur bisherigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Die neuen Klimamittelwerte beinhalten faktisch den Klimawandel.
Wetter wird sich durch Extreme auszeichnen
Werden die zukünftigen Monatsmittelwerte in Bezug zu der neuen Referenzperiode gesetzt, wird es häufiger durchschnittliche und möglicherweise auch häufiger zu kühle Monate geben. Dies bedeutet aber nicht, dass der Klimawandel aufgehört hat.
Vielmehr muss man sich verdeutlichen, dass die Bedingungen der letzten Jahre zukünftig für uns „normal“ sein werden: höhere Temperaturen, Hitzeperioden, Trockenheit, intensivere Starkniederschläge gehören zur Regel. Doch dabei wird es nicht bleiben. Denn die Klimaerwärmung verläuft nach wie vor ungebremst weiter. So werden sich die benannten Witterungsextreme weiter verschärfen – mit dramatischen Folgen für Flora, Fauna, die menschliche Gesundheit und das gesellschaftliche Leben.
Da die Erderwärmung in einer Geschwindigkeit erfolgt, die bisher in der Erdgeschichte unbekannt ist, haben Pflanzen, Tiere und auch der Mensch kaum eine Chance, sich auf natürlichem Wege an die veränderten Klimabedingungen anzupassen. So müssen Maßnahmen getroffen werden, die die Auswirkungen der Klimawandelfolgen abmildern.
Jede*r kann etwas tun
Für Dresden bestehen vor allem die Gefahren vor Hochwasser und lokaler Überflutungen durch Starkregenereignisse sowie zunehmende Gesundheitsbelastung durch Hitze, Verbreitung neuer Krankheitserreger und Allergene. Eine recht wirkungsvolle Maßnahme zur Abmilderung dieser Gefahren sind beispielsweise Grünflächen in der Stadt. Sie dienen u. a. als Rückhalteflächen bei Starkniederschlägen und sind für ihre klimaregulierende Wirkung und CO2-Bindung von hoher Bedeutung. Welche Maßnahmen noch getroffen werden können, um die Stadt widerstandsfähiger gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu machen, sind der städtischen Planungshinweiskarte Stadtklima im Themenstadtplan unter stadtplan.dresden.de zu entnehmen.
Viel wichtiger ist es jedoch, die Ursachen der Klimaveränderung zu bekämpfen, d. h. die Klimaerwärmung zu stoppen. Denn auch die Anpassungsmaßnahmen werden ihre Grenzen haben, insbesondere, wenn die Erderwärmung über 1,5-Grad hinausgehen wird. Jede*r kann und sollte seinen Beitrag leisten. Öfter das Auto stehen lassen, den Fleischkonsum reduzieren, das Kauf- und Konsumverhalten überdenken, regionale Produkte bevorzugen – jede*r kann sein Verhalten überdenken und verändern. Das neue Jahr ist noch jung.
Weitere Informationen
- www.stadtplan.dresden.de
Dresdner Berufsschulzentrum gewinnt eku-Zukunftspreis 2020
„Nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen auf dem Schulgelände Canalettostraße“ – Mit diesem Projekt hat das Berufliche Schulzentrum für Agrarwirtschaft und Ernährung den Sächsischen eku Zukunftspreis für Energie, Klima und Umwelt 2020 gewonnen.
Den Sächsische eku Zukunftspreis hat das Sächsische Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft ausgelobt und mit 5000 Euro dotiert. Die Jury würdigt mit der Prämierung das Berufliche Schulzentrums für Agrarwirtschaft und Ernährung für seinen Einsatz für den Erhalt biologischer Vielfalt, Ressourcenschonung, regionale Wertschöpfung, Gewässerbelebung, Klimaschutz und Klimaanpassung in Sachsen. Mit dem Preisgeld soll die Bewässerungsanlage für das Hopfenfeld auf der Canalettostraße finanziert werden. Der Bau beginnt im Frühjahr 2021.
Seit 2020 Klimaschule
Das Berufliche Schulzentrum für Agrarwirtschaft und Ernährung engagiert sich seit vielen Jahren für Umweltbildung, Klimaschutz und Nachhaltigkeit, was wiederum der Ausbildung zukünftiger Fachkräfte zugutekommt. Im Jahr 2017 entstand am Standort Altroßthal der „Garten der Nachhaltigkeit“. Er begleitet den theoretischen Unterricht praxisnah und ermöglicht den Schülerinnen und Schüler einen Blick über die eigene Berufsausbildung hinaus. Darüber hinaus nimmt die Schulgemeinschaft regelmäßig an den sächsischen Klimakonferenzen teil und trägt seit 2020, als einziges Berufliches Schulzentrum in Sachsen, den Titel „Klimaschule“. Ein schuleigenes Klimaschulteam koordiniert die vielfältigen Projekte.
Kompetenzzentrum der Ernährungsberufe
„Ich freue mich sehr, dass wir so aktive Schulen in Dresden haben, die mit großem Engagement Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz in den schulischen Alltag integrieren. Die kleinen und großen Unternehmen der Region werden von dieser in Altroßthal ausgebildeten Schülergeneration profitieren, sei es bei der Erzeugung von Lebensmitteln oder bei der regionalen Vermarktung“, kommentiert Bildungsbürgermeister Jan Donhauser.
Für die Landeshauptstadt Dresden ist das Berufliche Schulzentrum für Agrarwirtschaft und Ernährung als Kompetenzzentrum der Ernährungsberufe und der grünen Berufe eine herausragende Bildungseinrichtung. Es wird wichtig sein, mit weiteren Planungsmitteln die Weichen zur Sanierung des traditionsreichen Standortes Altroßthal zu stellen. Die Erweiterung der mobilen Raumeinheiten ist in Auftrag gegeben und soll in Kürze umgesetzt werden.
Berufliche Schulzentrum für Agrarwirtschaft und Ernährung
- Canalettostraße 8, 01307 Dresden
- Webseite des BSZ
2020 wird ein heißes Pflaster: Was in der Johannstadt jetzt für die Bäume getan wird
Der April bestätigt bislang die Prognosen eines erneut viel zu trockenen Sommers. Dürre bedroht die Sauerstoffspender der Stadt: Die Bäume. Die Stadt hat ihr Konzept vom Schutz von Straßenbäumen im Stadtgebiet aktualisiert. Akteur*innen der Johannstadt wie Stadtteilbeirätin Marie Engelien warten in Zusammenarbeit mit Stadtteilverein und NaJo zudem mit Ideen für Baumschutz-Aktionen auf – und am 1. Mai findet am Elbufer eine Gießkannen-Demo statt.
Stadt plant mehr Straßenbäume
Auf allen kommunalen Flächen in Dresden wachsen insgesamt rund 104.000 Bäume. Davon 35.000 in Gärten und Parks, auf Spielplätzen und Flächen des Schulverwaltungsamtes sowie rund 15 000 Bäume an Gewässern und auf sonstigen kommunalen Flächen. Bei 54.500 von ihnen handelt es sich um Straßenbäume. Im Jahr 2009 beschloss der Stadtrat ein Straßenbaumkonzept zu deren Betreuung, das 2020 fortgeschrieben wird. Die Zahl der Straßenbäume soll sich laut Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen erhöhen:
“In der Fortschreibung des Konzeptes gehen wir von einem mittelfristigen Bestand von 64 300 Bäumen aus. Dafür brauchen wir auch mehr Platz auf und unter den Straßen”, sagt Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen. “Der Klimawandel erfordert neue Prioritäten für die Gestaltung von Straßen, wie wir in den vergangen Jahren auch in Dresden gemerkt haben. Dazu gehört die Neuordnung des Straßenraumes und der unterirdischen Leitungen.”
Ein Baum kostet 4200 Euro
Eva Jähnigen fordert, den Baumbestand aktiv zu schützen und alle Möglichkeiten zur Neupflanzung von Bäumen voll auszuschöpfen. Sie verweist zudem auf die Herausforderungen, die sich durch die Trockenheit der letzten Jahre und Krankheits- und Schädlingsbefall ergeben. “Nicht zuletzt benötigen wir entsprechende personelle und finanzielle Voraussetzungen, um mehr Straßenbäume pflanzen zu können.”
Die Kosten für die Pflanzung eines Baumes (mit Planung, Substrat, Verankerung, Bewässerungs- und Belüftungseinrichtung, Fertigstellungspflege) haben sich laut Mitteilung der Stadt mit einer Steigerung von 2500 Euro auf 4200 Euro fast verdoppelt.
Im Fokus der Aktualisierung des Konzeptes stehen neben den überwärmten Stadtteilen die rund 3000 Nebenstraßen. Anhand digitaler Daten wurde untersucht, an welchen Stellen Pflanzungen möglich sein können. Die sogenannte Straßenbaumliste wurde ebenfalls überarbeitet. Sie beinhaltet eine auf Dresdner Verhältnisse abgestimmte Listung von 132 Straßenbaumarten und 262 Straßenbaumsorten.
Baustelle vs. Baumstelle
Nicht selten kollidieren die Wünsche nach Stadtbäumen mit der Umsetzung von Verkehrs- oder Bauvorhaben.
Seit 2009 haben sich außerdem viele gesetzliche Grundlagen und Rahmenbedingungen besonders für das Nebenstraßennetz verändert. Die Regelungen der UN-Behindertenrechtskonvention zu Mindest-Durchgangs-Breiten auf Fußwegen sind umzusetzen. Ebenso sind die Forderungen aus dem Bauordnungsrecht zur Sicherung des Brandschutzes und der Gewährleistung eines zweiten Rettungsweges an Gebäuden zu erfüllen, woraus sich Einschränkungen bzw. Verluste von Baumstandorten ergeben.
Auch in der Johannstadt sorgten im vergangenen halben Jahr Baumfällungen für Ärger. An der Pfeifferhannsstraße wurden im November 2019 erst Linden zugunsten der neuen Aldi-Nord-Filiale gekappt. Im Februar fielen zugunsten breiterer Feuerwehrzufahrten im Innenhof Pfeifferhanns-/Florian-Geyer-Straße Bäume unweit des beliebten innerstädtischen Spielplatzes. Eine von Anwohner*innen eingereichte Petition kam zu spät.
Straßenbäume für die Hertelstraße?
Dass den Johannstädter*innen Bäume zur Lebensqualität wichtig sind, hat sich nicht nur im Unmut über die o.g. Fällungen gezeigt. Das beim Johannstadtforum im Oktober 2019 vorgestellte Bürgerprojekt “Wandernde Baumallee” der Nachhaltigen Johannstadt 2025 stellte sich als Publikumsliebling heraus. Die Idee der mobilen Baumallee traf allerdings bei der Stadt auf etliche Bedenken und wurde verworfen.
Stattdessen treibt die NaJo derzeit voran, auf der Hertelstraße dauerhaft Platz für fünf Straßenbäume zu schaffen. Als Bedingung sieht die Stadt Dresden eine positive Mehrheit der ansässigen Bürgerschaft an, die mithilfe eines Onlinefragebogens der TU Dresden ermittelt werden soll.
Annekatrin Duch vom Projekt NaJo 2025 sieht gute Chancen: “Die Aufenthaltsqualität der Straße ist gering. Bäume würden die Straße beleben.” Die Stadt will das Projekt mit 50.000 fördern, die NaJo Hochbeete, Sitzbänke und Fahrradbügel beisteuern, um unter den Bäumen Platz zum Verweilen und für den nachbarschaftlichen Austausch zu schaffen.
Die Pflanzungen sollten im November 2020 beginnen – nun steht der Plan aufgrund der verhängten Haushaltssperre auf der Kippe.
Was tun für den Baumschutz?
Marie Engelien ist Schülerin und ganz frisch in ihrem Amt als Stadtteilbeirätin. Die Auswirkungen der Klimakrise wurden ihr in ihrem Auslandsjahr in Kanada spürbar vor Augen geführt: “An der Westküste Kanadas sollte es eigentlich regnerisch sein. Dort ist kein Tropfen gefallen.” Zurück in der Johannstadt trat sie an den Stadtteilverein heran, um sich in ihrem Viertel für Umweltschutz und die Interessen von Jugendlichen einzusetzen.
Die Corona-Krise legte von ihr angeschobene Projekte wie die künstlerische Gestaltung von Stromkästen mit Graffiti erst einmal auf Eis. Derzeit radelt Marie Engelien durch die Stadt, um Bäume zu vermessen. Sie möchte Kandidaten für die Initiative “Nationalerbe Baum” im Stadtgebiet ausfindig machen. Das Projekt soll uralten Bäumen ein “Altern in Würde” mit entsprechender Pflege ermöglichen.
Weiterhin weist Marie Engelien auf den Handlungsleitfaden des NABU zur Fällung von Bäumen hin. Zwischen dem 1. März und dem 30. September – der Vegetationsperiode – dürfen Gehölze auch mit einer Ausnahmegenehmigung nicht gefällt werden. Der Leitfaden berät über die Möglichkeiten der Intervention bei einer beobachteten widerrechtlichen Baumfällung.
Gemeinsam mit Bertil Kalex vom Stadtteilverein möchte Marie Engelien ein Projekt zur Übernahme von Baumpatenschaften auf den Weg bringen. Bürger*innen sollen einzelne Bäume in ihre Obhut nehmen. “Sicher wird nicht viel zu tun sein, außer gegebenfalls den Baum etwas zu wässern, wenn dieser Sommer wieder so schrecklich trocken wird. Je nach dem wie viele Freiwillige sich finden, könnten sicher auch mehrere einen Baum übernehmen, was wiederum sicher den Austausch zwischen den Nachbarn stärken würde”, beschreibt sie die Idee.
Gießkannen-Demo am 1. Mai
Auch die Obstbäume auf den Johannstädter Elbwiesen leiden aktuell unter der Trockenheit. Vor zwei Jahren wurde oberhalb des Bootshauses eine neue Streuobstwiese angelegt. Der Untergrund macht es den Bäumen nicht leicht: Nur eine dünne Humusschicht bedeckt den von Trümmern durchzogenen Boden. Hinzu kommt der drohende dritte dürre Sommer in Folge.
Am Freitag hat die Versammlungsbehörde eine Ausnahmegenehmigung für eine “pluralistische Gießkannen-Demo” erteilt. Die Veranstaltung ist auf 15 Menschen beschränkt. Ab 14 Uhr gießen unter den erforderlichen Hygienevorkehrungen engagierte Bürger*innen eine Stunde lang in einer Gießkannenkette die neu angepflanzten Bäume auf den Streuobstwiesen.
Sie wollen damit nicht nur auf die dramatischen Klimaentwicklungen aufmerksam machen, sondern auch auf die Relevanz der Stadtteiletats und die Arbeit der Stadtbezirkbeiräte verweisen. Die derzeitig verhängte Haushaltssperre gefährdet besonders kleine Projekte zur Bürgerbeteiligung im Viertel und damit auch Initiativen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz.