Gastbeitrag von Anja Hilgert.
Die Novembersonne hat an ihrem letzten Sonntag mit viel Licht und blauem Himmel ihr Bestes gegeben, um das erste nachbarschaftlich initiierte „Hofflohmarkt-Fest“ im Hinterhof der TENZA schmiede auf die gute Bahn zu schicken.
Freifläche statt Parkfläche
Auf der sonst mit Anwohner-Pkws besetzten Parkfläche des Hinterhofs Ecke Hertel-/Pfotenhauerstraße fand zur besten Sonnenzeit zwischen elf und 16 Uhr das „Hofflohmarkt-Fest“ statt: Ein reges Getümmel aus privaten Markttreibenden und einer neugierig in sonntäglichen Wellen durchs Tor strömenden Besucherschar. Der ordinäre Hof zeigte sich für den verabredeten Zeitraum ungewöhnlich detailreich, wie verwandelt.
Auf nebenan.de inseriert und per Flyer beworben, wurde die Ankündigung Tür-und Angelgespräch und Schwatz auf der Gasse. So kam der Funk in den Haushalten an und sprang schließlich über: Als Funke und Initialzündung, doch noch Schränke, Schubladen und das Kellerabteil durchzugehen und locker zu machen, was die eigenen vier Wände verlassen kann.
Familien, alt bekannte und nie gesehene Paare, Einzelne, kniehohe Kinder, ein bunt gescheckter Hund, Jungjugendliche, Erwachsene und eine vom Sohn herangeführte Rollatorfahrerin kamen aus der nahen und weiteren Nachbarschaft, um diese selbst, in der sie seit Langem oder Kurzem wohnen, einmal anders und vom üblichen Alltag befreit in Erfahrung zu bringen.
Tragkraft der Gemeinschaftlichkeit
Vom Stadtteilfonds Johannstadt per Projektantrag und Beschluss des Stadtteilbeirats gefördert, hatten die Organisatoren, unter ihnen federführend Tobias Kronauer, eine Infrastruktur aus Tischen, Bänken, Pavillons zur kostenfreien kreativen Nutzung bereitgestellt. Erste Mitstreitende, wie die TENZA schmiede, stellten den Zugang zu Toiletten und Wasserkocher und öffneten die morgendlichen Pforten für ein noch unbekanntes Publikum. Kornkreise Dresden war mit einer mobilen Flammkuchenbäckerei vor Ort und sorgte nicht nur für leckeres, wärmendes Wohl, sondern in Kooperation mit dem Dresdner Tafel e.V. zudem für nachhaltige Essenszubereitung.
Als Projekt nachhaltigen Lebens, führte das Hofflohmarkt-Fest lebendig, lustig und festlich den Kreislauf der Dinge und alltäglichen Bedürfnisse vor und machte die Tragkraft und pure Freude von verbundener Gemeinschaftlichkeit erfahrbar.
Magie des Anstoßes
Zum Gelingen der Veranstaltung waren Anwohner*innen zu eigenen Beiträgen und kreativem Mitwirken eingeladen. Wer dabei war, konnte das Geheimnis erfahren. Die Magie des ersten Anstoßes, das Elixier der Wirksamkeit. Es ist offen und unbekannt, was folgt.
Wild breitete sich die ganze Welt des neu wieder Möglichen aus: Ein zweites Leben für die Fellmütze von einst beim Huskyrennen in Bad Füssen oder Original Stiefel und Helm von Vati, als er sein altes Motorrad noch fuhr, damals zu DDR-Zeiten. Da lockten die fliegenden Gänse vom dunkelgrünen Kleid, die schillernde Teekanne und ein kaum benutzter Schlittensitz um die Wette mit einem alten Metronom.
Der Märchenerzähler Frank Ole Haake mischte sich mit seiner Zauberflöte unters Volk und sammelte eine Hörerschaft aus Kleinen und Großen, die Geschichten lieben. Neben denen, die ohnehin unter den Leuten selbst getauscht wurden, erzählte er für ungezählte Zeit Märchen aus dem Reich der Mäuse und Katzen und glockenläutenden Blumen.
Wiederholung im Sommer …?
Beachtlich, dass selbst und sogar an einem solchen letzten Novemberwochenende, wo die Sonne schon tief hinter den Häusern stand, so viele Interesse an Beteiligung und Lust hatten, dabei zu sein.
Am Ende dieses Sonntags steht der Blick auf ein gelungenes Wagnis. Auf kalt gewordene Hände und Füße, auf zufriedene Gesichter, Grinsen, Lachen und einen rundum geglückten Tag. Die größte Überraschung aber, und das konnte keiner und kann niemals einer ahnen, ist die Aussicht auf neue Anfänge:
In den Begegnungen, Beziehungen, Freundschaften, in weiteren Projekten. Die zweite Auflage der Veranstaltung ist angedacht. Im nächsten Jahr, in der warmen Jahreszeit, am selben Ort soll es ein ähnlich buntes Gewebe mit weiteren Verknüpfungen geben, vielleicht gar mit Musik?, in einer sich selbst anerkennenden, lebens- und liebenswerten Nachbarschaft.
Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.