Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Stadträt*innen,
Ausgangslage unseres Briefes ist ein Treffen zwischen Stadtbezirksamtsleitung, Vonovia, Ordnungsamt, Wohnhofbeirat, Quartiersmanagement, Schulsozialarbeit, Mobiler Jugendarbeit, Polizei, Bürgerpolizei, sowie dem Stadtrats- und Landtagsabgeordneten Thomas Löser (Bündnis 90/Die Grünen) zu Konflikten in der Johannstadt. Dabei hat sich erneut die Bedeutung von (Frei-)Räumen und leicht zugänglichen Angeboten für Kinder- und Jugendliche bestätigt. Hierfür setzen sich die Mitglieder der Stadtteilrunde bereits seit vielen Jahren engagiert ein.
Die geförderten Angebote der Kinder- und Jugendhilfe im Stadtteil (siehe Anhang) sind, neben Kindergarten und Schule, die wichtigste Instanz des Kinder- und Jugendschutzes.
Sozialpädagogische Erfordernisse werden unter anderem in folgenden Bereichen deutlich:
- mangelnde und unausgewogene Ernährung bei Kindern und Jugendlichen
- nicht wettergemäße und dreckige Kleidung
- (elterliche) Aufsichtspflichtverletzung
- mangelnde Förderung, Vernachlässigung, Verwahrlosung
- Gewalt unter Gleichaltrigen und Konflikte mit Anwohner*innen
- nicht altersgerechte Freizeitgestaltung
- gefährdender Medienkonsum
- Drogenkonsum
- finanzielle Notlagen und ungeklärter Leistungsbezug
- sozialer Zusammenhalt ist gefährdet
Die in der Johannstadt etablierten Angebote bieten durch unterschiedliche Arbeitsansätze passgenaue Zugänge für Kinder und Jugendliche. Diese Zugänge drohen durch den aktuellen Haushaltsentwurf enorm eingeschränkt zu werden. Das hätte zur Folge, dass ein Teil der jungen Menschen nicht mehr erreicht werden kann, und sich die Situation in der Johannstadt zuspitzt. Um die Bedürfnisse junger Menschen im Stadtteil aufzugreifen, ist eine dauerhafte, stabile Beziehungsarbeit unabdingbar. Dies setzt Planungssicherheit für die geförderten Träger und Angebote der Kinder- und Jugendhilfe voraus.
Im aktuellen Haushaltsentwurf fehlen mehr als 6 Millionen Euro für die Förderung der Kinder- und Jugendhilfe in Dresden. Die damit verbundenen Kürzungen drohen auch die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in der Johannstadt weiter zu prekarisieren und bestehende Konflikte zu verschärfen.
Um dies zu vermeiden fordern wir Sie als Verantwortungsträger*innen auf, sich für die Erhaltung und Erweiterung präventiv wirkender Angebote einzusetzen. Dafür ist eine Schließung der Haushaltslücke unumgänglich. Setzen Sie sich für die Belange der Kinder, Jugendlichen und deren Familien ein.
Wir erwarten eine Positionierung des Stadtrates gegenüber der Stadtteilrunde Johannstadt.
Mit hoffnungsvollen Grüßen
die Stadtteilrunde Johannstadt
Im Dezember 2022
Anhang
Die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe in der Johannstadt sind:
- Kindertreff JoJo, in Trägerschaft des Kinderschutzbundes OV Dresden e.V.
- Jugendhaus Eule, in Trägerschaft des Kinderschutzbund OV Dresden e.V.
- Abenteuerspielplatz Johannstadt, in Trägerschaft des Kinderschutzbund OV Dresden e.V.
- Jugendtreff Trini, in Trägerschaft des Ev.-Luth. Stadtjugendpfarramt Dresden
- Streetwork City, in Trägerschaft des Treberhilfe Dresden e.V.
- Mädchenprojekt MAXI, in Trägerschaft des Frauen- und Mädchengesundheitszentrum MEDEA e.V.
- Schulsozialarbeit 101. Oberschule, in Trägerschaft des VSP e.V.
- Schulsozialarbeit 102. Grundschule, in Trägerschaft des VSP e.V.
- Schulsozialarbeit 113. Grundschule, in Trägerschaft des VSP e.V.
- Schulsozialarbeit Bertolt-Brecht-Gymnasium, in Trägerschaft des VSP e.V.
- Schulsozialarbeit Schule zur Lernförderung Dinglinger, in Trägerschaft des VSP e.V.
- Eltern-Kind-Treff „MOSAIK“, in Trägerschaft des Ausländerrat Dresden e.V.
- Jugendmigrationsdienst und Familienmigrationsdienst, in Trägerschaft des Caritasverband für Dresden e.V.
Am 15.12.2022 hat der Stadtrat auf Basis der Beschlussempfehlung des Jugendhilfeausschusses beschlossen, dass die Verwaltung des Jugendamtes für das Jahr 2023 4 Mio. Euro und für das Jahr 2024 5,75 Mio. Euro mehr Mittel für die Förderung freier Träger der Jugendhilfe als im Haushaltsansatz erhält. Grundlage dafür ist die Beschlussempfehlung des Jugendhilfeausschusses. Damit ist die Kinder- und Jugendarbeit in Dresden und in der Johannstadt für die Jahre 2023 und 2024 gesichert.