Rückblick: Aktion für sichere Schulwege auf der Pfotenhauerstraße

eingestellt am 30.05.2023 von Andrea Schubert (Stadtteilverein), Headerbild: Temporäre Radwegmarkierung Pfotenhauerstraße Foto: Fuss- und Radentscheid Dresden

Am 05.05.2023 fand von 07:00 bis 17:00 auf der Pfotenhauerstraße eine Aktion für sichere Schulwege statt. Die Initiative Fuß- und Radentscheid Dresden hatte einen symbolischen Radweg eingerichtet und die Aktion mit Unterstützung des Elternrates der 102. Grundschule Johanna umgesetzt.

Jetzt hat die Initiative “Fuß- und Radentscheid Dresden” Bilanz zu der Aktion gezogen:

In unmittelbarer Umgebung der Pfotenhauerstraße, nähe Bönischplatz befindet sich eine Grund-, eine Oberschule, die Berufsakademie, ein Gymnasium sowie mehrere Kindergärten. Viele Kinder und Jugendliche kommen mit dem Bus oder dem Rad zur Schule. Leider sind die Bedingungen für eine sichere und einfache Mobilität aktuell nicht vorhanden. An der Haltestelle Pfeifferhannsstraße fehlt beispielsweise eine sichere Querungsmöglichkeit, Radwege fehlen auf der gesamten Länge der Pfotenhauerstraße. So teilen sich Radfahrende den Straßenraum mit dem dichten Autoverkehr. Zusätzlich parken an den Fahrbahnrändern Autos. Diese Konstellation hat schon häufiger, auch in Dresden, zu Dooringunfällen mit teilweise tödlichen Ausgang geführt. Die sogenannten Dooringunfälle beschreiben die Kollision von Radfahrer*innen mit plötzlich geöffneten Autotüren.

„Einen solchen Unfall hätten wir beinahe an diesem Tag in der Gegenrichtung beobachten können. Oft fehlt es leider noch an Bewusstsein für die Gefährdung bei den Autofahrer*innen. Viele Radfahrer*innen trauen sicher auch nicht mit dem nötigen Sicherheitsabstand zu den parkenden Autos zu fahren. Im Bereich der Mittelinsel kam es wiederholt zu gefährlichen Überholmanövern.“ Dies berichtet Ulrike Medger, eine Sprecherin der Initiative. Allgemein gab es z. B. allein im Jahr 2021 auf der Pfotenhauerstraße sechs Unfälle mit Fuß- oder Radbeteiligung. Tödliche Unfälle gab es zum Glück bisher keine.

Die Pfotenhauerstraße bietet viel Platz, um auf beiden Straßenseiten einen geschützten Radweg einzurichten. Bisher liegen die Prioritäten bei der Gestaltung des Straßenraums jedoch noch beim Parken. In Artikel 1 der VwV-StVO heißt es: „Oberstes Ziel ist dabei die Verkehrssicherheit. Hierbei ist die ‚Vision Zero‘ (keine Verkehrsunfälle mit Todesfolge oder schweren Personenschäden) Grundlage aller verkehrlichen Maßnahmen.“

Aus diesen Grund braucht es sichere Radwege, die von allen genutzt werden können.

Am Aktionstag wurde darum ein symbolischer Radweg auf Höhe des Bönischplatzes bis zur Johannes-Gutenberg Oberschule eingerichtet. Zusätzlich wurde die Querung der Pfotenhauerstraße auf Höhe der Haltestelle Pfeifferhannsstraße durch Freiwillige begleitet. Kinder und Eltern konnten auf diesem Abschnitt erleben, wie der Schulweg anders gestaltet sein kann. Und es wurde dankend angenommen.

Auch für ältere Menschen sind solche sicheren Wege wichtig. Manche weichen aus Angst oder Unsicherheit auf den Gehweg aus. An diesem Tag waren das nur sehr wenige. Viele wünschten sich, dass der Radweg dauerhaft bleiben kann, insbesondere für die Sicherheit der Schulkinder und auch aller anderen Verkehrsteilnehmer*innen. Einzelne sorgten sich um die Parkplätze. Eine Stadt, die ein attraktives Fuß- und Radverkehrsangebot hat, wird von den Menschen auch mehr zu Fuß und auf dem Rad begangen und befahren. Besonders wenn dann auch noch das ÖPNV- und Carsharing-Angebot gut ausgebaut ist, gibt es für viele Menschen gar keinen Grund mehr mit dem eigenen Auto zu fahren oder sich erst eins zu kaufen. Dadurch gibt es auch mehr Parkplätze für jene, die dennoch auf ein privates Auto angewiesen sind – so die Argumentation des Fuß- und Radentscheids. Dass das wirklich funktionieren kann, zeigt das Beispiel Wien: Dort hat sich die Zeit der Parkplatzsuche von neun auf drei Minuten verkürzt. Warum? Der Fuß- und Radverkehr wurde gefördert, ein 365€-Jahresticket für den ÖPNV wurde eingeführt und der Parkraum bewirtschaftet

Des Weiteren bewegen sich die kleineren Schulkinder immer weniger. Der Schulweg spielt dabei eine große Rolle. Die Fahrt im Elterntaxi wird passiv wahrgenommen. Die schwedische Psychologin Jessica Westman hat in einer Untersuchung gezeigt, dass Elterntaxis Schulkinder antriebslos machen. „Besonders Mädchen zeigten während des gesamten Schultags weniger Motivation und Interesse am Unterricht, wenn sie vom Elterntaxi gebracht wurden. Laufkinder dagegen, die allein oder mit anderen zur Schule gehen, waren laut Studie selbstbewusster und aufmerksamer. Zugespitzt könnte man sagen: Das Elterntaxi steigert die Gefahr schlechter Noten.“

Kommen Schulkinder zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule lernen sie außerdem von früh an sich im Straßenverkehr zu bewegen. Für die Selbstständigkeit und das Selbstvertrauen der Kinder ist das ein wichtiger Schritt. “Und wer hat den Heimweg früher mit seinen Freunden nicht auch genossen?” so Ulrike Medger. “Der Schulweg war auch eine Zeit ohne Eltern. Wir konnten rumalbern oder auch mal rumbummeln. Die elternunabhängige Mobilität war nicht nur uns Kindern wichtig. Auch die Eltern selbst haben davon profitiert.”

Sichere und komfortable Radwege sind auf vielfältige Weise für alle ein Gewinn. Die Stadt muss hier endlich handeln. Der Bedarf sowie der Platz sind da.

Über den Fuß- und Radentscheid Dresden
Der Fuß- und Radentscheid Dresden plant ein Bürgerbegehren mit Forderungen für die konkrete Verbesserung der Fuß- und Radwege in Dresden, wie z. B. die sichere Umgestaltung von Kreuzungen, den Bau geschützter Radverkehrsanlagen und die Einrichtung von Fußgängerzonen. Die Forderungen wurden im Juli 2022 im Verkehrsmuseum vorgestellt und sind auf der Webseite furedd.de einsehbar. Den Beginn der Unterschriftensammlung plant die Initiative noch im Sommer 2023.

Quelle: Pressemitteilung Fuß- und Radentscheid Dresden

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