KultUrsprung
Ilona Birnstein
Aktive Johannstädterin
Gewonnene Heimat: Dresden-Johannstadt
Verlorene Heimat: –
„Ich bin inzwischen hier heimisch geworden. Johannstadt ist grün, Johannstadt ist bunt.“
Wo kommen Sie her und was bedeutet für Sie Heimat?
Ich bin 75 Jahre alt und wohne seit 1975 in der Johannstadt und bin inzwischen hier heimisch geworden. Damals war Johannstadt noch ein ziemlich kahles Stadtviertel und nicht so sehr anheimelnd. Da ich aus einem Gebiet kam, wo ich in einem Park gewohnt habe, hatte ich hier natürlich meine Eingewöhnungsschwierigkeiten. Ich bin aber inzwischen heimisch geworden. Johannstadt ist grün geworden, Johannstadt ist bunt, ich habe hier noch einen Sohn bekommen, der dann hier aufgewachsen ist.
Was bedeutet für Sie Heimat?
Heimat bedeutet für mich Geborgenheit in puncto räumlichen Sachen, die mir vertraut sind. Aber auch in persönlichen Sachen, wie z.B. die Menschen, die mir angenehm sind in puncto Liebe und Freundschaft, die mich umgeben. Heimat ist aber vor allen Dingen auch der Ort, wo ich geboren bin, weil diese ersten Kindheitserinnerungen ewig als vertraute Bilder im Gedächtnis bleiben.
Ich war mit Dresden immer sehr verbunden. Dresden ist auch eine meiner großen Lieben.
Hat sich da im Herbst `89 mit der Wende etwas geändert? Haben Sie Heimat dann vielleicht anders definiert?
In dem Sinne nicht, weil die Örtlichkeit gleich geblieben ist. Und ich hab ja auch zur Wende nicht die Wohnung wechseln können/müssen, nicht einmal innerhalb der Stadt. Damit ist das Gefühl nicht so hochgekommen.
Wie erleben Sie denn das nachbarschaftliche Miteinander in der Johannstadt?
Als positiv. Ich habe hier viele neue Freunde gefunden, auch über das Kulturzentrum. Der Kulturtreff war mein erster Gedanke als ich in Rente gegangen bin, mir in Richtung Freizeit neue Punkte zu suchen, in puncto Bildung und Freizeitgestaltung. Ich habe hier nette Kontakte gefunden und auch einige Freundschaften aufbauen können, die ich sonst in meiner anonymen Wohnung nicht gefunden hätte. Die gleichen Interessen bieten Basis für Gespräche, man lernt sich kennen und damit finden sich auch Freundschaften besser als wenn man nur kurz mal miteinander spricht.
Was ist eigentlich HEIMAT? Wie drückt sie sich aus? Ist sie greifbar, sichtbar, hörbar? Oder ist HEIMAT doch vielmehr ein Gefühl als ein Ort?
Mit dem Ausstellungsprojekt KultUrsprung zeigte der Johannstädter Kulturtreff e.V. im Jahr 2018 verschiedene Sichtweisen auf verlorene und (neu) gewonnene Heimat von Johannstädter BürgerInnen und AkteurInnen. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage nach dem Heimatverlust, der sowohl durch einen Systemwandel als auch durch Flucht und Migration hervorgerufen werden kann.
Für die Ausstellung wurden 8 Johannstädter Senior*innen sowie Akteur*innen mit Fluchthintergrund interviewt.
Einen Einblick in einzelne Interviews erhalten Sie hier.
Das Projekt wurde gefördert durch den Fonds Soziokultur und den Verfügungsfonds Nördliche Johannstadt.