Das Infotelefon des Gesundheitsamtes ist unter der Nummer 0351-4885322 von Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr erreichbar. Unter der Telefonnummer sind Ansprechpartner zu erreichen, die Auskunft für Bürgerinnen und Bürger, Institutionen und Einrichtungen sowie für Fachleute zum Thema Corona-Virus geben oder weitervermitteln.
Momentan gibt es in Dresden keinen bestätigten Coronavirusfall. In Sachsen, im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ist eine erste Infektion mit dem Virus SARS-CoV-2 aufgetreten. Die Kontaktpersonen werden durch das zuständige Gesundheitsamt ermittelt.
Inkubationszeit und Symptome
Die Inkubationszeit des Virus SARS-CoV-2 beträgt nach derzeitigem Stand bis zu 14 Tage. Der Nachweis über eine Ansteckung erfolgt durch einen Rachen- und Nasenabstrich. Die Ergebnisse des Tests liegen laut Sächsischem Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt nach drei bis fünf Stunden vor. Ein Test wird nur bei Personen durchgeführt, die nachweislich Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Virus SARS-CoV-2 nachgewiesen wurde oder die in einem vom RKI-definierten Risikogebiet waren und Symptome zeigen. Krankheitssymptome sind ähnlich einer Erkältung wie Frösteln und Halsschmerzen oder grippeähnlich wie Fieber, Husten, Atemprobleme sowie Kopfschmerzen.
Zuständigkeit des Gesundheitsamtes
Das Gesundheitsamt ist Ansprechpartner für Menschen, die sich in einem vom RKI definierten Risikogebiet aufgehalten haben und für Personen, die Kontakt zu einem Coronavirus-Erkrankten hatten. Bei Symptomen ohne Aufenthalt in einem Risikogebiet kann der Hausarzt kontaktiert werden. Vor einem Besuch sollte eine telefonische Anmeldung erfolgen. Dem Arzt ist es möglich, nach Abschluss der eigenen Diagnostik, einen Abstrich durchzuführen und im Labor untersuchen zu lassen.
Wie in der Grippesaison allgemein üblich, ist die Einhaltung der gängigen Hygieneregeln ein guter Ratgeber. Gründliches Händewaschen mit Seife von mindestens 20 Sekunden – für Kinder: zwei Mal „Happy Birthday“ singen – , das Unterlassen von Händeschütteln, das Husten in die Armbeuge, das Abstandhalten sowie häufiges Lüften.
Informationen sind auf der Seite des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, der Seite des Robert-Koch Instituts und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zusammengetragen.
Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.
eingestellt am 03.03.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Begängnis in der "Platte". Die Hochhausmelodien lockten zahlreiche Besucher*innen. Foto: Philine Schlick
Der Andrang war groß bei den zweiten Hochhausmelodien des Kunsthaus Dresden im Mehrgeschosser Florian-Geyer-Straße 15. Kulturradio und Lokalzeitungen hatten sie fleißig beworben, die Hausbegehung der besonderen Art, und so pilgerten zahlreich Menschen zu Fahrstuhlmusik und Couch-Konzert. Zwischen den Inszenierungen fand sich so manche reale Begebenheit, die im Kontext skurril anmutete …
“Das fühlt sich an wie vierhundert”, sagt Frieder Zimmermann. Gemeinsam mit Caterina Other und Jessica Jäckel bildet er die Band Tworna, die gerade nach ihrem Auftritt im Wohnzimmer von Frau Thielemann im vierten Stock zwischen Wohnküche und Schrankwand ihren Applaus entgegennimmt. Tatsächlich brandet dieser ähnlich gewältig wie die Wogen unter dem Schiff auf dem Bild an der Wand. Etwa zehn Zuschauer*innen sind in große Filzlatschen geschlüpft und haben sich auf Sofas und Stühlen breit gemacht. Eine halbe Stunde lang durften sie lauschen, dann wartete schon die nächste Besatzung.
Lohnende Hürden
Bis zum ersten Konzert galt es für die Gäste, etliche Hürden zu nehmen: Anmeldung im Vorfeld für je nur eine Veranstaltung pro Person, rechtzeitige Abholung der reservierten Karten vor Ort (mit persönlicher Unterschrift!), Eintragung in die Warteliste bei weiteren Konzertwünschen. Dann das Warten auf den goldenen Gong und Abfahrt mit dem Fahrstuhl in die entsprechende Etage pünktlich zehn Minuten vor Konzertbeginn. Puh, geschafft! Der meisterhaften Logistik war es letztendlich zu verdanken, dass der “Sturm aufs Wohnheim” gesittet und reibungslos verlief.
Doch, Moment mal, warum dürfen diese zwei Herren hier eigentlich ohne Ticket vorbei? Ach so, ein Umzug. Höflich aneinander vorbei gedrängelt konnte sogar noch dieser inmitten des Ausnahmezustands gemeistert werden. Und dann war da noch die Dame, die im ungewöhnlichen Getümmel ihre Wohnung nicht wiederfand und bei ihrer Suche durch alle Stockwerke von allen Seiten eskortiert wurde …
“War das jetzt echt?”
Und der Ruf “Können Sie mal ein bisschen leiser machen im sechsten Stock!” – gehörte der jetzt zur Inszenierung oder war er echt? Vorsichtshalber auf leisesten Sohlen erklimmen wir den 15. Stock, um auf der Fahrt nach unten die angepriesene Fahrstuhlmusik zu genießen. Nur zwei Personen auf einmal sind erlaubt bei diesem intimen Konzert.
Die Geige von Emily Yabe fiedelt sich in höchste Höhen, aber die Fahrt geht abwärts – die Sinne geraten durcheinander. Die Fahrstuhl- wird zur Raumfahrt. Siehe da, ein Stück Himmel zittert auf dem Bauch der Violonistin. Die Musik steigert sich zu einem nervenzerfetzenden Crescendo – die Türen öffnen sich. Wie ertappt sitzt man da – im falschen Stockwerk. Die Türen schließen sich wieder und beim nächsten Halt ist die wohl kurzweiligste Fahrstuhlfahrt der Welt schon vorüber.
Draußen vor dem Café für Alle ist das Gitarristen-Duo von verträumter Lounge- zu süffiger Blues-Musik übergegangen. Das mag mit dem rauer gewordenen Wind zusammenhängen. Die Musikusse spielen tapfer weiter. Auf dem Kuchenbuffet lockt schon wieder eine neue Kreation und “frischer Kaffee ist fertig!”
Die Wartezeit lässt sich angenehm vertreiben. Ein paar Meter weiter scheint sogar die Sonne. Blinzelnd und mit in den Nacken gelegtem Kopf klettert der Blick am Hochhaus hinauf, auf dessen Balkonen Menschen ins Land zeigen auf ihrer Pause von der Wanderung durch das Hochhaus.
Sie haben dieselbe Veranstaltung besucht und alle etwas anderes gesehen.
Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.
eingestellt am 29.02.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Vielfalt an Angeboten und Ansprechpartner*innen
Foto: Meike Weid, Johannstädter Kulturtreff
Beitrag von Anja Hilgert
Die Vorstellung, dass die Sprache, die die Mutter spricht, nicht nur in ihre Umgebung nach außen tönt, sondern auch nach innen, in den eigenen Körper und zu dem Kind, das sie darin trägt – ist ein gefühlvoller Nachklang des begegnungsreichen Nachmittags am 21.Februar im Johannstädter Kulturtreff anlässlich des International Mother Language Day.
Muttersprache zu pflegen, was bedeutet das? Warum ist es von Bedeutung, in der eigenen Sprache sprechen, denken und träumen zu können? Und wie gelingt Verständigung?
Das Gefühl von Heimat
Die Muttersprache bindet in die eigene familiäre, verwandtschaftliche, die regionale, kulturelle und im weitesten Sinne irdische Herkunft. Die Identität wurzelt in ihr. Sie hat schon vor dem körperlichen Eintritt in den Erdenraum das Dasein ummantelt wie eine Klangglocke. Die Sprache ist Mittlerin in unsere Herkunft. In der Sprache fühlen wir uns zuhause. Und sie nehmen wir überall hin mit, wenn wir unser Heimatland verlassen. Dann trägt wie mütterlich die Sprache im fremdklingenden Raum dieses Gefühl von Heimat.
Ein Gewimmel von bestaunenswerten Menschen füllte den Veranstaltungssaal. Manche waren in schillernder Kleidung gekommen, paillettenbesetzt, aufwändig bestickt oder farblich überleuchtend, die Frisuren gesteckt, der Scheitel gezogen, Lippen bemalt inmitten einer weniger auffälligen Menge und doch markanten Vielfalt auch derer, die in Alltagskleidung als Gäste der Veranstaltung gekommen waren.
Jedes Alter war vertreten. Dort saßen die Frauen höheren Alters, die Hände in den Schoß gelegt, wohnten mit und ohne Kopfbedeckung dem Treiben wohlwollend lächelnd bei, an den Pfeilern lehnten Männer, standen locker verteilt in den hinteren Reihen, ein paar Teenager drückten sich an der Wand entlang und auf Matten verteilt und in voluminösen Sitzsäcken versunken gruppierten sich die vielen Kinder jeglichen Alters.
Der International Mother Language Day war die Auftaktveranstaltung einer Reihe, die unter dem Titel „Platte im Wandel – Kreatives Stadtlabor“ das Johannstädter Stadtteilleben in künstlerischen Ansätzen bewegen, anregen, erlebbar machen will.
Mitmachen, ausprobieren, kennenlernen
Im Rahmen des Projektes PLATTENWECHSEL – Wir in Aktionfand er in Kooperation mit dem ESF-Projekt Kulturlotsen – Brücken zwischen den Kulturen der Zentralbibliothek im Vereinshaus des Johannstädter Kulturtreffs so zum ersten Mal statt. Der veränderten, noch ungeübten sprachlichen und kulturellen Vielfalt im Stadtteil war ein Ort geöffnet für Ausdruck und Austausch.
Bewohner*innen der Johannstadt waren Akteur*innen und Ansprechpartner*innen und boten Workshops zum Mitmachen, Ausprobieren und Kennenlernen unterschiedlichster kultureller Techniken und Fähigkeiten. Mitteilungsdrang und die Freude, sich zu zeigen, schufen eine erwartungsfrohe Stimmung. Aus jeder Richtung der Welt kam ein Puzzlestück ins vibrierende Ganze.
Ein stolzer Tanz aus Bangladesch, von Mutter und Tochter dargeboten, eroberte eingangs das Parkett. Dann ein Duo aus Mann und Frau, er aus Indien, sie aus Griechenland, kein Paar, sondern Interessenverwandte, turnten verbal durch griechische Zahlenreihen, mit denen humorvoll und bunt der Satz des Pythagoras erklärt war wie in noch keiner Schule.
Wortschatz: BH und Odol
Eine asiatisch anmutende Portugiesin wies an sich selbst darauf hin, mit ihrem Aussehen keinem Klischeebild zu entsprechen und nahm, während sie den Gesang des Fado vorstellte, allen unausgesprochenen Irritationen den Wind aus den Segeln. Damit brachte sie geschickt die Themen von Bikulturalität, Muttersprache und Mehrsprachlichkeit, Diversität und Migrationshintergrund ins Spiel, der an diesem Nachmittag hoch im Kurs stand.
Ein indonesischer Student mit „Vatermörderkragen“ hatte lustigen Sinn für solche Vokabeln und auch fürs Phänomen viktorianischer Kolonialherrenkleidung. Mit seiner Ko-Referentin, die in bewusster Lust das Indonesische vortrug, klärten sie auf, dass aus Dresden der BH und Odol fest in den indonesischen Sprachschatz aufgegangen sind. Dann knallte, schnalzte und zischte der Raum von Lauten eines südafrikanischen Dialekts – welcher es war von den zwölf oder 300?, oder wie in Indonesien 700 gelebten Sprachen, das war nicht mehr zu ermitteln.
Mitten hindurch zog der Kasperle eine lange Kette von Kindern hinter sich her und verschwand gemeinsam mit Zauberern und Oma Sonja zum Spielen im Nebenzimmer. Weit entfernt von den Straßen im Süden ihres Landes, hatte eine Inderin den Sinn der Mandalas neu entdeckt und leitete steif gewordene Hände und Hirnwindungen an, in geschickter Handhabe mit mehrfarbigen Fäden das kunstvolle Geheimnis um Stäbchen zu wickeln.
Im Anschluss an die Präsentationen und das Singen teilten sich die Teilnehmenden auf verschiedene Workshops auf und machten in kleinen Gruppen Erfahrungen z.B. mit der Chinesischen Teezeremonie, mit Kalligraphie, Henna-Tattoos oder betätigten sich ganzkörperlich beim Bollywood-Dance und einem Bellydance-Workshop. Für die Kinder gab es einen Malwettbewerb, der am Ende ausgewertet wurde.
Es wurde viel gelacht im Vielsprachengewirr. Die Erdkugel drehte nicht schnell genug, um mit dem begeisterten Tempo der Darbietungen Schritt zu halten.
Kaleidoskop der Interkulturalität
Der Ablauf von vier Stunden Festprogramm war glücklich geordnet angeschrieben, denn tatsächlich hätte man verloren gehen können in der dicht aufeinanderfolgenden Fülle tänzerischer, musikalischer, landeskundlicher und insgesamt kultureller Beiträge: Aus Bangladesch, Indien, Rumänien, Südafrika, Singapur, Arabien, Portugal, Griechenland, Indonesien, Deutschland, China und vielleicht noch weiteren unentdeckt gebliebenen Ländern wurden kunstreich, ambitioniert oder humorvoll vielverzweigte Aspekte kultureller Herkunft ergründet.
Von den Veranstalterinnen moderierend verknüpft, ergab sich ein kühnes Kaleidoskop von Interkulturalität. So ist es also, und das kann entstehen, wenn unterschiedliche Kulturen frei aufeinandertreffen können und sich gegenseitig den Raum schenken, im Sprechen, im Lauschen und Zuhören, im Genießen, Staunen und Erkennen.
Das Publikum sprang mit seiner Aufmerksamkeit mit auf die Bühne, nahm regen Anteil und erhielt schließlich die unwiderstehliche Aufforderung, mitzusingen in einem sich gerade aufbauenden Lied. Kaum ein*r widerstand. In riesengroßem, gemeinsamem Kreis, der sie alle mit einschloss, die da waren, wurden mit Ellen und Karo Lieder gesungen, die kultur- und sprach- und identitätsübergreifend einfach sehr, sehr viel Spaß machten. Danach war der Wärmepegel erheblich gestiegen, fand Auswege in glühende Wangen und leuchtende Augen. Kleine Wortwechsel entstanden hier und da, manche schüchtern, mit stärker wechselnden Blicken und einem Lächeln, manchmal wurde ein ganzes Gespräch daraus.
Emotional erreichte die Veranstaltung ihren Höhepunkt mit dem Auftritt von Sani, der mit seiner Gitarre innig verbunden ein mehrstrophiges Lied sang, mit dem Titel Ami Banglay Gaan Gay. Dieses Lied war ergreifend schön. Die Kinder wurden alle still und lauschten, die Schultern der Erwachsenen sanken tiefer und im Laufe der Strophen entspannte der ganze Saal, wurde ruhig und war hingegeben. Mit diesem Lied, das nur dargeboten und nicht näher erläutert worden war, erklärt sich ohne weitere Worte der Beweggrund eines International Mother Language Day. Auch der stolze Impetus der Tanzaufführung zum Eingang des Festes versteht sich von hier aus besser.
Bangla ist die Muttersprache der Bengalen. In schon zwanzigjähriger Tradition wird der International Mother Language Day rund um den Globus immer am 21.Februar gefeiert. Dieses Datum legte die UNESCO Konferenz 1999 in Bangladesch fest im Gedenken an die vier Studenten, die nach der Kolonialzeit für das Recht der Bengalen auf ihre Muttersprache im damaligen Ost-Pakistan protestiert und ihr Leben gelassen hatten. Heute ist jener Teil Ostpakistans der unabhängige südostasiatische Staat Bangladesch, dessen Name sich zusammensetzt aus bangla ‚bengalisch‘ und desch ‚Land‘.
Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.
eingestellt am 26.02.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Blick in den betreffenden Innenhof am Mittwoch. Die Arbeiten laufen. Foto: Philine Schlick
Im Innenhof Pfeifferhanns-/Florian-Geyer-Straße sorgen Baumfällarbeiten für Aufregung. Da die WGJ das anliegende Wohngebäude barrierefrei gestaltet und breitere Feuerwehrzufahrten schafft, müssen zehn Bäume weichen. Anwohner*innen sehen den schattigen Spielplatz in Gefahr. Eine kurzfristig eingereichte Petition erhielt zahlreiche Unterschriften. Die WGJ zeigt sich verwundert.
Es war am Montag, als der Sohn von Angela Schubert nicht wie gewohnt auf seinem Kletterbaum spielen konnte, denn dieser war nicht mehr da. Von den Arbeitern, die im Innenhof zugange waren, erfuhr die erschrockene Anwohnerin, dass für die laufende Woche Baumfällarbeiten geplant seien. Angela Schubert startete umgehend die Petition “Rettet den Spielplatz und die Bäume”, die innerhalb von 24 Stunden über 200 Unterschriften zählte.
Sorge um den schattigen Spielplatz
Traurig und machtlos habe sie sich gefühlt, erzählt Angela Schubert am Telefon. Sie ist keine direkte WGJ-Anwohnerin, sondern Anrainerin des Innenhofes. Wie viele nutzte sie den hügeligen Spielplatz mit ihrer Familie. “In der Johannstadt gibt es wenige schattige Spielplätze”, beklagt sie. Bei sommerlichen Temperaturen sei es nicht möglich, den “Piratenspielplatz” an der Elbe zu nutzen. Er liegt in der prallen Sonne. “Familien aus der ganzen Johannstadt nutzten den Spielplatz im Innenhof als Alternative”, weiß sie zu berichten. Die Fällung der Bäume schmerzt sie.
Die WGJ indessen zeigt sich erstaunt über die Petition. Bereits 2018 seien die Modernisierungsmaßnahmen am Wohnblock Pfeifferhannsstraße 22 bis 24 angekündigt gewesen, so Pressesprecherin Julia Grotjahn. Das Wohnhaus soll, besonders für ältere Bewohner oder Bewohner mit Behinderung, barrierearm umgebaut werden. Dazu wird eine größere Feuerwehrzufahrt- und Aufstellfläche benötigt, was die Baumfällungen bedinge.
WGJ sichert Erhalt des Spielplatzes zu
Persönliche Gespräche im Innenhof vor Ort mit dem WGJ-Vorstand und verantwortlichen Mitarbeitern im Jahr 2018, Begehungen jeder einzelnen Wohnung und Beantwortung individueller Fragen im Jahr 2019 hätten stattgefunden, heißt es von Seiten der WGJ. Eine offizielle Modernisierungsankündigung mit detaillierter Beschreibung der Baumaßnahmen im Jahr 2019 und eine Mieterinformationsveranstaltung im Januar 2020 hätten zusätzlich auf das Vorhaben aufmerksam gemacht.
Für die zehn gefällten Bäume sichert die WGJ in Absprache mit dem Umweltamt Ersatzpflanzungen zu. “Wir als Genossenschaft haben den Anspruch, möglichst nachhaltig und umweltfreundlich zu agieren. So pflanzen wir jedes Jahr mehr Bäume und Sträucher, als notwendig. Zu weiteren, umweltfreundlichen Maßnahmen der WGJ zählen z.B. der Erhalt von Schmetterlingen und Wildbienen in Form von Schmetterlingswiesen und das Aufstellen einer Skulptur, die Wildbienen ein Zuhause bietet”, argumentiert Grotjahn.
Der Spielplatz und die dazugehörigen Bäume blieben erhalten und seien nach den Baumaßnahmen wieder zugänglich, so die WGJ. Ein genaues Datum wurde allerdings nicht genannt.
Angela Schubert zeigte Verständnis für Baumfällungen in Fassadennähe, kritisiert aber, dass auch mindestens zwei Bäume weiter im Innenhof weichen mussten. “Wenn man gewollt hätte, hätte man das anders gestalten können”, ist sie überzeugt.
Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.
eingestellt am 25.02.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Den Clowns machen die Auftritte mindestens so viel Spaß wie den Kindern. Foto: Philine Schlick
Nichts ist für die bestehende Ordnung so wichtig wie ein Funken Anarchie. Monatlich beweisen das die Auftritte der Schulclowns Elisabeth Gröschel und Hendrik Müller an der 102. Grundschule “Johanna”. Ihre unerwarteten Auftritte platzen in den Schulalltag und sorgen für helle Begeisterung. Und siehe da: Plötzlich verwandeln sich Kinder in ziemlich strenge Erwachsene.
“Papierverschwendung!”, ruft es aus der ersten Reihe. “Teamarbeit!”, fordert der Kinderchor. “Aufräumen!”, pflichten die Schüler*innen der Klasse 2c ihrer Lehrerin bei. Was ist passiert? Vor der Klasse stehen, in weiten karierten Hosen, “Herr und Frau Clown”. So heißen die Lehrerin Elisabeth Gröschel und der Schulsozialarbeiter Hendrik Müller, wenn sie sich ihre Gesichter weiß schminken und die rote Kugelnase aufsetzen. Manchmal aber auch “in Zivil” auf den Gängen.
“Prima, Herr Clown!”
Gerade ist das Clowns-Duo in das Klassenzimmer gestolpert. “Hallo! Salam Aleikum”, kräht die Klasse begeistert. Nicht fehlen darf die mit Sternen verzierte Kiste. Nicht nur Lachen provozieren die beiden Clowns bei ihren Auftritten, sondern auch erhobene Zeigefinger. Die Kinder beobachten peinlich genau, was schief läuft und posaunen ihre Kritik laut heraus. Papier auf den Boden geworfen? Den anderen geschubst? Etwas einfach weggenommen? Die Klasse legt ihr Veto ein. Wenn die Clowns artig sind, gibt es auch mal ein Lob: “Prima, Herr Clown!”
Am heutigen Donnerstagmorgen absolvieren die Schulclowns drei Auftritte hintereinander. Eine schweißtreibende Angelegenheit – trotz winterlicher Temperaturen und einer “eher bewegungsarmen Nummer”. An manchen Tagen sind es sechs hintereinander. Elisabeth Gröschel und Hendrik Müller haben sich im Sozialarbeits-Büro umgezogen und geschminkt. Sich gegenseitig knuffend und schnatternd eilen sie zum ersten Klassenraum. “Wir müssen jetzt noch ganz viel reden”, erklärt Elisabeth. Denn als Clowns agieren sie stumm. Die Vorfreude ist ihnen deutlich anzumerken. Elisabeth hebt die Faust und klopft polternd an die Tür.
Für die Kinder kommt das Klopfen an der Tür unerwartet. Die Lehrerin schmunzelt schon. Sie wurde lange im Vorfeld über den Besuch der Clowns unterrichtet und weiß, dass sie im Anschluss die ungestüme Klasse bändigen muss. Aber der Spaß, die Abwechslung und das Lachen sind es wert.
“Alleine schafft man das nicht”
“Der Schulalltag ist geprägt von Regeln und Struktur”, sagt Elisabeth Gröschel im Anschluss an die Auftritte. “Deshalb wollten wir für etwas Leichtigkeit sorgen.” Seit 2018 tut sie das mit ihrem Kollegen Hendrik Müller. Lehrstunden nahmen sie beim Baba-Jaga-Darsteller Rainer König . Die Schneiderei der Staatsoperette war so freundlich, die weiten Clownshosen passgerecht anzufertigen – die Kosten trug der Förderverein der Grundschule. “Wir haben vier Punkte festgelegt”, erklärt Hendrik Müller. “Erstens: Alle lachen gemeinsam. Zweitens: Die Kinder sollen kulturell gebildet werden. Drittens: Ein soziales Thema wird angesprochen. Viertens: Die Clowns sollen zu Identifikationsfiguren der Schule werden.”
Zurück im Klassenzimmer: “Die Clowns!” Mit diesem Ruf reißt es nahezu alle Schüler*innen von den Sitzen. Während der Darbietung fällt es schwer, die Kinder auf Distanz zu halten. “Aber das ist etwas, dass sie lernen sollen”, erklärt Elisabeth Gröschel. “Dass man einem Künstler mit Respekt begegnet. Deshalb fordern wir am Ende auch einen Applaus ein.” Bewusst spielen die Clowns miteinander im Duo – die Kinder bleiben Zuschauer. “Alleine schafft man das nicht”, sagt Elisabeth Gröschel und meint damit die Mammutaufgabe, mit einer ganzen Klasse zu interagieren.
Nicht nur bei Kindern wirken die Clowns als lebendige Stimmungsaufheller: Auch die Weihnachtsfeier des Lehrerkollektivs lockerte das Clowns-Duo auf. Zwei Jahre ist das Projekt knapp alt und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Hendrik Müller möchte deshalb im zweiten Schulhalbjahr mit Fragebögen Schüler, Eltern und Lehrer um eine Bewertung der Schulclownerie bitten, um das Projekt auszubauen oder anzupassen. Ziel ist es, die Schulclowns auch an anderen Schulen auftreten zu lassen.
Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.
Die Johannstadt bekommt ein Gymnasium am Standort der 101. Oberschule Johannes Gutenberg an der Pfotenhauerstraße 42. Bis 2025 wird das Gebäude doppelt genutzt sein – danach zieht die 101. Oberschule auf die Cockerwiese. Am Montag und Dienstag können Schüler*innen für das Gymnasium angemeldet werden.
Um dem Bedarf an Gymnasien in Dresden zu begegnen, beschloss der Stadtrat im Juli 2019 die Einrichtung eines Gymnasiums in der Johannstadt am derzeitigen Standort der 101. Oberschule Johannes Gutenberg. Dem Gymnasium wird das zweite Obergeschoss des Hauses A zur Verfügung stehen. Hier stehen vier Klassenräume sowie ein PC-Kabinett zur Verfügung. Die Fachkabinette werden gemeinsam mit der 101. Oberschule genutzt. Die Verwaltung und der Lehrerbereich befindet sich in unmittelbarer Nähe der Klassenräume. Jährlich können vorerst drei fünfte Klassen aufgenommen werden.
Nach und nach sollen Klassenräume ergänzt werden. Die vorhandene 3-Feld-Sporthalle biete “ausreichend Kapazitäten für eine gemeinschaftliche Nutzung von Gymnasium und Oberschule. Ein entsprechendes GTA- Angebot legt die Schule fest”, so das Schulverwaltungsamt.
Pünktlich zum Schulstart 2020/21 wird das Gymnasium Dresden-Johannstadt im Schulgebäude Pfotenhauerstraße 42 erstmals seine Türen öffnen. Die Anmeldung für das Gymnasium ist am Montag und Dienstag in der 101. Oberschule Johannes Gutenberg möglich.
Anmeldung für das Gymnasium Dresden-Johannstadt
Montag, 24. Februar 2020 von 8:00 bis 16:00 Uhr / Dienstag, 25. Februar 2020 von 14:00 bis 18:00 Uhr
Mitzubringen sind:
Original der Bildungsempfehlung (wird von der Grundschule ausgehändigt)
Aufnahmeantrag (Original – wird von der Grundschule ausgehändigt). Bitte beachten Sie: Antrag ist auch bei getrennt lebenden Sorgeberechtigten von beiden zu unterschreiben!
Geburtsurkunde (Original nur zur Vorlage)
Das zuletzt erstellte Jahreszeugnis
Die zuletzt erteilte Halbjahresinformation der zuvor besuchten Schule.
Einen Schulaufnahmebescheid sollen die Eltern im Juni 2020 erhalten.
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eingestellt am 06.02.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Die Zukunft von Johann*s Eisfenster hängt von einer würdigen Nachfolge ab. Foto: Philine Schlick
“Johann*s Eisfenster” am Bönischplatz sucht einen Nachfolger. Das besagt ein Schild in der Fensterscheibe. Es liegt nahe, dass die Zukunft der Standorte Neustadt und Pieschen vom Eisfenster in der Johannstadt abhängt.
Johann*s Eisfenster ist geschlossen – im Winter eigentlich nichts ungewöhnliches, denn Saison war von Frühjahr bis Herbst. Doch jetzt klebt ein gelber Zettel in der Scheibe: Nachfolger gesucht.
Inhaber Leander Bienert hatte bereits im November für das “Café Komisch” in der Neustadt eine Pause angekündigt. Einen dritten Standort stellte seit 2008 der umgerüstete Bauwagen vor dem Elbcenter Pieschen dar. Bienert betrieb die Eis-Läden gemeinsam mit Martin Petzold, der für die Eisproduktion zuständig war.
In der Johannstadt wurde das Eis für alle drei Standorte in altgedienten DDR-Maschinen produziert. Jetzt suchen die Eismänner eine Nachfolge – ob nur übergangsweise oder endgültig, bleibt ebenso offen wie die Frage, ob es schon Meldungen auf das Angebot gibt.
Auf eine Anfrage an die ausgeschriebene Mailadresse erhielt die Redaktion bislang keine Antwort. Laut Aushang besteht für Interessenten die Möglichkeit der Einarbeitung – die Maschinen und das Interieur sollen demnach am Platz erhalten bleiben.
Wer also noch einen Sommer-Job mit Beliebtheitsgarantie sucht, sollte sich melden: cafeKomisch@web.de. Ohne Eisladen verlöre der Bönischplatz ungemein an Charme.
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eingestellt am 01.02.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Es durfte in die Zukunft geträumt werden beim Johannstadtforum im Januar 2020. Foto: Anja Hilgert
Beitrag von Anja Hilgert
Wenn überwältigend zahlreich Stadtplanquadrate, Aufrisse und hochformatige Mehrfarbendrucke professionell präsentiert werden und den Ausbau eines Stadtviertels bis in konkrete Details skizzieren, ist vom langen Arm der Stadt bereits reichlich Vorarbeit geleistet worden. So kann der Eindruck entstehen, mit visionärer Wucht und Vehemenz stünde wie mit einem Mal das Neue direkt vor der Haustüre. Die Fakten und Ansätze wurden lebhaft diskutiert bei der Informationsveranstaltung “Soziale Stadt Nördliche Johannstadt” am 25.1.2020.
Es wird konkret
Manche Bewohner*innen des beplanten Viertels merken von der neuen Entwicklung erst etwas, wenn der Kran über der Baugrube schwingt. Viele wissen nicht darum, dass ihr alltäglich erfahrenes Lebensumfeld in den Augen von Stadtplanungsamt und Stadtrat sowohl für förderbedürftig, als auch für förderwürdig befunden wird. Und wieder andere, die mit stärkerem Bezug zum Viertel leben, haben vielleicht eine vage Vorstellung von dem, was an Veränderung im Kommen ist.
Vor Ort wird es jetzt konkret. Entwicklung findet bereits statt, die entscheidende Frage ist, wie man so viele Menschen wie möglich erreicht und zur Beteiligung anregt. In der Nördlichen Johannstadt wird die Zukunft im Laufe der nächsten vier Jahre mit besten Mitteln von Stadt und Land so gestaltet, dass sie in der Tat stattfinden kann. Genau genommen setzte sie am vergangenen Montag mit einem Spatenstich auf dem Trinitatiskirchgelände bereits an.
Kritikpunkte Aldi-Bäume & Parkplätze
Von Beginn an herrschte bei der Informationsveranstaltung unter den mehr als 100 Anwesenden Anspannung im Saal. Mitgebrachter Unmut, aufgebaute Fronten, Neugierde, Unverständnis und Widerstand gaben eine potente Mischung ab.
Repräsentativ für die Bevölkerungsentwicklung im Viertel waren gut 50 Prozent der Besucher*innen um und über 60, viele sind Bewohner*innen der umliegenden Plattenbauten und Wohnhöfe.
Ein straff moderierter Zeitplan baute aus elf Projektpräsentationen einen Spannungsbogen, in dem sich Neuerung an Neuerung reihte. Dem Staunen waren keine Grenzen gesetzt, doch nicht alle nahmen die Informationen mit interessiertem Vergnügen auf.
An die Vorträge anschließende Fragen waren befindlich gestimmt, furchten der Nachfrage nach angestammten Parkplätzen und Tiefgarageneinfahrten die Bahn, sodass kaum konstruktiv mit alternativen (Denk)Wegen geantwortet werden konnte. Die Hoffnung auf mehr Gesprächskultur musste sich an die Infostände der einzelnen Redner*innen verlagern, die in Menschentrauben dann auch rege aufgesucht wurden.
Probleme treffen auf Projektideen
Von den einen notgedrungen als spannungs- und konfliktreich empfunden, werden die Herausforderungen, vor die der gesellschaftliche Strukturwandel uns stellt, von anderen als Aufruf verstanden, ins Handeln zu kommen.
2014 hat der Stadtrat einen Teil der Nördlichen Johannstadt als Fördergebiet Soziale Stadt festgelegt. Hier, in attraktiver Lage am dicht bebauten Rand der Innenstadt, kommen die Widersprüche und Unvereinbarkeiten der im Umbau befindlichen Gesellschaft besonders deutlich zum Ausdruck.
Im Zuge städtebaulicher Entwicklungen und infrastruktureller Versäumnisse seit den 1990er Jahren hat der Stadtteil mit Dresdens drittgrößter Großwohnsiedlung nach Prohlis und Gorbitz eine Abwertung erfahren, die sich in mangelhafter, verödeter Bausubstanz, Defiziten der Infrastruktur und einer Verwahrlosung im öffentlichen Raum niederschlägt.
Daraus resultiert eine sozial prekäre Lage. Die Quote an einkommenschwachen und sozial benachteiligten Haushalten sowie der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund liegt innerstädtisch überdurchschnittlich hoch. Probleme wie fehlende soziale Teilhabe, mangelnder Zugang zu Bildung und Kultur, Segregation, Anonymität, Altersarmut, Lärm, Schmutz, Vandalismus, Drogen, Jugendkriminalität zeigen den besonderen Entwicklungsbedarf des Quartiers an.
Rund 15 Millionen Euro fließen bis 2024 in das Gebiet und werden ausgeschüttet auf die sich nun konkretisierenden Bauvorhaben und Projekte, die in der Informationsveranstaltung vorgestellt wurden und unter diesem Link einzusehen und nachzulesen sind. Schwerpunkte bildeten die Neubauten des Integrierten Familienzentrums des Deutschen Kinderschutzbundes und des Stadtteilhauses Johannstadt sowie der Umbau der Trinitatiskirchruine zur Jugendkirche. Alle drei modernen Gebäude sind nach unterschiedlichen Gesichtspunkten und mit vielseitigen partizipativen Angeboten als offene Häuser und Orte der Begegnung geplant, die allen Stadtteilbewohner*innen offen stehen. Sie wollen zur Identität der Johannstadt beitragen.
Sie haben jeweils zum Ziel, die Wirksamkeit bestehender Dienste zu vergrößern und sozialen Einrichtungen Räume zur Verfügung stellen, um ihren Adressatenkreis zu erweitern, mehr Menschen aktiv einzubinden und Möglichkeiten für Kontakt, Begegnung, gemeinsame Aktivitäten und Veranstaltungen zu schaffen.
Ein besonderes Augenmerk aller Projektpartner*innen liegt auf der Erhöhung der Bildungs- und Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen, insbesondere aus finanziell und sozial benachteiligten Familien, denn in ihnen wächst die kommende Generation, die eine positive Gestaltung unserer Gesellschaft fortsetzen kann. Insofern absolut erfreulich hervorzuheben ist, dass Schüler*innen der BOSS MEAL-Schüleraktiengesellschaft der 101. Oberschule das Catering übernahmen und die Teilnehmenden mit erfrischenden Getränken, Früchten und kleinen Speisen versorgten.
Jetzt wird gebaut – eine Übersicht
Umgestaltung des Bönischplatzes (Baubeginn März 2020) für eine Aufwertung des Öffentlichen Raums an der Verkehrsader des Viertels, Pfotenhauerstraße mit Buslinie 62: Anwohner*innen reklamierten die wunschgemäße Umsetzung eines Trinkbrunnens. Für den Ersatz der wegfallenden 40-50 Parkplätze prüft die Stadt den Bau eines Parkhauses.
Ersatzneubau der Turnhalle 102. Grundschule „Johanna“ (2021/2022) als Einfelder-Sporthalle, die auch von bestehenden Vereinen genutzt werden kann: Anwohner*innen des angrenzenden Wohnblocks wünschten aus Gründen des Lärmschutzes eine Verlegung des Schulspielhofes auf die Schulgebäuderückseite, anstatt nach vorn zur Pfotenhauerstraße
Umgestaltung der ehemaligen Stephanienstraße (2021/2022) als begrünte, im Einzelnen noch gestaltbare und vielleicht gemeinschaftlich pflanzbare Allee, erschließt die Einbindung des Umfelds ehemaliges Plattenwerk. Bedauert wird der Wegfall der Aktionsfläche auf der Brache, die als Rodelhang, als Skaterfläche, als Bikeparcours, für Picknicke und Feste frei genutzt wurde, mit dem Impuls, private Grundstückseigentümer möglichst einzubeziehen in die Stadtteilneuerung. Senior*innen betonten Erholungsqualität und Ruheanspruch im Quartier, die das erholsame grüne Band der Elbwiesen allein nicht für alle abfangen kann.
Zur Jugendkirche umgebaute Trinitatiskirche (2020/2021): Während der gesamten Bauphase soll Transparenz herrschen, so gibt es online Bilder einer Webcam von der Baustelle und die Einladung zum Fest zum Baubeginn am 28. März. Eine engagierte Wortmeldung betonte die generationsübergreifende Verbundenheit im Stadtbezirk mit der Trinitatiskirche unter deren angestammtem Namen, der identitätsstiftend wirke. Der Wunsch, dies bei der Namensgebung der zukünftigen Jugendkirche zu bedenken, erhielt viel Beifall.
Neubau des Stadtteilhauses als Ersatzneubau für die angestammte Institution des Johannstädter Kulturtreffs sowie die Angebote des Ausländerrats und des Kindertreffs JoJo, verbunden mit der Neugestaltung des Bönischgartens mit integriertem Spielplatz sowie der ehemaligen Blumenstraße (2022/2024). Für den Ersatz der wegfallenden PKW-Stellplätze wird aus der Anwohnerschaft der Bau einer zweietagigen Tiefgarage unter dem Stadtteilhaus angeregt – ein Anliegen, dass das Stadtplanungsamt zur Prüfung mitnimmt.
Mit Interesse wurde auch das ebenfalls vorgestellte private Wohnungsbauvorhaben der FLÜWO-Bauen Wohnen eG zwischen Käthe-Kollwitz-Ufer und Florian-Geyer-Straße wahrgenommen, das in diesem Jahr mit der Errichtung von 120 1-5-Zimmerwohnungen am Käthe-Kollwitz-Ufer beginnt.
Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.Die Veranstaltungsdokumentation des Quartiersmanagements sowie alle Präsentationen der Veranstaltung finden Sie hier zum Download.
eingestellt am 01.02.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Perspektive auf den Straßburger Platz. Foto: Alexandra Jentsch
Gastbeitrag von Alexandra Jentsch
Den meisten Dresdnern dürfte der 26er Ring, welcher das erweiterte Dresdener Zentrum umfasst, ein Begriff sein. Weniger bekannt ist die historische Struktur des sogenannten Environringes auf die er zurückgeht. Dieser verband die am Eingang zur Stadt errichteten Schläge und Torhäuser, an denen das Marktgeld erhoben wurde. Der Weg, der die Stadt also einst außerhalb ihrer Tore umrundete, wurde im Laufe der Jahrhunderte von ihr überwuchert und zu einer vielstreifigen Verbindung ausgebaut, deren östlichen Teil heute die Güntzstraße bildet.
Da eine Verbindung ihrem Wesen nach auf ihre Endpunkte ausgerichtet ist, rauscht der Teil dazwischen meist vorbei. Auf dem Weg zum Großen Garten oder in die Neustadt, zur Arbeit oder zum Bahnhof. Ihr funktionaler Straßenraum ist auf Durchlass ausgerichtet, wenig nur hält den Blick, der auf das Ziel gerichtet ist oder nach innen. Doch lässt man sich kurz aufhalten, wird gebremst von einer Straßenbahn oder einer Ampel und schafft es in einem unbeschwerten Moment die Aufmerksamkeit kurz nach außen zu wenden, nach rechts und links zu sehen, wird der Blick dankbar aufgefangen und belohnt, bevor sich die Türen schließen, die Ampel auf Grün umschaltet und man weiter treibt.
Lange Zeit hörte die Güntzstraße, wie der an ihrem Nordende angrenzende Friedhof, auf den Namen des Propheten Elija, bevor sie 1938 der Erinnerung an Justus Friedrich Güntz gewidmet wurde. Der vom Schicksal schwer geprüfte Herausgeber des Dresdner Anzeigers überführte die Einnahmen seiner Zeitung in eine Stiftung, deren Wirkung noch heute, etwa durch das Pflege- und Seniorenheim „Clara Zetkin“ oder die Zwillingbrunnen am Albertplatz sichtbar ist. Hier auf dem östlichen Ring ist sie wenig präsent, sodass die wichtigste Verbindung des Mäzens zu „seiner“ Straße wohl die Familiengruft auf dem Eliasfriedhof ist.
Die Straße scheint zu altern, je weiter man nach Norden kommt. Während auf dem mittlerweile zum Denkmal erklärten Friedhof die Zeit seit dem 19. Jahrhundert still steht, streben am Südende, dem Straßburger Platz, moderne, sich gegenseitig reflektierende Glasfassaden empor. Nur die an schwarz-gelben Tagen berstende Sportsbar und die schräg gegenüber mahnende Gedenkstätte für den einstigen Namensgeber des Platzes – Julius Fučík – können sich in ruhigen Nächten noch Geschichten aus der Vorwendezeit erzählen. Mitreden könnte dabei sicher auch das in den 50ern entstandene Berufliche Schulungszentrum für Bau und Technik, an dessen Zugang, vom Grünspan umflossen, der ewig wissende Lehrmeister dem tüchtigen Schüler die Richtung weist.
In entgegengesetzter Richtung liegt der sogenannte Güntzpalast, der zur näheren Betrachtung einlädt. Ebenfalls im sachlichen Stil der 50er Jahren erbaut, schmückt die zur Striesener Straße ausgerichtete Hauptfassade ein Fries, dessen hart geschnittene Figuren in mehreren Szenen die Stadtgeschichte nachstellen.
Die unterschiedlichen Vorhänge in den hohen Fenstern und Erkern bilden ein buntes Mosaik gegen den farblosen Dresdner Winter. Analog zu den emporstrebenden Einwohnern des Studentenwohnheimes schmückt „Der Flugwille des Menschen“ den Vorplatz des Gebäudes, wobei die gen Himmel wirbelnde Brunnenskulptur einige Jahrzehnte auf ihre endgültige Fertigstellung im Jahr 2015 warten musste.
Gelernt wird auch am westlichen Ufer der Straße, wo der Neubau des St. Benno-Gymnasiums seiner 300-jährigen Tradition und dem vergleichsweise unscheinbaren Gegenüber eine preisgekrönte Architektur entgegensetzt, deren Blau selbst im peripheren Sichtfeld der Vorbeirauschenden auffällt.
Dass die Straße nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch einer des Schaffens ist, beweist u.a. die Werkstatt des Lebenshilfe e.V. für Menschen mit Behinderungen, wo die Mitarbeiter*innen in geduldiger Fließbandarbeit die kleinen Plasteschächtelchen zusammen falten, welche sich bald mit mundgerecht geschnittenen Fruchtstückchen gefüllt in den Auslagen der Obst- und Gemüsehändler finden.
Auf der Zeitreise gen Norden, stehen jenseits der Holbeinstraße mit dem Bürogebäude der Landesversicherungsanstalt und der Akademie für Kunstgewerbe, welche heute einen Teil der Hochschule für bildende Künste beheimatet, zwei Bauten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nebeneinander.
Die Reliefs der Fassade der Rentenversicherung blicken mahnend zu ihrem musischen Nachbarn hinüber, der sie im Torbogen über einem Seiteneingang zum Hof als lustiges Gesicht mit einladend aufgerissenem Mund empfängt. Hinter der reich verzierten Fassade mit den schweren Türen liegen ruhige Gänge, deren Wände mit großformatigen Bildern der Student*innen behangen sind.
Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.
eingestellt am 25.01.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Der neue Jüdische Friedhof in der Johannstadt. Foto: Alexandra Jentsch
Gastbeitrag von Alexandra Jentsch
Am Rande der tosenden Fetscherstraße steht, etwas eingerückt, hinter einer Reihe von Bäumen eine Mauer. Der Efeu kriecht an ihr empor bis zu den Giebeln, die sie in unregelmäßigen Abständen überragen und den Passanten die blinde Rückseite zuwenden. Folgt man dem Verlauf der Mauer weiter in die Fiedlerstraße, wird sie zu einem durchlässigen Zaun, dessen schlanke Glieder den Blick frei geben auf ein strahlend weiß gestrichenes, niedriges Gebäude, dessen bescheidene Kuppel von einem verzierten Davidstern gekrönt wird. Man betritt den Neuen Jüdischen Friedhof.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Zwischen den Reihen der Gräber liegen sauber geharkte, schattige Wege, auf denen das Rauschen der Stadt fern scheint. Statt Blumenschmuck liegen auf einigen Grabsteinen kleine Steine. Ansonsten fallen dem Laien zunächst mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zu den christlichen Ruhestätten auf. Tatsächlich bezieht sich die Gestaltung der meisten Grabmale des 1867 eröffneten Friedhofes auf die damals vorherrschenden Strömungen in Kunst und Architektur.
Mehr noch als beim Alten Jüdischen Friedhof, nahe der Bautzner Straße, auf dem hebräische Inschriften auf verhältnismäßig schlichten Grabsteinen vorherrschen und noch häufiger jüdische Handwerkssymbole zu finden sind, wird hier auf dem Neuen Friedhof aus Klassizismus und Jugendstil zitiert. In dieser Orientierung an christlichen Friedhöfen, in der Formsprache der teils sehr prachtvollen, säulengestützten Bögen und Giebeln, kann man einen Ausdruck der Jüdischen Assimilation und Emanzipation in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts sehen, welche letztlich in der (formellen) rechtlichen Gleichstellung mündete.
Jüdische Geschichte
Von Sandstein, Granit oder Marmor lassen sich noch heute die Namen einiger Protagonisten dieser Entwicklung ablesen. Der 1829 geborene Emil Lehmann zum Beispiel. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, war politisch sowohl als Stadtverordneter, als auch im Landtag aktiv und brachte u.a. einen Antrag auf Abschaffung des Judeneides ein, dem letztlich entsprochen wurde. Oder Georg Arnhold (1859 – 1926), der heute den meisten wohl vor allem durch das von ihm gestiftete Schwimmbad bekannt ist. Sein Engagement für die Gesellschaft zeigte der Bankier außerdem durch die Unterstützung der Friedensbewegung.
Auch über das Wirken der Familie Bondi, der Familie Salzburg, des Dr. Wolf Landauer und etlicher weiterer ist heute noch einiges bekannt. Von den allermeisten aber bleiben nur die Inschriften auf den Grabsteinen: ein Name, eine Zahl, ein Ort, vielleicht eine kurze Widmung. Und dennoch, setzt man diese Daten in den historischen Kontext, sprechen die Toten, erzählen ihre Geschichte und werden zu einem Chor, der die Geschichte der Juden in Deutschland erzählt. † 1917 Ypern, † 1938 Dresden, † 1942 Auschwitz.
Für die Überlebenden der Shoa wird der Friedhof zu einem Ort des Neuanfangs. Ein Wiederaufbau der Alten Synagoge, die während der Novemberpogrome 1938 niedergebrannt wurde, ist nach dem Krieg nicht möglich und so wird im Jahr 1950 der Davidstern, der von einem ihrer Nebentürme gerettet und während des Krieges versteckt werden konnte, auf die Kuppel der ehemaligen Totenhalle gesetzt und diese zur Synagoge geweiht. Hier wird von der Bima aus wieder die Tora gelesen, hier sammelt sich die kleine Gemeinde bis 2001 schließlich die Neue Synagoge fertiggestellt wird. Zu diesem Zeitpunkt leben bereits wieder über 700 Juden in Dresden und der Kuppelbau wird seinem ursprünglichem Zweck zugeführt.
„Haus der Ewigkeit“ lautet eine Übersetzung des hebräischen Begriffs für Friedhof. Die Gräber werden gemäß der Gesetzte des Judentums nicht eingeebnet, werden nicht für eine begrenzte Frist gemietet, sondern bleiben. Zu ihnen kommen die Jüngeren, an denen es ist, die Geschichte weiter zu erzählen.
Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.
Ob Nachbarschaftsfeste, Vortragsreihen, interkulturelle Veranstaltungen oder Antirassismustraining – Projekte, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern, brauchen Geld. Wie ehrenamtlich Engagierte ihre Projektideen finanzieren können, erfahren sie auf der Messe „Fokus Förderung“.
Förderer stellen sich vor
Am Mittwoch, dem 29. Januar, stellen sich lokale, regionale und bundesweite Fördermittelprogramme ab 17 Uhr in der JohannStadthalle Dresden vor. Mit dabei sind das Sächsische Sozialministerium, die Bürgerstiftung Dresden, die Ostsächsische Sparkasse Dresden, die Sächsische Jugendstiftung und zahlreiche andere Fördermittelgeber, die sowohl spezielle Programme für Dresden, als auch sachsen- bzw. bundesweite Projekte fördern.
Messe als Kontakt-Ort
In diesem Jahr liegt der inhaltliche Schwerpunkt der Messe auf Demokratieförderung und integrativem Engagement. Ziel ist es, den persönlichen Kontakt zwischen Fördermittelgebern und potenziellen Antragstellern zu ermöglichen und konkrete Fragen gleich vor Ort besprechen zu können. Organisiert wird die jährlich stattfindende Fördermesse vom House of Resources des Kulturbüros Dresden (Büro für freie Kultur- und Jugendarbeit e.V.). Die Auftaktveranstaltung im vergangenen Februar besuchten 180 Interessierte
Das House of Resources unterstützt das gesellschaftliche Engagement von Migrantinnen und Migranten durch Beratung, Weiterbildung und Vernetzung und durch einen Mikroprojektefonds auch finanzielle Förderung für integrativ wirkende Projekte.
Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.
eingestellt am 18.01.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Fetscherstraße in Blickrichtung Norden. Foto: Alexandra Jentsch
Gastbeitrag von Alexandra Jentsch
Dresden ist keine Großstadt. Eher eine Ansammlung mehrerer kleinerer Städte, die sich für ein gediegenes Stelldichein im Elbtal getroffen haben. Wenn einmal so etwas wie ein Gefühl von Großstadt aufkommt, ist es auf den großen Straßen. Auf der Fetscherstraße zum Beispiel. Ein kommentierter Spaziergang.
Als gut zwei Kilometer langer, präziser Schnitt trennt sie die Johannstadt von Striesen. Als eine der Hauptadern des östlichen Dresdens verbindet sie den Großen Garten mit der Waldschlösschenbrücke und dem jenseitigem Elbufer. Auf ihren gedachten Nullpunkt, das Palais, wies auch die einstige Benennung als Fürstenstraße hin, die sich heute noch in der Fürstenallee des Großen Gartens wiederfindet. 1946 erfolgte die Umbenennung nach dem im Vorjahr ermordeten Rainer Fetscher, dessen Biographie zwischen Eugenik und antifaschistischem Widerstand zu einer tiefergehenden Auseinandersetzung einlädt.
Bebauung als Spiegel der Geschichte
Gegenwärtig empfindet man zumindest den Lautstärkepegel als sehr urban, wenn man sich aus der Fürstenallee kommend in den fließenden Autoverkehr einreiht und durch das gescheckte Spalier der Platanen schnurstracks gen Elbe radelt. Die vorüber ziehende Bebauung durchmisst die Dekaden weniger gradlinig. In unmittelbarer Nähe des Platzes, der passenderweise nach dem tschechischen Pädagogikreformer Johann Amos Comenius benannt ist, steht ein Gebäude, welches heute die 6. Grundschule beherbergt. Der 1957/58 errichtete Bau steht als ein frühes Beispiel der Pavillonschule, deren offene Bauweise eine Abkehr vom einschüchternden Kasernencharakter gründerzeitlicher Schulgebäude darstellt, unter Denkmalschutz.
Wirkt die Bebauung in diesem südlichen Bereich noch nach dem verhältnismäßig einheitlichen Prinzip der Sachlichkeit errichtet, beginnt je weiter man Richtung Fetscherplatz vordringt ein Zickzackkurs durch die Zeit. Auf der Striesener Seite ducken sich gründerzeitliche Villen vor den konfettibunten Neunziger Jahren der Johannstadt in den Schatten der Baumkronen. Etwas weiter stehen sich mit dem Arthushof und dem Wohngebäude der Nummern 33 bis 37 wiederum zwei recht unterschiedliche Protagonisten gegenüber, die jedoch beide der Zeit der Jahrhundertwende entstammen. Bei der Wohnzeile handelt es sich allerdings bereits um eine Reinkarnation aus Nachkriegszeiten.
Brodelnde Kreuzungen, stille Wiesen
An der brodelnden Kreuzung Blasewitzer Straße knickt die Straße nach Norden ab. Hier eröffnet sich der charakteristische Blick gen Waldschlösschenbrücke. Im Sommer flirrt die Luft in der Ferne über dem Asphalt und lässt die silbrig graue Blechkarawane am Horizont wie eine Fata Morgana aus einem Hollywoodstreifen wirken, der die Freiheit der Straße besingt. Man radelt dem Blick hinterher, vertieft sich in das Bild und kann erst im letzten Moment einer sich vom Parkstreifen her plötzlich öffnenden Fahrertür ausweichen. Man flucht leise und fährt, nun wieder aufmerksamer, weiter Richtung Pfotenhauerstraße. Hier finden sich drei Institutionen, in deren Ballung, wer mag, mehr als nur räumliche Zusammenhänge hinein interpretieren kann.
Rechterhand liegt die weitläufige Anlage des traditionsreichen Universitätsklinikums Carl Gustav Carus, welches seit 1901 hier untergebracht ist. Linkerhand folgt auf den Jüdischen Friedhof, dessen Außenmauern sich von der Straße abkehren und mit dessen Innerem sich ein anderer Artikel beschäftigt, der Ostflügel des Pflege- und Seniorenheimes Clara-Zetkin, als denkmalgeschütztes Überbleibsel eine wesentlich größeren Komplexes, dessen Nordflügel komplett zerstört wurde.
Einen versöhnlichen, kreierenden Abschluss bildet der Standort der Hochschule für bildende Künste an der Pfotenhauerstraße, wo sich seit 1910 der Bildhauerei gewidmet wird und wo man entscheiden kann, ob man dem Sog der Großstadt auf die Brücke und über die Elbe folgt oder sich von ihr abwendet und in die ruhigen Elbwiesen flüchtet.
Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.
eingestellt am 02.01.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Müllstern in der Elbwiese. Foto: Philine Schlick
Weihnachten und Silvester sind die Zeit der Geschenke, des Schlemmens und des Feierns – und damit die Hoch-Zeit des Mülls. Die “orangefarbenen Engel” der Stadtreinigung bringt ihn für die Haushalte um die Ecke. Alles können sie jedoch nicht bereinigen. Eine schmutzige Auseinandersetzung mit einem leidigen Thema.
Grün, braun und schwarz sind die Tonnen, die regelmäßig von der Stadtreinigung Dresden geleert werden. Seinen Sitz hat das Unternehmen in der Johannstadt und ist damit ein Lokalmatador.
Susanne Kirsch, Pressesprecherin der Stadtreinigung, bestätigt, was angesichts überquellender Müllbehälter naheliegt: Zu Weihnachten und Silvester hat das Entsorgungspersonal besonders viel zu tun. Essen, Verpackungen und Gegenstände landen nicht nur massenweise auf dem Gabentisch, sondern auch in der Tonne. Oder daneben. In der Johannstadt, in der sich zahlreiche Ein- und Mehrfamilienhäuser finden, ist das Müllaufkommen höher als in anderen Stadtteilen, so Kirsch.
Auf die richtige Tonne kommt’s an
Probleme ergeben sich, wenn Autos den Zugang zu Mülltonnen versperren oder Tonnen mit “falschem” Müll befüllt sind. In diesem Fall wird der Behälter markiert und muss vom jeweiligen Eigentümer sortiert werden: Metall in der Gelben Tonne, Plastik im Biomüll, Elektronik im Restmüll: Solche Fehler behindern das umweltfreundliche Recyceln des Abfalls.
Der Inhalt der schwarzen Restmülltonnen wird von den orangefarbenen Lastern der Stadtreinigung zur Biologisch-Mechanischen Abfallaufbereitungsanlage (BMA) am Hammerweg verbracht. Dort wird der Inhalt sortiert und entwässert. Das Endprodukt der Prozesse ist Trockenstabilat, ein Ersatzbrennstoff, der alternativ zu fossilen Brennstoffen in Zement- und Kraftwerken verwendet wird. Der Heizwert des Stabilats, das lose oder als Pellet ausgeliefert wird, ist mit 12 bis 14 MJ je Kilo doppelt so hoch wie der von Braunkohle.
Der Rest vom großen Fest
Eine Extraportion Müll muss die Stadtreinigung am Ende des Jahres bewältigen. Für die ausrangierten Tannenbäume stehen Container bereit.
Das Aufsammeln der Raketen- und Böllerreste bleibt Besen und Kehrmaschinen überlassen. Diese rollen über Pflaster und Asphalt – was vorerst liegen bleibt, sind die Müllnester auf den Elbwiesen. Die Radwege an der Elbe werden nicht anlassgebunden, sondern zu ihren regulären Terminen gereinigt.
Am Neujahrsmorgen war zu beobachten, wie sich Spaziergänger*innen mit Mülltüten am Großreinemachen beteiligten. Eine sinnige Idee. Was allerdings kleinteilig im Gras, in Gebüschen oder auch im Fluss landet, bleibt ungezählt. So sehr die Johannstädter*innen ihre Elbwiesen, Tiere und Kinder und vor allem die Stille lieben – zum Silvesterabend wird das über Bord geworfen und einiges aufs Spiel gesetzt.
Verwunderlich ist besonders, dass volle Verpackungen und Flaschen enthusiastisch zu den Knallplätzen geschleppt werden – das Leergut jedoch regelmäßig an Ort und Stelle verbleibt, als wäre auf dem Heimweg eine Hand weniger frei.
Was übrig bleibt vom großen Rausch ist ein gehöriges Maß an Müll. Am Neujahrstag hatte die Stadtreinigung allein in der Innenstadt 25 Tonnen gesammelt – bis zum Mittag. Insgesamt wird mit bis zu 45 Tonnen gerechnet. Same procedure as every year. Von den Knalltraumata der heimischen Fauna ganz abgesehen.
Ein Johannstädter Feuerwerk …?
“Es ist ja der Witz am Rausch, dass er gegen die Vernunft ist”, stellt Elisabeth Raether richtig fest. “Für wenige Momente erscheint das Menschsein wunderbar und mühelos.” Nun, von allen Rauschzuständen ist die Böllerei wohl die fragwürdigste. Ein Feuerwerk bietet wenigstens einen Augenschmaus – aber dumpfes Knallen? Das liebe Geld …
Verfechter*innen der alljährlichen Böllerei berufen sich auf die Tradition, böse Geister zu vertreiben. Böse Geister haben nur dort Platz, wo der Mensch von allen guten verlassen ist.
Dass nun gerade diese unnachhaltigste aller Traditionen beibehalten werden soll, erscheint mir unverständlich. Alternativ böte sich ein Neujahrsgesang an. Ein Blaskonzert, Pauken und Trompeten. Eine Feuershow, eine Lampion-Lichterkette. Eine bunt angestrahlte Waldschlösschenbrücke.
Oder, um der pyrotechnischen Kunst zu frönen: Ein zentrales Johannstädter Feuerwerk, finanziert vom Stadtteil, gezündet vom Profi. Herzchen und das Logo des SSV Turbine, ein dickes “JO!”, Kleeblätter und den Elbebiber könnte man in den Himmel schießen, dreißig fantastische Minuten lang und sich dafür feiern.
Es bliebe Zeit, den Blick zum Himmel zu richten und in aller Ruhe zu staunen ohne die ständige Furcht, eine verirrte Rakete in den Kragen zu bekommen. Das Gefummel an der Lunte unterbliebe und beide Hände wären frei – für die Liebsten, das Smartphone oder um sie lässig in die Jackentaschen zu stecken. Sauberes Neues!
Tanne adé!
Folgende Container-Standplätze zur Weihnachtsbaumabgabe befinden sich vom 30. Dezember bis 11. Januar kostenfrei in der Johannstadt:
Blumenstraße/Arnoldstraße
Bönischplatz
Hopfgartenstraße/Gerokstraße
Holbeinstraße (Nähe Permoserstraße)
Marschnerstraße/Dinglingerstraße
Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.
eingestellt am 24.12.2019 von Philine Schlick, Headerbild: Worte können Brücken sein. Foto: Thomay Bay
Gastbeitrag von Thomas Bay
Jetzt ist wieder die Zeit, in der es früh dunkel wird. Wenn ich abends durch die Johannstadt gehe, kann ich die festlich geschmückten Fenster sehen und Weihnachtslieder hören, deren Thema nicht selten Frieden ist. Die Feiertage sind wie jedes Jahr schneller da als gedacht und man wünschte sich im Rahmen von Familie und Freunden gerne auch ein friedliches Weihnachtsfest. Bei den Messen wird aus dem Lukasevangelium eine der wichtigsten Botschaften Christi vorgetragen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“.
Bei Geld für Rüstung herrscht Einigkeit
Aber wie sieht die Welt um uns herum aus? Inzwischen hört man praktisch täglich in den Medien das immer lauter werdende Säbelrasseln, die ununterbrochenen Rufe nach höheren Militärausgaben, nach mehr und noch tödlicheren Waffen sowie weiteren Militäreinsätzen. Während die Koalition in Berlin an 1,5 Milliarden Euro für arme Rentner fast zerbricht und man in den Medien widerstreitende Standpunkte lesen bzw. hören konnte, herrscht bei mehr Geld für Rüstung eine seltene Einigkeit von Grün bis Blau. Auch in den Medien ist kaum ein gegenteiliger Standpunkt zu finden. Von immer neuen Rüstungsprojekten, über den Aufbau einer europäischen Armee, um zukünftig auch ohne Unterstützung der USA eigenständig Krieg führen zu können, bis zu immer neuen Militäreinsätzen – demnächst werden wir wohl auch vor der chinesischen Küste verteidigt – gibt es zu allem kaum noch Widerspruch. Im Gegenteil: Jeder noch so widersinnige Vorschlag, wie deutsche Marineschiffe im Pazifik, findet breite Zustimmung in der Politik, der Presse und den dort auftretenden Expert*innen. Und ich frage mich: Wo soll das hinführen?
Haben mehr Waffen mehr Frieden gebracht?
Hat das Mehr an Waffen und militärischen Interventionen in den letzten Jahren und Jahrzehnten die Welt um uns herum sicherer gemacht? Oder hat es zu den vielen Konflikten in unserer Nachbarschaft beigetragen, diese verschärft und zum Teil nicht sogar erst verursacht? Inzwischen werden Abrüstungsverträge wie der INF-Vertrag, der zur Vernichtung aller landgestützten Mittelstreckenraketen der USA und UdSSR führte, gekündigt. Die Diplomatie besteht praktisch nur noch aus gegenseitigen Vorwürfen, um auf Biegen und Brechen die eigene Position durchzusetzen oder Ultimaten aufzustellen, um den Gegner mit Sanktionen zu überziehen, unter denen in der Regel die Bevölkerung im jeweiligen Land am meisten zu leiden zu hat.
Wer sich dafür einsetzt, die Position des Opponenten und seine Gründe zumindest nachzuvollziehen und zu verstehen, sich mit ihm zusammenzusetzen und zu verhandeln, wird ganz schnell als Wen-auch-immer-Versteher diskreditiert, wenn nicht gleich zum Sympathisanten und Unterstützer erklärt, um jede Diskussion darüber mittels Kontaktschuld im Keim zu ersticken. Dieser Trend ist auch in Deutschland zu beobachten: Die verschiedenen politischen Lager reden fast nur noch übereinander und kaum noch miteinander, was zu einer immer tieferen Spaltung der Gesellschaft und Eskalation der Gewalt führt. Selbst zur Hochzeit des Kalten Krieges schafften es die amerikanischen und sowjetischen Kontrahenten sich an einen Tisch zu setzen, miteinander zu reden und vertrauensbildende Maßnahmen sowie Abrüstungsverträge zu vereinbaren. Warum ist das heute nicht mehr möglich? Wo sind die Politiker*innen und Medienschaffenden, die diese Position vertreten? Wo sind die Menschen, die ihren Wunsch nach einer solchen Politik lautbar werden lassen?
Was könnte alles erreicht werden …?
1800 Milliarden Dollar haben die Staaten der Welt im letzten Jahr für Rüstung ausgegeben. Dieses Jahr werden es noch mehr gewesen sein und bald 2 Billionen erreicht. Jahr für Jahr für Jahr. Der deutsche Verteidigungshaushalt wird 2020 die Rekordsumme von über 50 Milliarden Euro betragen und wenn in den kommenden Jahren das Zwei-Prozent-Ziel der Nato erreicht wird, werden es rund 70 Milliarden sein. Was könnten die Menschen mit diesem Geld alles erreichen, wenn wir es für sinnvollere Dinge als Waffen ausgeben würden? Mit einem Bruchteil des Geldes ließe sich ein Großteil der ökonomischen, sozialen und ökologischen Probleme, vor denen die Menschheit heute steht, lösen oder zumindest deutlich mildern und dadurch die Ursachen vieler Konflikte der heutigen Zeit beseitigen oder wenigstens stark verringern. Was ließe sich nicht alles damit finanzieren? Zugang zu ausreichend sauberen Trinkwasser und Nahrung, funktionierende Bildungs- und Gesundheitssysteme, Bekämpfung der wachsenden sozialen Spaltung, zukunftsfähige Verkehrs- und Informationsinfrastruktur, Erhalt und Schutz der Natur …
Wir leben in keiner perfekten Welt. Waffen und die Fähigkeit sich zu verteidigen werden vorerst weiterhin notwendig sein. Wie wir an den Beispielen Jemen und Nordsyrien sehen, ist es jederzeit möglich, dass ein Land seinen Nachbarn überfällt und dort Krieg führt. Und es muss noch nicht einmal die Ächtung der Weltgemeinschaft oder auch nur der westlichen Wertegemeinschaft fürchten. Doch wäre es für unser aller Sicherheit und Wohlergehen nicht sinnvoller, mehr miteinander und auch mit dem (geo)politischen Gegner zu sprechen, anstatt immer weiter rhetorisch zu eskalieren?
Lasst uns die kommenden Tage und das nächste Jahr nutzen, um wieder mehr einander zu reden und einander zuzuhören, im Kleinen wie im Großen. Ich wünsche uns allen ein friedliches 2020.
Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.
eingestellt am 19.12.2019 von Philine Schlick, Headerbild: Katja Hilbert, Sindy Berndt und Bertil Kalex, der für den LeihLaden die Bewerbung übernimmt. Foto: Philine Schlick
Anfang des Monats ist der LeihLaden ein Jahr alt geworden. Der LeihLaden, das sind Sindy Berndt, Katja Hilbert, etliche Helfer*innen und ein Lager, das just von der Dürerstraße in die Pfotenhauerstraße 66 umgezogen ist. Sein Sortiment umfasst 50 Produkte – vom Dörrautomaten bis zum Moskitonetz.
Als 2018 offenbar wurde, dass das Projekt “LeihLaden” im Rahmen des Zukunftsstadt-Projekts nicht gefördert wird, waren Sindy und Katja schon zu verliebt in die Idee, um sie aufzugeben. “Wir machen das jetzt!”, stand für beide fest. Ohne Fördermittel dann eben in der Low-Budget-Version.
Sehnsucht nach einer Gegenwelt
Doch der Reihe nach: Vor nunmehr sechs Jahren muss es gewesen sein, als Sindy Berndt die Idee durch den Kopf geisterte. “Damals war ich im Veranstaltungsmanagement tätig”, erinnert sie sich. Das bedeutete Kongresse und für diese stets ein neues, schickes Outfit. “Nach einem Kongress gelten schicke Schuhe als abgelaufen. Ich war mittendrin in der Konsumgesellschaft”, sagt Sindy.
Sie sehnte sich nach einer Gegenwelt und erträumte sich einen Laden, in dem die Waren ausgeliehen, nicht verkauft werden. Einen Leihladen! Sie googelte das Wort und stellte fest, dass sie nicht die Erste mit dieser Idee war. In Berlin funktionierte das Konzept bereits. Sie nahm Kontakt auf und tauschte sich aus. Ihr Zutrauen war allerdings gering: “Ich dachte nicht, dass so etwas in Dresden funktioniert.”
Es sollte bis zur “Ladeneröffnung” tatsächlich noch dauern, bis Sindy im Rahmen ihres Studiums auf Katja Hilbert traf. In einem Seminar sollte eine Projektidee entwickelt werden. Nur welche …? Sindy kramte den LeihLaden wieder hervor und beide gingen mit so viel Esprit ans Werk, dass es schließlich nicht zur Debatte stand, die außergewöhnliche Geschäftsidee wieder in einer Schublade verschwinden zu lassen.
Laden ohne Laden
2018 war es dann so weit: Der LeihLaden entstand, allerdings ohne Ladenfläche. “Wir hatten ein Lager auf der Dürerstraße. Da ich die ganze Woche dort arbeite, konnte ich für den Verleih immer schnell rüberhuschen”, erzählt Katja. Seit vergangener Woche befindet sich das neue Lager im Keller der Pfotenhauerstraße 66, der Adresse des Büros Nachhaltige Johannstadt 2025. Dort ist in den Hinterräumen auch ein Regal mit Baby-, Koch-, Campingsutensilien und Werkzeug gefüllt.
Das Sortiment umfasst 50 Artikel. Sein Umfang richtet sich auch nach der Nachfrage. “Wir haben auf Facebook eine Umfrage gestartet, was wir noch anschaffen sollen”, erzählen Katja und Sindy. Seither ist der LeihLaden um den im Herbst begehrten Dörrautomaten, einen Glühweinaufbereiter, eine Sofortbildkamera und einen Einmachtopf reicher. Der erste und in seiner Beliebtheit nicht gesunkene Artikel ist eine Heizplatte. Bald folgt eine Lötstation vom Repaircafé.
Wir sind kein Schrottplatz!
Spenden und Ideen sind jederzeit willkommen im LeihLaden, aber: “Wir sind kein Schrottplatz!”, betonen Sindy und Katja. Ihnen liegt das nachhaltige Konzept am Herzen. Gegenstände auszuleihen richtet sich gegen die Konsumflut, spart Platz in den eigenen Räumlichkeiten und schafft Kontakt. Doch dafür müssen diese intakt und gebrauchsfertig sein.
Kaputt kam bislang noch kein Teil zurück – nur eines verspätet, berichten die Gründerinnen. Die Ausleihdauer wird individuell und sinnhaft abgesprochen. “Ein Lauflernwagen muss natürlich nicht nach zwei Wochen wieder hier sein”, sagt Katja lachend. Um für den Wert der Gegenstände zu sensibilisieren, bezahlen Nutzer*innen eine Kaution. Rück- und Übergabe werden dann abgesprochen.
Neben dem Verleih organisieren die Frauen Workshops zum Thema Nachhaltigkeit. Am 2. Februar findet in der JohannStadthalle ein Nachhaltigkeitsnachmittag statt, wo die Herstellung von Bienenwachstüchern, Kerzenziehen aus Wachsresten und ein Stoffwindel-Workshop stattfinden werden. Vom LeihLaden gehen nicht nur Heizplatten, sondern auch weitergegebenes Wissen aus.
Und was ist der größte Geburtstagswunsch? Ein richtiger Laden natürlich, mit Auslage und Schaufenster – und dafür ganz viele Spenden, sagen Sindy und Katja.
Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.