Was lokale Partizipation bedeutet – oder : Den ganzen Stadtteil lesen auf johannstadt.de

eingestellt am 06.07.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Die richtigen Worte im rechten Moment zu finden, ist die Kunst der Verständigung. Darin übt sich die Stadtteilredaktion in ihrem Projekt eines Stadtteilmagazins für die Johannstadt Foto: Anja Hilgert

 

Die Johannstadt hat Einiges, was nicht jeder Stadtteil Dresdens hat.
In der jüngsten Vergangenheit wurden neuartige Verbindungen hergestellt, die den Stadtteil als gemeinsamen Bezug haben: Stadtteilplattform, Stadtteilverein, Stadtteilladen, Stadtteilbeirat, Stadtteilfonds und Stadtteilredaktion sind Neugründungen in der Johannstadt, bei denen der Stadtteil im Zentrum steht als gestaltbarer Identifikationsraum der Menschen, die hier leben und arbeiten.

Für viele Bewohner*innen der Johannstadt ist das lokal gestaltete Stadtteilmagazin eine feste Bezugsquelle für Nachrichten direkt aus dem unmittelbaren Lebensumfeld.
Ein nun neu installierter Spendenknopf auf der Stadtteilseite johannstadt.de gibt Anlass und Motivation, einmal den Werdegang und die Zusammenhänge vor, mit und hinter der in Johannstadt tätigen Stadtteilredaktion zu beleuchten.

Zwei Stränge für den Stadtteil

Wie zwei Stränge derselben Sache besteht das Stadtteilmagazin für die Johannstadt
einmal aus einem digitalen tagesaktuellen Onlinemagazin auf johannstadt.de,
einem Projekt des Stadtteilvereins Johannstadt e.V. und darüber hinaus in Form der ZEILE aus einer zweimal jährlich erscheinenden Druckausgabe – einer Kooperation der Online-Redaktion mit dem Projekt UTOPOLIS des Johannstädter Kulturtreffs e.V.

Großformatig kündigten die Dresdner Neusten Nachrichten (DNN) am 16. Juni 2021 die zweite Ausgabe der ZEILE an und verhalfen dem gesamten Stadtteilmagazin dadurch zu weiterer Bekanntheit in der Johannstadt und über ihre Grenzen hinaus. Doch, um dem innovativen Anspruch des Teams hinter den Kulissen von johannstadt.de und ZEILE gerecht zu werden, verlangt die positiv motivierte Darstellung auf den Lokalseiten der Zeitung auch nach einer Klarstellung.

Geburtsstunde einer Stadtteilredaktion in Johannstadt

Zunächst geht es um die Stadtteilredaktion. Sie ist ins Leben gerufen worden durch Philine Schlick, die Ende 2019 ihre Sinne an der rechten Stelle offen hatte, um zu hören, dass aus dem Umkreis des Stadtteilvereins Johannstadt und des Quartiersmanagements Nördliche Johannstadt immer wieder die Rede auf den Wunsch nach einem Magazin fürs Viertel gekommen war.

 

Stadtteilrelevante Nachrichten für die Johannstadt gebündelt auf johannstadt.de. Foto: Anja Hilgert



Als Journalistin und freie Autorin brachte sie genügend gesammelte Erfahrung und auch reichlich selbstmotivierte Neugier mit, um das Begehr in die Tat umzusetzen: Das Onlinemagazin johannstadt.de wurde geboren. Hier wird berichtet, referiert und informiert über stadtteileigene Ereignisse, Aktivitäten, Neuerungen und es bietet Raum für bewegende Geschichten von Menschen und Orten in der Johannstadt, die die Bewohner*innen untereinander und mit ihrem Stadtteil vernetzen.

 

Draufsicht,  ….
Details….

 

 

 

 

 

 

und der Blick hinter die Kulissen stehen im Blick der Stadtteilredaktion
Fotos: Anja Hilgert
Hintergründe…. © Feuerwehr Dresden

 

 

 

 

 

 

 

Das Magazin folgt der Idee, eine informative Plattform zu sein für Mitteilung, Austausch und Diskurs von und für Menschen in der Johannstadt.

Die Umsetzung wurde möglich durch einen Projektantrag bei dem im Rahmen der Zukunftsstadt Dresden eingerichteten Stadtteilfonds.
Dieser Fonds städtischer und gestifteter Gelder wird vom Stadtteilverein Johannstadt e.V. verwaltet, um motivierten Bürger*innen und Einrichtungen zur Verwirklichung eigener nachhaltiger Projekte für mehr Lebensqualität in der Johannstadt eine finanzielle Unterstützung an die Hand zu geben. Wer Geld für seine Idee bekommt, entscheidet der demokratisch organisierte Stadtteilbeirat, so auch im Fall der Förderanträge der Stadtteilredaktion im Herbst 2019 und für das Folgejahr 2020.

 

Der Stadtteil schreibt ZEILE

Als im Mai 2020 die Stadtteilplattform qm-johannstadt.de vom Quartiersmanagement Nördliche Johannstadt in die Trägerschaft des Stadtteilvereins Johannstadt überging und zu johannstadt.de wurde, war die Stadtteilredaktion bereits fest im Sattel. 

Seit Herbst des Vorjahres war Anja Hilgert als zweite feste Schreiberin zur Redaktion dazugestoßen. Ein damals von Anwohner*innen organisiertes und ebenfalls vom Stadtteilbeirat gefördertes Hofflohmarkt-Fest im Hinterhof der Tenza-Schmiede war für sie zur ersten Berichterstattung geworden, die das weitere Engagement für johannstadt.de ins Rollen brachte. 

Eine im Frühjahr 2020 folgende Begegnung im Rahmen der Infoveranstaltung zur Sozialen Stadt Nördliche Johannstadt mit Meike Weid als Projektleiterin von UTOPOLIS beim Johannstädter Kulturtreff e.V. begeisterte die Kunstwissenschaftlerin für das Vorhaben, Soziokultur im Stadtteil mithilfe künstlerischer Formate zu fördern. Sie erklärte sich bereit, an der Realisierung einer Printausgabe des Stadtteilmagazins mitzuarbeiten.

In dieser Schnittmenge kam es zum Handschlag für das gemeinsame Printmagazin, vorerst für die Nördliche Johannstadt: Als Förderprojekt im Rahmen von UTOPOLIS wurde die ZEILE selbst ein Beitrag zu Begegnung, Austausch und Partizipation im sozialen und kulturellen Stadtteilleben der Johannstadt, ein Mitmach-Format, in dem der Stadtteil selbst seine vielfältige(n) Geschicht(n) schreibt. 

 

 

Das Stadtteilmagazin ZEILE landete im Dezember 2020 in der Johannstadt Foto: Anja Hilgert
Das Cover der aktuellen Zeile im Dezember 2020. Foto: Anja Hilgert
Das Cover der Erstausgabe im Dezember 2020. Foto: Anja Hilgert

 

 

 

 

 

 

 

 

Das für drei Jahre gebahnte Förderprojekt macht den Johannstädter Kulturtreff e.V. zum Herausgeber des zweimal jährlich erscheinenden und rund 44 Seiten umfassenden Stadtteilmagazins ZEILE. Umgesetzt wird das Projekt aufbauend auf johannstadt.de.

Die Stadtteilredaktion übernimmt die Sichtung der Inhalte, die ihrerseits direkt aus der Beteiligung von Menschen im Stadtteil stammen und so Ausschnitte aus dem täglichen Stadtteilleben spannend und informativ wiedergeben.
Geschrieben, gezeichnet, bebildert, geteilt von Johannstädter*innen für Johannstädter*innen. Wer mitmachen will, ist jederzeit herzlich willkommen!

 

Die aktuelle zweite Ausgabe der ZEILE liegt im Stadtteil kostenfrei erhältlich aus Foto: Anja Hilgert

 

Ein Teil gegenwärtigen Lebens in diesem Teil der Stadt sein

Sowohl johannstadt.de als auch die ZEILE leben von vielfältigem überwiegend ehrenamtlichem, freiwilligem, beherztem Engagement, das sich über mehrere Hände und verschiedene Köpfe verteilt.

Es ist nicht Luxus, wie manche munkelnd mutmaßen, der zu diesem Engagement antreibt. Die, die hier beteiligt sind, sind quer über den Stadtteil verteilt und als Menschen sowohl altersmäßig als auch familiär, kulturell, sozial und letztlich finanziell sehr unterschiedlich aufgestellt: Freiberuflich, pensioniert, Minijob, prekär angestellt, Vollverdienst, Festanstellung, Familienleben, soloselbständig, alleinstehend, geschieden, verheiratet, älter, jünger, schon immer Johannstadt oder erst seit ein paar Jahren, alteingesessen oder zugezogen – es regiert hier kein allgemeines Maß.
Was uns in aller Verschiedenheit miteinander verbindet, ist das Verständnis, gegenwärtig ein Teil des Lebens in diesem Teil der Stadt zu sein. 

Die Begriffe Chef und Chefin kommen in diesem Modell miteinander bewerkstelligter Zusammenarbeit nicht vor. Das vernetzte Ganze entsteht in seiner Vitalität erst durch alle Teile. Deshalb wirbt die Stadtteilredaktion immer weiter für Mitschreibende, die das Ganze, ob online oder in gedruckter Version, mitgestalten möchten: Das macht die Vielfalt, den Variantenreichtum, die Beweglichkeit, die Andersartigkeit, die Überraschungen und spontanen Einfälle aus, die Zeile für Zeile aufs Neue entstehen.

 

Schönheit, …
Erlebnis, …
Besonderheit, …
Zusammenhalt … sind Aspekte im nachbarschaftlichen Entdecken des Stadtteils Fotos: Anja Hilgert

Netzwerk und die Teile eines Ganzen

Die Stadtteilredaktion ist ein offenes Projekt bürgerschaftlichen Engagements: Für ein aktives, inklusives und partizipatives Stadtteilleben, das möglichst allen Johannstädter*innen ein Forum sein will für Information und Austausch, des gegenseitigen Respekts und offener Begegnungen. 

Lebens- und Schaffensfreude sind ein Antrieb, sich den eigenen Stadtteil schreibend erfahrbar zu machen.  Dieser aus unterschiedlichen Perspektiven erschriebene und beschriebene Stadtteil stellt sich repräsentativ in den Stadtteilmedien johannstadt.de und ZEILE dar.

Insbesondere durch die vom Quartiersmanagement vorbereitete gute Vernetzung zu Akteuren, Initiativen, Zirkeln, Kreisen, Runden und Privatpersonen im Stadtteil konnten Online- und Printmagazin bereits im ersten Jahr ihres Bestehens gut Fuß fassen. 

Das Quartiersmanagement Nördliche Johannstadt, das die Internetseite für die Johannstadt ins Leben gebracht und strukturiert hat, bestückte die Stadtteilplattform von 2015 bis zum Zeitpunkt der Übertragung mit regelmäßigen Veröffentlichungen. Die zu einem eigenen Archiv angewachsenen Inhalte in den angelegten Rubriken für Veranstaltungen, Angebote, Menschen, Orte wurden vom Stadtteilverein übernommen und von der Stadtteilredaktion durch einen nahezu täglich aktualisierten Blog über das Stadtteilleben erweitert. 

Damit soll über die absehbar endende Soziale-Stadt-Förderperiode und über den Wirkungsbereich des Soziale Stadt-Fördergebietes Nördliche Johannstadt hinaus ein lokales Informationsmedium für den ganzen Stadtteil etabliert werden.

Die im Grunde noch junge, doch dank der Vielfalt der Mitwirkenden bereits erfahrene Stadtteilredaktion liefert auf professionellem journalistischen Niveau informative, sachliche wie lebensalltägliche Berichterstattungen und beleuchtet mit Charme und Stimmenvielfalt Themenstellungen aus sämtlichen Ebenen der Stadtteilarbeit und des Lebens, wie es sich lokal in der Johannstadt zeigt.

 

Den direkten Draht in die Johannstadt hat die Stadtteilredaktion Foto: Anja Hilgert

Reife und ein Spendenknopf

Wie die Erfahrung mit Kindern lehrt, vergeht die Zeit des Heranwachsens wie im Flug und Babys sind nur ganz kurz, Kleinkinder vielleicht etwas länger, im Schutz elterlicher Obhut. Zu schnell eigentlich und allzu bald kommt der Moment, wo es sich anzeigt, dass sie eigenständig ihren Weg weitergehen wollen und sollen. Das gleiche Schicksal trifft die Stadtteilredaktion. 

Die Projektförderung neigt sich einem Ende. Damit verlässt die Redaktion ihren finanziell gesicherten Hafen und treibt schon jetzt in Richtung offenes Meer. 

Was aufgebaut worden ist und gerade freudvoll seine Entfaltung erfährt, mit einem Bekanntheitsgrad im Viertel, der positives Echo zurückträgt, mit einer Vernetzung, die reichhaltig gelebte Geschichten im Stadtteil der früheren und heutigen Johannstadt aufleben lässt, das möchte weiter fortbestehen. Wir sind munter dabei! Bist Du mit unterwegs oder gar mit von der Partie?

So wird das nächste Kapitel, das die Stadtteilredaktion zu schreiben hat, gerade skizziert.
Der neu installierte Spendenknopf ist eine Möglichkeit, die redaktionelle Arbeit durch einen finanziellen Beitrag zu unterstützen. Hier können sich große und kleine Unterstützer*innen einbringen, die, auch ohne selbst zu schreiben, für den wachsenden Stadtteil Johannstadt eine fundierte lokale Berichterstattung sinnig, nötig, kreativ, niedrigschwellig, bereichernd, bildend, erfrischend, wertvoll, nachhaltig, innovativ, förderlich oder belebend finden und schlichtweg gutheißen, dass es sie gibt: In Form von johannstadt.de und der ZEILE. 

 

Mitmachen ist einfach und nur einen Klick entfernt 

Die Themen der Johannstadt sind unentdeckt wie die Steine am Elbestrand –
 alles ist einen – ist Deinen Blick wert! 

  • – – -Schreibst Du selbst ?  – – –
    Dann reiche Deinen Beitrag bei der Redaktion ein: 500 – 1000 Wörter sind schon ein Beitrag!

– – – Magst Du erzählen ? – – –
Die Geschichte kannst Du mit uns gemeinsam entwerfen, wir helfen mit Worten! Dann melde Dich, wir sind bereit für ein Treffen zu Deinem Thema aus der Johannstadt!

 – – – Hast Du sonst eine Idee? – – –
Dann teile sie mit uns!

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Hütest Du alte Fotos und willst sie aus der Kiste daheim befreien?

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Magst Du Geschichten erzählen, die Dir Bilder oder Dinge in Erinnerung rufen,
die Du zuhause hast?

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Hattest Du neulich eine schöne Begegnung in Deiner Nachbarschaft?

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Hast Du etwas Seltsames erlebt in der Johannstadt?

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Welche Fragen beschäftigen Dich?

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Über was machst Du Dir Gedanken, die vielleicht
die Stadtteilredaktion mit Dir bewegen könnte?

 

Rückmeldungen aller Art an redaktion@johannstadt.de

 

Weitere Informationen zu Partizipationsmöglichkeiten in der Johannstadt

Neueröffnung Döner Haus Zaza am Bönischplatz

eingestellt am 03.07.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Aussen und innen neu: Die Räumlichkeiten des Döner Hauses am Bönischplatz öffnen ihre Türen mit Eröffnungsangeboten Foto: Anja Hilgert

 

Als wäre der Sandsteinsockel des denkmalgeschützten Eckhauses am Bönischplatz nur für diesen Auftritt fertiggestellt worden, eröffnete zum Monatsauftakt ein neues Ladengeschäft im Nachbareingang derselben Hausfassade.
Ein Steinmetz hatte die ganze Woche über noch Hand angelegt und mit Hammer und Meißel von Hand die Feinarbeit an der Sanierung der steinernen Fassade geleistet. Jetzt brüstet sich der Sockel wieder hell und sandfarben und ordnet mit sauber geschliffenen Fugen das Erscheinungsbild des Hauses licht und freundlich in den neu gestalteten Platz ein. Im zweiten Hauseingang auf dieser Straßenzeile feiert vom ersten bis neunten Juli ein neues Imbiss-Restaurant Eröffnung!

Schick im Hochparterre

Neueröffnet ist das Ladengeschäft, das sich im Hochparterre befindet. Ganze vier Monate Vorbereitungsarbeit sind dort hinein geflossen. Wo zuvor ein nur noch selten aufgesuchter Dönerladen in seinen letzten Zügen ein zunehmend trauriges Dasein gefristet hatte, ist neuer Wind eingekehrt.
Übers Frühjahr hat ein Besitzerwechsel stattgefunden, der hinter verhangenen Fenstern die Entkernung des alten Ladens veranlasst und von den Grundmauern auf eine aufwändige Neueinrichtung getätigt hat. 16 Wochen lang war immer mindestens ein Mann, wenn nicht eine kleine handwerkliche Belegschaft in dem leerstehenden Laden am Arbeiten, bis alles wie aus einer Hand fertig war: “Ganz freundlich” soll es aussehen und auch sein, sagt der neue Betreiber.

Der Raum ist neu erschlossen, vergrößert, ausgebaut worden. Großflächige Fliesen, in Marmor und Granitoptik, viel Weiß und reinliche Wände offerieren einen Empfangsraum mit Theke, dahinter mit Einblick in die rückseitig liegende Küche. Eine ausladende, gepolsterte Sitzgruppe ist um die Ecke gebaut und macht den vorderen Raum zu einem Gastraum mit vier bis fünf Tischen und hochbeinigen Stühlen. Von der hohen Decke strahlt in indirektem Licht ein magisches Blau und versetzt die Restaurantbesucher*innen in einen angespielten Sehnsuchtsort am Meer. Über allem schallert türkische Popmusik und der Plastik-Dönerspieß im Fenster dreht sich zur Melodie.

 

Mit neu sanierter Hausfassade auch ein neuer Hauseingang: Das Zaza Döner Haus feiert Neueröffnung Foto: Anja Hilgert
Großer Aufgang über Treppenstufen ins Innere des Döner-Tempels. Foto: Anja Hilgert
Tische raus aufs Straßenpflaster – Der Bönischplatz wird neu belebt Foto: Anja Hilgert

 

 

 

 

 

 

 

Mutterworte

 

“Zaza” steht als Schriftzug auf jeder Rückenlehne der Bestuhlung. Zaza tragen die Männer, die hier arbeiten, auf den T-shirts über ihrer Brust. Zaza ist eine neue Überschrift am Bönischplatz und gibt dem neuen Imbiss-Restaurant seinen Namen. Zaza bezeichnet die Sprache der Community, die den Laden betreibt. Zaza, klingt mütterlich, klingt wie eine zarte Brise, wie eine tröstliche Streicheleinheit. Es ist ihre Muttersprache, die in Ostanatolien gesprochen wird.

Döner, Dürum, Börek, Pide, Lahmacun – es gibt alles, auch Pizza und Nudeln und gebackene Kartoffeln, das führt sogar zur Eigenkreation des Rigatoni-Döner. Gewürzt wird nach anatolischem Geschmack, ob und wie das besonders ist, werden Kenner*innen erschmecken. Die Speisetafeln verraten das Geheimnis nicht, es sind die auch aus anderen vergleichbaren Läden langen Listen der unendlichen Möglichkeiten. Die obligatorischen Kühlschränke für Getränke sind gefüllt mit handelsüblichen Erfrischungsgetränken, auch alkoholischen, alles zum selbst Herausnehmen.

 

Spiegelnd, hell und leuchtend – der neue Empfang am Bönischplatz Foto: Anja Hilgert
Neues Interieur zum Speisen und Verweilen Foto: Anja Hilgert
Foto: Anja Hilgert

 

 

 

 

Neu für die Nachbarschaft

 

Der Laden befindet sich in bester Lage, prominent am neuen Platz und die Betreiber hoffen, dass die Johannstadt sie an- und aufnimmt und die Kund*innen kommen.

Das war nicht die Frage, als am Donnerstagabend eröffnet wurde. Die Schlange stand vom frühen bis zum späteren Abend bis vor zur Ecke. Man traf Bekannte und sah die Nachbarschaft versammelt, sah, wie sich alle beim Döner trafen.

Die meisten, die hereinkommen und prompt vor der Theke stehen, bestellen ohne zu zögern: „Döner ,bitte“ oder vielleicht auch “Einmal oder zweimal Dürüm, bitte”. Fraglich nur, ob mit scharf oder ohne scharf, ansonsten laufen die Handgriffe sofort routiniert und alles geht seinen schnell abgewickelten Gang.
Am Eröffnungstag galt es, den Überblick zu wahren und das ist den Männern durchweg gelungen. Wie im Takt gingen die Menschen mit ihren eingepackten Abendessen versehen ins Freie. Nur wenige nutzten die angebotenen Sitzplätze. Drinnen saßen die Kund*innen wie in der Wartehalle früher am Bahnhof, der Raum voller Menschen, die hier die Zeit vertaten, bis ihr bestelltes Essen fertig war. „Nächste, bitte“, wurde die Schlange durch den Laden gelotst. Schade, dass kein Tee gereicht wurde.
Um 19.55 Uhr war das gegrillte Gemüse leer, da half nur, weiter Mengen von Kraut und Salate zu schnippeln, die in Wannen nach vorn getragen wurden, um zwischen Falafel, Haloumi und Döner- Kalbfleisch eingepackt zu werden.

Die Leute waren geduldig, der Döner heiss begehrt und am Ende des Abends waren die beiden Drehspieße leer. Der neue Laden hat seine Taufe erhalten.

 

Zaza Döner Haus

  • Bönischplatz 17
  • Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 11 bis 22 Uhr, Sonntag und feiertags 12 bis 22 Uhr
  • Tel. 211 111 15

„Lebendige Bibliothek“ zum Gedenken an Marwa El Sherbini

eingestellt am 30.06.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Eine Gedenkfeier, die der Verlebendigung dient, so klingt der Tenor der diesjährigen Veranstaltung zum Todestag von Marwa El-Sherbini in der Johannstadt Foto: Anja Hilgert

Am 1. Juli 2021 lädt die Initiative „Gedenken.Erinnern.Mahnen“ anlässlich des zwölften Gedenktags an Marwa El Sherbini zu zwei Veranstaltungen ein, die von Akteuren aus Zivilgesellschaft und Verwaltung gemeinsam organisiert worden sind.
Dazu wird ganztägig ein Gedenkbanner in dem nach Marwa El Sherbini genannten Park vor dem Gerichtsgebäude zu sehen sein.

 

War 2020 zur Abstimmung in den Stadtrat eingereicht worden: Der Name Marwa El-Sherbinis für den Platz vor dem Landgericht Foto: Anja Hilgert

Kundgebung vor dem Tatort

 

Vor dem Landgericht, Lothringer Straße beginnt um 10 Uhr eine Kundgebung des Sächsischen Staatsministeriums der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung und des Ausländerrates Dresden e. V..
Die Ägypterin Marwa El Sherbini wurde 2009 während einer Gerichtsverhandlung im Dresdner Landgericht ermordet. Das Motiv für die Tat: Antimuslimischer Rassismus.

Die offiziellen Teilnehmenden sind Staatssekretär und Amtschef Mathias Weilandt, die Zweite Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Dresden, Annekatrin Klepsch, der Anwalt der Familie El-Sherbini, die Vorsitzende des Ausländerrates Dresden e.V., Eter Hachmann und Dr. Hussein Jinah vom Integrations- und Ausländerbeirat.

 

„Lebendige Bibliothek“ im Johannstädter Kulturtreff

Von 17 bis 19 Uhr lädt eine „Lebendige Bibliothek“ im Johannstädter Kulturtreff, Elisenstraße 35, zu einer Lektüre persönlicher Art ein. Sieben Frauen werden als „lebendige Bücher“ über ihre persönlichen Erfahrungen mit Rassismus, Diskriminierung und gesellschaftlicher Teilhabe sprechen.

Die „Lebendige Bibliothek“ ist ein Gesprächsformat, bei dem Menschen zu „lebendigen Bücher“ werden. Diese „lebendigen Bücher“ sind gesprächsbereit, das heißt sie beantworten Fragen und stellen auch selbst Fragen. Eine „Lebendige Bibliothek“ funktioniert im Grunde wie eine gewöhnliche Bibliothek: Man leiht sich ein „lebendiges Buch“ aus, lernt es kennen und gibt es schließlich wieder zurück. Vielleicht bekommt man dadurch Lust, sich danach gleich ein weiteres „lebendiges Buch“ auszuleihen.

Hintergründe 

Marwa El Sherbini hatte sich auf einem Spielplatz in der Dresdner Johannstadt gegen rassistische und antimuslimische Beleidigungen gewehrt. In der Gerichtsverhandlung gegen den Täter am 1. Juli 2009 war die in Dresden lebende Ägypterin als Zeugin geladen. Vor den Augen ihrer Familie wurde die Frau und Mutter im Gerichtssaal vom Angeklagten ermordet. Marwa El-Sherbini wurde nur 31 Jahre alt.

 

Auf der Gedenkfeier zu Ehren Marwa El-Sherbnis am 1.Juli im elften Jahr nach dem Mord. Foto: Anja Hilgert

Zum zehnten Mal: Das Marwa-El-Sherbini-Stipendium 2021

Zum vierten Mal lobt der Freistaat Sachsen und die Landeshauptstadt Dresden  in Kooperation mit DRESDEN-concept e. V.  zum 1. Oktober 2021 das Stipendium zum Gedenken an Marwa El-Sherbini aus.
Sie setzen damit ein Zeichen für Weltoffenheit, Toleranz und gesellschaftliche Vielfalt: „Mit dem Stipendium fördern wir junge Menschen, die gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, politisch engagiert bzw. interessiert sind und sich für Freiheit, Demokratie sowie die Grund- und Menschenrechte aktiv einsetzen,“ sagt Oberbürgermeister Dirk Hilbert.

Gefördert werden für die Dauer von bis zu zwei Jahren (in der Regel vier Semester) Studierende in einem Masterstudiengang (oder in gleichwertigen Diplom-, Magister- usw. Studiengängen) an einer Dresdner Hochschule.
Voraussetzung ist ein abgeschlossener Bachelor-Abschluss oder ein Abschluss in einem einstufigen akademischen Studiengang (Diplom, Magister, Staatsexamen) .

Die Auswahl der zukünftigen Stipendiaten ist mit dem Gedanken der Chancengerechtigkeit verbunden. Nicht ausschließlich, aber insbesondere berücksichtigt werden daher ausländische Studierende und Menschen mit Migrationshintergrund. Bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung werden Menschen mit Behinderung bevorzugt berücksichtigt.

Bewerbungsfrist ist der 31.August 2021.

Weitere Informationen

 

Abschließende Sanierung der Albertbrücke

eingestellt am 28.06.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Die Verbindung zwischen alt und neu wird mit abschließenden Sanierungsarbeiten wieder hergestellt Foto: Anja Hilgert

Ab Montag, 28. Juni 2021, geht die Sanierung der Albertbrücke in die letzte Runde. Die Sanierung der letzten Strombögen beginnt: Damit sind nun die Bögen sechs, sieben und acht an der Reihe, deren Überarbeitung seinerzeit 2019 ausgesetzt und aufgeschoben wurde, um der dringend erforderlichen Sanierung der vielbefahrenen Carolabrücke den Vorrang zu geben. Ab dem heutigen Montag ist nun die Albertbrücke in Arbeit genommen und kann nur über die linke Fahrspur in Richtung Neustadt befahren werden. 

Umleitung des Rad-und Fußverkehrs auf die rechte Fahrspur

Für die Arbeiten an der Johannstädter Elbebrücke sind Verkehrseinschränkungen nötig. Abgesperrt wird jeweils der Geh- und Radweg im Bereich des Bogens, an dem gerade gearbeitet wird sowie ein technologisch erforderlicher Arbeitsbereich davor und danach. Der Fuß- und Radverkehr wird infolgedessen über die rechte Fahrspur geleitet.

Deshalb ist bis zunächst Donnerstag, 30. September 2021 auf der Albertbrücke vom Sachsenplatz kommend nur die linke Fahrspur befahrbar. Die Sanierungsarbeiten finden zunächst auf der Oberstromseite der Albertbrücke statt. Der Verkehr auf der Unterstromseite aus Richtung Neustadt kommend kann ungehindert die Brücke passieren, bis die Bauarbeiten auf die Unterstromseite wechseln.

 

Ein Sperrzaun trennt den auf die Fahrbahn umgeleiteten Radweg von der einspurig verbliebenen Fahrbahn für Kraftverkehr
Foto: Anja Hilgert

 

Brückenpfeilersanierung für den dauerhaften Halt über Wasser

Die Gewölbeunterseiten und die Pfeiler aus Sandstein weisen teilweise Risse, Abplatzungen, alte Reparaturstellen aus Beton, offene Fugen sowie Hohlstellen auf. Je nach Größe des Schadens werden Steine repariert, ergänzt oder ausgetauscht. Auch alte Eisenteile müssen entfernt werden. Die Risse im Sandstein werden mit Trasskalk verfüllt.

Die Kosten betragen circa 1,7 Millionen Euro. Ausgeführt werden die Arbeiten von der Firma Sächsische Bau GmbH Niederlassung Westsachsen.

 

 

Albert- und Carolabrücke im Wechselmodell

Von 2014 bis 2016 sanierte das Straßen- und Tiefbauamt die Oberseite der Albertbrücke. Die Brücke erhielt unter anderem eine neue Fahrbahnplatte aus Stahlbeton und wurde um rund 3,6 Meter verbreitert. Die Instandsetzungsarbeiten an den Bögen begannen 2018. Bis 2019 sanierte das Straßen- und Tiefbauamt die Vorlandbögen sowie den ersten Flussbogen auf der Neustädter Elbseite.

Wegen der dringend erforderlichen Sanierung der Carolabrücke entschied man damals, die Strombögen sechs bis acht zu einem späteren Zeitpunkt zu sanieren. Gleichzeitige Sanierungsarbeiten an den benachbarten Elbbrücken hätten zu großen Verkehrseinschränkungen geführt. Die Arbeiten können jetzt nach Fertigstellung des Zug A der Carolabrücke fortgesetzt werden. Seit Montag, 21. Juni 2021 kann der Verkehr auf der Carolabrücke wieder ungehindert fließen.

Bis Juli 2022 werden die Sanierungsarbeiten aller Voraussicht nach auch an der Albertbrücke abgeschlossen sein.

 

Weitere Informationen: www.dresden.de/de/stadtraum/verkehr/bruecken/albertbruecke.php

Sommersonnwende – Zum Ende eines Hochzeitsfestes

eingestellt am 22.06.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Zur Sommersonnwende schmückt sich die Erde selbst mit lauter kleinen Sonnen. Foto: Anja Hilgert

 

Die ersten vollen Sommertage, die der Juni als Mittsommermonat beschert, reihen sich aneinander als wollten sie die Sonne nun nie mehr losgeben. Mit voller Wucht sind wir hinein katapultiert, in sommerliche Temperaturen, Hitze und Fülle. Wusste man sich erst keinen Rat, in den späten Anzuchttöpfen die Samen zum Aufgehen zu bringen, ist jetzt kaum hinterherzukommen mit Wässern und Gießen. Auf einmal ist alles ins Kraut, in Wachstum und ein Meer von Blüten geschossen. Der Juni feiert sich als früher praller Sommermonat.

 

Glücksmonat Juni

In einer Geste von Überfluss verströmt sich gegenwärtig die Natur. Unsere Sinne gehen weit auf und lassen durch geöffnete Tore einströmen, was da ist.

Die letzten überstark sommerlichen Junitage sind auf Festtagsstimmung zugesteuert. Alles ist explosiv nach aussen gegangen, ist körperlich, irdisch, weltlich geworden.
Bis in die Blatt- und Fingerspitzen füllen sich sämtliche organische Strukturen mit dem Pulsschlag des Lebens. In den Zellen herrscht höchste Erregung. Alle Teilchen sind in Schwingung versetzt.
Es springt über im System, und die Natur sorgt für sinnliche Vielfalt und Vermehrung. Im Fuchsbau, im Froschteich, in der Herde der Pferde und im Vogelnest regt sich der Nachwuchs, um bald eigene Wege zu gehen. Jeder Winkel ist besetzt von Vitalität, überall regt sich’s, geschaukelt von Wonne, in spielerischer Freisetzung von Glück. 

 

Anhalten für einen Koste-Moment

Um im Taumel der Eindrücke die Schätze dieser Zeit für einen Koste-Moment zur Geltung zu bringen, lohnt sich ein Innehalten kurz vor dem Kulminationspunkt. Genuss ist bekanntlich im Moment vor seinem Vergehen am vollsten. 

Angekommen im höchsten Punkt, dem Überborden und Bersten, diesem Wendepunkt des Jahres, ist kein Halten mehr. Vom Gipfel erschallen Juchzer, Jauchzen, ein Rufen, ein Jodler, ein Lied der Erlösung, es tatsächlich geschafft, wohlbehalten alles bis zur Entfaltung gebracht zu haben. Die Mühen und alle Anstrengung haben sich gelohnt. Jetzt kann losgelassen werden. Es ist vollbracht. 

 

Gefüllte Blütenräder Foto: Anja Hilgert
Voller Strahlenkranz Foto: Anja Hilgert

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir sind eingeladen zur Hoch-Zeit des Jahres: Natur und Kosmos feiern ihre Vereinigung, das Hochzeitsfest. Bäume tragen Festtagsgewand, Blumen und Sträucher breiten Blütenteppiche aus und Bienen und Hummeln taumeln emsig in Blütenstaub, die Höschen dick bepackt mit Pollen.

 

Sonnenstillstand und Licht

Es ist Sonnwende und damit der astronomisch längste Tag im Jahr. In der nördlichen Erdhälfte erreicht die Sonne über Mittag ihren allerhöchsten Stand. Als Sonnenstillstand bezeichnet man den zweimal jährlich vorkommenden Moment. In unseren Breiten wird im Juni der Gipfel des Jahreskreises erreicht. Im Polarkreis wird heute die Sonne gar nicht untergehen. Über Tag und Nacht strahlt allgegenwärtiges, nicht verlöschendes Licht. In manchen Regionen wird das lichte Himmelsereignis irdisch freudig mit Sonnwendfeuern beantwortet.

Menschen verwöhnen sich mit Urlaub, Gartenfesten und Badevergnügen. Hoch über ihren Köpfen zwischert, saust und pfeift es. Die Luft ist ins Sirren versetzt. Mauersegler und Schwalben leisten sich pfeilschnelle Manöver, während jäh und passgenau die Amsel rasant durchs Revier schießt. Sogar die Tauben, in gemütvoller leiblicher Fülle, steigen und schwingen sich auf in die Höhe, um gleitend, in kurzem, stoßweisem Genuss sich der Strömung hinzugeben. Das Himmelsblau wird in Wellenschlag versetzt. Falken stehen in einem Punkt in der Luft und ganz oben kreist majestätisch der Rote Milan.

 

Hochzeitsglück und Schleusen von Duft

Dem Festtag voraus haben die kraftvollen Kastanien ihre Kerzen getragen, in weiss und in rot, haben den grünen Saal der Natur ausgeleuchtet und in aller Pracht schon ein Strahlen entfacht. Im Juni scheint alles festlich gestimmt, gefüllt von Farben und Formen, damit die Natur Hochzeit feiern kann.

Ein Erlebnis besonderer Art sind die sonderbaren Schleusen von Duft, die sich im großen Gelände in manchen verdichteten Abschnitten ergeben und die dort wandeln, werden ganzkörperlich eingetaucht in Aroma.

Weißdorn und Holunder wetteifern im Verströmen von Süße, und wer im Juni an der Elbe entlang radelt, wird unweigerlich Zeug*in von duftenden Schwaden und Wolken, die an unnachahmlicher Wirkung kein Parfüm zu übertreffen vermag.

 

Mit Blüten überladene Bäume am Elbe-Radweg. Foto: Anja Hilgert

Den Sommer erschnuppern

Das Interessante am Riechen ist ja, dass man als Mensch nicht allzu lange wirklich riechen kann. Unser Geruchssinn ist allgemein hin eher schwach entwickelt, das Geruchsfeld sehr einschränkt. Der Reiz eines Duftes wird über nur kurze Nervenbahnen von der kleinen Geruchsschleimhaut in der Nase direkt weitergereicht ans Gehirn, wo das Zentrum zum Riechen auch nur ein dünner schmaler Gehirnlappen im Vorderhirn ist. Es steht also nicht sonderlich rühmlich mit dem Sinn für Geruch beim Menschen. Und doch wird der durch die jetzige Jahreszeit am meisten gefordert.

Es wird für uns schon schwierig, aus einer Schwade an Luft diverse Gerüche zu unterscheiden – während zB ein Hund das aufs Feinste beherrscht. Unseren Geruchssinn benutzen wir zu wenig als dass er trainiert wäre. Also ist nach einem Erschnuppern und fächelnden Lufttasten durch die Nase der Geruchssinn meist schnell befriedigt. Sobald fürs Gehirn geklärt ist, was es ist, das den Duft ausströmt, ist es mit dem Riechen auch schon vorbei. Es gibt keinen langanhaltenden Genuss beim Riechen, die Qualität beim Geruchssinn ist eine andere, spontane.

 

Verführerisch von oben Foto: Anja Hilgert

Duft, der den Atem beraubt

Duft ist von überwältigender Wirkung. Das Riechen geschieht gefühlt ganz ohne Grenze, in nahezu schwellenlosem Prozess. Die Atmung gibt den Duft direkt an den Blutkreislauf weiter. Weil wir atmen, können wir uns nicht ausschließen von dem, was wir riechen. Duft wirkt betörend und betäubend. Für einen Moment geht das Wachbewusstsein verloren – der Verstand setzt aus.

Was uns der Abschnitt des Elbe-Uferwegs im Juni beschert, ist überwältigend, nämlich verzaubernd: Im Durchgang unter bestimmten Arten von Bäumen, finden sich Menschen zwangsweise umhüllt von dem Hauch, den die Bäume absondern. Robinien sind es in dem Falle, die ihren akazienhonigsüßen Blütenduft verströmen und damit die Aufmerksamkeit bannen in eine andere Dimension von traumschwerer Wahrnehmung.

 

 

 

Genieße Sonnenstunden, wer kann

Mit dem nächsten kommenden Gewitter wird es die letzen Blüten vom Baum regnen und der Duft wird wie fortgewaschen sein aus der Luft. Als wäre nichts gewesen. Die Robinien haben das Ihrige gegeben, der Holunder gibt weiter noch sein Bestes. Nach dem großen Fest, das die Natur gerade feiert, werden die Bäume ihre Festtagskleidung ablegen.

Dann ziehen Qualitäten auf Augenhöhe, die uns unmittelbar im Herzen erreichen: Die Rose besticht mit einzigartigem Duft und Erdbeeren wecken den nächsten der Sinne, lassen das Wasser im Munde zusammenlaufen. Die Tage werden von heute an kürzer. Genieße die Sonnenstunden wer kann.

 

 

Dienstags singt der Plattenchor – Jetzt wieder unter freiem Himmel in der Johannstadt

eingestellt am 15.06.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Die neue Leiterin des Plattenchors im Portrait. Foto: Anja Hilgert

 

Bis in die Herbstzeit reicht der Klang zurück, den der stadtteileigene Plattenchor ins Viertel eingebracht hatte. Seitdem war Gesang aus der Öffentlichkeit verbannt… Doch, wie es so schön heisst…dem Glücklichen klingt immer sein Lied…das Singen wird in der Johannstadt jetzt wieder rege und beginnt mit Auftakt: Diese Woche startet der Plattenchor!

 

Der Johannstädter Plattenchor

Gerade bei einem bunt gemischten Chor ist es der erzeugte Klangraum, der alle miteinander trägt und zum gemeinsamen Singen motiviert. Da nun wieder erlaubt ist, was lange genug unmöglich erschien, rufen die beiden Leiterinnen des Plattenchors, Marieluise Herrmann und Karoline Friedländer den beherzten Wiederstart des gemeinsamen Singens in der Johannstadt aus: 

Ab Dienstag 14.06. heisst es wieder regelmäßig:
Dienstags, von 18-20 h singt der Plattenchor im Johannstädter Stadtteil.

Und : Vielleicht brauchen wir manchmal eine zweite Chance, weil die erste zu früh kam…
Jetzt ist wieder Gelegenheit, neu anzufangen und dazu zu kommen.
Der Plattenchor ist offen für alle und freut sich über neue Mitsingende. Große und kleine, junge und alte Johannstädter*innen sind alle herzlich eingeladen zum gemeinsamen Singen: Jede*r kann dabei sein, zuhören, summen, mitsingen, ohne Vorkenntnisse, ohne Noten teilnehmen und gemeinsam mit anderen Menschen den Stadtteil singend verschönern. Denn über das Singen, das alle miteinander unabhängig von Alter, Beruf oder Herkunft teilen, entsteht unter dem freien Himmel der Johannstadt Gemeinschaft und ein Tun, das nährt und stärkt.

Treffpunkt:  Jeden Dienstag, 18 Uhr vor dem Johannstädter Kulturtreff zu einem Warm up, anschließend geht es zum Singen an verschiedene Orte im Stadtteil.

 

Eine neue Chorleiterin will unter die Leute

Sie hatte gerade ihre Nachfolge als neue Chorleiterin in der Johannstadt angetreten, da musste im Herbst der ganze Chor auseinandergehen und dem verordneten Gesangs-Verbot Folge leisten. Eine Weile noch hatten sich die Chormitglieder weiter online getroffen und Singerfahrungen im digitalen Gruppenraum gemacht, doch über die lange Dauer der Kontaktbeschränkungen war es beschwerlich, die Verbindung am Schwingen zu halten.
Der Chor ging in die Stille und das ganze Projekt ruhte unter der zwangsläufigen Pausetaste. „Gerade für einen Chor im Aufbau ist die stete Regelmäßigkeit und Kontinuität der Probenarbeit wichtig“, sagt Marieluise Herrmann. Sie musste über Winter dennoch ihre Hände sinken lassen. Jetzt freut sie sich aufs sommerliche Wiedererwachen.

 

Noch neu am Johannstädter Ufer                Foto: Anja Hilgert
Marieluise Herrmann ist die neue Chorleiterin des Plattenchors. Foto: Anja Hilgert

 

 

 

 

 

 

 

Unabhängig vom kollegialen Kontakt zur damaligen Chorleiterin Ellen Muriel, hatte sie über Soziale Medien bereits vom Plattenchor gehört und begeisterte sich für das Lied-Video, das von einer Probe im Treppenhaus des Kulturtreff entstanden war. 

Sie übernahm ohne Zögern das Angebot, gemeinsam mit Karoline Friedländer den jungen Chor in der Johannstadt weiterzuführen. Marieluise Herrmann bringt als Chorleiterin ihre Erfahrung mit aus dem parallel laufenden Chor des Zentralwerk e.V. in Dresden Pieschen. Auch eine zukünftige Vernetzung der Projekte findet sie gut vorstellbar.
Neben ihrem Beruf als Musiktherapeutin am Uni-Klinikum ist Marieluise Herrmann selbst auch als Sängerin aktiv, einerseits in dem Vokalensemble “Treta Mominka” mit osteuropäischer Musik, andererseits in der Dresdner Band ‚Affen’, die internationale Lieder und Tanzmusik interpretieren. Marieluise spielt Klavier, Akkordeon und Hackbrett und vor allem singt sie leidenschaftlich gern. 

 

 

Gedanken draussen lassen

Bei Projekten wie dem Plattenchor werden Gedanken einfach weit draussen gelassen, die konditioniert darauf sind zu glauben, Musik und Gesang machten nur Leute, die das schon können. „Weit gefehlt“, sagt die studierte Ethnomusikologin, die eine Schwäche für traditionelles Liedgut aus der ganzen Welt und sich überall unterwegs Lieder beibringen lassen hat, „Es geht natürlicher Weise darum, gemeinsam zu singen, auch die Lieder zu singen, die die Menschen selbst mitbringen.“

Aus ihrem therapeutischen Tätigkeitsfeld weiss sie: „Die Stimme steht für die Persönlichkeit. Vieles liegt darüber, das mit Bewertungen zu tun hat, was bei den Meisten Hemmungen schafft. Da ist es etwas sehr Sensibles, wirklich zu singen.
Ich möchte die Leute zuallererst einladen zum Zuhören. Zuhören spielt eine ganz große Rolle im Singen, deshalb singen wir zum Einstieg einen Ton, zwei Töne – auch für die, die das sicher können, lohnt es sich, denn sie tragen die Gruppe und trainieren dabei ihre Stimme. Die Stimme wird stärker, kräftiger, selbstbewusster, je mehr man sich in ihr übt. In der Gruppe wird die Schwelle leichter genommen.“

 

 

Eine Chorleiterin, die Töne aus dem Stadtviertel  sammelt   Foto: Anja Hilgert

Mit dem Plattenchor dem Sommer entgegen Foto: Anja Hilgert

Die verbindende Wirkung, den Ton richtig zu treffen

Marieluise Herrmann sitzt mit aufgerichtetem Rücken, der Brustkorb frei und ihr zuzuhören wird melodischer, bewegter, je mehr sie ins Thema kommt: Ihr Thema: „Es hat viel mit dem bewussten Atmen zu tun beim Singen, dass man dabei so sehr zu sich kommt. Im Atmen liegt etwas fundamental Körperliches, das zentriert. Ich habe selbst auch Gesangsunterricht gegeben und habe die Erfahrung gemacht, dass jede*r in den Zusammenklang findet und es schafft, für sich den „richtigen Ton“ zu treffen. Wenn man sich Zeit lässt und das ganz behutsam macht, da weiss ich einfach, dass es funktioniert.“

Deshalb ist der Plattenchor als Angebot zunächst niedrigschwellig. Das Weitere, hin zu den lebhaften Liedern entwickelt sich im choreigenen Prozess.
An jedem Dienstagabend ist den Teilnehmenden ein neu gelerntes Lied gewiss, mit dem sie nach Hause und durch die Woche gehen können: „Ich mache mir keine Sorgen, dass Leute zum Singen kommen werden, aber dass es wirklich die lokal vor Ort lebenden Menschen der Johannstadt in ihrer ganzen Unterschiedlichkeit sind, das würde ich mir wirklich sehr wünschen.

Beim Singen macht man vor allem eine gemeinsame Erfahrung, man erarbeitet ein Lied miteinander. Das steht verbindend in der Mitte. Man kommt nicht, um sich erst kennenzulernen, sondern das passiert ganz von allein. Es wirkt verbindend, diese kleine Erfahrung zu machen, wie leicht es ist, im Singen dazuzugehören. Das allein ist ergreifend, die Erfahrung, sich als Teil in einer Gruppe, in einem Takt zu erfahren.“

 

Im Flow ohne Noten

Das Gefühl des Einklangs kann man erreichen, davon ist die engagierte Chorleiterin überzeugt, ohne dass man sich kennt oder sozial aus dem gleichen Milieu kommt: „Man braucht nicht einmal die gleiche Sprache zu sprechen. Das Synchronwerden, der Rhythmus entsteht – es dauert eine Weile, dann findet man sich hinein. Einerseits führt es einen zu sich selbst hin und andererseits kann man sich der Gruppe hingeben.“

Der Plattenchor singt nicht „die klassischen Bass-Tenor-Alt-Sopran-Stücke“, sondern vor allem Kanons eignen sich gut: Alle haben die gleiche Stimme, die sich wiederholt und diese gleiche Stimme singt man versetzt. Daraus ergibt sich ein flow und dann ein Ganzes, es entsteht Mehr…“

Wichtig: Es kommen keine Noten dazu. Auch diese Berührungsängste, zu glauben, etwas ablesen und genau entsprechen zu müssen, sind ausgeschaltet: „Wir singen im Kreis immer wieder vor und nach, antworten wechselseitig aufeinander. Es ist wichtig, dass man nicht zu viel ins Denken kommt. Dann kommt der Punkt von alleine, wo man sich dem Lied in der Gruppe einfach hingibt – und singt.“

„Ich habe meine Erfahrungen, mein Wissen und meine Ausbildung“, sagt die Sängerin, „aber ich freue mich immer, wenn ich noch etwas lernen kann: Es wäre schön, wenn Menschen etwas mitbringen aus ihrem Leben oder ihrer Vergangenheit, ihrer Kindheit oder Herkunft, etwas, das sie bewegt, was wir im Chor miteinander singend bewegen können.“ 

Wer möchte, möge gerne einen Liederwunsch zur wöchentlichen Probe mitbringen: „Der Anfang muss gemacht werden und den machen wir jetzt wieder.“

 

 

Weitere Informationen 

  • Die Höchstzahl an Teilnehmenden beträgt derzeit 15 Personen. Damit die Hygieneregeln zum Infektionsschutz eingehalten werden können, ist derzeit eine Anmeldung erforderlich:
    telefonisch 0351-447 28 23 oder kontakt@johannstaedterkulturtreff.de 

Die Zeit steht still in Johannstadt – Am Trinitatis-Kirchturm fehlt das Zifferblatt

eingestellt am 02.06.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Der lang gedienten Turmuhr ist eine Pause vergönnt - Die Turmuhrzeiger gehen in Restaurierung Foto: G. Hammermüller

 

Denen, die gerade erhobenen Hauptes und offenen Blickes durchs Viertel streifen, wird es aufgefallen sein: Der Turm der Trinitatiskirche hat eine kahle Stelle: Dem Zifferblatt fehlen die Zeiger, nichts dreht sich mehr. Die Johannstadt ist zeitlos!

 

Bereits vor zwei Jahren, zum damaligen 125 jährigen Kirchenjubiläum hatte die Trinitatis-Kirchgemeinde eine Spendenaktion veranstaltet zugunsten einer Instandsetzung der Kirchturmuhr. Einzelne Spender*innen unterstützten großzügig die Aktion, und vor allem der Förderverein der Trinitatiskirche war sehr beteiligt, dass die nötige Geldsumme zusammenkam. Mit knapp 10.000 Euro investiert die Gemeinde nun in die Renovierung der weithin sichtbaren Turmuhr.

 

Zeitlos in Johannstadt – Die Zeiger am alten Turm drehen nicht mehr  Foto: G.Hammermüller

 

Der 65 Meter hohe Turm war in der Bombennacht des 13./14. Februar anders als das Kirchenschiff nur wenig beschädigt worden. Der damaligen Gemeinde ist es zu verdanken, dass zu DDR-Zeiten nicht auch der Turm noch abgerissen wurde. Somit blieb dieser Teil des ursprünglichen Kirchenbaus aus den 1890er Jahren bis heute erhalten und damit auch Uhr und Glockengeläut.

In der Zwischenzeit zeigten sich jedoch starke Spuren von Verwitterung an der Turmuhr. Das weisse Zifferblatt mit den schwarzen Ziffern wie auch die Zeiger sind durch Wind und Wetter arg mitgenommen. 

Eigentlich hatte man gehofft, im Rahmen der Baumaßen der neu entstehenden Jugendkirche die Gelegenheit nutzen und gleich den vorhandenen Kran fürs Abnehmen der riesigen Zeiger in Gebrauch nehmen zu können. Doch dieser stellte sich als zu klein heraus. Somit verzögerte sich der Einsatz um ein Weiteres und wird nun mithilfe eines Autokrans durchgeführt. Pfarrer Tobias Funke hofft, dass die Renovierung kurzfristig geschieht, und dass es sich nur um einige wenige Wochen handelt, bis die Johannstädter*innen wieder ins rechte Zeitmaß zurückfinden.

Doch wie G. Hammermüller, ein Johannstädter von Kindesbeinen an, es angesichts der fehlenden Turmuhr treffend formuliert: „Ableitend mit einem Zitat von Friedrich Schiller könnte man sagen:  “Dem Glücklichen Johannstädter schlägt keine Stunde“. Denn wer glücklich ist, dem ist die Zeit egal; in dem Moment, wo wir die Zeit vergessen, sind wir glücklich.

Wir dürfen Menschen, Orte nicht vergessen, sonst verschwinden sie

eingestellt am 29.05.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Ein Grab erzählt auf seine Weise die Geschichten derer, die in ihm bestattet sind Foto: Anja Hilgert

 


Beitrag von Sylvia-Manorita Wiedemann


„Ohne Erinnerung, ohne Seele, verschwindet die Vergangenheit.“
— Inspiriert durch Annette Dittert, „LONDON CALLING“ —

 

Wir wohnten vielleicht ein halbes Jahr in der Gerokstraße, als wir zum zweiten Mal den Trinitatisfriedhof uns gegenüber querten. Mir fiel ein imposantes Monument deshalb auf, weil es auf der rechten und linken Seite eine kleine Bank besaß. Irgendwie sympathisch. Außerdem wies ein kleines, gelbes Schild darauf hin, dass man Grabpaten suche. Ohne große Überlegung war klar, wir übernehmen die Grabpatenschaft. Ich fand das toll, mein Mann hatte, nebenbei bemerkt, die Arbeit: Die steinernen Elemente des Monuments wieder zusammenfügen, Efeu zu entfernen, Betonplatten verlegen, Hortensien und Bodendecker pflanzen. Das Grab ist sehr schön.

 

Begräbnisstätte Fam. Leukroth, Trinitatisfriedhof Johannstadt. Foto: Silvia-Manorita Wiedemann

 

Ich interessierte mich nun dafür, wer überhaupt dort liegt. Es sind vier Personen. Die erste Grablegung erfolgte 1907:

Hier ruht in Gott mein lieber Mann, unser guter Vater
Herr Hotelier JUL. RICHARD LEUKROTH
Ritter des Königl. Sächs. Albrechtsordens 2.Kl.
geb. am 30.7.1849 zu Buttstädt
gest. am 27.II.1907 zu Dresden

 

Darunter auf der gleichen, rechten, schönen, grün patinierten Platte noch die Daten seiner Frau  Aug. Lina Leukroth geb. Praetorius. Auf der identischen linken Platte sind zwei seiner Söhne, Carl Leukroth und Fritz Leukroth verewigt. Carl geboren in Chemnitz, gestorben in Dresden. Fritz hingegen wurde 1885 „zu Bastei“ geboren! Welch ein ungewöhnlicher Geburtsort.

 

Jugendstilschriftzug und Relieffries am Grab der Familie Leukroth Foto: Anja Hilgert
Glückskleebepflanzung der Grabpaten Foto: Anja Hilgert

 

 

 

 

 

 

Besonders interessiert waren wir natürlich an Richard Leukroth. Hotelier?. Wo?
Unsere ausführliche Recherchearbeit begann. Wir fanden eine Publikation: 

 “Die Bastei in der sächsischen Schweiz.
Festschrift zur hundertjährigen Jubelfeier
Ihres Eintritts in die Geschichte am 29.Mai 1897“
Von Oskar Lehmann
Professor am Königl. Stenographischen Institut zu Dresden
Vorsitzender des Centralausschusses des Gebirgsvereins für die sächsische Schweiz
Herausgegeben und seinen Gönnern, Freunden und seinen Gästen gewidmet
Von dem derzeitigen Pächter des Königlichen Bastei-Gasthofs
Richard Leukroth

 

Hier wird ausführlich auf die Bewirtschaftung der Bastei seit dem 17.05.1812 eingegangen, bis zum Jahr 1883, in dem Richard Leukroth die Pacht übernahm. „Den Zuschlag beim neuen Verpachtungstermin erhielt der geschäftstüchtige Richard Leukroth, unter dessen Leitung „außerordentlich viel für die Bequemlichkeit der Besucher“ geschah. Unter der Leitung von Richard Leukroth wurde die Bastei zu einem Ort des Massentourismus. Die Gastwirtschaft wurde 1893/94 völlig umgebaut und erweitert und eine 6km lange Hochdruckwasserleitung  von der Hohburkersdorfer Höhe gebaut. Diese ersetzte den bisherigen Basteibrunnen an der Basteistraße. Um auch Gäste für mehrere Tage zu gewinnen, entstand „fern von dem Lärm des Passantenpublikums“ ein Logierhaus und für die „allerhöchsten Herrschaften“ ein elegantes Königszimmer mit prächtiger Aussicht auf die Elbe“. Im Hotel standen 70 Betten für müde Wanderer und Gäste bereit. Es residierten durch Herrn Leukroths Betreiben nicht nur Gäste aus königlichem Hause im Hotel der Bastei, auch der einfache Bürger war stets Willkommen und fand freundliche Aufnahme. Die Bastei hatte sich zu einem Naherholungsziel für Dresden und zu einem bekannten Ziel für Kletterfreunde aus ganz Deutschland gemausert, wovon wir auch heute noch profitieren. All dies könnte Anlass gewesen sein ihn als „Ritter des Königlich Sächsischen Albrechtsordens 2.Klasse“ zu ehren.

Herr Leukroth war ein Humanist, nicht nur das Königshaus wurde königlich bewirtet, er war ein Unternehmer mit Vorbildwirkung!  Er achtete darauf, dass der Bäckerjunge oder der Fleischer oder wer sonst was auf die Bastei brachte, ein kleines Trinkgeld oder aus der Küche etwas zu essen bekam. Außerdem war Richard Leukroth damals schon im heutigen Sinne umweltbewusst, denn nichts wurde weggeworfen und eventuelle Reste der Küche an arme Familien, wie zum Beispiel die Familien der Steinbrucharbeiter, weitergegeben.

Auf der Plattform des damals noch vorhandenen 16,5m hohen hölzernen Aussichtturms war stets ein Mann anwesend, der den Besuchern die Aussicht erklärte. Ebenfalls stand ein Fernrohr zur kostenlosen Benutzung bereit.

Herr Richard Leukroth besaß darüber hinaus einen Verlag „VERLAG R.LEUKROTH BASTEI“, der der zahlreiche Postkarten von der Bastei herausgab, die zur Bekanntheit der Bastei in hohem Maße beitrugen. Die Zahl von versandten Postkarten übertraf jährlich 70.000! 

Dies alles zeichnete Herrn Hotelier Richard Leukroth aus, so dass auch die heute lebenden Dresdner ihm dankbar sein und auf ihn stolz sein können. 

Wir sind begeistert sein Grab auf dem Trinitatisfriedhof entdeckt zu haben, zu pflegen und weit über seinen Tod hinaus zu ehren und anderen nahe zu bringen. 

Natürlich haben wir in Pirna im Archiv recherchiert. Wir haben alte Postkarten der Bastei des Verlags von Herrn Leukroth erworben. Wir haben Menschen dieses Namens aufgesucht, um noch mehr über Herrn Leukroth zu erfahren. Wir suchten das neue Restaurant der Bastei auf, in der Hoffnung, dass auch dort unser Interesse geteilt wird und Material zu finden ist, welches über die Historie Aufschluss gibt. Leider trafen wir auf keinerlei Interesse. Man sah auch keinen Anlass die 200. Wiederkehr  „der Ersterwähnung und Erschließung der Bastei“, 1997 zu feiern, ja zu einem genussreichen Festmahl, „á couvert 4 Mark“ für 300 Gäste aus den verschiedensten Ständen und Berufen, wie 1897, werden zu lassen. Damals wurde sogar die oben erwähnte aufschlussreiche Festschrift herausgebracht. 

Schade, schade – Erinnerungen schwinden. Vielleicht wäre dieser Bericht Anlass an Richard Leukroths Grabmal auf dem Trinitatisfriedhof vorbei zu flanieren oder beim nächsten Basteibesuch seiner zu gedenken….

Uns, seine Grabpaten, Sylvia-Manorita und Frank Wiedemann würde es freuen!

Pflegekräfte fürs kulturelle Erbe – Grabpatenschaften auf dem Trinitatisfriedhof

eingestellt am 29.05.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Geheimnisvoll und unendlich vielfältig - Die Grabkultur auf dem Trinitatisfriedhof Foto: Anja Hilgert

 

Vielen Johannstädter*innen gilt der Trinitatisfriedhof als grüne Oase im dicht bebauten Stadtteil. Hinter den hohen zweihundertjährigen Mauern liegt unbeschreibliche Ruhe, ein Einstieg zur Anderswelt. Diese stille Besonderheit ist in zahlreichen Jahresringen über zwei Jahrhunderte lang gewachsen.
Alte Gräber der Biedermeier-, Gründer- und Jugendstilzeit geben ein reiches Erscheinungsbild. Beseelung von verstorbenen Persönlichkeiten, die das kulturelle, gesellschaftliche, politische und alltägliche Leben der Stadt prägten, schwebt über der Zeit. Von Anfang an waren Bäume als Wegebegrenzung geplant und so bieten alte beschirmende Baumkronen über den heutigen Wegen Schutz und vermitteln dem weitläufigen Gelände Geborgenheit. Es lässt sich gut zur Ruhe kommen hier, auf dem Trinitatisfriedhof. Doch dem Idyll droht der Verfall seiner historischen Grabstätten.

 

Namen in Stein

Aufgrund der künstlerischen Gestaltung zählt der Trinitatisfriedhof zu den stadtgeschichtlich und kulturhistorisch bedeutendsten Friedhöfen Dresdens und ist der fünftgrößte Friedhof der Stadt. Eine Ruhestätte für die Toten, die seinerzeit ausdrücklich zweckmäßig als Begräbnisstätte begründet wurde und weniger dem Ritus oder religiösen Kultus verpflichtet gebaut wurde als vielleicht andere Friedhöfe. Historisch betrachtet, wurde hier mehr weltlich geruht.

Historische Persönlichkeiten aller Bereiche des gesellschaftlichen Lebens haben ihre letzte Ruhestätte auf dem Trinitatisfriedhof gefunden. Viele von ihnen hatten lokale Bedeutung. Ob Pionier der Gasbeleuchtung, Volksliedforscher, Tierbildhauer, Pianistin, Kinderbuchauorin, Sozialökonomin – die Liste starker Persönlichkeiten ist lang und immer handelt es sich um eine Lebens-Geschichte, die auf besondere Art Sinn ergeben und Geltung geschaffen hat.
Die Inschriften auf ihren Grabsteinen lesen sich manchmal wie Anfänge einer Erzählung aus vergangener Zeit.

Berufsbezeichnungen, Gilden, Begriffe, Vornamen, die man heute nicht mehr kennt, Adelstitel, Geheimräte und ehrwürdige Bünde, denen sich Menschen damals verpflichtet und zugehörig fühlten. Vieles beginnt wie „Es war einmal…“. Manche derjenigen, die hier in die Erde gelegt wurden, waren überlandesweit bekannt wie der Mediziner Carl Gustav Carus, einige haben es zu Weltruhm gebracht wie der Maler Caspar David Friedrich – ihre Namen sind verzeichnet geblieben, die Steine halten am Zeugnis fest.

 

Kunstvoll gestaltete Grabstätten auf dem Trinitatisfriedhof Foto: Anja Hilgert
Grabskulptur der Jahrhundertwendezeit. Foto: Anja Hilgert

 

 

 

 

 

 

 

Mindestruhezeit nicht mehr als 20 Jahre

Aber auch die Gräber historischer Persönlichkeiten sind über die allgemeine gesetzliche Mindestruhezeit von meist 20 Jahren hinaus nicht geschützt. Wenn also Nachkommen oder sonstige Nutzungsberechtigte die Liegezeit nicht verlängern, dann werden die Grabstätten nach einer geraumen Zeit aufgelöst und eingeebnet, um sie für eine Neubelegung frei zu machen – oder aber der Friedhofsträger springt ein und übernimmt das Grab in städtisches Eigentum. 

Zu ihrer eigenen Unterstützung versuchen die finanziell randständigen Friedhofsverwaltungen, Nachfahren, Vereine, Institutionen, Firmen sowie Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen, die sich per Patenschaften in die Erhaltung und Pflege dieser Gräber einbringen. 

Auf dem Trinitatisfriedhof fallen aufmerksamen Besucher*innen jene Gräber auf, die das markierende Schild mit dem Patenschaftsgesuch tragen. Der Aufruf findet nicht immer Gehör. Dann nagt der Zahn der Zeit unerbittlich weiter an den Grabmälern: Wind und Wetter, vor allem aber die aggressiven Schadstoffe in der Luft greifen die steinernen Oberflächen an. Zeitzeugnisse verfallen. Manche Friedhofsdenkmale mahnen bereits mit ihrem Verblassen und Verschwinden. Nun hat der Stadtrat Einspruch erhoben.

 

Künstlerisch gestaltete Grabinschriften verlieren ihre Lesbarkeit. Foto: Anja Hilgert

 

Historische Grabpflege knüpft Patenschaften

In den letzten Jahren signalisierten die Friedhofsleitungen vermehrt, dass sie aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten die Pflege und Instandhaltung dieser Gräber nicht mehr wahrnehmen können.
Gegenwärtig erhalten 236 Grabstätten von historischen Persönlichkeiten auf Dresdner Friedhöfen eine Förderung, um nicht dem Verfall preisgegeben zu sein. Für 132 Gräber erhalten die Friedhofsträger anteilig finanzielle Unterstützung von der Landeshauptstadt Dresden. Der andere Anteil kommt von freiwilliger, privater, ehrenamtlicher Hand: 104 Gräber werden durch Privatpersonen, Stiftungen oder andere Engagierte gepflegt. Diese Einzelnen widmen sich mit ihren privaten Mitteln der Pflege eines je individuellen Bausteins kollektiver Vergangenheit.

 

Aufruf zu engagierter Rettungsaktion Foto: Anja Hilgert

 

 

Stadtgeschichtlicher Wert der Erhaltung

Die Friedhöfe weisen eine Vielzahl von Einzeldenkmalen auf, für die ungewiss ist, wie deren Sicherung gewährleistet werden soll. Häufig handelt es sich um künstlerisch bedeutende Grabmale oder Kleinskulpturen, Bildnisse und Reliefs von kunstgeschichtlichem Wert. 

Solcher Erhalt denkmalgeschützter Raritäten kann aufwändig sein, z.B. wenn fachkundige Restaurierung nötig wird. Aus zwingend gegebenem Anlass werden nun im Haushalt der Landeshauptstadt Dresden 2021/2022 zusätzliche Mittel zum Erhalt der Dresdner Friedhöfe und insbesondere zu Erhalt und Pflege historischer Grabstätten bereitgestellt. 

Die für Friedhöfe zuständige Bürgermeisterin Eva Jähnigen unterstützt den aktuellen Aufruf des Stadtrats: „Für die Landeshauptstadt Dresden sind die historisch bedeutenden Gräber ein Archiv der Stadtgeschichte. Es sind Erinnerungen an Personen, die die Stadt geprägt haben. Die Grabsteine stehen als abschließendes Symbol des weltlichen Daseins und helfen, Ideenreichtum, Mut, Schöpferkraft und Lebensläufe dieser Persönlichkeiten lebendig zu halten.“ 

 

 

Ornamentbänder und Friese in einer Formgebung von Unendlichkeit                   Fotos: Anja Hilgert

Lokalerbe der Johannstadt

Ein allgegenwärtiger Straßenname in der Nördlichen Johannstadt geht z.B. auf eine solche historische Persönlichkeit zurück, deren Grab städtischer Fürsorge untersteht: Der Jurist Friedrich Wilhelm Pfotenhauer (1812 – 1877) war 28 Jahre lang Bürgermeister der Stadt Dresden. Die Hauptverkehrsader in der Nördlichen Johannstadt ist die nach ihm benannte Pfotenhauerstraße. Für das 15 Quadratmeter große Grab auf dem Johannisfriedhof bringt die Landeshauptstadt Dresden derzeit 150 Euro im Jahr auf. 

Das entspricht dem Durchschnittswert, der jährlich pro erhaltenswertem historischen Grab aus dem städtischen Haushalt bereitgestellt wird. Insgesamt sind das etwa 20.000 Euro pro Jahr. Benötigt werden aber mehr als 90.000 Euro, da die tatsächlichen Kosten einer Grabgrundpflege mit diesem Betragseit einigen Jahren nicht mehr gedeckt werden. Allein für eine pflegeleichte Dauerbegrünung liegen die Durchschnittskosten aktuell bei rund 80 Euro brutto pro Quadratmeter und Jahr. Die Stadtverwaltung schlägt vor, jedes historische Grab mit bis zu 400 Euro pro Jahr zu fördern.

 

 

Jede Begräbnisstätte ein individuelles Kunstwerk    Fotos: Anja Hilgert

 

 

 

 

 

 

 

Pflege-Förderung

Zudem soll eine Fachkommission jetzt prüfen, welche historischen Gräber künftig eine Förderung erhalten. Die letzte Aktualisierung der Übersicht über die historischen Gräber erfolgte 1987.
„Die Fachkommission soll bewerten, welche Gräber weiterhin eine geförderte Pflege erhalten sollen. Die Arbeitsergebnisse der Fachkommission werden dann Grundlage für die Fortschreibung der Liste der historischen Gräber sein, über die erneut der Stadtrat entscheiden wird“, beschreibt Jähnigen das weitere Vorgehen. „Neben den Anstrengungen der Stadt, der Friedhofsträger und vieler Freiwilliger ist eine weitere Unterstützung dieser Aufgabe durch die Dresdnerinnen und Dresdner willkommen, um das historische Erbe auf den Dresdner Friedhöfen zu erhalten. Wer Interesse hat, sich um eine dieser historischen Grabstätten zu kümmern, sollte sich an den jeweiligen Friedhof wenden.“

 

Einstweilige Ruhe

Einstweilen ist für Besucher*innen auf dem Trinitatisfriedhof allein der Wind zu hören, der durch die Baumkronen rauscht. Dazu gesellt sich vieltöniges Rufen und Singen unzähliger munterer Vögel, die sich hier ausgesprochen wohl zu fühlen scheinen.
Neben Hasen und Eichhörnchen, oder dem Fuchs und sogar dem Waldkauz, der hier schon gesichtet wurde, sind Menschen nur vereinzelt anzutreffen. Manche kommen zum stillen Zwiegespräch mit jenen, die schon aus diesem Leben gegangen sind. Doch nicht alle kommen her, um ihrer verstorbenen Nächsten zu gedenken. Mache lenken auch nur einen Spaziergang über das friedlich stimmende Gelände und schätzen die Qualität der bloßen Entspannung, die der Friedhof mit sich bringt.

Die Grabpatenschaften tragen ausser zum Kulturerbe des Friedhofs auch bei zur verwunschen wunderbaren Koexistenz lebendiger Bäume mit den uralten Steinen der Toten, die dem Trinitatisfriedhof einen einzigartigen Charme verleihen.

 

Weitere Informationen 

www.dresden.de/friedhof

www.johannisfriedhof-dresden.de/grabpflege/

www.grabpatenschaft-dresden.de/patenschaftsgrab-des-monats/johannstadt-trinitatisfriedhof/

Ab Montag wird gepflanzt! Aufruf für Patenschaften für bedrohte Wildpflanzenarten

eingestellt am 26.04.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Wessen Herz für wilde Pflanzen schlägt, fühle sich gerufen! Foto: Anja Hilgert

Für die neue Pflanz-Saison 2021 werden Menschen gesucht, die eine Patenschaft übernehmen für seltene Wildpflanzen unserer Region, um diese bei sich zuhause aufzuziehen und nach der Aufzucht auszusiedeln. Das Umweltzentrum Dresden steht mit Rat und Tat zur Seite und freut sich über neue Mitwirkende im Projekt Urbanität & Vielfalt, in bewährter Weise sind auch neue Pat*innen aus der Johannstadt herzlich willkommen!

Wilde Wiesen

Wiesen sind natürlicherweise das Zuhause zahlreicher Arten von wilden Kräutern, Blüh- und Heilpflanzen. Wenn die Bedingungen stimmen, beheimatet die wilde Wiese eine große Vielfalt an Pflanzen, die nicht nur unsere Sinne erfreuen. Sie geben auch Lebensraum für zahllose Kleinlebewesen, viele Insekten und andere Tiere, z.B. seltene Wildbienen, wie eine Art der Sandbienen und der Hosenbienen, die sich und ihren Nachwuchs vom Pollen der Skabiosen, vornehmlich der Gelben Skabiose ernähren. Ein reichhaltiger Kreislauf, der vielerorts durch Eingriffe des Menschen beeinträchtigt oder zerstört wird.
Pflanzpat*innen helfen mit, dass Wildpflanzen wieder das Zuhause bekommen, das ihnen zusteht.

Ein Stern auf der Roten Liste bedrohter Pflanzenarten: Der Feld-Mannstreu.  Foto: Anja Hilgert

 

 

 

 

 

 

Quartier gesucht für Pflanzen von der Roten Liste

Urbanität und Vielfalt ist ein Projekt am Umweltzentrum Dresden, das in Kooperation mit Bundesumweltministerium und sächsischem Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft dazu aufruft, diesen Raum wieder zu bevölkern, und zwar mit Pflanzen, die sich rar gemacht haben: Gefährdete, in der Region Dresden und Meißen heimische Wildpflanzen sollen in ihrem Bestand geschützt werden. Das Gärtnerei-Team des Umweltzentrums stützt seine Arbeit dabei auf die Mithilfe vieler Bürger*innen, die sich mit ihrem städtischen Wohnraum zur Verfügung stellen, um diesen Pflanzen, die auf der Roten Liste stehen, ein zeitweiliges Quartier zu bieten, in dem sie kräftig werden und wachsen können, bis sie wieder der Natur übergeben und ausgepflanzt werden.

 

Kleine Wiesenrauten zurück auf den Elbwiesen

Während der nun vierjährigen Laufzeit des Projektes wurden insgesamt 6.000 gefährdete Wildpflanzen auf 18 ausgewiesene Flächen in Dresden und dem Landkreis Meißen ausgebracht – unter anderm auch in der Johannstadt.
Hier wachsen seit der Auspflanzaktion im Herbst 2020 wieder 250 Kleine Wiesenrauten auf den Elbwiesen am Käthe-Kollwitzufer und haben damit eine Chance, sich wieder an ihrem natürlichen Standort zu etablieren. 8 Arten mit unterschiedlichem Gefährdungsstatus und Standortansprüchen wurden 2020 durch Unterstützung von Pflanzpat*innen auf Balkonen oder in privaten Gärten in Obhut genommen, aufgezogen, zum Wachsen und schließlich zum Anwachsen in ihrer natürlichen Umgebung gebracht. 

Die Jahreszeit wandelt sich auch an der Kleinen Wiesenraute Foto: Anja Hilgert

Einladung zur Patenschaft für die Saison 2021

  1. Anmeldung per Onlineformular.
  2. Nach der Anmeldung den Link erhalten zur Info-Veranstaltung online: Am Mittwoch 28.04. 19.30 – 21.00 Uhr stattfinden. Das Umweltzentrum informiert zum Vorhaben, den Projektpflanzen und dem Projektablauf.  Hier können auch alle Fragen zur Patenschaft gestellt werden.
    Alternativ oder ergänzend zum Online-Training lesen alle potentiellen Pflanzpat*innen den Leitfaden „Ihre Pflanzenpatenschaft bei Urbanität und Vielfalt“, der für 2021 neu überarbeitet worden ist.
  3. Abholung der Patenpflanzen nach vollzogener Anmeldung:
    am Samstag 29.5. in Dresden, Umweltzentrum Dresden, Außenstelle ehem. Friedhofsgärtnerei, Bremer Straße 18
  4. Pflege der Patenpflanzen: Wachsen und Gedeihen bei den Pflanzpat*innen zuhause. Fragen oder Probleme können besprochen werden: In den regelmäßig angebotenen U&V-Patensprechstunden oder telefonisch mit dem U&V-Team. 
  5. Im September werden die Pflanzen und/oder gesammeltes Saatgut zurück an das Gärtnerei-Team gegeben bzw. sofern es die Corona-Maßnahmen erlauben, finden gemeinschaftliche Auspflanzaktionen statt. 

Weitere Informationen

Baubeginn in der Schokoladenfabrik: In der Johannstadt entsteht ein neues Familienzentrum 

eingestellt am 22.02.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Erhält ein zweites Leben für die Zukunft - Die Schokofabrik wird Familienzentrum. Foto: Anja Hilgert

Dank der vorfrühlinghaften Sonne sind alle Grünflächen wieder freigelegt. Alles, was sprießen kann, reckt sich ins belebende Licht. Auftaktgefühl und Frühlingserwachen begleiten, was jetzt in den Startlöchern sitzt. Damit ist in der Johannstadt endgültig der Startschuss gefallen für eines der lang geplanten, großen Bauvorhaben des Viertels: Der Umbau der ehemaligen Schokoladenfabrik in Dresden-Johannstadt, Hopfgartenstraße 1a, beginnt. 

 

Wo über viele Winter lang das vergessene Gelände der einst renommierten Schokoladenfabrik zugewachsen ist und das Gebäude mit dem markanten Schornstein immer mehr den Charakter einer Industrie-Brache angenommen hatte, wird jetzt saniert und gebaut. Im Februar beginnen die Bauarbeiten für ein Integratives Familienzentrum, das der Kinderschutzbund Ortsverband
Dresden e. V.  hier für die Bewohner*innen des Stadtteils einrichten wird.

 

Wird aus dem Dornröschenschlaf aufgeweckt – die ehemalige Schokofabrik in der Johannstadt – Foto: Anja Hilgert

Die Johannstadt zeigt sich von ihrer Schokoladenseite

Als einziger Teil der einstigen Fabrikanlage ist nach der Kriegszerstörung das Backsteingebäude erhalten geblieben, in dem heute unter dem Namen des Schokofabrik e.V. Kreativ Schaffende, Architekten und freie Künstler*innen mit ihren Ateliers, Werkräumen, Büros und Studios einen liebevoll eingerichteten Oasenort für künstlerisches Schaffen in der Johannstadt verteidigen.

Nebendran, im östlich anschließenden Gebäudeflügel mit der ehemaligen großen Werkhalle und dahinter liegendem Schornstein soll nun ebenfalls in eine neue Nutzung überführt werden. Dazu erwarb der Deutsche Kinderschutzbund 2019 das Gebäude von der Erbengemeinschaft des bis 1953 in der Johannstadt produzierenden Zuckerwarenfabrikanten Bruno Clauß.

Nun soll sich auf den roh freigelegten Grundmauern die moderne Architektur für ein Integratives Familienzentrum erheben. Der Deutsche Kinderschutzbund nimmt sich vor, sich für die Johannstadt von seiner Schokoladenseite zu zeigen. Von den Ursprüngen und der Schokoladenfabrikation wird die bereits fertig konzipierte Stele des Historischen Rundwegs Nr.3, wenn sie am Standort errichtet wird, Bericht geben.

 

Bunt und lebenswert im Stadtteil

„Derzeit kann man sich nur schwer vorstellen, dass in dem zum Teil ruinösen Gebäude bereits 2023 Hilfen für Jung und Alt aus einer Hand angeboten werden, aber wir sind optimistisch, dass uns dies gelingt“, sagt Heike Heubner-Christa, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes. 

Ehemalige Werkhalle der einstigen Schokoladenfabrik Foto: Alexander Pötzsch Architekten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit einem über Jahrzehnte gesammelten Erfahrungswissen in der Johannstadt, wirkt Frau Heubner-Christa aktiv auch als Stadtteilbeirätin daran mit, dass die Johannstadt ein lebenswerter Stadtteil für alle Altersgruppen und alle Gruppen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft bleibt: „Als Geschäftsführerin des Dresdner Kinderschutzbundes, der seinen Hauptsitz seit 27 Jahren in der Johannstadt hat, fühle ich mich den Menschen im Stadtteil verpflichtet und verbunden, getreu unserer Maxime „Vielfalt inklusive!“. Wir möchten jede*n Einzelne*n im Stadtteil mitnehmen und dafür begeistern, wie bereichernd und lebenswert so ein bunter und vielfältiger Stadtteil ist.“

 

Johannstädter Liebeserklärung auf dem Gemäuer der Schokofabrik. Foto: Anja Hilgert

Großzügig eingerichtet für Kinder und Jugend

Die Geschäftsstelle des Kinderschutzbundes wird zusammen mit dem Team der Mobilen Hilfen, der Fachberatung des Kinderschutzbundes und die Fachberatung des Bundesprogramms „Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ hier einziehen.
Der neue Standort in der Hopfgartenstraße liegt im unmittelbaren Einzugsbereich der Schulen der Nördlichen Johannstadt. Im oberen und zugleich geschützten Bereich des Zentrums wird die Intensivwohngruppe „Trampolin“ Kindern und Jugendlichen ein befristetes neues Zuhause bieten, mit großzügigen Aufenthalts- und Therapieräumen sowie einer Dachterrasse. 

 

Das Einzugsgebiet von Schulen und Integrativem Familienzentrum Foto: Anja Hilgert

 

 

 

 

 

 

 

„Als freier Träger der Jugendhilfe haben wir natürlich besonders die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen im Blick und treten für deren Rechte ein“,sagt Frau Heubner-Christa. „ Egal ob in unseren Kitas Pünktchen oder Sonnenblumenhaus, dem Kunterbunten Hortplanet oder JOJO, Abenteuerspielplatz und Eule, überall sind Kinder, Jugendliche und deren Familien bei uns herzlich willkommen.“ Das neue Familienzentrum verleiht diesem Kern der Arbeit des Kinderschutzbundes einen zukunftweisenden Ausdruck.

Im unteren Teil des Gebäudes wird es für die Jugend eine weitläufige Begegnungsmöglichkeit geben. In der 1. Etage ist ein kleines Konferenzzentrum geplant, bestehend aus zwei modernen Räumen mit Küche und Sanitärbereich.

Eine Bibliothek für Johannstädter*innen

Frau Heubner-Christas Sicht ist generationenübergreifend: „In unserem Zukunftsprojekt Schokofabrik, dem Integrativen Familienzentrum, möchten wir auch gerne über die selbstverwaltete Stadtteilbibliothek die älteren Generationen ansprechen und einladen, bei uns Teil der Johannstädter Kinderschutzbund Gemeinschaft zu werden.“

In der sanierten Schokoladenfabrik wird es eine Bibliothek für alle Johannstädter*innen geben, die auch als Begegnungsort für Menschen jeden Alters und jeder Kultur sowie für Veranstaltungen genutzt werden kann. Damit soll den vielfältigen Wünschen der Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils entsprochen werden. 

Entwurf für den Innenhof im Familienzentrum. Foto: Alexander Pötzsch Architekten

Zeitgenössische Architektur mit Industriellem Charme

Entworfen und geplant haben die Sanierung der alten Schokoladenfabrik die Architekten um Alexander Pötzsch, in enger Zusammenarbeit mit den Fachplanern von ICL Ingenieur Consult GmbH und Petschow + Thiel Projektmanagement GmbH.  Alexander Pötzsch Architekten zeigen mit ihrem Entwurf viel Einfühlungsvermögen in die vorhandene Substanz, die weitestgehend erhalten und modern erweitert wird. Der Industriecharakter bleibt bewahrt und wird durch einen zeitgenössischen Architekturentwurf an die modernen Anforderungen eines Begegnungszentrums übermittelt. Die Schokoladenfabrik in ihrer lokalgeschichtlichen Bedeutung schätzt das Architekturbüro identitätsstiftend ein für die Johannstadt. Somit bleibt der Schornstein mit seinem maßgeblichen Wahrzeichencharakter  erhalten und prägt das logo des zukünftigen Johannstädter Familienzentrums. 

 

 

 

 

 

 

Das Gesamtprojekt wird durch das Ingenieurbüro Röder gesteuert. Das Projekt wird mit knapp 4,2 Millionen Euro Städtebaufördermitteln aus dem Förderprogramm „Investitionspakt – Soziale Integration im Quartier“ unterstützt. Der Bund und der Freistaat Sachsen stellen 90 Prozent der Fördermittel und die Landeshauptstadt Dresden 416.540 Euro aus Eigenmitteln bereit. „Ohne diese Fördermittel hätten wir das Bauvorhaben niemals stemmen können“, betont die Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes.
Bis spätestens 2023 sollen alle Arbeiten fertiggestellt werden. 

Weitere Informationen

www.kinderschutzbund-dresden.de 

Dein Verein des Jahres 2020 – Abstimmung für den Stadtteilverein Johannstadt e.V.

eingestellt am 19.02.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Das Publikum entscheidet: Hoffnung für den Stadtteilverein Johannstadt e.V. Foto: Anja Hilgert

Der Stadtteilverein Johannstadt e.V. ist beglückwünscht worden und kann selbst das Glück kaum fassen. Denn bislang ist noch gar nicht bekannt, wer inkognito aus den eigenen Reihen den Verein registriert hat beim Wettbewerb um den Verein des Jahres 2020, den der Verband der Ostsächsischen Sparkassen auslobt.

Voting zum Publikumsliebling 

Jetzt jedenfalls ist der Stadtteilverein Johannstadt e.V. im Rennen um den Publikumspreis für den Verein des Jahres 2020. Insgesamt 310 Vereine haben sich beworben. In einer ersten Runde wurden bereits zwölf Vereine durch eine Jury aus Vertretern der Ostsächsischen Sparkasse Dresden und der Sächsischen Zeitung als Gewinner mit dem Titel „Verein des Jahres 2020“ gekürt. In den vier Kategorien Kultur, Sport, Soziales und Crowdfunding wurden jeweils erste, zweite und dritte Plätze vergeben, insgesamt dotiert mit einem Spendengeld von 24.000 Euro. Erstplatzierte gewinnen 3.000 Euro Preisgeld für ihre Vereinskasse, Zweitplatzierte bekommen 2.000 und Drittplatzierte 1.000 Euro.

 

Stadtteilverein geht wieder ins Rennen (Foto: Sigrid Böttcher-Steeb)

 

 

 

 

 

 

Vom 15. Februar bis einschließlich 7. März läuft nun in zweiter Runde die Preisverleihung durch Abstimmung im Publikum:  Wer am besten seine Unterstützer*innen mobilisieren kann, auf der Internetseite der Aktion  per Publikumsvoting:bekommt 3.000 Euro oder einen zweiten und dritten Platz zur Unterstützung der Vereinsarbeit.

 

>Du bist die Johannstadt!<

Vor gut zwei Jahren (erst!) ist der Stadtteilverein Johannstadt e.V. im gleichnamigen Dresdner Stadtteil an den Start gegangen und hatte viel vor: Mit dem Slogan >Du bist die Johannstadt ! > warb er für Mitgliedschaft und aktive Mitgestaltung in und an einem lebenswert(er)en Stadtviertel. Ein Verein, der sich zum selbstgewählten Sinn und Zweck die Vervielfältigung des sozialen und kulturellen Lebens im Stadtteil stellte. Der ein gemeinschaftliches Leben im Stadtteil anvisiert, das von den Beteiligten selbstbestimmt getragen und verantwortet ist. Ein Verein, der sich als Partner, Förderer und Koordinator anbietet, um Zukunftsprojekte zu verwirklichen. In diesem initiativen Sinne steht die Parole >Wir für die Johannstadt!<

 

Hoffnung setzen auf die Johannstadt!  Victor Smolinski

 

 

 

 

 

 

 

Der lebenswert(er)e Stadtteil für alle

In der Johannstadt lebt es sich gut — alle, die hier wohnen und wohnten, sind sich da einhellig einig. Das Viertel ist unvergleichlich vielfältig, sowohl jung als auch alt genug, um die ganze Bandbreite an Lebensweisen anzubieten. Ein städtisches Gebiet auf dichtem Raum, das mit unterschiedlichsten Kulturen, vielfältigen Sprachen und diversen Vorstellungen vom Leben sein Potential stetig steigert.  Das Begeisterung weckt für ein gemeinsames Ansinnen, den eigenen Stadtteil, in dem alle Beteiligten miteinander leben, stark zu machen. Dinge zu entwickeln, die einen lebenswert(er)en Stadtteil für seine Mitbewohner*innen aufbauen. 

 

 

 

 

 

Stadtteilverein Johannstadt e.V. als Träger von Zukunftsprojekten

In den zwei zurückliegenden Jahren ist um den Stadtteilverein ein breites Netzwerk aus Aktiven entstanden, die viel ehrenamtliches Engagement geltend machen. In der Mitte steht der Stadtteilverein Johannstadt e.V. als Träger von unterschiedlichen Initiativen und Projekten, die diverse Mitmach- und Beteiligungsmöglichkeiten im Johannstädter Viertel bieten, wie unter anderem auch die Stadtteilredaktion des online—Stadtteilmagazins johannstadt.de, die seit Mai 2020 ebenfalls unter der Trägerschaft des Stadtteilvereins Johannstadt agiert. In Kooperation mit dem Johannstädter Kulturtreff e.V. ist hieraus auch die Printvariante des Stadtteilmagazins ZEILE entstanden, dessen erste Ausgabe im Dezember 2020 kostenlos an die Bewohner*innen der Nördlichen Johannstadt ausgegeben worden ist.

 

Erweitertes Stadtteilleben – Verbreitet durch die Stadtteilredaktion Foto: Anja Hilgert

Mehr Leben im Stadtteil

Auch das Kaffee-für-Alle-mobil, ein batteriebetriebenes Kaffee-Lastenrad mit interkulturelle BegegungsInitiative zählt unter Anderen zu den Projekten des Stadtteilvereins. Unter dem Namen “Café-für-Alle” dreht es seine Touren durch den Stadtteil, zu seinen Spielplätzen und Festen und sorgt niedrigschwellig für Kontakt und Begegnung. Der Schwung des Stadtteilengagements reicht soweit, dass auf dem neugestalteten, bürgerschaftlich mitgestalteten Bönischplatz beim jährlich stattfindenden Interkulturellen Straßenfest das Spiel- und Tanzbein geschwungen werden kann.

 

Mit mobiler Kaffeetheke vor Ort im Viertel – Café für alle – Foto: Anja Hilgert

 

 

 

 

 

 

 

In jedem der Projekte wird jeweils ein kleines Stück Stadtteilgeschichte mitgestaltet. Das macht den Stadtteilverein wertvoll und das verleiht ihm auch einen Namen, bei dem man aufhorcht und der gut bekannt und gern genannt ist im Quartier.

 

Der Bücherschrank wurde bereits genutzt. Foto: Philine Schlick
Der Bücherschrank wird viel genutzt. Foto: Philine Schlick

 

 

 

Jetzt abstimmen!

Ab dem 15. Februar bis zum 7. März 2021 trommeln alle teilnehmenden Vereine kräftig in ihre Werbekanäle, Mund-zu-Mund-Propaganda oder eben den Buschfunk, um Mitglieder, Fans, Fördernde und Freundeskreise zur Stimmenabgabe auffordern. Jede Stimme zählt! Für ein Preisgeld, das zurückfließt in die Johannstadt!

Die Stimmabgabe geht ganz einfach:

1.       Webseite des Wettbewerbs aufrufen

www.vereindesjahres.de/neuigkeiten/aktuell-teilnehmende-vereine

2.        Verein auswählen:
Im besten Fall für die Johannstadt: Stadtteilverein Johannstadt e.V.

3.        Stimme abgeben und E-Mail-Adresse erfassen

4.        Antwort-E-Mail einsehen und Stimmenabgabe bestätigen

Wir hoffen für den Stadtteilverein Johannstadt e.V.!

Zur Auszeichnung plant die Sparkasse im Mai eine Serie von Videos, in denen die prämierten Ehrenamtlichen vorgestellt werden. Die Preisverleihung findet in diesem Jahr digital statt. Es bleibt spannend.

 

 

Weitere Informationen

http://www.vereindesjahres.de/neuigkeiten/aktuell-teilnehmende-vereine

Ostsächsische Sparkasse Dresden
Anstalt des Öffentlichen Rechts
Güntzplatz 5
01307 Dresden
Telefon: 0351 455-0
E-Mail: e-mail@ostsaechsische-sparkasse-dresden.de

Ein Neujahrswunsch für Aminat und die vielen Hände von ZAFRAN

eingestellt am 07.01.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Die magische Zutat, um weiter zaubern zu können, wird per Crowdfunding gesucht. Foto: Anja Hilgert

Etwas möge eintreten, das aus der gegenwärtigen Situation des Nichts-tun-Könnens erlöst: Ein Stern möge vom Himmel fallen, der in die richtige Richtung weist. So könnte es wahr werden. Wenn der Wunsch nur deutlich genug ist, wenn er am Herzen liegt.

Wenn die Hände sich regen und nicht im Schoß ruhen wollen

Bei ZAFRAN sind den Frauen die Hände gebunden. Diese vielen Hände, die sich regen und tausendundeine Köstlichkeiten zaubern und Mittagstische decken, wo Menschen sich zahlreich sammeln, tagen, einander treffen und miteinander in Austausch gehen. Von Tagungen über Veranstaltungen und Feiern, darf wohl eine Weile noch nur geträumt werden – doch den Frauen wird die Zeit lang.

Seit sich im September 2019 ZAFRAN als sozialer Cateringbetrieb gründete, ist das mehrsprachige Team aus verschiedenen Frauen* weiter zusammengewachsen.
Das Unternehmen beliefert Privatfeiern, Firmen-Events, Fachtage und Festveranstaltungen mit Fingerfood- oder warmen Buffets in einer besonderen Mischung aus hochwertiger kaukasischer und syrischer Küche, die perspektivisch durch afghanische Speisen ergänzt wird. Alle Gerichte werden frisch zubereitet, die Buffets dekorativ angerichtet. 

 

Festtagsdekoration fürs Buffet. Foto: Johannstädter Kulturtreff e.V.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mitarbeiterinnen sind angestellt und optimieren Menü und Herstellungsabläufe. Freie Mitarbeiterinnen arbeiten autonom. Alle probieren, planen, verwerfen und lernen sehr viel dabei. Die Mitarbeiterinnen werden fair entlohnt und entwickeln den Betrieb auf Augenhöhe. Bei Bedarf erhalten sie soziale und behördliche Unterstützung. ZAFRAN Soziales Catering steht für die nachhaltige Stärkung von Frauen* mit Fluchterfahrung.

Der Wunsch nach ZAFRAN auf lokalen Märkten

Wer schon einmal die Gelegenheit hatte, wird sich des guten Geschmacks der hochwertigen arabischen, kaukasischen und persischen Speisen erinnern. Vor allem werden von ZAFRAN Catering interessante Fachveranstaltungen, liebevolle Feiern und kreative Seminare bewirtet. In diesem Jahr sind jedoch viele Großaufträge wegen der Pandemie storniert worden. Dennoch hat ZAFRAN in der Johannstadt und über den Stadtteil hinaus auch in der jetzigen, für alle schwierigen Zeit viel wertschätzende Zusammenarbeit erfahren!

Wenn das noch junge Unternehmen nach vorne blickt, ist allen Beteiligten klar, dass Veranstaltungen weiterhin unsicher sind.
Daher steht nun an, zusätzlich auf lokalen Märkten Fuß zu fassen, vielleicht sogar auf dem geplanten Wochenmarkt auf dem Bönischplatz?! Um in den Zeiten der Corona-Pandemie weiter handlungsfähig zu bleiben, will das Team aus Aminat, Clara, Dagmara, Fatema, Roya, Roza und Zahra ihre hausgemachten Speisen ab 2021 auch auf Märkten anbieten und dafür einen entsprechenden Stand gestalten. 

Seit langem ist eines der erklärten Ziele, dass Aminat als feste und erfahrene Mitarbeiterin im Team ihren Führerschein macht, damit sie die Auslieferung der Caterings übernehmen und selbstständig organisieren kann.

Die gute Fee der Crowd

Für die Umsetzung dieser beiden Ziele hat ZAFRAN nun ein Crowdfunding gestartet:

www.99funken.de/zafran

Mit der Unterstützung aus der Crowd würden ein Markt-Pavillon, eine gasbetriebene Stahlpfanne für die Herstellung von Piroggen, ein großes Banner mit Logo und sechs Blusen mit Logo sowie der Führerschein finanziert. Mit der Summe der Fundingschwelle kann ein Großteil der Ausgaben getätigt und der Verkauf auf den Märkten gestartet werden: ZAFRAN würde handlungsfähig bleiben. Alle Gelder, die über das Fundingziel hinausgehen, fließen in die Förderung der Mitarbeiterinnen.

In der bisherigen Laufzeit von vergangenen 19 Tagen haben sich bereits 70 Unterstützende gefunden, die mit ihren Spenden schon eine beachtliche Summe zusammengetragen haben.

Der Fundingzeitraum beläuft sich noch bis zum 24.01.2021 und darf gern ausgenutzt werden.
Teilen und Weitersagen ist ausdrücklich erwünscht : )!
Wer die Plattform besucht und das Unternehmen mit einer Spende unterstützen will, kann sich eine der kulinarischen Prämien sichern, von der hausgemachten Schichttorte bis zum online-Kochkurs.

Clara von Verschuer und das Team von ZAFRAN werden jede Unterstützung dankbar in die Motivation zur weiteren Arbeit stecken!

Weitere Informationen

ZAFRAN Soziales Catering
Voglerstraße 33
01277 Dresden

Telefon: (+49)162-6582648
E-Mail: zafran@posteo.de
Web: www.zafran-catering.deFacebook: www.facebook.com/Zafran.Soziales.Catering

Heiligabend 2020 – Ein Gottesdienst aus der Johannstadt über Menschwerdung unter den Menschen

eingestellt am 24.12.2020 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: (S)Ein Licht in Die Welt tragen - Die Weihnachtsbotschaft kommt dieses Jahr live und online. Foto: Torsten Görg

 

Nachdem auch an der Elbe kein Präsenzgottesdienst stattfinden darf, hat die Johanneskirchgemeinde einen Videogottesdienst produziert, der in Kooperation mit Willkommen in Johannstadt, Mission Lifeline und Paradiesisch Musizieren der Evangelischen Hochschule nicht nur das Format bisheriger Gottesdienste übersteigt, sondern auch der Weihnachtsbotschaft einen live-Charakter verleiht, der zu den Menschen bis nach Hause dringt  :  Ein Wort zu dem anderen Weihnachten 2020 –  Interview mit Pfarrer Tobias Funke.

 

Sie können Weihnachten in Ihrer Gemeinde nicht mit einem festlichen Gottesdienst feiern: Was tun Sie als Pfarrer und was machen die Menschen, die sich in der Kirche nicht versammeln dürfen?

Pfarrer Tobias Funke: Es ist ja nicht so, dass die Gotteshäuser zu sind. Das ist ja der Unterschied zu Ostern, als Gottesdienste verboten waren, Präsenzgottesdienste muss man ja sagen. Es gibt ja jetzt auch viele andere Formen von Gottesdiensten. Das haben wir im letzten Jahr gelernt und immer wieder auch gesehen, dass der Gottesdienst auch gut zu Hause stattfinden kann. Bei der Hausandacht, vor dem Fernseher, dem Bildschirm, man auch zu Hause den Gottesdienst miterleben kann. In einer kleinen Hausgemeinschaft oder auch alleine, was jetzt nicht nur durch Corona gekommen ist.
Ich mache ja viele Hausbesuche, dann kommen wir gemeinsam ins Gespräch und dann erzählen mir auch ältere Leute, „Ach ja, der Fernsehgottesdienst, das gibt mir doch mehr, da verstehe ich alles und dann bin ich auch mehr mit dabei als wenn ich in die Kirche gehe. Das war schon vor Corona so und das verstärkt sich jetzt natürlich noch mehr.

Licht verwandelt – Foto: Torsten Görg


Wie gestalten Sie Weihnachten jetzt in Ihrer Kirchgemeinde?

Pfarrer Tobias Funke: Die Sächsische Landeskirche hat es den einzelnen Kirchgemeinden frei gestellt oder an die Beauftragten übertragen, selbst zu entscheiden. Das ist eine große Verantwortung, die jede*r da hat.
Wir haben uns dafür entschieden, die Präsenzgottesdienste ausfallen zu lassen. So wie die letzten Jahre gibt es das sowieso nicht: Wir dürfen nicht singen, wir dürfen uns nicht lange versammeln, es müssen alle Kontakte aufgeschrieben werden. Daher wird es in der Johannstadt nur den offenen Kirchsaal im Gemeindehaus geben, dass man kurz, vielleicht für 10min sich da hinsetzen kann, die Weihnachtsgeschichte hören kann und dann zur anderen Seite wieder geht und im Stall, im Gemeindegarten dann sich das Licht von Bethlehem holt. Das ist die Form, die wir jetzt für verantwortbar halten, um Ansteckung zu vermeiden.
In der letzten Verantwortung muss das natürlich jede*r selber entscheiden, ‚gehe ich da jetzt hin oder gehe ich nicht dort hin’. Das obliegt jeder und jedem Einzelnen.

Licht verwandelt – Foto: Torsten Görg

 

Welche Angebote gibt es für Leute, die unter den Umständen nicht kommen können?

Pfarrer Tobias Funke: Deshalb gibt es in der Kirchgemeinde auch verschiedene online-Angebote, in drei verschiedenen Formaten: Eins für Kinder, ein Kinder-Krippenspiel, das die Gemeindepädagoginnen einstudiert und aufgenommen haben. Dann wird es ein Krippenspiel geben, das die Erwachsenen eigentlich auf der Fiedlerstraße draussen gespielt hätten, so hatten wir es geplant. Das wird es auch online geben, mit dem Gospelchor, das wird auch eingestellt sein. Und auch das, was wir dieses Jahr Weihnachten an der Elbe gefeiert hätten, zusammen mit Mission Lifeline und Willkommen in Johannstadt, wo wir gerade auch das Thema Flucht nochmal thematisieren. Das haben wir jetzt vorproduziert und wird dann auch auf unserem you tube-Kanal abrufbar sein. Ich kann so viel verraten, daß es sich um ein beeindruckendes, für mich sehr beeindruckendes Gottesdienstvideo handelt.

 

Wer hat an diesem Videodreh für den Heiligabendgottesdienst alles mitgewirkt?

Pfarrer Tobias Funke: Wir haben den Christoph Müller Paul Hoorn, der auch hier in der Johannstadt bekannt ist mit dem Paradiesorchester der Evangelischen Hochschule EHS gewinnen können, der die Musik macht.
An der Elbe singt er auch mit seiner Tochter und einem Musiker aus Syrien, der die Oud spielt, das Lied Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, als Sinnbild: Wir haben Platz, es ist Platz in der Herberge, nicht nur Platz in der Herberge von Bethlehem, sondern es ist auch bei uns Platz. 

Wir fordern, dass die Situation gerade in Moria und auf den Fluchtbooten eine Änderung braucht. Gerade jetzt zu Weihnachten. Deswegen gibt es auch die Zusammenarbeit mit Mission Lifeline, die eine Institution hier aus Dresden sind. Einer der letzten Crew von Mission Lifeline, hat uns ein Video zur Verfügung gestellt aus dem Flüchtlingslager Moria auf Lesbos, das ist da jetzt mit eingebaut.
Mit dabei ist auch eine Syrerin, die in Johannstadt lebt, das hat uns WIJ übermittelt, die ihre Fluchtgeschichte erzählt, wie sie hier nach Dresden gekommen ist.
Und dann haben die Konfirmanden die Weihnachtsgeschichte eingelesen und Juliane Asmann und ich haben eine Art Predigt, eine Verkündigung dazu beigetragen. So dass das ein Gottesdienst ist, der geht 40 Minuten lang, den man zu Hause sich anschauen und mitfeiern kann. Wie es an der Elbe hätte sein sollen.

 

Licht verwandelt – Foto: Anja Hilgert

 

Was ist eigentlich Gottesdienst?
Pfarrer Tobias Funke: Der Gottesdienst ist für mich das, was passiert, wenn Menschen zusammenkommen – da ist der Gemeinschaftsaspekt ganz wichtig –  und die überlegen, wie kann ich mich darauf konzentrieren: Auf meine Beziehung zu Gott, aber auch: Was bedeutet das in meiner Beziehung zu Gott und der Welt. Deswegen kann ich da Glauben und Handeln schwer auseinandernehmen, die bedingen sich jeweils gegenseitig.
Weil ich an Gott glaube, weil ich von Gott geliebt bin und Verschiedenes geschenkt bekommen habe, meine Begabungen, auch mein Leben, deswegen engagierte ich mich für Gerechtigkeit, für eine bessere Welt. Nicht aus mir heraus, das kann ich selber nicht leisten, das ist diese Gnade, die mir da zukommt, die geschenkt ist. Das finde ich auch die zentrale Weihnachtsbotschaft, dass dieses Licht, das von Bethlehem ausgeht, auch im Dunkelsten immer wieder leuchtet. Und dass das mich befähigt, da auch gegen Dunkelheiten etwas auszurichten, ein bisschen Licht zu spenden.

Licht verwandelt – Foto: Anja Hilgert

 

Welche Bedeutung hat dann das Zusammenkommen der Menschen an Weihnachten?

Pfarrer Tobias Funke: Ich kenne viele Menschen, denen ist es ganz wichtig, da in Gemeinschaft zu sein. Glaube hat ja immer auch mit Zweifel zu tun und da ist es wichtig, sich gegenseitig auch immer zu bestärken. Denn so etwas wie die gemeinsamen Lieder oder die gemeinsamen Texte, aber auch der gemeinsame Austausch, also Gottesdienst, ist für mich keine Einbahnstraße: Einfach da vorne zu reden und die anderen hören alle zu, sondern das ist ein Kommunikationsgeschehen, das diese drei Ebenen hat: Die Beziehung zu Gott, also die Kommunikation zwischen mir und Gott, aber auch die Beziehung zwischen mir und meinem, meiner Nächsten, indem ich da auf die Not schaue und die Probleme der Mitmenschen wahrnehme. Aber auch als dritter Aspekt die Kommunikation in der Gemeinschaft, das verleiht gegenseitig Stärke.
In einem guten Gottesdienst passieren für mich diese drei Dinge. Und das ist dann eben nicht nur der Sonntagsgottesdienst früh, mit Glockengeläut, sondern das passiert auch im Alltag, dass ich Gott diene, dass Gott sich mir zeigt und ich daraus handeln kann. Und da kann Gott auch Mensch werden, indem ich mich um Andere kümmere. Da wird Weihnachten auch Wirklichkeit.

Woher kommt gerade jetzt die Kraft, dafür den Raum zu öffnen?
Pfarrer Tobias Funke: Das ist natürlich schwerer jetzt und besonders für das Singen, dass das wegfällt. Ich bin in Leipzig an der Thomaskirche aufgewachsen, da hat das Singen gerade auch der Weihnachtslieder einen ganz großen Stellenwert. Aber wir singen in der Familie natürlich trotzdem jetzt auch, und da würde ich auch alle einladen, in Familie, im kleinen Kreis oder alleine – am Telefon kann man auch singen.
Es gibt ausserdem verschiedene Aktionen: Am Weihnachtsabend kurz nach 18 Uhr, nach dem Abendgeläut soll „Stille Nacht, Heilige Nacht“  in ganz Deutschland gesungen werden, dass die Menschen auf die Balkone oder auch vors Haus treten und in großer Gemeinschaft singen. 

 

Weitere Informationen

 

Auf Wohnungssuche für Mehlschwalben – Ein Nisthilfe-Projekt in der Johannstadt

eingestellt am 28.11.2020 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Gut verträgliche Nachbarschaft von Schwalben und Menschen Foto: Anja Hilgert

Kunstnester sind von Menschen geschaffene Nester zum Beispiel für Mehlschwalben, um sie zu beheimaten. Mehlschwalbenkunstnest, ist ein Wort, das man sich über die Lippen rinnen lassen kann, um der Bedeutung auf die Spur zu kommen.
Denn obwohl Schwalben die Nähe zu Menschen suchen und sich im städtischen Raum heimisch machen, finden sie in unseren Städten immer seltener die Lebensbedingungen mit den Baumaterialien und den Brutmöglichkeiten, die sie zum Überleben brauchen. Der Bestand der Schwalben ist rückläufig.

Die Kunst des Nestbaus – Nisthilfe für Schwalben

Jedes Jahr klingt der Ruf: „Die Schwalben sind zurück“ wie ein magischer Spruch und ist es auch, denn er macht den Einzug des Frühlings gewiss. Dann beginnen die Schwalben, aus ihrem Winterquartier südlich der Sahara zurückkehrend, bei uns mit dem Nestbau: Aus Ton und Lehm bauen sie ihre rundlichen Höhlen, die auf Vogelflughöhe an Hauswänden haften. Sie betreiben eine regelrechte Kunst des Nestbaus, die allerdings rar geworden ist.

Nun ist also Zeit, im Stadtteil vorzusorgen: Für die Rückkehr und hiesige Beheimatung der Schwalben nach diesem Winter.

Diesem Gedanken folgte Robert Arndt, der in der Johannstadt das Projekt ins Leben gerufen hat, Nistkästen für Mehlschwalben im Stadtteil zur Verfügung zu stellen. Das Anbringen von Nisthilfen kann lokal zu Bestandsverbesserungen bei den Schwalben führen. Um die Idee zum Schutz der Zugvögel bei uns umzusetzen, erhielt er die eindeutige Zustimmung des Johannstädter Stadtteilbeirates und Fördergelder aus dem Stadtteilfonds.

Beratende Unterstützung findet das Johannstädter Förderprojekt bei der Beauftragten für Umweltschutz mit Schwerpunkt Naturschutz und Ökologie des NABU Regionalverband Meißen-Dresden. Marion Lehnert arbeitet seit 23 Jahren professionell in der Vermittlung naturschutzrelevanter Themen und hat sich mit dem Projekt „Artenschutz an Gebäuden“ die Umsetzung von Naturschutz in der Stadt vorgenommen.

Ihre Nester haben die Zugvögel an den Häusern für die Rückkehr  hinterlassen Foto: Anja Hilgert

Ungewusst oder ungewollt – der Vogelbestand wird zurückgedrängt

Durch verstärkte Sanierung und Wärmedämmung von Gebäuden gehen den Tieren ihre Quartiere verloren. Meist ungewusst oder ungewollt wird damit der Bestand vor allem der Schwalben und Mauersegler zurückgedrängt.

Schwalbenarten sind jedoch sehr standorttreu und kehren vorzugsweise jahrelang an dieselben Plätze zurück. Robert Arndt wirbt dafür, dass sich Johannstädter*innen einsetzen, ihr Haus schwalbenfreundlich zu machen. Noch zehn Nistkästen sind im Rahmen des Projektes frei Haus zu vergeben. Und Marion Lehnert stellt in Aussicht: „Wenn Eigentümer*innen die Mehlschwalbenkunstnester anbringen, können wir als NABU Regionalverband ihnen auch die Schwalbenplakette verleihen.“

Die bestellten Nistkästen sind ein Naturschutzprodukt, das denjenigen, die sich am Projekt ‚Nisthilfe in der Johannstadt‘ beteiligen, zur Verfügung gestellt wird, zum mietfreien Wohnen für Schwalben! Laut Hersteller halten die Kästen ein Leben lang. Für die Johannstädter Mehlschwalben handelt es sich um die Variante mit einer Fluglochgröße von 28mm und 32mm, für die Vögel, die eine freie Einflugmöglichkeit brauchen.

 

Schwalbennisthilfe im Doppelpack: 3,5 kg schwer, Breite 38cm x Höhe 12 cm x Tiefe 15cm  Foto: Susi Jaeschke

Das A und O der guten Befestigung

Die Kästen sind aus Holzbeton und daher reichlich schwer. Das A und O ist also eine gute Befestigung.
Eigentlich wollte Robert Arndt anbieten, bei der Befestigung mitzuhelfen, aber durch Corona sind Wohnungs- bzw. Balkonbesuche nicht möglich. „Wir geben von Weitem viele Infos an die Hand“, sagt seine Frau Susi Jaeschke und erklärt, dass unterstützende Beratung dennoch gut möglich ist: „Einige Leute haben Bilder vorab geschickt, ob ihr Platz, den sie vorgesehen haben, für einen Nistkasten geeignet ist und wenn ja, welcher.“

Marion Lehnert meint, es kann gut und gerne zwei oder drei Jahre dauern, bis die Kästen angenommen werden. Sollte es an einem Aufhängungsort gar nicht klappen, dann ist ein Platzwechsel angezeigt.

Es gibt einfache Faustregeln…. Mindesthöhe zwei bis drei Meter. Wenn es keinen Vorzugs-Nistplatz gibt, weichen die Vögel unmittelbar auf das nächstliegende Angebot aus. Ganz wichtig: Der Kasten darf auf gar keinen Fall Mittagssonne abbekommen. Sonst kollabiert die Brut in der Hitze und stirbt.

Holzbeton ist eine Materialmischung, die Witterungseinflüssen sowohl bei Kälte aber auch bei Hitze standhält. Zudem ist es pflegeleicht. Bereits kochendes Wasser genügt, um die Kästen zu reinigen. Die Nist-Pat*innen müssten im Oktober die Kästen, die benutzt wurden, reinigen. In der Natur würden die Nester nach zwei bis drei Jahren von alleine abbrechen und herunterfallen. Die Vögel würden an derselben Stelle im Folgejahr neu bauen. Das Gute in der Natur: Mit dem Nest fallen auch die verbliebenen Parasiten herunter. Das muss bei den Kunstnestern der Mensch mit übernehmen. Mit dem Reinigen reduziert man den Parasitendruck auf die Brut im nächsten Jahr.

Die Nisthilfe-Initiative läuft an

Die Anregung zum Anbringen von Schwalbennistkästen stößt im Viertel bereits auf Resonanz: In der WGJ (Wohnungsgenossenschaft Johannstadt eG) wird von einem Außenmitarbeiter nach passenden Stellen an den Häusern geforscht. Hier hat man mit seltenen Vogelarten, die ihr Zuhause bei der Wohnungsgenossenschaft suchen, bereits Erfahrung. An einem Haus in Elbnähe lebt derzeit ein Falke. Der wiederum ist das Ausschlusskriterium, dort auch Schwalben zum Nisten anzuregen, denn der Nachwuchs wäre sogleich ein gefundenes Fressen.

Auch der Abenteuerspielplatz (ASP Johannstadt-Altstadt) auf der Silbermannstraße bekundet Interesse an dem Nisthilfe-Projekt, um insbesondere Kinder miteinzubeziehen bei der Quartiersuche für die Zugvögel des kommenden Frühlings.

Private Hauseigentümer taten sich dagegen noch schwer. Manche scheuen, für die Vögel ein Loch in die Hausfassade zu bohren. Gerade bei Hauseigentümern sind Schwalben als Mitbewohner nicht sonderlich beliebt – wegen des Kots und der Spuren, die er möglicherweise am Gemäuer hinterlässt.

Ich erinnere mich, als ich Kind war, zählten schmale Bretter unter den aneinandergereihten Schwalbennestern zur Optik der Häuser dazu. Das Zusammenwohnen mit den Tieren, die dicht bis an die Häuser herankamen, war, wie mit Haustieren, hier selbstverständlich.
Gegen unliebsame Spuren an der Wand würden Kotbretter auch unter städtischen Nistplätzen gut helfen.

Mehlschwalben  – sie gehören mit ihrem weißen Bauch, den spitz zulaufenden, bläulich schimmernden schwarzen Flügeln und dem typischen gegabelten Schwanz zu den bekannteren Vögeln in der Stadt. Sie beheimaten sich gerne an Aussenwänden von Gebäuden, an Mauervorsprüngen, und unter Giebeln und Balkonen. Ihr pfeifendes Rufen während waghalsiger Flugmanöver zwischen den Häuserzeilen gehört in der Johannstadt fest zum Sommer dazu.

Zehn Nesthilfe-Kästen sind derzeit noch zu vergeben.

Weitere Informationen