Zwischenstandsmeldung von der Flüwo-Baustelle am Käthe-Kollwitz-Ufer

eingestellt am 02.10.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Die Baustelle der Flüwo am Käthe-Kollwitz-Ufer. Foto: Philine Schlick

Die Wohnungsbaugenossenschaft Flüwo baut zwischen Florian-Geyer-Straße und Käthe-Kollwitz-Ufer ein Gebäude mit 120 Mietwohnungen. Zusätzlich entsteht eine Tiefgarage mit 122 Stellplätzen. Derzeit werden der Verbau und die Baugrube hergestellt.

Bagger und Kräne rollen auf dem Baugelände der Flüwo am Käthe-Kollwitz-Ufer. Direkt an das bestehende Wohngebäude, in dem sich auch die Seniorenresidenz “Am Elbufer” befindet, wird die Wohnungsbaugenossenschaft einen Neubau mit 120 Mietwohnungen hochziehen. Auf der anderen Seite wird das Baugelände derzeit noch vom Caravan-Camping Johannstadt flankiert. Das 4700 Quadratmeter große Grundstück wurde entsprechend vorbereitet: Bäume entlang der Straße wurden gefällt, Bauzäune errichtet.

So soll die neue Wohnzeile der Flüwo aussehen. Foto: PR
So soll die neue Wohnzeile der Flüwo aussehen. Foto: PR

Wohnungen auf Wunsch mit Smart-Home-Elementen auszustatten

“Die moderne Ausstattung und die hochwertige Optik machen das Gebäude zu einem attraktiven Wohnort für unsere Mieter”, sagt Martin Mezger, technischer Prokurist der Flüwo. “Als genossenschaftliches Unternehmen ist uns ein faires und partnerschaftliches Verhältnis zu unseren Mietern wichtig. Wir verstehen und als Wohn- und Lebensbegleiter.”

Die Flüwo Bauen Wohnen eG wurde 1948 gegründet und bietet heute ihren insgesamt 10.000 Mitgliedern rund 9500 Mietwohnungen in 30 Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg und dem Raum Dresden an. Die Flüwo ist als Genossenschaft von den Interesseneinflüssen Dritter unabhängig.

In dem Gebäude mit acht Hauseingängen soll eine breite Auswahl an Wohnungstypen mit modernen Ansprüchen an Ausstattung und Energiebilanz angeboten werden. Auf 9600 Quadratmetern Gesamtwohnfläche entstehen 1- bis 5-Raumwohnungen, von denen jede über einen Balkon, eine Terrasse mit Mietergarten oder eine Dachterrasse verfügt. Das Haus wird für intelligente Gebäudesteuerung ausgerichtet sein. Damit kann die Wohnung auf Wunsch mit Smart-Home-Elementen ausgestattet werden.

Die geplanten 122 Pkw-Stellplätze in der zweistöckigen Tiefgarage sollen den Mieter*innen vorbehalten sein.

Flüwo-Büro zieht ebenfalls ein

Besonderes Wohnen sollen die Maisonette-Wohnungen im zweigeschossigen Dach ermöglichen, die ein Wohngefühl wie “im eigenen Haus” und von der Dachterrasse einen Blick über Dresden bieten sollen. Zwischen den Häusern befindet sich ein Gemeinschaftsbereich, an den sich ein Spielplatz anschließen wird.

Die Fassadengestaltung wurde mit dem Stadtplanungsamt abgestimmt und zeichnet sich durch eine dreidimensionale Form mit Erkern und Balkonen aus. Die Eingänge werden verglast. Im Sockelbereich kommen großformatige Sichtbetonplatten zum Einsatz.

Bisher befindet sich das Flüwo-Regionalbüro in der Lockwitztalstraße. Nach der Fertigstellung soll es im neuen Gebäude am Käthe-Kollwitz-Ufer einziehen, was auch mit einer Aufstockung der Mitarbeiter*innen einhergehen wird.

Die nächsten Schritte

Die Gründung des Gebäudes wird teilweise auf Pfählen und zwei Bohrpfahlwänden erfolgen, da der Untergrund aus Flusskies besteht, heißt es von Seiten der Flüwo.

Die Fertigstellung des Verbaus und der Baugrube sowie der statisch notwendigen Pfähle wird im Januar 2021 erfolgen. Parallel erstellt der Generalunternehmer die Ausführungsplanung für das Gebäude. Die Rohbauarbeiten sollen im Februar 2021 starten.

Der Bezug der Wohnungen soll stufenweise erfolgen, so Dominik Ottmar, Pressesprecher der Flüwo. Im Juli 2023 soll es los gehen.

Für die Baumaßnahme und die damit verbundenen Baumfällungen hat sich die Flüwo verpflichtet, als Ausgleich einen Beitrag zur Renaturierung einer Grünfläche zur Erweiterung des Trinitatisfriedhofs zu leisten.

Trost bei Urgroßmutter Weide – Ein Weidenlied

eingestellt am 14.03.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Wie eine in der Drehung erstarrte Tänzerin: Die betagte Weide am Johannstädter Elbufer. Foto: Philine Schlick

Jeder Mensch hat in schwierigen Zeiten seine Trostpflaster. Etwas, das Hoffnungen wach kitzelt und genug Raum für Klagen bietet. Das kann ein Lied sein, ein Genussmittel, eine Person, ein Ort. Ich habe einen Baum. Er steht am Johannstädter Elbufer, ist eine Weide und zwischen 80 und 120 Jahren alt. Mit viel Glück bleiben uns noch zehn gemeinsame Jahre. 

Wenn alle anderen Bäume noch schlafen, kündet die Weide mit einer Ahnung von Grün vom Frühling. Foto: Philine Schlick

Wenn die Elbwiesen noch zerzaust und ausgeblichen daliegen, alle Baumkronen blattlos und monochrom braun sind, leuchtet oberhalb des Elbstrandes zwischen Bootshaus und Waldschlösschenbrücke ein ockergelber Fleck am Käthe-Kollwitz-Ufer. Das ist das Haar von Urgroßmutter Weide. Ihr Haupt kündet vor allen anderen vom Gelb der Osterglocken, vom klebrigen Puder der Kätzchen, von platzenden Knospen, vom neuen Frühling.

Die Weide hat so einige Vögel im Oberstübchen. Foto: Philine Schlick

Die Weide steht wie eine in der Drehung erstarrte Tänzerin. Je nach Perspektive ändert sie ihre Dramatik. Von Weitem aus betrachtet ist sie ein mächtiger, kraftstrotzender Baum. Bei näherer Betrachtung offenbart sie ihre Verletzlichkeit: Sie ist innen hohl. So leer, dass sich ein Mensch ganz hineinstellen kann. Die Energie, mit der sie ihre tausenden grünen Blättchen entfaltet, erscheint wie ein Wunder.

Die mächtige Weide ist innen hohl. Wenn niemand mehr zündelt, bringt sie es noch auf zehn Lebensjahre, schätzt das Umweltamt. Foto: Philine Schlick

Zweimal fühlten sich im vergangenen Jahr Menschen bemüßigt, in ihrem Kern Feuer zu entfachen. Seitdem ist ihr Inneres schwarz verkohlt und riecht nach Brand. Bäume, so haben Forscher*innen herausgefunden, senden bei Schmerz akustische Signale aus. Ich wünsche den Menschen, die einen lebenden Baum anzünden, einen nächtlichen Tinnitus mit diesen Schmerzensschreien.

Das Umweltamt sagt: Ohne Pflege bleiben der Hängeweide noch zehn Jahre – wenn sich wieder jemand an ihr vergreift, noch nicht einmal das. Mit einer regelmäßigen Sicherungspflege wären es zwanzig.

Blick durch die brüchige Borke in Richtung Elbe. Foto: Philine Schlick

Namen stehen in ihre Rinde geritzt, Beschimpfungen, Liebesbekundungen. Zerknüllte Verpackungen liegen in ihrem Schoß und Scherben. Abgeworfener Ballast. Die Weide steht und schweigt. Sie trotzt Sabrina, Xaver, Eberhard, Mortimer und wie sie alle heißen, die schneidenden Stürme, ihr bleibt ja nichts anderes übrig.

Sie steht in den Bruchstücken ihrer eigenen Borke und hält ihr Haupt den Meisen zugeneigt, die zwischen den Blattknospen Käferchen picken. Sie steht, als lausche sie dem Fluss. Als habe sie Sehnsucht nach anderen Orten. Der Wind spielt mit ihren Ästen wie mit seidigem Haar. Zu ihren Füßen knabbert der Biber nachstrebendes Holz. Das ihre ist zu morsch, zu trocken – sie bleibt verschont.

Die Hängeweide entstand 1815 in Frankreich – dieses Exemplar wurde gepflanzt oder aber angespült. Foto: Philine Schlick

Und sie hält auch meine Klagen noch aus, macht sie klein, steckt sie in die Tiefen ihrer Runzeln und Risse, schwitzt sie durch die Wurzeln. Ich muss lange sitzen, damit sie mich überhaupt bemerkt. Gemessen an ihren Jahren sind meine Minuten flüchtig, so wie meine Sorgen.

Die Weide lehrt mich etwas – ich kann nicht sagen, was. Eine Mischung aus Geduld, Ertragen, Widersetzen, Träumen. In zehn Jahren wird die Weide 90 sein, oder 100, möglicherweise auch 130 Jahre alt. Die Differenz ihrer geschätzten Jahre entspricht meiner derzeitigen Lebensdauer. Ich kann mich nicht in sie hineinver-, nur daneben setzen und staunen. Und meine Sorgen zu Käfern werden lassen, die die Meisen picken.

Schräg steht sie, doch sie steht: Die Weide am Johannstädter Ufer. Foto: Philine Schlick

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.