Rückblick: Tag der Städtebauförderung und Grundsteinlegung Stadtteilhaus am 13.5.2023

eingestellt am 15.06.2023 von Matthias Kunert (QM Johannstadt), Headerbild: Tag der Städtebauförderung am 13.5.2023 auf der Grünfläche am Stadtteilhaus Johannstadt (Foto: Lisa Maul)

Gastbeitrag von Steffen Groß

Johannstädter Frühlingsfest am bundesweiten Tag der Städtebauförderung unter dem Motto „Wir im Quartier“

Ein Ort der Begegnung soll das neue Stadtteilhaus in der Dresdner Johannstadt werden. Am 13. Mai 2023 wurde dafür auf der jetzigen Baustelle an der Pfeifferhannsstraße feierlich der Grundstein von Baubürgermeister Stephan Kühn gelegt.

Grundsteinlegung Stadtteilhaus am 13.5.2023 (Foto: Lisa Maul)

Umringt von (Wohn-)Gebäuden der Vonovia und der Wohnungsgenossenschaft Johannstadt eG „WGJ“ sowie Konsum und Aldi herrschte auf der benachbarten Grünfläche ein buntes Treiben. Dort wurden unter anderem extra für das neue Stadtteilzentrum gesammelte Wünsche von der im Stadtteil bekannten „Madame Klimbim“ (Yaelle Dorison) gesungen. Außerdem gab das Planungsbüro „AKL I Architektenkooperation“ Auskünfte zur Gestaltung des künftigen Quartierszentrums.

Clownin Madame Klimbim singt die Wünsche für das neue Stadtteilhaus (Foto: Lisa Maul)

Auf dem Frühlingsfest gab es im Zeitraum von 11 bis 16 Uhr viel zu Erleben und zahlreiche kulturelle Angebote lockten über 200 Besuchende verschiedener Altersgruppen und Nationalitäten auf die festlich geschmückte Wiese. Die „Marktstände“ wurden vorwiegend von den aktuell noch im Kulturtreff auf der Elisenstraße ansässigen Stadtteilakteurinnen und -akteure wie dem Ausländerrat, dem Stadtteilverein Johannstadt, dem Johannstädter Kulturtreff mit der Initiative „Plattenwechsel“ oder auch dem Kindertreff „JoJo“ gestaltet, welche nach Fertigstellung in das künftige Stadtteilhaus umziehen werden. Grußworte richteten Thomas Pieper (Abteilungsleiter im Amt für Stadtplanung und Mobilität) und Kristina Rahe (Projektleiterin „UTOPOLIS – Soziokultur im Quartier“, Bundesverband Soziokultur e. V.) an die Teilnehmenden.

Infostände und buntes Treiben auf dem Tag der Städtebauförderung am 13.5.2023 (Foto: Lisa Maul)

Um die im Stadtteil vertretenden Kulturen mit den verschiedenen Migrationshintergründen anzusprechen, standen während der Veranstaltung Dolmetschende für die Sprachen Persisch, Arabisch und Russisch zur Verfügung. Dieses Angebot wurde insbesondere an den Beteiligungsstationen zur künftigen Grünflächengestaltung am Bönischgarten oder zur Straßennamensuche für die verlängerte Blumenstraße genutzt. Weitere interkulturelle Begegnungsmomente gab es in verschiedenen Erzählcafés, an Rommé-, Skat- und Schachspieltischen, beim Kleidertausch, Riesen-Jenga, Blumenkastenwettbewerb, Improvisationstheater, an einer „Utopie-Drehscheibe“ oder im Rahmen des vom „Plattenchor“ angeleiteten Kreistanzes, welcher die Festgemeinschaft sogar zu einer mehrstimmigen Gesangseinlage befähigte. Für weitere stimmungsvolle musikalische Untermalung sorgte die „Elbzigeuner Weltenmusikkapelle“ oder die mit dem Stadtteil sehr vertraute und in der Szene mittlerweile populäre Rapperin „La Rey“.

Vom Plattenchor angeleiteter Kreistanz beim Tag der Städtebauförderung am 13.6.2023 (Foto: Lisa Maul)

Matthias Kunert vom Quartiersmanagement führte Interessierte zu Standorten im Fördergebiet Nördliche Johannstadt, die mithilfe von Städtebauförderung und Bürgerbeteiligung bereits gestaltet wurden bzw. derzeit und zukünftig noch gestaltet werden. Darunter waren der Bönischplatz und die mit Wasserspielen gestaltete „Lilli-Elbe-Straße“.

Rundgang zu Orten der Bürgerbeteiligung mit dem Quartiersmanager zum Tag der Städtebauförderung am 13.5.2023 (Foto: Lisa Maul)

Zur künftigen Entwicklung der Festwiese luden die Landschaftsarchitekten Kraushaar Lieske Freiraumplanung sowie das für Akteursbeteiligung beauftragte Büro GRAS* Gruppe Architektur & Stadtplanung Bürgerinnen und Bürger dazu ein, sich und ihre Wünsche einzubringen. Für die Gestaltung steht die Prämisse, die naturnahe Grünfläche zu erhalten und mit Aufenthalts- und Begegnungsqualitäten – als jetzt noch versteckte „Wohlfühloase“ – zu bereichern. Am besten gelingt dies durch Mitwirkung der Bewohnerschaft, die unter anderem angeboten hat, den hoch gewachsenen Baumbestand durch eigens vorgezogene Jungbäume ergänzen und pflegen zu wollen.

Sammlung von Wünschen und Anregungen für die Gestaltung der Grünfläche am Stadtteilhaus beim Tag der Städtebauförderung am 13.5.2023 (Foto: Lisa Maul)

Die Ergebnisse der Beteiligung werden aktuell ausgewertet und fließen wo möglich in die Planung zur Gestaltung der Grünfläche ein. Nach Fertigstellung der Vorplanung Ende August 2023 werden die Ergebnisse auf dieser Seite vorgestellt.

Beruf Stadtteilclownin – Neu in der Nachbarschaft: Madame Klimbim

eingestellt am 05.03.2022 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Darf ich bekannt machen: Madame Klimbim, berufserfahrene Clownin, die ihr neues Domizil im Stadtteil bezogen hat Foto: Anja Hilgert

Der Tag an dem Frau Klimbim in unsere Nachbarschaft zog, ist es wert, im Kalender angekreuzt zu werden. Es war der zweite oder dritte durchgängig sonnige Tag im Jahr. Zwar eisekalt, aber der Himmel klar und blau und die Forsythien zeigten schon erste gelbe Spitzen. 

 

Frau Klimbim ist eine kleinere, energiegebündelte Person, die am liebsten gestreifte und geringelte Kleidung trägt. In mehreren Schichten übereinander. Je nachdem, wie sie sich dreht und wendet, lugt, immer an verschiedener Stelle, ein anderer Farbzipfel hervor. Frau Klimbim besitzt eine Quirligkeit, die kaum jemals still steht. Ihr knallrot leuchtender Mantel macht, dass man sie schon von Weitem sieht. Und sobald der Blick sie entdeckt, spielt sich ein Lächeln aufs Gesicht.

 

Die Neue in der Nachbarschaft

Auf einmal war sie da. Niemand wusste von ihr, bis sie einzog, bei uns im Viertel. Das war am Dienstag, einem ganz gewöhnlichen Wochentag. Alles im Viertel ging seinen normalen Gang. Sie kam vom anderen Ende der Welt. Sie kam ganz neu hier an und zog in eine kleine Wohnung, zentral in der Johannstadt. Ein Übergangsquartier, fürs Erste, bis sich vielleicht etwas anderes bietet. Sie wohnt mittendrin, ihre Hausadresse ist der kleine Container, der auf der Grünfläche zwischen den hohen Häuserblocks aufgestellt ist, hinter den Kaufhallen und dem Parkplatz an der Pfeifferhanns-Straße. 

 

Offenes Fenster mit Aussicht in den Stadtteil Foto: Meike Weid

 

Zum Einzug brachte sie gute Laune mit. Dadurch, dass sie davor viel gereist war in ihrem Leben, kannte sie manche Menschen schon von woanders her. Sie grüßte beinah jede und jeden, die vorbei kamen. Als sie beim Einzug zum ersten Mal ihr Fenster öffnete, machte sie die Flügel weit auf und beugte sich mit ganzem Oberkörper heraus, dass ihr Kopf mit den vielen Locken die ganze Straße überblickte.

Zwei Männern, die vorbei spazierten, warf sie einen Gruß zu und rief: „Ja, hallo! Auf ein schönes Miteinander!“ Wir lernten sie gleich beim Vornamen kennen: Ciboulette heisst sie, Ciboulette Klimbim. Etwas an ihr ist wohl ein bisschen wie französisch, aber darüber spricht sie nicht weiter. Sie ist einfach da. Und daraus macht sie das Beste, was in dem Moment jetzt gerade möglich ist.

 

Et voilà: Etwas Miteinander zum Mitnehmen Foto: Meike Weid

 

 

 

Stadtteilclownin in Johannstadt 

Frau Klimbim ist Yaëlle Dorison und sie ist Clownin und Zirkuspädagogin von Beruf. An der 101.Oberschule arbeitet sie als Schulclownin mit den Klassen. Zum Jahresbeginn 2022 kam sie durch das Kulturförderprojekt UTOPOLIS des Johannstädter Kulturtreff zur Stadtteilclownin beauftragt in die Johannstadt. 

 

Yaëlle Dorison gibt Sprechstunden für mehr Utopie Foto:Meike Weid

 

Erste Auftritte und Kontakte in der neuen Rolle machte Ciboulette Klimbim mobil in verschiedenen Einrichtungen des Stadtteils wie Kindertreff JoJo, Familientreff Mosaik und Café Halva sowie unterwegs auf dem Wochenmarkt am Bönischplatz.

Sie bringt mit, was zwanzig Jahre Berufserfahrung ihr an Clownerie, Kontaktmöglichkeiten und sozialer Kompetenz an die Hand gegeben haben. Clownin zu sein bedeutet, in jeglicher Situation die vermittelnde Brücke zu sein. Mit der Magie der Improvisation lassen sich die Qualitäten jeder Situation federleicht oder mit Ach und Krach entkleiden und verwandeln. Bei Madame Klimbim stehen die Antennen etwas anders und damit betreibt sie in der Johannstadt auf unnachahmlich sympathische Art Stadtteilclownerie de luxe.

 

Nähe schaffen ist eines der Clownstalente, die Frau Klimbim mit in die Johannstadt bringt Fotos: Meike Weid

 

Die neue Nachbarin

Zum ersten März war es soweit für die Einzugsparty von Frau Klimbim an ihrer jetzigen festen Wohn-Adresse im Stadtteil. Alle, die sie schon getroffen hat, hat sie gleich auch zu sich nach Hause eingeladen. Viele sind gekommen und bevölkerten ihre Terrasse vor dem Fenster zum Garten, die leere Mitte zwischen den hoch ragenden Häusern. Viele Kinder mit ihren Eltern, junge Jugendliche und andere bunt Interessierte, die das schöne Wetter nach draussen, an der Nase lang und in unersättliche Neugier zog. 

Lustig war es in jedem Fall: Eine Einzugsrede, auf der aufgewickelten Klorolle notiert, wurde mit viel Herz und Humor vom Podest verlesen und blattweise unter die Leute verteilt. Stich- und Schlagworte – heissen die wirklich so? – standen darauf:
Verteilt wurde Hoffnung, Freude und Glücklichsein, das schon erwähnte Miteinander, auch Leichtigkeit war dabei und ganz groß geschrieben: Utopie. Ciboulette Klimbim fordert mit heiteren Gesten ernsthaft auf, Fragen zu stellen und dem Wohnen in der Johannstadt auch mit unbequemen Themen auf den Zahn zu fühlen. 

 

Foto: Meike Weid

 

Das genau ist die Rolle der zeitgenössischen Närrin: Naiv, tollpatschig und dreist genug, um die Leute (über sich selbst) zum Lachen zu bringen – zugleich intelligent, mutig, fokussiert und weitsichtig genug, um an einem geheimen roten Faden Menschen auf Neuland zu führen, vor dem sie vielleicht sogar mächtig Angst haben. In unseren Zeiten Zukunft zu gestalten ist keine leichte Herausforderung. Im permanenten Spiel zwischen Ernst und Leichtigkeit gelingt es Yaëlle Dorison in ihrem Clownswesen Ciboulette Klimbim spontan, auf jeden Fall, überall Zwischenräume zu schaffen, Raum zu geben, um zu träumen, etwas aufplatzen zu lassen, zu lachen und überhaupt Emotionen ihren Platz und den passenden Ausdruck zu geben.

 

Mercis und ein offenes Ohr

Im Plattenwechsel-Container ist sie ab jetzt zu regelmäßigen Zeiten zuhause und lädt zu sich ein: Madame Klimbim, Ciboulette, mag Gesellschaft und würde sehr gern zu ihren Sprechstunden Besuch empfangen oder auch auf einen Spaziergang mitgenommen werden. Ansonsten liebt sie Post in ihrem Briefkasten am Container und wünscht sich Zuschriften mit allen möglichen Fragen, Wünschen, Sorgen – sie hat ein offenes Ohr für ihre Nachbarschaft. 

 

Viel Post bitte direkt hier :
Madame Klimbim
Container Pfeifferhannsstraße
Johannstadt
Foto: Meike Weid

 

Zum Schluss ihrer Party gab es ganz viele handgeschriebene Mercis zum Mitnehmen, den Klopapiercharme und das lachergreifende KlimBim. Kinder hatten Marshmallows am Lagerfeuer gegrillt und die Erwachsenen hatten ihr Gespür wieder offen für das, was Menschen verbindet und mutig macht fürs Leben und ein gelingendes Miteinander.

Frau Klimbims Sprechstunde für mehr Utopie 

am Container hinter Aldi (Pfeifferhannsstraße)

  • 9.März 10 bis 12 Uhr
  • 15./22./29.März 15 bis 17 Uhr

www.yaelledorison.de
www.plattenwechsel.com