Am Mittwoch, 2. Oktober 2024, hat eine Jury unter Leitung der Berliner Architektin Pia Maier Schriever zum neunten Mal über die Vergabe des Erlweinpreises der Landeshauptstadt Dresden entschieden. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.
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50.000 Euro für eine lebenswerte Johannstadt – Projektideen gesucht
Vielerorts sind wichtige Entscheidungen über die Entwicklung von Stadtteilen der Lokalpolitik und der Stadtverwaltung vorbehalten. Engagierte Bürger*innen müssen umfangreiche Anträge ausfüllen und vor parteipolitisch besetzten Gremien, wie dem Stadtrat oder den Stadtbezirksbeiräten präsentieren und verteidigen. Kreative Ideen scheitern nicht selten an weiten Wegen, der Bürokratie oder der mangelnden Erfahrung mit solchen Prozessen. Anders in der Johannstadt: Hier können sich Bewohner*innen und Einrichtungen unbürokratisch an der Gestaltung des öffentlichen Raums und des Miteinanders im Stadtteil beteiligen und Unterstützung bei der Realisierung ihrer Ideen erhalten.
Möglich ist dies durch den 2018 vom Stadtteilverein Johannstadt e.V. gemeinsam mit dem Quartiersmanagement „Nördliche Johannstadt“ eingerichteten Stadtteilbeirat, ein 20-köpfiges Gremium, in dem Bewohner*innen, Geschäftstreibende und Vertreter*innen von Institutionen gemeinsam mit Politik und Verwaltung auf Augenhöhe über wichtige Anliegen der Johannstädter*innen beraten und Projekte im Stadtteil fördern. Dazu stehen dem Beirat zwei Fördertöpfe zur Verfügung: Der Verfügungsfonds für das Gebiet rund um den Bönischplatz und der Stadtteilfonds für die restliche Johannstadt.
Auch 2023 halten die beiden Fonds wieder insgesamt rund 50.000 Euro für lokale Projekte bereit. Neben den 20.000 Euro, die Bund, Land und Kommune im Rahmen der Städtebauförderung jährlich in den Verfügungsfonds geben, stellte der Stadtbezirksbeirat Altstadt, welcher neben der Johannstadt für weitere sechs Stadtteile zuständig ist, in seiner Sitzung am 5. April für 2023 rund 25.000 Euro für den Stadtteilfonds zur Verfügung, über deren Verwendung der Stadtteilbeirat eigenständig entscheiden kann.
Zusätzlich unterstützt die Wohnungsgenossenschaft Johannstadt (WGJ) das Projekt bereits das vierte Jahr in Folge mit einer großzügigen Spende in Höhe von 12.000 Euro sowie der aktiven Mitwirkung im Stadtteilbeirat von Beginn an. „Wir sind der WGJ sehr dankbar für ihre wertvolle Unterstützung, ohne die es das Projekt längst nicht mehr geben würde.“, erklärt Torsten Görg, Projektleiter und Mitglied im Vorstand des Stadtteilvereins. Zukünftig wolle man die erfolgreiche Zusammenarbeit weiter ausbauen und auch andere in der Johannstadt tätige Unternehmen in die Stadtteilarbeit einbeziehen, so Görg. Neben dem Stadtteilfonds und -beirat unterstützt die WGJ auch das Bönischplatzfest und die Stadtteilredaktion mit jeweils 1.500 Euro jährlich.
Der Stadtteilverein ist seit seiner Gründung in 2017 neben dem Quartiersmanagement eine wichtige Anlaufstelle für Bewohner*innen und Einrichtungen mit Ideen zur Verbesserung der Lebensqualität im Viertel geworden. Von 2019 bis 2022 konnten allein mit der Förderung durch den Stadtteilfonds insgesamt 60 Projekte umgesetzt werden, die von der Verschönerung und ökologischen Aufwertung von Grünflächen über die Anschaffung von Geräten und Materialien für bürgerschaftliches Engagement bis hin zu Kultur-, Freizeit- und Bildungsangeboten reichen und alle einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Johannstadt leisten.
Wer Projektideen hat, kann sich an den Stadtteilverein oder an das Quartiersmanagement wenden und dort Beratung und Unterstützung erhalten. Gefördert werden können kleinere, von lokalem Engagement getragene Projekte, die im öffentlichen Interesse liegen und zu einem lebenswerten und nachhaltigen Stadtteil beitragen. Dazu können sowohl Projekte gehören, die Investitionen erfordern, als auch nichtinvestive Maßnahmen wie Feste oder Workshops. Als Orientierung für mögliche Ideen können die bisher geförderten Projekte dienen.
Weitere Informationen zu den Fördertöpfen in der Johannstadt finden Interessierte unter www.johannstadt.de/geld-fuer-mein-projekt. Der Stadtteilfonds und der Verfügungsfonds bieten allen Johannstädter*innen die Möglichkeit, ihre Ideen und Visionen für ein lebendiges und nachhaltiges Viertel zu realisieren und so die Gestaltung ihres direkten Wohnumfelds sowie des Miteinanders im Stadtteil selbst in die Hand zu nehmen.
Daneben ist jede*r in der Johannstadt Lebende oder Arbeitende dazu eingeladen, im Stadtteilbeirat mitzuwirken. Der Beirat wird alle zwei Jahre neu zusammengesetzt, das nächste Mal im November 2023. Wer sich für eine Kandidatur interessiert, findet unter www.johannstadt.de/wahlen2023 nähere Informationen.
Erlweinpreis 2020: Ein Kommentar
Bertil Kalex hat an der verschobenen Verleihung des Erlweinpreises 2020 teilgenommen. Der Johannstädter begeistert sich für das Preisträger-Haus und ordnet seine Bedeutung in einem persönlichen Kommentar ein. Was bedeutet Wohnen in der Johannstadt, welche Chancen gibt es? Und was heißt überhaupt “gutes Wohnen”?
Als kultur- und geschichtsinteressierter Johannstädter verfolgte ich den Bau des mit dem Erlweinpreis 2020 ausgezeichneten Gebäudes und mir wurde sehr zeitig bewusst: Da entsteht ein großartiges Haus in der Johannstadt. Es ist nicht einfach, in der Johannstadt „angepasst“ zu bauen. Die Johannstadt weist eine sehr heterogene Gebäudesubstanz auf – Folgen der großen Zerstörungen durch die Bombenangriffe auf Dresden am 13./14. Februar 1945 (ca. 75 Prozent der Johannstadt waren zerstört), den darauffolgenden Wiederaufbaujahren in der Nachkriegszeit und dem DDR-Wohnungsbauprogramm ab den 1970er Jahren mit Einheitstypenbauten.
Eine gute Wahl
Östlich liegt der Fetscherplatz mit umgebender Blockrandbebauung. Südlich stehen fünfstöckige Nachkriegswohnhäuser mit Satteldächern. Westlich befindet sich ein Grünzug, der fast bis zur Neuen Synagoge reicht, flankiert von fünf- und zehnstöckigen Wohnzeilen mit Flachdächern, die sich scheinbar wahllos abwechseln, dabei frühere Wegbeziehungen und Sichtachsen versperren. Nördlich schließt sich ein zweistöckiger Flachbau an und in Sichtweite befindet sich ein 15 Stockwerke Punkthochhaus.
Der Architekt Peter Zirkel und seine Mitarbeiter*innen haben den baulichen Ist-Zustand im Gebiet sehr gekonnt aufgegriffen und formvollendet umgesetzt und offenkundig bin ich nicht der Einzige, der das so sieht. Die Bauherrin Wohnungsgenossenschaft Johannstadt eG (WGJ) hat mit der Beauftragung des Architekturbüros eine sehr gute Wahl getroffen.
Ein Gebäude, das sich sehen lassen kann
Steht man auf der Striesener Straße und blickt auf das Gebäude, fallen einem sofort die „runden Ecken“ und die gelbe Klinkerfassade auf. Die abgerundeten Ecken und der Ansatz zur Blockrandbebauung stellen für mich eine Reminiszenz früherer Vorkriegsbebauung der Johannstadt dar. Eine Mischung aus Expressionismus und Neuem Bauen. Ein sehr bekanntes Gebäude aus der Zeit des Expressionismus ist der Einsteinturm in Potsdam.
Die gelbe Klinkerfassade stellt einen Bezug zum, in Dresden sehr oft verbauten, Sandstein dar. Ist jedoch viel kostengünstiger und etwas nachhaltiger, da die Klinker aus sandigen Nossener Lehm gebrannt sind. Der „Turm“ des Gebäudes korrespondiert einerseits mit dem sich in Sichtweite befindlichen Punkthochhaus und bildet andererseits einen gelungenen Abschluss des sich westwärts befindlichen Grünzuges.
Tritt man näher an das Gebäude heran, fällt einem auf, dass sich die „runden Ecken“ im Detail, den seitlichen Einfassungen der Fenster sowie in den Eingangsbereichen, fortsetzen. Ebenfalls auffällig die strukturierte Fassade, die sich abwechselnden Erhöhungen und Vertiefungen, über die beiden untersten Gebäudeetagen.
Das Zusammenspiel aller Fassadengestaltungselemente, die „runden Ecken“, die Struktur sowie die natürlich bedingten, unterschiedlichen Gelbtöne der Klinker, nimmt dem Gebäude die Brutalität, die Wucht, die Gebäude dieser Größenklasse (leider) üblicherweise aufweisen. Es spielt förmlich mit den Betrachtenden, als ob es sagen wollte: „Kommt näher und tretet ein“. In die öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten, das Café, die Kantine und das Ladenlokal, lohnt es sich einzutreten und man wird bald feststellen: Hier war man garantiert nicht zum letzten Mal.
Was heißt „gut und sozialverträglich bauen“?
Die Idee vom Zentrum für Baukultur Sachsen, die Preisverleihung des Erlweinpreis 2020 mit einer Dialog-Veranstaltung zu kombinieren, war richtig und ist wichtig. Die Themen rund ums Bauen gehören in die Öffentlichkeit, denn es betrifft alle Menschen irgendwie: als Mieter*in, als Grundstücksbesitzer*in, als Bauherr*in, als Gewerbetreibende etc. Leider waren zu der Dialog-Veranstaltung im Anschluss der Preisverleihung, die die Zeitdauer der gesamten Veranstaltung um zwei Stunden überzogen hat, nur die Insider, also Architekt*innen, Bauherr*innen, Investor*innen und Stadtplaner*innen, anwesend.
Das ist bedauerlich, dennoch, der Anfang ist gemacht. Der extra für die Dialog-Veranstaltung eingeladene und angereiste Berliner Architekt Tim Heide, u.a. Integratives Bauprojekt am ehemaligen Blumengroßmarkt (IBeB), wies völlig zurecht darauf hin, dass das Bauwesen aus seiner „Blase“ herausmuss und sich offenen Debatten in jeder Planungs- und Bauphase stellen muss.
Nicht nur vor geladenen Teilnehmer*innen mit genügend Hintergrundwissen und/oder Interesse, sondern explizit potenzielle Nutzer*innen der zu bauenden bzw. zu sanierenden Gebäude miteinbeziehen. Die Themen Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit beim Bauen sind da nur einzelne Bausteine. Tim Heide hinterfragt grundsätzliches (beim Bau) und das ist gut so. Er moniert die umfangreicher werdenden, ohnehin schon komplexen und dabei immer schwerer zu verstehenden Bauvorschriften im Baurecht.
Und das Ganze auf drei Ebenen: im Bund, auf Landesebene und bei den Kommunen. Ständig kommen neue Vorschriften hinzu, ohne dass frühere Vorschriften auf ihre Gültigkeit geprüft werden. Wenn selbst ein Fachmann schon am Verzweifeln ist, wie ergeht es dann jenen, die sich eigentlich nur ihren Traum vom eigenen Heim erfüllen wollen und keine vertieften Kenntnisse des Baurechts besitzen? Für viele endet das nicht selten in einem Albtraum und juristischem Dauerstreit.
Der Dialogpartner von Tim Heide war der Dresdner Architekt Dr. Tom Schoper und stellte die Frage in den Raum: Was bedeutet eigentlich „sozialverträglich Bauen“? Laut Lexika: die Bedürfnisse von Bewohner*innen(gruppen) unterschiedlicher sozialer, kultureller, ethnischer und/oder religiöser Herkunft in einem Gebäude zu vereinen. Salopp gesagt: Vermögende und Arme bzw. Armutsgefährdete unter einem Dach. Einfacher gesagt als getan. Weshalb in vielen Städten – in Teilen gehört auch Dresden dazu – ganze Wohnquartiere von einer Bewohner*innengruppe dominiert werden.
Gutes Wohnen als Grundrecht
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig, ein wesentlicher Punkt dürften jedoch die unterschiedlichen Grundstücks- bzw. Mietpreise sein. Die einen können es sich eben aussuchen, wo sie wohnen wollen. Die anderen müssen mit dem Vorlieb nehmen, was sie sich finanziell leisten können. Oder schlimmer, ihnen kann von Amtswegen (Sozialämter, Jobcenter etc.) Wohnraum zugewiesen werden, was ein klarer Verstoß gegen Artikel 11 Absatz 1 des Grundgesetzes wäre. Der gewährleistet das Grundrecht der Freizügigkeit, somit der freien Wohnortswahl. Was nutzt einem dieses Recht, wenn diesem kein „Recht auf Wohnen“ vorangestellt ist? Für arme und armutsgefährdete Menschen jedenfalls nicht viel. Um sozialverträgliches Bauen, dass dieser Bezeichnung gerecht wird, umsetzen zu können, ist es notwendig dem Grundgesetz das Grundrecht auf Wohnen hinzuzufügen.
Das löst die Probleme am Wohnungsmarkt nicht mit sofortiger Wirkung in Luft auf, kann jedoch sehr effektiv einer zunehmenden Gentrifizierung in den Wohnquartieren entgegenwirken. Jedenfalls juristisch sicherer als so manche Mietpreisbremse.
Natürlich hat sich in den letzten Jahren schon einiges bewegt, was öffentliche Beteiligungsformate bei Stadtplanung und Stadtgestaltung betrifft. Doch es ist mehrheitlich auf städtische Vorhaben beschränkt und die Beteiligung auf eher kosmetische Einflussnahme wie Fassaden-, Farb- und/oder Umgebungsgestaltung, Straßenbegrünung, Art und Anzahl der Stadtmöbel etc. reduziert. Außerdem entsteht aus den Beteiligungsergebnissen kein eindeutiges Beschluss- und Umsetzungsverfahren, sondern nur ein grobes Orientierungskonzept.
Es kann so umgesetzt werden, muss aber nicht. Da muss unbedingt noch nachgebessert und vertieft werden, insbesondere wenn man Personengruppen erreichen möchte, die bisher nicht an Beteiligungsformaten teilgenommen haben. Dazu ist nicht nur „die offene Debatte“ im Bauwesen notwendig, sondern der Bausektor als Ganzes muss transparenter und demokratischer werden. Gerade die private Wohnungswirtschaft hat da erhebliche Defizite.
Was fehlt, ist Mitbestimmung
Es geht in erster Linie nicht nur um Geschäftsberichte und/oder Mitbestimmungsrechte der Beschäftigten. Das ist soweit schon vorhanden. Was fehlt, ist die Mitbestimmung zukünftiger wie gegenwärtiger Mieter*innen bzw. Nutzer*innen bei Planungs- und Bauphasen im Wohnungsbau. Einige Wohnungsgenossenschaften, so auch die Wohnungsgenossenschaft Johannstadt eG (WGJ), haben einen Mieter*innenrat. Seit 21.04.2022 hat nun auch die Vonovia dank eines Modellprojektes ihren ersten Mieter*innenrat, den Wohnhofbeirat Hopfgartenstraße. Das ist in zweierlei Hinsicht ein Novum. Es ist der erste Mieter*innenrat in Dresden außerhalb einer Wohnungsgenossenschaft und es ist das erste Mietergremium bundesweit, das einem privatwirtschaftlichen Wohnungsunternehmen beigeordnet ist. Man darf gespannt sein (ich bin es jedenfalls), was sich daraus entwickelt.
Wir sollten uns alle, Mieter*innen im Besonderen, mehr fürs Wohnen interessieren. Und das nicht nur auf die „Lage, Lage, Lage …“ und „der Preis ist heiß“ reduziert. Diese Slogans sollten dahin wandern, wo sie hingehören: Ins Museum für ausgediente Werbesprüche. So wie es für viele Menschen wichtig geworden ist, wo ihr Essen und ihre Kleidung herkommen bzw. wie diese produziert wurden, so sollte auch die Art und Weise des Wohnens, die Nachhaltigkeit im Wohnungsbau bzw. bei der Sanierung von Altbauten, der Wohnraumgestaltung und -ausstattung, des gemeinschaftlichen Miteinander in den Wohnhäusern etc. stärker in den Fokus rücken.
Ein Beispiel. Die Hälfte sämtlicher Wohnungen in Dresden – in der Johannstadt sogar etwas mehr – wird von Menschen allein bewohnt. Die wenigsten von denen tun das aus freien Stücken. Wären da nicht gemeinsam nutzbare Küchen in der Wohnhausetage ein Mittel für mehr gelebtes Miteinander und besseres Kennenlernen, statt jedem Single seine eigene Küche zu belassen? Der freigewordene Platz der dann überflüssig gewordenen Küche könnte anderweitig Verwendung finden.
Bertil Kalex,
Johannstädter
Johannstädter Haus räumt Erlweinpreis ab
Der Erlweinpreis 2020 geht an … die Johannstadt! Ausgezeichnet wurde ein Wohnhaus der WGJ an der Striesener Straße. Es sei beispielhaft für einen formschönen und bezahlbaren Baustil. Die Wahl fiel einstimmig aus.
Am Dienstag fand in der JohannStadthalle die Verleihung des Erlweinpreises statt. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung ging an das Bauprojekt „Wohn- und Geschäftshaus Johannstadt” des Architekturbüros Peter Zirkel. Bauherrin ist die Wohnungsgenossenschaft Johannstadt eG (WGJ).
Städtebau der Zukunft
Erstmalig wurde dieses Jahr die Preisverleihung mit der Dialog-Veranstaltung „Gut und sozialverträglich Bauen“ kombiniert. Ziel war, exemplarisch weitere Möglichkeiten aufzuzeigen, die für eine zukunftsfähige Stadtbildung wichtig sind: Nachhaltige Bauweisen, bezahlbare und qualitätsvolle Wohnungen, städtebauliche Raumbildung und das mit gelungener Baukultur.
Der Erlweinpreis wird seit dem 125. Geburtstag von Hans Jakob Erlwein 1997 alle vier Jahre verliehen. Es werden auch Bauprojekte mit einer „Besonderen Anerkennung der Jury“ ohne Dotierung gewürdigt. Pandemiebedingt kam es zu mehreren Verschiebungen der Abstimmung der eingereichten Bauprojekte durch die Jury und somit zur zwei Jahre verspäteten Preisverleihung.
Bezahlbar, aber nicht billig
Bau- und Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn verkündete: „Ich freue mich über die einstimmige Wahl des Preisträgers und die drei Anerkennungen, weil sie exemplarisch für wichtige Bauaufgaben in einem anspruchsvollen städtebaulichen Kontext in der Landeshauptstadt Dresden stehen. Dazu zählen das Planen und Bauen in einem sensiblen, denkmalgeschützten Rahmen, die Konzeption und Errichtung von Gebäuden für Bildung und Sport sowie von Wohngebäuden.”
Besonders, so betonte er, freue er sich über die Preisträgerarbeit. Sie belege, “dass das sowohl im Äußeren als auch in der Struktur in hoher handwerklicher Qualität konzipierte und in einem städtebaulich heterogenen Umfeld nach diesen Plänen umgesetzte Gebäude einen wundervollen Beitrag zur stadträumlichen und funktionalen Konsolidierung leisten kann.” Vor allem aber werde deutlich, dass bezahlbarer Wohnraum nicht gleichzeitig ein billig anmutendes Äußeres haben muss.
Hans Jakob Erlwein hat in seiner Wirkungszeit als Dresdner Stadtbaurat von 1904 bis 1914 zahlreiche Bauten für die Stadt entworfen und errichtet, mit denen er Maßstäbe für die gestalterische Bewältigung von Bauaufgaben für Profanbauten innerhalb eines sensiblen Stadtgefüges und deren Verknüpfung mit technischen Neuerungen im Industriebau setzte.
Erlweinpreis
- hier gibt es weitere Informationen
WGJ nimmt erste Ladesäule in Betrieb
Die WGJ hat an der Pfeifferhannsstraße eine Ladesäule für Elektroautos installieren lassen. Es ist die erste von zehn Stück im Wohngebiet.
Die WGJ hat an der Pfeifferhannsstraße 19 eine erste eigene Ladesäule für Elektroautos eingeweiht. Neun weitere sollen im Einzusggebiet der Wohnungsgenossenschaft folgen. Das Vorhaben wird gemeinsam mit der Firma Autostrom Einert umgesetzt.
Spontan laden an der Pfeifferhannsstraße
“Die beiden Ladepunkte der Station sind öffentlich zugängig und können jederzeit genutzt werden. Nutzer*innen haben die Möglichkeit, ihr Auto spontan zu laden, indem sie einen auf dem Display angezeigten QR–Code scannen und den Vorgang über eine App starten“, erklärt Julia Grothewohl von der WGJ.
Die Startgebühr kostet 50 Cent, danach werden40 Cent pro Kilowattstunde fällig. „Aktuell bieten wir als Zahlungsmethode die Kreditkarte an, jedoch soll bald auch PayPal als Möglichkeit hinzukommen. Dies ist besonders bei
kaltem Wetter eine schnelle und sichere Alternative zum langwierigen Eingeben der Kreditkartendaten,“ erklärt Jens Einert, Inhaber von Autostrom. Für Dauerkund*innen empfiehlt er eine Abo–Karte. Neben einer Grundgebühr von 4,95 Euro pro Monat kostet die Kilowattstunde derzeit 33 Cent.
WGJ folgt Elektro- und Hybrid-Trend
„Wir haben uns dazu entschieden, im WGJ–Bestand weitere Lademöglichkeiten zu errichten, weil die Nachfrage seitens unserer Mitglieder stetig zunimmt. Ein Blick auf die aktuellen Anzeigen der Tankstellen lässt erahnen, dass der Trend zur Elektromobilität tendenziell noch zunehmen wird,“ berichtet Tobias Röllig, Teamleiter für Grün– und Außenanlagen bei der WGJ.
„Auf Anfrage versuchen wir, auch vermietete Stellplätze mit individueller Ladetechnik auszustatten. Deshalb haben wir bereits an einigen Parkplätzen Arbeiten vorgenommen, damit bei Bedarf
Ladesäulen nachgerüstet werden können,“ so Tobias Röllig weiter.
Nicht nur bei den WGJ–Mitgliedern rücken die klimafreundlicheren Autos immer mehr in den Fokus. Auch beim Wohnungsunternehmen selbst sind sie auf der elektrischen Überholspur. Insgesamt acht von 24
Fahrzeugen der WGJ–Flotte sind bereits elektrisch bzw. als Hybride unterwegs, bis Ende des Jahres sollen sechs weitere angeschafft werden.
Elektromobilität in der Johannstadt
Darum musste die WGJ Bäume an Pfotenhauer- und Florian-Geyer-Straße fällen
Ein Anwohner bekundete Unmut über Baumfällungen in seiner Nachbarschaft. Die WGJ entfernte nicht nur an der Florian-Geyer-Straße lieb gewordene Gehölze – doch dafür gab es einen triftigen Grund.
“Die Stadt braucht Grün”, erboste sich der Anwohner, der am Freitag die Stadtteilredaktion kontaktierte. “Dass jetzt junge, gesunde Bäume gefällt werden, ist nicht nachvollziehbar!” Sein Unmut bezog sich Gehölze im Hinterhof der Florian-Geyer-Straße, in dem sich auch der Kulturtreff befindet. Auch anderen Anwohner*innen waren die Arbeiten aufgefallen – die WGJ lieferte nun die Erklärung für das Vorgehen.
Ursache für die Baumfällungen war der heftige Sturm, der am 21. Oktober auch durch die Johannstadt fegte. “Es wurden einige unserer Bäume leider umgeworfen oder so stark geschädigt, dass wir diese fällen mussten”, sagt der Teamleiter der Hausmeister, Tobias Röllig nicht ohne Bedauern. “Wir sind sehr bemüht, einen vitalen Baumbestand zu erhalten. Fällungen stellen eine Ausnahme dar und werden in der Regel nur dann durchgeführt, wenn die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet ist.”
Auch gegenüber des Aldi an der Pfotenhauerstraße fehlen jetzt eine Birke und eine alte Kiefer. “Für die gefällten Bäume erfolgen im nächsten Jahr entsprechende Ersatzflanzungen”, so Röllig.
Grundsteinlegung für das siebte Johannstädter WGJ-Haus an der Fetscherstraße
An der Fetscherstraße füllt die WGJ eine Lücke in der Bebauung entlang der Baumallee in Richtung Großer Garten mit einem neuen Genossenschafts-Gebäude. In das Erdgeschoss sollen Geschäfte ziehen, in den oberen Etagen entstehen 39 Wohnungen. Am Freitag wurde eine Zeitkapsel als symbolischer Grundstein ins Fundament eingelassen.
Was sind wohl geeignete Worte zum Anlass einer Grundsteinlegung? Darüber rätselten die Redner am Freitagmorgen in der Baugrube des siebten Johannstädter WGJ-Hauses an der Fetscherstraße 67/69. Letztendlich fanden alle passende, vor allem des gegenseitigen Dankes und der Befürwortung. Im August 2022 soll der Rohbau stehen, im darauffolgenden Jahr dann rechnen alle Beteiligten mit der Fertigstellung des ungewöhnlichen Wohn- und Geschäftshauses mit dem “Schwung” in der Fassade.
Wellengang entlang der Fetscherstraße 67/69
Schon im jetzigen Grundriss zeichnen sich anstatt schnurgerader Kanten Wellen ab. Das entspricht dem Entwurf der Lorenz-Architekten, die sich eine Faltung der Front haben einfallen lassen, um den Kronen der betagten Bäume entlang des neuen Hauses ausreichend Platz und Wirkung zu verleihen. Das erklärte Dirk Lorenz zur feierlichen Grundsteinlegung.
Das Haus wird sechs Stockwerke in die Höhe wachsen. Zur Fetscherstraße hin sollen Geschäfte und auch ein Café den Gehweg beleben, wohingegen alle Wohn- und Schlafräume zum begrünten Innenhof hin ausgerichtet sind, um Straßenlärm abzuschirmen. Im Hof entsteht ein Spielplatz und eine Grünanlage, die ein nachbarschaftliches Miteinander ermöglichen soll. Hinter den Wogen der wellenförmigen Front geben gläserne Laubengänge den Weg zu den Wohnungen frei und puffern Geräusche ab. Sie könnten aufgrund ihrer großzügigen Bemessung auch als Spiel- und Begegnungsfläche dienen, offerierte Alrik Mutze.
Stilvolle Wohnungen zu stabilen Preisen
“Bereits vor 100 Jahren beheimatete die heutige Fetscherstraße stilvolle Wohnhäuser, aber auch kleinere Gewerbe. Daran knüpfen wir mit dem Bau unseres Wohn- und Geschäftshauses an. Wir möchten die vorhandene Struktur der Fetscherstraße mit Gewerbemöglichkeiten aufwerten, aber auch den Bedürfnissen der Mieter entsprechenden Wohnraum zu fairen Mietpreisen schaffen”, so Mutze.
Einen Meilenstein bedeutete die heutige Grundsteinlegung: Zusammen mit einigen Münzen, der Pressemitteilung der WGJ und aktuellen Tageszeitungen wurde eine glänzende Metallhülse mit der Aufschrift “Zeitkapsel” im Fundament versenkt.
Entstehen werden auf einer Fläche von rund 770 Quadratmetern 20 Zweiraum-, 17 Dreiraum- und zwei Vierraumwohnungen, die jeweils über eine Loggia oder eine Dachterrasse verfügen. Die Wohnungen verfügen alle über ein Badezimmer mit Fenster und bodengleicher Dusche, eine offen an den Essbereich anschließende Küche, einen Abstellraum und Fußbodenheizung. Alle Wohnungen sind via Aufzug erreichbar. Geplant sind zudem eine Tiefgarage mit 40 Plätzen und ein separater Raum für Fahrräder und Kinderwagen.
Nur für den Termin lassen die Bauschaffenden in orange die Werkzeuge ruhen. Die Arbeiten sind bereits in vollem Gange. Für die Anrainer*innen bedeutet das Geduld und starke Nerven, denn Baustelle unterliegt aus technischen Gründen anderen Arbeitszeiten. Hier wird schon mal bis 22 Uhr gewerkelt. Ein Anwohner ist Zaungast bei der Zeremonie. Er bewohnt das benachbarte WGJ-Haus und hat einen guten Blick auf das Baugeschehen. Er verrät: “Die WGJ hat allen Parteien bereits im Vorfeld eine Entschädigung gezahlt.”
Erlweinpreis für WGJ-Haus
Die umliegenden Häuser stammen bereits aus den 60er Jahren und wurden teilweise mit einer zusätzlichen Etage auf dem Dach versehen, um mehr Wohnraum zu schaffen. Neben der gestalterischen Qualität beansprucht die WGJ für sich, großen Wert auf die funktionellen Aspekte des zeitgemäßen Wohnens zu legen. Am Tag der Grundsteinlegung gab die Stadt Dresden ein weiteres Haus der WGJ an der Striesener Straße 31/33 als Preisträger des achten Erlweinpreises bekannt.
Das Haus belege, “dass das sowohl im Äußeren als auch in der Struktur in hoher handwerklicher Qualität konzipierte und in einem städtebaulich heterogenen Umfeld nach diesen Plänen umgesetzte Gebäude einen wundervollen Beitrag zur stadträumlichen und funktionalen Konsolidierung leisten kann. Vor allem aber wird deutlich, dass bezahlbarer Wohnraum nicht gleichzeitig ein billig anmutendes Äußeres haben muss”, richtete Baubürgermeister Kühn lobende Worte an den Architekten Peter Zirkel.
WGJ-Gebäude an der Fetscherstraße
- alle Informationen zum Objekt auf der Seite der WGJ
Gefiederter Erstbezug bei der WGJ: Der Falke ist im Kasten!
Wenn alles gut läuft, piept es bald bei der WGJ. Zumindest versprechen das die vier braun gesprenkelten Eier auf dem Dach eines Wohnhauses. Hierin wachsen kleine Turmfalken heran. Die WGJ hatte zusammen mit der Wildvogelauffangstation acht Falkenkästen auf den Dächern verschiedener Wohnhäuser installiert. Jetzt nahmen die Raubvögel einen davon erstmalig an.
Die Scheu ist überwunden! Turmfalken haben sich auf dem Dach eines WGJ-Wohnhauses in der nördlichen Johannstadt niedergelassen. Vier Eier ruhen in ihrem Bett aus Spänen und Federn in einem Falkenkasten an der Florian-Geyer-Straße. Tobias Röllig, Teamleiter für Hausmeister, Grün-und Außenanlagen bei der WGJ, hatte bei einer seiner regelmäßigen Kontrollen der Dachlüfter “regen Flugverkehr” festgestellt und einen Blick auf das Gelege werfen können.
Der Falke: Ein Taubenschreck
Die Wildvogelauffangstation hatte 2017 im Auftrag der WGJ acht Nistkästen für Falken auf verschiedenen Hochhausdächern in Johannstadt platziert. “Wir haben in den Wohngebieten zusätzlich auch Fledermauskästen und Nistmöglichkeiten für Mauersegler und viele verschiedene Singvögel angebracht”, ergänzt Julia Grotjahn von der WGJ. Da in den Städten immer weniger natürliche Nistmöglichkeiten bestehen, bieten die Quartiere den Tieren eine sichere und ruhige Alternative.
„Es dauert häufig ein paar Jahre, bis die Vögel die neuen Brutstätten annehmen. Zukünftig können wir uns jedoch öfter über Falkennachwuchs freuen, denn es ist zu erwarten, dass die Vögel zu ihrem Nistplatz zurückkehren,“ berichtet Tobias Röllig.
Die Ansiedlung von Turmfalken helfe auch dabei, Tauben fernzuhalten. Der Raubvogel ist ein natürlicher Fressfeind der Taube, der ebenso wie der verwilderte Hausvogel in der Stadt auf Vorsprüngen und in Nischen nistet. Allerdings steht die Taube aufgrund ihrer Größe nicht so häufig auf seinem Speiseplan, wie es die Bezeichnung “Taubensperber” vermuten lässt. Anders ist das beim Wanderfalken, der zu den größten Vertretern der Familie zählt. Er ernährt sich maßgeblich von anderen Vögeln.
Rüttelflug über den Elbwiesen
Der Turmfalke ist ein Anpassungskünstler, der sowohl im Wald, als auch in der Steppe und im Gebirge zu finden ist. Seine Art ist in Europa, Asien und Afrika in nahezu allen Klimazonen verbreitet. Zum Jagen braucht der Turmfalke freie, ebene Flächen mit wenig Bewuchs.
Über den Elbwiesen ist er oft bei seinem typischen “Rüttelflug” zu beobachten. Dabei stehen die Tiere heftig mit den Flügeln flatternd lautlos an einem festen Punkt in der Luft, um sich in einem günstigen Moment auf Beutetiere wie Mäuse herabzustürzen. Charakteristisch ist sein spitzer Ruf “ti ti ti”, der ihm wohl auch seinen lateinischen Namen Falco tinnunculus eingebracht hat, was “schellend” oder “klingend” bedeutet.
Von den Balkonen aus können Bewohner*innen nun beobachten, wie die Turmfalken Nest und Küken pflegen. „Die Brutzeit der Vögel beträgt ca. 28 Tage. Wir erwarten deshalb, dass der Nachwuchs innerhalb des nächsten Monats schlüpft. Nach weiteren 33 Tagen werden die Kleinen dann flügge,“ sagt Tobias Röllig.
Vogelprojekte in der Johannstadt
Elefanten-Parade an der Dürerstraße
Wer in das Treppenhaus des Radskellers an der Dürerstraße späht, macht eine ungewöhnliche Entdeckung. Dort hat sich, im fahlen Neonlicht, die Elefanten-Parade des Zirkus Sarrasani samt Clown versammelt. Wie kommt sie dahin?
Die Tür zum Radskeller ist nur angelehnt und als ich sie aufziehe – sehe ich wie hinter einem sich öffnenden Vorhang weiße Elefanten! Ein Augenblick zum Augenreiben! Die kenne ich doch. Natürlich, es sind die Elefanten vom Zirkusbrunnen am Carolaplatz in der Neustadt. Der Brunnen ziert die Nachbarschaft der WGJ-Wohnhäuser an Sarrasani- und Ritterstraße, den “Geschwistern” der Johannstädter WGJ-Häuser.
Tiere und Clown gleichen einander bis auf die kleinste Hautfalte. Mit dem Unterschied, dass die Zirkus-Parade an der Dürerstraße nicht metallisch glänzt und hier und da schon ein Stück vom Ohr oder vom Rüssel eingebüßt hat. Geschaffen hat die Attraktion en miniature der Bildhauer Vinzent Wanitschke.
Bronzene Zwillinge in der Neustadt
“Die Gussfiguren sind Eigentum der WGJ, geschaffen als Auftragsarbeit im Jahr 2007. Eröffnet wurde der Zirkusbrunnen mit Abschluss der Sanierungsarbeiten an den Wohnhäusern Sarrasani- und Ritterstraße”, erklärt Yvonne Ahlheit vom Verein JohannStadthalle.
“In der Johannstadthalle wurde 2011 eine große Ausstellung mit Werken des Künstlers gezeigt und aus dieser Zeit stammen auch die Rohlinge für den Guss der Bronzefiguren”, ergänzt ihre Kollegin Claudia Tronicke. Der Künstler überließ der WGJ die Figuren als Geschenk. Ihr derzeitiger Standort “bot sich zur Aufbewahrung an”, sagt Julia Grotjahn von der WGJ.
Im Jahr nach der Ausstellung verstarb Vinzenz Wanitschke wenige Monate vor seinem 80. Geburtstag. Nicht nur mit dem Zirkusbrunnen schmückte er das Dresdner Stadtbild. Der Brunnen “Drei Grazien” am Hotel Bellevue wurde ebenso von ihm geschaffen wie der “Trinkbrunnen” auf der Prager Straße. Auf der Brühlschen Terrasse ist sein “Planetendenkmal” zu bestaunen, das die Erdkugel darstellt, aus der sich Kristalle herausschieben und den Wandel der Welt symbolisieren.
Wenn der Vorhang gefallen ist …
In der Johannstadt künden – an ungewöhnlichem Ort – also die kalkweißen Gipsfiguren vom Wirken des Meisters Wanitschke. Einen nahezu gespenstischen Eindruck machen die naturalistisch dargestellten, wenngleich unnatürlich kleinen Tiere. Ihre freundlichen Gesichter machen diesen Eindruck wieder wett.
Am Zirkusbrunnen laufen sie artig ihre Parade, im Flur des Radskellers scheinen sie ihren eigenen Interessen zu folgen. Sie stecken die Köpfe zusammen, rüsseln zärtlich miteinander. Einer hat sich abgewandt und betastet die Wand. Stolz reckt der größte den Rüssel, als verkünde er eine anstehende Sensation. Von Freiheit können sie, die wasserlöslichen, dennoch nur träumen – ebenso wie ihre lebenden Vorbilder annodazumal.
Ein Stück Zirkusgeschichte in der Johannstadt
Im Jahr 1912 eröffnete am Carolaplatz das Circus-Theater 500 des Radebeuler Zirkusunternehmens Sarrasani. Der massive Rundbau beheimatete den ersten stationären Zirkus Europas, in dem über 3800 Menschen Platz fanden. Legendäre Bilder gaben die Sarrasani-Elefanten ab, wenn sie gegenüber der Brühlschen Terrasse zum Baden in die Elbe geleitet wurden.
Am 13. Februar 1945 gab der Zirkus an diesem Platz seine letzte Vorstellung, als britische Bomber bereits Kurs auf Dresden genommen hatten. Das Gebäude wurde vollständig zerstört. Fritz Mey gründete den „deutschen Sarrasani“ 1956 neu (es gab 1948 bereits eine Neugründung in Argentinien), jedoch erlangte das Unternehmen nie mehr jene Dimension, die es vor dem Zweiten Weltkrieg hatte.
Die weißen Elefanten an der Dürerstraße sind also nicht nur Produkte eines künstlerischen Prozesses, sondern ein Stück Zirkus- und damit Stadtgeschichte. Flüchtiger als ihre bronzenen Konterfeis, aber in ihrer Schlichtheit und Versehrtheit berührend schön.
Kein neuer Spielplatz zum Kindertag, aber ein dickes Danke
Ärger um gefällte Bäume im Innenhof Pfeifferhanns-/Florian-Geyer-Straße
Im Innenhof Pfeifferhanns-/Florian-Geyer-Straße sorgen Baumfällarbeiten für Aufregung. Da die WGJ das anliegende Wohngebäude barrierefrei gestaltet und breitere Feuerwehrzufahrten schafft, müssen zehn Bäume weichen. Anwohner*innen sehen den schattigen Spielplatz in Gefahr. Eine kurzfristig eingereichte Petition erhielt zahlreiche Unterschriften. Die WGJ zeigt sich verwundert.
Es war am Montag, als der Sohn von Angela Schubert nicht wie gewohnt auf seinem Kletterbaum spielen konnte, denn dieser war nicht mehr da. Von den Arbeitern, die im Innenhof zugange waren, erfuhr die erschrockene Anwohnerin, dass für die laufende Woche Baumfällarbeiten geplant seien. Angela Schubert startete umgehend die Petition “Rettet den Spielplatz und die Bäume”, die innerhalb von 24 Stunden über 200 Unterschriften zählte.
Sorge um den schattigen Spielplatz
Traurig und machtlos habe sie sich gefühlt, erzählt Angela Schubert am Telefon. Sie ist keine direkte WGJ-Anwohnerin, sondern Anrainerin des Innenhofes. Wie viele nutzte sie den hügeligen Spielplatz mit ihrer Familie. “In der Johannstadt gibt es wenige schattige Spielplätze”, beklagt sie. Bei sommerlichen Temperaturen sei es nicht möglich, den “Piratenspielplatz” an der Elbe zu nutzen. Er liegt in der prallen Sonne. “Familien aus der ganzen Johannstadt nutzten den Spielplatz im Innenhof als Alternative”, weiß sie zu berichten. Die Fällung der Bäume schmerzt sie.
Die WGJ indessen zeigt sich erstaunt über die Petition. Bereits 2018 seien die Modernisierungsmaßnahmen am Wohnblock Pfeifferhannsstraße 22 bis 24 angekündigt gewesen, so Pressesprecherin Julia Grotjahn. Das Wohnhaus soll, besonders für ältere Bewohner oder Bewohner mit Behinderung, barrierearm umgebaut werden. Dazu wird eine größere Feuerwehrzufahrt- und Aufstellfläche benötigt, was die Baumfällungen bedinge.
WGJ sichert Erhalt des Spielplatzes zu
Persönliche Gespräche im Innenhof vor Ort mit dem WGJ-Vorstand und verantwortlichen Mitarbeitern im Jahr 2018, Begehungen jeder einzelnen Wohnung und Beantwortung individueller Fragen im Jahr 2019 hätten stattgefunden, heißt es von Seiten der WGJ. Eine offizielle Modernisierungsankündigung mit detaillierter Beschreibung der Baumaßnahmen im Jahr 2019 und eine Mieterinformationsveranstaltung im Januar 2020 hätten zusätzlich auf das Vorhaben aufmerksam gemacht.
Für die zehn gefällten Bäume sichert die WGJ in Absprache mit dem Umweltamt Ersatzpflanzungen zu. “Wir als Genossenschaft haben den Anspruch, möglichst nachhaltig und umweltfreundlich zu agieren. So pflanzen wir jedes Jahr mehr Bäume und Sträucher, als notwendig. Zu weiteren, umweltfreundlichen Maßnahmen der WGJ zählen z.B. der Erhalt von Schmetterlingen und Wildbienen in Form von Schmetterlingswiesen und das Aufstellen einer Skulptur, die Wildbienen ein Zuhause bietet”, argumentiert Grotjahn.
Der Spielplatz und die dazugehörigen Bäume blieben erhalten und seien nach den Baumaßnahmen wieder zugänglich, so die WGJ. Ein genaues Datum wurde allerdings nicht genannt.
Angela Schubert zeigte Verständnis für Baumfällungen in Fassadennähe, kritisiert aber, dass auch mindestens zwei Bäume weiter im Innenhof weichen mussten. “Wenn man gewollt hätte, hätte man das anders gestalten können”, ist sie überzeugt.
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