Baubeginn in der Schokoladenfabrik: In der Johannstadt entsteht ein neues Familienzentrum 

eingestellt am 22.02.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Erhält ein zweites Leben für die Zukunft - Die Schokofabrik wird Familienzentrum. Foto: Anja Hilgert

Dank der vorfrühlinghaften Sonne sind alle Grünflächen wieder freigelegt. Alles, was sprießen kann, reckt sich ins belebende Licht. Auftaktgefühl und Frühlingserwachen begleiten, was jetzt in den Startlöchern sitzt. Damit ist in der Johannstadt endgültig der Startschuss gefallen für eines der lang geplanten, großen Bauvorhaben des Viertels: Der Umbau der ehemaligen Schokoladenfabrik in Dresden-Johannstadt, Hopfgartenstraße 1a, beginnt. 

 

Wo über viele Winter lang das vergessene Gelände der einst renommierten Schokoladenfabrik zugewachsen ist und das Gebäude mit dem markanten Schornstein immer mehr den Charakter einer Industrie-Brache angenommen hatte, wird jetzt saniert und gebaut. Im Februar beginnen die Bauarbeiten für ein Integratives Familienzentrum, das der Kinderschutzbund Ortsverband
Dresden e. V.  hier für die Bewohner*innen des Stadtteils einrichten wird.

 

Wird aus dem Dornröschenschlaf aufgeweckt – die ehemalige Schokofabrik in der Johannstadt – Foto: Anja Hilgert

Die Johannstadt zeigt sich von ihrer Schokoladenseite

Als einziger Teil der einstigen Fabrikanlage ist nach der Kriegszerstörung das Backsteingebäude erhalten geblieben, in dem heute unter dem Namen des Schokofabrik e.V. Kreativ Schaffende, Architekten und freie Künstler*innen mit ihren Ateliers, Werkräumen, Büros und Studios einen liebevoll eingerichteten Oasenort für künstlerisches Schaffen in der Johannstadt verteidigen.

Nebendran, im östlich anschließenden Gebäudeflügel mit der ehemaligen großen Werkhalle und dahinter liegendem Schornstein soll nun ebenfalls in eine neue Nutzung überführt werden. Dazu erwarb der Deutsche Kinderschutzbund 2019 das Gebäude von der Erbengemeinschaft des bis 1953 in der Johannstadt produzierenden Zuckerwarenfabrikanten Bruno Clauß.

Nun soll sich auf den roh freigelegten Grundmauern die moderne Architektur für ein Integratives Familienzentrum erheben. Der Deutsche Kinderschutzbund nimmt sich vor, sich für die Johannstadt von seiner Schokoladenseite zu zeigen. Von den Ursprüngen und der Schokoladenfabrikation wird die bereits fertig konzipierte Stele des Historischen Rundwegs Nr.3, wenn sie am Standort errichtet wird, Bericht geben.

 

Bunt und lebenswert im Stadtteil

„Derzeit kann man sich nur schwer vorstellen, dass in dem zum Teil ruinösen Gebäude bereits 2023 Hilfen für Jung und Alt aus einer Hand angeboten werden, aber wir sind optimistisch, dass uns dies gelingt“, sagt Heike Heubner-Christa, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes. 

Ehemalige Werkhalle der einstigen Schokoladenfabrik Foto: Alexander Pötzsch Architekten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit einem über Jahrzehnte gesammelten Erfahrungswissen in der Johannstadt, wirkt Frau Heubner-Christa aktiv auch als Stadtteilbeirätin daran mit, dass die Johannstadt ein lebenswerter Stadtteil für alle Altersgruppen und alle Gruppen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft bleibt: „Als Geschäftsführerin des Dresdner Kinderschutzbundes, der seinen Hauptsitz seit 27 Jahren in der Johannstadt hat, fühle ich mich den Menschen im Stadtteil verpflichtet und verbunden, getreu unserer Maxime „Vielfalt inklusive!“. Wir möchten jede*n Einzelne*n im Stadtteil mitnehmen und dafür begeistern, wie bereichernd und lebenswert so ein bunter und vielfältiger Stadtteil ist.“

 

Johannstädter Liebeserklärung auf dem Gemäuer der Schokofabrik. Foto: Anja Hilgert

Großzügig eingerichtet für Kinder und Jugend

Die Geschäftsstelle des Kinderschutzbundes wird zusammen mit dem Team der Mobilen Hilfen, der Fachberatung des Kinderschutzbundes und die Fachberatung des Bundesprogramms „Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ hier einziehen.
Der neue Standort in der Hopfgartenstraße liegt im unmittelbaren Einzugsbereich der Schulen der Nördlichen Johannstadt. Im oberen und zugleich geschützten Bereich des Zentrums wird die Intensivwohngruppe „Trampolin“ Kindern und Jugendlichen ein befristetes neues Zuhause bieten, mit großzügigen Aufenthalts- und Therapieräumen sowie einer Dachterrasse. 

 

Das Einzugsgebiet von Schulen und Integrativem Familienzentrum Foto: Anja Hilgert

 

 

 

 

 

 

 

„Als freier Träger der Jugendhilfe haben wir natürlich besonders die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen im Blick und treten für deren Rechte ein“,sagt Frau Heubner-Christa. „ Egal ob in unseren Kitas Pünktchen oder Sonnenblumenhaus, dem Kunterbunten Hortplanet oder JOJO, Abenteuerspielplatz und Eule, überall sind Kinder, Jugendliche und deren Familien bei uns herzlich willkommen.“ Das neue Familienzentrum verleiht diesem Kern der Arbeit des Kinderschutzbundes einen zukunftweisenden Ausdruck.

Im unteren Teil des Gebäudes wird es für die Jugend eine weitläufige Begegnungsmöglichkeit geben. In der 1. Etage ist ein kleines Konferenzzentrum geplant, bestehend aus zwei modernen Räumen mit Küche und Sanitärbereich.

Eine Bibliothek für Johannstädter*innen

Frau Heubner-Christas Sicht ist generationenübergreifend: „In unserem Zukunftsprojekt Schokofabrik, dem Integrativen Familienzentrum, möchten wir auch gerne über die selbstverwaltete Stadtteilbibliothek die älteren Generationen ansprechen und einladen, bei uns Teil der Johannstädter Kinderschutzbund Gemeinschaft zu werden.“

In der sanierten Schokoladenfabrik wird es eine Bibliothek für alle Johannstädter*innen geben, die auch als Begegnungsort für Menschen jeden Alters und jeder Kultur sowie für Veranstaltungen genutzt werden kann. Damit soll den vielfältigen Wünschen der Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils entsprochen werden. 

Entwurf für den Innenhof im Familienzentrum. Foto: Alexander Pötzsch Architekten

Zeitgenössische Architektur mit Industriellem Charme

Entworfen und geplant haben die Sanierung der alten Schokoladenfabrik die Architekten um Alexander Pötzsch, in enger Zusammenarbeit mit den Fachplanern von ICL Ingenieur Consult GmbH und Petschow + Thiel Projektmanagement GmbH.  Alexander Pötzsch Architekten zeigen mit ihrem Entwurf viel Einfühlungsvermögen in die vorhandene Substanz, die weitestgehend erhalten und modern erweitert wird. Der Industriecharakter bleibt bewahrt und wird durch einen zeitgenössischen Architekturentwurf an die modernen Anforderungen eines Begegnungszentrums übermittelt. Die Schokoladenfabrik in ihrer lokalgeschichtlichen Bedeutung schätzt das Architekturbüro identitätsstiftend ein für die Johannstadt. Somit bleibt der Schornstein mit seinem maßgeblichen Wahrzeichencharakter  erhalten und prägt das logo des zukünftigen Johannstädter Familienzentrums. 

 

 

 

 

 

 

Das Gesamtprojekt wird durch das Ingenieurbüro Röder gesteuert. Das Projekt wird mit knapp 4,2 Millionen Euro Städtebaufördermitteln aus dem Förderprogramm „Investitionspakt – Soziale Integration im Quartier“ unterstützt. Der Bund und der Freistaat Sachsen stellen 90 Prozent der Fördermittel und die Landeshauptstadt Dresden 416.540 Euro aus Eigenmitteln bereit. „Ohne diese Fördermittel hätten wir das Bauvorhaben niemals stemmen können“, betont die Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes.
Bis spätestens 2023 sollen alle Arbeiten fertiggestellt werden. 

Weitere Informationen

www.kinderschutzbund-dresden.de