Beitrag von Philine Schlick, 2020
Das Café Kardamom auf der Pfotenhauerstraße wird heute zwei Jahre alt. Das ist eine frohe Botschaft, an die sich eine traurige anschließt: Hasan Dibo und seine Geschäftspartnerin Jana Petzold suchen eine neue Lokalität. “Das Geschäft läuft gut”, sagt Hasan. “Aber nicht sehr gut.” Auf das “sehr” käme es aber an, wenn es auf Dauer reichen soll.
Vor drei Jahren, Anfang 2017, war das Café Kardamom nichts als eine Idee – auf die zwei Menschen jedoch ganz fest setzten und hinarbeiteten. Jana Petzold und Hasan Dibo wollten sie verwirklichen, die Vorstellung von einem orientalischen Baklava-Bistro. “Wir haben uns Geld von Freunden geborgt”, erinnert sich Hasan. “Und dann haben wir angefangen.”
Die Suche nach einem geeigneten Lokal gestaltete sich langwierig. In der Neustadt erhielten die beiden Suchenden keine Antwort, in Friedrichstadt wurden sie nicht fündig, am Postplatz machte ihnen – nachdem mit dem Vermieter alles abgesprochen war – der Brandschutz einen Strich durch die Rechnung. Schließlich landeten die beiden in der Johannstadt. “Wir haben zuerst den Brandschutz gefragt, als wir den Raum gefunden haben”, sagt Hasan lachend.
Irgendwo zwischen Bäcker und Konditor
Als auch die Hygiene ihr OK gab, war es plötzlich da, das Café Kardamom. An die drei Monate dauerte allein die Vorbereitung. Für Firmen hatten Hasan und Jana kein Geld, deshalb strich Hasan die Wände, bezog Stühle mit neuem Stoff, baute die Kühltheke ein.
Baklava zu backen hat Hasan in seiner Heimatstadt Aleppo gelernt. Dort ist die Ausbildung nicht institutionalisiert, sondern personenabhängig. Lehrlinge suchen sich ihren Meister*in und “laufen mit”, bis sie das Handwerk erlernt haben. Bei Hasan dauerte es 1,5 Jahre, bis er die Herstellung des knusprig-süßen Gebäcks beherrschte. “Ich bin irgendwo zwischen Bäcker und Konditor”, sagt er. Einmal, berichtet er, hat er einen Baklava-Kurs gegeben. “Aber 15 Treffen sind nicht genug, um alles beizubringen”, sagt er und lächelt.
Hasan musste aus Syrien fliehen, wegen des Krieges. Mit Dresden hat er die beste Wahl getroffen, findet er. “Ich war in Dortmund, Berlin und Frankfurt. Ich bin froh, in Dresden zu sein.” Auch wenn er feststellen musste, dass die bürokratischen Abläufe hier länger dauern als in jeder anderen sächsischen Stadt. Auf seinen Reisepass musste er ein Jahr warten – in Zwickau hätte das nur vier Wochen gedauert, sagt er.
In der neuen Stadt überlegte er, wovon er zukünftig leben sollte. Er begann eine Bäcker-Ausbildung in Leuben, brach jedoch nach vier Monaten ab, weil der verschobene Schlaf/Wach-Rythmus ihn fertig machte. “Warum nicht machen, was ich kann?”, dachte sich Hasan. In Jana fand er eine Mitstreiterin. Nächste Station: Ein eigenes Café.
Gut, aber nicht sehr gut
Der Tag der Eröffnung, der 23. Dezember 2017, war aufregend, die erste Zeit schwer als Baklava-Café im Kuchenland. “Deutsche Kunden kaufen ein Stückchen, arabische kiloweise”, macht Hasan die Dimensionen klar.
Hasan kreiert neben Baklava ein syrisches Eis aus Milch, Mascarpone, Mastix-Pistanzie, Orchideen-Aroma und Butter. Im Angebot des Café Kardamom ist auch ein Mittagsmenü: Eintopf aus Foul-Bohnen zum Beispiel, Suppen mit Käse und Spinat oder gefüllte Weinblätter und Teigtaschen. “Ich lerne immer dazu”, erzählt Hasan.
Die Geschäfte laufen gut, sagt er. Aber nicht sehr gut. Am Monatsende sei über die laufenden Kosten hinaus nicht viel übrig. Deshalb ist ein Plan für 2020, eine neue Adresse zu suchen, näher zum Zentrum hin.
Zwar sei der Standort Pfotenhauerstraße angenehm ruhig, aber das sei eben auch das Problem. Zu wenig Laufkundschaft macht am Kardamom Halt. Darum bedeutet wohl das neue Jahr einen Aufbruch für das Café – gesetzt den Fall, es findet sich ein geeignetes neues Lokal natürlich.
Café Kardamom
- Pfotenhauerstraße 67
- geöffnet Montag bis Samstag 10 bis 20 Uhr, Sonntag und Feiertag 14 bis 18 Uhr
- www.kardamom-dresden.de