Grillhaus “Miran” eröffnet an der Pfotenhauerstraße

eingestellt am 23.11.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Das Miran-Team von der Pfotenhauerstraße. Foto: PS

In das ehemalige indische Lokal “Global Spicy” ist der Familienbetrieb “Miran” eingezogen. Mit orientalischen Spezialitäten, einem wechselnden Tagesgericht, Caterings und einem Bestellservice möchten Najat Khalil, Lukman Jummaa und ihre Mitarbeiter ihr Viertel bereichern. Auch einen Spätshop mit Fensterverkauf hat das Team eingerichtet.

In sattem Orange leuchten die Wände, Kerzen flackern in Gläsern auf den Tischen. Seit einigen Wochen bestätigte der Blick durch die großen Fensterscheiben: im ehemaligen “Global Spicy” regt sich etwas Neues. Vergangene Woche feierte das “Miran Grillhaus” mit einem kostenfreien Bufett Eröffnung. “Wir haben schon die ersten Stammgäste”, sagt Najat Khalil nicht ohne Stolz.

Tabloule-Salat. Foto: Miran

Restaurant und Spätshop

Die Johannstädterin und ihr Team träumten seit Jahren von einem Restaurant, erzählen sie. Auf der Alaunstraße betrieb die Familie eine Shisha-Bar – doch die ist jetzt bereits übergeben. Von ihrem Nachbarn, dem Inhaber des “Global Spicy”, erfuhren sie von der freien Gewerbefläche und wagten den Schritt. In der Fensternische neben der Tür richteten sie einen Spätshop ein, der täglich bis ein Uhr geöffnet ist. Im Angebot sind Snacks, Getränke, Tabak und hausgemachte Sandwiches. Die Idee hatte Lukman Jummaa, ihr Ehemann. “In Syrien behalten die Frauen nach der Hochzeit ihren Nachnamen”, erklärt Frau Khalil.

Zwischen 17 und 1 Uhr ist der Spätshop geöffnet. Foto: PS

“Bei den Schichten wechseln wir uns ab”, sagt sie. Drei Mitarbeiter sind im Miran beschäftigt. Ebenso wie ihr Service-Mitarbeiter Mahmoud Darwish, arbeitet Najat Khalil parallel als Dolmetscherin für Ämter, Gerichte und verschiedene Einrichtungen in Dresden und Umgebung. “Ich kenne ihn, seit er 16 ist”, sagt sie lächelnd und knufft ihn in die Seite. “Kennengelernt haben wir uns, als ich für ihn gedolmetscht habe – jetzt arbeiten wir im selben Büro.” Bereits in der Shisha-Bar half Mahmoud dem Ehepaar aus.

Miran bedeutet Frieden

Die Familie führte Anfang der 2000er einen Döner-Imbiss und ab 2015 eine Fladenbrot- und Yufka-Bäckerei. In der Johannstadt wird der Traum vom eigenen Gastro-Betrieb nun Wirklichkeit. Alle Gäste erhalten einen starken, süßen Tee mit selbstgebackenen Keksen. Sie schmecken nach Gewürzen, ein bisschen nach Lebkuchen. “Ein kurdisches Rezept”, sagt Najat Khalil.

Burger im Miran-Grillhaus. Foto: Miran

Auf der Karte steht “ein Mischmasch”. Kalte und warme Vorspeisen, Salate, Burger, Fleischspieße, Sandwiches, Kebap, Suppen, Bowls … Die verschiedenen indischen, arabischen und syrischen Köstlichkeiten ließen sich am besten unter dem Begriff “orientalisch” zusammenfassen, erklärt sie. Täglich gibt es ein indisches oder ein arabisches Mittagsgericht. Zur Zeit arbeitet mit Husein Yassin erst ein Koch im Miran, aber es sollen mehr werden. Das breite Spektrum an Speisen erfordert viele Handgriffe und Küchengerätschaften, denn seinem Namen nach wird im Miran auch gegrillt – Fleisch und Gemüse.

Teller mit Gegrilltem, Hummus, Salat, Käse … Foto: Miran

Der Name Miran bedeutet “Frieden” auf kurdisch und ist zu Ehren des erst sechs Monate alten Enkelchens so gewählt. Strahlend zeigt das Großelternpaar Fotos. “Wir wollen eigentlich in Frieden arbeiten, aber Corona macht das schwer”, bedauert Frau Khalil. Derzeit hat das Restaurant verkürzte Öffnungszeiten: Zwischen 20 und 22 Uhr können Speisen nur zum Mitnehmen bestellt werden. Das Team ist dabei, einen Lieferservice einzurichten. Besonders als Anlaufstelle für den Mittagstisch solle das Lokal noch bekannter werden, sagt Mahmoud Darwish. Und auch Senior*innen möchte er für die Küche begeistern: “Wir erklären gern jedes Gericht!”

Grillhaus & Spätshop Miran

  • Pfotenhauerstraße 59, 01307 Dresden
  • geöffnet täglich von 11 bis 23 Uhr, Spätshop von 17 bis 1 Uhr
  • Telefon für Vorbestellungen und Reservierungen: 30918011
  • Miran bei Facebook

Stadtteilbeiratswahl 2021: Das sind die Ergebnisse

eingestellt am 22.11.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Stadtteilbeiratswahl 2021. Foto: Matthias Kunert

Am Samstag war erneut Wahltag für die Johannstadt. Insgesamt 187 Menschen beteiligten sich per Brief und direkt vor Ort an der Wahl zum Stadtteilbeirat, davon konnten 182 Stimmzettel als gültig gezählt werden. Acht von 14 Kandidat*innen ziehen in das Gremium ein.

Noch einmal in diesem Superwahljahr war auch die Johannstadt im Wahlfieber: In den Stadtteilbeirat als direkte Vor-Ort-Vertretung von Bürgerbelangen ziehen acht Kandidat*innen ein. 132 Menschen wählten via Brief, 50 am Sonntag in den Wahllokalen vor der JohannstadtHalle. Die gewünschte Wahlbeteiligung von 500 Bürger*innen konnte nicht erzielt werden – womöglich wäre sie höher ausgefallen, wenn die Infoveranstaltung Soziale Stadt aufgrund der Inzidenzen nicht hätte abgesagt werden müssen.

Impressionen vom Wahltag. Foto: Torsten Görg

Frischer Wind und bewährte Kompetenz

Nichtsdestotrotz gibt es Grund zu Glückwünschen: Annett Bachmann setzte sich mit 93 Stimmen gegen vier Mitbewerber*innen durch und wird in Zukunft zusammen mit Pfarrer Tobias Funke (91 Stimmen) die Gruppe “Johannstädter Bürgerinnen” im Beirat vertreten. Nachrückkandidat*innen sind Annick Ghaldouni mit 66 Stimmen, Andrea Albrecht mit 55 Stimmen und Karin Schorsch mit 21 Stimmen.

In die Gruppe der Jugendlichen im Alter von 16 bis 25 Jahren wird Tom Fischbach einziehen, der 115 Stimmen erhielt. Er war der einzige Kandidat. In der Gruppe der „Bewohner*innen mit Migrationshintergrund” übernimmt Muawia Dafir – ebenfalls einziger Kandidat – mit 161 Stimmen die Vertretung im Gremium.

In der Gruppe der „Bewohner*innen mit Behinderung” erlangt Thomas Pietsch 147 Stimmen und behält sein bestehendes Mandat. Auf die Plätze 9 und 10 wurden bereits am 9. Oktober 2019 im Stadtbezirksbeirat Altstadt Anna Kahlich und Lutz Hoffmann gewählt, die bis zur nächsten Wahl zweier Entsendeter des Stadtbezirksbeirats weiterhin die Schnittstelle zwischen Stadtteilbeirat und nächsthöherem Entscheidungsgremium herstellen.

Die Auszählung. Foto: Matthias Kunert

Ein Wörtchen mitreden

In der Gruppe Vertretung der „Senior*innen ab vollendetem 60. Lebensjahr” löst zukünftig Andrea Peisker Dank 118 Stimmen Marion Löffler mit 38 Stimmen ab. Ebenfalls ein klares Ergebnis gab es bei den „Ladenbesitzer*innen“. Diese vertritt zukünftig Andrej Klein, der mit 98 Stimmen vor Gabriele Schwank mit 54 lag. Für die „Freiberufler*innen“ bleibt Christian Ecklebe im Stadtteilbeirat, der 105 Stimmen erhielt, gefolgt von Mitbewerber Ruslan Yavorsky mit 51.

Ergänzt wird die gewählte Bürgervertretung im Stadtteilbeirat durch weitere zehn Vertreter*innen wichtiger Institutionen im Stadtteil: Den Trägern von Kinder- und Jugendarbeit, Senioren- und Integrationsarbeit, Bildungs- und Kultureinrichtungen, Wohnungsunternehmen sowie das Stadtbezirksamt Altstadt. Die Einrichtungsvertreter*innen konnten sich bewerben und werden durch den Stadtteilverein in ihr Amt berufen.

Das sind Heike Heubner-Christa vom Dresdner Kinderschutzbund, Anna Geiser vom Ausländerrat Dresden, Juliana Dressel-Zagatowski von der 101. Oberschule „Johannes Gutenberg”, Daniela Tonk vom Johannstädter Kulturtreff, Claudia Windisch von der Wohnungsgenossenschaft Johannstadt, André Barth vom Stadtbezirksamt Altstadt, Charlotte Döbrich von der JohannStadthalle, Cathrin Bochert vom Seniorenzentrum Amadeus, Stefan Pohontsch von der Wohnungsgenossenschaft Aufbau und Sonja Hannemann vom Gymnasium Johannstadt.

Weitere Informationen

“Demokratisch, engagiert, kreativ” – Gymnasium Johannstadt tagt digital zur Schulentwicklung

eingestellt am 21.11.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Das Team hinter dem Gymnasium Johannstadt. Foto: Gymnasium Johannstadt

In einem virtuellen Treffen kamen Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern des Gymnasium Johannstadt am Freitag zusammen, um gemeinsam das Leitbild der Schule zu besprechen. Wie soll Schule hier gestaltet sein? Welche Werte sollen nach innen und außen wirken? Der erste Projekttag Schulentwicklung bedeutete den Beginn vieler gemeinsamer Prozesse.

Nacheinander ploppen erwartungsvolle Gesichter in kleinen Fenstern auf dem Bildschirm auf. Im Chat gehen Grüße hin und her. Was als mehrstündige Zusammenkunft in der Schule geplant war, geht nun aus Gründen der Vorsicht online vonstatten: Der Projekttag Schulentwicklung des Gymnasium Johannstadt unter der Leitung von Sonja Hannemann und Ronny Müller.

Die Schule als Schatzkiste

“Ich bin froh, dass wir uns so entschieden haben”, bekräftigt die Schulleiterin. Die aktuelle Entwicklung der Pandemie erfordere Bedacht. Rund 40 Teilnehmer*innen klickten sich in die zweistündige Konferenz. Das Ziel: Gemeinsam das Leitbild der Schule formulieren. Ein Herzenswunsch, der schon lange auf der Agenda stand, um gemeinsam im Stadtteil anzukommen. Als Neuankömmling mitten in Corona-Zeiten hatte es das Gymnasium nicht leicht. Es blieb wenig Zeit für gegenseitiges Kennenlernen, sagt Sonja Hannemann. Umso schöner sei es, dass so viele gekommen seien, um sich einzubringen.

Beim Online-Meeting. Quelle: Gymnasium Johannstadt

Zum Aufwärmen fanden sich die Interessierten in Grüppchen in virtuellen Räumen zusammen und stellten sich und ihre Ideen von Schule anhand eines selbst ausgewählten Gegenstandes vor. Eine Schatzkiste, ein Blumenstrauß, ein Kuscheltier wurden zu Synonymen für Vielfalt, Offenheit, Entfaltung. Die kleinen Klassen, die vertrauensvolle Atmosphäre, die schöne Turnhalle ernteten lobende Worte und verdeutlichten, dass es das Team des Gymnasium Johannstadt unter erschwerten Bedingungen geschafft hat, ein Gefühl der Gemeinschaft zu weben. So spiegelten es etliche anwesende Eltern wider.

Was bedeutet Nachhaltigkeit?

Im Anschluss stand ein Leitbild-Entwurf in Gruppenarbeit zur Debatte. “Demokratisch, engagiert und kreativ” wolle das Gymnasium nach innen und außen hin wirken. Aber, was genau bedeutet das? Gemeinsam mit Lehrerinnen und Eltern diskutierten Schüler*innen der fünften und sechsten Klassen und feilten an Formulierungen. Dabei wurde klar, dass viele Begriffe erst einmal grundsätzlich erklärt werden mussten, z.B. was die klangvollen Worte Nachhaltigkeit, Solidarität, Demokratie denn überhaupt beinhalten.

Das Gymnasium Johannstadt. Foto: Philine Schlick

Die Einladung zur Gemeinschaft sollte ebenso Ausdruck finden wie ein gemeinsamer fester Stand – gar nicht so leicht, das in eine klare, prägnante Formel zu bringen. Trifft es nun “Vielfalt” oder “Kreativität” besser? Wie klingt das nach außen? Wo sind Grenzen? Und welche sind wichtig? Über Widrigkeiten wie Hall und knisternde Mikros hinweg tauschten sich die Beteiligten aus. Entscheidungen erleichterte die technische Möglichkeit digitaler Umfragen: 70 Prozent der Beteiligten entschied sich schließlich für den Begriff Vielfalt im Leitsatz.

Der Bildschirm als Bühne

Im Fazit traten zukunftsweisende Ideen zutage: Fächer sollen kreativ miteinander verbunden, Entscheidungen zur Gestaltung des Schulalltags mit der Beteiligung aller getroffen, das Viertel mit kulturellen Projekten bereichert werden. Der Projekttag zeigte visionäre Gemeinsamkeiten, Einverständnisse, Bedarfe und den Willen zum generationsübergreifenden Dialog und schuf die Basis für eine weiterführende Entwicklung des Leitbildes. “Kreativität habt ihr auf jeden Fall schon bewiesen, indem ihr dieses Corona-Jahr so voller Bravour bestanden habt”, konstatierte eine Mama.

Kreativität stellte zum Ausklang auch Schüler Lennox mit seiner adligen Handpuppe Frederik unter Beweis. Sein glubschäugiger Kumpel aus Stoff musste vor der Kamera erst einmal aus der Reserve gelockt werden. Aufgrund eines Friseur-Unfalls zeigte sich der strubbelige Frederik anfangs schüchtern, entpuppte – ha ha – sich dann aber als schlagfertiger Entertainer: “Bist du Tierarzt? Nein? Dann nimm die Hand aus meinem Hintern!” So mündeten die intensiven Debatten in Lachen – ein lohnender Abschluss.

Gymnasium Johannstadt

 

Infoveranstaltung Soziale Stadt am Sonnabend abgesagt

eingestellt am 19.11.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Die infoveranstaltung 2020. Foto: Lydia Tzschach

Die große Info-Veranstaltung zu verschiedenen Themen im Stadtteil in der JohannStadthalle muss aufgrund der pandemischen Lage erneut verschoben werden. Die Wahl des Stadtteilbeirats findet am Sonnabend unter freiem Himmel jedoch wie geplant statt.

Die Inzidenzen steigen, die Krankenhäuser sind überlastet, Veranstaltungen werden abgesagt: So auch die Info-Veranstaltung zur Sozialen Stadt Nördliche Johannstadt, die für Sonnabend in der JohannstadtHalle geplant war. Ein neuer Termin wird für das Frühjahr 2022 gesucht.

Unberührt davon bleibt die Wahl zum Stadtteilbeirat, die ohne eine 2G-Regelung, aber mit Maske und Abstand im Freien vor der JohannStadthalle anberaumt ist. Zwischen 13 und 16 Uhr haben die Lokale unter Pavillons geöffnet.

Der heutige Freitag ist die letzte Möglichkeit zur Briefwahl – das Briefwahlbüro im Stadtteilladen steht zwischen 15 und 18 Uhr offen. Unterlagen können mit entsprechenden Nachweisen auch in den Briefkasten gelegt werden.

Damals in der Johannstadt: Der Hauptmann von Köpenick soll hier geübt haben

eingestellt am 19.11.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Collage von Heinz Kulb

In seinem sechsten historischen Streifzug durch die Johannstadt geht Heinz Kulb einer uniformierten Schelmengesichte auf den Grund: Der Hauptmann von Köpenick soll nämlich in der Johannstadt zugegen gewesen sein, erzählt ein Schlaufuchs in der Kneipe Holbeinhof …

Dort drüben am Fenster hat er immer gesessen.“ Johannes Wähner, der Wirt vom „Holbeinhof“ an der Ecke zur Fürstenstraße (heute Fetscherstraße) zeigte auf den Platz am Fenster. „Er kam fast täglich rein, trank meistens zwei, drei Bierchen und manchmal auch ein Körnchen dazu.“ Otto Fuchs nickte bedächtig, nahm am vom Wirt gezeigten Tisch Platz und bestellte ein Bier.

Und wie war er so, der Schnitzel?“, nahm er das Gespräch mit dem Wirt wieder auf, als dieser ihm den Gerstensaft hinstellte. „Ja, ja, der Hannes. Leutselig war er, immer ein Späßchen auf Lager. Und erzählen konnte der. Die Gäste hier hingen förmlich an seiner Gusche. Das brachte ihm häufig Spenden ein, ich meine solche in Form von Bier und Körnchen. Er konnte die Leute um den Finger wickeln und war für mich richtig geschäftsfördernd. Aber warum wollen Sie das denn wissen? Wir haben ihn schon ewig nicht mehr gesehen.“

Eindruck schinden in Uniform

Fuchs grinste übers ganze Gesicht, kniff die Augen verschmitzt zusammen und machte damit seinem Namen alle Ehre. „Ich komme gleich dazu. Noch habe ich eine andere Frage. Kam er auch uniformiert hier rein?“ „Oh ja, manchmal. Dann trug er die Uniform eines Kürassiers, angetan mit Helm, Reithosen und Sporen. Dabei hatte er gar kein Pferd dabei.“ Wähner lachte über seinen Witz. Auch Fuchs schmunzelte. „In der Uniform defilierte er mehrfach durchs Lokal und ließ sich bewundern. Eitel war der Hannes schon. Bei manchen schindete er mächtigen Eindruck. Auch hatte er Photographien dabei. Die zeigten ihn in verschiedenen Uniformen.“

Zur Verfügung gestellt von Heinz Kulb

In den Dresdner Nachrichten war Tage später, am 23. Oktober 1906, zu lesen, dass der Herr Soldat, mit richtigem Namen hieß er Johann Georg Wilhelm Schnitzel, geboren 1872 in Schweidnitz, angab, dass er die Reitschule in Hannover besucht habe und nun im Besitz des Zivilversorgungsscheines sei. Das ließ ihn in der Achtung und Anerkennung der Gäste steigen.

Der Wirt brachte Otto Fuchs das zweite Bier. „Nun will ich endlich wissen, warum Sie mich über den Hannes ausfragen. Sind Sie etwa von der Polizei?“ Otto nahm einen Schluck aus dem Glas, atmete genüsslich aus und lächelte den Wirt an. „Nein, bin ich nicht. Sie haben doch schon mal was vom ominösen Hauptmann von Köpenick gehört?“ „Oh ja, das ist der, der der Stadtkasse 4.000 Mark abgeluchst hat. Stand ja ausführlich in der Zeitung. Und was hat das mit unserem Hannes zu tun?“ Einige der anwesenden Gäste scharrten sich um Wirt und Fuchs.

Ein Mann, zwei Namen

Alles oder nichts“, antwortete Fuchs kryptisch. „Ich vermute, dass sich hinter dem Johannes dieser Hauptmann versteckt.“ Der Wirt war sprachlos. Dann schüttelte er den Kopf. „Nee, ne, ne, das glaub ich nicht. Nicht der Hannes.“ Fuchs nickte mit ernstem Ausdruck. „Jetzt brauche ich einen Korn“ und brachte zwei. Dann erzählte Otto Fuchs seine Geschichte.

Fuchs stellte sich als Mitinhaber der Brotfabrik Feronia auf der Gerokstraße 31 vor. Als alle Zeitungen über den Streich in Berlin berichteten veröffentlichten diese auch ein Faksimile der Quittung, die der falsche Hauptmann der Stadtkasse von Köpenick für die beschlagnahmten 4.000 Mark ausstellte. „Und da kam mir die Handschrift des Delinquenten sehr bekannt vor. Ich dachte und dachte und forschte nach und fand schließlich heraus, dass sie zu einem früheren Schreiber des Herrn Rechtsanwaltes Meisel von der Johannesstraße gehören könnte. Ich war damals nämlich Bürovorstand bei diesem Anwalt. Um sicher zu gehen, erbat ich einige Schriftstücke mit besagter Handschrift und verglich beide. Und was kam dabei heraus?“ Fuchs machte eine kleine Pause. Mittlerweise kamen noch weitere Gäste an den Tisch. Der Wirt hielt es nicht mehr aus. „Ich hole eine Runde Bier. Und dann möchte ich es wissen.“ So schnell stand das Gebräu noch nie auf dem Tisch.

Zur Verfügung gestellt von Heinz Kulb

Also … Der Schriftvergleich erbrachte eindeutig die Bestätigung, dass der Hauptmann von Köpenick und unser Hannes Schnitzel ein und dieselbe Person sind.“ In den Dresdner Nachrichten stand später, dass besagter Schnitzel 1899 als Schreiber beim Rechtsanwalt Meisel angefangen habe. „Im April 1900 erbat er sich Urlaub nach Berlin, um dort das Zahlmeisterexamen zu machen und sich im Kriegsministerium vorzustellen.“ Dann kam er nach angeblich bestandenem Examen wieder zurück und kündigte seine Stellung in der Kanzlei zum 1. Oktober, um im Preußischen Kriegsministerium seine neue Stelle anzufangen.

Ein Gauner und Hochstapler

Misstrauisch wurde man erst, als man bei einer Revision einige Unregelmäßigkeiten mit seinem Zusammenhang feststellte. So fehlten Schriftstücke, Belege und Geld. Es wurde nachgeforscht. Im Ministerium in Berlin kannte man keinen Zahlmeister Schnitzel. In einer zurückgelassenen Tasche in der Anwaltskanzlei fand man eine Vorladung vor die Strafkammer des Landgerichts wegen Betrugs und einen Ausmusterungsschein. Ein Raunen ging durch die Reihen der Gäste. Man verlangte nach Bier.

Letzterer erregte Aufsehen, weil sich der Schnitzel stets als früherer Militär ausgab, wie bei euch hier auch“, bemerkte Otto Fuchs. „Meisel erzählte mir, dass das Schnitzelchen sonntags immer als Husarenwachtmeister erschien, als solcher Offizierspferde geritten haben soll und immer zur Rennbahn nach Reick ging. Und wohnen tat er übrigens hier auf der Elisenstraße.“

Dann war der Hannes ein regelrechter Gauner und Hochstapler“, warf der Wirt ein. „Nicht nur was die Uniformen anging“, erwiderte Fuchs. „Er wurde schon mal wegen unerlaubten Tragens einer Uniform verurteilt und in selbiger prellte er sogar eine Dame um die Rückzahlung eines Kredits.“

Eine wichtige Entdeckung

Und?“, fragte der Wirt. „Was und?“ antwortete Fuchs. „Haben Sie das der Polizei gemeldet?“ „Was denken Sie denn. Wir fanden auch noch eine Ansichtskarte von der Neuen Wache in Berlin und eine Photographie von ihm in Uniform. Beides sandten wir zum Polizeipräsidium in die Reichshauptstadt, nachdem ich die hiesige Polizei von meiner wichtigen Entdeckung verständigt habe.“

Und“, fragte der Wirt. „Was und?“, antwortete Fuchs. „Hat man ihn schon gefunden?“ „Nein, noch nicht. Er wird jedenfalls steckbrieflich gesucht.“ So stand es denn auch in der Zeitung. Die Personenbeschreibung des Hauptmanns von Köpenick passe vollständig auf Schnitzel, hieß es dort. Unter zustimmendes Schulterklopfen verließ Herr Fuchs kostengünstig und ziemlich besoffen den Holbeinhof.

Anmerkung des Autors

Über den Schnitzel wurde wirklich in der oben erwähnten Zeitung berichtet. Ob sich tatsächlich ein Zusammenhang zwischen dem Hochstapler Schnitzel (schon der Name ist Programm) und dem Hochstapler Voigt, alias Hauptmann von Köpenick, ergab, ist historisch und juristisch nicht verbürgt. Vielleicht war unser ominöser Teilhaber der Brotfabrik auf der Gerokstraße auch nur ein Hochstapler und guter Geschichtenerzähler, um günstig an ein kostenloses Gerstengebräu samt Schnäpschen zu kommen. Oder der Redakteur der Dresdner Nachrichten hatte gemeinsam mit Herrn Fuchs zu tief ins Glas im Holbeinhof geschaut. Oder die Eulenspiegelei des Autors diente vielleicht auch der Erhellung eines gar zu trüben Novembertages. Nichts Genaues weiß man nicht.

Damals in der Johannstadt – eine Serie von Heinz Kulb

Darum musste die WGJ Bäume an Pfotenhauer- und Florian-Geyer-Straße fällen

eingestellt am 17.11.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Baumfällungen an der Pfotenhauerstraße. Foto: Torsten Görg

Ein Anwohner bekundete Unmut über Baumfällungen in seiner Nachbarschaft. Die WGJ entfernte nicht nur an der Florian-Geyer-Straße lieb gewordene Gehölze – doch dafür gab es einen triftigen Grund. 

“Die Stadt braucht Grün”, erboste sich der Anwohner, der am Freitag die Stadtteilredaktion kontaktierte. “Dass jetzt junge, gesunde Bäume gefällt werden, ist nicht nachvollziehbar!” Sein Unmut bezog sich Gehölze im Hinterhof der Florian-Geyer-Straße, in dem sich auch der Kulturtreff befindet. Auch anderen Anwohner*innen waren die Arbeiten aufgefallen – die WGJ lieferte nun die Erklärung für das Vorgehen.

Gefällte Bäume im Innenhof der Florian-Geyer-Straße. Foto: Philine Schlick

Ursache für die Baumfällungen war der heftige Sturm, der am 21. Oktober auch durch die Johannstadt fegte. “Es wurden einige unserer Bäume leider umgeworfen oder so stark geschädigt, dass wir diese fällen mussten”, sagt der Teamleiter der Hausmeister, Tobias Röllig nicht ohne Bedauern. “Wir sind sehr bemüht, einen vitalen Baumbestand zu erhalten. Fällungen stellen eine Ausnahme dar und werden in der Regel nur dann durchgeführt, wenn die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet ist.”

Die WGJ will für die sturmbeschädigten Bäume Ersatz pflanzen. Foto: Philine Schlick

Auch gegenüber des Aldi an der Pfotenhauerstraße fehlen jetzt eine Birke und eine alte Kiefer. “Für die gefällten Bäume erfolgen im nächsten Jahr entsprechende Ersatzflanzungen”, so Röllig.

Florian-Geyer-Straße: So wird das WiD-Haus aussehen

eingestellt am 15.11.2021 von Philine Schlick, Headerbild: So wird das neue WiD-Haus aussehen. Zur Farbe muss das Stadtplanungsamt noch abstimmen. Bild: WiD

Die Bauarbeiten für das neue WiD-Wohnhaus auf dem Gelände des ehemaligen “blauen Hauses” an der Florian-Geyer-Straße gehen voran. Die offizielle Adresse wird Bundschuhstraße 10 lauten, weil der Eingang sich zu dieser Straße hin befinden wird. 

Auf dem Entwurf, den die WiD Anfang der Woche zum neuen Wohnhaus  veröffentlichte, kommt das Gebäude grau daher. Doch das kann sich noch ändern: “Hinsichtlich der Farbgestaltung steht eine abschließende Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt noch aus”, informiert die Wohnungsgesellschaft. Fest steht jedoch bereits die neue Adresse: Bundschuhstraße 10 soll sie lauten, obwohl das Haus an der Florian-Geyer-Straße liegt. Das hat mit dem Eingang zu tun, der zur Querstraße hin deuten wird.

Bäume fallen für Fernwärmekanal

“Die Arbeiten zum Abriss der ehemaligen Kindertagesstätte sind planmäßig und unproblematisch verlaufen”, heißt es. Die Fläche sei jetzt bereinigt. Im nächsten Schritt erfolge die Verlegung des Fernwärmekanals durch die DREWAG. “Dieser liegt im künftigen Baufeld und muss zurückgebaut bzw. verlegt werden.” Auf dem Fernwärmekanal wachsen Bäume, die für die Arbeiten fallen müssen, so die WiD.

Fällarbeiten auf dem Gelände des neuen WiD-Hauses. Foto: privat

Im kommenden März sollen die Tiefbauarbeiten starten, sobald die Witterung es zulässt. Im April 2024 ist mit der Fertigstellung des Hauses zu rechnen. Die Pläne stellt die WiD ausführlich bei der Infoveranstaltung Soziale Stadt Nördliche Johannstadt am kommenden Sonnabend vor.

Informationen WiD-Haus Bundschuhstraße 10

Copyshop Sauer sucht Nachfolge

eingestellt am 13.11.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Die Sauers suchen eine Nachfolge. Foto: PS

Das Traditionsgeschäft Copyshop Sauer in der Johannstadt sucht eine würdige Nachfolge. Zum Ende des Monats möchten Siegrid und Bernd Sauer in den Ruhestand starten. Bis dahin wollen sie das Geschäft für Kopier-, Druck- und Plottaufträge, Zeitschriften, Lotto, Tabak, Fotoaufträge und PostModern-Service-Punkt übergeben haben.

In guten zwei Wochen möchten die Sauers von ihrem Allround-Geschäft an der Pfotenhauerstraße Abschied nehmen – doch von gepackten Koffern keine Spur. Es fehlt noch an einer würdigen Nachfolge. “Vier haben sich bisher vorgestellt”, erzählt Bernd Sauer. Bisher sei es noch nicht zum entscheidenden Handschlag gekommen.

Einarbeitung und Ratschläge inklusive

Das großflächige Geschäft bietet neben der Möglichkeit zur Übernahme technischer Geräte auch Raum für Modernisierungen. “Das Internetcafé wird nicht mehr häufig genutzt und kann umfunktioniert werden”, so Bernd Sauer. Prinzipiell sei er Vorschlägen gegenüber offen. Es könnten auch Teile des Interieurs übernommen werden. Für Nachfolgende bietet er eine Einarbeitung an – und dass er auch in den kommenden Monaten mit Rat und Tat zur Seite stehe.

Foto: PS

“Viele Kunden haben ihr Bedauern geäußert”, erzählt Herr Sauer und auch dem Ehepaar sei seltsam ums Herz. Nach 20 Jahren Routine sei ein plötzlicher Wechsel im Rhythmus schwer vorstellbar.Der Copyshop Sauer ist ein Urgestein der Johannstadt. Der Laden wird von Siegrid Sauer geführt. Ihr Mann Bernd hilft mit, nachdem sein Fotogeschäft an der Arnoldstraße geschlossen hatte. Der Laden ist eine einzigartige Anlaufstelle im Viertel. Schüler*innen drucken hier ihre Hausaufgaben, Student*innen ihre Master-, Diplomarbeiten und Dissertationen, Senior*innen und viele internationale Bürger*innen lassen Unterlagen kopieren. Gleichzeitig erfüllt Copy Sauer Funktionen eines Spätshops und nimmt Post entgegen.

Krisensicheres Geschäft

Jetzt wünscht sich das Ehepaar schnellstmöglich einen Menschen, der dem Geschäft eine Zukunft gibt. Man müsse Kundenkontakt mögen, sagt Sauer. PC-Kenntnisse und Erfahrungen im kaufmännischen Bereich seien von Vorteil. Grundbedingung sei eine aufgeschlossene Grundeinstellung zur Selbstständigkeit. “Der Job hier ist krisensicher”, sagt Bernd Sauer. “Die Annahmestelle für Post Modern und Hermes ist ein Alleinstellungsmerkmal. Und Zeitungen gehen immer.”

Interessierte können sich gern melden!

Call- u. Copyshop Sauer

  • Pfotenhauerstraße 43, 01307 Dresden
  • www.copy-sauer.de
  • Copy-Sauer@online.de
  • Montag bis Samstag 9 bis 18 Uhr

Letzte Stadtteilbeiratssitzung des Jahres leert die Töpfe

eingestellt am 12.11.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto: Philine Schlick

Bei seiner letzten Sitzung des Jahres kam der Stadtteilbeirat noch einmal live zusammen und schüttete Gelder für vier Projekte aus. Gefördert werden die künstlerische Gestaltung eines Vonovia-Hauses, ein frei nutzbares Lastenrad, Bienenwachskerzen für das Friedenslicht und der Johannstädter Advent.

Eine fast feierliche Stimmung herrschte bei der letzten Stadtteilbeiratssitzung für dieses Jahr. Frisch vor Ort getestet konnten die Beirät*innen noch einmal im Foyer der 101. Oberschule Johannes Gutenberg zusammenkommen. Die Anwesenheit von 12 Mitgliedern machte das Gremium beschlussfähig. Letztmalig dabei war Bernd Sauer vom Copyshop, der das Amt als treuer Vertreter des Stadtteils seit 2015 bekleidet. Er nahm von honorierendem Tischklopfen begleitet Abschied und zog eine positive Bilanz: “Ich bin relativ zufrieden mit dem, was wir bewirken konnten.” Die Wahl des neuen Beirats beginnt mit der Briefwahl am Freitag.

Bernd Sauer vom Copy Shop Sauer bei einer Stadtteilbeiratsszung. Foto: Philine Schlick

Märchenhafte Vonovia-Wand

Die Beirät*innen stimmten nahezu einstimmig für die Förderung der vier vorgestellten Projekte – kurz vor Schluss leerten sich so die Töpfe. Gegenüber des Bönischplatzes wird der Durchgang zum Wohnhof Pfotenhauer-/Elisen- und Hopfgartenstraße mit ornamentalen Märchenmotiven gestaltet. Dazu wird der Künstler Juan Miguel Restrepo sein Wissen in Workshops weitergeben und die Wände gemeinsam mit Bürger*innen schmücken. In einem ersten Treffen am 2. November zwischen Vonovia und Haussprecher*innen wurde bereits positiv über das Vorhaben abgestimmt. Der Stadtteilbeirat lieferte jetzt mit einem Zuschuss von rund 2200 Euro die finanziellen Voraussetzungen dafür.

Frau Pretzsch vom Stadtbezirksamt bat um den Verzicht auf Silber- und Goldfarben, da sich die im Bedarfsfalle nur schwer entfernen ließen – und um eine rechtzeitige Benachrichtigung zum Beginn der Maßnahme, damit Ordnungsamt und Polizei unterrichtet seien.

Foto: Vonovia SE

Ein Pionier bewährt sich

Dem guten alten Johann ist der Rahmen gebrochen. Deshalb beantragte VG-Chef Jacobi Gelder für die Anschaffung eines neuen Lastenrades. Mit dem Förderbeschluss von 2016 hatte der Stadtteilbeirat visionäres Gespür bewiesen: Das Lastenrad “Johann” war das erste kostenfrei zu nutzende seiner Art in Dresden und wurde allein über die Plattform Frieda&Friedrich an 700 Tagen gebucht. “Das Rad ermöglichte Familienausflüge mit Hund, einen Sekttransport zum Standesamt und auch eine Getränkelieferung für den Stadtteilbeirat”, ermöglichte Jacobi einen Blick ins Nähkästchen.

Der ADFC bestätigt: Es handele sich um eines der am häufigsten genutzten Lastenräder der Stadt. Instandgesetzt und gepflegt wird es vom Kollegium der Verbrauchergemeinschaft Elise in Johannstadt. Nun hat es der Lasten genug getragen. Gern bewilligte der Beirat für die Neuanschaffung rund 1800 Euro. Das neue Lastenrad, dessen Name noch gesucht wird, kann kostenlos ausgeliehen werden.

Foto: Kultur!ngenieur, Felix Liebig

Bio oder nicht bio?

… das war die Frage beim Antrag der Johannes-Kreuz-Lukas-Gemeinde. Pfarrer Tobias Funke möchte in Kooperation mit Kitas und Jugendtreffs gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen Bienenwachskerzen selbst herstellen, um sie am Friedenslicht aus Bethlehem zu entzünden. Dass die Lichtmetaphorik eine interkulturelle Verbindung herstelle und gemeinsames Kerzenziehen die Gemeinschaft stärke, daran hatten die Stadtteilbeirät*innen keinen Zweifel – aber musste es dafür das teurere Bio-Bienenwachs sein? Natürlich, so stand schnell fest, unterscheiden die Bienen nicht zwischen Bioblume und Nicht-Bioblüte.

Der Unterschied aber, so konnten Charlotte Döbrich und Torsten Görg erklären, liegt in der Haltung der lebenswichtigen Insekten. Ein Bio-Imker nimmt den Tieren weniger von ihrem Honig und sorgt dadurch für eine wesensgemäße Ernährung. Zudem enthalte das Wachs vermutlich weniger Schadstoffe, weil die Bienen beispielsweise nicht unter dem Einfluss von Chemikalien gehalten würden. Schließlich gab man dem Antrag über rund 1450 Euro ohne Änderungen statt: “Für die Gesundheit der Kinder”, sagte Bernd Sauer.

Die Tradition, das Friedenslicht aus Bethlehem weiterzugeben, gibt es schon seit 1986. (Foto: Oliver Hallmann)

Johannstädter Advent beweist Mut zur Lücke

Lange hätten die Überlegungen gedauert, sagte Torsten Görg. “Unter Corona-Bedingungen war der Johannstädter Advent im letzten Jahr ein Riesenaufwand.” Ständige Änderungen, Umplanungen und Unsicherheiten bilden kein sonderlich festes Fundament. Jedoch: Seit 2016 gehört das Angebot zu Weihnachten in die Johannstadt und soll stattfinden! Anders als in den vergangenen Jahren ausschließlich als Online-Variante. Längst seien nicht alle Fensterchen gefüllt – doch statt eines kompletten Ausfalls wollen die Organisator*innen Mut zur Lücke beweisen, so Görg. Rezepte, Gedichte, Bilder, Witze sollen sich hinter den einzelnen digitalen Türchen verbergen, für die keine Aktionen oder Veranstaltungen von den Bewohner*innen und Einrichtungen im Stadtteil eingereicht werden. Man suche langfristig Mitstreiter*innen, Ideen für die Zukunft seien willkommen.

Das Glasfoyer der 101. Oberschule bewirbt auch dieses Jahr den Johannstädter Advent und bietet sicher so manche Überraschung.

Schulleiterin Juliana Dressel-Zagatowski erbat sich trotz aller Widrigkeiten die alljährliche Bekanntmachung an der gläsernen Fassade der 101. Oberschule: “Das war für unsere internationale Schülerschaft jedes Jahr eine interkulturelle Aktion, die der Bekanntmachung von Bräuchen und der Manifestation von Kultur diente.” Bernd Sauer war schnell zur Stelle: Zwar gingen er und seine Frau Ende des Monats in den wohlverdienten Ruhestand, vorher wolle er allerdings die Drucker für ein 30 Meter langes Banner anschalten. Tusch!

Foto: Philine Schlick

14. Stadtteilbeiratssitzung

  • einen Überblick über alle geförderten Bürgerprojekte gibt es hier
  • einen Überblick über die Sitzungen gibt es hier

Briefwahl für den neuen Stadtteilbeirat startet heute

eingestellt am 12.11.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Wegweisend im Stadtteil: Die Arbeit des viertelseigenen Stadtteilbeirats Foto: Torsten Görg

Ab dem heutigen Freitag liegen die Unterlagen zur Briefwahl eine Woche lang zu festen Zeiten im Stadtteilladen bereit. Torsten Görg steht beim Ausfüllen beratend zur Seite. Insgesamt 13 neue Kandidat*innen kamen zum Fristende hin zusammen.

In der Johannstadt wird ab Freitag gewählt. Der Stadtteilbeirat wird neu besetzt. Auf acht vakante und direkt wählbare Posten kommen 13 neue Kandidat*innen aus dem Stadtteil. Bürger*innen ab 16 Jahren, die in der Johannstadt leben oder arbeiten können sich an der Wahl beteiligen. Sie bestimmen ihre Vertreter*innen. Los geht es mit der Briefwahl. Von Montag bis Freitag jeweils zwischen 15 und 18 Uhr ist der Stadtteilladen dafür eine Woche lang geöffnet.

Um teilzunehmen, ist ein Nachweis über die Wohn- oder Arbeitsstätte im Viertel nötig. Dies kann über den Personalausweis oder den Arbeitsvertrag erfolgen. “Sensible Stellen können selbstverständlich geschwärzt werden”, so Torsten Görg. Eine Möglichkeit ist auch, dass Johannstädter Arbeitgeber*innen eine Bestätigung für ihre Mitarbeiter*innen ausstellen, dass diese in der Johannstadt arbeiten.

Vorbild Johannstadt

Interesse für eine Schüler*innen-Wahl bekundete bei der 14. Stadtteilbeiratssitzung die Schulleiterin der 101. Oberschule, Juliana Dressel-Zagatowski. Sie wolle prüfen, ob die Schüler*innen, die bereits das 16. Lebensjahr vollendet haben, an der Briefwahl interessiert sind.

Parallel zur Info-Veranstaltung Soziale Stadt Nördliche Johannstadt ist es zudem am nächsten Samstag möglich, unter freiem Himmel vor der JohannStadthalle ohne 2G-Nachweis zu wählen. Die Wahllokale sind von 13 bis 16 Uhr geöffnet.

Das ambitionierte Ziel, sagte Görg am Donnerstag, sei eine Beteiligung von mindestens 500 Menschen. Die Johannstadt mit ihren niedrigschwelligen politischen Beteiligungsformaten, so stellte sich bei einem stadtweit ausgerufenen Workshop am 14. Oktober heraus, ist ein Vorbild für andere Stadtteile. Interesse an ähnlichen Strukturen wie Stadtteilfonds und Stadtteilbeirat strebt z.B. ein Verein in Gruna an.

Wahlmöglichkeiten zum Stadtteilbeirat Johannstadt

  • Im Wahllokal am 20. November von 13 bis 16 Uhr vor der JohannStadhalle, Holbeinstraße 68, 01307 Dresden. Die Wahl fndet im Außenbereich statt, daher ist kein 2-G-Nachweis erforderlich
  • Briefwahl Vom 12. November bis zum 19. November.  Die Wahlunterlagen erhalten Sie ab 12.11. (Mo.-Fr. 15-18 Uhr) im Stadtteilladen, Pfotenhauerstraße 66.

Erneut: Einbruch in Restaurant am Käthe-Kollwitz-Ufer

eingestellt am 09.11.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

In der Nacht zu Montag sind Unbekannte in ein Restaurant am Käthe-Kollwitz-Ufer eingebrochen.

Wie die Polizei berichtet, ist ein Restaurant am Käthe-Kollwitz-Ufer erneut Zielscheibe von Dieben geworden. Erst im Juli vermeldete die Polizei einen ähnlichen Einbruch.

Die Täter schlugen ein Fenster sowie eine Terrassentür ein und gelangten ins Gebäude. Sie durchsuchten die Räumlichkeiten und stahlen nach erster Übersicht Computertechnik im Wert von etwa 1500 Euro. Auch der Sachschaden wurde auf rund 1500 Euro geschätzt.

Unvergessen: Frau Schuch

eingestellt am 07.11.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Doris Schuch. Foto: Torsten Birne

Vielen war sie wohl aufgefallen in den letzten Wochen: die klaffende Lücke, die das gelbe Auto von Doris Schuch neben der Konsum-Halle hinterließ. Sie wird sich nicht schließen. Wir trauern um eine starke Frau, tüchtige Gärtnerin und seltene Blume.

Frau Doris Schuch aus Weinböhla gehörte mit ihrem gelben Verkaufsauto zur Johannstadt wie die vier Jahreszeiten. Bei Wind und Wetter stand sie, die Hände rau und erdgefärbt, zwischen Konsum und Hochhaus an der Pfotenhauerstraße und reichte selbst angebautes Obst und Gemüse über den Tresen. Eine tatkräftige, bodenständige Frau, wacker und zuversichtlich. Nie um einen kessen Spruch verlegen, zugewandt, auf das Wesentliche besonnen. Eine Frau, der das Wachsen am Herzen lag, die von ihrer reichen Ernte abgab und nie versäumte, die Blumen am Wegesrand zu würdigen.

Am Freitag erreichte die Stadtteilredaktion nun die traurige Kunde: Frau Schuch ist verstorben. Sie hatte sich nach langer Krankheit zurück  gekämpft und es grünte Hoffnung. In Anteilnahme war ihre Kundschaft ihr verbunden, als sie an ihren letzten Markttagen vom erneuten Ausbruch ihrer schweren Krankheit berichtete. Dann blieb ihr Fleckchen leer.

Doris Schuch in ihrem Marktauto. Foto: Philine Schlick

Wie viele Zwiebelchen von ihr ruhen jetzt in der Erde und warten auf den Frühling? Wie viele Azaleen, Primeln und Alpenveilchen werden in ihrem Namen wieder erblühen? Frau Schuch als Pflanzenflüsterin wusste um die Wichtigkeit von Wurzeln, die Kraft der unscheinbaren Knollen, die Mühe, die einzelne Blüten kosten. Sie überreichte nicht nur Obst und Gemüse, sondern die Früchte ihrer Arbeit, Wissen, Stärke, Gesundheit und große Stücke kleinen Glücks. Werte, die unvergesslich sind.

Frau Schuch, die Johannstadt wird sie vermissen. Wir sind traurig und schmerzerfüllt, wir senden unsere Klagen in den kalten Novemberwind. Aber wir wollen auch im Frühling Ihrer gedenken, wenn sich mit neuerlicher Kraft die Schneeglöckchen durch die Eiskruste stemmen. Wir wollen Ihrer gedenken im Sommer, wenn die Kirschen prall werden und die Äpfel rote Backen bekommen. Im Herbst, wenn die Erde Kartoffeln schenkt und im Winter, wenn der Grünkohl auf den Tellern dampft. Wir gedenken mit Ihnen den Schätzen des Lebens und danken Ihnen für alle, die sie mit uns geteilt haben.

Seniorin an der Haustür überfallen

eingestellt am 06.11.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

Eine 87-Jährige ist am Freitag in ihrer Wohnung überfallen worden. Der Täter flüchtete mit Bargeld.

Wie die Polizei berichtet, klingelte am Freitag in der Johannstadt an der Wohnungstür einer 87-Jährigen und hielt ihr einen Zettel vor, in dem sie um Geld für ihre vier kranken Kinder bat. Die Geschädigte begab sich daraufhin in ihr Wohnzimmer und entnahm aus einem Schrank 10 Euro, um diese zu übergeben.

In diesem Moment stand plötzlich ein unbekannter Mann im Zimmer, stieß die ältere Dame bei Seite, nahm mehrere Umschläge mit insgesamt 650 Euro aus dem Schrank und flüchtete anschließend

Gewinner*innen zum Kindermalwettbewerb stehen fest

eingestellt am 02.11.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Die eingereichten Bilder sind im Schaufenster des Reisebüros von Birgit Kretzschmar ausgestellt. Foto: B. Kretzschmar

Am vergangenen Freitag war Einsendeschluss für den Malwettbewerb zum “Märchen von der Zauberbank” von Birgit Kretzschmar. Als Gewinn lockte ein exklusiver Druck des Märchens mit  dem selbstgemalten Bild als Buch-Cover. 

Alle haben gewonnen – so lautet die gute Nachricht nach dem Ende des Malwettbewerbs für Kinder. Teilgenommen hat die Klasse 5/4 des Bertolt-Brecht-Gymnasiums, und auch einzelne Bilder gingen bei Birgit Kretzschmar im Reisebüro ein. Da sich insgesamt weniger als zehn Kinder beteiligt haben, entschied diese spontan, dass alle einen Preis bekommen.

“Ich habe alle in meinem Schaufenster ausgestellt und für jedes Kind ein individuelles Buch erstellt. Die Bücher sind nun in Produktion”, gibt sie bekannt. In acht bis zehn Werktagen werden sie fertig sein – pünktlich zur Advents- und Weihnachtszeit. Vor dem Schaufenster seien schon etliche Passant*innen stehen geblieben, freut sich die Autorin zu berichten.

Jedes Kind hat das “Märchen von der Zauberbank” auf seine Weise einzigartig illustriert. In der Geschichte geht darum, die Natur und ihre Lebewesen zu respektieren, indem kein Müll achtlos weggeworfen wird.

Diskussionsrunde zu Fake News & Sublokaljournalismus

eingestellt am 02.11.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Das Stadtteilmagazin ZEILE landete im Dezember 2020 in der Johannstadt Foto: Anja Hilgert

Der Jugend- und Kulturprojekt e.V. und die Stadtteilredaktion Johannstadt laden am 18. November 2021 ab 19 Uhr zum Themenabend „Bürger*innen machen Zeitung!“ in den Begegnungsraum des Johannstädter Kulturtreff e.V. ein.

Digitale Medien bieten uns täglich eine schier unüberschaubare Masse an Inhalten an. Doch wie umgehen mit dieser Vielzahl an Informationen, in die sich so viele einbringen können? Henry Miller schrieb Mitte des 20. Jahrhunderts noch zurecht: „In einer wirklich guten Zeitung spricht die Nation zu sich selbst.“ Doch heute ist es fast jedem möglich aus der eigenen Meinung einen Fakt zu formen. Falsche Nachrichten gab es zwar schon immer, aber gerade durch Social-Media-Kanäle wie Facebook, Twitter, YouTube und Messenger-Dienste wie WhatsApp und Telegram, hat deren Verbreitung ungeahnte Dimensionen erreicht. In der Fülle der Informationen wird zunehmend unklarer: Was ist Fakt, was Fälschung? Und wie können wir das eine vom anderen unterscheiden?

Gemeinsam mit Philine Schlick und Anja Hilgert, Redakteurinnen der Stadtteilredaktion Johannstadt, sprechen Jara Marder vom Jugend- und Kulturprojekt e.V. und die Philosophin Doreen Siegmund in einer Diskussionsrunde über die Möglichkeiten und Herausforderungen einer sublokalen Redaktion, das Bürgermedienprojekt ‚Wires-Crossed‘, den reflektierten Umgang mit Nachrichten und darüber, wie wir Fake News Informationen entgegensetzen können. Im Anschluss möchten wir mit Ihnen ins Gespräch kommen. 

Diskussionsrunde zu Fake News und Bürgermedien

  • 18. November 2021, 19 Uhr, Kulturtreff, Begegnungsraum im 1. OG
  • es gilt die 3G-Regel
  • Link zur Facebook-Veranstaltung