Hochwasser an der Elbe zu erwarten

eingestellt am 05.02.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Warten, bis es steigt: Zum Wochenende ist Hochwasser angesagt. Foto: Anja Hilgert

Die Elbe hat ihr Bett verbreitert. Mächtig viel Wasser führt sie mit sich und gebärdet sich als breiter Fluss, der die gegenüberliegenden Ufer auseinander schiebt. Einst am Ufer wachsende Bäumchen sind bereits überspült und wipfeln nun aus dem Wasser. Erstes Treibgut beginnt, sich zu verfangen. Noch ist die Elbe gegenüber ihrem Flussbruder Rhein eine sanfte Schwester, doch die wird ihr Temperament noch steigern, so die Vorhersage der Umweltamtes.

Wie das Umweltamt meldet, wird nach derzeit für die Elbe vorliegender Vorhersage des Landeshochwasserzentrums Sachsen (Stand 4. Februar 2021, 7 Uhr) für den Wasserstand am Pegel Dresden-Augustusbrücke in den nächsten Tagen eine steigende Tendenz erwartet.

Die Elbe verbreitert ihr Flussbett Foto: Anja Hilgert

 

 

 

 

 

 

Im tschechischen Elbeeinzugsgebiet wurden an vielen Pegeln bereits die Richtwerte der Alarmstufe 1 erreicht. Nach der aktuellen Prognose des Landeshochwasserzentrums (LHWZ) ist in der Nacht vom Freitag, 5. Februar 2021 auf Samstag 6. Februar 2021, mit dem Erreichen des Richtwertes der Alarmstufe 1 (400 Zentimeter) am Pegel Dresden-Augustusbrücke zu rechnen. Zum weiteren Verlauf der Hochwasserwelle müssen die neuen Prognoseberechnungen des LHWZ abgewartet werden. Eine Hochwasserwarnung des LHWZ für die Elbe in Sachsen liegt derzeit noch nicht vor, ist aber zu erwarten.

Das Straßen- und Tiefbauamt trifft Vorsorgemaßnahmen

Der Wasserstand der Elbe betrug am 4. Februar 2021, 7.15 Uhr 2,70 Meter. Ein weiterer Anstieg zwischen dem 6. und 7. Februar für absperrrelevante Bereiche wird erwartet. Aufgrund der Prognosewerte wurde Hochwasserabsperrmaterial vor Ort gebracht. Das Material wird je nach Pegelstand aktiv eingesetzt:
Ab einer Höhe von  3,70 Metern erfolgt beispielsweise die Absperrung des linksseitigen Elbradwegs in Höhe des Schillergartens wegen einer dort liegenden Senke. Bei einem Pegelstand ab etwa 3,90 Metern würden weitere Absperrungen notwendig.

Absperrungen an elbnahen Uferwegen sind zu erwarten. Foto: Anja Hilgert

 

 

Die Mitarbeiter des Straßen- und Tiefbauamtes werden ab Freitag, 5. Februar 2021, sowie über das kommende Wochenende die Absperrungen regelmäßig kontrollieren und bei Bedarf weitere Sperrungen umsetzen.

Fähre Johanna fährt nicht bis voraussichtlich 12. Februar

Seit Freitag ist der Fährbetrieb zwischen Johannstadt und Neustadt eingestellt. Aus Sicherheitsgründen kann die Fähre Johanna nicht pendeln. Der Anlieger auf Neustädter Seite wurde an Land gezogen und gesichert. Je nach Lage wird der Betrieb bis voraussichtlich nächste Woche ausgesetzt.

Auch die Zugänge zu den Treppen der Waldschlößchenbrücke sind aufgrund des Wasserpegels der Elbe gesperrt.

Mit Johanna auf der Elbe und durch die kalte Jahreszeit

eingestellt am 10.11.2020 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Jetzt im Wintertakt - die Johanna auf der Elbe Foto: Anja Hilgert

Dresden leistet sich neben seinen Brücken einen Fährbetrieb über die Elbe. Zur Johannstadt gehört die Fähre wie der Fährgarten zum Stadtteil dazu. Die Ufer der johannstädtischen und der neustädtischen Seite beständig wechselnd, kreuzt sommers wie winters, von morgens früh um sechs, die Johanna, Baujahr 1999 den Strom. Ab November gilt der Winterfahrplan für die Elbfähre.

Für die Linie der Dresdner Verkehrsbetriebe mit offiziellem Namen Linie F 17 (DVB), die von der Fährstelle Johannstadt – Neustadt verkehrt und zurück, ist jetzt der Winterfahrplan dran – gültig ab 2. November 2020.
Johanna und ihre Schwestern verkehren jetzt täglich von 6.30h bis 18.30h, ohne feste Verkehrszeiten, sondern je nach Bedarf von einer zur anderen Seite der Elbe.

Wie ein Pendel über den Fluss

Oma, Opa, Enkelkinder, Mann mit Hund, die immer gleich gekleideten Zwillingsschwestern, Frau mit Fahrrad, morgens die Schulkindergruppe, mittags Tourist*innen und sonntags die ganze Familien-Kaffeegesellschaft – alles verschifft die Johanna, die 75 Personen Platz bieten kann, im Sitzen an der Reling und mehr noch im Stehen.


In Stoßzeiten bewegt sich das Boot wie ein Pendel über den Fluss, Akkord für den Fährmann: Ablegen, rüber machen, festtauen, zusteigen lassen, das Schiebegitter klackt. Manch einer bedankt sich für die schlichte, schöne Überfahrt. Und manchmal, er hat’s im Griff, da kommt der Fährmann tatsächlich nur für dich.

Zeitlos auf dem Wasser

Frühmorgens, wenn die Luft frisch und unberührt ist und alles rundum noch stille schweigt, ist es besonders schön, auf der Johanna zu sein. Über kühler Weite des Wassers brummt der Motor aus tiefem Fährbootbauch kurz auf, dann ein Gleiten, und nichts mehr. Die Elbe verströmt ihren Flusswasserduft und tut, als lägen Salz und Wellenrauschen in der Luft, wenn über ihr die Möwen kreischen. Die Zeit hört auf zu ticken.

Vom Wasser aus wird die Welt anders ansichtig: Ente, Biber, Stadtsilhouette zeigen sich wie magisch. Am schönsten ist das bei Tiefstand der Sonne, wenn in lang tauchenden Strahlen Licht und Wasser sich verbinden, und die Flussfläche glitzert in unfasslich vielen, klein bewegten Punkten.
Das Hupen der Dampfer klingt nach Mississippi, und das Fährboot grüßt klein geschwisterlich mit schmächtigem Tüten.

Wasser reicht der Welt den Spiegel der Verzauberung Foto: Anja Hilgert

Wie viel Antrieb und wie viel dem Fluss überlassen – es ist eine philosophische Frage, die den guten Fährmann bestimmt. Ein jeder der Männer hinterlässt seine eigene Handschrift auf dem Wasser.

Was ist nun schöner? 

Für Momente entführt sich schippern zu lassen oder der Fährmann zu sein?
Oder zu sitzen in der Elbuferböschung, beim Plätschern des Flusses den Geschichten zuzusehen, die das Leben dir vorspielt, nahe dem Fähranleger, ganz von selbst? Inmitten der Stadt die Elbfähre zu haben, ist ein alltägliches Stück vom Glück.

Weitere Informationen

Mittelmeertief lässt Elbe an die 4-Meter-Marke schwappen

eingestellt am 16.10.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Blick auf die Elbe. Foto: Anja Hilgert (Archiv)

Am Wochenende könnte am Elbpegel Dresden die 4 Meter-Marke erreicht werden. Hier liegt der Richtwert für die Hochwasser-Alarmstufe 1. Teile des Elberadwegs sind derzeit eingeschränkt. 

Die reichlichen Niederfälle der letzten Tage haben die Elbe anschwellen lassen. Noch ruft die untere Wasserbehörde keinen Alarm aus. „Unter Beachtung der Entwicklung in Tschechien ist dies verzichtbar“, erklärt Umweltamtsleiter Wolfgang Socher. „Ein weiterer Anstieg des Wasserstands nach dem Wochenende ist aus heutiger Sicht nicht zu erwarten“, ergänzt er.

Regenmengen zwischen 50 und 60 Millimeter

Am heutigen Freitag, 16. Oktober 2020, 7 Uhr, wurde zunächst die 3-Meter-Marke überschritten. Bis auf Einschränkungen auf Teilen des Elberadweges und ufernahen Parkplätzen sind keine Verkehrseinschränkungen oder gar Straßensperrrungen zu erwarten.

In Dresden wurden am Dienstag und Mittwoch Regenmengen von 50 bis 60 mm registriert. Die städtischen Gewässer zweiter Ordnung waren randvoll, zu Ausuferungen kam es jedoch nicht. An Weißeritz und Lockwitz traten keine Probleme mit der erhöhten Wasserführung auf.

Der Anstieg der Elbe geht vor allem auf die ergiebigen Niederschläge dieser Woche im Einzugsgebiet der tschechischen oberen Elbe zurück, ausgelöst durch ein Mittelmeertief. Besonders bei den linkselbischen Nebenflüssen führte der Regen zu erheblichem Anstieg der Wasserstände. Betroffen waren die Flüsse Louèna, Novohradka und Chrudimka. Für die tschechischen Kreise Liberec, Hradec Kralove und Pardubice war die höchste Hochwasser-Alarmstufe ausgelöst worden. Mittlerweile haben sich die Hochwasserscheitel eingestellt, die Wasserführung weist eine fallende Tendenz auf. Das Einzugsgebiet der Moldau ist kaum betroffen.

Zerwühlte Elbwiesen: Waren Wildschweine am Werk?

eingestellt am 05.10.2020 von Philine Schlick, Headerbild: An der Elbe sind die Wiesen zerwühlt. Wer war das? Foto: Philine Schlick

Auf den Elbwiesen zwischen Waldschlößchenbrücke und Albertbrücke geben zerwühlte Wiesenbereiche Rätsel auf. Das Umweltamt schließt Wildschweine als Verursacher nicht aus, kann deren Aktivitäten jedoch nicht zweifelsfrei bestätigen. Hinweise sind willkommen.

Sie fallen zweifelsfrei ins Auge, die aufgewühlten Wiesenflächen an der Elbe. Unterhalb der Elblounge “Johann”, auf Höhe des Flohmarkt-Geländes oder im Bereich der Fährstelle. In der aufgebrochenen Grasnarbe picken Raben, Tauben und Krähen. Sie profitieren vom freigelegten Erdreich. Aber, wer hat hier zuerst gewühlt?

Die zerpflückte Grasnarbe gibt Rätsel auf. Foto: Philine Schlick
Die zerpflückte Grasnarbe gibt Rätsel auf. Foto: Philine Schlick

Dem Umweltamt geben die Spuren Rätsel auf. “Kaninchen können wir ausschließen, da diese in Dresden nicht mehr vorkommen. Am ehesten kommen Wildschweine in Betracht, die in diesem Bereich allerdings noch nicht beobachtet werden konnten”, so Anke Hoffmann vom Presseamt. Möglicherweise sind auch die Hasen, an die an der Elbe leben, verantwortlich.

Das Umweltamt will die Lage weiter beobachten, freut sich jedoch über Beobachtungen und Hinweise von Bürger*innen, da sich die Dienstzeiten des Umweltamtes selten mit den Zeiten zusammenfallen, in denen Wildschweine aktiv sind.

Wer hat etwas beobachtet?

  • Mail: redaktion@johannstadt.de

Stadtbezirksbeirat beschließt zusätzliche 16.000 Euro für Johannstädter Ballspielfläche

eingestellt am 29.09.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Die Fläche ist als Spielplatz ausgewiesen. Entstehen sollen hier Flächen zum Ballspielen. Foto: Philine Schlick

Für die geplante Ball- und Rasenfläche neben dem Bolzplatz unterhalb des Restaurants “Johann” am Johannstädter Elbufer hatte der Stadtbezirksbeirat bereits 70.000 Euro beschlossen. Nun kamen bei der Planung unerwartet Kosten dazu: Eine Ascheschicht im Boden muss fachgerecht entsorgt werden. Am vergangenen Mittwoch wurde in einer Sondersitzung abgestimmt.

“So ist das manchmal, wenn man etwas anfängt. Es kommt etwas unerwartet hinzu”, zeigte Stadtbezirksamtsleiter André Barth bei der Sondersitzung im Bürgerbüro am Mittwoch Verständnis. Er warb auch mit eindeutigen Worten für eine Ja-Stimme der Stadtbezirksambeirät*innen: Es ging um eine Summe von rund 16.000 Euro, die für die Herrichtung einer Spiel- und Rasenfläche am Johannstädter Elbufer zusätzlich benötigt werden.

Kohlenstoffgehalt würde Deponie-Feuer löschen

Der Stadtbezirksbeirat hatte bereits Anfang des Jahres 70.000 Euro genehmigt. Jetzt stießen die Planer*innen unerwartet auf eine Asche-Schlacke-Schicht im Boden, die fachgerecht abgetragen werden muss. Sie wird in die seltene Deponieklasse 3 von 4 eingeordnet. Allein – wohin mit dem giftigen Abraum?

Blick von der zukünftigen Spielfläche in Richtung Elbe. Foto: Stadt Dresden
Blick von der zukünftigen Spielfläche in Richtung Elbe. Foto: Stadt Dresden

Die Verbrennungsanlage in Lauta rechnete aus, dass ihr Feuer bei der Menge des Abfalls aus Asche erlöschen würde. Planerin Eckert erklärte: “Die Schicht ist nur etwa zehn Zentimeter dick, allerdings kommt auf die Fläche einiges zusammen.”

Nach einigem Hin- und Her-Überlegen geht der Abraum jetzt in die Deponie nach Bautzen, wo er zwar auch nicht vernichtet, aber gelagert werden kann. Das dafür erstellte Angebot sieht Kosten in Höhe von rund 16.000 Euro vor, die die 13 anwesenden Stadtbezirksbeiratsmitglieder einstimmig beschlossen. André Barth ergänzte: “Es handelt sich um ein schönes und vernünftiges Vorhaben. Das Geld dafür kann ausgegeben werden, ohne andere Projekte zu gefährden.”

Saubere Lösung für das Landschaftsschutzgebiet

Im Stadtbezirksbeirat wurde die Frage gestellt, ob es nicht möglich wäre, die kohlenstoffhaltige Schicht im Boden zu belassen. Eckert gab zu bedenken, dass die Spielfläche sich einerseits im Landschaftsschutzgebiet und gleichzeitig in einem Überschwemmungsgebiet befinde und eine Beseitigung daher nachhaltiger wäre. “Das war die letzte Erhöhung”, versprach Eckert.

Die besagte Ballspielfläche wird vom Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft verwaltet, während der benachbarte Bolzplatz dem städtischen Sportstättenbetrieb untersteht. Entstehen sollen auf der derzeit verwilderten Wiese und dem Pflaster ein Basketball- und ein Volleyballfeld und ein Platz mit zwei Tischtennisplatten.

 

Caravan-Tourismus auf Zeit in der Johannstadt

eingestellt am 02.07.2020 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Caravan-Camping am Käthe-Kollwitz-Ufer: Funktioniert ohne Anmeldung und ohne Luxus, aber nicht auf die Dauer Foto:Anja Hilgert

Es wird Ferienzeit und Dresden gilt bei Kurzurlauber*innen und Städtereisenden schon immer als ein attraktives Ziel. Reisebeschränkungen und eine gemischte Gefühlsanlage, was das Fernreisen generell angeht, mögen Dresden in dieser Saison die Besucher*innen zurückbringen, die die Stadt im Frühjahr einbüßen musste. Nun gibt es Ideen, besonders Caravan-Tourist*innen für einen Stopp in Dresden zu begeistern.

Johannstädter Caravan-Romantik

Für ein, zwei Nächte sparsam im städtischen Grün am Johannstädter Rand Foto: Anja Hilgert

Um den Tourismus anzukurbeln und damit Gastronomie und Handel in der Corona-Krise zu stärken, erweitert die Landeshauptstadt ihre Stellflächen für Caravans und Wohnmobile. „Corona hat dem ohnehin boomenden Caravan-Tourismus in Deutschland noch einmal einen kräftigen Schub gegeben. Wir reagieren auf diesen Trend und laden die europäischen Camper in die Elbmetropole ein!“, sagt Corinne Miseer, Geschäftsführerin der Dresden Marketing GmbH (DMG).

Was ab 15.Juli 2020 als lockendes Angebot auf den neu geschaffenen 40 Stellplätzen auf einem weiträumigen Parkplatz an der Pieschener Allee gilt, hat sich am Johannstädter Elbufer in den vergangenen Jahren bereits fest eingespielt: Hier stehen regelmäßig Nummernschilder aus S, DA, FR oder WI und aus ganz NRW und bleiben für ein, zwei Nächte stehen.

Füße hochlegen im Quartier

Am Käthe-Kollwitz-Ufer, anschließend an die künftige Bebauungsfläche der FlüWo Bauen Wohnen eG werden Stellplätze sowohl für PKW als auch Caravan angeboten. Gegen eine Parkgebühr von 12€/Tag findet sich hier unter hohen Bäumen und frischer Elbbrise ein schattiges Plätzchen fürs Wohnmobil. Es gibt weder Strom noch Wasser, doch zum Auspacken der Campingsstühle ist reichlich Raum und zum Füße hochlegen im Freien genügt auch die sparsame Atmosphäre.

Gerahmt vom gründerzeitlichen Hintergrund der Florian-Geyer-Straße hat der Platz seinen Ausschnitt an angenehm städtischem Flair. Schließlich ist es zur Elbe und ihren grünen Wiesen nicht weit, Altstadt und Neustadt sind zu Fuß bzw über die öffentlichen Verkehrsmittel aus der Johannstadt ohne Aufwand zu erreichen und vielfache Einkaufsmöglichkeiten gibt es über die Pfotenhauerstraße gleich um die Ecke…Und wer sich vom Platz nicht mehr weg bewegen möchte, bekommt die Brötchen an die Bustür geliefert, wie das Inserat von Bäcker Henschel auf der Parkplatz-Stellwand verspricht.

Stellplatz-Angebot mit Minimal-Komfort       Foto: Anja Hilgert

Der Aufenthalt funktioniert ganz ohne Anmeldung, per Kasse vor Ort. In und um die Landeshauptstadt Dresden gibt es damit nun über 1.000 städtische und private Caravan-Parkplätze mit unterschiedlichem Service.

Campingidylle auf Zeit

Erwähnenswert ist allerdings, das die Nutzung in der Johannstadt aus städtischer Sicht definitiv eine zwischenzeitliche ist: Die Campingidylle wird nicht mehr lange anhalten. Die auswärtigen Großstadtnomaden in ihren voll ausgestatteten mobilen Bleiben werden ihrer Wege ziehen müssen, wenn der Platz seiner Bestimmung gemäß bebaut wird. Die Fläche ist für Menschen bestimmt, die in Dresden sesshaft sind und werden wollen.

Der Bebauungsplan Nr.079 sieht die Wiederherstellung der gründerzeitlichen Bebauung vor. Die Flächen wurden vom Stadtrat als Vorbehaltsflächen für sozialen Wohnungsbau ausgewiesen.

 

Weiterführende Informationen

Trotz Kälteeinbrüchen: Der Dresdner Frühling war der trockenste seit 1961

eingestellt am 11.06.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Der Klimawandel bringt Trockenheit und Hitze. Foto: Philine Schlick

Dresdens oberirdische Gewässer führen nach dem zu trockenen Frühling so wenig Wasser, dass das Umweltamt am Wochenende verboten hat, Wasser aus Bächen zu entnehmen. Das Frühjahr gilt eigentlich als “Trinkphase” für die Natur vor der Sommerhitze. Die vergangenen heißen Sommer haben den Pegeln stark zugesetzt. Der Niederschlag im Mai konnte den Mangel nicht ausgleichen.

Gefühlt war der Frühling nach einem hitzigen Osterhoch bislang bewölkt und feucht. Die Eisheiligen kamen pünktlich Mitte Mai und schienen sich mit nasskaltem Wetter ungewöhnlich lang zu halten. Die allgemeine Trockenheit konnten sie aber nicht ausgleichen. Der Frühling war der trockenste seit 1961, berichtet das Umweltamt. In den vergangenen drei Monaten fielen insgesamt nur 70,1 Millimeter Regen. Dies ist nicht der einzige auffällige Wert.

Unterwasserbegegnung an der Elbe. Foto: Anja Hilgert
Unterwasserbegegnung an der Elbe. Foto: Anja Hilgert

– 6,3 Grad Celsius im März

Zwischen dem 22. und dem 23. März zeigte das Thermometer unter Hoch “Jürgen” frostige 6,3 Grad Minus an. So kalt war es im ganzen Winter nicht geworden. Diesem Wert stehen 177 Sonnenstunden im März gegenüber. Verglichen mit dem Klimareferenzwert zwischen 1961 und 1990 bedeutet das 61 Prozent mehr Sonne – und mit 25 Millilitern Niederschlag an 13 Tagen 40 Prozent weniger Regen verglichen mit 41,8 Millilitern an 14 Tagen im Referenzzeitraum. Noch im Mai sanken die Temperaturen in den Minusbereich: Das war am 12., wo es mit – 0,2 Grad Celsius einen Frosttag gab.

Nur zwei Regentage im April

Der April 2020 zählt gerade einmal zwei Regentage und lieferte statt Aprilwetters Sonne satt. Insgesamt fielen in diesem Monat nur 1,9 Milliliter Niederschlag. Das macht den April zum sonnigsten seit 1961 – an Trockenheit überboten wird er laut Messungen der Wetterstation Klotzsche nur vom April 2007 mit 0,9 Millilitern. Die sonnige und trockene Wettersituation sorgte dafür, dass der April 2020 die größte Temperaturabweichung gegenüber 1961 bis 1990 erreichte. Mit 11,0 statt 8,0 Grad Celsius war es der neuntwärmste April seit Aufzeichnungsbeginn an der Station Dresden-Klotzsche.

Gießkannen auf dem Trinitatisfriedhof. Foto: Philine Schlick

Seit 2017 überwiegen die Niederschlagsdefizite in Dresden. Von November 2017 bis Ende Mai 2020 beträgt das aufsummierte Niederschlagsdefizit etwa 500 Millimeter. Der Mittelwert der Jahresniederschlagssumme 1961 bis 1990 misst 669 Millimeter. Damit fehlt also allein in den letzten zweieinhalb Jahren schon fast ein ganzer Jahresniederschlag. Ein Anzeiger für die Trockenheit ist besonders der Elbpegel.

Niedriger Elbpegel macht mangelnde Niederschläge sichtbar

Im Einzugsbereich der Elbe in Tschechien fehlt es seit Jahren an kräftigen Niederschlägen, die die Elbe speisen. Wenn dort Dürre herrscht, ist das hier in der Stadt zu sehen. Am 10. und 11. Mai 2020 wurde am Pegel Dresden der niedrigste Tagesmittelwert in einem Mai seit der Inbetriebnahme der Moldaukaskaden im Jahr 1964 registriert: Der Pegelwert erreichte nur 68 Zentimeter. Da im Winter nahezu kein Schnee fiel, blieb auch das Wasser der Schneeschmelze aus.

Zur Folge hat der Wassermangel auch einen bedenklich niedrigen Grundwasserstand: Im Durchschnitt liegen die Grundwasserstände an den städtischen Messstellen etwa 90 Zentimeter unter dem Monatsmittelwert der letzten elf Jahre. Die weitere Entwicklung wird vom Niederschlags- und Temperaturverlauf der nächsten Monate abhängen. Allerdings ist selbst bei ergiebigen Niederschlägen nicht mit einer zügigen Wiederauffüllung des Grundwasserleiters zu rechnen.

Blick auf die Elbwiesen. Foto: Christina Eppers
Blick auf die Elbwiesen. Foto: Christina Eppers

„Das fehlende Wasser in den lokalen Grundwassersspeichern konnte nicht ausgeglichen werden,“ erklärt Wolfgang Socher, Leiter des Umweltamtes Dresden. „Im Vergleich zu den langfristig gemessenen Monatsmittelwerten des Deutschen Wetterdienstes für Dresden hat sich seit 2013 ein Niederschlagsdefizit von rund 470 Liter pro Quadratmeter summiert. Das entspricht der Regenmenge, die in Dresden durchschnittlich in einem dreiviertel Jahr fällt“, sagt Socher.

Umweltamt ordnet Entnahme-Stopp bis zum 15. Oktober 2020 an

„Verschärft und mitverursacht wird die Situation durch die Dürrejahre 2018 und 2019. Die ungewöhnlich starken Niedrigwasserphasen dieser Jahre ließen zahlreiche Dresdner Bäche und Flüsse vollständig oder über weite Strecken austrocknen“, erklärt Wolfgang Socher, und ergänzt: „Dazu zählte auch die Prießnitz, einer der größten Bäche im Stadtgebiet.“

Alle 40 Fließgewässer in Dresden führen zu wenig Wasser. Deshalb hat das Umweltamt einen Entnahme-Stopp bis zum 15. Oktober 2020 angeordnet. Wasser darf weder geschöpft noch gepumpt werden – ausgenommen ist die Elbe und in punkto Wasserentnahme mit Handgefäßen die Vereinigte Weißeritz sowie der Lockwitzbach. Werden bei Gewässerkontrollen Verstöße festgestellt, kann dies als Ordnungswidrigkeit geahndet werden. Das Bußgeld beträgt mindestens 50 Euro.

Klimawandel bringt weitere Trockenheit

Vom Wassermangel besonders betroffen sind die Fische. Bei Austrocknung des Fließgewässers sterben sie oder wandern ab. Im Stadtgebiet besiedeln Fische die ausgetrockneten Abschnitte wegen mangelnder Rückzugsräume – wenn überhaupt – oft nur langsam.

Das Dresdner Umweltamt hat bereits an vielen Stellen Stadtgewässer renaturiert. Ufergehölze sorgen für mehr Abkühlung und weniger Verdunstung. Die begonnenen Projekte müssen in den kommenden Jahren fortgesetzt werden. Langfristig soll es gelingen, die natürlichen Gewässer und ihre Einzugsgebiete widerstandsfähiger gegen klimabedingte Veränderungen zu machen.

Prognosen des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie sagen in den nächsten Jahren klimawandelbedingt weiter steigende Temperaturen, spürbar geringere Niederschläge und die Zunahme extremer Wetterereignisse voraus. Damit ist auch zukünftig häufiger mit Niedrigwasserphasen zu rechnen.

Aktuelle Informationen

  • im Themenstadtplan unter stadtplan.dresden.de: Im Themenfeld Umwelt, Kategorie Wasser lassen sich Daten aktuell einsehen und Hintergrundinformationen zu einzelnen Gewässern aufrufen.
  • Fragen beantwortet das Umweltamt unter Telefon 0351-4886241

Schaukeln ins Frühlings-Himmelblau

eingestellt am 19.04.2020 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Magisches Geschenk an Ruhe und Glückseligkeit: Die selbstgebaute Schaukel am Elbestrand. Foto: Anja Hilgert

 

Erfindung macht die Meister*in! In Zeiten, da Spielplätze gesperrt und bewacht sind und jeglicher Zutritt untersagt, ja, Spielen auf Spielplätzen streng verboten ist, streunen und stromern kleine und große Menschen vom Drang nach Spiel und Bewegung angetrieben draußen in den Gefilden der Natur. Vor allem die Lust zum Spielen lässt sich nicht so einfach deckeln, sie bricht sich an unvorhergesehenen Stellen neue Wege.

 

Spielen erlaubt in Wind und Sonne am Elbestrand

Nicht nur, dass sich breit lagernde und vom Biber abgebissene Bäume zum Klettern und Balancieren anbieten. Betreuende Väter machen ihre Klimmzüge an Bäumen, entspannte Mütter lehnen an Stämmen und Junggebliebene spannen bunte Hängematten in der Obstbaumwiese auf.

Großzügig wie sie ist, bietet die große Mutter Natur variantenreiche Möglichkeiten an.
Manch eine*r wird darüber erfinderisch, spannt slaglines und Kletterseile. Andere werden dabei sogar selbst großzügig und stiften ihrerseits Spiel-Möglichkeiten, die offen für alle sind.

In der Elbaue auf dem Johannstädter Ufer hängt ein liebevoll handgemachtes Geschenk für alle, die der Spieltrieb noch nicht im Stich gelassen hat: Eine Schaukel!

Aus hohem Ast einer Weide abgelassen, hängt noch an Land und bald schon über Wasser ein Tau. Daran, mit fachmännischem Knoten gesichert, ein Stück Holz, das lang und stabil genug ist, um jeglichem Po einen Sitz zu bieten. Es kann losgehen, an den Verbotsauflagen vorbei, täglich, ohne Einschränkung und Unterlass. Jetzt darf in der Johannstadt geschaukelt werden! Wer sich bei Tage noch scheut, probiere es unter Sternen!

 

Zum Schaukeln braucht es nicht viel: Ein Strick und ein Stock und beides miteinander verbunden
Foto: Anja Hilgert

Schaukeln erzeugt ein Wohlbehagen, das unergründlich tief im Körper wachgerufen wird und dort eine Menge Glücksgefühl freisetzt – schwerelos werden, sich im Wind wiegen und fliegen, lässt einen die Zeit vergessen und die Dimensionen des Raums überwinden – astronautisch, völlig losgelöst vom Boden und von irdischen Sorgen und Nöten, dem Himmel entgegen. Der lockt derzeit in seinem strahlenden Blau in grenzenloser Weite.
Blau ist weitend. Blau ist himmlisch, Blau ist königlich und Blau ist tröstlich. Eine wunderbare Wirkungsweise, sich einfach da hinein zu schwingen

Den Frühlingsgefühlen die Bahn brechen – das gelingt beim Schaukeln allemal

Die Schaukelbewegung erzeugt Wohlbefinden im ganzen Körper:
Arme und Beine ausholen lassen, alles im Körper lang strecken und wieder beugen, die Fußspitzen voraus in den weiten Raum schieben bis sie kribbeln, den Kopf in den Nacken hängen und die Haare fliegen lassen!
Das ist Freude, der sich nicht nur Kinder, sondern genauso Erwachsene freiwillig gern hingeben, bis es die Kehle zum Jauchzen öffnet, vor Lust und Vergnügen!

Ein uraltes, uns alle verbindendes Gefühl ist das Schaukelgefühl.
Vom Gang der Mutter mitbewegt, auf dem Arm geschaukelt, als Wiegenlied gesungen, im Kinderwagen gewippt, auf dem Schaukelpferd erprobt, im eigenen ersten Gehen schwankend erlebt – das Schaukelgefühl ist eines der ältesten und ersten, das der menschliche Körper kennt.

 

Schwingende Einladung, für Momente vom Boden der Tatsachen abzuheben
Foto: Anja Hilgert

Eine Schaukel kennt keinen Stillstand

Sobald Gewicht auf ihr sitzt, fängt sie schon an, sich zu bewegen.
Dies Schwingen in tändelndem unbestimmten Hin und Her, leise kreiselnd, aufzunehmen, wird dem Menschen von Kindesbeinen an beigebracht: Jedes Kind will es gern lernen.

Und welcher Jubel, wenn es irgendwann, ganz von selbst, den Kniff heraus hat und vor, zurück, vor, zurück, wie von selbst und ohne Mühe ins Schwingen kommt. Solche Leichtigkeit!

Die streifende Luftströmung durchspült den ganzen Körper und schickt ihn in einen Kanal von Unendlichkeit – Schaukeln macht frei, Schaukeln macht glücklich, Schaukeln wirkt ganzkörperlich beruhigend und entspannend. Schon nach wenigen Minuten auf einer Schaukel kehrt innerlich Ruhe ein, in Körper und Geist.

 

In Nepal z.B., wo zu einem hohen Fest riesige Schaukeln aus langen Bambusstäben und Kokosseilen, oft nah an Abgründen im Gebirge aufgestellt werden, sagt man, dass beim Abschwingen mit der Schaukel alle schlechten Gefühle fortgenommen und durch neue, lebenspendende Gefühle ersetzt werden.

Mögen noch viele Schwung mit Dir aufnehmen, Du feine Schaukel ins Himmelblau an der Elbe!

 

 

 

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Fähre “Johanna” ist seit gestern außer Dienst

eingestellt am 24.03.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Die "Elbflorenz" ersetzt die defekte "Johanna". Foto: Philine Schlick

Das Fährschiff “Johanna” ist seit gestern “in Quarantäne”. Der Grund ist ausnahmsweise nicht Corona, sondern ein Motorschaden. Ersetzt wird sie derzeit von ihrer Schwester, der “Elbflorenz”. Wie lange die Reparatur dauert, ist noch offen.

Gestern Nachmittag bot sich auf der Elbe unweit der Fährstelle in der Johannstadt ein ungewohntes Bild: Fähre “Johanna” im Schlepptau der “Elbflorenz”. Seit gestern Nachmittag ist das Reserveschiff, das normalerweise in Kleinzschachwitz liegt, im Dienst.

“Die Elbflorenz ist’s, nicht die Johanna”. Foto: Philine Schlick

Grund ist ein Motorschaden der “Johanna”. Das kann, so DVB-Sprecher Falk Lösch, den Autos passieren wie den Schiffen. “Der Kollege hat den Schaden glücklicherweise rechtzeitig bemerkt”, so Lösch. “Das Schiff wurde nicht abgetrieben.”

Die Mechaniker kümmern sich jetzt um den technischen Defekt. Zur Dauer der Reparaturmaßnahmen kam bislang keine Rückmeldung aus der Werkstatt, so Lösch. Bis die “Johanna” wieder fit ist, können Passagiere mit der “Elbflorenz” hinüber in die Neustadt und zurück pendeln.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Trost bei Urgroßmutter Weide – Ein Weidenlied

eingestellt am 14.03.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Wie eine in der Drehung erstarrte Tänzerin: Die betagte Weide am Johannstädter Elbufer. Foto: Philine Schlick

Jeder Mensch hat in schwierigen Zeiten seine Trostpflaster. Etwas, das Hoffnungen wach kitzelt und genug Raum für Klagen bietet. Das kann ein Lied sein, ein Genussmittel, eine Person, ein Ort. Ich habe einen Baum. Er steht am Johannstädter Elbufer, ist eine Weide und zwischen 80 und 120 Jahren alt. Mit viel Glück bleiben uns noch zehn gemeinsame Jahre. 

Wenn alle anderen Bäume noch schlafen, kündet die Weide mit einer Ahnung von Grün vom Frühling. Foto: Philine Schlick

Wenn die Elbwiesen noch zerzaust und ausgeblichen daliegen, alle Baumkronen blattlos und monochrom braun sind, leuchtet oberhalb des Elbstrandes zwischen Bootshaus und Waldschlösschenbrücke ein ockergelber Fleck am Käthe-Kollwitz-Ufer. Das ist das Haar von Urgroßmutter Weide. Ihr Haupt kündet vor allen anderen vom Gelb der Osterglocken, vom klebrigen Puder der Kätzchen, von platzenden Knospen, vom neuen Frühling.

Die Weide hat so einige Vögel im Oberstübchen. Foto: Philine Schlick

Die Weide steht wie eine in der Drehung erstarrte Tänzerin. Je nach Perspektive ändert sie ihre Dramatik. Von Weitem aus betrachtet ist sie ein mächtiger, kraftstrotzender Baum. Bei näherer Betrachtung offenbart sie ihre Verletzlichkeit: Sie ist innen hohl. So leer, dass sich ein Mensch ganz hineinstellen kann. Die Energie, mit der sie ihre tausenden grünen Blättchen entfaltet, erscheint wie ein Wunder.

Die mächtige Weide ist innen hohl. Wenn niemand mehr zündelt, bringt sie es noch auf zehn Lebensjahre, schätzt das Umweltamt. Foto: Philine Schlick

Zweimal fühlten sich im vergangenen Jahr Menschen bemüßigt, in ihrem Kern Feuer zu entfachen. Seitdem ist ihr Inneres schwarz verkohlt und riecht nach Brand. Bäume, so haben Forscher*innen herausgefunden, senden bei Schmerz akustische Signale aus. Ich wünsche den Menschen, die einen lebenden Baum anzünden, einen nächtlichen Tinnitus mit diesen Schmerzensschreien.

Das Umweltamt sagt: Ohne Pflege bleiben der Hängeweide noch zehn Jahre – wenn sich wieder jemand an ihr vergreift, noch nicht einmal das. Mit einer regelmäßigen Sicherungspflege wären es zwanzig.

Blick durch die brüchige Borke in Richtung Elbe. Foto: Philine Schlick

Namen stehen in ihre Rinde geritzt, Beschimpfungen, Liebesbekundungen. Zerknüllte Verpackungen liegen in ihrem Schoß und Scherben. Abgeworfener Ballast. Die Weide steht und schweigt. Sie trotzt Sabrina, Xaver, Eberhard, Mortimer und wie sie alle heißen, die schneidenden Stürme, ihr bleibt ja nichts anderes übrig.

Sie steht in den Bruchstücken ihrer eigenen Borke und hält ihr Haupt den Meisen zugeneigt, die zwischen den Blattknospen Käferchen picken. Sie steht, als lausche sie dem Fluss. Als habe sie Sehnsucht nach anderen Orten. Der Wind spielt mit ihren Ästen wie mit seidigem Haar. Zu ihren Füßen knabbert der Biber nachstrebendes Holz. Das ihre ist zu morsch, zu trocken – sie bleibt verschont.

Die Hängeweide entstand 1815 in Frankreich – dieses Exemplar wurde gepflanzt oder aber angespült. Foto: Philine Schlick

Und sie hält auch meine Klagen noch aus, macht sie klein, steckt sie in die Tiefen ihrer Runzeln und Risse, schwitzt sie durch die Wurzeln. Ich muss lange sitzen, damit sie mich überhaupt bemerkt. Gemessen an ihren Jahren sind meine Minuten flüchtig, so wie meine Sorgen.

Die Weide lehrt mich etwas – ich kann nicht sagen, was. Eine Mischung aus Geduld, Ertragen, Widersetzen, Träumen. In zehn Jahren wird die Weide 90 sein, oder 100, möglicherweise auch 130 Jahre alt. Die Differenz ihrer geschätzten Jahre entspricht meiner derzeitigen Lebensdauer. Ich kann mich nicht in sie hineinver-, nur daneben setzen und staunen. Und meine Sorgen zu Käfern werden lassen, die die Meisen picken.

Schräg steht sie, doch sie steht: Die Weide am Johannstädter Ufer. Foto: Philine Schlick

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