Erstes Vernetzungstreffen zu den Wohncontainern am Sachsenplatz

eingestellt am 16.12.2023 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: In der Grundstruktur ist die Mobile Raumheit, bestehend aus Wohncontainern aufgebaut. Foto: Anja Hilgert

 

Auf Einladung von Ruth Schilling, Regionalkoordinatorin und Teamleiterin der Migrationssozialarbeit des Ausländerrates Dresden und Clemens Hirschwald, Koordinator für den Bereich Ehrenamt im Kontext Integration, kam es am vergangenen Donnerstag 7.12.’23 zu einem ersten Abstimmungstreffen zwischen hauptamtlich involvierten Vertreter*innen aus Johannstädter Einrichtungen und Initiativen und interessierten Bewohner*innen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, wenn mit dem Jahreswechsel die Situation an den Wohncontainern am Sachsenplatz sich ändern wird.

Ziel des Treffens war es, mögliche Bedarfe der Bewohner:innen und vorhandene Ressourcen im Sozialraum Johannstadt zu erörtern. Aufgaben und Aufträge sollen so verteilt werden, dass Parallelstrukturen vermieden werden.
Aus Erfahrung ist gewusst, dass die Inbetriebnahme der Gemeinschaftsunterkünfte und die Zuweisung der Personen oft sehr kurzfristig festgelegt werden und es deswegen sinnvoll ist, den Start der sozialen Betreuung mit allen potenziell involvierten Institutionen und Personen frühzeitig vorzubereiten, um anschließend schnell und koordiniert aktiv werden zu können.

 

Aktueller Stand zu den Wohncontainern

Die sogenannte Mobile Raumeinheit (MRE) Sachsenplatz verfügt über 72 Plätze, von denen 65 belegt und die restlichen sieben Plätze für etwaige Notunterbringungen vorbehalten werden. Vier Personen werden in einem Doppelcontainer untergebracht, bei dem die Zwischenwand entfernt wurde, somit verfügt der Raum über 24 m². Nach gesetzlicher Maßgabe steht einer Person ein Raum von 6m2 zu. Stellwände bieten die Möglichkeit einer Raumteilung.

Zur Straße gewandt werden zusätzlich Container stehen mit Kochgelegenheiten, sodass die Möglichkeit zur Selbstversorgung besteht. Es gilt als entscheidender Zugewinn für die Bewohner, für sich selbst Essen einkaufen und Mahlzeiten zubereiten zu können. Auch bieten die Küchenräume einen Ort für gemeinsames Kochen und Zusammenkunft. Andere Gemeinschafts- oder Aufenthaltsräume sind nicht vorgesehen. Deshalb gibt es nun Bemühungen, im näheren Umfeld des Standortes externen Raum zu gewährleisten, wo die Menschen einander treffen, kommunizieren, verweilen, in Austausch gehen, einer Beschäftigung nachgehen können.

In der Grundstruktur ist die aus Wohncontainern bestehende Mobile Raumheit (MRE) aufgebaut. Foto: Anja Hilgert

 

Zwei weitere Container vor Ort dienen der Migrationssozialarbeit zu Beratung und Gesprächsangeboten. Als betreuender Verein für den Standort Sachsenallee wird erstmals AFROPA e.V. als Betreiber aktiv, in enger Zusammenarbeit mit der Migrationssozialarbeit (MSA) des Ausländerrat Dresden e.V.. Zu täglichen ‚Büro‘-Zeiten werden stets Vertreter*innen vor Ort sein, um ansprechbar und in Kontakt zu sein, um die Neubewohner bei den Anforderungen des täglichen Lebens zu unterstützen. Dazu zählen die Bereiche: Gesundheit (Krankenkasse, ärztliche Versorgung, …), Wohnen (Wohnungssuche, WBS, …), Leistung (Beantragung von Asylbewerberleistungen/ALG II, Erstausstattung, …), Finanzen (Kontoeröffnung, …) und gegebenenfalls auch die Begleitung zu Behördengängen, Arztterminen, Wohnungsbesichtigungen und anderen wichtigen Terminen.

Zusätzlich zu diesem von der Stadt geförderten Beratungsangebot benötigen geflüchtete Menschen, insbesondere die in Gemeinschaftsunterkünften Untergebrachten, auch ehrenamtliche Unterstützung, z.B. in der Anbindung an Freizeitaktivitäten (Vereine, Nachbarschaftstreffs, …) oder bei der Vermittlung von Bildungsangeboten (Deutschkurse, …), um sich möglichst schnell in ihrem sozialen Umfeld integrieren zu können.

Für die Koordination ehrenamtlich Interessierter zeichnet der Verein Willkommen in Johannstadt verantwortlich, der bereits seit 2015 mit vielfältigen Angeboten, u.a. Deutschkurse, Computerkurse, Patenschaften und Feste aktiv ist, um neu Zugewanderte und Migrant*innen beim Ankommen in ihrem neuen Zuhause zu unterstützen. Die Räume von WIJ befinden sich auf der Hertelstraße 24, dort ist die hauptamtliche Koordinatorin, Marie-Charlotte Lukas für Fragen und Interessensbekundungen zu möglichen ehrenamtlichen Aufgaben ansprechbar.

 

Ankunft und Einzug der Bewohner

Bei den Bewohnern, die  vorübergehend Unterkunft am Sachsenplatz finden, handelt es sich um volljährige männliche Einzelpersonen. Schwerpunktmäßig kommen Geflüchtete aktuell verstärkt aus Syrien, Afghanistan und Venezuela nach Dresden. Aus welchen Herkunftsländern aber die Bewohner der MRE genau kommen, ist bislang nicht bekannt.

Vorausgesetzt, die MRE ist fertig eingerichtet, können ab der zweiten Hälfte Januar 2024 erste Neuankömmlinge einziehen. Diese werden aller Voraussicht nach zu einem ersten Teil aus den ehemals unter Vertag stehenden Hotels umziehen, die die Landeshauptstadt zur Unterbringung von Geflüchteten angemietet hatte. Für vier dieser Hotels läuft der Vertrag aus. Diese werden im Zuge des Januar abgemietet, was bedeutet, dass Menschen, die von da in die Unterkunft am Sachsenplatz umziehen, bereits in Dresden ortskundig und behördlich versorgt sind.
Der andere, wohl größere Anteil der neuen Bewohner kommt aus Transfers aus Erstaufnahme-Einrichtungen des Landes. Diese gelangen dann erstmals nach Dresden und sind gänzlich neu vor Ort, überwiegend ohne deutsche Sprachkenntnisse.

 

Basale Infrastruktur im Gelände der MRE. Foto: Anja Hilgert

 

Aufgabenverteilung/ Zuständigkeit

Jedem Bewohner, der ein Asylgesuch stellt, ist ein*e Sozialarbeiter*in zugewiesen. Somit ist jeder im Besitz einer Visitenkarte mit einem Namen und Telefonnummer von zuständigen Mitarbeitenden, die den gesamten Ankommens-Prozess fachlich in die Wege leiten. Ruth Schilling betont die Wichtigkeit, um diese Zuordnung zu wissen, damit alle Vorgänge und Hilfsangebote gebündelt und effektiv ihren Gang nehmen. Sie warnt vor individuellen Einzelaktionen.

Von drei bis zwölf Monate beträgt die vorübergehende Aufenthaltsdauer der Bewohner am Sachsenplatz. Abhängig vom Asylverfahren. Das kann bedeuten, dass Menschen, die in der Unterbringung angekommen sind, mehrere Monate nicht die Möglichkeit haben, an einem Sprachkurs teilzunehmen, somit ohne Sprachkenntnis vor Ort abwarten. Um die meist recht hohe Anfangsmotivation, Deutsch lernen zu wollen, abzufangen, ist somit jede Unterstützung sinnvoll und erwünscht, um erste Worte zu vermitteln. Dabei geht es um einfache Vokabeln, die Schlüsselfunktion haben, um den Alltag selbständig meistern zu können. Sprach-Apps können dabei individuell eine große Hilfe sein, die Sprachbarriere miteinander zu meistern.
Generell ist Kommunikation das höchste Bedürfnis, ebenso wie den Zugang zu Deutschen zu finden, um Wörter, Sprache, Alltagshandlungen, Freizeitgestaltung und Kultur kennenzulernen.

 

Absperrung Wohncontainer-Standort Sachsenplatz im September ’23, Foto: Andrea Schubert

 

Johannstädter Einrichtungen wie der Johannstädter Kulturtreff e.V., das Integrative Familienzentrum des Kinderschutzbundes, das Patenschaftsbüro Wir sind Paten und die ehrenamtliche Initiative Willkommen in Johannstadt e.V. haben ihre Zusammenarbeit und Bereitschaft zu konkreter Unterstützung und vor allem zu gemeinsamer Vernetzung im Stadtteil bekundet. Auf Initiative von Bewohner*innen der Florian-Geyer-Straße wird im Stadtteil ein Willkommen-Fest im Frühling geplant.
Ein weiteres Abstimmungstreffen unter Vorsitz von Ruth Schilling und Clemens Hirschwald ist für Ende Februar anberaumt. Ehrenamtliche Interessierte sind dazu herzlich willkommen und mögen sich bei Willkommen in Johannstadt melden.

Weitere Informationen

Menschen, die Interesse haben, ehrenamtlich zu unterstützen, können direkt in Kontakt treten mit: koordination@willkommen-in-johannstadt.de.

Am 4.11.2023 wurden die entstehende Containerunterkunft am Sachsenplatz sowie die Angebote der Migrationssozialarbeit auf der Informationsveranstaltung Nördliche Johannstadt im Jugendzentrum Jugendkirche vorgestellt. Die Präsentationen von Anja Lange (kommissarische Leiterin des Amtes für Hochbau und Immobilienverwaltung der Landeshauptstadt Dresden) und Ruth Schilling (Regionalkoordination Asyl Dresden-Mitte) inkl. Plandarstellung der entstehenden Anlage sowie die Fragen und Antworten der Diskussion können hier eingesehen und heruntergeladen werden.

Dresden sucht für 2024 ehrenamtlich Tätige in Asyl-Unterkünften – auch für Johannstadt!

eingestellt am 09.11.2023 von Andrea Schubert (Stadtteilverein), Headerbild: Beratungsgespräch des Ausländerrats. Foto: Alexandra Zverewa

Interessierte Personen, Vereine und Initiativen können sich ab sofort melden

Für die sechs neuen Asylunterkünfte, in die voraussichtlich im Januar 2024 Geflüchtete einziehen werden, sucht die Landeshauptstadt Dresden hilfsbereite Personen, Initiativen und Vereine, die die Bewohnerinnen und Bewohner beim Ankommen in ihrem neuen Wohnumfeld ehrenamtlich begleiten. Читать далее Dresden sucht für 2024 ehrenamtlich Tätige in Asyl-Unterkünften – auch für Johannstadt!