Der Stadtteilverein Johannstadt lädt heute am 20.12. 19 Uhr zu einer 120 Minuten Tanzparty in den Stadtteilladen ein. Читать далее 120 Minuten TamTam – AdventsTanzParty im Stadtteilladen
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Amerikanischer Liedermacher im Jugendzentrum Jugendkirche
Am 31. August 2023, 19:00 Uhr spielt ein ganz besonderer Gast im Jugendzentrum Jugendkirche: Der christliche Singer/Songwriter und Lobpreisleiter LOVKN (Steven Lufkin) aus dem weit entfernten Phoenix (Arizona, USA) kommt nach Deutschland.
Seine Musik verbindet akustische Energie mit kreativen Melodien und Texten, die von seinem Glauben und seiner Leidenschaft für Jesus inspiriert sind. LOVKN ist die Art von Musik, die man morgens hört, wenn man sich für die Arbeit fertig macht, wenn man auf einem malerischen Highway unterwegs ist, wenn man mit Freunden eine Tanzparty feiert oder abends, wenn man den Tag ausklingen lässt. Genau das darfst du live in Dresden erleben. Ein stimmungsvoller Abend in dem wundervollen Ambiente der Jugendkirche, der in Errinerung bleibt.
Karten zu 12 Euro an der Abendkasse
Utopolis-Abschluss: Utopie-Karawane zieht durch die Johannstadt
Am Freitag, den 01.09. findet die Abschlussveranstaltung des vom Bund geförderten Programms „UTOPOLIS – Soziokultur im Quartier“ am Johannstädter Kulturtreff statt: Der PLATTENWECHSEL zieht mit Utopie-Karawane durch den Stadtteil und präsentiert abschließend viele seiner unwiederbringlichen Momente in einer künstlerisch kuratierten Ausstellung. Читать далее Utopolis-Abschluss: Utopie-Karawane zieht durch die Johannstadt
Sommerfest auf der Lili-Elbe-Straße vom 1. bis 3. September – Ungewöhnliches Straßenkonzept wird als Platz der Toleranz gefeiert
Von Freitag, 1. September 2023, bis Sonntag, 3. September, feiert die Johannstadt ihre neue Lili-Elbe-Straße mit einem Sommerfest und lädt alle Interessierten ein, dabei zu sein. Читать далее Sommerfest auf der Lili-Elbe-Straße vom 1. bis 3. September – Ungewöhnliches Straßenkonzept wird als Platz der Toleranz gefeiert
Ferienfest lädt am 9. Juli ans Dresdner Elbufer – Ein Sonntagnachmittag für die ganze Familie rund um den „Ferienpass 2023“
Pünktlich zum Ferienstart lädt das Jugendamt am Sonntag, 9. Juli 2023, von 14 bis 18 Uhr, zum Ferienfest auf das Gelände der Filmnächte am Elbufer (Königsufer) ein. Die bereits 15. Mitmach-Party für die ganze Familie wird zusammen mit dem Filmnächte-Partner und weiteren 36 Ferienpass-Veranstaltern organisiert. Читать далее Ferienfest lädt am 9. Juli ans Dresdner Elbufer – Ein Sonntagnachmittag für die ganze Familie rund um den „Ferienpass 2023“
Die BRN ist tot, es lebe das Bönischplatzfest!
Am kommenden Samstag, 17. Juni lädt der Stadtteilverein Johannstadt e.V. zum Bönischplatzfest 2023 in die Dresdner Johannstadt. Quasi zur BRN 2.0. Lebendig, unkommerziell, musikalisch und partizipativ. Читать далее Die BRN ist tot, es lebe das Bönischplatzfest!
Für einen Rucksack mit Steinen : Ferdinand Saalbachs musikalisches Solo-Album
Ferdinand Saalbach ist vor vier Jahren in die Johannstadt gezogen, nachdem er für sein Leben einige zwingende Fragen geklärt und das Alte seiner Vergangenheit hinter sich gelassen hat. Jetzt beginnt sich für ihn das Blatt zu wenden: Er räuspert seine Kehle, reibt die Hände aneinander, dass sie warm und geschmeidig werden und dann spielt er, spielt einen Flügel, klangvoll, aus tiefstem Selbstverständnis und er singt auch seine eigenen Lieder selbst dazu.
An diesem Sonntag, den 8. August 2021 erscheint Ferdinand Saalbachs erstes musikalisches Solo-Album, übers vergangene Jahr produziert und aufgenommen in den Ballroom Studios der Johannstädter Schokofabrik.
Nun ist da die Musik, die etwas sehr Berührendes in Bewegung versetzt. Auf diesen Moment im Tonstudio hat Ferdinand Saalbach sich lange hin bewegt, auf steinigem Weg: „Steine im Rucksack“ heisst das Album, mit dem der heutige Speaker, Moderator, Musiker Saalbach seine eigene hoch und tief bewegte Lebens- und Leidensgeschichte vertont hat.
15 Titel sind vollbracht. Jeder davon eine eigene Erzählung. Die Playlist besteht aus eigenen Interpretationen persönlicher lebens-wichtiger Songs der internationalen Popkultur, zwei Songs sind vollständig selbst komponiert und die Texte selbst geschrieben, einer davon auf deutsch.
Mit wiedergefundener Stimme voll und ganz nach vorn
Ferdinand Saalbach geht mit wiedergefundener eigener Stimme ganz nach vorn. Sowohl als Musiker und Sänger als auch als Sprecher, bringt er mit seinem Leben geschriebene Gefühle mit ganzer Hingabe zu Gehör.
Seine Lieder, Songs und Vertonungen handeln von der Entdeckung und Entladung seines Lebens, das mit drastisch gelebten Extremen und steiler beruflicher Karriere im verborgenen Grund in einer tiefen Depression gefangen war.
Bis in sein eigenes Gefängnis vorgedrungen zu sein und den Mut aufgebracht zu haben, die Brocken seiner verschütteten Kindheit zu heben, markiert einen Wendepunkt in der Lebensmitte, auf dem Saalbach in seine Kraft findet. Leid und Dankbarkeit für diesen steinigen Weg bringt er mit Erscheinen des Album jetzt für die breite Öffentlichkeit zum Ausdruck – oder besser, mehr energiegeladen: Zum Ausbruch.
Ferdinand Saalbach hat den durchlebten Schatz an Leid und Heilung in der Erfahrung mit Depression, Traurigkeit und schwermütigem Tiefgang in Musik umgeschrieben. Die Schwere der Steine hat Saalbach zu dem zurückgeführt hat, der er wirklich ist. Sein Werk ist jenen Steinen im Rucksack gewidmet, die bei viel mehr Menschen als bekannt ist oder geahnt wird, zu vergleichbaren, parallelen, leidvollen Lebenswegen führen.
Das beschreibt die Musik, beschreiben die Texte und Worte Ferdinand Saalbachs mit einer unaufdringlichen, ehrlich gefühlvollen, melodischen Überzeugungskraft und klingen schwungvoll, elegant und leicht, sogar unterhaltsam dabei.
Am Sonntag erscheint Saalbachs Solo-Album, dargebracht mit eigener Stimme. Damit nicht genug, erscheint zeitgleich und zusätzlich zum Musik-Album die Hörbuch-Version der „Steine im Rucksack“. In der Hörbuch-Version sind die Musikstücke an jeweils passenden Stellen musikalisch eingefügt. Eine aufwändiger produzierte Version des eigenen Songs „Dare to be legendary“ erscheint zusätzlich als Single-Auskopplung.
Notizen zur inneren Komposition
Woher nimmt der Mann diesen Elan? Das scheint ungeheuerlich, was mit einem Mal da zustande kommt durch einem Einzelnen.
Nach dem Hören des Albums entsteht der Eindruck: Den Elan, den hat er geschenkt bekommen – das ist der Lohn für eine harte Wegstrecke voll Schwerstarbeit. Die hartnäckige Arbeit, voller Nachsicht, an sich selbst, hat seine Gabe frei gesetzt:
„Mehr als zwanzig Jahre später stehe ich jetzt hier. Und vor mir steht dieser Flügel. In einem Tonstudio. In wenigen Minuten werde ich mein erstes eigenes Album einspielen. Ich werde auf diesem Flügel spielen, ich werde in das daneben gestellte Mikrofon singen. Ich werde das, was ich hier produziere, veröffentlichen. Und ich werde mich dafür nicht schämen“,
schreibt Ferdinand Saalbach in seinen Notizen am Tag der Aufnahme.
Den Wandel, den Saalbach Dank therapeutischer und helfender Unterstützung und einer über Jahre anhaltenden Aufgeschlossenheit für verschiedene Therapieformen erfahren hat, bis hin zu einem selbst bestimmten Leben, das er nun führt, lebt Ferdinand Saalbach mit einer Offenheit, die ihn authentisch und damit vorbildlich macht.
Ausstieg aus Depression und falschem Leben
Auf seiner Homepage „Steine im Rucksack“ legt er umfassende Recherche- sowie Aufklärungs- und Vermittlungsarbeit dar zum Thema Depression und seelische Erkrankung und bietet sie anderen Menschen zur Unterstützung und Ermutigung an.
Das Kernstück an Verarbeitung und Reifung ist mit diesem mächtigen Schwellenschritt verbunden, den das vorliegende Musik-Album darstellt. „Steine im Rucksack“ ist ein Gipfelerlebnis:
„Da steht er also. Der Flügel, auf dem das jetzt alles endlich passieren wird.
Der einen Meilenstein setzen wird, von dem ich in der einen oder anderen Form geträumt habe,
seit ich ein kleines Kind bin. Ein Traum, der mir ausgeredet wurde.
Über den mir gesagt wurde, dass ich dafür nicht gut genug sei.
Eine vermeintliche Wahrheit, gegen die ich angekämpft habe, die ich widerlegen wollte, irgendwie beharrlich überzeugt war, dass ich es allen irgendwann beweisen würde“,
bekennt Saalbach und lässt damit die rasende Haltung, mit der er sein Leben gegen die Wand gefahren hatte, ausheilen.
Es ist ein Genuss, dabei zu sein und zuzuhören, wie der Wind aus der Weite herauf kommt und den Musiker streift, bevor er ansetzt, jetzt nach seiner eigenen Musik zu singen.
Wie während der Aufnahmen immer noch die Stolpersteine auftauchen, in Gedanken vor allem, an die versagende Stimme und die Fehler, die er machen, den Ton, den er verspielen, nicht treffen könnte – das beschreibt Saalbach innerlich als einen emotionalen Hürdenlauf.
Und er berichtet, wie er gelernt hat, diese Stimmen seines eigenen gestauchten Inneren aus der Distanz zu belauschen und in der Umkehr den Gedanken eine andere Bahn zu weisen.
Saalbachs Aufrichtigkeit steht den brillianten Aufnahmen liebevoll bei, an die zu glauben dem Musiker bis zum Ende noch schwer fällt. Dabei hilft ihm vor Ort die sanfte Stimme des Produzenten, Johannes Gerstengarbe, den Saalbach kurz „Joe“ nennt:
„Joe merkt das und macht mich sanft darauf aufmerksam, dass ich etwas loslassen darf….
Er meint, es klingt gut. Und ich sage mir, dass es vielleicht nur mein innerer Zweifler ist,
der es nicht erträgt, mich unverfälscht zu hören. Der ein Problem damit hat,
meine echte Stimme zu hören und der sie lieber verfälschen und technisieren möchte,
damit es nicht mehr ich bin, der da singt, sondern irgendetwas anderes.
Mir fallen ein paar Dinge ein, die wir ausprobieren könnten, wir drehen etwas am Flügel-Sound und ein klein wenig an meiner Stimme, aber es sind Nuancen. Am Ende steht ein Ergebnis, von dem mir Joe sagt, dass es toll ist, aber ich irgendwie nicht überzeugt bin. Aus meiner Therapie weiß ich aber, dass diese Zweifel für jemanden mit meiner Vorgeschichte einfach dazugehören.“
Ein Konzert für Klavier und Gesang
Eine Beziehung zum eigenen entstandenen Werk seiner Musik aufzubauen, fällt dem Mann, der gewohnt war, sich selbst zu überhören, denkbar schwer. Da hilft bestätigend die Wiederholung, wie jedes Mantra lehrt, und die Gewöhnung, sich vertraut zu machen mit dem, der sich aus dem Innersten heraus jetzt poetisch und kraftvoll zu Wort meldet:
„Inzwischen habe ich die Aufnahmen viele Male angehört. Inzwischen bin ich glücklich damit. Inzwischen kann ich den Flügel genießen und meine eigene Stimme auch.
Inzwischen bin ich stolz darauf, was wir gemeinsam geschaffen haben.“
An dieser Stelle sind jetzt Menschen in seiner Nähe, Freunde, die gern hören, wenn er spielt.
Als VAN SAALBACH tritt er öffentlich mit seinem Repertoire auf und kann gebucht werden, privat, für den Saal und die Bühne.
Weitere Informationen
Kultur in einer der wenigen verbliebenen Oasen der Johannstadt – Die Ballroom Studios
Samtbezogene Barhocker, Röhrenradio, erlesen gesammelte Lampenschirme und große Wandspiegel bei indirekter Beleuchtung – ein Inventar, das sinnesfreudig auf die Kunst des guten Klangs einstimmt. Die Studioatmosphäre in den Johannstädter Ballroom Studios bietet mit Teppich-Auslegeware, Retromobiliar und feinen Gardinen ein gemütlich familiäres Flair für professionelle Musikproduktion. Sie gelten als Institution für Kulturaktivismus in der Dresdner Johannstadt.
Was unter gleichem Namen in Nashville (USA) als gehobene Tanzschule läuft, ist in Dresden, auf der Hopfgartenstraße, ein voll ausgestattetes Tonstudio für Musik- und Videoproduktion, kompetent und technisch vom Feinsten, wie Rezensent*innen der Szene kommentieren. Ballroom-Kultur: Der Name greift in der Johannstadt nostalgisch die Idee der Tanz (und Blumen!)-säle auf, wo Musikkultur einen festen, festlich belebten Ort mitten unter den Leuten hatte.
Johannes Gerstengarbe, der sich als Betreiber der Ballroom Studios für kreative Audio-Kultur einsetzt, hat in seinem Tonstudio sowohl lokale als auch überregionale Musiker*innen vor Ort, die hier mit Gesang und instrumental ihre Arrangements live einspielen. Die Schokofabrik in der Johannstadt und mit ihnen die Ballroom Studios gelten als eine Art Melting Pot – Schmelztiegel – für kreativ und künstlerisch Schaffende: „Eine der wenigen verbliebenen Oasen der Stadt“, wie Johannes Gerstengarbe betont, der für die Dresdner Sound- und Filmszene die Regler schiebt.
Schräger Ton am seidenen Faden
Erst kürzlich wurde die technische Ausstattung durch neuestes hochqualitatives Equipment erweitert, das im Rahmen des #efre Förderprogramms, also u.a. durch die Stadt Dresden erworben werden konnte. Man buchstabiere sich’s genießerisch – Neumann #u47fet, AMS/Neve 1073 Preamps, Roswell Pro Audio #minik47 Stereopaar – und gebe dem Ganzen Volumen:
Wie handlungsfähig sind derzeit kreativ Werktätige, wenn die Möglichkeiten, Musik unters Volk zu bringen, durch Kontakt- und Veranstaltungsverbote so eingeschränkt sind, daß Einnahmequellen wegbrechen und die Stromrechnung womöglich nur über Erspartes läuft?
Im gegenwärtigen Schwebezustand hängt der Ton wie alle Künste und damit die, die ihr (Berufs)Leben der Kunst widmen, ziemlich schräg am seidenen Faden. Theater, Konzert, Film, Literatur, Gesprächskultur – das öffentliche kulturelle Leben ist komplett ausgebremst und seinem Publikum entzogen. Dem Berufsstand sind Hände und Füße gebunden. Vielen verschlägt es die Stimme. Johannes Gerstengarbe lässt sich das Mikrofon nicht aus der Hand nehmen.
MDR live at Ballroom Studios, Johannstadt
In den Ballroom Studios fand die gerade neu erworbene Technik ihren ersten Einsatz für die live übertragene Sendung „Dienstags Direkt“ des MDR. MDR-Moderator Andreas Berger diskutierte vor laufender Kamera in der Johannstadt mit unterschiedlichen Vertreter*innen der Kunstszene: Was sind die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen, wenn die Künste brach liegen?
Inwieweit geraten zur Kunst berufene Menschen durch die gegenwärtigen Veranstaltungsverbote an den Rand und in die Gefährdung ihrer Existenz?
Wie Kunst- und Kulturschaffende ihre Zukunft sehen, welche Entscheidungen von Politiker*innen zu fällen sein sollten, darüber wurde in den Ballroom Studios gesprochen. Zugleich war das Studio für einen Abend wieder eine Bühne für musikalische live-Darbietungen, was einhellig als emotionales Elixier und Herzenssache befunden wurde.
Das Abendgespräch in der Johannstadt zeichnete eine vielschichtig, persönlich bewegte Bestandsaufnahme, wie es aktuell um die Kreativszene in Dresden bzw. in Sachsen bestellt ist. Die Sendung ist in erstklassiger Qualität bei MDR Sachsen online hinterlegt.
Lokale Kunst im Heimatsender
Johannes Gerstengarbe war selbst in der Sendung zu Gast und hat Position bezogen: Für mehr Förderung regional produzierender Künste. So warb er direkt im MDR-Gespräch dafür, im „Heimatsender“ MDR öfter auch regionale Künstler*innen in den Sendezeiten einzubeziehen. Auch als Strategie einer Rückgewinnung der Deutungshoheit über den Begriff Heimat. Weiter vertrat er eine co-kreative Haltung, die neue Wege entdeckt: „Kultur ist ja immer eine Auswirkung von Schwingung, gerade bei Musik. Und wo sich Schwingungen gegenseitig beeinflussen, herrscht eine andere Art der Energie.“
Partizipation als Schlüsselwort in der Krise
Innerhalb der Kreativen Szene sind die Ballroom Studios ein vernetzender Pol, an den andere Konzepte andocken können. Die künstlerische Signatur des Studios bezeichnet Gerstengarbe als „ein Pictogramm verschiedener Künste“.
Die Produktionen der Ballroom Culture, für die Johannes Gerstengarbe gemeinsam mit Philipp Brehmer steht, haben den Charakter von Mixed oder Crossed Media: Ton, Bild, Performance und Live act bestehen als eine Vielzahl unterschiedlich verknüpfbarer Möglichkeiten, mit denen sich Inhalte herstellen und teilen lassen.
Die Erkenntnis, dass jedes Werk grundlegend auf viele verschiedene Beteiligte zurückzuführen ist, wird hier zum Bekenntnis. Der Prozess der Zusammenarbeit ist Teil des Werkes, Partizipation das Schlüsselwort für die Krise.
Musikalisch Zeichen setzen
Zuletzt unter Beweis gestellt wurde der Kulturaktivismus in der Johannstadt, als unmittelbar vor dem „lock down light“ zu Halloween die Ton- und Veranstaltungstechnik aus dem Studio ausrückte auf die grüne Wiese um den Bönischgarten. Der vereint auf die Beine gestellte Event brachte das interkulturelle Musikeraufgebot der Banda Internationale und die jungen Steaming Aninmals auf die Bühne. Mit dem Konzert unter Abstandsregeln setzten die Musiker ein musikalisches Zeichen, um in der bevorstehenden gesellschaftlichen Schließ-Zeit Solidarität und Verbundenheit wachzuhalten.
Der Lockdown hat sich verlängert, der Winter kühlt ab und wird kontaktarm. Für Gerstengarbe heißt das, sich die eigene propagierte künstlerische Haltung vor Augen zu halten: „Diese Art von Energie trägt weiter als in sich gekehrte Schaffenskraft, die ist umso mehr da, wenn man keinen sehen darf.“
Der Winter wird kalt, aber nicht herzlos
Mit jedem Blickwinkel sieht die Antwort anders aus, ob und inwiefern wir vor einem “kulturlosen” Winter stehen: Von den großen Häusern aus betrachtet, herrscht totale Leere, der Zustand reicht von Winterstarre bis Winterruhe. Hier greifen die von Bund und Ländern beschlossenen Einschränkungen und das finanzielle Debakel für Einrichtungen und Ensembles ist manifestiert.
Die Kunst, die vom Betrieb, der sich um sie dreht, abhängt, ist in einen Brachzustand versetzt und erlebt gerade die reale Infragestellung der eigens für sie geschaffenen Räume.
Hinter verschlossenen Türen gähnen weite Hallen und Schätze, die der Wahrnehmung entzogen sind. Zuschauer*innen und Betrachtende bleiben auf die eigenen Wände und die Kommunikation mit nächsten Vertrauten verwiesen. Es kommt zu veränderten Betrachtungsweisen und Aneignungsprozessen. Was bedeutet das für die Kultur? Wo findet die Kunst statt? Wie organisieren sich Kunstschaffende? Dieses Potential ist noch unabsehbar und die gesellschaftlichen Auswirkungen des Ausnahmezustands auch.
Johannes Gerstengarbe betrachtet die Lage nüchtern: „Die meisten kennen sowieso sich nicht selber, da lohnt es zum jetzigen Zeitpunkt mal zu gucken, wer man selber eigentlich ist.“
Für den ausgebildeten Tontechniker war es ein konsequenter Schritt, nach Jahren der Musikförderung für Andere, jetzt, auf sich selbst zurückgeworfen, der eigenen Stimme auf die Spur zu gehen und seiner Leidenschaft als Songwriter freien Lauf zu lassen.
Don’t give up on me yet
Das einmalige, zeitlich gebundene „Denkzeit“-Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen hat während des ersten lock downs Künstler*innen in ihrer individuellen Arbeitsweise ermutigt und mit einmaliger Zahlung von 2.000€ gefördert. Damit war es Kunstschaffenden in jeglichem Ansatz und Format möglich, kreativ weiterzuarbeiten. Als Denkzeit-Stipendiat hat Johannes Gerstengarbe auf den eigenen Wurf in die Zukunft gesetzt und mit seiner Finanzierung den Song „Don‘t Give Up On Me Yet“ produziert. Ein Projekt, das via Videochat zwischen Dresden und Nashville entstanden ist, wo Gerstengarbe seine Ausbildungszeit in Tontechnik genossen hat.
Das dazugehörige Musikvideo platziert den Song in die Johannstadt: In einer Atmosphäre aus Traum, Vergänglichkeit und Ankommen dient der Trinitatis Friedhof als Kulisse, wechselt in den Garten der Schokofabrik, und zum Schluss ist der architektonische Durchgang des Plattenbaus der WGJ / Wohnungsgenossenschaft Johannstadt auf der Florian-Geyer-Straße verbindender Bildmittelpunkt.
Lokale Kunstförderung
Mit der Kulturförderung ist Gerstengarbe zu seinem coming out gekommen: „So ist Kunstförderung auch unabhängig von einer Pandemie längst vorstellbar!“, sagt Gerstengarbe begeistert und wundert sich, wie weite Schleifen der Förderungsgedanke durch die Institutionen zieht.
Das Wagnis, mit der eigenen Kreativität Geld zu verdienen, verlangt Einiges an Ressourcen ab. Wenn in der (Solo)Selbständigkeit das regelmäßige, einkalkulierte Einkommen wegfällt und jäh die Grenzen des existentiell Tragfähigen aufreisst, ist mehr als guter Rat teuer.
Übergangsweise Finanzierungskonzepte, die das Hilfspaket des Bundes für Kulturschaffende unter Stichworten wie Umsatzeinbruch, Ausfallhonorar, Soforthilfeprogramm, staatliche Überbrückungshilfe, Neustarthilfe, Zuschuss, Ergänzungsleistung vorsieht, kommen gefiltert bei den Künstler*innen an, und sind in Bezug auf das kreative Schaffen nicht immer offen gehalten, sondern immer häufiger an spezielle, zunehmend digitale Praktiken gebunden, wie z.B. livestreams zu produzieren.
Die allermeisten Programme sind limitiert, nicht nur, was Laufzeit und die Finanzierbarkeit an sich betrifft, sondern eben auch, was die Konditionen anbelangt. Die meisten Mittel sind gebunden. An Nachweise sowieso, aber häufig auch an bestimmte Konzepte.
Die Chance, gewohnte Praktiken zu ändern
In der Sendung hatte Johannes Gerstengarbe selbst Gelegenheit, drei seiner neuen ersten eigenen Songs zu präsentieren. Das dritte Lied auf deutsch gesungen, bietet, angelehnt an die Beerdigungskultur in New Orleans die symbolische Überwindung des Todes durch Musik dar. Gerstengarbe verweist gern auf den gewissen zeitgenössischen Aktualitätsgrad der Thematik und gibt unverhohlen seiner puren Freude beim Singen Ausdruck.
Die Produktion des deutschsprachigen Songs “Dein Herz steht still“ steht noch aus, genauso wie die Herstellung der Vinyl-Single. Die anfallenden Kosten will Gerstengarbe mit alternativen, mitgliedschaftbasierten Finanzierungsmodellen abdecken, wie sie Plattformen wie patreon.com oder startnext.com propagieren. Für sein Projekt sucht er monatlich einkalkulierbare Unterstützung von privaten Spendern, peu à peu gesammelt in der Crowd. Gleichzeitig handelt es sich um den Aufbau einer treuen Community, der bestimmte Privilegien zuteil werden wie u.a. das Versprechen, einen Song u schreiben, in dem je ein Wort der Unterstützenden einbezogen wird oder ein Platz auf der Gästeliste bei der Release-Party nach Louisianaischer Tradition am 6. März 2021 in den Dresdner Ballroom Studios.
Von Dresden nach Nashville, TN und zurück
Der Finanzierungszeitraum lief über einen knappen Monat, bis 6. Dezember, die Kampagne war erfolgreich, die Durchführung ist gesichert: Bezahlt werden Studiomusiker (ein Schlagzeuger aus New Orleans, ein Bassist aus Nashville und Blechbläser aus Dresden), die Mischung und Mastering, die Covergestaltung sowie die Herstellung der Vinyl-Single. Der gesamte Entstehungsprozess wird mitgefilmt, dadurch transparent und als Video veröffentlicht. Der Realisierungszeitraum ist vom 1. Dezember bis 7. März 2021 angesetzt.
Klingt danach, dass über diesen Winter etwas geht in den Ballroom Studios und von ihnen aus bis Nashville, TN, womit sich Johannes Gerstengarbe einen Traum erfüllt, den er träumt, seit er, musikgetrieben zeitweilig in den Staaten gelebt hat.
Weitere Informationen
- Ballroom Studios, Hopfgartenstraße 1A, 01307 Dresden
- ballroomstudios.de
- Johannes Gerstengarbe auf Facebook