Jetzt kommt es mit flatternden Absperrbändern, das zweite “CorOstern”. Spazierengehen ist wohl die Freizeitbeschäftigung, die im vergangenen Jahr am meisten Zulauf bekam. Ein Osterspaziergang durch die Johannstadt gibt den Blick auf originelle Details frei.
Noch mehr als nach Ostereiern suchen die Menschen derzeit nach Orientierung. Öffnungen, Schließungen, Kürzungen, Pausierungen – der Hase hoppelt im Zickzack. Zeit, vor die Haustüre zu treten und auf Entdeckerreise durch das Viertel zu gehen. Auf einem Osterspaziergang bringen Umwege neue Einsichten.
Die Waldschlößchentreppe ist wieder frei
Macht die Tore hoch! Es scheint wirklich Frühling zu werden. Nicht einmal die Stadt Dresden glaubt mehr an eine Rückkehr von Eis und Schnee, deshalb sind die Treppen der Waldschlößchenbrücke endlich wieder freigegeben und die Zeit der abkürzenden Klettereien ist vorbei.
Osterparade am Fährgarten
Die Szenerie am Fährgarten sieht aus, als wäre sie eine Darstellung von Erich Kästners Gedicht “Der April”:
[…] Und schon hoppeln die Hasen,
mit Pinseln und Tuben
und schnuppernden Nasen,
aus Höhlen und Gruben
durch Gärten und Straßen
und über den Rasen
in Ställe und Stuben.
Dort legen sie Eier, als ob’s gar nichts wäre,
aus Nougat, Krokant und Marzipan.
Der Tapferste legt eine Bonbonniere,
er blickt dabei entschlossen ins Leere –
Bonbonnieren sind leichter gesagt als getan! […]
Hase, Igel und Maulwurf haben die Schneemänner, Wichtel und Rentiere abgelöst und sich zur Parade versammelt. Das Figurenstillleben wird ergänzt von rastenden Menschen.
Sie haben wieder Frisuren und sich aus dem Ei gepellt. Die Sonne lässt die blassen Gesichter auftauen und rötet die Nasenrücken der mit erhobenem Haupt thronenden Sonnengötter. Die Farben der Kirschblüte.
Mediterranes Flair im Güntzareal
Das Güntzareal wirkt wie eine Piazza – Sonnenbrillen, ärmellose Plaudergruppen und rasende Rollerfahrer. Auf dem Pflaster liegt eine abgestürzte Sternschnuppe aus Eis. Ein neues gibt es bei Johann’s Eisfenster, denn das hat wieder offen!
Von allem Trubel der Welt haben sich die Osterglocken in den Rabatten an der Pfeifferhannsstraße nicht aus dem Takt bringen lassen. Sie nicken und klingen leise. In der stillgelegten Stadt kann man die Bienen in ihren Kelchen summen hören. Im Innenhof hängen zwei komische Vögel am Futterhäuschen – mit buschigem Schwanz und Knopfaugen. Ist das eine eingewanderte Art? Nein, zwei Eichhörnchen lassen sich ihr Müsli schmecken.
Zu Ostern läuft man gesenkten Blickes in Kaffeebohnen durch die Straßen. Blitzt dort ein Schokoladenhase im Rasen? Leider nur ein Fetzen Dönerfolie. Und dort? Hat jemand für ein erotisches Osternest ein außergewöhnliches Versteck gewählt? Wohl doch eher das Werk eines frechen Windstoßes …
Doch irgendwann wird man fündig. Goldene Eier liegen im Osternest. Die fleißigen Hasen der Bäckerei Siemank haben sie veredelt. Oder kamen sie schon so aus dem Huhn …? Am Gründonnerstag waren alle 500 Stück verteilt.
“Viel zu schön zum Eierstoßen”, befinden wir und nehmen stattdessen die mit Zwiebelschalensud gefärbten. Klack, macht es. Und die Schale ist gesprungen. So stelle ich mir das Geräusch vor, wenn jemand ein kniffliges Problem löst.
Die zerborstene Schale als Zeichen des Neuanfangs. Was still und leblos aussieht, entpuppt sich zu neuem Leben. Die Hoffnung auf die Erfüllung der österlichen Botschaft hat in diesem Jahr wieder auf vielen Ebenen ein besonderes Gewicht.
Die Stadtteilredaktion wünscht entspannte freie Tage!
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