eingestellt am 07.06.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Foto: Lydia Tzschach
Corona hat die Veranstaltung immer wieder platzen lassen, aber am Sonnabend ist es so weit: Der “Jahrmarkt der Informationen” rund um die Johannstadt, die Info-Veranstaltung Soziale Stadt, öffnet ihre Türen in der Johannstadthalle.
Ehemalige Stephanienstraße, neues Stadtteilhaus, ehemalige Blumenstraße, Trinitatisfriedhofshalle und Turnhalle der “Johanna”: Für die Johannstadt gibt es große Pläne. Manche sind bereits umgesetzt, viele in Arbeit und nicht wenige heiß diskutiert. Am Sonnabend können interessierte Bürger*innen sich informieren und Fragen stellen.
Wissen und mitdiskutieren
Das Amt für Stadtplanung und Mobilität und die Wohnungsbaugesellschaft WiD (Wohnen in Dresden) informieren von 15 bis 18 Uhr über aktuelle und geplante Bauvorhaben in der Nördlichen Johannstadt und wie sich die Bürger*innen im Stadtteil aktiv einbringen können. Ebenso geben das Quartiersmanagement Johannstadt, der Stadtteilverein Johannstadt e. V. und die Stadtteilredaktion Johannstadt Einblicke in ihre Arbeit wie das Projekt „Nachhaltige Johannstadt 2025“.
Im Anschluss sind Besucher*innen eingeladen, an Informationsständen mit Vertreteri*innen der Stadtverwaltung und den Akteur*innen ins Gespräch zu kommen. Veranstaltungsort ist die Johannstadthalle Dresden auf der Holbeinstraße 68.
Info-Veranstaltung zum Fördergebiet Nördliche Johannstadt
am 11. Juni von 15 bis 18 Uhr in der Johannstadthalle
Für Natalie Trotzki war es eine glückliche Fügung: Im Hinterhof ihrer neuen Wohnung an der Pfotenhauerstraße befindet sich die Hebammenpraxis Adebar. Hier baut die ausgebildete Erzieherin ihren Traum auf: Den Familien-Raum. Gefragt sind jetzt schon ihre Kinder-Yogastunden.
“Jetzt spring ich!”, dachte sich Natalie Trotzki und tatsächlich muss es sich wohl ein bisschen wie auf dem Zehnmeter-Turm angefühlt haben, als sie die Stadt wechselte und den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Der Lockdown war das Initial, um Leidenschaft und Beruf miteinander zu verknüpfen. Die Europa-Erzieherin ließ sich zur Kinder-Yogalehrerin ausbilden und erlangte 2021 ihr Zertifikat. Gemeinsam mit ihrem Partner zog sie von Ingolstadt zurück in dessen Studienstadt Dresden – und in die Johannstadt.
Giraffenhälse und Affensprünge
“Ich möchte mich in den Stadtteil einbringen”, sagt die junge Frau, die bisher Kinder in den vier Sprachen Englisch, Französisch, Arabisch und Isländisch betreut hat. “Das Kita-Konstrukt ist mir zu eng geworden”, resümiert sie. In ihren Familienangeboten sieht sie ihre persönliche Erfüllung und die Möglichkeit, “spielerisch und fantasievoll” Angebote zu machen. Zum Beispiel ihre regelmäßigen Yogastunden für Grundschulkinder. “Ich erzähle jedes Mal eine Geschichte, zum Beispiel von einem Besuch in den Zoo”, erklärt sie. Dann strecken sich die Kinder wie Giraffenhälse, hüpfen wie Affen oder müssen sich ganz langsam bewegen – wie das Faultier.
“Ich habe mich bewusst für kleine Gruppen von maximal sechs bis acht Kindern entschieden, um auf jedes individuell eingehen zu können”, sagt Trotzki. In den Kursen lernen die Kinder, so schildert sie, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und zu äußern, eigene und andere Grenzen zu respektieren. “Manche sitzen zu Beginn einfach ganz lange am Rand und beobachten. Das ist völlig ok. Ich möchte einen Raum ohne Zwang und Druck schaffen, an dem sich alle wohlfühlen.”
Ein Raum für die ganze Familie
Nach der “Auftau-Phase” gehe es dann meistens umso enthusiastischer zu. Jedes Kind, so Trotzkis Credo, hat seinen eigenen Rhythmus, den es in einer Welt voller Stundenpläne und Regeln entfalten lernen darf. Zur Ruhe kommen – das bedeutet in diesem Fall “aktive Ruhepausen” zu haben, so Trotzki. Traumreisen, Atem-Übungen, Massagespiele – im Kontakt mit sich und anderen lernen die Kleinen abzuschalten und sich zu fokussieren.
In Planung ist auch ein Angebot, das vom Stadtteilfonds gestützt werden soll. “Das ist aber noch geheim”, sagt Trotzki lächelnd. Sie wird ihr Konzept zur nächsten Stadtteilbeiratssitzung am 30. Juni vorstellen. Ihr ganz großes Ziel ist die Etablierung eines ganzheitlichen Familienzentrums – mit Kursen, Workshops, Beratungen.
Familie ist ein breites Spektrum
“Ich möchte nicht auf Probleme schauen, sondern auf die Eigenheiten und Chancen jeder Familie. Meine Herangehensweise ist die Frage: ‘Wo darf ich unterstützen’?” Sie beide Unterstützung beim Einschlafen, Familienrituale, Begleitung in kribbeligen Umbruchphasen an. Die Regenbogenfarben in ihrem Logo, so erzählt Trotzki, sind als Einladung zu verstehen: “Bei mir sind alle willkommen, die sich als Familie fühlen. Familie ist ein buntes Spektrum.”
In der Johannstadt heimisch werden und netzwerken wolle sie behutsam, “Stückchen für Stückchen. Das würde sonst dem Yoga-Gedanken auch nicht gerecht.” Dass ihre neue Wohnstatt und ihre Arbeitsstelle so dicht benachbart sind, sei wie eine glückliche Fügung gewesen. “Ich freue mich auf neue Ideen und Einflüsse.”
Familien Raum Natalie Trotzki
Kinderyoga, Massagen und Familiencoaching, Pfotenhauerstr. 73
eingestellt am 03.06.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Der Stadtteilladen an der Pfotenhauerstraße 66. Foto: Torsten Görg
Die Lust am Engagement und an der gemeinsamen Mitgestaltung des Stadtteils – das verbindet die Menschen beim Stadtteilverein Johannstadt. Nun sucht der Verein neue Engagierte für den Vorstand.
“Wir machen die Johannstadt lebenswerter – auf Straßen und Plätzen, Hinterhöfen und Balkons, am Elbufer und in den Köpfen. Seit nun fast fünf Jahren. Doch das Leben ist auch Veränderung und so geben drei unserer fünf Vereinsvorstände Mitte Juni 2022 ihre Mandate ab”, sagt Andrea Schubert, Vorsitzende des Stadtteilvereins Johannstadt.
Nicht nur wohnen, sondern leben
Der Stadtteilverein bringt sich auf vielfältige Weise im Viertel ein: Er trägt und unterstützt Projekte wie die Nachhaltige Johannstadt, das Bönischplatzfest, den Umbau von Bönischplatz und Stephanienstraße, den Stadtteilbeirat, das Café für Alle und auch die Stadtteilredaktion.
Über die Geschicke des Stadtteilvereins entscheidet der fünfköpfige ehrenamtliche Vorstand gemeinsam mit dem Team der Projektleiter*innen. “Einmal im Monat treffen wir uns, tauschen uns über Arbeitsstände und Neuigkeiten aus und beraten anstehende Aktivitäten. Das ist spannend und lehrreich, manchmal auch anstrengend, aber immer respektvoll”, erklärt Schubert. Interessierte könnten sich direkt bei ihr melden, lädt sie ein.
Eine Stadtteilkneipe?
Damit der Verein auch in Zukunft gut weiterarbeiten kann, brauche es Nachfolger*innen im ehrenamtlichen Vorstand und für verschiedene verantwortungsvollen Aufgaben, wie Buchhaltung, Öffentlichkeitsarbeit, Mitgliederbetreuung und Organisation.
“Unterstützt vom professionellen Team unserer Projekt-Mitarbeiter*innen, dem Quartiersmanagement und zahlreichen Akteur*innen des Stadtteils haben wir schon viele Projekte angeschoben und erfolgreich umgesetzt”, sagt Andrea Schubert. Viele weitere Ideen schlummerten noch: “Wie eine Stadtteilkneipe – vielleicht sogar mobil?” Aber auch große strategische Fragen stehen an: Wie geht es weiter nach der Nachhaltigen Johannstadt 2025 oder mit dem Leihladen? Wie kann ein gutes Miteinander im Stadtteil noch besser gefördert, eine gute Stadtteilentwicklung für alle Johannstädter*innen umgesetzt werden?
eingestellt am 02.06.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Bild der Überwachungskamera. Quelle: Polizei
Im März hatte ein Mann den Rusmarkt an der Pfotenhauerstraße überfallen. Nun sucht die Polizei mit Bildern und einem Video nach dem Täter.
Ein Unbekannter hat Mitte März den Rusmarkt an der Pfotenhauerstraße überfallen.
Der Mann hatte sich an die Kasse begeben und gab vor etwas bezahlen zu wollen. Als der Verkäufer die Kasse öffnete, bedrohte der Unbekannte ihn mit einer Pistole und forderte Geld. Der Verkäufer wehrte sich und wurde dabei leicht verletzt. Der Täter flüchtete ohne Beute.
Bild der Überwachungskamera. Quelle: Polizei
Er war zwischen 20 und 25 Jahre alt, etwa 1,70 Meter groß und von kräftig muskulöser Statur. Bekleidet war der Täter mit roten Turnschuhen, einer schwarzen Jogginghose mit blauen Applikationen sowie einer schwarzen Kapuzenjacke mit Camouflageapplikation auf den Ärmeln. Er trug eine Maske und hatte einen dunklen Rucksack dabei.
Über diesen Link steht zudem ein Video zur Verfügung.
Die Polizei fragt: Wer kennt die abgebildete Person? Hinweise nimmt die Polizeidirektion Dresden unter der Telefonnummer (0351) 483 22 33 entgegen.
eingestellt am 02.06.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS
An der Elisenstraße sind am Dienstagabend zwei Radfahrerinnen zusammengestoßen. Eine wurde nur leicht verletzt, die andere schwer.
Am Dienstagabend wurde eine Radfahrerin bei einem Verkehrsunfall auf der Elisenstraße schwer verletzt.
Die 19-jährige Frau war mit dem Rad auf dem Gehweg der Elisenstraße in Richtung Stadtzentrum unterwegs. Als sie die Straßenseite wechseln wollte, stieß sie mit einer anderen Radfahrerin zusammen, die in landwärtige Richtung fuhr.
Die 48-Jährige erlitt schwere Verletzungen und kam in ein Krankenhaus. Die 19-Jährige trug leichte Verletzungen davon und musste ambulant versorgt werden.
eingestellt am 31.05.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Unsere Jugendautorin Miriam Raatz schoss dieses Foto vom Sportfest am Gymnasium Johannstadt.
Der vergangene Mittwoch war ein besonderer Tag für das Gymnasium-Dresden-Johannstadt: Der Sporttag stand an! Ein wichtiger teil des Tages war der Spendenlauf. Unsere Jugendautorin Miriam Raatz berichtet.
In diesem Schuljahr gingen die Spenden an drei unterschiedliche Organisationen:
den Kinderschutzbund mit seinem Jugendhaus „Eule“ und dem Kindertreff „JoJo“
Die Arche NoVa
Ärzte ohne Grenzen
Die beiden Klassenstufen liefen den Spendenlauf getrennt. Nebenbei fand für die Klassenstufe, die nicht lief, ein Völkerballturnier statt. Mit dem Lauf begannen die fünften Klassen und darauf folgten die sechsten. Eine Klassenstufe lief insgesamt eine Stunde. Als letztes stand eine Stationssporteinheit mit den Patenklassen an. Während dieser stießen auch noch ein paar Kinder der Grundschule Johanna zu den Gruppen und nahmen an Aufgaben wie Kettenfangen, Gordischerknoten oder Bänke sortieren teil.
Gegen 12:15 Uhr fand die Auswertung statt. In der Klassenstufe 6 ist die Klasse 6/3 gemeinschaftlich insgesamt 187 Runden gelaufen.In der Klassenstufe 5 lief die Klasse 5/3 insgesamt 175 Runden und somit die meisten ihrer Klassenstufe. Insgesamt verdienten die Schüler mit ihren Läufen einen Betrag von 4951 Euro. Dieser wurde netterweise auf 5.000 Euro gerundet.
Die Mathematik-Lehrerin Frau Wolf sagte kurz nach der Veranstaltung:„Es ist schön die Kinder außerhalb des Unterrichts zu sehen. Da kommen ganz andere Seiten der Kinder zum Vorschein.“
eingestellt am 23.05.2022 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Blick über die Johannstadt. Foto: Philine Schlick
Zu wenig Bolzplätze? Die Clubs sind schon alle viel zu früh zu? Mit dem Fahrrad fährt die Angst wegen fehlender Radwege stets mit? Wann, wenn nicht jetzt, wäre Zeit das zu ändern – fragt der Politische Jugendring Dresden bei seinem Jugendpodium.
Mitte Juni wird in Dresden ein*e neue*r Oberbürgermeister*in gewählt. Um den Kanditat*innen mit jugendspezifischen Fragen auf den Zahn zu fühlen, veranstaltet der PJR Dresden in Kooperation mit dem Stadtjugendring Dresden, dem Roten Baum und dem Stadtschülerrat Dresden eine Podiumsdiskussion in der Dresdner Johannstadt.
eingestellt am 14.05.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Jana Kirsch ist Fußpflegerin und Säure-Basen-Beraterin. Foto: PS
Die Wanne ist voll im Eckladen Hertel-/Pfotenhauerstraße. Jana Kirsch lädt zum Bade. Aber nicht klassisch mit Entchen und Schaum, sondern mit Base-Zusatz. Denn, so ist sie sicher, sauer macht frustig.
Entspannung, ist Jana Kirsch überzeugt, beginnt in der Seele. Um diese baumeln zu lassen, den Körper von inneren Schlacken zu befreien ist die Badewanne ein häufig unterschätzter Ort. Deshalb stehen in ihrem Salon “Verjüngung” zwei Wannen zur Benutzung bereit. Lange stand der Eckladen nach dem Wegzug des Bio- und Schuhladens “Angenehm” leer. Jetzt darf in den hinteren Räumen geplanscht werden.
Blutkörperchen als Stimmungsbarometer
Jana Kirsch betreibt ein Fußpflegestudio in Laubegast. “Ich habe viel gehört, wie die Menschen ihr Leid klagen: Darüber, dass Ärzte zu wenig Zeit haben, über unbestimmbare Wehwehchen. Und dann bin ich auf das basische Baden gestoßen.” Ihre Philosophie lautet: Von Kopf bis Fuß. “Die Füße sind häufig unterschätzt”, mahnt sie. “Hier deuten sich häufig schon Beschwerden an und wirken sich dann auf den ganzen Körper aus.”
Baden mit Termin im ehemaligen “Angenehm”. Foto: PS
Doch nicht nur das: Trauer, Sorgen, Kummer und Schmerz spiegeln sich auch im Säure-Base-Haushalt des Körpers wider, erklärt die ausgebildete Säure-Basen-Beraterin. Ein Tröpfchen Blut gebe in einem Säure-Basen-Check darüber Aufschluss: “Wenn die roten Blutkörperchen sich unter dem Mikroskop bewegen und schwingen, deutet das auf Unbeschwertheit hin. Sind sie statisch, bedeutet das Druck und Belastung.”
Baden und Massagen
Bei einem Basenbad würden belastende Stoffe ausgeschwemmt, erklärt sie. Dabei komme es auf den pH-Wert und die Temperatur des Laugenwassers an – maximal 38 Grad seien wirksam. “In einem normalen Bad friert man schneller und die Haut wird schrumpelig. Ein Basenbad wärmt und macht die Haut ganz weich.”
Zwei Wannen stehen zur Verfügung in der “Verjüngung”. Foto: PS
Zwei bis vier Bäder pro Woche seien über einen Zeitraum von vier bis fünf Wochen empfehlenswert, um den Körper von überschüssigen Säuren zu befreien, sagt Jana Kirsch. Sie selbst bade einmal pro Woche für zwei Stunden. “Ich brauche das einfach, auch um den Kopf zu entspannen.”
Anknüpfend an die Tradition der antiken Thermalbäder und der Badehäuser des 20. Jahrhunderts, stellt sie im hinteren Bereich ihrer Räume zwei Wannen zur Verfügung. Der Name ihres Salons spiele nicht nur auf die Pflege der Körperzellen durch Reinigung, sondern auch auf das Gefühl des “Neugeboren seins” nach dem Kur-Bad an.
Zeit nehmen für ein Bad – das bietet Jana Kirsch in der Johannstadt an.
Im Angebot sind auch Rückenmassagen mit Johanniskrautöl, Fuß- und Schröpfmassagen. Gerade nach den Strapazen der Pandemie sei es wichtig, dem Körper etwas Gutes zu tun, so Kirsch. Damit die Seele Lust hat darin zu wohnen.
Verjüngung – Basisch baden in Johannstadt
Pfotenhauerstraße 72, geöffnet mittwochs zwischen 14 und 18 Uhr und nach Vereinbarung
eingestellt am 13.05.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS
Ein Unbekannter hat am Donnerstagnachmittag einen Jugendlichen beraubt. Um an seine Musikbox zu kommen, trieb er ihn in die Enge und würgte ihn.
Der Täter traf den 15-Jährigen auf der Elisenstraße und führte ihn in eine Sackgasse. Dort würgte er ihn und entwendete eine Musikbox im Wert von rund 250 Euro. Der Jugendliche wurde leicht verletzt. Die Polizei ermittelt wegen Raubes.
eingestellt am 12.05.2022 von Philine Schlick, Headerbild: "So viel Stress für wenig Geld" – Beschäftigte des Uniklinikums demonstrieren beim Walk of Care 2022.
Am 12. Mai ist der internationale Tag der Pflegenden – ein Grund, auf die Straße zu gehen. In der Johannstadt versammeln sich Pflegekräfte des Uniklinikums zum “Walk of Care” an der Trinitatiskirche. Sie wollen auf die prekäre Situation in der Pflege aufmerksam machen und fordern ein Handeln der Politik.
Sie leisten in Vollmontur 24-Stunden-Dienste, halten Sterbenden die Hand, machen ungezählte Überstunden. Es sind Pflegekräfte, die uns durch die Pandemie bringen – und dafür Applaus und Pralinen bekommen. Unterbezahlt, unterbesetzt, ungehört: Seit Jahren herrscht in Deutschland ein Notstand in der Pflege. Seit fünf Jahren macht der “Walk of Care” darauf aufmerksam – in Berlin und vielen anderen Städten Deutschlands, so auch in Dresden.
Bündnis für Pflege Dresden ruft auf
Pflegende gehen auf die Straße, um für eine bessere Bezahlung und einen tragbaren Pflegeschlüssel zu demonstrieren. Derzeit sei auf den Stationen eine Person für vier Patient*innen zuständig, wo es eigentlich zwei sein sollten. Ins Hintertreffen gerate dadurch auch der persönliche Kontakt. Aus Kostengründen, kritisiert das Bündnis für Pflege Dresden, werde Personal abgebaut. Krankenhäuser entwickelten sich mehr und mehr zu Betrieben, die auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtet sind – zu Lasten von Mitarbeitenden und Patient*innen. Das Bündnis für Pflege Dresden ruft deshalb erneut zu einer Demonstration auf. Sie startet heute um 16.30 Uhr an der Trinitatiskirche in der Johannstadt.
Gegen Schließungen und ausbeuterische Zustände
Bereits um 14.30 Uhr wird das Bündnis der Krankenhausleitung gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi eine Petition überreichen. Gefordert werden bessere Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Pflegenotstand und eine Abkehr von der Privatisierung des Gesundheitssystems. “Pflegecomebackstudien zeigen, dass genug Pflegekräfte vorhanden wären bzw. zurück kommen würden, wenn sich endlich die Bedingungen ändern würden. Über 90 Prozent der Bevölkerung sind dafür, dass das Gesundheitswesen in öffentliche Hand gehört und keine Profite erwirtschaften sollte”, heißt es im Aufruf.
Die Krise werde auf dem Rücken der Schwächsten ausgetragen, während Klinik- und Pharmakonzerne weiter Gewinne machen: “Allerdings wird es mit rechten Kräften wie AfD und Freien Sachsen keine Verbesserungen im Gesundheitswesen geben. AfD und Freie Sachsen sind weiterhin für Wettbewerb im Gesundheitswesen und in der Altenpflege. Sie sind für private Betreiber und gegen gesetzliche Regelungen zur Personalbemessung oder verpflichtende Tarifverträge. In Dresden haben sie den Bettenabbau am Standort Dresden Neustadt befürwortet, im Erzgebirge haben sie für die Fusion von vier Krankenhäusern gestimmt und damit für Tarifflucht.”
Bei der Demonstration wolle man gemeinsam singen. Auch werden Redebeiträge zu hören sein. Auch Menschen, die nicht in der Pflege arbeiten, sind mit Freund*innen und Familie willkommen.
Walk of Care 2022
am Tag der Pflege zum 12. Mai, 16.30 an der Trinitatiskirche
eingestellt am 11.05.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Das Schulamt zieht auf die Schweriner Straße. Das alte Gebäude wird abgerissen. Foto: PS
In der Johannstadt ist an der Fiedlerstraße 30 ein neues Bioinnovationszentrum geplant. Dafür soll 2023 ein sanierungsbedürftiges Gebäude abgerissen werden, in dem derzeit das Dresdner Schulamt beheimatet ist.
An der Einmündung Fiedlerstraße Ecke Fetscherstraße wird schon seit einer Weile gebuddelt und gebaggert. Hier werden Rohrleitungen neu verlegt. Mitte nächsten Jahres wird sich die Baustelle noch etwas weiter nach hinten verlagern: Dann wird das sanierungsbedürftige Haus Fiedlerstraße 30 abgerissen – zugunsten eines neuen Bioinnovationszentrums. Das derzeit dort beheimatete Schulamt wird in neue Büroräume an der Schweriner Straße 3 bis 5 umziehen.
180 neue Arbeitsplätze
Breite Unterstützung für dieses Vorhaben gibt es aus Forschung und Wirtschaft, denn Dresden brauche das neue Gründerzentrum für Lebenswissenschaften dringend: „Das erste BioInnovationszentrum am Tatzberg ist seit Jahren vollvermietet. Selbst größere Auszüge wie 2018/2019 von Novaled wurden innerhalb kürzester Zeit nachbesetzt”, macht Dr. Bertram Dressel, Geschäftsführer des TechnologieZentrums, deutlich. Die Immobilie Fiedlerstraße 30 soll an die TechnologieZentrumDresden GmbH verkauft werden, welche auf 4000 Quadratmetern Nutzfläche das Bioinnovationszentrum Tatzberg an dieser Stelle mit einem Neubau erweitern will. Rund 180 Arbeitsplätze sollen hier entstehen. Dem Stadtrat liegt nun dafür eine Vorlage der Verwaltung zum Beschluss vor.
Optimale Lage: Das neue Zentrum entsteht in direkter Nähe zu Uniklinik und Tatzberg. Foto: PS
Bauantrag in aller Eile
„Die Lebenswissenschaften sind die tragende Säule des Exzellenzuniversitäts-Status der TU Dresden und sie eröffnen reale Zukunftschancen für die Region Dresden als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort. Wir verzeichnen aktuell einen rasanten Anstieg an Ausgründungen von zwei auf mittlerweile zehn pro Jahr. Perspektivisch sind bis zu 20 Ausgründungen im Jahr denkbar. Dafür braucht die TU Dresden unbedingt mehr Fläche – und zwar im direkten Umfeld von Forschung und Lehre”, so Dr. Andreas Handschuh, Kanzler der Technischen Universität Dresden.
Bis 2025 sind Abriss und Neubau durchgeplant, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Als zeitkritisch gelte der Bauantrag im Herbst 2022, damit die rund sechs Millionen Euro Fördermittel aus dem Programm „GRW Infra“ für die Medienanbindung rechtzeitig beantragt werden können. Eile ist geboten, da die betreffenden Töpfe endlich sind und das Programm 2023 ausläuft.
Sanierung ausgeschlossen
Eine Sanierung des Gebäudes schloss sich durch Altlasten der Bausubstanz wie Schlacken und Asbest aus. Bildungsbürgermeister Jan Donhauser: „Sowohl die schwierige Suche nach geeigneten und bezahlbaren Räumen für das Amt für Schule als auch die nach Flächen für die Biotechnologiebranche illustrieren den angespannten Immobilienmarkt in der Landeshauptstadt. Hält man den höheren Mietausgaben von rund 300.000 Euro pro Jahr an der Schweriner Straße die Einnahmen entgegen, die die Stadtverwaltung mit einem Bioinnovationszentrum durch spätere Einkommens- und Gewerbesteuerzahlungen und mögliche Sogeffekte durch weitere Ansiedlungen erzielen kann, dann reden wir schnell über Millionenbeträge.“
eingestellt am 09.05.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS
Am Donnerstag versuchten zwei Trickdiebe einen Dresdner zu bestehlen. Sie gaben sich als Polizisten aus.
Die beiden Männer meldeten sich an der Wohnungstür des älteren Herrn und gaben sich als Polizisten aus. Unvermittelt beschuldigten sie den Mann in einen Falschgeldfall verwickelt zu sein. Aus diesem Grund ließen sie sich die Barschaft des Seniors in Höhe von mehreren tausend Euro zeigen und wollten es mitnehmen. An dieser Stelle wurde der 87-Jährige misstrauisch und verwies die beiden der Wohnung. Ein Vermögensschaden trat nicht ein.
Die Polizei rät:
– Legen Sie ein gesundes Misstrauen an den Tag!
– Halten Sie im Zweifel Rücksprache mit ihrem Polizeirevier!
– Geben Sie kein Geld in fremde Hände!
eingestellt am 01.05.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Aufbau des Wochenmarktes in der Morgensonne. Foto: Daniel Becker
Der 4. Mai ist der “Tag gegen Lebensmittelverschwendung”. Aus diesem Anlass bietet der Johannstädter Wochenmarkt auf dem Bönischplatz verschiedene Aktionen an – von Tipps für verpackungsarmes Einkaufen bis zum Gewinnspiel.
Immer mittwochs zwischen 9 und 14 Uhr wird es voll auf dem kleinsten Marktplatz der Stadt: Auf dem Bönischplatz versammelt sich Händler*innen und Kundschaft. Honig, Obst, Gemüse, Eier, Wurst und Fleisch sind die Konstanten. Dazwischen finden sich immer wieder neue Händler*innen: Mit Selbstgestricktem, frischem Saft oder Speisen zum Mittag.
Tipps für umweltbewusstes Einkaufen
Der Beruf birgt eine gewisse Romantik: Draußen an der frischen Luft, im direkten Kontakt zu den Menschen – das klingt verführerisch. Die Leiterin der Dresdner Wochenmärkte, Madeleine Megyesi-Lukaß, weiß aber, dass das Kraft kostet: “Wir haben immer noch Plätze frei. Die Arbeit bei Wind und Wetter ist anspruchsvoll und nicht für jeden etwas.” Auch andere Wochenmärkte, bemerkt sie, sind auf der Suche nach Nachfolger*innen für “Marktlücken.”
Die Märkte sind beispielhaft für gute Waren: Hier gehen regionale und saisonale Lebensmittel über den Tresen, frisch, nachhaltig und herzlich. Das Publikum interessiert sich für die Herkunft der Lebensmittel und unterstützt die Händler*innen aus der Gegend bewusst.
“Zur Tonne” schwingt den Kochlöffel
Deshalb beteiligt sich die Dresdner Marktgilde auch am Tag gegen Lebensmittelverschwendung am 4. Mai. “Wir beraten zum Beispiel dazu, wie man hygienisch und praktisch mit eigenen Gefäßen auf dem Markt einkauft. Bei einem Glücksrad gibt es unsere praktischen Kühltaschen zu gewinnen”, so Megyesi-Lukaß.
Außerdem ist das Team von “Zur Tonne” vor Ort und stellt Ideen vor, wie “Gemüseabfälle” kreativ genutzt werden können: Möhrengrün beispielsweise ergibt ein würziges Pesto und die Blätter des Kohlrabi schmecken frittiert wie Chips. Das innovative Buffet kann direkt verkostet werden. “Im vergangenen Jahr haben wir die Aktion bereits auf der Lingnerallee veranstaltet, mit großen Erfolg”, so Megyesi-Lukaß. Sie hoffe darauf, dass sie auch in Zukunft auf weiteren Marktplätzen stattfinden kann.
Tag gegen Lebensmittelverschwendung
am 4. Mai zwischen 9 und 14 Uhr auf dem Johannstädter Wochenmarkt, Bönischplatz
eingestellt am 29.04.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS
Am Dienstagmittag ist ein 66-Jähriger bei einem Unfall auf dem Elberadweg verletzt worden. Die Polizei sucht Zeug*innen für den Vorfall.
Ein Mann war am Dienstag gegen 13 Uhr mit dem Fahrrad auf dem Fuß- und Radweg zwischen Waldschlößchenbrücke und Fähre Johannstadt unterwegs. Dabei kam es zum Zusammenstoß mit einem 83-jährigem Fußgänger, woraufhin der Radfahrer stürzte und leicht verletzt wurde.
Der Verkehrsunfalldienst hat die Ermittlungen aufgenommen und sucht Zeugen, die Angaben zum Unfall, insbesondere dem Lauf- und Fahrverhalten der Beteiligten, machen können. Hinweise nimmt die Polizeidirektion Dresden unter der Rufnummer (0351) 483 22 33 entgegen.
eingestellt am 29.04.2022 von Bertil Kalex (Stadtteilverein), Headerbild: Das Gebäude von der Rückseite mit Blick in Richtung Stadtzentrum. Links vorn im Bild die Rückseite des "ADAC-Haus". Foto: Bertil Kalex
Bertil Kalex hat an der verschobenen Verleihung des Erlweinpreises 2020 teilgenommen. Der Johannstädter begeistert sich für das Preisträger-Haus und ordnet seine Bedeutung in einem persönlichen Kommentar ein. Was bedeutet Wohnen in der Johannstadt, welche Chancen gibt es? Und was heißt überhaupt “gutes Wohnen”?
Als kultur- und geschichtsinteressierter Johannstädter verfolgte ich den Bau des mit dem Erlweinpreis 2020 ausgezeichneten Gebäudes und mir wurde sehr zeitig bewusst: Da entsteht ein großartiges Haus in der Johannstadt. Es ist nicht einfach, in der Johannstadt „angepasst“ zu bauen. Die Johannstadt weist eine sehr heterogene Gebäudesubstanz auf – Folgen der großen Zerstörungen durch die Bombenangriffe auf Dresden am 13./14. Februar 1945 (ca. 75 Prozent der Johannstadt waren zerstört), den darauffolgenden Wiederaufbaujahren in der Nachkriegszeit und dem DDR-Wohnungsbauprogramm ab den 1970er Jahren mit Einheitstypenbauten.
Das Gebäude von der Rückseite. Foto: Bertil Kalex
Eine gute Wahl
Östlich liegt der Fetscherplatz mit umgebender Blockrandbebauung. Südlich stehen fünfstöckige Nachkriegswohnhäuser mit Satteldächern. Westlich befindet sich ein Grünzug, der fast bis zur Neuen Synagoge reicht, flankiert von fünf- und zehnstöckigen Wohnzeilen mit Flachdächern, die sich scheinbar wahllos abwechseln, dabei frühere Wegbeziehungen und Sichtachsen versperren. Nördlich schließt sich ein zweistöckiger Flachbau an und in Sichtweite befindet sich ein 15 Stockwerke Punkthochhaus.
Der Architekt Peter Zirkel und seine Mitarbeiter*innen haben den baulichen Ist-Zustand im Gebiet sehr gekonnt aufgegriffen und formvollendet umgesetzt und offenkundig bin ich nicht der Einzige, der das so sieht. Die Bauherrin Wohnungsgenossenschaft Johannstadt eG (WGJ) hat mit der Beauftragung des Architekturbüros eine sehr gute Wahl getroffen.
Ein Gebäude, das sich sehen lassen kann
Steht man auf der Striesener Straße und blickt auf das Gebäude, fallen einem sofort die „runden Ecken“ und die gelbe Klinkerfassade auf. Die abgerundeten Ecken und der Ansatz zur Blockrandbebauung stellen für mich eine Reminiszenz früherer Vorkriegsbebauung der Johannstadt dar. Eine Mischung aus Expressionismus und Neuem Bauen. Ein sehr bekanntes Gebäude aus der Zeit des Expressionismus ist der Einsteinturm in Potsdam.
Erlweinpreis 2020: Der Preisträger. Wohn- und Geschäftshaus Striesener Straße 31 – 33. Ansicht von vorn. Foto: Bertil Kalex
Die gelbe Klinkerfassade stellt einen Bezug zum, in Dresden sehr oft verbauten, Sandstein dar. Ist jedoch viel kostengünstiger und etwas nachhaltiger, da die Klinker aus sandigen Nossener Lehm gebrannt sind. Der „Turm“ des Gebäudes korrespondiert einerseits mit dem sich in Sichtweite befindlichen Punkthochhaus und bildet andererseits einen gelungenen Abschluss des sich westwärts befindlichen Grünzuges.
Tritt man näher an das Gebäude heran, fällt einem auf, dass sich die „runden Ecken“ im Detail, den seitlichen Einfassungen der Fenster sowie in den Eingangsbereichen, fortsetzen. Ebenfalls auffällig die strukturierte Fassade, die sich abwechselnden Erhöhungen und Vertiefungen, über die beiden untersten Gebäudeetagen.
Das Zusammenspiel aller Fassadengestaltungselemente, die „runden Ecken“, die Struktur sowie die natürlich bedingten, unterschiedlichen Gelbtöne der Klinker, nimmt dem Gebäude die Brutalität, die Wucht, die Gebäude dieser Größenklasse (leider) üblicherweise aufweisen. Es spielt förmlich mit den Betrachtenden, als ob es sagen wollte: „Kommt näher und tretet ein“. In die öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten, das Café, die Kantine und das Ladenlokal, lohnt es sich einzutreten und man wird bald feststellen: Hier war man garantiert nicht zum letzten Mal.
Was heißt „gut und sozialverträglich bauen“?
Die Idee vom Zentrum für Baukultur Sachsen, die Preisverleihung des Erlweinpreis 2020 mit einer Dialog-Veranstaltung zu kombinieren, war richtig und ist wichtig. Die Themen rund ums Bauen gehören in die Öffentlichkeit, denn es betrifft alle Menschen irgendwie: als Mieter*in, als Grundstücksbesitzer*in, als Bauherr*in, als Gewerbetreibende etc. Leider waren zu der Dialog-Veranstaltung im Anschluss der Preisverleihung, die die Zeitdauer der gesamten Veranstaltung um zwei Stunden überzogen hat, nur die Insider, also Architekt*innen, Bauherr*innen, Investor*innen und Stadtplaner*innen, anwesend.
Das ist bedauerlich, dennoch, der Anfang ist gemacht. Der extra für die Dialog-Veranstaltung eingeladene und angereiste Berliner Architekt Tim Heide, u.a. Integratives Bauprojekt am ehemaligen Blumengroßmarkt (IBeB), wies völlig zurecht darauf hin, dass das Bauwesen aus seiner „Blase“ herausmuss und sich offenen Debatten in jeder Planungs- und Bauphase stellen muss.
Erlweinpreis 2020: Tim Heide (l.) und Dr. Tom Schoper (r.) setzen ihren, auf dem Podium begonnenen, “Dialog” als lockeres Tischgespräch mit einem geladenen Gast fort. Foto: Bertil Kalex
Nicht nur vor geladenen Teilnehmer*innen mit genügend Hintergrundwissen und/oder Interesse, sondern explizit potenzielle Nutzer*innen der zu bauenden bzw. zu sanierenden Gebäude miteinbeziehen. Die Themen Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit beim Bauen sind da nur einzelne Bausteine. Tim Heide hinterfragt grundsätzliches (beim Bau) und das ist gut so. Er moniert die umfangreicher werdenden, ohnehin schon komplexen und dabei immer schwerer zu verstehenden Bauvorschriften im Baurecht.
Und das Ganze auf drei Ebenen: im Bund, auf Landesebene und bei den Kommunen. Ständig kommen neue Vorschriften hinzu, ohne dass frühere Vorschriften auf ihre Gültigkeit geprüft werden. Wenn selbst ein Fachmann schon am Verzweifeln ist, wie ergeht es dann jenen, die sich eigentlich nur ihren Traum vom eigenen Heim erfüllen wollen und keine vertieften Kenntnisse des Baurechts besitzen? Für viele endet das nicht selten in einem Albtraum und juristischem Dauerstreit.
Der Dialogpartner von Tim Heide war der Dresdner Architekt Dr. Tom Schoper und stellte die Frage in den Raum: Was bedeutet eigentlich „sozialverträglich Bauen“? Laut Lexika: die Bedürfnisse von Bewohner*innen(gruppen) unterschiedlicher sozialer, kultureller, ethnischer und/oder religiöser Herkunft in einem Gebäude zu vereinen. Salopp gesagt: Vermögende und Arme bzw. Armutsgefährdete unter einem Dach. Einfacher gesagt als getan. Weshalb in vielen Städten – in Teilen gehört auch Dresden dazu – ganze Wohnquartiere von einer Bewohner*innengruppe dominiert werden.
Gutes Wohnen als Grundrecht
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig, ein wesentlicher Punkt dürften jedoch die unterschiedlichen Grundstücks- bzw. Mietpreise sein. Die einen können es sich eben aussuchen, wo sie wohnen wollen. Die anderen müssen mit dem Vorlieb nehmen, was sie sich finanziell leisten können. Oder schlimmer, ihnen kann von Amtswegen (Sozialämter, Jobcenter etc.) Wohnraum zugewiesen werden, was ein klarer Verstoß gegen Artikel 11 Absatz 1 des Grundgesetzes wäre. Der gewährleistet das Grundrecht der Freizügigkeit, somit der freien Wohnortswahl. Was nutzt einem dieses Recht, wenn diesem kein „Recht auf Wohnen“ vorangestellt ist? Für arme und armutsgefährdete Menschen jedenfalls nicht viel. Um sozialverträgliches Bauen, dass dieser Bezeichnung gerecht wird, umsetzen zu können, ist es notwendig dem Grundgesetz das Grundrecht auf Wohnen hinzuzufügen.
Das löst die Probleme am Wohnungsmarkt nicht mit sofortiger Wirkung in Luft auf, kann jedoch sehr effektiv einer zunehmenden Gentrifizierung in den Wohnquartieren entgegenwirken. Jedenfalls juristisch sicherer als so manche Mietpreisbremse.
Neues sammelt sich um und auf dem wiedereröffneten Bönischplatz Foto: Anja Hilgert
Natürlich hat sich in den letzten Jahren schon einiges bewegt, was öffentliche Beteiligungsformate bei Stadtplanung und Stadtgestaltung betrifft. Doch es ist mehrheitlich auf städtische Vorhaben beschränkt und die Beteiligung auf eher kosmetische Einflussnahme wie Fassaden-, Farb- und/oder Umgebungsgestaltung, Straßenbegrünung, Art und Anzahl der Stadtmöbel etc. reduziert. Außerdem entsteht aus den Beteiligungsergebnissen kein eindeutiges Beschluss- und Umsetzungsverfahren, sondern nur ein grobes Orientierungskonzept.
Es kann so umgesetzt werden, muss aber nicht. Da muss unbedingt noch nachgebessert und vertieft werden, insbesondere wenn man Personengruppen erreichen möchte, die bisher nicht an Beteiligungsformaten teilgenommen haben. Dazu ist nicht nur „die offene Debatte“ im Bauwesen notwendig, sondern der Bausektor als Ganzes muss transparenter und demokratischer werden. Gerade die private Wohnungswirtschaft hat da erhebliche Defizite.
Was fehlt, ist Mitbestimmung
Es geht in erster Linie nicht nur um Geschäftsberichte und/oder Mitbestimmungsrechte der Beschäftigten. Das ist soweit schon vorhanden. Was fehlt, ist die Mitbestimmung zukünftiger wie gegenwärtiger Mieter*innen bzw. Nutzer*innen bei Planungs- und Bauphasen im Wohnungsbau. Einige Wohnungsgenossenschaften, so auch die Wohnungsgenossenschaft Johannstadt eG (WGJ), haben einen Mieter*innenrat. Seit 21.04.2022 hat nun auch die Vonovia dank eines Modellprojektes ihren ersten Mieter*innenrat, den Wohnhofbeirat Hopfgartenstraße. Das ist in zweierlei Hinsicht ein Novum. Es ist der erste Mieter*innenrat in Dresden außerhalb einer Wohnungsgenossenschaft und es ist das erste Mietergremium bundesweit, das einem privatwirtschaftlichen Wohnungsunternehmen beigeordnet ist. Man darf gespannt sein (ich bin es jedenfalls), was sich daraus entwickelt.
Wohnhofbeirat und Wohnhoffonds ermöglichen ein Frühlingserwachen im Wohnhof mit Mitteln zum Beleben von mehr Lebensqualität Foto: Anja Hilgert
Wir sollten uns alle, Mieter*innen im Besonderen, mehr fürs Wohnen interessieren. Und das nicht nur auf die „Lage, Lage, Lage …“ und „der Preis ist heiß“ reduziert. Diese Slogans sollten dahin wandern, wo sie hingehören: Ins Museum für ausgediente Werbesprüche. So wie es für viele Menschen wichtig geworden ist, wo ihr Essen und ihre Kleidung herkommen bzw. wie diese produziert wurden, so sollte auch die Art und Weise des Wohnens, die Nachhaltigkeit im Wohnungsbau bzw. bei der Sanierung von Altbauten, der Wohnraumgestaltung und -ausstattung, des gemeinschaftlichen Miteinander in den Wohnhäusern etc. stärker in den Fokus rücken.
Ein Beispiel. Die Hälfte sämtlicher Wohnungen in Dresden – in der Johannstadt sogar etwas mehr – wird von Menschen allein bewohnt. Die wenigsten von denen tun das aus freien Stücken. Wären da nicht gemeinsam nutzbare Küchen in der Wohnhausetage ein Mittel für mehr gelebtes Miteinander und besseres Kennenlernen, statt jedem Single seine eigene Küche zu belassen? Der freigewordene Platz der dann überflüssig gewordenen Küche könnte anderweitig Verwendung finden.