85-Jährige von Radfahrer beraubt und verletzt

eingestellt am 04.08.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

Auf der Gabelsberger Straße ist am Sonntagnachmittag eine Seniorin beraubt und verletzt worden.

Die Polizei sucht Zeugen zu einem Raub, bei dem eine Frau leicht verletzt wurde. Die 85-Jährige war am Sonntag gegen 14.30 Uhr auf dem Fußweg unterwegs, als sie von einem Radfahrer überholt wurde. Dieser riss ihr im Vorbeifahren die Handtasche von der Schulter, woraufhin sie stürzte und verletzt wurde. Der Fahrradfahrer floh in unbekannte Richtung.

Hinweise nimmt die Polizeidirektion Dresden unter der Telefonnummer 0351 483 22 33 entgegen.

Damals in der Johannstadt: Die Einweihung des Carola-Hauses

eingestellt am 31.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Sächsische Königin Carola von Wasa um 1874 (Holzstich), Gemeinfreies Bild

Mit Heinz Kulb hat die Stadtteilredaktion einen erfahrenen Johannstädter Autor gewonnen, der sich auf den Spuren “der ganz normalen Menschen” durch Archive wühlt und mit spitzer Feder den Staub von vergangenen Ereignissen pustet. In Folge 3 besucht Sachsens letzte Königin Carola die Johannstadt. Vorhang auf für Ihre Majestät!

Gartenmeister Alois Singer begutachtete zum wiederholten Male den Pavillon vor dem fertig gestellten Hauptgebäude des neuen Carola-Hauses. Zum wiederholten Male richtete er die Efeuranken und Blumengestecke. Dann nickte er zufrieden. Der Blick fiel auf den Lehrjungen Wilhelm und sein Gesicht färbte sich puterrot. Seine Rechte verpasste Wilhelm eine Maulschelle. In wenigen Augenblicken könnte Ihre Majestät erscheinen und Wilhelm stand hier mit einer verdreckten Schürze. Alois Singer zeigte nur auf die Schürze und dann in Richtung Parkanlage hinter dem neuen Haus.

Carolahaus, Geländekarte, 1878. Gemeinfreies Bild, aus der Sammlung H. Kulb. Quelle: http://digital.slub-dresden.de/id406517975

Großer Bahnhof für Königin Carola

Gegen drei Uhr nachmittags des 15. April 1878 hielten mehrere Kutschen vor dem gerade fertig gestellten Gebäude des Hospitals „Carola Haus“ an der Gerokstraße. Erwartungsvoll standen Ärzte, Schwestern, Küchenpersonal, Gärtner und sonstige Bedienstete an der Eingangstreppe. Daneben postierten sich die Damen und Herren des Albertvereins. Auch Wilhelm hatte es geschafft, sich eine saubere Schürze anzulegen und die Schuhe zu putzen. Mit etwas Abstand säumten viele Bewohner der Umgebung aus der Gerok- und der Blasewitzer Straße und der Häuser am Trinitatisplatz den Ort des Ereignisses.

Ansicht des Carolahauses, ca. 1909. Der unbelaubte Baum hinter der Pyramidenpappel ist die heute noch sichtbare Eiche. Foto: A. Hartmann, aus der Sammlung S. Treppnau.

In einem sehr hübschen grünen Kleid und mit modischem Hute entstieg Ihre Majestät Königin Carola der Kutsche und lächelte den Anwesenden nickend zu. Das frühlingswarme Wetter tat ihr gut. Doch der volle Terminkalender, sie kam gerade aus Meißen, forderte seinen Tribut. Contenance, also Selbstbeherrschung, war gefragt. Dessen war sich Carola bewusst. Hochrufe erschallten. Einer anderen Kutsche entstieg Dresden Oberbürgermeister Dr. Stübel und trat zwei Schritt hinter der Königin.

Der Geheime Medizinalrat Dr. Fiedler begrüßte und geleitete sie zu einem Stuhl unter den von den Gärtnern des Hauses mit prächtiger Pflanzendekoration gestalteten Pavillon.

Sachsens letzte Königin

Das wusste sie damals aber nicht. Carola oder mit vollem Namen Caroline Friederike Franziska Stephanie Amelie Cäcilie, war eine Prinzessin aus dem Hause Wasa-Holstein-Gottorp. Ihr Lebensweg mutete dem eines dramatischen Märchens an. Mehrere Handicaps hatte sie. Sie entstammte einem verarmten Adelshaus. Die Eltern waren geschieden. Carola lebte bei der Mutter in Morawietz (heute Tschechien) ein bescheidenes, eher ruhiges Landleben.

Doch eine unterbelichtete Landpomeranze wurde nicht aus ihr. Sie war gebildet und entwickelte eine Vorliebe fürs Malen, Schach und Theaterspielen. Und mit 18 erblühte sie auf zur „schönsten Prinzessin Europas“. Vor Freiern konnte sie sich kaum retten. Ein Wettlauf um ihre Hand begann. Louis Napoleon Bonaparte (der spätere Napoleon III.) sowie Friedrich Karl von Preußen waren darunter. Das Rennen machte schließlich Albert von Sachsen. Carola konvertierte zum Katholizismus und beide hatten die Unterstützung von König Johann gegen die geifernden Hofschranzen. Es soll eine Liebesheirat gewesen sein, was selten in Königshäusern gewesen wäre.

König Albert und Königin Carola, Foto von Hoffotograf Otto Meier, aus der Zeitschrift “Gartenlaube” 1889

Fortan sah Carola ihre Passion auf sozialem Feld. 1867 gründete sie mit der sorbischen Krankenschwester Marie Simon den nach ihrem Mann benannten Albertverein, einem der Vorgänger des Roten Kreuzes, der sich um die Pflege von Kranken und Verwundeten im Kriege kümmerte.

In ihrer Ehe überließ sie ihrem Mann, dem späteren König Albert, das Feld der Politik, „wobei sie viele seiner Ungeschicklichkeiten im politischen Bereich durch ihre umgängliche Art ausglich.“* Andere beurteilten das Wirken des Herrscherpaares drastischer: „Carola war die nichtsnutzige Gattin des militaristischen Dreckskerls Albert, der als König soviel taugte, wie ein Bündel Stroh zum Feuerlöschen.“** Ein wenig zu drastisch formuliert von meinem geschätzten Schriftstellerkollegen Jens-Uwe Sommerschuh.

Auf dem Weg zur Landesmutter

Mit der Thronbesteigung 1873 widmete sie sich, da ihre Ehe kinderlos blieb, voll den sozialen Belangen. Nicht die Verhältnisse wollte sie ändern, sondern das Leid lindern. Sie war keine Revolutionärin, keine Frauenrechtlerin, keine Sozialdemokratin, sondern aufgeklärt konservativ in der Weltanschauung. So brachte sie mit dem Pestalozzi-Verein erwerbslose Frauen in Lohnarbeit, unterstütze weibliche Dienstboten jenseits der 60 durch kostenlose Unterbringung in Dienstbotenheime, gründete Kindergärten und Lungenheilanstalten, schuf Wohnraum für arme Familien. Für die Arbeiterfamilien initiierte sie Volksküchen in deren Wohn- und Arbeitsvierteln.

Logo des Albertvereins von Werbemarke, aus der Sammlung H. Kulb, Lizenz: Public Domain Mark 1.0

Durch die Ausbildung von Frauen und Mädchen zu Krankenschwestern, Wirtschafterinnen, Näherinnen wurden für die weiblichen Angehörigen der unteren Schichten neue Erwerbsmöglichkeiten eröffnet. ***

Ihr Rollenverständnis adliger Frauen entsprach der damaligen Zeit und war deren einzige Beschäftigungsmöglichkeit um selbständig und anerkannt zu arbeiten. Königin Carola und Kaiserin Auguste Viktoria (von Wilhelm I.) repräsentierten auch eine neue Generation von Frauen der Oberschicht in der damaligen Zeit.

Heilstätte für Tuberkulose-Kranke und Trümmersortieranlage

Pastor Peter hielt die Weiherede, der die Königin aufmerksam lauschte. Unter den Versammelten war auch der Stadtbaurat Theodor Friedrich, der den durch Spenden und einer Lotterie finanzierten Komplex konzipierte und errichtete. In diesen ersten Gebäuden befanden sich Krankensäle mit 30 Betten, Aufnahmezimmer, Operationssäle, Wohnungen der Schwestern und Assistenzärzte, Küche und Speisesaal. Die medizinischen und technischen Ausstattungen sollen dem damals neuesten Stand entsprochen haben. Bis zur Jahrhundertwende entstanden neben einer Kapelle noch weitere Gebäude, die dann 225 Kranke beherbergen konnten. Daneben entstand ein gepflegter Park.

Das Carolahaus. Stadtplan von 1911. Quelle: SLUB Dresden / Deutsche Fotothek.

Nach der Gründung des Krankenhauses Johannstadt**** spezialisierte sich das Carola-Haus zur Heilstätte für Tuberkulosekranke. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Haus an die Stadt verkauft. Die Nazis machten daraus eine Schule der SA, wobei die Kapelle zum Schießstand mutierte. Dann im Krieg ein Lazarett. In der Bombennacht im Februar 1945 wurde das Areal vollständig zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gelände zunächst eine Trümmersortieranlage und ab den 50er Jahren der VEB Plattenwerk. Heute harrt es seiner nicht sichtbaren Zukunft.

Nach des Pastors Rede besichtigte Königin Carola die neuen Räume und verließ nach einem Dank an die hier Beschäftigten und einem kleinen Imbiss gegen halb fünf das Haus in Richtung ihrer geliebten Wohnstätte in Stehlen.

Auch Gartenmeister Alois Singer und sein Lehrling Wilhelm verließen mit vor Stolz geschwellter Brust das Anwesen, denn Majestät hatte sich bei ihnen persönlich für das Pflanzenarrangement im Pavillon bedankt.

*aus Maria Görlitz: Parlamentarismus in Sachsen. Königtum und Volksvertretung im 19. Und frühen 20. Jahrhundert. LIT Verlag Münster 2011

**Jens-Uwe Sommerschuh auf Facebook, 4. Oktober 2020, 01.08 Uhr

***Dagmar Vogel: Wahre Geschichten um Sachsens letzte Königin. Tauchaer Verlag, Taucha 2006

****heute Universitätsklinikum Carl Gustav Carus

Damals in der Johannstadt – von Heinz Kulb

 

Amberbäume für die Dürerstraße

eingestellt am 29.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Die jungen Bäume werden mit weißer Farbe vor der Sonne geschützt. Foto: Philine

Dürre in den vergangenen Jahren, Überschwemmungen in diesem: Der Klimawandel steht vor der Haustür. Ein Beitrag, den Städte für ein besseres Stadtklima leisten können, ist Begrünung. Die Stadt Dresden setzt verstärkt auf Straßenbäume und pflanzt in einer Aktion seit Juni 2020 insgesamt 800 von ihnen im Stadtgebiet. Die Dürerstraße soll jetzt 15 neue Amberbäume erhalten – neun stehen bereits. 

Weiß leuchten die getünchten Stämmchen in der Mittagssonne. Die Blätter – in der Form eine Mischung aus Efau und Ahorn – bewegt eine Brise. Ganz frisch sind die neun Amberbäume an der Dürerstraße auf dem Abschnitt zwischen Permoser- und Silbermannstraße gepflanzt worden. Die weiße Farbe am Stamm soll vor der Sonneinstrahlung schützen – wie den Menschen die Sonnencreme. Sonst bilden sich Risse in der Rinde, durch die Pilze und Bakterien eindringen können.

Amberbäume in der Dürerstraße. Foto: Philine

800 Bäume für das Stadtgebiet

Seit vergangenem Herbst läuft die Saison für Baumpflanzungen an Dresdens Straßen sowie in den städtischen Parks und Grünanlagen. 595 Bäume setzten Landschaftsbaufirmen und der Regiebetrieb der Landeshauptstadt in die Erde. Weitere 182 Bäume an Straßenfußwegen und 36 Bäume in Parkanlagen folgen. Vorwiegend werden Bäume ersetzt, die wegen der veränderten klimatischen Bedingungen abgestorben sind.

Der Stadtrat hatte die zusätzlichen Mittel in Höhe von 2,5 Millionen Euro für Baumpflanzungen an Straßen und in Parkanlagen für die Jahre 2021/2022 bereitgestellt. Sie sollen zu Luft- und Lebensqualität beitragen.

Bei den Sorten wurde auf Widerstandsfähigkeit geachtet: Die Bäume müssen den Herausforderungen des Stadtlebens standhalten und genügsam sein. Der Amerikanische Amberbaum erfüllt diese Anforderungen. Er ist gegen das wechselhafte europäische Klima gewappnet und verträgt sowohl Frost, als auch starke Regenfälle und Hitze. Im Herbst verfärbt er sich in fantastischen Indian Summer-Tönen. Die anderen Arten des Amberbaumes stammen aus Mexiko, dem Orient und Südasien.

Wohlriechendes, wenn auch “falsches” Harz

Der ausführliche lateinische Name lautet Liquidambar styraciflua ‘Worplesdon’, wobei  liquid flüssig bedeutet und das arabische Wort für anbar -Bernstein – enthalten ist. Übersetzt heißt der Baum also “flüssiger Bernstein”. Er findet in der Medizin bei Atemwegserkrankungen, Geschwüren und Vereiterungen Verwendung. Verarbeitet wird dazu neben Früchten, Stamm und Blättern sein Harz.

Die Blätter der jungen Amberbäume verfärben sich im Herbst orange, rot und gelb. Foto: Philine

Einige Arten der Gattung Liquidambar bilden den wohlriechenden Balsam aus  – so auch der Amerikanische Amberbaum.  Allerdings liefert der Amberbaum im Gegensatz zum Storaxbaum zwar ein ähnliches, jedoch nicht das echte Benzoeharz aus. Es duftet aber ebenso angenehm und wird in der Parfümherstellung genauso angewendet wie zum Räuchern.

Bäume erkennen mit dem Themenstadtplan

So überraschend können die Eigenschaften unscheinbarer Jungbäume sein. Wer neugierig geworden ist, was andere Bäume in der Johannstadt wohl so können, dem kann der Dresdner Themenstadtplan helfen. Er zeigt derzeit rund 98.700 registrierte Bäume auf städtischen Flächen an. “Mit einem Klick erfährt man die Baumart, das Alter und die Nummer des Baumes,“ sagt Detlef Thiel, Leiter des Amtes für Stadtgrün und Abfallwirtschaft.

Und er ergänzt: „Dass der Themenstadtplan nun auch den gesamten städtischen Baumbestand enthält, ist nicht nur ein Service für alle, die sich für Dresdens Bäume interessieren. Zugleich wird es damit für Bürgerinnen und Bürger einfacher, wenn sie sich mit ihren Anliegen zu einem bestimmten Baum im öffentlichen Grün an unser Amt wenden, da im Themenstadtplan ja alle wichtigen Daten bereitstehen und wir sofort wissen, welcher Baum gemeint ist.“

Bäume in der Johannstadt

Gastbeitrag: Rudolf Sendig und die Dresdner Fremdenverkehrsentwicklung

eingestellt am 24.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Gruß Bad Schandau - Postkarte mit Rudolf Sendig. Foto & Verlag: unbekannt, Sammlung: Manfred Wille

Manfred Wille ist Gastronomie-Historiker und wollte den Visionär Rudolf Sendig aus Bad Schandau und seinen Karrierestart vor 150 Jahren mit Gedenk-Veranstaltungen würdigen. Geplant war eine Friedhofsführung auf dem Trinitatisfriedhof, denn dort liegt der risikofreudige Unternehmer begraben. Das musste wegen Corona entfallen – eine Zusammenfassung reichte Wille deshalb zur Veröffentlichung auf johannstadt.de ein.

Eine Grabstelle auf dem Trinitatisfriedhof erinnert gerade 2021 an bedeutende Ereignisse im Dresdner Gastgewerbe. Am Neumarkt entstand um 1834/35 unter dem Hotelier Johann Heinrich Gerstkamp aus einem einfachen Hotel durch die Zusammenlegung von drei Häusern das Hotel de Saxe mit einem repräsentativen Konzert- und Ballsaal im Obergeschoss.

Prächtige Bälle, englischer Fußball

Später unter dem Hotelier Julius Karl Dorn wurde das Hotel de Saxe zu einem Hotel der Ersten Klasse. Neben prächtigen Ballveranstaltungen traten bedeutende Künstler wie Liszt und Paganini hier auf. Die Abonnementskonzerte von Robert Schumann fanden eine große Resonanz. Die englischen Fremden, die im Englischen Viertel wohnten, waren mit Veranstaltungen, wie Aufführungen eines englischen Amateurtheaters, Basaren, der Präsentation eines englischen Fußballklubs zu Gast im “de Saxe”.

Blick in Rudolf Sendigs Hotel “Europahof” in Dresden. Foto & Verlag: unbekannt, Sammlung: Manfred Wille

Die Familie Dorn entwickelte ab 1883 zusätzlich einen bedeutenden Weinhandel, wobei die Bestände sowohl in den Kellern des Hotels, aber auch im Coselpalais und weiteren Kellern bewahrt wurden. Rudolf Sendig unterhielt enge Kontakte zur Familie Dorns und heiratete 1879 in der Dresdner Hofkirche Lucile Dorn, die Tochter des Hotelbesitzers.

Vom Koch zum Manager

Das ist einer der Gründe, warum Rudolf Sendig mit seiner Lucile mit ihren Urnen in der Dornschen Grabstelle ihre letzte Ruhe fanden. Im Jahr 2021 werden es 150 Jahre, dass Rudolf Sendig als Koch in Bad Schandau startete. Sehr schnell entwickelte er sich zu einem Hotelmanager mit Phantasie, großen Visionen, unternehmerischem Elan, verbunden mit Risikobereitschaft und Durchsetzungsvermögen.

Einige Beispiele in Fakten sollen das deutlich machen:

  • Bau von mehreren anspruchsvollen Kureinrichtungen,
  • Schaffung einer Villenkolonie samt Aufzug in Ostrau
  • Er ließ den Königspark mit 45.000 Quadratmetern Gestaltung mit Porticus und Wandelhalle anlegen.

Bad Schandau findet Anerkennung als Kurstadt

Im Jahr 1884 startete er mit der Reise zur Zarin nach Petersburg einen besonderen Coup, um in Bad Schandau russische Offiziere kuren zu lassen, was in der Folge viele russische Gäste nach sich zog. Er setzte viele wirkungsvolle Marketingideen um und holte bedeutende Großveranstaltungen nach Bad Schandau.

Gedenkplatte am Sendig-Museum. Bild: Manfred Wille

Damit gelang es Sendig, Bad Schandau zu einer anerkannten Kurstadt zu entwickeln. Vieles, wie der Sendig-Brunnen, der Aufzug und seine Ehrenbürgerschaft erinnern daran. Mit der Übernahme des Hotels Europäischer Hof in Dresden auf der Prager begann eine neue Phase der „Hotelindustrie“, die durch ihn maßgeblich entwickelt wurde. Weitere Hotels unter seiner Leitung entstanden in Nürnberg, Wiesbaden und auch mit dem Neuen Sendig Hotel in Dresden.

Zäsur Erster Weltkrieg

Mit der Übernahme des Belvedere auf der Brühlschen Terrasse führte er Cabaret-Programme ein. Im Fremdenverkehrsverein Dresden setzte er kreative Marketingideen um. Seine wirkungsvollen Aktivitäten führten zu internationaler Anerkennung und Führungspositionen im nationalen und internationalen Hotelgewerbe.

Urne von Lucile Sendig. Bild: Manfred Wille

Die Vorbereitung des Ersten Weltkrieges führte zum Ausstieg seiner Investoren und damit zum Zusammenbrechen seiner Projekte. Er zog sich nach seinem „lieblichen“ Bad Schandau zurück. Der Tod seines Sohnes im Krieg und er spätere Tod seiner treuen Kameradin Lucile trafen ihn sehr. Bad Schandau blieb er jedoch, hoch geehrt, bis zu seinem Lebensende mit 80 Jahren treu.

 

 

Ein Gastbeitrag von Manfred Wille

 

Wirbel um Feuerwerke am Johannstädter Elbufer

eingestellt am 23.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Der Himmel hat es zum Jahresende vorgemacht: Nachhaltige, stille, unvergleichliche Pracht. Foto: Philine Schlick

Derzeit kursiert eine Petition in der Johannstadt, die sich gegen Feuerwerke am Käthe-Kollwitz-Ufer richtet. Diese wurden im Rahmen von Feierlichkeiten in der Elblounge Johann abgefeuert. Chefin Laura Girke zeigt sich gegenüber den Beschwerden verständnisvoll.

Am Freitag waren bei der Petition “Stoppt die Feuerwerke in Dresden Johannstadt” 328 von 500 nötigen Unterschriften zusammengekommen. Bürger*innen richten sich mit der Kampagne an das Umweltamt Dresden. Der Grund: In den vergangenen Wochen fanden in der Elblounge Johann Veranstaltungen statt, bei denen es knallte und blitzte. Ein malerisches Feuerwerk gehört eben für viele zum festlichen Anlass dazu.

Die Wiese vor dem “johann” ist öffentlicher Bereich. Foto: Philine Schlick

Anwohner*innen sehen die lautstarken Funkenregen besonders im Sinne des Naturschutzes kritisch. “Für die wildlebenden Tiere (in unserem Hof sind beispielsweise viele Fledermäuse und auf den Bäume schlafen zahlreiche Krähen, Tauben, Elstern und Spatzen), die Enten usw. an der Elbe oder aber für Hunde in den Haushalten bzw. für Hunde die gerade Gassigehen muss dieser Höllenlärm eine Qual sein!”, heißt es in dem Aufruf. Aber auch für Menschen sei der Widerhall in den Häuserzeilen und die Dauer der Knallerei belastend.

Elblounge-Chefin verspricht vertragliches Verbot

Am 14. Juli wurde auch ein Feuerwerk mitten in der Woche festgestellt. Laura Girke, Geschäftsführerin der Elblounge, bestätigt das auf Anfrage der Stadtteilredaktion: “Letztens war ungewöhnlicherweise am Mittwoch eine Hochzeit und die hatten leider auch ein Feuerwerk. Davon wussten wir nichts und haben im Grunde auch keine Handhabe dagegen, weil diese völlig autark von uns bei der Stadt anzumelden sind. Diese hatte es genehmigt, die Polizei hatte die Unterlagen geprüft”, erklärt sie.

Laura Girke vom Restaurant “johann”. Foto: Philine Schlick

Für den Unmut der Bürger*innen hat sie vollstes Verständnis und will handeln: “Falls mal wieder eine Hochzeit in der Woche stattfindet, werden wir vertraglich Feuerwerke verbieten.”

Petition könnte generelles Verbot anschieben

Für generelle Genehmigung von Feuerwerken am Elbufer dagegen sieht sie die Stadt Dresden in der Verantwortung: “Am Ende müssen uns die Gäste leider ja auch gar nicht informieren, da die Wiese vorm Haus öffentlicher Bereich ist. Wie entschuldigen uns nochmal sehr für den Mittwoch!”

Das Umweltamt selbst hatte die Petition als Handhabe empfohlen. Ob es eine komplette Eindämmung von Feuerwerken am Elbufer geben könnte, werde geprüft, heißt es in der Petition.

Feuerwerke in der Johannstadt?

Ein neuer Stolperstein für die Johannstadt

eingestellt am 21.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Stolperstein für Eva Stein an der Elsasser Straße 5. Quelle: Wikipedia

Am Mittwoch und Donnerstag verlegen Mitglieder der Initiative Stolpersteine für Dresden e. V. zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus 33 Stolpersteine vor 18 Häusern. Auch die Holbeinstraße in der Johannstadt bekommt einen neuen Stolperstein.

Seit 1992 erinnert der Künstler Gunter Demnig mit goldenen Stolpersteinen an Menschen, die während des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert, ermordet, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. In Dresden wurden bereits 259 Stolpersteine an den letzten Wohnorten von Opfern des Nationalsozialismus verlegt.

Stolperstein für die Holbeinstraße

„Die Stolpersteine sind ein Versuch, die traumatische Geschichte der Deportation und Vernichtung jüdischer Mitbürger in unserer Stadt während der NS-Diktatur sichtbar zu machen. Ich danke den Initiatoren für dieses Engagement. Angesichts des wachsenden Antisemitismus haben wir als Nachgeborene die Aufgabe, immer wieder an das Schicksal der Opfer zu erinnern und nicht zu vergessen”, so Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch.

Diese Woche werden in der Landeshauptstadt 33 weitere Stolpersteine vor 18 Häusern angebracht. Am Donnerstag um 13.15 Uhr ist es an der Holbeinstraße 48 so weit. Der goldene Stein trägt den Namen “Caro”.

Die öffentliche Feierstunde anlässlich der Verlegung von Stolpersteinen 2021 findet später um 19 Uhr in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Klemperer-Saal, Zellescher Weg 18 statt.

Stolpersteine in der Johannstadt

  • www.stolpersteine-dresden.de
  • Dürerstraße 10: Sara Altbach, Josef Altbach
  • Wallotstraße 7: Ella Deutsch; Deutsch / Hirsch
  • Hopfgartenstraße 7: Otto Ernst Faber
  • Georg-Nerlich-Straße 2: Bedřich Fantl; Brigitte Fantl, Helene Fantl, Leo Fantl
  • Georg-Nerlich-Straße 4: Fritz Meyer, Harry Meyer, Heinz Meyer, Johanne Meyer
  • Striesener Straße 38a: Malwine Hann, Sigmund Hann
  • Marschnerstraße 21: Alexandrine Kastner, Otto Kastner, Hans-Werner Kastner
  • Lortzingstraße 1: Hildegard Rau
  • Fetscherstraße 34: Thekla Schindler, Ernst Schindler
  • Elsasser Straße 5: Eva Stein
  • Pfotenhauerstraße 16: Berta Steinhart, Herbert Steinhart, Oskar Steinhart

Gastbeitrag: Abschied vom Burnout-Baum an der Elbe

eingestellt am 21.07.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Die alte Weide ist zur sichtbaren Bruchstelle des Lebens geworden und regt Menschen an, ihre Geschichte zu erzählen. Foto: Ferdinand Saalbach

In Anbetracht des vielen Wassers in der Elbe steht die Ankündigung von Seiten des städtischen Umweltamtes im Raum, dass der alte gestürzte Baum, den kraftvolle Wetter endgültig entwurzelt und zu Fall gebracht haben, von seinem Standort weg und davon geschafft wird, bevor die Fluten den Stamm womöglich zu einem gefährlichen Treibgut machen können.
Der alten Weide, die auch der Johannstädter Lieblings-Baumkalender 2020  und die Momentaufnahmen im Stadtteilmagazin ZEILE als ein besonderes Kunstwerk der Natur würdigten, kommt jetzt noch einmal vermehrte Aufmerksamkeit zu und eine Art Segen, durch den Beitrag, den der Johannstädter Autor und Musiker Ferdinand Saalbach in der Redaktion eingereicht hat.

 

Gastbeitrag von Ferdinand Saalbach

 

Ein gefallener Baum, der in den Stadtteil starke Bindungen hat           Foto: Ferdinand Saalbach

 

Abschiede tun weh. Vor allem, wenn sie für immer sind. Heute habe ich erfahren, dass der Baum, der für mich zu einem Symbol meiner eigenen Überlebenskraft und Wandlung geworden war, gestorben ist. 

Damit war die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen. Abschied davon, dass ich einfach vorbeispazieren und mulmig gerührt zu ihm aufblicken konnte. Abschied davon, mich durch ihn an meine Geschichte zu erinnern. Abschied davon, ihn als Vorbild für Überlebenswillen und Stärke zu sehen. Abschied von der Gelegenheit, anderen Menschen die Geschichte von seiner Rettung zu erzählen, wenn wir mal mehr und mal weniger zufällig an ihm vorbeiliefen. 

Als ich diesmal in seiner Mitte stand, musste ich aber immer wieder darüber nachdenken, was ein Bekannter vorher in der Runde gesagt hatte, in der ich vom Schicksal des Baumes erfuhr: Er lebt doch noch, wir alle hier reden drüber. 

Und mir wurde klar, dass sich zwar die Form ändert, nicht aber der Geist. Der Baum wird über die nächsten Monate – oder vielleicht sogar Jahre – langsam zerfallen. Er wird Nährboden sein für neue Pflanzen, aus seinen Trieben und Samen wird vielleicht eines Tages ein neuer Baum entstehen. Aber was er zu Lebzeiten geschaffen hat, wird fortwirken. 

Die Geschichte, die ich mit ihm erlebt habe, wird genauso fortwirken wie die gedruckte Geschichte, die daraus entstanden ist. Die Bekanntschaften, die ich über diese Geschichte geschlossen habe und die Geschichten, die aus dieser Bekanntschaft entstanden sind, werden fortbestehen. Dass er mich in Kontakt mit dem Stadtteilmagazin gebracht hat, dadurch neue Kontakte entstanden sind und Texte wie dieser hier geschrieben werden, ist Verdienst dieses Baumes. Und das ist nur das, was er für mich getan hat. 

Er hat zu Lebzeiten so gewirkt, dass er weit über seinen Tod hinaus spürbar bleiben wird. Der hohle, der gepeinigte, der geschändete Baum, der sich allem Schlimmen, das ihm angetan wurde, widersetzt und einfach immer weiter gelebt hat. Der besonders werden konnte, eben weil er so viel Furchtbares erleben musste. Er hat seine Geschichte geschrieben, er hat inspiriert, an ihn wird man sich erinnern. An ihn werde ich mich erinnern. Weil wir so viel gemeinsam haben. 

Sein Tod aber ist auch ein Zeichen für mich. Es ist ein Zeichen, Abschied zu nehmen von der Verbindung mit der Vergangenheit. Das Aufblicken zu einem Symbol, die Erinnerung an die eigene Geschichte, all das darf nun gemeinsam mit den sterblichen Überresten des Baums langsam zerbröckeln und immer unscheinbarer und bedeutungsloser werden. Ich werde den Baum noch häufig besuchen und ihm bei seiner Auflösung zusehen. Ich werde ihn dabei ein letztes Mal als Symbol benutzen. Bis ich kein Symbol mehr brauche. 

Dann wird er nur noch eine Erinnerung sein. Eine Erinnerung, die in mir und vielen anderen weiterleben wird. 

 

 

Das Leben hat kein Ende. Foto: Ferdinand Saalbach

 

Weitere Informationen

  • FERDINAND SAALBACH
    Autor, Speaker, Moderator und Musiker

Kontakt: +49 (0)151 / 41 44 45 23
kontakt@ferdinand-saalbach.de

www.ferdinand-saalbach.de

www.steine-im-rucksack.de

 

Mann verletzt Polizisten mit Glasflasche

eingestellt am 20.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

Ein 39-Jähriger hat am Montagabend einen Polizeibeamten mit einer Glasflasche angegriffen und verletzt.

Wie die Polizei mitteilt, waren am Montagabend Polizisten zu einem Rettungswagen auf der Striesener Straße gerufen worden, weil ein Mann sich den Sanitätern gegenüber aggressiv verhielt.

Als die Beamten eintrafen, randalierte der 39-Jährige im Rettungswagen. Er griff eine Glasflasche und warf sie dem 34-jährigen Polizisten aus kurzer Distanz an den Kopf. Dieser musste seine Verletzungen in einem Krankenhaus versorgen lassen.

Die Beamten nahmen den Mann fest. Gegen ihn wird nun unter anderem wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte ermittelt.

Mahd-Monat – was bedeutet das für Insekten und anderes Kleingetier?

eingestellt am 20.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: In blühenden Wiesen tummeln sich Schmetterlinge und andere Insekten. Foto: Birgit Kretzschmar

Der Juni ist die Zeit der Mahd, auch in der Johannstadt. Halme, Blüten und Rispen fallen, werden zu Heu. Aber was bedeutet das für die Insekten und ihr Buffet? Sorgenvoll wandte sich Birgit Kretzschmar an die Stadtteilredaktion. Das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft erklärte seine Vorgehensweise.

“Immer wieder wächst das Gras – hoch und wild und grün. Bis die Sensen ohne Hast ihre Kreise zieh’n”, singt Gerhard Gundermann. Auch an den Elbwiesen und auf Grünflächen in der Johannstadt wird gemäht. Nicht mehr mit Sensen, sondern motorisiert. Das Gras wird geerntet.

Elbwiesen

Wo sollen Insekten Nahrung finden?

Im Namen von Schmetterlingen, Bienen, Wespen, Hummeln, Faltern, Käfern, sonstigen Insekten und Spinnen sandte Birgit Kretzschmar vom Reisebüro Art of Travel eine Anfrage an die Stadtteilredaktion:

Wiesen und Grünflächen seien nicht nur der Lebensraum des Menschen. Nun sei alles radikal abgemäht, nicht einmal ein kleines Fleckchen sei  stehen gelassen worden. Die Wiese am Stephanienplatz sei ein richtiges Schmetterlingsparadies gewesen – bis vergangene Woche Mittwoch. “Wo sollen Insekten jetzt Nahrung finden?”

Vorher. Foto: Birgit Kretzschmar
Nachher. Foto: Birgit Kretzschmar

Mähen für die Artenvielfalt

Das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft begründet seine Vorgehensweise mit Artenvielfalt. Denn, wo nicht gemäht werde, können sich spätblühende Pflanzen nicht durchsetzen: “Der Mahdzeitpunkt im Juni ist seit vielen Jahren eine geregelte Größe, die einen Kompromiss aus verschiedenen Belangen darstellt. Am artenreichsten bleiben Wiesen durch eine ein- bis dreimalige Mahd pro Jahr. Werden sie seltener gemäht, geht Vielfalt ebenso verloren wie durch Düngung und höhere Schnitthäufigkeit.”

Viele Pflanzen würden zwar durch die Mahd jetzt zurückgeworfen, schafften aber bis zum Vegetationsende noch die Ausbildung von Samen, führt das Amt aus.

Am Stephanienplatz wurde gemäht. Foto: Birgit Kretzschmar

Viele Insekten mögen mageren Rasen

Mähen ist also Pflege – aber was ist nun mit den Tieren? “Bei der Mahd gibt es keinen Totalverlust. Die Fauna findet, wenn auch eingeschränkt, Rückzugsmöglichkeiten und Nahrungsquellen”, begründet das Amt. Gemäht werde, wie an den Elbwiesen zu beobachten war, zeitversetzt. Das bietet eine Schonung. Begünstigend kommen hier sicher die zahlreichen Balkone und Gärtchen zum Tragen, die in der Stadt Rückzugmöglichkeiten bieten und so die Artenvielfalt stützen.

Dasselbe gelte auch für den Stephanienplatz. Allerdings wird dieser momentan noch dreimal jährlich gemäht und beräumt. Ursache hierfür sei, dass der Boden noch zu fett und voller Nährstoffe ist. Magerer Rasen ist die Lebensgrundlage vieler Insekten: “Das Beräumen des Schnittgutes sorgt in diesem Fall für eine Reduzierung des Nährstoffangebotes und damit zur Förderung von Blütenpflanzen.”

Wilde Wiesen als Zuflucht

Es waren einmal Sommerwiesen – und werden wieder welche sein. Nachträglich berichtete Birgit Kretzschmar, dass sie einen naturbelassenen Wiesenstreifen einige hundert Meter entfernt vom Stephanienplatz entdeckt habe. Das mag ein kleiner Trost für den zeitweiligen Kahlschlag sein.

Es bleibt natürlich eine Überlegung wert, zukünftig nicht alles zu mähen, sondern “wilde Abschnitte” zu lassen, wo sich das Leben ungestört tummeln kann.

Kaum sichtbares Wiesenrispengras Foto: Anja Hilgert

Führung über die Elbwiesen

Am Donnerstag um 16.30 Uhr bietet das Umweltamt eine Exkursion am Elbufer Johannstadt an. Fachleute aus dem Bereich Landschaftsschutz führen etwa eineinhalb Stunden über Streuobst- und Glatthaferwiese unweit des Fährgartens.

„Im Rahmen unserer Kampagne ‘Unsere Elbwiesen – Schütze, was du liebst’ bieten wir den Dresdnerinnen und Dresdnern vor Ort einen Perspektivwechsel. Interessierte bekommen bei der kurzweiligen Entdeckertour einen Einblick in den praktischen Landschaftsschutz und erfahren, wie wir als Verwaltung die Balance zwischen den Interessen der Menschen und dem Schutz des Naturraums immer wieder neu austarieren”, führt Umweltamtsleiter Wolfang Socher aus.

Eine Anmeldung ist unter elbwiesen@dresden.de erforderlich.

Initiativen für Insekten in der Johannstadt

Fahrräder aus Mehrfamilienhaus gestohlen

eingestellt am 19.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

An der Blasewitzer Straße wurden Fahrräder im Wert von 12.000 Euro gestohlen.

Wie die Polizei vermeldet, haben Unbekannte in den vergangenen Tagen aus dem Fahrradschuppen eines Mehrfamilienhauses an der Blasewitzer Straße mehrere Fahrräder gestohlen.

Eine Zeugin hatte am Sonntagmittag die Polizei informiert, dass aus dem Schuppen ein E-Bike und ein Mountainbike entwendet wurden. Als Polizeibeamte vor Ort den Diebstahl aufnahmen, meldeten sich zwei weitere Betroffene. Diese gaben an, dass aus dem Fahrradschuppen drei weitere E-Bikes fehlen.

Die gestohlenen Räder haben einen Wert von insgesamt mehr als 12.000 Euro.

Die Junikäfer sind los! – Ein Johannstädter Gruppenszenario im Freien

eingestellt am 18.07.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Flanieren und Entspannen in den Elbwiesen ist schön - im Juni und auch Juli bloß nicht immer möglich Freie Foto: Anja Hilgert

Wenn die schwüle Sommerluft am Elbufer steht und kein Lüftchen sich regt, wird’s für Passant*innen stürmisch entlang der Wiesen.
Unvorhersehbar entstehen plötzlich Turbulenzen, die Kopf und Oberkörper befallen und spontan in Aufruhr versetzen, bevor man dazu kommt, zu verstehen, was es ist und wo es herkommt. Aufdringlichen Attacken schutzlos ausgeliefert, empfiehlt es sich in erster Linie, den Mund zu halten und am besten schnellstmöglich zuzusehen, aus dem entstandenen Wirbel wieder herauszukommen – das Weite zu suchen.

Die Junikäfer sind los!

Das klingt eigentlich nicht nach korrekter Verhaltensweise, ist in dem Fall aber doch der wohl einzige sinnige Ausweg. Es sei denn, man schafft, hoch meditativ und stoisch die Ruhe selbst zu bleiben inmitten des tierischen Gebrumms. Alle, die in diesen späten Junitagen abends noch entspannt den Tag draussen ausklingen lassen, wissen, wovon hier die Rede ist. In und entlang der Elbwiesen ist es ein spontan sofort überspringendes, unmittelbar verbindendes Gesprächsthema.
Worum es geht? Es brummt und vibriert summend durch die Luft und bevor Du begreifst, dass es sich nähert, ist es schon an Dich dran gestoßen, brummt umso mehr und kreist immer dichter im Gebrumm um Dich herum. Auch im Juli sind noch die Junikäfer los!

 

Sobald die Dämmerung kommt, legen die Junikäfer los Fotos: Anja Hilgert

Der Schwarm eines Käfers

Von Plage wird gesprochen und sich gewundert über das plötzlich gehäufte, über die Maßen vorkommende Auftreten dieser Käferart, wenn diese zuhauf, in riesigen Schwärmen Buschwerk und Bäume am Flussufer umschwirren. 

Ihre gelbbräunlichen Flügelchen, unter denen sie beharrt sind, müssen das Gewicht eines 1,5 – 2cm großen Leibes tragen. Dazu sind sie vergleichsweise klein, so dass die Käfer im Erscheinungsbild einfach nur plump und schwerfällig erscheinen.
Es wirkt, als könnten sie nicht wirklich steuern, wohin sie wollen. Wahllos, willkürlich, umkoordiniert und bedingungslos brummen sie heran, um gern auch direkt auf menschlichem Haupt und Haar zu landen. Hochgradig lästig, aufdringlich und unangenehm mündet das in wildes  menschliches Um-sich-schlagen. Aus der Fernsicht als filmreifer Slapstick witzig und amüsant anzusehen, ist das Nahempfinden wenig lustig und wirklich panisch-dynamisch. 

Was also wollen die Junikäfer von uns, noch dazu im Juli?!

In Wahrheit ist es einfach nur die beste Zeit, die Junikäfer in ihrem Leben haben: Sie befinden sich im Paarungsverhalten, im Liebestaumel sozusagen, sind auf Partnersuche und die Zeit für die Vereinigung der Geschlechter ist kurz, also wie wild zu nutzen.
Das genau tun Junikäfer.

Die Silhouette von Bäumen und Menschen als Tanzplatz

In dieser Zeit, die ihrem Überleben gilt, gibt die Wärme ihnen Auftrieb, deshalb schwärmen sie, von der Sonne erwärmt in den Sommermonaten Juni und Juli und bis in den August, bei einer jeweiligen Lebensdauer von nur 6-8 Wochen.

Damit die tumben Flieger besser vor Räubern wie Vögeln und im Gras stöbernden Säugetieren geschützt sind, haben sie ihre Aktivität in die Dämmerung verlegt. Ihr Flug dauert nur über die wenigen Stunden des Abends an. Zu den natürlichen Feinden der fliegenden Käfer zählen Fledermäuse, die dann aktiv sind, wenn auch die Junikäfer ihre höchste Aktivität haben.

In diesen Dämmerungs- und Nachtflügen orientieren sich Junikäfer an Lichtquellen, die ihnen gegen den Horizont zu Silhouetten von Bäumen und Sträuchern abbilden. Und auch von herausragenden Verkehrsschildern, die sie rätselhafter Weise umschwirren. Weil Menschen, die zur selbigen Abendstunde des Weges kommen und in der sommerlichen Weite der Elbwiesenlandschaft wandeln, genauso silhouettenhaft hervorstehen, werden auch sie angeflogen und von Scharen von Käfern belandet. Dass sie sich auf ihm lediglich paaren wollen, ist dem Menschen, der umbrummt wird, ein schwacher Trost.

Gefährlich sind sie dem Menschen gar nicht: Sie stechen und beißen nicht, saugen auch kein Blut und sind nicht giftig. Es steht also nichts im Wege, die kleinen dicken Gesellen auf die Hand nehmen.

 

Umschwirrte Silhouette eines Verkehrsschilds Foto: Anja Hilgert

Die guten Maikäfer im Schraubglas

In meiner Kindheit stand im hinteren Teil unseres Gartens eine alte Birke. Sobald das Frühjahr Fahrt aufgenommen und unser Spielen sich draußen bis in den Abend verlängerte, ging von diesem Bereich ein Bann aus.
Maikäfer haben alljährlich, immer in dieser Zeit der saftigen, jungen Birkenblätter meine Kindheit begleitet. Als eine Art Freunde waren sie für kurze Zeit das Haustier, das ich sonst nicht halten durfte. Ich mochte Maikäfer.

Wir haben sie mit spitzer Daumen-Zeigefinger-Zange von der Rinde abgelesen, in mit Blättern gefüllte Einweckgläser gesteckt, sie gefüttert, geschüttelt, betrachtet und bestaunt, mit ihrem Fellchen am Bauch, dem schwarz-weiß gezackten Musterstreifen und den kleinen Greifwerkzeugen an Händen und Füßen, die sich leicht schmerzhaft in die Haut festkrallen konnten und am besten – das war zu vermeiden, sich nicht in den Haaren verfingen. 

Zum Sommeranfang stand bei mir ein Schraubglas auf dem Nachttisch am Bett. In den Deckel hatte ich mit dem Dosenöffner Löcher hineingestoßen. Der Maikäfer sollte in seiner Gefangenschaft, die ich als Kind so damals nicht sah, ja Luft bekommen und weiterleben. Manchmal allerdings spickte der eben doch gefangene Käfer mit einem Beinchen durchs Loch und fingerte mit dem kleinen Greifhäkchen um den Rand des Metalls, was die kindliche Beobachterin bannte und gruslige Schauer auslöste, die vielleicht doch dafür sorgten, dass das Experiment im Folgesommer zwar anklang, aber dann keine Wiederholung mehr fand.

Das alte Kinderlied „Maikäfer flieg…“ ist mir immer ein Rätsel geblieben: „Dein Vater ist im Krieg…“, aber die Stimmung leichter Wehmut hat sich übertragen.
In den nachfolgenden Jahren, daheim längst ausgezogen und meiner Kindheit entwachsen, war es stets ein festes Gesprächsthema zwischen mir und meinem Vater, dass wir uns gegenseitig vergewisserten: „Hast Du dieses Jahr schon einen Maikäfer gesehen?“ Nein, über lange Jahre und bis heute sind Maikäfer rar geworden. „Das liegt wohl am Einsatz der Pestizide“, hatte mein Vater schon damals über das Verschwinden der Kindheitsfreunde gemutmaßt.

Jetzt sind es nicht Mai-, sondern Junikäfer, die dieses summende, brummende Gefühl von Sommer weiter beschwören. 

 

Der Blick nach oben, wo sich Junikäfer tummeln, wenn sie paarungsbereit sind Foto: Anja Hilgert

 

Alles fürs Überleben

Tatsächlich gilt der Junikäfer nicht als eine eigenständige Art, sondern wird als enger, wenn auch etwas kleinerer Verwandter des Maikäfers bezeichnet. Sein Auffälligwerden durch massenhaftes Schwärmen im Juni hat ihm den Spitznamen zugetragen. Genau bezeichnet, ist er unter dem Familiennamen Blatthornkäfer anzusprechen, gehört also den Scarabaeidae an, wie über 20.000 andere Käfertiere auch, darunter der Mai- und der Rosenkäfer.

Ausgewachsene Junikäfer fressen Blätter und Blüten von Laubbäumen und Obstgehölzen, für die sie bei einbrechender Dämmerung den Flug zur Nahrungssuche antreten. Gut genährt starten sie in den Hochzeitsflug, der nicht nur ein einziges Mal, sondern mehrfach, mit wechselnden Partner*innen oder auch in der Gruppe unternommen wird. Ganze Bündel der Käfer taumeln im Schwergewicht ihrer verknäulten Leiber aus den Baumkronen zu Boden.

Nach den aufregenden Flugmanövern verstecken sich Junikäfer wieder in der niedrigen Vegetation, wo sie den Tag verbringen. 

Wie das Portal mein-schoener-garten.de berichtet, legt das Weibchen des Junikäfers nach erfolgreicher Paarung Ende Juli die befruchteten Eier in den bevorzugt sandigen und leichten Boden und stirbt dann. Nachdem sie fürs Überleben der Art gesorgt haben, endet ihr Käferleben, das der Weibchen sogar recht bald nach der Eiablage, mindestens aber innerhalb des verbleibenden Resthalbjahres.

Die Käfer bauen keinen Unterschlupf. Sie legen auch ihre Eier auf den nackten Erdboden ab, der dazu sandig genug sein muss. Im Juli legt ein Weibchen bis zu 35 Eier in sandige Böden.

 

Dreimal Juni

Nach zirka drei Wochen schlüpfen die Larven des Junikäfers. Bis diese sich zu Käfern entwickelt haben, die ausschwärmen können, vergehen je nach Temperaturbedingungen allerdings drei, in nördlichen Breiten sogar vier Jahre.
Zum Winter zu häuten sich die Larven und überdauern in einem zweiten Larvenstadium, dem des Engerlings, die frostigen Temperaturen geschützt in der Tiefe des Erdreichs. Wiederum im Juni des zweiten Jahres häuten sich die Engerlinge, um im dritten Larvenstadium in die Nähe der Wurzeln von Gräsern, Wildkräutern und jungen Baumsprosse zu wandern, die sie anfressen. Hier sind Maulwürfe und Spitzmäuse ihre Feinde. (Auch Wildschweine mögen die Larven gerne – und graben den Boden um, wenn sich Engerlinge dort befinden.)

Im dritten Jahr verwandeln sich die Engerlinge in eine Puppe, aus der im Juni die ausgewachsenen Käfer schlüpfen. Damit ist der Reislauf geschlossen und kann auf ein neues beginnen.

 

Foto: Anja Hilgert

 

Ausblick in den Sommer

Das Brummen wird hier vor Ort zumindest bald ein natürliches Ende finden. Dem Sommer ist in der Hinsicht ein entspannter weiterer Verlauf gesichert. 

In naturnaher Landschaft mit unterschiedlichen Habitaten, in denen viele verschiedene Insektenarten optimale Lebensgrundlagen vorfinden, reguliert sich die Ausbreitung der Junikäfer auf natürliche Weise. Will man ihre massenhafte Ausbreitung vermeiden, sind die Maßnahmen am besten gegen die Engerlinge zu treffen, was wiederum für die Sorge um eine bestmöglich gedeihende Flora und Fauna spricht.

Fiedlerstraße: Wie eine Bürgerin die Sanierung des Gehwegs vorantrieb

eingestellt am 16.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Endlich stand der Gehweg Fiedlerstraße im Fokus. Foto: Philine Schlick

Eine engagierte Frau hat den Bewohner*innen der Seniorenresidenz “Elbflorenz” an der Fiedlerstraße mit Ausdauer und Vehemenz im wahrsten Sinne des Wortes den Weg geebnet. Sie verlieh dem wichtigen Anliegen, den Gehweg vor dem Gebäude zu erneuern, immer wieder Nachdruck. Die Geschichte einer Alltagsheldin, die jegliche Lorbeeren ablehnt.

“Nein, nein”, sagt W. “Das habe ich nicht für mich gemacht, sondern für das Wohnheim.” Kein Bild soll von ihr erscheinen, auch der Name nicht. Sie winkt ab. Es ging ihr um die Sache – und die ist nun endlich getan.

Blick über den neuen Gehweg in Richtung Elbflorenz. Foto: Philine Schlick

Ein kleiner Schritt …

Der Gehweg vor der Seniorenresidenz “Elbflorenz” an der Fiedlerstraße war zerklüftet. Eine zerlöcherte Holperstrecke. Für junge Hüpfer kein Problem, für alte Hasen ein gewaltiges. “Ich bin noch sehr gut zu Fuß”, sagt W. und springt zum Beweis ein paar Mal auf der Stelle, dass der Haarzopf wippt. Aber andere Bewohner*innen des Hauses müssen die Strecke zum benachbarten Einkaufsmarkt mit Gehhilfen, Rollstühlen und Rollatoren bewältigen. Kleine Dellen werden so zu unüberwindbaren Hindernissen – dabei ist der Einkauf für viele ein Höhepunkt im Alltag und ein Akt der Autonomie.

Von der Beschwerlichkeit überzeugte sich im Februar 2019 Stadtrat Hendrik Stalmann-Fischer, als er nach einer Gesprächsrunde zum Thema Gehwege im Seniorenheim Menschen mit Rollstuhl bis zum beliebten Ausflugsziel Netto begleitete. Und siehe da, zwei Tage später beschloss der Stadtrat Baumaßnahmen an der Fiedlerstraße. Die Hoffnung grünte.

Die Residenz Elbflorenz an der Fiedlerstraße. Foto: Philine Schlick

Auf der Warteliste

Das Thema Gehwege hing an der großen Glocke. Dennoch sollte es zwei Jahre dauern, bis die Baufahrzeuge endlich anrückten. W. breitet Zeitungsartikel aus – die Chronik eines langen Wartens. Denn die beschlossenen zwei Millionen reichte bei weitem nicht für alle maroden Fußwege in Dresden. Die Liste ist lang. Und während in anderen Stadtteilen Wege geebnet wurden, harrte man an der Fiedlerstraße, endlich an der Reihe zu sein. W. ließ nicht locker. Sie wandte sich an die Heimleitung.

In alle Himmelsrichtungen gehen

Das Engagement der damaligen Heimleiterin Bärbel Mideksa sei lobenswert gewesen, sagt sie. Und dringend nötig. Menschen stürzten, der Erste-Hilfe-Kasten wurde griffbereit neben die Tür gehängt. Im September 2019 versprach die Straßeninspektion, sich der Gefahrenstelle zu widmen.

Gelb und pink sind die Sätze im Zeitungsartikel unterstrichen. Am Rand prangen Fragezeichen und säuberliche Notizen. Die Stadt hatte die Summe zur Sanierung der Gehwege mittlerweile verdoppelt – dann hakte es beim Personal.

Chronik des Wartens. Foto: Philine Schlick

Die berüchtigte “Senioren-Sturzfalle” blieb, wie sie war. Und W. suchte Wege. Jeden Tag ist sie im Viertel unterwegs. Zu Fuß: “Bei jedem Wetter – ob Schnee oder Gewitter. Ich habe Interesse an der Umgebung und kann in alle Himmelsrichtungen gehen.” Als Bauingenieurin lugt sie auf Baustellen über die Schulter und “hält einen Schwatz mit den Kollegen.” Als sie vor sechs Jahren in die Seniorenresidenz zog, ging es ihr zu schlecht um sich zu engagieren. Als sie wieder auf dem Damm war, nahm sie die kaputten Fußwege persönlich. “Seit 2019 belästige ich die Leute”, sagt sie schmunzelnd. “Das Thema ist 16 Jahre alt!”

Anlaufstelle Stadtteilverein Johannstadt

Auf einem ihrer Spaziergänge stieß sie auf den Stadtteilladen an der Pfotenhauerstraße und brachte ihr Anliegen vor. Sie bat um Unterstützung und bekam sie von NaJo-Mitarbeiterin Esther Heinke. Diese wandte sich an das Stadtplanungsamt und das Quartiersmanagement, um endlich Bewegung in die scheinbar vergessene Debatte zu bringen. Daraufhin kam die Rückmeldung von Stadtbezirksamtsleiter André Barth: Das Anliegen komme auf den Tisch.

Blick auf den Gehweg in Richtung Netto. Foto: Philine Schlick

Endlich war es so weit! Im April 2021 fuhren die Bagger an. Noch immer war W. aufgeregt: Würde auch das wichtige Stück Gehweg zwischen Seniorenheim und Netto mit angepackt? Ihre Sorgen waren unbegründet. Nun deckt glatter Asphalt die Strecke bis an die Lortzingstraße heran. Beim Stadtteilverein ging kürzlich ein Schreiben von Residenz-Leiterin Silke Zühlsdorf ein. Ein großer Dank, stellvertretend für alle Bewohner*innen. “Sie haben auf diesem Wege einen maßgeblichen Teil dazu beigetragen, die Lebensqualität für betagte Menschen im Stadtteil zu verbessern.”

Nun, ein Name soll, aber will in dieser Geschichte nicht genannt werden: W., die mit wohlwollender Hartnäckigkeit über viele Jahre für einen glatten Gehweg appellierte und über diesen straffen Schrittes täglich der Seniorenresidenz für eine Stunde Erkundungen den Rücken kehrt.

Haben auch Sie ein Anliegen?

  • stadtteilverein@johannstadt.de
  • najo2025@johannstadt.de
  • Telefon:  30 93 65 63
  • Bürgersprechstunden auf der Pfotenhauerstraße 66 donnerstags von 10 bis 11 Uhr und von 14 bis 16 Uhr, sowie nach Vereinbarung

Kaffeeklatsch im Wohnhof: Ein Anwohnerfest möchte wachsen

eingestellt am 14.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Es ist Platz für noch mehr Gäste .... Foto: Bertil Kalex

Das war ein buntes Feierwochenende in der Johannstadt! Neben dem Platzhirsch Bönischplatzfest fand im Wohnhof Pfotenhauer-, Hopfgarten- und Elisenstraße ein kleines Hinterhoffest statt, das sich langsam etablieren möchte. Mit-Organisator Bertil Kalex hat Stimmungen und Visionen in einem Gastbeitrag zusammengefasst.

Ein kleines Anwohnerfest fand etwas abgeschieden im Johanngarten im Schatten des Bönischplatzfestes am vergangenen Samstag statt. Der Zeitpunkt war bewusst gewählt worden, da wir uns unter anderem einen „Mitnahmeeffekt“ versprachen. Menschen aus der anliegenden Hopfgartenstraße waren explizit eingeladen auf ein Kennenlernen, Schwätzchen sowie Kaffee und Kuchen vorbeizukommen, bevor sie zur großen Sause auf dem Bönischplatzfest weiterziehen. Um die Sprache der Jüngeren zu bedienen: ein „Vorglühen“ vor dem eigentlichen Fest. Und da wollten wir ja, zumindest der größte Teil von uns, im Anschluss an unser kleines Fest auch noch hin.

Aus der Anonymität heraustreten

Wer ist eigentlich „wir“? Wir, das sind Anwohner*innen und Anlieger*innen aus der Hopfgartenstraße, die die “Projektgruppe Hoffest” repräsentieren. Diese hat sich im Rahmen der Werkstatt zum Wohnhofprojekt Pfotenhauer-, Hopfgarten- und Elisenstraße im vergangen Jahr gebildet. Der Fokus richtet sich darauf, unmittelbaren Nachbar*innen Möglichkeiten zu bieten, sich gegenseitig besser kennenzulernen und so ein Stück weit aus der Anonymität und/oder Einsamkeit herauszulocken. Der Kern der Gruppe besteht aus Vertreter*innen unterschiedlicher kultureller, ethnischer, religiöser und sozialer Herkunft – quasi ein Spiegelbild der primären Zielgruppe.

Gespräche und Kennenlernen bei Kuchen und Sonnenschein. Foto: Bertil Kalex

Auch für dieses kleine „Hopfgartenstraßenfest im Johanngarten“ galt: aller Anfang ist schwer. Der erste Aufschlag im September 2020 fiel im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Immerhin, jetzt beim zweiten Anlauf waren insgesamt ca. 20 Gäste da und etwa zehn Zaungäste, die zusagten, sich beim nächsten kleinen Nachbarschaftsfest im Johanngarten mit einzubringen. Für ein selbstorganisiertes Straßenfest und ohne Budget kein schlechter Anfang. Es gab allerdings Kritik von Anwohner*innen, dass es keine Angabe in den Aushängen dazu gab, wer denn zu Kaffee, Kuchen & Klatsch einlädt – die Kritik kam an und wird in Zukunft beherzigt.

Anwohnerfest als Bereicherung zum Bönischplatzfest

Ebenso munkelte man hinsichtlich der Überschneidung mit dem Bönischplatzfest, es solle eine Konkurrenz- oder Alternativveranstaltunge etabliert werden.

Bessere Absprachen mit der Bönischplatzfest-Organisation? Unbedingt! Konkurrenz bzw. Alternative zum Bönischplatzfest? Keinesfalls! Die Organisator*innen sehen das Fest als Bereicherung sowie zusätzliches Angebot des Straßenfestes.

Das Fest möchte weitere Wohnhöfe zum Nachmachen anstiften. Foto: Bertil Kalex

Orte, wo Menschen jenseits von Bühnen-Beschallung ins Gespräch kommen können, gibt es bis jetzt noch zu wenige. Hier nimmt das Wohnhoffest eine Vorreiterrolle ein und bietet Potenzial für eine perspektivische Erweiterung des Bönischplatzfestes. Der Bönischplatz setzt durch seine Gestaltung einer Ausweitung des Festes Grenzen. Die logische Konsequenz wäre daher in umliegende Wohnhöfe „auszufransen“. Sowohl in südliche als auch in nördliche Richtung.

Die Wohnhöfe Florian-Geyer-Straße, Bundschuhstraße und Bönischplatz sowie Florian-Geyer-Straße und Elsasser Straße könnten ebenso mit einbezogen werden, wie der südliche Wohnhof Pfotenhauer-, Hopfgarten- und Elisenstraße – spätestens, wenn das neue Familienzentrum vom Dresdner Kinderschutzbund fertiggestellt und die ehemalige Stephanienstraße wieder hergestellt und zur Nutzung freigegeben wird.

Hinterhof-Feiernde strömen zum Bönischplatzfest

Ein mögliches Szenario: der Bönischplatz behält seinen „Jahrmarktcharakter“ mit Bühne – nördlich in den Altbau-Innenhöfen könnten sich Angebote von Anwohner*innen etablieren, die vielleicht etwas mehr Platz und/oder Ruhe benötigen. Südlich vom Bönischplatz, vor und hinter dem Durchgang zum Wohnhof könnten Anwohner*innen der Pfotenhauer- und Elisenstraße ihr Programm gestalten. In der „Kita-Meile“ könnten sich die Einrichtungen mit ihren Angeboten präsentieren, die Schokofabrik und das Familienzentrum ebenfalls.

Die dann wiederhergestellte ehemalige Stephanienstraße könnte für Aktionen, die viel Platz brauchen, genutzt werden und der Johanngarten wird von Anrainer*innen der südlichen Hopfgartenstraße bespielt. Nach dem offiziellen Ende strömen dann alle aus den beteiligten Höfen auf den Bönischplatz und genießen die Abschlussparty.

Verkehrsberuhigte Zone für ein Wochenende

Das geht nur, wenn die durchführenden Straßen für den Autoverkehr gesperrt sind. Der Nebeneffekt wäre nicht schlecht: Eine verkehrsberuhigte Zone zwischen Florian-Geyer-Straße und Gerokstraße, flankiert von Elisen- und Bundschuhstraße bzw. ehemalige Stephanienstraße, für ein Wochenende.

Ein gemeinsamer Abschluss des Nachmittagstreffs könnte der Gang auf’s Bönischplatzfest sein. Foto: Bertil Kalex

Das sind allerdings nur Empfehlungen an die Steuerungsgruppe Bönischplatzfest. Wir, die Projektgruppe Hoffest, behalten kleine Schritte bei. Das nächste Fest, welches wir gedanklich ansteuern, ist der Tag der Nachbarn (immer der 4. Freitag im Mai). Die letzten beiden Male fand er coronabedingt nur online statt. Wir hoffen auf eine Präsenzveranstaltung im nächsten Jahr. Und wir setzen auf Unterstützung der Johannstädter Akteur*innen und Rückantwort auf unsere Meldungen.

Wir haben festgestellt, dass viele den Johanngarten noch nicht kennen. Unsere unmittelbaren Nachbar*innen kennen wiederum die aktive Johannstädter Szene nicht. Mehr Kontakt wäre eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Ein kleines Anwohnerfest kann vielleicht dazu beitragen, größere Prozesse anzustoßen.

Wohnhof Elisen-, /Pfotenhauer-, /Hopfgartenstraße

Nominierung für den Deutschen Nachbarschaftspreis läuft noch bis Sonntag

eingestellt am 13.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Stadtansicht Johannstadt. Foto: Philine Schlick

Noch bis Sonntag können sich Nachbarschaftsvereine, Stadtteilzentren, gemeinnützige Organisationen, Sozialunternehmen sowie engagierte Gruppen und lose Zusammenschlüsse von engagierten Nachbar*innen unter für den Deutschen Nachbarschaftspreis bewerben.

Gesucht werden Projekte, die sich für ein offenes, solidarisches und lebendiges Miteinander in ihrer Nachbarschaft einsetzen.

Engagement soll sichtbar werden

„Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig die Nachbarschaft ist. Gute Nachbarinnen und Nachbarn sind füreinander da, stehen für einander ein und machen damit unsere Wohnquartiere attraktiver. Gerade in der Generationenbegegnung, in Kultur und Sport, im Bereich Nachhaltigkeit und in puncto Vielfalt sind sehr viele Dresdnerinnen und Dresdner aktiv. Das muss gewürdigt und anerkannt werden! Ich hoffe auf und wünsche mir viele Bewerbungen aus Dresdens Stadtteilen und Ortschaften, damit das vielfältige und lebendige Engagement in unserer Stadt weithin sichtbar wird“, ruft Sozialbürgermeisterin Dr. Kristin Klaudia Kaufmann zur Bewerbung für den Deutschen Nachbarschaftspreis auf.

Preisverleihung im November

Der Deutsche Nachbarschaftspreis ist eine Initiative der gemeinnützigen nebenan.de Stiftung, die durch Partner*innen aus Wirtschaft und Verwaltung unterstützt wird. Der Preis ist mit insgesamt 57.000 Euro dotiert. Die Preisträger*innen werden in einer Preisverleihung im November geehrt. Ausgezeichnet werden 16 Siegerprojekte auf Landesebene und fünf Themensieger: Generationen, Kultur & Sport, Nachhaltigkeit, Öffentlicher Raum und Vielfalt.

Der Deutsche Nachbarschaftspreis

Bürgerbeteiligung zum Stadtteilhaus Johannstadt startet

eingestellt am 10.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Entwurf des neuen Stadtteilhauses. Quelle: AKL (L10 und Jordan Balzer Schubert Architekten)

Vom 10. bis 31. Juli sammelt die Stadt Dresden an verschiedenen Stellen Meinungen und Ideen aus der Bürgerschaft zum neuen Stadtteilhaus in der Johannstadt ein. Die Umfrage läuft parallel zur Utopolis-Festwoche vom 17. bis zum 24. Juli. Wo und wie sich Interessierte einbringen können, ist im Artikel aufgeführt.

Die Landeshauptstadt Dresden plant, ein neues Stadtteilhaus an der Pfeifferhansstraße zu errichten. Bei der Planung sollen Ideen und Wünsche von Bürger*innen einfließen. Im Februar 2021 informierte das Stadtplanungsamt in einem Bürgerdialog über den aktuellen Planungsstand und beantwortete zahlreiche Fragen von Interessierten. Nun folgt eine weitere Bürgerbeteiligung zur Gestaltung des Neubaus.

Lageplan und Grundriss Erdgeschoss des neuen Stadtteilhauses (Quelle: AKL | L10 und Jordan Balzer Schubert Architekten)

Raum für Fragen und Anregungen

Im Auftrag des Stadtplanungsamtes führt das Quartiersmanagement Johannstadt vom 10. bis 31. Juli 2021 eine Befragung durch. Sie richtet sich an Anwohner*innen sowie an die künftigen Nutzer*innen des Stadtteilhauses. Gesucht werden Ideen und Anregungen für die Gestaltung des Vorplatzes und des Foyers, für die künstlerische Ausgestaltung  und die Bepflanzung der Freianlagen. Hier entlang geht es zur Umfrage.

Darüber hinaus gibt es Raum für weitere Fragen und Anregungen. Ein Handzettel informiert zudem über den Stand der Planung und gibt Antworten auf die wichtigsten bereits geklärten Fragen. Besonderes Interesse erregte in der Debatte das Thema Parkplätze.

Grundriss Obergeschoss des neuen Stadtteilhauses (Quelle: AKL | L10 und Jordan Balzer Schubert Architekten)

Fragebögen per Posteinwurf

Die Anwohner*innen in der unmittelbaren Umgebung erhalten die Fragebögen per Postwurfsendung. Darüber hinaus können alle Interessierten wie folgt an der Befragung teilnehmen:

  • online unter www.johannstadt.de/stadtteilhaus
  • beim Bönischplatzfest am Sonnabend, 10. Juli 2021, von 14 bis 18 Uhr (am Stand der Landeshauptstadt Dresden und des Quartiersmanagements)
  • über die in zahlreichen Einrichtungen ausliegenden Fragebögen
  • im Rahmen der Projektwoche „Utopolis“ des Johannstädter Kulturtreffs von Sonnabend, 17. Juli 2021, bis Sonnabend, 24. Juli 2021, am Infocontainer auf der Grünfläche an der Pfeifferhannsstraße sowie
  • während der Sprechzeiten des Quartiersmanagements montags, 15 bis 18 Uhr, und donnerstags, 9 bis 12 Uhr, im Johannstädter Kulturtreff (Elisenstraße 35).

Die Ergebnisse der Befragung werden ab dem 1. Oktober auf johannstadt.de einsehbar sein.

Hintergründe zum Stadtteilhaus Johannstadt