Messer-Angriff Dürerstraße: Tatverdächtiger in U-Haft

eingestellt am 21.05.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

Mittwochnacht wurde ein Mann schwerverletzt vor seiner Wohnung an der Dürerstraße aufgefunden. Der mutmaßliche Täter ist 20 Jahre alt und sitzt jetzt in Untersuchungshaft. Er soll plötzlich mit dem Messer auf sein Gegenüber losgegangen sein. 

Nachdem ein 33-Jähriger am Mittwoch schwerstens verletzt vor seinem Wohnhaus aufgefunden wurde, sitzt der Beschuldigte seit Freitag in U-Haft. Gegen ihn wird wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung ermittelt.

Offenbar verbrachten die beiden Männer den Abend gemeinsam auf dem Balkon des 33-Jährigen, als der Beschuldigte plötzlich auf den Oberkörper des Geschädigten einstach – so lautet der Vorwurf.

Dabei soll er auch tödliche Verletzungen zumindest billigend in Kauf genommen haben. Der Geschädigte musste notoperiert werden und befindet sich derzeit noch in intensivmedizinischer Behandlung.

Bislang schweigt der Beschuldigte zu den Tatvorwürfen. Er ist nicht vorbestraft.

Die Ermittlungen zu Motiven und Tat dauern an und werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Schwerverletzter an der Dürerstraße: Tatverdächtiger festgenommen

eingestellt am 20.05.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

Am Mittwochabend ist ein 33-Jähriger mit schweren Verletzungen vor seinem Wohnhaus gefunden worden.

Ein Mann ist am Mittwochabend gegen 22.40 Uhr schwer verletzt vor seinem Wohnhaus an der Dürerstraße gefunden worden.

Im Laufe des Donnerstagvormittags konnte im Stadtgebiet von Dresden ein Tatverdächtiger ermittelt werden. Der 20-Jährige wurde vorläufig festgenommen.

Die Dresdner Staatsanwaltschaft sowie die Kriminalpolizei Dresden haben die Ermittlungen aufgenommen. Die Hintergründe der Tat sind derzeit noch unklar.

Begegnungen unter der Diskokugel – Die Schulsozialarbeit an der 101. Oberschule

eingestellt am 19.05.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Marie-Luise Alke und Andreas Kochte-Donath im Schulklub. Foto: Philine Schlick

Die Schulsozialarbeiter*innen an der 101. Oberschule stemmen zu zweit die Arbeit, die locker auf vier Vollzeitstellen aufgeteilt werden könnte. Sie ermöglichen den Schüler*innen mit dem Schulklub ein Stück autonome Freizeit. Der Alltag ist anstrengend, entlohnt aber mit unbezahlbaren Erfahrungen.

Gerade hat Marie-Luise Alke dazu angehoben, ihren Satz zu beenden, da klopft es wieder. Ihr Kollege Andreas Kochte-Donath springt auf, um die Tür zu öffnen. Es ist ein Schüler, der einen Laptop benötigt, um ein Online-Bewerbungsgespräch führen zu können. Schnell wird das Büro der Schulsozialarbeit nebenan als Ort angeboten, die Tür leise zugezogen, im Flur klingt das Murmeln der Stimmen.

Pionierin der Schulsozialarbeit

Marie-Luise Alke und Andreas Kochte-Donath sind “die Schulsozialarbeit an der 101. Oberschule” und damit Ansprechpartner*in für rund 450 Kinder und Jugendliche. Die sechzig Wochenstunden könnte man getrost auf vier Vollzeitstellen verteilen, aber das ist nicht vorgesehen. So arbeiten sie zu zweit. Auf 70 Prozent schätzen die beiden den Anteil von Schüler*innen an der 101. Oberschule, die deutsch nicht als Muttersprache sprechen. Das ist eine besondere Herausforderung, denn der Lehrplan sieht das gleiche Pensum für alle vor.

“Bei uns an der Schule haben viele eine Fluchtgeschichte hinter sich. Sie haben Krieg, Vertreibung und Gewalt erlebt und müssen hier ankommen”, beschreibt Andreas Kochte-Donath die Situation. Über die Jahre hat sich die 101. Oberschule zur Expertin im sensiblen interkulturellen Dialog entwickelt. Sie ist die erste in Dresden, bei der in den 90ern Stellen für Schulsozialarbeit eingeführt wurden. Der Erfolg gibt dem Kollegium recht: “Im vergangenen Jahr hatten wir vier zehnte Klassen mit jeweils 20 bis 25 Schüler*innen. Nur vier haben keinen Schulabschluss erreicht.”

Der Schulklub als Ort der Begegnung

Ein Alleinstellungsmerkmal ist der Schulklub im Keller des Schulgebäudes. Sofas, eine Diskokugel, eine Musikanlage, Kickertische und Regale voll mit Brettspielen: Hier können sich Freundschaften und Gespräche jenseits des getakteten Schulalltags entwickeln. Hier werden Probleme thematisiert und Konflikte diskutiert. Jenseits von Corona kommen hier täglich 100 bis 120 Schüler*innen zusammen. Der Schulklub ist in jeder Mittagspause und an drei Nachmittagen in der Woche geöffnet. Derzeit natürlich mit Einschränkungen.

“Hier haben Schüler*innen die Möglichkeit, Freizeit selbstbestimmt zu verbringen”, so Alke. Für viele Schüler*innen ist der Schulclub der einzige Ort, an dem sie ihre Freizeit frei von schulischen und familiären Verpflichtungen verbringen können. Darüber hinaus haben die Schulsozialarbeiter*innen für Anliegen von Stress mit den Eltern bis Mobbing ein offenes Ohr und bieten entsprechende fachliche Hilfe an. “Kinderschutz spielt bei uns immer eine Rolle”, erzählt Kochte-Donath. “Hier arbeiten wir in Kinderschutzverfahren nach festgelegten fachlichen Standards in Kooperation mit der Schule und dem Jugendamt.”

Die 101. Oberschule soll dreizügig bleiben. Foto: Philine Schlick

Gute Erfahrungen stehen einem schlechten Ruf entgegen

Angebote wie diese haben es geschafft, dass die Schule beliebt ist. Dass sich die Schüler*innen angenommen und geborgen fühlen, dass sie wertvolle Kompetenzen im Umgang miteinander entwickeln. Dass Jüngere ihren Geschwistern nachfolgen.

Ein Bild, das häufig in krassem Kontrast zur Außenwirkung der 101. Oberschule steht. Viele Vorbehalte und Vorurteile stehen der Schülerschaft entgegen. Das mache sich bemerkbar, wenn motivierte, gut benotete Schüler*innen nach ihrem Abschluss einen Beruf suchen und nicht finden. “Viele werden aufgrund ihres Namens nicht zum Bewerbungsgespräch eingeladen”, teilt Marie-Luise Alke ihre Erfahrungen. “Und das in Berufsgruppen, in denen dringend Nachwuchs benötigt wird.”

Die 101. sei eine Schwerpunktschule, die zu wenig Wertschätzung erhält, sind sich Marie-Luise Alke und Andreas Kochte-Donath einig. Für ihre Diversität müsste sie mehr Unterstützung bekommen. Das Problem ist ein strukturelles: Internationalität werde zu häufig als Manko, nicht als Chance betrachtet.

Eine wertvolle Aufgabe

Die Schülerschaft der 101. Oberschule sei das beste Beispiel dafür, wie sinnvoll Durchmischung und Austausch seien. Lernwille, Solidarität, innige Freundschaften, Offenheit – viele der täglich gelebten Werte seien im stressigen Alltag Anschub und Stütze. “Es ist eine unheimlich wertvolle Aufgabe”, sagen die Schulsozialarbeiter*innen.

Einen Lichtblick brachte kürzlich die Online-Diskussionsrunde “Welche Schulen braucht die Johannstadt” mit Bildungsbürgermeister Jan Donhauser: Die 101. Oberschule soll dreizügig bleiben. Und sie soll ihren angemessenen Platz in einem Neubau auf der Cockerwiese erhalten. Ein Zugeständnis, das auf Anerkennung und Weitblick hinweist. Gerade jetzt während der Pandemie, wo erfolgreiche Projekte wie der Schulklub nur in feste Gruppen geteilt stattfinden können und damit an Attraktivität verlieren: “Die Johannstadt braucht eine Oberschule mit sicherer Perspektive!”

Es klopft. Dieses Mal ist es eine Schülerin, die ein Online-Bewerbungsgespräch führen möchte. “Du bist eine halbe Stunde zu früh”, sagt Marie-Luise und räumt den Schreibtisch frei. Das Mädchen nickt. Sie wollte auf keinen Fall zu spät kommen.

Schulsozialarbeit an der 101. Oberschule

  • Offenes Büro im Haus 2 der Schule, Zimmer 032 (Erdgeschoss rechts)
  • Tel.: (0351) 4 59 82 71; E-mail: schuso101os@vsp-dresden.org
  • Öffnungszeiten des Schulklubs: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag     von 12.15 bis 15.30 Uhr, Mittwoch von 12.15 bis 13 Uhr

Damals in der Johannstadt: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben

eingestellt am 16.05.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Faksimile der Dresdner Neusten Nachrichten. Quelle: Dresdner Nachrichten, 1910/Sammlung: Heinz Kulb

Mit Heinz Kulb hat die Stadtteilredaktion einen erfahrenen Johannstädter Autor gewonnen, der sich auf den Spuren “der ganz normalen Menschen” durch Archive wühlt und mit spitzer Feder den Staub von vergangenen Ereignissen pustet. Nachweisbare Hintergründe, Namen, Ereignisse, Adressen sind unterhaltsam in Geschichten aufgearbeitet und geben so durch das eine oder andere Augenzwinkern den Blick auf einen vergangenen Alltag frei, der an Aktualität oft nichts eingebüßt zu haben scheint. Folge 1: Zusammenleben ist nicht einfach. 

Die Kohlrouladen hatten gemundet. Satt und zufrieden im Sessel am offenen Fenster sitzend, genoss Pensionär Daniel David seinen Verdauerli, einen Kräuterlikör. Der Duft der warmen Maienluft in diesem Frühlingsmittag des Jahres 1910 vollendete sein Wohlbefinden. Sein Geist ließ die Augenlider langsam der Schwerkraft folgen, als er von einem plötzlichen Lärm auf der Straße aus den Armen von Morpheus gerissen wurde.

Mehrere Kinder aus dem Haus und aus der Nachbarschaft hatten sich Rollschuhe angeschnallt und zogen schreiend ihre Bahnen auf dem asphaltierten Stück der Johannstädter Elisenstraße*, zwischen Dürer- und Holbeinstraße gelegen. Mit einem Fluch auf den Lippen und drohender Faust forderte David seine Mittagsruhe ein. Doch die Halbwüchsigen zeigten ihm eine Nase und drehten ihre Kreise weiter. Wütend schloss er das Fenster.

Fotomontage Elisenstraße. Bild: Heinz Kulb

Die Kehrseite des Fortschritts

Erst im vergangenen Herbst erreichte der gegenüber in der Nummer 22 wohnende Asphalthändler Adolf Ebert, dass die Stadt dieses Teilstück der Elisenstraße finanzierte und mit einem Belag von Eberts Firma überzog. Dadurch wurde es ruhiger für die Anlieger. Kein Rumpeln mehr durch die Fuhrwerke auf Kopfsteinpflaster. Nur wenig Lärm durch die neuen Automobile. Die Anwohner waren begeistert. Aber nicht lange. Da entdeckten die Kinder und Jugendlichen den anderen Vorteil der Straße. Mit Rollschuhen konnte man viel Spaß haben, zum Leidwesen der älteren Bewohner. Und es kamen immer mehr Kinder.

Wehret den Anfängen

Und das tat Pensionär David, indem er sich an seine geliebte Zeitung, den Dresdner Nachrichten, wandte. In flinker Schrift auf gutem Papier ließ er seiner Wut freien Lauf. Zunächst beklagte er sich über „das Treppenjagen von oben nach unten, das einen leidenden Menschen zur Verzweiflung bringen kann. Die vierte Etage (im Haus Elisenstraße 23) ist reichlich bevölkert, die dritte dito mit Pensionären von besseren und höheren Schulen, die zweite desgleichen. Sämtliche größeren oder kleineren Kinder jagen täglich wie die Wilden von oben bis ins Parterre.“

Dann kam das nächste Problem, das den ordnungsliebenden ehemaligen Buchhalter eines Ziegelwerkes in Striesen sprichwörtlich auf die Eiche im Innenhof des Carrés bringen konnte. „Ebenso finden es viele Bewohner bequemer, den Aschengrubendeckel mit aller Wucht zuzuschlagen, anstatt ihn am Henkel anzufassen und ruhig zuzumachen.“

Nun kam er zum Höhepunkt seiner Klageschrift. „In der Elisenstraße, zwischen Holbein- und Dürerstraße liegt Asphalt; das ist nun der Tummel-, Spiel- und Lernplatz für Rollschuhläufer sämtlicher Kinder der Umgebung, sieben Tage lang in jeder Woche bis spät in die Nacht!“

Zusammenleben ist nicht einfach

Darauf machte eine Leserin in den Dresdner Nachrichten ein paar Wochen früher als die Veröffentlichung des Leserbriefes unseres Herrn David aus der Elisenstraße aufmerksam. Als sie mit ihrer Familie in eine neue Mietwohnung zog, wurde sie erst einmal misstrauisch beäugt. Anfangs hatten sie viel mit dem Einrichten und weniger mit den Empfindlichkeiten der Nachbarn zu tun. Doch diese begutachteten jeden Schritt der Neuen. Wann sie kommen und gehen. Welche Gardinen an den Fenstern hängen. Mit welchen Möbeln sie einziehen. Wie sie gekleidet sind. Und wie sich die Rotzbengels von Kindern benehmen. In der neuen Wohnung wurde vorgerichtet, gehämmert und Möbel verrückt. Und abends halb Neun wollten sie das letzte Loch schlagen für ein Bild. Und mitten im Hämmern schellte es an der Wohnungstür.

Blick auf den Abschnitt der Elisenstraße heute. Foto: Heinz Kulb

Es war der Hauswirt. „Um Gottes Willen, was hämmern Sie noch so spät? Die Leute nebenan sind gewöhnt, um 8 Uhr abends Schlafen zu gehen. Der Nachbar hat sich beschwert.“ Die beiden Nachbarn „haben noch kein Wort miteinander gewechselt, haben sich noch gar nicht zu Gesicht bekommen und schon besteht eine gegenseitige Verstimmung.“

Andere Mieter klagten über die Rücksichtslosigkeiten ihrer Nachbarn. Da wurde doch schon um neun Uhr vormittags der Teppich im Hof ausgeklopft. Oder wenn die Gattin ihren Schönheitsschlaf braucht, trabten die Obermieter noch vor sieben in Schuhen und Stiefeln umher, weil es zur Arbeit und zur Schule ging. Dafür gäbe es doch Filzpariser für die Wohnung. Ja, so nannte man damals die Hausschuhe. Die Straßenschuhe könnte man ja im Treppenhaus anziehen, so die kritischen Mieter von unten. Und die dünnen Wände gaben stets hörbare Einblicke ins Familienleben. Egal, ob sich die Eltern stritten, die Kinder plärrten oder gerade Kindermachen angesagt war.

Und wie könnte man diese Probleme lösen?

Eine weitblickende, gutbetuchte Dame aus der Dürerstraße schlug den Lesern der Zeitung gleich sogenannte „10 Gebote für Mieter“ vor.

  1. Geht nicht ohne Not in der Wohnung in Stiefeln umher, nicht vor 8 Uhr morgens und nach 10 Uhr abends.
  2. Schließt Türen und Fenster möglichst geräuschlos.
  3. Hämmert nicht vor 8 Uhr morgens und nach 10 Uhr abends an den Wänden.
  4. Beschränkt das Teppichklopfen auf die Zeit zwischen 8 und 12 Uhr.
  5. Musiziert und übt ein Instrument nicht länger als 1 Stunde am Tag und schließt dabei die Fenster.
  6. Lasst bei offenem Fenster kein Grammophon spielen und keinen Papagei schreien.
  7. Rückt nicht die Stühle geräuschvoll über den Fußboden.
  8. Gewöhnt euren Hunden das häufige Bellen ab.
  9. Untersagt euren Kindern das laute Schreien beim Spielen.
  10. Lehrt euren Dienstboten überflüssigen Lärm bei der Arbeit zu machen.

Und wie reagierte das Hausblatt unseres Pensionärs Daniel David aus der Elisenstraße 23 auf seine Anfrage, ob nicht die Polizei wegen der Rollschuhläufer einschreiten könnte? Am 25. April 1910 las er verbissen die Antwort: „Sie könnte wohl, wird es aber kaum tun, da sie ja die Erlaubnis zum Rollschuhlaufen auf öffentlichen Straßen und Plätzen selbst erst erteilt hat.“

*Dieser Abschnitt der alten Elisenstraße ist heute ein Teil der Hans-Grundig-Straße. Der nördliche Abschnitt zwischen Gerokstraße und Florian-Geyer-Straße hat noch den alten Namen. Zwischen der Striesener und der Canalettostraße nennt sie sich Georg-Nerlich-Straße.

Das Magazin “kaffeepause” trotzt der Pandemie mit seiner achten Ausgabe über Bäume

eingestellt am 14.05.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Postkartenmotiv. Foto: kaffeepause

“Haltet durch und macht’s wie die Bäume – seid stark!”, ruft das Team der “kaffeepause” in seinem aktuellen Editorial den Leser*innen zu. Die Redaktion hat bewiesen, wie das geht: Die achte Ausgabe des Magazins von besonderen Menschen ist in der Pandemie entstanden und glänzt allen widrigen Umständen zum Trotz mit Farbe, Fachwissen und Poesie.

“Die Chatgruppen”, erzählt Kathleen Roth, “waren so etwas wie der rettende Ast.” Gemeinsam mit Franziska Weiske hat die Sozialpädagogin vor nunmehr acht Jahren das Magazin “kaffeepause” ins Leben gerufen. Es wird von Menschen mit Handicap aus ganz Sachsen gestaltet. Ein Redaktionsteam kommt regelmäßig im Johannstädter Kulturtreff zusammen.

Das Cover des aktuellen Heftes zum Thema “Bäume”. Bild: kaffeepause

Im Vorfeld wird für jedes Heft ein Thema und eine künstlerische Technik festgelegt. Dann geht es los. Das ganze Jahr über fahren die beiden Frauen mit dem “kaffeepause”-Mobil von Werkstatt zu Werkstatt und sammeln Beiträge. Die Werkstätten räumen Zeit für die “kaffeepause” im Arbeitsalltag ein, weil sie die lebenslange Weiterbildung als wichtig erachten.

Das Redaktionsteam bei der Arbeit. Foto: kaffeepause

Releaseparty mit 300 Gästen

Rund 160 Erwachsene steuern regelmäßig Texte und Bilder bei. Wöchentliche Redaktionssitzungen finden immer donnerstags in Dresden im Johannstädter Kulturtreff statt. Eine monatliche Sitzung wird in Rothenburg abgehalten, wo die Träger des Projektes, die Diakonie St. Martin und die Evangelische Erwachsenenbildung, ihren Sitz haben.

Das Redaktionsteam bei der Arbeit. Foto: kaffeepause

Die “kaffeepause” ist mehr als ein künstlerisches Jahresmagazin: Es ist Austausch, Hingabe und Podium für Gefühle. In der Dreikönigskirche zu Dresden herrscht jedes Jahr ein großes Gedränge, wenn die aktuelle Ausgabe im November mit Lesungen und Live-Musik multimedial präsentiert wird. Rund 300 Menschen kommen dann zusammen. Neben Verwandten und Freund*innen der Autor*innen füllen zahlreiche externe Gäste die Bänke. Es gibt Kaffee und Kuchen und die Urheber*innen von Text und Bild, die auf den Heftseiten bereits vereint sind, können sich persönlich kennenlernen.

Albrecht Goette liest gemeinsam mit einigen Autor*innen aus der kaffeepause zum Erscheinen jeder neuen Ausgabe. Foto: kaffeepause

Dann kam Corona. Von heute auf morgen fielen die Werkstatt-Treffen aus. Um den Kontakt nicht abreißen zu lassen, gründeten Kathleen Roth und Franziska Weiske Chatgruppen und regten dort zum Austausch an. Per Messenger blieb ein kleiner, fester Kern von etwa 30 Mitwirkenden der “kaffeepause” in Kontakt: Mit Bildern, Informationen und einer täglichen Gutenachtgeschichte. Ein Brief ging an jede Werkstatt, zusammen mit Skizzenheften, um Menschen ohne Internetzugang die Teilnahme zu ermöglichen.

Ein Heft entsteht per Gruppenchat

Die Chat-Gruppe wurde zum Selbstläufer: Von Spaziergängen sendeten die Teilnehmer*innen Fragen, neue Erkenntnisse und Bilder. Ein “Baum des Tages” wurde gewählt und besprochen. “Die Gespräche haben sich nicht in Smalltalk verloren, sondern sind immer fokussierter geworden”, sagt Kathleen Roth.

Entstanden ist ein ausführliches Heft, das glatt als Lehrbuch durchgehen könnte, sich aber durch seine Farben- und Formenvielfalt genauso gut zum Schmökern und Träumen eignet. Baum-Porträts stellen bekannte Vertreter wie Mammut- und Ginkgobaum vor. Auch Walnuss, Kirsche, Eberesche, Kiefer und Co. haben ihren Platz. Illustriert und verziert ist alles mit Zeichnungen, Gedichten und Aphorismen wie diesem von Sebastian Zipser aus dem Johannstädter Redaktionsteam:

Hüten Sie sich vor Schlagbäumen!

Schlagbäume verhindern Durchgänge.
Wenn sie zu sind, fühlt sich mancher
in frühere Zeiten versetzt.

Heute sind sie eher in den einzelnen Köpfen
von uns Menschen vorhanden.
Und diese gedanklichen Schlagbäume
sind sehr schwierig zu entfernen.

Baumexpert*innen und Baumkuchen

Für die Ausgabe hat sich die “kaffeepause” Baum-Expert*innen der TU Dresden mit ins Boot geholt. Vorträge und Workshops im Forstbotanischen Garten in Tharandt öffneten den Blick für die teils uralten Wesen, die unsere Luft filtern. Den Baumkuchen, den es auf der Releaseparty geben sollte, haben Kathleen Roth und Franziska Weiske zusammen mit den frisch gedruckten Heften breit gefahren und in den Werkstätten verteilt. Jede Auflage beläuft sich mittlerweile auf 1000 Exemplare.

Naturstudien im Tharandter Wald mit dem Redaktionsteam Johannstadt. Foto: kaffeepause

Obwohl Corona das Heft verändert hat, ziehen die beiden Initiatorinnen eine positive Bilanz: Rund 2000 Bilder sind in den Chats zusammen gekommen. Es hat sich ein kleiner Fankreis gebildet, der über den Redaktionsschluss hinaus in Verbindung bleibt. “Immerhin”, trösten sich die Koordinator*innen, die um die Unersetzlichkeit des persönlichen Kontakts wissen. Jetzt liegen die Hoffnungen darauf, dass regelmäßige Treffen bald wieder möglich sind.

“Immer ein kleiner Umzug”

Im Rahmen des Moritzburger Kunstsommers soll die komplette Novemberlesung nachgeholt werden – vorausgesetzt, dass Proben im Vorfeld möglich sind. Eventuell wird eine abgespeckte Version konzipiert, verrät Franziska Weiske. Es sei wie ein Wunder gewesen, dass eine Zweijahres-Förderung das Projekt über die Krise getragen habe. Jetzt setze man auf Spenden und Annoncen, um das Magazin zukunftsfähig zu machen.

Auf die Idee zum Heft kamen Kathleen Roth und Franziska Weiske 2013. Beide arbeiteten als Ergotherapeutinnen und hatten beschlossen, beruflich neue Wege einzuschlagen. Bei Kathleen war das ein Studium der Sozialpädagogik und der Schritt in die Erwachsenenbildung mit Literatur- und Theaterprojekten. Franziska studierte und arbeitete als Kostüm- und Bühnenbildnerin, u.a. am Gerhart-Hauptmann-Theater in Zittau.

Kunst bringt zum Vorschein und verbindet – das hatten die Frauen erfahren und wollten etwas Eigenes auf die Beine stellen. Die “kaffeepause” wurde geboren. Lange fuhren die beiden Frauen mit einem alten VW-Bus von Werkstatt zu Werkstatt, voll bepackt mit “Material vom Feinsten” von Tusche bis Kreide, von Graphit bis Aquarellfarbe. “Es ist immer wie ein kleiner Umzug”, sagt Kathleen.

Preise, Reisen und Visionen

Die “kaffeepause” schrieb ihre eigene Erfolgsgeschichte: Menschen entdeckten verborgene Talente und die Lust am Podium, begeistertes Publikum die Freude an der Vielfalt der Kunst.

Auf Exkursion in der Apoldina Wien. Foto: kaffeepause

Beim regelmäßig ausgelobten “Schoko”-Preis der österreichischen Schokoladenfirma “Zotter” war 2018 ein “kaffeepause”-Autor der Preisträger. Das gab den Anlass zu einer Busreise nach Wien. Gesponsert wurde die Fahrt von den Eltern des Preisträgers. 2020 waren es dann vier Preisträger*innen.

Die “kaffeepause” bewegt, schafft Mobilität und öffnet Wege – auf den Seiten des Magazins wird diese Bewegung kunstvoll wider- und weitergegeben.

“kaffeepause” Nummer 8: Bäume

Ballspielfläche am Elbufer fertig gestellt – aber noch nicht benutzbar

eingestellt am 12.05.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Entstanden sind ein Basketball- und ein Volleyballfeld. Foto: Philine Schlick

Am Mittwoch wurde der fertig gestellte Ballspielplatz unterhalb der Elblounge Johann abgenommen. In Benutzung gehen kann er voraussichtlich aber erst im Sommer. Die Fläche muss noch gepflegt werden, um sie strapazierfähig zu machen.

Vor einigen Wochen rollten neben dem Bolzplatz unterhalb der Elblounge Johann die Bagger an. Bäume fielen, Erdreich wurde abgetragen. Auf den Beschluss den Stadtbezirksbeirates im vergangenen September über knapp 16.000 Euro zusätzlich folgten nun Taten: Die giftige Ascheschicht auf dem ehemaligen Basketballplatz wurde abgetragen und fachgerecht entsorgt. Dafür war die beschlossene Geldsumme eingesetzt worden.

Für die Ballspielfläche wurde eine giftige Asche-Schicht ab getragen. Das verursachte zusätzliche Kosten. Foto: Philine Schlick

Sitzbänke und Tischtennisplatten folgen

Es entstanden ein neues Basketballfeld mit Tennenbelag und ein Volleyballfeld auf Schotterrasen, jeweils mit Wettkampfmaßen. Heute, berichtet das Amt für Stadtgrün, fand die Bauabnahme statt. Auf der Fläche fehlen noch zwei Tischtennisplatten und Sitzbänke. Hier komme es wegen langer Lieferzeiten zu Verzögerungen, heißt es.

Betreten und benutzt werden darf die neue Fläche aber noch nicht: Erst muss sie entsprechend versiegelt und gepflegt werden, damit sie zukünftigen Belastungen gewachsen ist. Das Amt für Stadtgrün rechnet mit einer Freigabe im Sommer, spätestens aber im September. Bis dahin bleibt die Fläche mit Bauzaun abgesperrt. Ein genauer Eröffnungstermin steht bis dato noch nicht fest.

Wohin mit den Wandbannern der Florian-Geyer-Straße 13?

eingestellt am 12.05.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Blick auf die Fassade der ehemaligen Kita. Foto: Philine Schlick

Auf dem Baugrundstück der WiD an der Florian-Geyer-Straße 13 wird die ehemalige Kita abgerissen. Die Fassade zierten großformatige Banner, an denen allgemeines Interesse besteht. Sie sollen weiter verwendet werden. Doch, wo und wie?

Von vielen Seiten wurden bedauernde Rufe laut: Die Wandbilder mit den übergroßen Menschengesichtern und dem Tukan von der Florian-Geyer-Straße sollen nicht entsorgt, sondern weiterverwendet werden. Sie könnten andere Fassaden in der Johannstadt zieren, so die Idee. Quartiersmanager Matthias Kunert vermittelte in der Angelegenheit.

Der farbenprächtige Tukan ist mittlerweile abgehängt. Foto: Philine Schlick

Die WiD ist an einer Weiterverwendung interessiert. Allerdings gibt es noch zwei Hürden.

Die Bilder hängen seit vielen Jahren an dem Flachbau. Die an Ösen gespannten Banner sind porös geworden. Ob das Material noch standhält, muss noch überprüft werden.

Im Außenbereich des neuen Wohnhauses sollen Flächen zum Spielen entstehen. Foto: Philine Schlick

Außerdem ist noch offen, wo die Wandbilder einen neuen Platz finden könnten. Bei der Stadtteilbeiratssitzung am Donnerstag wurde das Thema zur Debatte gestellt und um Vorschläge gebeten. Claudia Windisch von der WGJ schlug vor, die Bilder als Kalendermotive zu verwenden. Weitere Wortmeldungen gingen dazu allerdings nicht ein.

Die WiD hat die Wandbilder mittlerweile abgenommen und zwischengelagert. Wer Urheber*in der Bilder ist, wird derzeit in der Stadtverwaltung geklärt. Für die Banner an sich wird weiterhin nach repräsentativen Wänden gesucht.

Ideen und Vorschläge nimmt die Stadtteilredaktion unter redaktion@johannstadt.de entgegen.

Welche Schulen braucht die Johannstadt? – Eine Debatte bringt Licht in dunkle Wolken

eingestellt am 10.05.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Regenbogen über der Johannstadt. Foto: privat

In der Online-Diskussionsrunde “Welche Schulen braucht die Johannstadt?” am Mittwochabend sprach Bildungsbürgermeister Jan Donhauser klare Worte. Für den Standort der 101. Oberschule gab es lang ersehnte Zugeständnisse. Der Neubau des Bertolt-Brecht-Gymnasiums dagegen “wackelt” noch immer.

Mit dem Regenbogen, der sich am Mittwochabend über das Viertel spannte, schien das Wetter einen Kommentar zur Diskussion “Welche Schulen braucht die Johannstadt?” beizusteuern: Wenn Druckgebiete aufeinander treffen, es zu Entladungen und Austausch kommt, kann ein Spektrum von Perspektiven in die Zukunft weisen.

Unter der Moderation von Gastgeber Thomas Löser stellte sich Jan Donhauser Fragen und Kritik von Schulleiter*innen in der Johannstadt. Auch das Publikum hakte nach. “Wohlwollen und Befriedigung” über lang ersehnte Zugeständnisse äußerte vor allem die Schulleiterin der 101. Oberschule, Juliana Dressel-Zagatowski.

Kurs auf die Cockerwiese

Jan Donhauser sieht die Zukunft der 101. Oberschule ganz klar dreizügig in einem eigenen Gebäude am gut angebundenen Standort Cockerwiese. In dem Neubau soll es Platz für Werkstätten geben, in denen Schüler*innen praxisbezogen und berufsorientiert lernen können. Insgesamt zehn Gewerke sollen so erprobt werden, sieht das Konzept vor. Für Dresden sei diese Entscheidung eine Chance, sich als weltoffen, kulturbegeistert und zukunftsorientiert zu präsentieren, fasste Juliana Dressel-Zagatowski in einem flammenden Plädoyer zusammen.

Durch die zentrale Lage rechne man mit Zulauf für die Oberschule, zumal die 150. Oberschule an der Freiberger Straße entfalle, so Donhauser. Derzeit laufe die Kosteneinschätzung vor das Bauvorhaben, das bis spätestens 2028 abgeschlossen sein soll.

Die 101. Oberschule könnte Modell für die schulische Zukunft sein. Foto: Philine Schlick

Die 101. Oberschule – die einzige in der Johannstadt – zeichnet sich durch ein hohes Maß an Interkulturalität aus und meistert mit ihrer jahrelangen Expertise täglich die Herausforderung, neben Unterricht Integrationsarbeit zu leisten. Sie hat diesbezüglich Modellcharakter. Der Einzug des Gymnasiums Johannstadt mit drei fünften Klassen im vergangenen September ließ Ängste vor Verdrängung aufkommen. Kann die 101. Oberschule dreizügig bleiben? Was passiert mit dem in Dresden einzigartigen Projekt “Schulklub”, das den Schüler*innen außerhalb des Unterrichts einen geschützten Raum für Austausch bietet?

Interims-Unterricht in mobilen Räumen

An diesem Mittwoch konnte Jan Donhauser die Wogen glätten. Um die Dreizügigkeit der aufstrebenden 101. zu erhalten, sind für den Übergang “mobile Raumeinheiten” geplant. Das bedeutet Unterricht in Containern, wobei der Bildungsbürgermeister sogleich auf die modernen Standards dieser Behelfe hinwies.

Wo diese auf dem Schulgelände platziert werden, sei noch zu besprechen. Auch sei ein zügiger Abschluss der Bauarbeiten an der Cockerweise schon im Interesse der Kosten angestrebt. Das begrüßte Juliana Dressel-Zagatowski: “Ich möchte noch vor meiner Rente den Schulbau erleben.” Bis dahin teilen sich die 101. Oberschule, das Gymnasium Johannstadt und das Abendgymnasium das Haus an der Pfotenhauerstraße.

Das Gymnasium Johannstadt. Foto: Philine Schlick

“Vertragt euch miteinander”, brachte Jan Donhauser es salopp auf den Punkt. Das wollen die Schulen gern, verlangten dafür aber Unterstützung. Dem beiderseitigen Wunsch, den von Schulsozialarbeiter*innen betreuten Schulklub mit entsprechender Aufstockung des Personals auch für Schüler*innen des Gymnasiums zu öffnen, konnte Agnes Scharnetzky, bildungspolitische Sprecherin der Grünen Stadtratsfraktion, nicht viel Hoffnung auf Erfüllung machen. Da es sich um unterschiedliche Träger handle, müsse man sich hier an dem gesetzlichen Rahmen orientieren. Sie wolle das Thema jedoch mitnehmen und beim Jugendamt in Anbetracht der besonderen Lage um eine fachliche Bewertung bitten.

Frustration am Bertolt-Brecht-Gymnasium

Für das Bertolt-Brecht-Gymnasium klärte sich die Zukunft nicht so eindeutig auf. “Leidend und geduldig” beschrieb Schulleiter Marcello Meschke den aktuellen Gemütszustand. Er und sein Kollegium sprächen von der Schule als “dem Jahrtausendprojekt”. “Im Vergleich hierzu ist der Berliner Flughafen lächerlich”, brachte er seinen Ärger zum Ausdruck.

Foto: Bertolt-Brecht-Gymnasium.

Seit dem Jahr 2006 folge ein Rückschlag auf den anderen. Was als Baustelle für ein Jahr angekündigt worden sei, zog sich insgesamt über zehn Jahre lang hin, bis die Schule um Baustopp bat. Seitdem finde “Unterricht auf der Baustelle” statt. Das Bertolt-Brecht-Gymnasium zieht einen Abbruch und anschließenden Neubau seiner zwei Gebäude an Dürer- und Lortzingstraße vor. Eine Variante, die auch Donhauser persönlich befürwortet. Allein, es geht ums “große Ganze” und “Graue Energie”.

Auch andere Schulen in Dresden – z.B. die Uni-Schule – haben Sanierungsbedarf, brachte Agnes Scharnetzky die Vogelperspektive aufs Stadtgebiet ein. Deshalb sei zu klären, ob eine Entkernung und anschließende Sanierung zumindest eines Gebäudes einem Neubau vorzuziehen sei. Diese Frage hatten Mitglieder des Stadtrates gestellt. Stichwort sei hier die “Graue Energie”, so Donhauser. Gemeinsam mit Expert*innen und Baupolitischen Sprecher*innen wolle er hier nochmals eine Diskussion anstoßen.

Marcello Meschke zeigte sich frustriert über den erneuten Kurswechsel und sprach vom “Verschleiß der Schulgemeinschaft” ob der langen Wartezeit. Er willigte in ein Treffen mit Agnes Scharnetzky und Thomas Löser ein, um einer Lösung näherzukommen.

Lichtblick für das “BSZ AE DD”

“Neidvoll und staunend” äußerte sich Anja Unger, Leiterin des BSZ für Agrarwirtschaft und Ernährung an der Canalettostraße, ob solch zukunftsträchtiger Debatten. In Bezug auf “ihren DDR-Bau” sei von Sanierung noch nicht einmal die Rede gewesen. Als Sorgenkind benannte sie die Zweigstelle in Altroßthal, deren Turnhalle in einem Zustand fern jeder Tragbarkeit sei. “Man fühlt sich als Schulgemeinschaft vergessen und verschoben”, sagte sie und berichtete von einem Gefühl der Verzweiflung im Kollektiv.

Hier konnten Jan Donhauser und Agnes Scharnetzky mit einer frohen Botschaft aufwarten: “Wir können bauen!” Rund 28 Millionen Euro seien für Sanierungen und Erweiterungen angedacht. Bis zur Umsetzung dauere es aber noch, so Donhauser. Ende nächster Woche sei mit konkreteren Perspektiven zu rechnen.

“Welche Schulen braucht die Johannstadt?” – Online-Diskussion vom 5. Mai 2021

Stadtteilrunde entwirft Rätsel-Spaziergang durch’s Viertel

eingestellt am 05.05.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Das Schaufenster des Stadtteilladens an der Pfotenhauerstraße 66 ist eine Station des Rundgangs. Foto: Philine Schlick

Die Stadtteilrunde hat einen Familien-Spaziergang entworfen, bei dem an den Stationen Fragen über die Johannstadt locken. Wissen und Wandern werden so verknüpft. Die Aktion läuft noch bis April 2022 und führt in einer großen Runde zu verschiedenen wichtigen Anlaufstellen.

Spazierengehen – eine Freizeitbeschäftigung, die durch die Pandemie unsagbar an Bedeutung gewonnen hat. Ziellos flanieren ist allerdings nicht jedermenschs Sache. Manche schätzen Abenteuer und Unterhaltung. Eine Kombination von beidem hat die Stadtteilrunde mit ihrem Spaziergang durch die Johannstadt versucht. Das Angebot richtet sich an Kinder, Jugendliche und ihre Familien.

Die entworfene Route umfasst neun Stationen, die in beliebiger Reihenfolge angesteuert werden können. An jeder wartet eine Reihe kniffliger Fragen, die gut sichtbar nach außen angebracht sind. Ob diese korrekt beantwortet wurden, lässt sich anhand des Ergebnisses einer finalen Rätselfrage überprüfen. Es empfiehlt sich, das Smartphone einzustecken.

Die Aktion soll über ein Jahr lang bis zum April 2022 laufen und kann zu jeder Zeit durchgeführt werden. Neben Bewegung an der frischen Lust und Beobachtungen in der Nachbarschaft, bringt der Spaziergang Wissenswertes über die Johannstadt, ihre Organisation und Veranstaltungen zutage.

Die Stationen müssen nicht an einem Tag “abgearbeitet” werden, sondern können auch unabhängig voneinander aufgesucht werden. Um Abwechslung zu garantieren, werden die Stationen mindestens einmal umgebaut.

Stadtteilspaziergang der Stadtteilrunde

Stationen:

  • 102. Grundschule „Johanna“ – Pfotenhauerstraße 40
  • Jugendtreff Trini – Dürerstraße53 (Eingang Permoserstraße)
  • Streetwork City – Park Holbeinstraße Fußballkäfig
  • Dinglingerschule – Schulzaun Ecke Dinglingerstraße/Georg-Nierlich-Straße
  • Jugendhaus Eule – Marschnerstraße 33
  • Johannstädter Kulturtreff – Elisenstaße 35
  • Kindertreff JoJo -Elisenstaße35
  • Wir sind Paten / Willkommen in Johannstadt e.V. – Bundschuhstraße 2 (Seiteneingang links)
  • Stadtteilbeirat Johannstadt – Pfotenhauerstraße 66

Ehemalige Stephanienstraße: Die Pläne reifen

eingestellt am 04.05.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Quelle: LHD Handzettel zur Bürgerbeteiligung, Darstellung: Dipl.-Ing. Annika Schwippl nach Planungsgruppe Brücken-, Ingenieure- und Tiefbau Part GmbB, Beratende Ingenieure

Bei der elften Stadtteilbeiratssitzung am Donnerstag stellte Anke Ostermeyer vom Stadtplanungsamt die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung zur Gestaltung der ehemaligen Stephanienstraße vor und gab erste Einblicke, wie das Gelände gestaltet werden könnte.

Noch ist die ehemalige Stephanienstraße ein recht wüstes Areal – das soll sich ändern. Die Wegeverbindung zwischen der Johannstädter Rettungswache an der Gerokstraße und dem Schulstandort Pfotenhauerstraße wird umgestaltet. Damit dies nach den Wünschen von Johannstädter*innen geschehen kann, rief das Quartiersmanagement  im vergangenen September zur Bürgerbeteiligung auf.

Keine Ballspiele, keine Skaterbahn

Es gingen zahlreiche Ideen, Wünsche und Vorschläge ein, die vom Stadtplanungsamt auf Machbarkeit überprüft wurden. Anke Ostermeyer gab am Donnerstag erste Einblicke.

“Es mag schwer vorstellbar für Leute sein, die nicht mit Planung beschäftigt sind, aber es handelt sich hier um eine Verkehrsfläche”, stellte Anke Ostermeyer klar. Das bedeutet bei der Gestaltung einige Einschränkungen, wie sie ausführte. Zum Beispiel könnten keine Ballspielplätze oder eine Skaterbahn gebaut werden. Auch essbares Grün sei aufgrund des Verkehrs und der damit einhergehenden Abgasbelastung zu überdenken.

Ein Kultur-Pavillon und Wasserspiele

Dafür soll bis zur Gerokstraße entlang der Fahrbahn eine doppelreihige Baumallee aus großkronigen Eschen Schatten spenden. Ein Wasserspiel ähnlich dem Fontänen-Ensemble an der Hauptstraße ist angedacht, bei dem kühles Nass aus Düsen am Boden sprudelt. Dafür entfalle allerdings ein Trinkbrunnen. Dieser wurde das Budget sprengen. Anke Ostermeyer verwies an dieser Stelle auf den unweit gelegenen Trinkbrunnen am Bönischplatz. Ebenso sei dort das Büchertauschregal beheimatet, weswegen ein weiteres an der Stephanienstraße nicht angedacht sei.

Kleinere Spielgeräte wie ein in den Boden eingelassenes Trampolin, eine kleine Kulturfläche überdacht von einem Pavillon, Abfallbehälter und Sitzmöglichkeiten sind in den Planungen ebenso bedacht wie Pkw-Stellflächen im unteren Bereich des Areals. Bei der optischen Gestaltung habe man sich am Thema “Wasser” orientiert und schwungvolle Linien gewählt.

Um die Fläche ökologisch zu gestalten, seien eine Bienenwiese, ein Insektenhotel und Nistkästen durchaus denkbar, so Ostermeyer. Da die Planungen noch immer laufen, sind die Gestaltungspläne noch nicht zur Veröffentlichung freigegeben. Noch können sich Änderungen ergeben. Ende Juni aber soll es so weit sein.

Gestaltung ehemalige Stephanienstraße

Die 11. Stadtteilbeiratssitzung: Volles Programm für die Johannstadt

eingestellt am 03.05.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Die elfte Sitzung des Stadtteilbeirates in der JohannstadtHalle. Foto: Torsten Görg

Familienbasteln, Keramikmalen, mobile Blumenkübel, ein Seecontainer als Werkstatt und die Berichte der Stadtteilredaktion über all das: Der Großteil der in der Stadtteilbeiratssitzung am Donnerstag vorgestellten Bürgerprojekte fand Zustimmung und wird die Johannstadt im kommenden Jahr bereichern. Für zwei Projekte reichten die Ja-Stimmen allerdings nicht.

Die Stadtteilbeiratssitzung am Donnerstag verlangte vor allem eines ab: Geduld. Zum zweiten Mal wurde hybrid getagt. Ein Teil der Beirät*innen kam in der weitläufigen JohannStadtalle zusammen, der andere wurde online zugeschaltet. Das barg das ein oder andere Verbindungsproblem. Stadtteilvereinsvorsitzende Andrea Schubert übernahm das Dolmetschen zwischen der digitalen und der analogen Welt, sodass die Abstimmungen letztendlich gelangen.

Andrea Schubert, Vorsitzende des Stadtteilvereins, auf der Beamerleinwand. Foto: Philine Schlick

Einen gewohnt großen Teil der Zusammenkunft nahmen die Anträge auf die Förderung von Bürgerprojekten ein. Für den Verfügungsfonds gab es zwei Anwärter*innen: einen Familien-Keramikmalkurs und das Bönischplatzfest 2021. Zur Finanzierung durch den Stadtteilfonds wurden acht Projekte vorgestellt, von denen sechs bewilligt wurden.

Ein neuer Anlauf für das Bönischplatzfest

In diesem Jahr nimmt Lutz Hoffmann einen neuen Anlauf für das Gelingen des Bönischplatzfests. Nach der baubedingten Verlegung in die Bundschuhstraße bezieht es wieder seinen Stammplatz und findet deshalb unter seinem bewährten Namen statt. Der neu gestaltete Bönischplatz bietet Raum und bessere Aufenthaltsqualität – jetzt muss am 10. Juli nur noch das Wetter mitspielen. Im vergangenen Jahr musste das Straßenfest, ebenso wie das Wohnhof-Fest am gleichen Tag, wegen Sturzregen entfallen.

Bönischplatzfest 2018. Quelle: M. Blank (JOKT)

Ein erstes Organisationstreffen hat Lutz Hoffmann bereits abgehalten. Zwei Wünsche traten dort besonders deutlich hervor: Die Aufteilung in themenbezogene Arbeitsgruppen bei der Vorbereitung und das Bestreben nach einer noch besseren Einbindung von Anwohner*innen. Claudia Windisch von der WGJ sicherte noch während der Sitzung eine Spende über 1500 Euro zu.

Fortsetzung des Familien-Keramikmalkurses

Aufgrund des Zuspruches für einen bereits abgehaltenen Familien-Keramikkurs im Johannstädter Kulturtreff setzte sich Susi Jaeschke mit ihrem Antrag für eine Fortsetzung ein und konnte ausreichend Ja-Stimmen für ihr Projekt sammeln. In 15 kostenlosen, zweistündigen Kursen im Johannstädter Kulturtreff sollen 300 Keramikstücke bemalt, gebrannt und hernach verteilt werden. Die Kurse werden unter coronakonformen Bedingungen von Mai bis Oktober angeboten. Nach Möglichkeit sollen sie im Garten des Kulturtreffs stattfinden.

Der Keramikmalkurs richtet sich besonders an sozial schwache Familien. Foto: Susi Jaeschke

Mobile Stauden und eine Werkstatt im Container

Um Förderungen aus dem Stadtteilfonds bewarben sich insgesamt zehn Bürger*innen. Zwei Projekte allerdings bekamen aus dem Beirat nicht ausreichend Zustimmung. So können künstlerisch gestaltete Fensterfolien zum Schutz vor Vogelschlag am Johannstädter Kulturtreff nicht mit diesen Mitteln umgesetzt werden. Auch eine Sitzgruppe für den Hinterhof der Blumenstraße 73 , fand nicht ausreichend Unterstützer*innen.

Beweglicher Staudengarten am Thomas-Müntzer-Platz 3 (Foto: Maike Heinrich)

Grüner wird es dafür am Wohnhaus Thomas-Müntzer-Platz 3. Maike Heinrich beantragte nach Kübeln zur Begrünung des versiegelten Hofes noch fünf größere Kübel mit lokalen Stauden, um Menschen und Bienen gleichermaßen zu erfreuen.

Die internationalen Gärten können eine offene Gartenwerkstatt umsetzen. Dafür wird ein Seecontainer mit einem Solarstromgenerator und Werkzeugen bestückt. Perspektivisch ist der Betrieb eines kleinen Repaircafés angedacht. Die Idee hatte die Geschicklichkeit eines älteren Herrn geliefert, der regelmäßig im Garten zugange ist und findig mit alltäglichen Reparaturen aushilft. “Mit einer offenen Werkstatt kann jeder seine persönlichen Fähigkeiten einsetzen”, hofft Christian Bärisch auf noch mehr Mitgestaltung im Garten.

Familienbasteln, Tausch-Partys und dazu ein Kaffee für alle und Berichte der Stadtteilredaktion

Positiv beschieden wurde auch Claudia Riedrichs Projekt “Familienbasteln am Wochenende”.  In Präsenz werden Anleitungen zu handwerklichen Aktivitäten wie Laubsägearbeiten, Holzschnitzereien und Filzen gegeben. Ergänzt wird das Angebot mit einem Online-Programm, bei dem unter professioneller Begleitung gemeinsame Familienkonzerte stattfinden.

Filzfiguren, die beim Familienbasteln entstanden sind. Foto: Susi Jaeschke (2020)

Begegnungen auf nachhaltige Art sollen Kleidertauschpartys  und Bienenwachstuch-Workshops des Leihladens ermöglichen. Die Fördermitteln werden unter anderem dafür eingesetzt, den LeihLaden und seine Veranstaltungen entsprechend zu bewerben. Mehr Bekanntheit und einen größeren Freundeskreis hat sich auch das Café für alle als Ziel gesetzt.

Auch die Stadtteilredaktion konnte aufatmen: Bis zum Ende des Jahres wurde Geld genehmigt, um Berichte wie diesen zu finanzieren und die Arbeit von johannstadt.de und dem Magazin Zeile zu verstetigen. In Planung sind ein Spendenbutton auf der Webseite und ein mobiles Redaktionsbüro, das ab Juni einmal monatlich im Viertel präsent sein wird.

11. Stadtteilbeiratssitzung

  • einen Überblick über alle geförderten Bürgerprojekte gibt es hier
  • einen Überblick über die gesamte 11. Sitzung gibt es hier

QueerePlatte: Ein Projekt des Kulturtreffs nimmt Vielfalt in den Fokus

eingestellt am 30.04.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Lisa Metziger und Frederike von Bothmer organisieren die Veranstaltungsreihe "QueerePlatte". Foto: Philine Schlick

“QueerePlatte” heißt das Jahresprojekt, das Frederike von Bothmer im Rahmen ihres FSJ mit dem Johannstädter Kulturtreff plant. Es durfte dank Fördermitteln überraschend größer werden als gedacht. Ein guter Einstieg für die queere Pionierarbeit in der Johannstadt.

Frederike von Bothmer und Lisa Metziger blinzeln in die helle Frühlingssonne. Im Garten des Johannstädter Kulturtreff platzen die Knospen – ein treffendes Sinnbild, denn der Auftakt dieses Jahres ist gleichzeitig der Beginn eines Projektes, das in der Johannstadt bunte Blüten treiben und tiefe Wurzeln schlagen soll.

“QueerePlatte” ist eine Veranstaltungsreihe aus Workshops und Filmen, die einerseits einen Raum für geschützten Austausch, als auch ein Podium für Diskussionen bieten soll. Frederike von Bothmer gestaltet das Projekt im Rahmen ihres FSJ im Johannstädter Kulturtreff und betreibt mithilfe von Lisa Metziger damit Pionierarbeit. Dank überraschend verfügbarer Fördermittel kann das Projekt über einen Ferienworkshop hinaus breiter und vielfältiger geplant werden.

“Mache ich halt selber eins!”

Frederike wollte eigentlich mit “Weltwärts” ein Jahr in Indien verbringen. Corona warf diese Pläne durcheinander – deshalb entdeckt sie jetzt die Johannstadt. “Ich bin in Leipzig geboren und habe hier in der Region Anknüpfungspunkte”, sagt sie. Für das FSJ kam sie im September aus Frankfurt/Main nach Dresden. Sie betreute bereits kleinere Projekte und baute gemeinsam mit Freund*innen eine queere Jugendgruppe auf.

Pionier*innen der queeren Johannstadt: Frederike von Bothmer und Lisa Metziger. Foto: Philine Schlick

“In Dresden konzentrieren sich die meisten queeren Projekte auf die Neustadt”, musste sie feststellen. In der Johannstadt war in dieser Richtung wenig zu verzeichnen. “Also mache ich halt selber eins!”

Queer ist ein Wort mit einer bewegten Geschichte. Ursprünglich in den USA als Schimpfwort für homosexuelle Menschen verwendet, wandelte es sich in den 90ern zur positiven Selbstzeichnung mit politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung.

Vielfalt kennenlernen

Der Anglizismus “queer” bezeichnet das breite Spektrum geschlechtlicher und sexueller Spielarten jenseits des als “normal” empfundenen Mann-und-Frau-Schemas. Das klassische Bild ist: Ein Baby kommt auf die Welt, wird aufgrund seiner äußeren Geschlechtsmerkmale als männlich oder weiblich kategorisiert und wächst mit dieser Entsprechung auf.

Für die Vielfalt des Lebens greift dieses Konstrukt zu kurz: Es gibt Menschen, die mehr als ein Geschlechtsmerkmal aufweisen, die trotz offenbar eindeutiger biologischer Merkmale ein anderes Geschlecht fühlen, Menschen desselben Geschlechts lieben … Es gibt ein körperliches, ein soziales Geschlecht und ein empfundenes Geschlecht und viele, viele verschwimmende Grenzen.

Verwirrt? Neugierig? Einen Einstieg in das weite Feld der LSBTIAQ* bietet der kostenlose Online-Workshop “Diversity für Anfänger:innen und Fortgeschrittene*” am 10. Mai um 18 Uhr. Anne Liebeck vom Gerede e.V. gibt Einblicke in die Thematik und hilft dabei, Fragen mit der nötigen Sensibilität anzubringen. Der Gerede e.V. mit Sitz in der Neustadt ist der wichtigste Kooperationspartner des Projekts.

Workshop: Drag-Queen Make-up

Ein Ferienworkshop im Sommer richtet sich an queere Jugendliche. In Gesprächen entwickelte Ideen und eigene Erfahrungen sollen fotografisch umgesetzt werden. Hilfestellung und Anleitung geben Foto-Profis. Die entstandenen Bilder werden in einer Vernissage präsentiert und sollen auf Wanderausstellung gehen. Zusätzlich entsteht ein Ausstellungskatalog.

Darüber hinaus winken ein Drag-Queen-Make-up-Workshop, ein queerer Stadtrundgang und ein Reisevortrag.

Die angedachte Filmreihe soll nach Möglichkeit coronakonform im Garten stattfinden. “Ich habe lange recherchiert, um neue, unbekannte Filme zum Thema zeigen zu können”, sagt Frederike. Beim Salzgeber-Verleih wurde sie fündig. Die Filme sollen zum anschließenden Austausch einladen.

“Wir möchten unser Haus für neue Zielgruppen öffnen”, sagt Lisa. “Die Angebote von QueerePlatte richten sich auch an unsere Mitarbeiter*innen und sollen in das Programm des Kulturtreffs integriert werden.” Das Ziel ist es, regelmäßige Treffen von queeren Menschen zu etablieren und den Themenbereich auch zukünftig in die Angebote einfließen zu lassen.

QueerePlatte

  • eine Veranstaltungsreihe des Johannstädter Kulturtreffs, organisiert von Frederike von Bothmer. Weitere Infos auf der Webseite
  • Instagram: @queereplatte_dd und @jokt_e.v
  • kostenloser Online-Workshop am 10. Mai um 18 Uhr: Diversity für Anfänger*innen und Fortgeschrittene*, Anmeldung: anmeldung@johannstaedterkulturtreff.de
  • Filmtermine:
    28. Mai, 18.30 Uhr   UFERFRAUEN

    9. Juni, 19.30 Uhr   Futur Drei

    20.Juni, 17 Uhr   Viva

    24. Juli, 17 Uhr   Port Authority

    4. September, 17 Uhr Rafiki

Radfahrer angefahren und verletzt

eingestellt am 26.04.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

Ein Radfahrer ist am Käthe-Kollwitz-Ufer bei einem Unfall leicht verletzt worden.

Am Sonntagnachmittag war ein 81-Jähriger mit seinem Renault in Richtung Stadtzentrum unterwegs, als er beim Linksabbiegen an der Schubertallee einen Radfahrer erfasste, der in der Gegenrichtung unterwegs war.

Der Fahrradfahrer stürzte und wurde leicht verletzt. Die Polizei ermittelt zur genauen Unfallursache.

Das Seelsorgezentrum des Uniklinikums feiert 20. Jubiläum

eingestellt am 23.04.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Das Seelsorgezentrum auf dem Uni-Klinik-Gelände. Foto: Philine Schlick

Ende der 90er haben Freistaat, Kirche und Klinik auf dem Gelände des Carl-Gustav-Carus-Krankenhauses ein ökumenisches Seelsorgezentrum beschlossen. Es entstand ein Ort der Ruhe und Einkehr, exponiert platziert auf dem ehemaligen Standort der 1945 zerbombten Kirche im Innenhof. Vier Seelsorger*innen sind für die Patient*innen da: Bei der täglichen Arbeit geht es um Leben, um Tod und das breite Spektrum dazwischen.

“Jeder Moment darf Schönheit entwickeln. Auch das Sterben”, sagt Michael Leonhardi. Gemeinsam mit Katrin Wunderwald, Peter Brinker und Christoph Behrens steht er am Uniklinikum in Dresden für fast 1500 Patient*innen als Seelsorger zur Verfügung.

Seelsorger Michael Leonhardi. Foto: Philine Schlick

Seine Arbeit bedeutet heißt, begleiten, Raum für Gefühle und ihre Bewältigung zu schaffen. Er wird zu Taufen gerufen, hält Sterbenden die Hand und fungiert in Corona-Zeiten als Dolmetscher zwischen Patient*innen und ihren Angehörigen. Er hält die Brücke in Form des Telefonhörers – oder richtet ganz altmodisch Grüße aus.

Der Seelsorger empfängt in seinem Büro: Ein breites Sofa, viele Stühle, mit Bücherregalen gefüllte Wände, bodentiefe Fenster zum Garten hinter dem Zentrum, für das er nicht nur aufgrund seiner Architektur schwärmt: “Es ist etwas ganz Besonderes. An diesem Ort ticken die Uhren anders.”

Seelsorge war nur geduldet

Einen “Anders-Ort inmitten eines Anders-Ortes” nennt Peter Brinker frei nach Foucault das Seelsorgezentrum. Der Diplom-Theologe und Seelsorger hat die Entstehung des eigens gebauten Hauses “aus der zweiten Reihe” begleitet.

Das Zentrum wurde dort errichtet, wo bis 1945 eine Kirche stand. Eine Bombe zerstörte das sakrale Gebäude im Februar. In der DDR entschied man sich gegen einen Wiederaufbau und ließ die Überreste Anfang der 50er Jahre beräumen. Übrig blieb eine grüne Wiese.

Blick auf die ehemalige Kirche. Foto: Archiv Uni-Klinikum

Seelsorge fand im Krankenhaus zwar statt, hatte aber bis zur Wende einen wenig prominenten Posten in drei kleineren Zimmern unter dem Dach, erinnert sich Peter Brinker. Ein Raum für die Patientenaufnahme wurde für Andachten genutzt. “Seelsorge war geduldet, aber nicht erwünscht”, fasst er zusammen.

Momentaufnahme vom Neubau. Foto: Archiv Uni-Klinikum

Umso bedeutsamer war es, dass sich Ende der 90er-Jahre ein Förderverein mit Mitgliedern aus Kirche und Klinik gründete, der für die Seelsorge auf dem Uni-Gelände ein eigenes Gebäude schaffen wollte. Das  kam für viele überraschend, auch für Peter Brinker: “Auf einen Neubau hatte ich nicht zu hoffen gewagt.”

“Alle sind hier willkommen”

Zu Beginn der Initiative waren die finanziellen Möglichkeiten mehr als begrenzt. Das besserte sich im Jahr 2000, berichtet Peter Brinker. Sozialminister Hans Geisler sprach ehemalige SED-Vermögensmittel der Verwendung zu sozialen Zwecken zu. “So gab es einen Grundstock.” Im selben Jahr konnte der Verein einen bundesweiten Architekturwettbewerb ausrufen, den das Büro Kister, Scheithauer und Gross für sich entschied.

Das Kreuz erinnert an die historische Architektur Jerusalems. Foto: Philine Schlick

Architekt Kister war es auch, der das Kreuz über dem Altar in der Kapelle entwarf und sogar selbst brannte, erzählt Michael Leonhardi. Es ist aus rauer Keramik geschaffen und besteht aus verwinkelten Räumen mit Säulen, die an die Architektur der multi-religiösen Stadt Jerusalem erinnern.

Der Zugang zum den in erdfarbenen Tönen gehaltenen Andachtsraum beschreibt einen leichten Bogen, sodass sich der Raum in sich selbst zu winden scheint wie ein Schneckenhaus. Von außen ist er als raumgreifende Rundung gut zu erkennen. Er lädt unabhängig von Konfession oder Anliegen zum Verweilen ein. “Alle sind hier willkommen, ohne sich erklären oder rechtfertigen zu müssen”, sagt Leonhardi.

Blick von oben auf das Seelsorgezentrum mit Andachtsraum. Foto: Archiv Uni-Klinikum

Eine Pinnwand rechts vom Altar ist mit Zetteln gespickt. Dort schreiben Gäste ihre Wünsche und Sorgen auf. Sie werden in einem dicken Buch gesammelt. Mitunter entwickeln sich an dieser Stelle anrührende Dialoge. “Einmal stand als Wunsch auf einem Zettel: ‘Lieber Gott, bitte lass Dynamo gewinnen'”, erzählt Leonhardi. “Auf einem anderen Zettel darunter stand wenig später: ‘Dann müssen sie besser spielen! Gezeichnet, Gott.'”

Linkerhand befindet sich eine kreuzförmige Osterkerze. Darunter steht eine Schüssel mit Steinen. Hier können Gäste “Gewicht lassen”, wenn ihnen danach ist. Ein Stein verdeutlicht eine Bürde und wird unter der Kerze abgelegt. Wem danach ist, kann auch ein Licht entzünden und es auf einer kleinen steinernen Treppe platzieren.

Blick in den kleinen Altarraum. Foto: Philine Schlick

Michael Leonhardi erinnert sich: “An meinem ersten Tag, das war 2010, stand ich hier und habe eine Kerze angezündet. Über dem Haus setzte der Rettungshubschrauber zur Landung an. Das war so ein Gegensatz und ich dachte: ‘Beides rettet Leben.'”

“Der Ort bietet Raum für heilsame Begegnung”, erklärt Peter Brinker. “Er hat einen eigenen Charakter und bricht die vorherrschende Struktur.” Dabei fühlen sich Patient*innen von der Atmosphäre im Alltag ebenso angesprochen wie Mitarbeiter*innen der Klinik.

In einer eigens angefertigten Metallwanne können Steine als Symbol für Sorgen niedergelegt werden. Foto: Philine Schlick

Der “Sitz der Seele”

In direkter Nachbarschaft zu diesem Raum für Spiritualität und Ritual haben funktionale Räume ihr Quartier: Das Familienbüro hat hier ebenso seinen Sitz wie die Nachlassbearbeitung und die verschiedenen Seelsorger mit ihren Büros. Es gibt einen kleinen Saal für Konferenzen.

Da dieser Saal nach Mekka ausgerichtet ist, wurde er bereits von einer muslimischen Gemeinde zum Beten genutzt.

Das Gebäude fügt sich mit all seinen Aufgaben ein in den Korpus der Klinik – und ist insbesondere der “Sitz der Seele”, an dem starke Gefühle zusammenlaufen. Die Seelsorger*innen haben eine ebenso exponierte Position wie das Gebäude: “Wir arbeiten am Klinikum, sind aber keine Mitarbeiter”, beschreibt es Peter Brinker, denn die seelsorgerischen Angebote werden von der katholischen und evangelischen Kirche getragen.

“Lieber Gott, ich hau jetzt ab”

“Für einen Arzt im OP gehört die Distanz zum Beruf. Bei uns Seelsorgern ist es anders herum”, sagt Michael Leonhardi, der vorher viele Jahre als Dorf- und später Studentenpfarrer gearbeitet hat. “Ich bin ein Landei”, gibt er lächelnd zu. Dreizehn Jahre lang begleitete er eine Gemeinde in Nordsachsen. Ihm ist die ländliche Mentalität vertraut. Als einmal ein Schäfer hier im Krankenhaus lag und am allermeisten seine Tiere vermisste, konnte er diesen Schmerz gut verstehen.

Michael Leonhardi: “Die Arbeit entwickelt einen Sog.” Foto: Philine Schlick

Nach einem anspruchsvollen Tag in der Seelsorge zieht es ihn ebenfalls hinaus in die Natur. Beim Radfahren und Laufen bekommt er den Kopf frei. Wenn er die Klinik am Freitagabend verlässt, spricht er in der Kapelle ein Gebet: “Lieber Gott, ich hau jetzt ab. Du musst hier bleiben und aufpassen, bis ich am Montag wieder da bin.”

Er erinnert sich an einen Moment, als ein Patient verstorben war. Leonhardi lud den Arzt und die Schwestern zum Innehalten ein. Er beschreibt einen magischen Moment, an dem die Zeit kurz still stand, alle durchatmeten. Eine Schwester öffnete das Fenster: “So macht man das bei uns, damit die Seele raus fliegen kann.” Es sind Augenblicke wie dieser, die Michael Leonhardi meint, wenn er sagt: “Schönheit ist überall möglich.”

Herbert ist schnell genervt

Der fünfte Seelsorger, der in keinem Impressum auftaucht, ist nicht aus Fleisch und Blut. Er lebt von dem Atem, den man ihm einhaucht: Es handelt sich um Herbert, die Handpuppe.

Herbert ist schnell genervt und auch mal vorlaut. Genau deswegen ist er so beliebt. Foto: Philine Schlick

Michael Leonhardi bezeichnet ihn als sein alter ego, denn Herbert darf, was ihm nicht in den Sinn käme: Widersprechen, laut und genervt sein. Herbert ist die Ansprechperson für Kinder. Michael Leonhardi erweckt ihn zum Leben, um Kontakt aufzubauen, einen Verbündeten zu geben, der an die Regeln aneckt, belehrt und gleichzeitig belehrt werden darf. Es kommt vor, dass das Telefon klingelt und Herbert verlangt wird. Dann ist sind die beiden zur Stelle.

Ein Stückchen Weg gemeinsam gehen

Das Schöne an seiner Arbeit, sagt Michael Leonhardi, ist die Begegnung. “Alles, was berührt, stärkt. Auch wenn das eine gewisse Verletzlichkeit berge und deshalb Mut erfordere. Er hoffe für die nächsten Jahrzehnte, dass die Haltung, die in der Religion steckt, wiederentdeckt werde und durch alle Wirrnisse äußerer Verhältnisse tragen möge. “Darin liegt eine ungeheure Kraft.”

Eine ähnliche Vision teilt Peter Brinker: “Ich weiß nicht, welche Form der Seelsorge die Menschen in zwanzig Jahren brauchen werden”, sagt er. “Vielleicht ist es eine humanistische, eine buddhistische, eine muslimische? Aber ich wünsche mir, dass die Menschen im Klinikum offen bleiben für die Fragen, die über die medizinisch-technische Bewältigung von Krankheit hinausgehen.”

Im Hinblick darauf werden die vergangenen 20 Jahre mit vielen kleinen Veranstaltungen gefeiert.

Das Seelsorgezentrum am Uni-Klinikum feiert

  • Klinik-Gelände, Haus 50, zu erreichen über das Eingangstor an der Fetscherstraße 74
  • “Spurensuche”, Ausstellung von Sylvia Graupner, Vernissage am 27. April um 17 Uhr unter freiem Himmel. Mit Musik von Jan Heinke.
  • Christi Himmelfahrt wird vor dem Zentrum der “Himmelsbaum” von Birgit Merten gestaltet und lädt zu einem Spaziergang ein
  • Das Seelsorgezentrum im Internet

Verletzter Falke am Tatzberg vor Rabenangriffen gerettet

eingestellt am 22.04.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

Die Feuerwehr hat am Mittwoch einen flugunfähigen Falken geborgen.

Aufmerksame Passanten hatten die Feuerwehr verständigt, weil ein verletzter Falke von etwa acht Raben attackiert wurde und aus eigener Kraft nicht mehr wegfliegen konnte.

Mit einem Fangnetz wurde der Raubvogel gesichert und zur Wildvogelauffangstation transportiert, wo er weiter versorgt wird.

Im Einsatz waren zwei Feuerwehrleute mit einem speziellen Gerätewagen der Wache Übigau.