Bewohner auf Zeit am Sachsenplatz

eingestellt am 23.04.2024 von Gerd Gottwald (ZEILE), Headerbild: Erstes Kennenlern-Treffen im Garten des Johannstädter Kulturtreff Foto: Gerd Gottwald

Seit Mitte Januar beleben sich die Container-Unterkünfte (im Amtsdeutsch: „Mobile Raumeinheiten (MRE)“) am Sachsenplatz mit Asylbewerbern aus verschiedenen Ländern, vorrangig Afghanistan und Syrien. Bisher sind 60 junge Männer hier auf Zeit eingezogen. Damit ist die Unterbringung, die über 72 Plätze verfügt, nahezu ausgelastet. Da liegt es nahe, diese Menschen im Stadtteil zu begrüßen und zu einem gegenseitigen Kennenlernen einzuladen. Ein Netzwerk aus koordinierenden Vereinen traf sich auf Initiative von Clemens Hirschwald, Sozialamt der Stadt Dresden anlässlich der Veranstaltung im Johannstädter Kulturtreff am Nachmittag des 14. April bereits zum dritten Mal.

Gartentreffen mit Chorgesang

Der Chor singt im Garten des JoKT zur Begrüßung der Asylbewerber.
Video: Gerd Gottwald

Vorstellung von Akteuren

Im weiteren Verlauf stellten sich die verschiedenen Akteure der Stadt und des Stadtteils Johannstadt vor und luden die Neuankömmlinge ein, sich ein Bild von der Vielfalt des gesellschaftlichen Leben in der Stadt zu machen. Die etwa 30 jungen Männer, die der Einladung gefolgt waren, nahmen die Beiträge interessiert entgegen. Insgesamt war eine positiv aufgeschlossene Stimmung unter den vorwiegend Anfang bis Mitte Zwanzigjährigen, die gern die Gelegenheit wahrnehmen, sich weiter zu orientieren und nächste Schritte zu unternehmen, um selbständig zu leben. 

vier Personen unterschiedlicher Nationalität blicken auf das Publikum
Dolmetscher für drei Sprachen übersetzen alle Wortbeiträge. Foto: Gerd Gottwald

Interessant dabei war die Übertragung der einzelnen Redebeiträge in gleich drei Sprachen: arabisch, farsi und hindi. Neben dem Singasylum Chor (im Bild rechts) stellten folgende Akteure ihr jeweiliges Tätigkeitsfeld vor und luden zum Kennenlernen ein:

Gemeinsam Essen verbindet

Frauen des Café Halva im JoKT hatten ein umfangreiches Büfett an kulinarischen Köstlichkeiten aus der afghanischen und der ukrainischen Küche vorbereitet, welches allseits gerne angenommen wurde. Der Übergang zum Essen bot zugleich die niedrigschwellige Möglichkeit, in Kontakt zu gehen und sich kleinen gemischten Gesprächsgruppen an den Gartentischen anzuschließen. 

eine lange Tafel voller Speisen im Garten des Johannstädter Kulturtreffs; im Vordergrund eine große Metallschale voller Reis mit Gemüse
Das festlich gedeckte Büfett-Angebot. Foto: Gerd Gottwald

Tabletts voller Kuchen und Süßigkeiten
Neben Herzhaftem haben die Frauen des Café Halva auch jede Menge Süßes vorbereitet. Foto: Gerd Gottwald

eine kleine Menschenschlange steht am Bufett um sich mit Speisen tz versorgen
Das Büfett ist eröffnet. Foto: Gerd Gottwald

Im Anschluss wurde die Gelegenheit zu Austausch ausgiebig genutzt. Auf vielfältige Weise wurden Sprachbarrieren überwunden und Kontakte hergestellt.

Das Wichtigste ist eine Wohnung zu finden

Vor allem stellte sich heraus: Das Wichtigste, was die jungen Männer suchen, um ihr Leben selbstbestimmt zu führen, ist die Möglichkeit zu wohnen. Es werden dringend Wohnungen gesucht. Jegliche vermittelnde Hilfe wird dankbar angenommen.

Menschen, die Zimmer oder eine Wohnung vermitteln können, melden sich bitte gerne beim Verein Willkommen in Johannstadt (WIJ) unter :

Tel.: 01511 / 7882242
E-Mail: koordination@willkommen-in-johannstadt.de

Offene Sprechstunde, Hertelstraße 24 :  Mo 16 – 18 Uhr, Mi 12 – 14 Uhr

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Bildungspaket unterstützt einkommensschwache Familien beim Schulstart – Schüler erhalten 116 Euro für Schulartikel

eingestellt am 16.08.2023 von Andrea Schubert (Stadtteilverein), Headerbild: Zuckertüte, Foto: Andrea Schubert

Neue Hefte, Blöcke, Stifte, Sportsachen, Bildungsticket, Kennenlernfahrt… Das neue Schuljahr beginnt für die insgesamt rund 60.000 Dresdner Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern mit vielen Ausgaben. Bildungspaket unterstützt einkommensschwache Familien beim Schulstart – Schüler erhalten 116 Euro für Schulartikel weiterlesen

Deutsche Post verlässt die Gerokstraße: Kantine „Sachsendreier“ schließt (vorerst)

eingestellt am 05.06.2023 von Andrea Schubert (Stadtteilverein), Headerbild: Eingangsportal Post-Kantine, Foto: Andrea Schubert

Zum 05. Juni muss der Betrieb der Kantine in der Post eingestellt werden, darauf weist das Sachsendreier“ Team auf seiner Homepage hin. Deutsche Post verlässt die Gerokstraße: Kantine „Sachsendreier“ schließt (vorerst) weiterlesen

Essen statt wegwerfen – Beratungstag auf dem Wochenmarkt am Bönischplatz am 12. April

eingestellt am 08.04.2023 von Andrea Schubert (Stadtteilverein), Headerbild: Aufbau des Wochenmarktes in der Morgensonne. Foto: Daniel Becker

Seit einem Jahr engagiert sich die Landeshauptstadt Dresden verstärkt gegen Lebensmittelverschwendung. Um die Dresdnerinnen und Dresdner noch besser für das Thema zu sensibilisieren, finden seit Ende März Beratungs- und Informationstage auf den Dresdner Wochenmärkten statt. Essen statt wegwerfen – Beratungstag auf dem Wochenmarkt am Bönischplatz am 12. April weiterlesen

Elblounge “johann”: Hoffen auf 2021

eingestellt am 24.11.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Laura Girke vom Restaurant "johann". Foto: Philine Schlick

Im Mai eröffnet, im November geschlossen: Der “johann” steht dieser Tage leer. Wann wieder geöffnet werden kann, ist derzeit unklar. Es gibt Absagen und Verschiebungen. Laura Girke ist dennoch zuversichtlich, denn der Kalender 2021 ist gut gefüllt. “Wir schaffen das. Aber es wird hart”, sagt die Chefin.

Ein wenig gespenstisch wirken die weitläufigen Räume des im Mai neu eröffneten “johann” an diesem blassen Nachmittag. Die Stühle sind hoch gestellt, kein Licht brennt, es ist still und kein Essensduft ist zu erschnuppern. Mit der Schließung der Gastronomie seit Anfang November bleiben auch die Türen des lang herbei gesehnten Restaurants mit Elbblick geschlossen. Kein Tagesgeschäft, keine Hochzeiten – und der Weihnachtsbetrieb steht in den Sternen. Alle 25 Mitarbeiter*innen sind in Kurzarbeit. Wie verkraftet der junge Betrieb diese Härteprobe?

“Ich weiß genauso viel wie Sie”

Laura Girke empfängt trotz aller Widrigkeiten mit einem zuversichtlichen Lächeln. “Es war gut, dass wir im Sommer öffnen konnten”, sagt sie. Zwar erforderten die Umstände mehr Personal und damit mehr Kosten, aber Terrasse und Säle waren gut besucht. Auch Hochzeiten fanden statt. “Eigentlich werden solche Feiern ja lange voraus geplant, aber manche waren wirklich entspannt. Dann haben wir innerhalb von drei Wochen eine Hochzeit gezaubert”, sagt Laura Girke.

Im Gastraum des “johann” sind wegen des Teil-Lockdown die Stühle hochgestellt. Foto: Philine Schlick

Die letzten Tage vor dem Teil-Lockdown nutzen etliche Besucher*innen für ein Essen im “johann”. “Aber viele Gesellschaften kamen in der aufgrund der Bestimmungen anstatt mit den 30 angekündigten Gästen eben nur zu zehnt”, sagt Laura Girke. Planungssicherheit sei nicht möglich in dieser Zeit. Dazu kommen die sich schnell ändernden Regeln. “Wenn Gäste bei mir anrufen und sich nach der Lage erkundigen, kann ich immer nur sagen: ‘Ich weiß genauso viel wie Sie.”

Derzeit nicht im Fluss

Das große Martinsgans-Essen konnte nicht stattfinden, aber ein Großteil der Gäste, die reserviert hatten, nahmen das Angebot der “Gans to go” an. “Wir haben die Portionen in Vakuumbeutel verpackt, damit man sie gut erwärmen kann und noch was Süßes aus der Patisserie dazu gelegt”, erzählt Girke. Viele Gäste hätten aus Gründen der Solidarität nicht storniert, das habe sie zu schätzen gewusst. Auch zu Weihnachten soll ein Menü zum Abholen kreiert werden. Weitere Aktionen sind nicht geplant.

Im Sommer soll auf der Terrasse des “johann” wieder Betrieb sein. Foto: Philine Schlick

“Ich möchte nicht aus Aktionismus heraus handeln”, erklärt die Chefin. “Das würde mich platt machen.” Kosten und Nutzen müssen gut abgewogen werden. Schließlich müsse man dafür den ganzen Betrieb wieder hoch fahren. “Wir sind zur Zeit nicht im Fluss”, stellt sie fest. Nicht nur die Kasse, auch Kopf und Herz spielen da eine Rolle. Immer wieder planen und hoffen und dann absagen – das schlaucht. Bevor sie halbe Sachen beginne, wolle sie das Restaurant lieber geschlossen lassen.

Die Hoffnung liegt im neuen Jahr

Laura Girke nutzt die verordnete Betriebsruhe um die Buchhaltung zu erledigen, Pläne zu schmieden, zu koordinieren. Sie ist überzeugt: “Wir schaffen das. Aber es wird hart.” Der Dezember sei ein Monat, in dem man für das Frühjahr einen Puffer erarbeite. Auch seien mit dem Stillstand die hart erarbeiteten Errungenschaften des ersten halben Jahres passé. Sie versuche das Positive zu sehen: Es bleibt mehr Zeit für die Familie – ein wirklich ungewöhnlicher Zustand für eine Gastronomin in der nahenden Weihnachtszeit.

Die Hoffnung liegt auf einer Entspannung der Lage 2021. Foto: Philine Schlick

Auch sei der Gebäude-Eigentümer verständnisvoll und am Fortbestehen des “johann” interessiert. Von dieser Seite sei kein Druck zu befürchten. Außerdem, sagt Girke, sei sie überzeugt, dass nach dieser Krisen-Prüfung ihr Team so schnell nichts mehr erschüttern kann.

Das Telefon klingelt. Laura Girke ruft aus: “Vielleicht ist es ein Gast!” Die Kundin am anderen Ende der Leitung wünscht eine Verschiebung. Schon jetzt, sagt Girke bedauernd, würden etliche ihre Feierlichkeiten vom Frühling in den Herbst verlegen. Das bereite ihr Bauchschmerzen. Aber dann sagt sie: “Heute Nachmittag kommen noch zwei Pärchen, die an einer Hochzeitsfeier im nächsten Jahr interessiert sind.” Es gibt also einen Lichtstreifen am Horizont.

johann – Elblounge & Restaurant