eingestellt am 26.03.2024 von Gerd Gottwald (ZEILE), Headerbild: Die Johannstädter Variante des Kunstautomaten
Foto: Gerd Gottwald
Zur Einweihung der Erzählbank auf der Striesener Straße am 21.März gab es noch eine Überraschung: Unter der Abdeckplane erschien – neben der Bank – ein irgendwie bekannter und doch ungewohnter Kasten: ein Kunstautomat. Ein umfunktionierter altbekannter, rein mechanischer Zigarettenautomat in neuem Design und mit einer gesünderen Funktion. Frau Windisch, Mitarbeiterin der WGJ und Mitinitiatorin der Erzählbank hatte einen derartigen Automaten im Urlaub entdeckt. Spontan kam ihr die Idee, dass ein solches Exemplar doch auch etwas für die Johannstadt wäre, platziert neben der neuen Erzählbank. Gesagt, getan, ein Anruf bei der für diese Idee zuständigen KUNSTTICK AGENTUR und alles lief wie am Schnürchen.
Die Agentur betreibt, neben anderen Aktivitäten, allein in Deutschland bisher über 250 solcher Automaten und erklärte sich bereit, den fünften Automaten für Dresden in der Johannstadt aufzustellen und künftig zu betreuen.
Die Idee ist genial einfach und wirkungsvoll. Für 4€ erhalten Nutzerinnen eine Packung Kunst aus einer der zehn wählbaren Kategorien. In der Packung befindet sich ein Original Minikunstwerk samt Erläuterung zu Künstler oder Künstlerin. Einen Teil des Betrages geht direkt an die Kunstschaffenden, der Rest wird für den Betrieb der Automaten verwendet.
Frau Windisch erläuterte vor dem anwesenden Johannstädter Publikum begeistert Idee und Konzept des Automaten und nutzte gleich die Gelegenheit zur Demonstration, während erste Anwohnerinnen auf der neuen Erzählbank saßen.
Auf der kleinen Tafel direkt am Automaten finden sich weitere Hinweise zu diesem interessanten Projekt.
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eingestellt am 26.03.2024 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Poetischer Blick auf eine Bank, Foto: Anja Hilgert
Gastbeitrag von Katharina Haffner, 16 Jahre alt,
Schülerin der 10. Klasse am St. Benno-Gymnasium:
“Also, wie bin ich dazu gekommen, das Gedicht bei der Einweihung der Johannstädter Erzählbank vorzutragen? Ich habe in den letzten beiden Wochen ein Sozialpraktikum im Seniorenzentrum Amadeus gemacht und Frau Bochert, die Leiterin des Amadeus hat mich gefragt, ob ich das Gedicht nicht anlässlich der Feierlichkeit vortragen würde. Das habe ich getan!”
DIE BANK IN DER STADT
Eine Bank in der Stadt.
am Wegrand der Straße, im Park, auf Plätzen.
Oft unscheinbar, man sieht sie nicht,
hastet vorüber.
Ein andermal man sehnt sie sich,
findet sie nicht.
Eine Bank,
um auszuruhen
Pause zu machen
anzuhalten
zu sitzen
abzustellen
abzuschweifen
zu träumen.
Doch findet man sie und setzt sich
auf eine Bank in der Stadt,
mit Zeit,
dann ist man die Ruhe,
die man sonst nicht hat,
in der Hast der Stadt.
Man wird nicht gesehen,
doch man sieht selbst mit einem anderen Blick.
Man hat Zeit
zu betrachten
nachzudenken
auszuruhen
zu träumen,
die Hast zu beobachten,
die langsam verschwindet;
und man findet selbst die Ruh’.
Die Zeit bleibt stehen,
während die Welt sich weiterdreht;
in der Hast
auf einer Bank in der Stadt.
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eingestellt am 25.03.2024 von Gerd Gottwald (ZEILE), Headerbild: zahlreiche Johannstädter verfolgten die Zeremonie
Foto: Gerd Gottwald
Am 21. März war es nun endlich soweit: die Einweihung der Erzählbank, welche schon für den Herbst 2023 geplant war, konnte endlich stattfinden. Feierliche Einweihung der Erzählbank weiterlesen
eingestellt am 11.03.2024 von Andrea Schubert (BönischGarten), Headerbild: Bönischgarten im Spätsommer 2023, Foto: Andrea Schubert
Beitrag von Charlotte Pietzsch: Seit nun schon sieben Jahren gibt es den Bönischgarten in der Johannstadt auf der Fläche hinter Konsum: ein kleiner
Gemeinschaftsgarten, dem Dresdner Verein Ufer-Projekte e.V. zugehörig. Abschiedsjahr im Bönischgarten weiterlesen
eingestellt am 24.01.2024 von Torsten Görg (Stadtteilfonds), Headerbild: Wurzelernte auf dem Solawi-Acker (Foto: Axel Kunze)
Am Montag, dem 8. Januar 2024 blockierten zahlreiche Bäuerinnen und Bauern mit Traktoren unter anderem das Käthe-Kollwitz-Ufer in der Johannstadt. Grund für die Proteste war vor allem die geplante Streichung von Steuervergünstigungen und Subventionen. Über die Diskussion um staatliche Unterstützung und Besteuerung hinaus, stellt sich für Politik und Verbraucher*innen die Frage: Versorgung selbst organisieren – Solidarische Landwirtschaft sucht Mitglieder in der Johannstadt weiterlesen
eingestellt am 12.01.2024 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Für alles eine Geste. Foto: Anja Hilgert
“Blumen und Liebe, das gehört einfach zusammen”, so lautete das Credo von Manja Henkel in ihrem Blumenladen “Blumiges”, mit dem sie sich vor 16 Jahren in der Johannstadt selbständig gemacht hat. Nun wird die farbenfrohe Blumen-Insel in der Johannstädter Nachbarschaft fehlen. Die Floristin gibt ihr Geschäft zum Jahresanfang 2024 auf. Der Blumenladen ist ab sofort geschlossen.
Jahresanfang ohne Blumen
Ein recht deutlicher Schock war es, das Schaufenster jetzt zu Anfang Januar trist und leer geräumt zu sehen. Die Aufschrift gibt unzweifelhaft zu erkennen: ‘Dauerhaft geschlossen!’ Unverblümte Wahrheit: Der Johannstadt schwindet einer der schönsten Blumenläden.
16 Jahre Johannstädter Blumeninsel
Mit viel Liebe hat Manja Henkel Sträuße gebunden, Kränze gewunden, und für jeden Anlass die Blütenträume ihrer Kundschaft verwirklicht. Der Laden hatte ein eigenes, bezauberndes Flair. Guter Duft und bunte Farben heben die Laune, das war hier unter Beweis gestellt. Auf der nüchternen Wegstrecke zwischen Pfeifferhannsstraße und Thomas-Münzer-Platz stellte das Blumengeschäft einen Lichtblick dar, und an der Ladentheke blühte die Nachbarschaft in kleinen Gesprächen und Wortwechseln auf. Auch dafür trugen Manja Henkel und ihre Mitarbeiterin das Herz an der richtigen Stelle.
Blumenladen unter Druck
Nun ist er zu Ende, der Traum. Der Druck der Realität in den vergangenen vier Jahren war sehr groß. Die wirtschaftliche Lage habe sich im Blumenfachgeschäft erheblich verändert, d.h. de facto verschlechtert, gibt Manja Henkel zu erkennen. Nach verordneten Schließzeiten während Corona, mit gestiegenen Kosten durch die Inflation und einem jetzt geänderten Kaufverhalten der Leute zeichne sich die Lage unterm Strich als nicht mehr wirtschaftlich ab.
Einiges sei weggebrochen, sagt Manja Henkel: “Bei den Leuten ist in der Folge dieser Jahre weniger Geld in der Tasche und logischerweise kommt bei uns daher noch einmal weniger Geld an. Die Leute haben das Reisen nachgeholt, aber z.B. die Dankeschönblumen für die Gießpflege, die sind dann weggefallen. Auch die Zwischenbepflanzung, im Frühjahr, zum Herbst, wurde nicht mehr gemacht. Hier und da wird eingespart. Das ist in der jetzigen Zeit das Problem und es besteht erstmal auch im nächsten Jahr keine Aussicht auf Besserung.”
Ein Sommer ohne Rosen
Nachdem sie von Sommer zu Sommer geschaut hätten, sei jetzt der Moment, die Notbremse zu ziehen. So kam in einem Mix aus privaten und wirtschaftlichen Gründen unterm Strich die Entscheidung, dass es besser sei, den Laden zu schließen. “Ich hoffe und denke, es wandelt sich auch wieder zum Guten, auch wenn es noch ein bisschen dauert. Ich habe die Hoffnung auf neue, vielleicht auch junge Leute mit mehr Mut, wieder etwas aufzumachen.”
Für Manja Henkel ist die Floristik nun ad acta gelegt, jedenfalls was das Berufliche betrifft. Blumen gibt es noch im eigenen Garten und dazu mehr Zeit für die Familie. Also handelt es sich auch um eine Art Generationenwechsel?
Das Eck gegenüber der Bäckerei, die als letzte dort im Carée verbleibt, wirkt erstmal nackig. Bleibt abzuwarten, ob und dass etwas Neues entsteht. Die Hoffnung ist ausgesät.
Adé und alles Gute!
Wir wünschen der lieben Floristin und beherzten Blumenfrau alles Gute für Ihren weiteren Weg, auf dass Neues für sie aufleuchtet, so wie sie mit ihrem Laden für die hiesige Nachbarschaft ein deutliches Leuchten war.
Alles Liebe, Manja Henkel und vielen Dank für viele Jahre “Blumiges” in der Johannstadt!
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eingestellt am 09.01.2024 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Werner Ehrlich, aufgenommen am Pfingstsonntag 2018 von Bildermann.de/www.bildermann.de
Postum zu einem höchst engagierten Leben soll mit einer würdigenden Festveröffentlichung eines besonderen Menschen gedacht werden, der in erheblichem Maße für ein buntes Dresden gesorgt und auch in der Johannstadt große Dinge bewegt hat.
Ehemalige Wegbegleiter, Bekannte, Projektpartner und Freunde von Werner Ehrlich sind aufgerufen, beizutragen zur riesigen Stoff-Sammlung, die das umfängliche Leben und Wirken des Dresdner Originals beschreiben soll.
Einen Nachruf auf den 73jährig Verstorbenen hatte im Dezember 2021 Matthias Erfurth als Leiter des Johannstadtarchivs hier auf diesen Seiten veröffentlicht und damit eine bislang unvergleichliche Welle an Kommentaren ausgelöst, mit denen sich Menschen aus Dresden und der Ferne der Würdigung anschlossen.
AnEckdoten eines umfänglichen Lebenslaufs
Gesammelt werden nun “AnEckdoten für ein buntes Dresden”, Geschichten, Erinnerungen und Erlebnisse über den Menschen Werner Ehrlich mit seinen Schwächen und Stärken, die dann auf einer Website und in Buchform veröffentlicht werden sollen.
„Für die Sache“ soll im Mittelpunkt stehen, d. h. das uneigennützige bürgerschaftliche Engagement für andere, für kulturelle Offenheit und
Innovation, gegen Kleinkariertheit, für wunderbare und verbindende Erlebnisse, z. B. bei nichtkommerziellen Festen mit liebevollen Ideen …
Stellvertretend erwähnt seien „Jazz im Boxring“, die Kinderstraßenbahn Lottchen, der Tschechisch-Polnisch-Sächsische Projektemarkt zur BRN 1993
und das Johannstädter Elbefest, dem Stadtteilladen am Bönischplatz und das Plattenwerk Museum Gerokstraße.
Vielleicht gibt es Interesse eine Fußnote dazu beizutragen oder eine lebhafte Erinnerung von Begegnungen mit Werner Ehrlich?! Auch soll der Lebenslauf von Werner Ehrlich mit sämtlichen Aktivitäten, Gründungen, Ereignissen vervollständigt werden.
Die Initiatoren Jan Minack, Robert Ehrlich, Jürgen Czytrich, Joachim Mädlow freuen sich über jede Art der Rückmeldung, Kontaktaufnahme und Beiträge.
Weitere Informationen
Empfehlungen für Beiträge:
– Außenperspektive beachten: Beim Schreiben bitte auch an Leser/innen
denken, die Werner Ehrlich und Dresden nicht kennen.
– Langfristig: Die Leser/innen – auch junge – sollen auch in 30 Jahren
etwas mit den Geschichten anfangen können. Interessant scheint uns, die
Herangehensweise „Beschwert euch nicht über das Grau – stellt selbst was
buntes auf die Beine“ weiterzutragen.
– WENIGER IST MEHR. Das gilt für Textlänge und Fotos.
– Bei Fotos bitte den Fotografen bzw. die Bildrechte mitliefern und beachten.
Bei Fragen oder Hinweisen steht die Stadtteil-Redaktion gerne vermittelnd zur Verfügung: redaktion@johannstadt.de
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eingestellt am 30.12.2023 von Bertil Kalex (Stadtteilverein), Headerbild: Es werde Licht – Innenaufnahme von der altersschwachen Lichtanlage im Bärenzwinger, die nun ausgetauscht werden kann.
Foto: Joe Stottmeister
30 Unternehmen aus der Kultur- und Kreativbranche freuten sich in diesem Jahr über positive Zuwendungsbescheide aus der städtischen Kreativraumförderung in Höhe von insgesamt 100.000 Euro. 100.000 Euro für Dresdens Kreative weiterlesen
eingestellt am 24.12.2023 von Gerd Gottwald (ZEILE)
Dem Gedicht unseres 83-jährigen ZEILE-Lesers Julius aus der Wohnanlage Palmental (Gerokstraße 27) schließt sich die Redaktion des Stadtteilmagazins an, mit besten Grüßen an alle Leserinnen und Leser in der Johannstadt und darüber hinaus. Lyrik zum Jahreswechsel weiterlesen
eingestellt am 14.12.2023 von Gerd Gottwald (ZEILE), Headerbild: Bienenhonig aus der Johannstadt
Foto: Gerd Gottwald
Das Lösungswort: BIENENGARTEN
Wenige Tage nach Erscheinen der sechsten Ausgabe des Stadtteilmagazins ZEILE erreichten die Redaktion drei Einsendungen mit dem richtigen Lösungswort des Kreuzworträtsels. Auflösung Kreuzworträtsel ZEILE 6 weiterlesen
eingestellt am 06.12.2023 von Andrea Schubert (Stadtteilverein), Headerbild: Foto: Universitätsklinikum Dresden/Michael Kretzschmar
Am heutigen Nikolaustag, dem 6. Dezember, gab es eine ganz besondere Überraschung für die kleinen Patientinnen und Patienten auf den Kinderstationen des Uniklinikums Dresden.
eingestellt am 29.11.2023 von Torsten Görg (Stadtteilfonds), Headerbild: Grafik: Grit Koalick
Wenn überall in der Stadt die Weihnachtsmärkte öffnen, wird es auch in der Johannstadt besinnlich: Um die Weihnachtszeit im Stadtteil einzuläuten, organisieren seit 2016 jedes Jahr im Advent Bewohner*innen, Vereine und andere Institutionen im Stadtteil 24 Mitmach-Aktionen und laden die Nachbarschaft zum Feiern, Basteln und Beisammensein ein. Ab sofort finden Sie den Johannstädter Adventskalender in zahlreichen Geschäften und Einrichtungen im Stadtteil sowie online unter johannstadt.de/advent.
Vom gemeinsamen Brunch über Workshops, bei denen Nachbar*innen ihr Können weitergeben, Märchen erzählen oder Geschichten vorlesen, ein Theaterstück aufführen oder Lieder singen, bis hin zum Feiern und Tanzen, bietet der Johannstädter Advent auch in diesem Jahr wieder ein vielfältiges Programm für alle Altersgruppen. Die Angebote sind für alle offen und kosten keinen Eintritt. Die Veranstalter freuen sich jedoch über Spenden.
eingestellt am 12.11.2023 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Bronzeplastik "Lebensfreude" vor der Grundschule Johanna. Foto: Peter Weidenhagen igeltour Dresden
/// Beitrag von Andrea Peisker, gewählte Stadtteilbeirätin in Johannstadt, erschienen im Stadtteilmagazin ZEILE 4 “Freundschaft”, Frühjahr/Sommer 2022 ///
Tatsächlich ist mein heutiger Freundeskreis auch mit der Johannstadt verbunden – von vielen Bekanntschaften bis hin zur engsten Freundin. Mehr erzählen möchte ich allerdings über die längste Freundschaft von mir – die zur Johannstadt selbst. Sie hat den größten Teil meines Lebens geprägt.
Begonnen hat sie als lose Bekanntschaft in den 1970er Jahren. Ich kann mich noch gut an einen kleinen Familienausflug erinnern: Extra vom Stadtrand aus hin zum Bönischplatz, um die neu eröffnete kleine Ladenzeile zu bestaunen, die in den Häusern der Vorkriegsbebauung eröffnet wurde und für damalige Verhältnisse auch äusserlich schön gestaltet war.
Mitte der `70er Jahre vertiefte sich meine Bekanntschaft mit der Johannstadt. Mein damaliger Freund, nun schon 44 Jahre mein Ehemann, wohnte im Hochhaus gegenüber der Trinitatiskirche. In meiner Studienzeit war ich hin und wieder im Studentenwohnheim nebenan, weil nicht-Dresdner Kommiliton*innen dort wohnten. Da war mir noch nicht bewusst, dass ich wenige Jahre später in diesen Stadtteil ziehen und mein weiteres Leben hier verbringen würde.
Anfangs-Fremdeln beim Erstbezug in den 1970er Jahren
Tatsächlich habe ich anfangs ganz schön gefremdelt mit unserem neuen Domizil. Aufgewachsen war ich in einer Eigenheimsiedlung am Stadtrand. Nun also Johannstadt, Plattenbau: Da schlugen zwei Seelen in meiner Brust. Einerseits die große Freude über die Neubauwohnung auf der Pfeifferhannsstraße. Den Schlüssel erhielten wir just an dem Tag im September 1981, als ich mit unserer Tochter die Geburtsstation des Diakonissenkrankenhauses verlassen durfte. Für die Wochen der Renovierung kamen wir bei den Eltern meines Mannes auf der Gerokstrasse unter. Den ersehnten Kitaplatz für unseren zweijährigen Sohn erhielten wir praktischerweise direkt neben deren Haus.
Dann kam der Tag des Einzuges und nach der Euphorie auch meine Probleme. Im Babyjahr zu Hause vermisste ich ganz besonders den Garten am Haus. Auch war ich das Alleinsein tagsüber so nicht gewohnt – mein Mann auf Arbeit, unser Sohn in der Kita, die kleine Tochter schlief tagsüber noch viel. In meinem bisherigen Leben war immer jemand zum Reden da gewesen, Familie, Nachbarn. In den ersten Monaten kam ich mir vor wie in „Einzelhaft“.
Zum Glück dauerte dieser Zustand nicht all zu lange und ich fing an, Freundschaft zu schließen mit „meiner“ Johannstadt: Ich genoss den Blick vom Balkon der 6. Etage, u.a. auf die sogenannte „Modrow-Kaufhalle“. Praktisch, denn man konnte diverse Lieferfahrzeuge direkt sichten oder an der Warteschlange vor der Tür erkennen, dass es „etwas Besonderes“ geben musste…
Gelegenheiten in der Nachbarschaft
Bei warmen Temperaturen konnte man die Lebensfreude der mozambiquanischen Mitbewohner miterleben, lautstark zum Ausdruck gebracht auf den Balkonen im Wohnheim an der Ecke zur Florian-Geyer-Strasse.
Nach und nach ergaben sich Gelegenheiten zu einem kleinen Schwatz, z.B. mit einer jungen Frau beim Wäscheaufhängen hinter dem Haus, am Nachmittag auf dem Spielplatz an der Elbe oder mit einer sehr lieben älteren Nachbarin, die schon bald auch mal nach den Kindern schaute.
Es wurde zu einem Ritual der Kinder, den „Räuberweg“ an der Friedhofsmauer zu erobern. Im Gegensatz zum ehemaligen Plattenwerk gibt es diesen noch, aber der wilde Bewuchs ist stark reduziert und bietet kaum mehr Möglichkeiten zum Verstecken.
Lehrzeit an der 101.Oberschule
Das „Babyjahr“ ging zu Ende, unsere kleine Tochter auch in die Kita und ich wieder zur Arbeit. Obwohl eine Weisheit besagt ‚Wohne nicht im Schulgebiet, wo du Lehrer bist‘, hat dies bei mir 25 Jahre lang an der 101. Oberschule ganz gut geklappt. Im Kollegiumskreis entstanden neue, mehr oder weniger enge Freundschaften, die zum Teil bis heute fortbestehen. Mein Arbeitsweg bestand zehn Jahre darin, die Pfotenhauerstrasse zu überqueren. Dann wurde der Weg zur Schule etwas länger. Dafür war/ist die Wohnung auf der Florian-Geyer-Strasse viel größer, der Blick aus deren Fenstern grüner und geradezu idyllisch, wenn ein Dampfer auf der Elbe vorbei schippert oder sich im Dunkeln die Lichter der Neustadt darin spiegeln.
Und wieder Neubauten
Seit einigen Monaten gibt es einen Wermutstropfen: Nachdem durch den Bau des Altersheimes die Sicht auf das ‚Königsufer‘ weggefallen ist, schränkt nun der weitere Wohnungsneubau die Sicht auf die Elbe weiter ein, aber noch sehen wir sie. Immer inakzeptabler wird allerdings die Parksituation für uns Anwohner.
Auch mag ich nicht daran denken, was baumäßig im Innenhof passieren könnte, wenn der JohannstädterKulturtreff einmal umgezogen ist. Sehen wir dann vom Balkon vielleicht keine grüne Oase mehr…?
Bleiben werden wir wohl trotz allem in unserer mehrfach sanierten „Platte“ der WGJ. Freunde aus Hamburg waren erstaunt, wie gut es sich darin wohnen lässt – zumal sogar der Biergarten fußläufig erreichbar ist. Viele Leute haben uns im Laufe der Zeit schon beneidet um unseren Wohnort in der nördlichen Johannstadt, nah am Zentrum, und doch nicht mittendrin!
Auch meine mittlerweile engste Freundin ist nach dem viel zu frühen Tod ihres Mannes vor Jahren vom Dorfganz in unsere Nähe gezogen. Zu einer Nachbarin ist im Laufe der Jahre eine enge Vertrautheit entstanden, Schlüsseltausch inbegriffen.
Alle diese Freundschaften gibt man nicht freiwillig auf!
///// Da das Fortbestehen der ZEILE weiterhin ungesichert ist und es keine Aussicht auf weitere Hefte des Johannstädter Stadtteilmagazins gibt, werden bis zum Jahresende 2023 Beiträge aus den vergangenen Ausgaben in loser wöchentlicher Folge nun auch online veröffentlicht, im Versuch, aktuell Aufmerksamkeit und evtl. einen Ausweg für die unbestrittene Qualität der Arbeit der Stadtteilredaktion in Johannstadt zu erzeugen. /////
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