Weihnachten und Silvester sind die Zeit der Geschenke, des Schlemmens und des Feierns – und damit die Hoch-Zeit des Mülls. Die “orangefarbenen Engel” der Stadtreinigung bringt ihn für die Haushalte um die Ecke. Alles können sie jedoch nicht bereinigen. Eine schmutzige Auseinandersetzung mit einem leidigen Thema.
Grün, braun und schwarz sind die Tonnen, die regelmäßig von der Stadtreinigung Dresden geleert werden. Seinen Sitz hat das Unternehmen in der Johannstadt und ist damit ein Lokalmatador.
Susanne Kirsch, Pressesprecherin der Stadtreinigung, bestätigt, was angesichts überquellender Müllbehälter naheliegt: Zu Weihnachten und Silvester hat das Entsorgungspersonal besonders viel zu tun. Essen, Verpackungen und Gegenstände landen nicht nur massenweise auf dem Gabentisch, sondern auch in der Tonne. Oder daneben. In der Johannstadt, in der sich zahlreiche Ein- und Mehrfamilienhäuser finden, ist das Müllaufkommen höher als in anderen Stadtteilen, so Kirsch.
Auf die richtige Tonne kommt’s an
Probleme ergeben sich, wenn Autos den Zugang zu Mülltonnen versperren oder Tonnen mit “falschem” Müll befüllt sind. In diesem Fall wird der Behälter markiert und muss vom jeweiligen Eigentümer sortiert werden: Metall in der Gelben Tonne, Plastik im Biomüll, Elektronik im Restmüll: Solche Fehler behindern das umweltfreundliche Recyceln des Abfalls.
Der Inhalt der schwarzen Restmülltonnen wird von den orangefarbenen Lastern der Stadtreinigung zur Biologisch-Mechanischen Abfallaufbereitungsanlage (BMA) am Hammerweg verbracht. Dort wird der Inhalt sortiert und entwässert. Das Endprodukt der Prozesse ist Trockenstabilat, ein Ersatzbrennstoff, der alternativ zu fossilen Brennstoffen in Zement- und Kraftwerken verwendet wird. Der Heizwert des Stabilats, das lose oder als Pellet ausgeliefert wird, ist mit 12 bis 14 MJ je Kilo doppelt so hoch wie der von Braunkohle.
Der Rest vom großen Fest
Eine Extraportion Müll muss die Stadtreinigung am Ende des Jahres bewältigen. Für die ausrangierten Tannenbäume stehen Container bereit.
Das Aufsammeln der Raketen- und Böllerreste bleibt Besen und Kehrmaschinen überlassen. Diese rollen über Pflaster und Asphalt – was vorerst liegen bleibt, sind die Müllnester auf den Elbwiesen. Die Radwege an der Elbe werden nicht anlassgebunden, sondern zu ihren regulären Terminen gereinigt.
Am Neujahrsmorgen war zu beobachten, wie sich Spaziergänger*innen mit Mülltüten am Großreinemachen beteiligten. Eine sinnige Idee. Was allerdings kleinteilig im Gras, in Gebüschen oder auch im Fluss landet, bleibt ungezählt. So sehr die Johannstädter*innen ihre Elbwiesen, Tiere und Kinder und vor allem die Stille lieben – zum Silvesterabend wird das über Bord geworfen und einiges aufs Spiel gesetzt.
Verwunderlich ist besonders, dass volle Verpackungen und Flaschen enthusiastisch zu den Knallplätzen geschleppt werden – das Leergut jedoch regelmäßig an Ort und Stelle verbleibt, als wäre auf dem Heimweg eine Hand weniger frei.
Was übrig bleibt vom großen Rausch ist ein gehöriges Maß an Müll. Am Neujahrstag hatte die Stadtreinigung allein in der Innenstadt 25 Tonnen gesammelt – bis zum Mittag. Insgesamt wird mit bis zu 45 Tonnen gerechnet. Same procedure as every year. Von den Knalltraumata der heimischen Fauna ganz abgesehen.
Ein Johannstädter Feuerwerk …?
“Es ist ja der Witz am Rausch, dass er gegen die Vernunft ist”, stellt Elisabeth Raether richtig fest. “Für wenige Momente erscheint das Menschsein wunderbar und mühelos.” Nun, von allen Rauschzuständen ist die Böllerei wohl die fragwürdigste. Ein Feuerwerk bietet wenigstens einen Augenschmaus – aber dumpfes Knallen? Das liebe Geld …
Verfechter*innen der alljährlichen Böllerei berufen sich auf die Tradition, böse Geister zu vertreiben. Böse Geister haben nur dort Platz, wo der Mensch von allen guten verlassen ist.
Dass nun gerade diese unnachhaltigste aller Traditionen beibehalten werden soll, erscheint mir unverständlich. Alternativ böte sich ein Neujahrsgesang an. Ein Blaskonzert, Pauken und Trompeten. Eine Feuershow, eine Lampion-Lichterkette. Eine bunt angestrahlte Waldschlösschenbrücke.
Oder, um der pyrotechnischen Kunst zu frönen: Ein zentrales Johannstädter Feuerwerk, finanziert vom Stadtteil, gezündet vom Profi. Herzchen und das Logo des SSV Turbine, ein dickes “JO!”, Kleeblätter und den Elbebiber könnte man in den Himmel schießen, dreißig fantastische Minuten lang und sich dafür feiern.
Es bliebe Zeit, den Blick zum Himmel zu richten und in aller Ruhe zu staunen ohne die ständige Furcht, eine verirrte Rakete in den Kragen zu bekommen. Das Gefummel an der Lunte unterbliebe und beide Hände wären frei – für die Liebsten, das Smartphone oder um sie lässig in die Jackentaschen zu stecken. Sauberes Neues!
Tanne adé!
Folgende Container-Standplätze zur Weihnachtsbaumabgabe befinden sich vom 30. Dezember bis 11. Januar kostenfrei in der Johannstadt:
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- Blumenstraße/Arnoldstraße
- Bönischplatz
- Hopfgartenstraße/Gerokstraße
- Holbeinstraße (Nähe Permoserstraße)
- Marschnerstraße/Dinglingerstraße
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